Loyalität von SeiKaze (Wie Steter meinen NanoWriMo 2020 gekapert hat #1) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Stiles konnte nicht glauben, was er während des Pack-Meetings über sich ergehen lassen musste. Es fühlte sich beinahe an wie ein Tennismatch zwischen mehr als zwei Personen. Oder als wäre er eine heiße Kartoffel, die keiner lange in der Hand behalten wollte. Niemand wollte für ein kleines Kind verantwortlich sein. Oder es wollte eher niemand für einen Stiles in Kindergröße verantwortlich sein. Dabei war er das Opfer in dieser Situation. Mehr als einmal sogar. Er war der, den der verdammte Fluch der Hexe getroffen hatte. Er war derjenige, der weder bei seinem Vater, noch Scotts Mum unter kommen konnte, bis der Fluch seine Wirkung verlor - wie lange auch immer das dauern mochte. Beide waren mit ihrer Arbeit beschäftigt. Leben retten und so. Ultra wichtig. Wichtiger als er. Er war derjenige, der immer noch er selbst war, wenn auch in einem jüngeren Körper, und darum sehr deutlich verstand, was seine so genannten Freunde, sein so genanntes Rudel, diskutierten, während er in für ihn untypischer Stille da saß und mit geballten Fäusten auf die endgültige Entscheidung wartete was mit ihm passieren sollte. Es hatte noch nicht einmal jemand versucht mit ihm zu reden, seit er wieder aufgewacht war. Also wusste auch niemand, dass er noch immer er selbst war, wenn auch in einem kleineren Körper. Er hatte zu Anfang kein Problem damit gehabt die Anderen im Dunkeln darüber zu lassen. Er hatte es zuerst sogar lustig gefunden und hatte den überraschen wollen, der sich dafür entschied sich um ihn zu kümmern. Jetzt wollte er sie einfach nur noch anschreien, wegen ihrer Dummheit, wollte das Loft einfach verlassen und alleine nach Hause gehen. Es wäre für ihn sicherer, wenn er Zuhause wäre, versteckt unter seiner eigenen Bettdecke, als wenn er sich in der so genannten Obhut und Sicherheit seiner so genannten Freunde befinden würde. “Was zum Teufel stimmt mit euch nicht?!” Die wütende Stimme hinter ihm erschreckte Stiles. Es war Peter den er sah, als er aufblickte, das restliche Rudel anknurrend, während er bereits seine Arme nach Stiles ausstreckte und den Jungen auf seine Hüfte hob. Stiles war sich nicht sicher, was für ihn überraschender war: Dass Peter ihn auf seine Hüfte hob, dass Peter wegen ihm so wütend auf das Rudel war oder dass Peter überhaupt wusste, wie man ein kleines Kind halten musste. Im Nachhinein sollte wohl nichts davon wirklich überraschend für ihn sein. “Ich werde mich um Stiles kümmern. Ihr müsst euch eure kleinen, hohlen Köpfe nicht länger zerbrechen um Ausreden zu finden euch nicht um euren so genannten Freund, euer Rudelmitglied, kümmern zu müssen. Er würde sowieso nicht länger als einen Tag in der Obhut von euch Idioten überleben.” Stiles war sprachlos. Er starrte Peter mit großen Augen an bis der Mann sich zur Türe um wandte und Stiles seine kleinen Arme um Peters Nacken schlang, um nicht in dessen Armen das Gleichgewicht zu verlieren. Die Stille des Rudels folgte ihnen aus dem Loft bis zum Parkplatz. Peter setzte ihn auf die Rückbank des Autos und Stiles nutzte die Gelegenheit, um Peters Aufmerksamkeit zu erlangen. Zumindest theoretisch. Die Theorie war deutlich einfacher gewesen als der tatsächliche Versuch mit Peter zu reden. “Pieta.” Peter seufzte und strich Stiles durch die kurzen Haare, während er den Gurt um Stiles legte und schloss. “Es wird alles gut, Stiles. Ich kümmere mich um dich, bis der Fluch vorbei ist.” Die sanfte Antwort überraschte Stiles erneut. Wann hatte er Peter je so sanft erlebt? Und alles nur wegen ihm? Nein, er durfte sich nicht ablenken lassen. Er musste mit seinem Creeperwolf reden. “Pieta!”, versuchte er es erneut und erhielt dafür ein weiteres Seufzen von dem Mann. “Ja. Peter. Ich weiß, ich bin vermutlich deine letzte Wahl, wenn es darum geht dich zu beschützen und zu versorgen, kleiner Stiles, aber… du hast deine so genannten Freunde ja gehört.” Peter schloss die Wagentür und ging um den Wagen herum, stieg auf der Fahrerseite ein und startete den Motor. “Ich weiß nicht ob du irgendetwas von dem was hier vor sich geht verstehst, Kleiner”, sprach der Mann weiter, während er den Wagen vom Parkplatz auf die Straße lenkte. “Ich hoffe wirklich die Antwort ist nein. Keiner dieser Idioten hat dich oder eine Loyalität verdient.” Wieder blieb Stiles still, sprachlos durch das was er hörte, bis er schließlich ein leises “Pieta dank” murmelte. Er konnte im Rückspiegel sehen, wie ein leichtes Lächeln auf Peters Lippen erschien und so schnell verschwand wie es gekommen war. “Sicher, Kleiner. Warte nur, du bist bald wieder dein aufgedrehtes, sarkastisches selbst.” Stiles schwieg den Rest der Fahrt. Er wusste einfach nicht was er