Willst du mit mir ausgehen? von horo_koi ================================================================================ Kapitel 1: Willst du mit mir ausgehen? -------------------------------------- „Reeheeeen!“, rief HoroHoro durch das Haus und sah sich nach eben den gerufenen um. Ihm war langweilig, waren doch einige ihrer Freunde aus dem Haus und quasi nur sie zwei übrig. Erneut rief er nach Ren und sah in der Küche nach, doch auch da war der Chinese nicht zu finden. Dabei hatte er gehofft, dieser hatte nur wieder Durst auf seine über alles geliebte Milch gehabt. Seufzend fuhr er sich durch seine Haare und verrutschte dabei sein Stirnband, welches er sogleich neu schnürte. „Hast du ihn gefunden, Kororo?“, fragte er seine stetige Begleiterin, die von draußen angeschwebt gekommen war. Eifrig nickte sie. „Ko, Kororo!“, bestätigte sie dann noch mit Worten, woraufhin er zu grinsen begann. „Prima, dann los!“ Voller Tatendrang lief er durch das Wohnzimmer hindurch nach draußen in den Garten. „Reheeen?“, rief er seinen Kumpel und sah diesen abwartend an. Mit Sicherheitsabstand blieb er stehen und beobachtete den kleineren vor sich. Wieder einmal trainierte dieser, statt einfach mal eine Runde nichts zu tun, oder sich wenigstens mit dem Ainu zu beschäftigen. „Was willst du, HoroHoro?“, fragte Ren ihn direkt, jedoch ohne ihn anzusehen. Er war genervt, wie Horo an dessen Stimme vernahm, doch das störte ihn nicht. Grinsend setzte er sich auf den Rasen und sah zu Ren auf, der seine Hellebarde zusammenpackte. Wenn Horo in seiner Nähe war, würde er eh nicht mehr weiter zum Trainieren kommen. „Wollen wir nicht ausgehen?“, brachte dieser nun endlich sein Anliegen über die Lippen und grinste weiterhin vor sich her. Für einen kurzen Moment stockte Ren in seinen Bewegungen und sah HoroHoro an. „Du willst mit mir ausgehen?“, fragte er zur Sicherheit noch einmal nach, ob er sich nicht verhört hatte. Allerdings glaubte er nicht daran, so wie HoroHoro ihn ansah. „Jup“, antwortete dieser gelassen und sah Ren weiterhin an. Während HoroHoro sich nichts weiter dabei dachte, gerieten Ren's Gedanken durcheinander. Wusste der Ainu eigentlich, was er dort von sich gab? „Du weißt schon, was heute für ein Tag ist, oder?“, fragte Ren dann doch sicherheitshalber nach und verschränkte die Arme vor der Brust. Bason, der neben ihm herschwebte, hielt es für besser, dazu nichts zu sagen. Wieder erhielt Ren ein – jup – als Antwort, begleitet von dem Dauergrinsen, dass der Ainu im Gesicht trug. Rens Augenbrauen zogen sich zusammen, versuchten etwas in dem Gesicht Horo's zu lesen, was auf einen Scherz hindeutete, doch da war nichts. Keine Spur davon. Er schien einfach nur froh, ihn gefunden und gefragt zu haben. Sprachlos über diese forsche Art seines Gegenübers, setzte der Chinese sich in Bewegung und versuchte der Situation zu entkommen. Zu spät realisierte Horo, dass Ren sich nicht mit ihm beschäftigen wollte und lieber verschwand. Erst im Haus drinnen, bekam er Ren wieder zu fassen und sah ihn bettelnd an, als er ihn zu sich herumzog. „Ach bitte Ren, komm schon, lass uns ausgehen!“, bat er den Chinesen und sah ihn mit einem Hundeblick an, der wohl jeden erweichen würde. Augenblicklich wurde Ren rot und wandte seinen Blick wieder von den blauen Augen seines Gegenübers ab. „W-wo willst du überhaupt hin?“, fragte er Horo und war leicht ins Stocken geraten. Dieser begann zu grinsen, als hätte er gerade im Lotto gewonnen. „Ich weiß nicht, ins Kino und was essen. Da alle anderen auch unterwegs sind, wird Ryo ja sicher nicht kochen“, überlegte er laut und grinste weiter. „Können auch Chinesisch essen gehen, ist immerhin dein Lieblingsessen!“ Ren schluckte fest. Horo wollte also wirklich mit ihm ausgehen? Eigentlich hatte er angenommen, waren seine eigenen Gefühle einseitig und sowieso verboten, wenn er da nur an seine Familie dachte, doch so wie es schien. „Okay, lass uns gehen, aber du zahlst!“, bestimmte er und sah HoroHoro wieder an. Sein Blick glitt an dem Blauhaarigen hinunter. Das weiße Stirnband zierte wie immer seine Stirn, ein einfaches weißes Shirt seine Brust und auf seinen Hüften trug er eine dunkelblaue Jeans. Nichts besonders schickes, doch es stand dem Ainu eben unglaublich gut. Erschrocken sah Horo zu Ren. „Ähm, ja klar, mach ich“, stammelte er, während er innerlich schon am überlegen war, wo er arbeiten könnte, um das Geld wieder reinzuholen. Sie waren mittlerweile siebzehn und auch Anna verlangte Geld, wenn sie bei ihnen wohnten. Zwar nicht so viel, wie eine eigene Wohnung kosten würde, doch ging er nicht gern arbeiten. Gedanklich sah er sich schon bei irgendeinem Nachbarn den Einkauf tragen, oder den Zaun streichen, als Ren ihn wieder aus diesen holte. „Ich geh nochmal ins Bad, danach können wir los“, hörte er den Chinesen sagen, der sich von ihm abwandte und die Treppe nach oben lief. Sein Blick blieb dabei auf Ren's Rücken hängen, auf dessen er, durch das Loch in seinem Trainingsshirt, die lange Narbe sehen konnte. Diese Narbe hatte Ren so viel gekostet. „Ko?“, fragte Kororo, die vor seinem Gesicht aufgetaucht war. Sie hatte seinen traurigen Blick bemerkt und drückte sich, Trost spendend, gegen die Wange des Ainus. „Ich danke dir, Kororo“, lächelte er und schmuste einen Moment mit dem Kolopokulo. Während Ren sich noch kurz duschte, holte er seine Jacke und sein Geld, damit sie, sollte Ren fertig werden, los konnten. Es war schon komisch, dass außer ihnen keiner weiter im Haus war. Tamao war, soweit er mitbekommen hatte, mit Lyserg, Anna und Yoh verschwunden. Faust hatte wieder einmal mit Eliza turtelnd das Haus verlassen und Ryo war schon seit dem Abend zuvor nicht mehr bei ihnen gewesen. Seufzend machte er sich wieder auf den Weg nach unten. Kurz nachdem er dort angekommen war, war auch Ren so weit angezogen gefolgt. Sein Blick glitt über seinen Freund und wenn er es nicht besser wüsste, hätte er angenommen, Ren hatte sich etwas schicker angezogen als sonst. Mit einem seiner roten Shirts, die einen goldenen edlen Rand hatten und der schwarzen langen Hose, sah er zwar wie immer aus, aber dennoch, irgendwie auch anders. Er beobachtete, wie Ren sich seinen Schal umband und seinen Mantel anzog. „Was ist? Hast du es dir doch anders überlegt?“, fragte Ren, um den Blicken des Ainus zu entkommen, die ihn nervös werden ließen. Warum um alles in der Welt, musste Horo ihn auch an diesem einen speziellen Tag fragen, ob sie ausgehen konnten? Errötet wich er Horos Blick aus, der erneut zu grinsen begann. „Sicher nicht! Hier ist es einfach viel zu langweilig!“, grinste er und ging vor zur Tür, die er Ren offen hielt. Fest schluckte Ren, als er die Geste bemerkte und verschränkte abermals seine Arme vor der Brust. Da fiel ihm noch etwas ein. „Bason? Du kannst Zuhause bleiben, wir sehen uns nachher.“ Zwei verwirrte Blicke flogen zu ihm, die ihn nur noch mehr erröten ließen. „Was?“, fauchte er die Frage, die sich ihm aufzwang. „Aber, Meister Ren!“, hörte er Bason beginnen und auch HoroHoro sah ihn irritiert an. „Ähm gut, wenn Bason hier bleibt, Kororo?“, begann der Ainu und sah in die großen Augen seiner Gefährtin. „Ko?“ „Du bleibst auch hier und leistest Bason Gesellschaft“, beschloss er und sah wieder zu Ren. Wenn der Chinese seinen Geist nicht mitnahm, würde auch er Kororo nicht brauchen. Ren war immerhin auch so stark genug, um sie beide, wenn es sein musste, zu beschützen. Wobei er sich jederzeit vor Ren stellen würde, um ihn zu schützen. „Ko!“, hörte er nochmals Kororo, die sich dann an ihn klammerte. Lachend löste er sie von sich. „Im Kino wäre es euch eh langweilig und im Restaurant doch sicher auch. Ihr wisst doch, dass wir, wenn wir unter so vielen normalen Menschen sind, nicht viel mit euch reden können“, erklärte er seiner Freundin und lächelte sie an, sodass diese rot wurde und sich schüchtern unter ihrem Blatt versteckte. Ren wurde ein wenig neidisch, auf die Beziehung der beiden zueinander und erstrecht, nachdem er damals gesehen hatte, wer in Kororo schlummerte. Doch seit jenem Vorfall damals, hatte HoroHoro nie wieder über dieses Mädchen gesprochen, in das er einst verliebt gewesen war. In mancher Hinsicht, wie in dieser, war Horo ihm doch überlegen. Er selbst war zuvor nie verliebt gewesen, erst jetzt bemerkte er, wie es war zu lieben und das, ohne dass es der andere wusste. Ohne ein Wort zu verlieren, wandte der Chinese sich ab und ging aus dem Haus, hinaus an die frische Luft. Es war mittlerweile Abend und die Sonne war dabei unterzugehen. Allen Anschein nach, hatte er doch länger trainiert, als er angenommen hatte. „Bis später“, hörte er Horo, der sich von den Geistern verabschiedete, bevor er ihm folgte und neben ihm herging. Nervös huschte Rens Blick immer wieder zu dem Ainu, der ruhig wie ein Toter neben ihm herging. Tat der nur so, oder war der wirklich so ruhig, fragte er sich. Auf dem Weg ins Kino bekam er mit, wie gerade jemand aus einem Restaurant gestoßen wurde und als er dann auch noch eine Stimme meckern hörte, wusste er, wer da wohl gerade litt und etwas falsch gemacht hatte. Armer Yoh, dachte er sich und sah erneut verstohlen zu Horo, der zufrieden lächelnd neben ihm lief und keine Notiz von ihren zwei Freunden genommen hatte. „Man, hier ist ganz schön viel los, hoffentlich bekommen wir noch Karten“, riss Horo's Stimme ihn wieder aus seinen Gedanken. Seinem Finger folgend, der zum Kinotresen zeigte, atmete er gepresst ein. Vor ihnen standen mindestens dreizehn Pärchen. Während die Frauen begeistert auf das übergroße Kinoplakat sahen, sahen die Männer ziemlich mitleiderregend aus. Nur zwei von ihnen schienen sich mit ihren Frauen gemeinsam auf den Film zu freuen. Der Rest ging wohl nur der Liebe wegen mit. Seine Lippen verzogen sich zu einem schmalen Strich, während er sich weiter umsah und die Herzen sah, die hier und da, wie zufällig, drapiert worden waren und zu dem neuen Kinofilm, einer Schnulze, passten. „Die wollen doch nicht etwa alle in den Massaker Film, in den wir gehen, oder?“, flüsterte HoroHoro ihm zu und lehnte sich nur dichter an Ren, um nicht zu laut sprechen zu müssen. Kurz musste der Chinese erleichtert grinsen. Wie kam er auch nur ansatzweise auf den Gedanken, Horo wolle ihn in einen Liebesfilm ausführen? „Ich denke nicht, die sind wohl wegen des neuen sexy Schauspielers im Schnulzenfilm hier. Zumindest die Frauen“, erklärte er Horo, der ihn daraufhin komisch ansah. Hatte er etwas Falsches gesagt? „Mmh, gut so, dann haben wir wenigstens das Kino für uns allein“, grinste der Ainu dann wieder entspannt. Was für ein Herzklopfen er damit bei Ren auslöste, schien ihm gar nicht bewusst zu sein. „Ja, ein Glück“, flüsterte dieser und sah weg. Es dauerte nicht allzu lang, bis sie an der Reihe waren. Zwar würde ihr Film erst in fünfzehn Minuten beginnen, doch wenigstens waren sie nicht zu spät. „Zwei Karten für Kino drei, bitte“, bestellte Horo die Karten und wartete. Die Blicke der Kassiererin machten den Blauhaarigen ziemlich nervös, sodass er von einem Bein aufs andere wippte. „Was ist, musste aufs Klo?“, fragte Ren ihn, sicher war sicher, bevor der sich noch Einpinkeln würde, während sie warteten. „Nein, nein, hast du ihren Blick gesehen?“, fragte Horo stattdessen flüsternd. Rens verwirrter Blick war wohl nicht genug, weswegen er noch hinzufügte. „Wessen Blick?“ „Ach, egal“, winkte Horo ab, als er merkte, dass Ren wohl nicht aufgepasst hatte und wurde selbst etwas rot. Die Kassiererin hatte ihn doch allen Ernstes gutmütig angesehen, bevor sie ziemlich verschlagen gegrinst hatte. „Sir, soll es noch etwas sein?“, riss diese ihn aus seinen Gedanken, sodass er sie verwirrt ansah. „Wie? Ach so, ja, einmal großes Popcorn, einmal, nein, zweimal Nachos mit Käse, drei Cola und eine Packung Schokolinsen bitte!“, bestellte er noch dazu und grinste wieder sein typisches Grinsen. Vergessen waren die Blicke, die die Kassiererin ihm zuvor geschenkt hatte. Stattdessen sah er nun in ein relativ überfordertes Gesicht. „Ähm und bei Ihnen?“, wandte sie sich dann an Ren, der sie ansah, als wäre sie blöd. „Hat er schon mitbestellt“, antwortete er ihr, bevor sie von einem zum anderen sah und ernsthaft zu überlegen schien, ob das ein Witz war. „Ach, Entschuldigung, natürlich“, murmelte sie, und tippte schnell alles ab, bevor sie ihnen die Summe nannte und sie mit den Karten weiter zum Süßigkeitenstand schickte. Beladen mit all dem Zeug, gingen sie schließlich ins Kino hinein. „Willst du ernsthaft den ganzen Kram hier essen?“, wagte Ren sich doch zu fragen. „Klar, Kinofutter gibt es schließlich nicht oft“, antwortete Horo ihm lachend und schielte auf die Karten. „Hmm, Reihe C, Platz zweiunddreißig und dreiunddreißig“, murmelte er und versuchte über den Berg an Essen in seinen Armen die Zahlen auf dem Sitzen zu erkennen, was im Dunkeln gar nicht so leicht war, denn das Licht hatten sie noch nicht angeschaltet. Ren, der ebenfalls nach den Plätzen suchte, erstarrte, als ihm auffiel, dass es ausgerechnet der Pärchen Platz neben der Treppe und direkt an der Wand war. „Ah, hier ist es!“, rief Horo erfreut und grinste bald noch mehr als zuvor schon. Er wollte schon immer mal in einem dieser Sitze sitzen. Sie sahen immer so viel bequemer aus als die anderen und breiter. „Genial, da hat sie uns die besten Plätze gegeben“, freute er sich und stellte alles ab, wobei ihm etwas von dem Popcorn in die Käsesauce der Nachos fiel. Kurzerhand ließ er sich in den Sitz fallen und lachte gleich noch mehr. „Hey, Ren, ich wusste schon immer, dass diese Sitze der Hammer sind!“, freute er sich. Sie waren wirklich so bequem und geräumig, wie kein anderer im Kinosaal. Von nun an würde er immer in diesen Sitzen sitzen und seine Filme schauen. Ren, der noch immer wie angewurzelt im Gang stand, beobachtete den Ainu, der sich wirklich absolut keine Gedanken darüber machte, was er tat. Sich seinem Schicksal ergeben, ließ auch er sich langsam in das Polster fallen. Zugegeben, es war wirklich bequem. Dennoch, durch die fehlende Armlehne hatte er das Gefühl, Horo noch viel näher als in einem normalen Sitz zu sein. „Und hast du das gesehen? Das war so krass!“, ereiferte HoroHoro sich über eine weitere Szene, die sie gesehen hatten. Zu Ren's erstaunen, war der Film gar nicht so schlecht gewesen, obwohl er nicht allzu viel mitbekommen hatte. Viel zu sehr war er von Horo's Nähe abgelenkt gewesen. Sobald eine schreckhafte Stelle kam, hatte er entweder sein Essen über sie geschmissen, oder sich kurzzeitig an ihn geklammert. Letzteres hatte seinem schnellen Herzschlag nicht gerate gutgetan und so war er jetzt auch, sehr zu seinem missfallen, ziemlich müde. Hatte denn nur er allein Herzklopfen? „Das war doch krass, oder?“, hörte er Horo neben sich leiser fragen. Täuschte er sich, oder klang der Blauhaarige gerade besorgt? „Ja, war es, wobei wir schon noch schlimmeres erlebt haben“, gab er sich mühe zu antworten und den Kontext zu verstehen. „Mmmh, stimmt schon. Mir fällt da sofort etwas sehr viel Schlimmeres ein“, flüsterte der Ainu bedrückt und sah nach vorn, noch seine letzten Reste des Popcorns in der Tüte tragend. Nachdenklich sah der Chinese seinen Freund an, bevor er wieder nach vorn auf den Weg sah und schwieg. Auch HoroHoro sah zu Ren, als er bemerkte, dass dieser zu zittern schien. Kein Wunder, es war wirklich kalt geworden, da der Wind zugenommen hatte. Wenn er dann noch daran dachte, wie dünn Ren's Oberteil unter dem Mantel war, wunderte es ihn noch weniger. Doch ein weiterer Blick nach vorn zeigte ihm, dass sie schon am Restaurant angekommen waren. Auch hier schien alles ziemlich voll zu sein und so langsam hatte der Ainu das Gefühl, dass er irgendetwas übersehen hatte. „Guten Abend, wir hätten gern einen Tisch zu zweit“, grüßte er den Mann, der die Reservierungen und Tische verwaltete, nachdem sie eingetreten waren. „Guten Abend Sir, haben sie reserviert?“, fragte er Horo und besah sich auch Ren, der seinen Blick abgewandt hatte und den Kerl nicht weiter beachtete. „Ähm, um ehrlich zu sein, nicht, nein.“ Und wenn er sich so umsah, wäre es sicherlich klüger gewesen. „Mmh“, machte der Typ nachdenklich und sah in seinem Buch nach. Ren verdrehte die Augen. Es war offensichtlich, was der Kerl dachte und leider musste er ihm zustimmen. „Sie haben Glück, das Paar für Tisch zehn hätte schon vor einer halben Stunde hier sein müssen und die Frist, den Tisch noch wahrzunehmen, läuft genau jetzt ab“, sagte er, nachdem er eine künstliche Pause eingelegt und auf seine Uhr gesehen hatte. „Der Tisch dort hinten am Fenster ist es“, deutete er noch an und wandte sich dann schon den nächsten Gästen zu, die hinter ihnen eingetreten waren. Ren wartete nicht länger und lief auf den Tisch zu, dass Horo ihm nicht sofort folgte, bemerkte er erst, als er schon am Tisch war. „Entschuldigen sie, könnte ich sie noch etwas fragen?“, begann Horo nervös, als er sich nochmal an den Typen wandte, der alles kontrollierte und die nächsten Gäste auf ihre Plätze wies. „Mmh“, murrte dieser nur, um zu bestätigen, dass er zuhörte. Horo's Nervosität stieg nur noch mehr an. Es dauerte einen Moment, bis er sich überwand zu fragen. „Welcher Tag ist heute?“ Perplex sah der Mann ihn an und grinste dann. „Das sollten sie doch wissen, wenn sie mit ihrem Liebsten in ein Restaurant gehen, am Valentinstag“, antwortete er langgezogen und sah Horo dabei aufmerksam an, der immer blasser wurde. „V-Valentinstag“, stotterte dieser und schielte leicht zu Ren. Verdammt, was hatte er sich nur dabei gedacht? Wieso war es ihm nicht aufgefallen? Überall liefen Pärchen rum, Herzen und Blumen in fast jedem Schaufenster und dann noch ihre Freunde. Faust und Eliza so verliebt, Yoh der mit Anna auf ein Date ging und Lyserg mit Tamao. Ihm wurde schlecht. Wusste Ren das? Wollte er ihn ärgern, ihn auflaufen lassen? Fand er es lustig, ihn so auflaufen zu lassen? Fest schluckte er, bis das Räuspern des Mannes ihn wieder zurückholte. Auffordernd sah er Horo an. „Ach, ähm, danke, schätze ich“, flüsterte der Ainu leise und schlurfte zu ihrem Tisch. Sein Herz schlug viel zu schnell, je näher er Ren kam. Er hatte das Gefühl, dass dieser seinen Herzschlag schon von weitem gehört haben musste. Bemüht sich nichts anmerken zu lassen, grinste er, als er sich setzte. „Tschuldige, hab noch gefragt, wo hier die Toiletten sind, glaub die zwei Cola waren etwas zu viel“, versuchte er sich zu erklären, scheiterte jedoch, als er sah, dass Ren seine Augenbraue hochzog und die Arme vor der Brust verschränkte. Auf alles gefasst, sah er in die goldenen Augen, die ihn immer an eine Katze erinnerten, doch zu seinem Erstaunen wandte Ren seinen Blick nur von ihm ab und sah aus dem Fenster. „Ähm, Ren, wenn du das hier nicht willst, ich meine, du musst dich nicht, wir können auch gehen“, flüsterte er unsicher. Ren's Verhalten und die Tatsache, dass Valentinstag war, verunsicherten ihn plötzlich ungemein. „Nein, ich hab hunger, danach können wir gehen“, vernahm er leise Ren's Stimme. Irgendwie fühlte er sich erleichtert, dass sie doch noch zusammen essen würden, bevor sie nach Hause gingen. Angestrengt überlegte er, wie er die aufkommende Stille unterbrechen konnte, doch fiel ihm absolut nichts Sinnvolles ein, weswegen er entschied, einfach das nächst beste zu sagen, was ihm durch den Kopf ging. „Wärst du lieber in den Liebesfilm mit dem sexy Typen gegangen?“ Okay, er gab zu, es war doch nicht das beste, das zu sagen, was ihm gerade durch den Kopf ging. Doch wenn er so darüber nachdachte, hatte Ren ziemlich abgelenkt vom Film gewirkt. Vielleicht wäre er wirklich lieber in den Liebesfilm gegangen? „Wie kommst du darauf?“, bekam er zurück und beobachtete, wie Ren eine Augenbraue hochzog, sich seine Augen aber zu Schlitzen verzogen, als würde er nur auf eine falsche Antwort warten. „Ach, nur so, ich meine, du wirktest abgelenkt und in dem anderen Film war immerhin dieser Schauspieler, der nicht schlecht aussah“, versuchte er sich herauszureden und grinste schief. Bevor Ren jedoch antworten konnte, erlöste die Bedienung die beiden, die ihnen eigentlich nur die Karte bringen wollte. Ren jedoch wusste schon, was er essen würde und bestellte sogleich für Horo mit, kannte dieser sich schließlich nicht mit der chinesischen Küche aus. Er bedankte sich noch bei der Frau, die Horo ein wenig zu lang für seinen Geschmack angesehen hatte und antwortete dann diesem, dabei seine Reaktion genaustens beobachtend. „Ich kenne jemanden, der deutlich besser aussieht als dieser Typ, der halbnackt auf dem Plakat zu sehen war.“ Perplex sah Horo zu Ren. Hatte Ren gerade gesagt, dass er jemanden gutaussehend fand, den er kannte? Erneut begann sein Herz in die Hose zu rutschen. Warum sah er ihn dabei auch noch so an? Ihm wurde heiß, bekam er Fieber? „Ich, ich geh mal eben aufs Klo.“ Schneller als er wollte, war er aufgestanden und Richtung Toiletten gelaufen. Sein Herz schlug so schnell in seiner Brust, dass er sich sicher war, dass Ren es gehört hatte. Im Badezimmer angekommen, stützte er sich auf dem Waschbeckenrand ab und sah in den Spiegel. Sein Atem ging schwer und unregelmäßig, was wohl an seinem wild pochendem Herzschlag lag, den er versuchte zu kontrollieren. Hatte Ren ihm gerade gesagt, dass er jemanden gut fand? Und meinte er damit vielleicht sogar ihn? Sein Blick blieb auf seinen eigenen Augen hängen, die ihm im Spiegel entgegen starrten. Konnte es sein? Wenn es so war, sollte er dann den Mut haben und ihn fragen? Aber was, wenn Ren jemand ganz anderen meinte? Oder wenn Ren doch auf ein Mädchen stand? Nein, dass hätte er mitbekommen, dachte er. Außerdem, wenn der Tao ihn nicht mögen würde, wäre er doch gar nicht erst an einem solchen Tag mit ihm ausgegangen, oder? Ren schien immerhin genau zu wissen, was für ein Tag dies war und noch dazu schien auch er des öfteren eher verlegen gewesen zu sein, also würde er sich auch nicht über ihn lustig machen. Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder beruhigte und sich mit dem neu gefassten Mut zurück wagte. Als er zurückgekommen war, war das Essen längst an ihrem Tisch, doch Ren schien auf ihn gewartet zu haben, sodass sie gemeinsamen begannen zu essen. Keiner sprach ein Wort und es war, als wäre die Leichtigkeit des Nachmittags vollkommen verflogen. Immer wenn er zu Ren sah, sah dieser auf sein Essen, oder aus dem Fenster. Eine bedrückende Stille war alles, was noch übrig geblieben war, obwohl er neuen Mutes gewesen war, als er die Toilette verließ. Doch egal was er sagen wollte, es passte alles nicht zu der Situation in der sie sich befanden und noch einmal wollte er nicht so etwas dämliches sagen. Auch als sie gezahlt und sich auf den Weg nach Hause gemacht hatten, liefen sie nur schweigend nebeneinander her. Dabei fiel Horo erneut auf, dass Ren zitterte und sich die Hände rieb, um sie warmzuhalten. Die Stille zwischen ihnen machte ihn fertig und so beschloss er, Ren wenigstens nicht frieren zu lassen. Das war seine Chance, dachte er sich und zog seine Jacke aus. Ren vernahm ein Rascheln neben sich und plötzlich spürte er, wie seine Schultern schwerer wurden. Überrascht sah er zu Horo und erkannte, dass dieser ihm seine Jacke gegeben hatte. Leicht errötend, weil dieser ihn wieder mit einer leichtigkeit angrinste, wollte er sich schon bedanken, wusste er doch, dass den Ainu die Kälte längst nicht so zusetzte wie ihm selber. Allerdings blieb es ihm im Hals stecken, als Horo seine Hand ergriff und seine Finger mit seinen eigenen verschränkte. „Ich dachte, also, dir ist kalt und“, begann er und brach ab, holte jedoch nochmal Luft und sprach schließlich weiter. „Wenn du deine andere Hand in die Jackentasche tust, sollte dir wenigstens etwas warm werden“, flüsterte er und sah zum Himmel, der mit tausenden von Sternen bedeckt war. Sterne, sie beide mochten sie sehr und erkannten die Bedeutung jener. Selbst liebe der Tao die Sterne und hasste die Autos und anderen Erfindungen, die es schwer machten, sie zu sehen. Doch gab er zu, dass er sie in Japan noch eher sehen konnte, als in China. Ein Stern, der ganz besonders funkelte, erinnerte ihn immer an Horo und dessen Grinsen. Leicht lächelnd betrachtete er diesen, während er seine andere Hand, wie Horokeu es ihm sagte, in dessen Jackentasche steckte. „Ren, heute ist Valentinstag und ich“, setzte er erneut an etwas zu sagen. Es fiel ihm schwer, die passenden Worte zu finden. Sicherlich hatte Ren von Anfang an gewusst, was für ein Tag das war, er hatte ihn schließlich selbst noch gefragt, ob er es denn wüsste. Er fühlte sich dumm, dass er das nicht mitbekommen hatte und dennoch war er froh, denn sonst hätte er nicht den Mut gehabt, den Chinesen nach einem Date zu fragen. Noch dazu war es leichter gewesen, als niemand sonst um sie herum war. „Es ist ein Tag, wie jeder andere auch“, hörte er Ren ihm schließlich antworten. Der Chinese wusste, ahnte, dass HoroHoro nicht so fühlte wie er selber, weswegen er ihm Freiraum schaffen wollte. Er sollte sich nicht genötigt fühlen, etwas zu sagen, was er nicht auch wirklich so meinte. Ihm war schließlich seit dem Restaurant klar, dass Horokeu nicht gewusst hatte, was für ein Tag es überhaupt war. Sachte löste er seine Hand aus die des Ainu und lief kaum merklich schneller. Auch wenn er wusste, dass Horo nicht so fühlte wie er, war seine erste Liebe immerhin eine Frau und würde es wahrscheinlich auch immer bleiben, so schmerzte es ihn, dass er sich insgeheim Hoffnungen gemacht hatte, als er zu diesem Ausflug überredet wurde. „Ren?“, flüsterte Horo. Was war los? Noch eben wollte er Ren sagen, was er dachte und nun lief dieser weg? Wieso wurde es immer nur so kompliziert zwischen ihnen? „Ren, jetzt warte doch mal!“, rief er ihm nach und begann ebenfalls schneller zu werden. Doch statt stehenzubleiben, wurde Ren nur noch schneller, sodass er fast schon hinterher rannte. „Ren! Verdammt, jetzt warte!“, rief er erneut und versuchte seinen Freund am Arm zu packen. Wieso war der auch so schnell? „Worauf? Denkst du, ich bin blöd? Denkst du, ich habe nicht gewusst, dass du nicht weißt, was für ein Tag heute ist?“ Erschrocken zuckte HoroHoro zusammen, als Ren plötzlich stehen blieb, sich zu ihm umdrehte und ihn anschrie. „Ren, das“, begann er, wurde jedoch wieder unterbrochen. „Du brauchst dir keine Sorgen machen, ich weiß, dass du auf Frauen stehst, es war also nur ein ganz normaler Tag, klar!“, fuhr Ren ihn wieder an und setzte dann seinen Weg fort. Er war verletzt. Verletzt, weil er zugelassen hatte, dass seine Gefühle Achterbahn fuhren. Verletzt, weil er sich nicht selbst davon abgehalten hatte, an diesem Tag mit diesem Baka unterwegs zu sein. Sein Vater hatte recht, Liebe machte schwach, Liebe durfte es nicht geben, nicht für ihn, einen Tao. Er hörte nicht, wie Horo erneut nach ihm rief, viel zu tief gingen seine Gedanken an die Predigten seines Vaters, die ihm eingeprügelt wurden. Irritiert war der Ainu einen weiteren Augenblick stehen geblichen, machtlos auch nur ein Wort zu sagen. Es stimmte, er stand auf Frauen, aber nicht nur. Mittlerweile liebte er einen Mann und nicht nur irgendeinen. Er liebte den wohl kompliziertesten Kerl, den er je kennenlernen durfte. „Ren“, whisperte er leise, ohne das dieser ihn hörte. Doch, wenn der Tao sich solche gedanken machte, hatte es doch etwas zu bedeuten, oder? Dann hatte er doch eine Chance? Schnell lief er wieder los, dem Chinesen hinterher, der schon wieder vor ihm davon lief. „Ein Tao liebt nicht, niemals“, wisperte er leise, bevor Horo ihn endlich erreicht hatte und gegen den nächsten Zaun drückte, um ihn nicht wieder entkommen zu lassen. „Ren, sieh mich an“, forderte er den Kleineren auf, doch hörte dieser nicht. Sein Blick war starr geworden, so als hätte er sich selbst verloren. Horo kannte diesen Blick, er hatte ihn schon einmal gesehen. Damals war Ren zu nichts mehr in der Lage, gefangen in seinen Erinnerungen. Doch so würde er ihn nicht lassen, er musste jetzt Mutig sein, für sie beide. Tief holte er Luft, bevor er sprach. Sein Herz pochte dabei so kräftig, dass ihm ganz schwindelig wurde. „Ren, ich liebe dich, auch, wenn ich nicht wusste, was heute für ein Tag ist, ich liebe dich! Nur deswegen wollte ich mit dir ausgehen.“ Je weiter er sprach, desto ruhiger wurde er, bis seine Worte nur noch ein Flüstern waren. Ren regte sich noch immer nicht, sodass er doch wieder wütend wurde. „Verdammt, Ren!“ „Ein Tao liebt nicht, niemals!“, hörte er ihn erneut sagen, doch dieses Mal sehr viel kräftiger. Als er wieder in Rens Augen sah, schluckte er schwer. Nein, Ren's Vater würde nicht bekommen, was er wollte. Kräftig drückte er Ren erneut gegen den Zaun, sodass dieser wütend seinen Blick hob und ihn anfunkelte. Gut so, so wollte er Ren's Augen sehen. „Was soll das?“, fluchte er und versuchte sich von HoroHoro zu befreien. Ein Stoß und Horo stolperte zwei Schritte zurück. Ren hatte ihm in die Rippen geschlagen und das mit einer Kraft, die er nicht erwartet hatte. „Verpiss dich, Ainu! Verkriech dich wieder unter deinen Blättern, aber lass mich zufrieden!“, hörte er Ren fauchen. Er war wirklich wie eine Katze. Eine Katze, die sich bedroht fühlte, doch war er selber nicht die Maus, die sich verzog. Nein, er war der Hund, der knurrend auf die Katze zu ging, um ihr zu zeigen, wer von ihnen der stärkere war. „Ich kann dich nicht zufrieden lassen, verdammt!“ „Verpiss dich!“ „Nur, wenn du mit kommst!“ Ren stockte. Was taten sie hier? Sie hatten sich schon oft gestritten, doch das hier war anders. Horo wählte seine Worte mit bedacht. Seine Augenbrauen zogen sich nur noch mehr zusammen, während er den Blauhaarigen ansah. Für einen Moment schwieg er, während er sich dazu entschied, seine nächsten Worte ebenso mit bedacht zu wählen. Worte, von denen er wusste, dass der Ainu sie nicht verstehen würde, da er kein Chinesisch konnte. Dennoch war es die beste möglichkeit für ihn, ihm das zu sagen, was er dachte, was er fühlte, ohne sich komplett bloßzustellen. Dass HoroHoro längst sagte, was er für ihn, Ren Tao, empfand, hatte er in seinen Gedanken versunken, gar nicht mitbekommen. Er würde jetzt sagen, was er fühlte und sich einen Fluchtweg schaffen, ohne sich mit Horokeu zu prügeln. „Wǒ ài nǐ und jetzt lass mich in Ruhe!“ Horo sah zu, wie Ren sich wieder von ihm abwandte und ergriff schnell seine Hand, bevor er ihm antwortete. „Ich liebe dich auch, Ren und ich lass dich erst in Ruhe, wenn du das endlich verstehst!“ Sein Blick wurde weicher, während er Ren betrachtete und zusah, wie die Erkenntnis ihn traf. „Du“, begann der Chinese und weitete ungläubig seine Augen. „Seit wann kannst du Chinesisch?“, fragte er überfordert und unfähig Horos Worte wirklich zu verstehen. Waren seine Gefühle doch nicht allein? „Kann ich nicht“, begann Horo und lächelte leicht verlegen, während er auf Ren zu ging und seine Hände auf dessen Oberarme legte. „Ich habe nur diese drei Worte von Run gelernt, um sie dir irgendwann sagen zu können“, flüsterte er und beugte sich vor. „Ich hasse dich dafür, dass du mich so hast fühlen lassen“, knurrte Ren und zog Horo an seinem Shirt Kragen näher zu sich. Leise lachte Horo, bevor er Ren wieder angrinste und ihm einen Kuss auf die Nasenspitze drückte. „Du bist ja auch der Teufel persönlich“, antwortete er noch, bevor er sich eilig von dem Chinesen entfernte, dessen Wut so deutlich auf seiner Stirn pochte, dass er mit seinem Haarzacken sicherlich Morde begehen konnte. „Horokeu Usui, dafür bist du fällig!“, blaffte Ren und rannte hinter dem Ainu her, der lachend davon lief. Sie waren eben keines dieser romantischen kitschigen Paare auch, wenn die Art, wie sie sich schließlich die Liebe gestanden, nah dran war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)