sagen sollte, geschweige denn wie. Dass Peter so nett zu ihm war war zum Teil überraschend, zum Teil… nicht wirklich. Es gab immerhin einen Grund warum er, vielleicht etwas ungesund stark, in den Mann verknallt war. Peter war ein sarkastisches Arschloch, der immer seinen eigenen Vorteil suchte, aber auch seltsam loyal zu jenen war, die es sich verdient hatten. Hatte er sich Peters Loyalität verdient? War er selbst loyal zu seinem Creeperwolf gewesen? Nun. Er war Loyal zu seinem Rudel. Zumindest gewesen. Und Peter war Teil des Rudels, also war die Antwort ein klares ja. Er hatte sogar versucht Peter auf dem Laufenden zu halten, soweit er selbst über aktuelle Dinge Bescheid gewusst hatte, was in den letzten Wochen, vielleicht sogar Monaten nicht unbedingt gegeben gewesen war. Nach heute war es alles andere als abwegig zu sagen, dass Peter vermutlich der einzig loyale in seinem Rudel Idioten war. Sein Rudel. Waren sie überhaupt noch sein Rudel? Er sah zu Peter, unsicher, wie er weiter machen sollte. Er musste dem Mann sagen, dass er Bescheid wusste, dass er immer noch er selbst war. Alles Andere wäre unfair dem Wolf gegenüber. Er wollte das… Ding zwischen ihnen nicht missbrauchen. Er wollte Peters Vertrauen nicht missbrauchen. Als sie endlich ihr Ziel erreichten, sah Stiles aus dem Fenster und runzelte die Stirn. Er wusste grob wo sie waren, aber sie befanden sich in einem Teil von Beacon Hills den er selten besuchte. Sie befanden sich auch beinahe am anderen Ende der Stadt von Dereks Loft aus gesehen. Es sollte ihn nicht überraschen, dass Peter ausgerechnet hier seine Wohnung hatte. Er wartete, als Peter aus dem Wagen stieg und zu Stiles Türe ging, um diese zu öffnen, seinen kleinen Passagier aus dem Gurt auf seine Hüfte zu heben und mit ihm hinauf zu seiner Wohnung zu gehen. Wieder hielt Stiles sich an Peter fest und blieb still bis sie endlich durch Peters Wohnungstüre traten und sich diese hinter ihnen schloss. “Pieta, ich bin ich.”, versuchte es Stiles prompt so einfach wie möglich, um die Bedeutung seiner Worte nicht zu zerhackstücken. Er wusste, dass es geklappt hatte, als plötzlich Peters scharfer Blick auf ihm lag. Zumindest hoffte er, dass Peter ihn richtig verstanden hatte. “Nun. Ich bin mir nicht sicher, ob das irgend etwas einfacher macht, kleiner Spark.” Peters Seufzen spiegelte Stiles’ eigenes wider. Er wusste das. Sehr gut sogar. “Also, was mache ich jetzt mit dir? Sieht so aus als ob reden gerade nicht deine Stärke ist. Wer hätte gedacht, dass du so still sein könntest, mh?” “Fuckyew.”, brummelte Stiles und bekam dafür ein Lachen. “Na, zumindest hat sich nichts wichtiges geändert.” Peter schüttelte schmunzelnd seinen Kopf und trug Stiles hinüber zur Couch, um ihn dort abzusetzen. “Ich mache uns etwas zu Essen. Ich vermute nach dem ganzen Debakel im Loft bist du genauso hungrig wie ich, mh?” Stiles nickte. Er hatte definitiv Hunger. Und es war wesentlich einfacher Peter durch Körpersprache zu antworten als mit seiner Zunge. “In Ordnung. Versuch’ etwas zu schlafen oder so. Essen gibt es in etwa einer Stunde.” Und das war es dann für Stiles. Peter ließ ihn alleine und verschwand aus Stiles Sichtfeld in Richtung der offenen Küche. Es dauerte nicht lange bis Stiles unruhig wurde und begann sich in dem unvertrauten Zimmer umzusehen. Peters Wohnzimmer sah aus wie aus einem Möbelkatalog herausgeschnitten. Zumindest der Teil, den Stiles sehen konnte. Modern, wenn auch etwas rustikal, viel braun und schwarz, ein großes Entertainment-System, moderne Gemälde an den Wänden. Er konnte einige Bilderrahmen auf einem der vielen Regalfächer sehen, aber sie standen zu weit oben, so dass er die Fotos darin weder erkennen, noch die Rahmen erreichen konnte. Tatsächlich schien alles was er sehen konnte außerhalb seiner Reichweite zu sein. Selbst der Boden vor der Couch schien deutlich weiter von ihm entfernt als normal. Er war es eben nicht gewohnt so klein zu sein, wie er nun war. Stiles starrte auf seine Beine, die nicht einmal lang genug waren, um bis zum Rand des Sofas zu reichen. Er ließ seine Füße wackeln und gab sich einen Moment, um wenigstens so zu tun als würde er erwägen sitzen zu bleiben. Einen Moment später hatte er sich schon auf seine Knie gearbeitet und kletterte von der Sitzfläche. Er war einfach viel zu neugierig und unruhig, um sitzen zu bleiben oder zu schlafen und kaum dass seine kleinen Beinchen den Boden erreicht hatten tastete er sich, eine Hand immer nach Halt suchend, weiter. Zuerst sah er sich einfach nur um. Der dunkelbraune Couchtisch, ein dekorativer Teller mit einer dicken, dunkelblau und silbernen Kerze. Ein Magazin an das er nicht heran kam. Dann stolperte er an einigen Büchern neben der Couch vorbei zu einem der Regale. Jetzt wurde es interessant für ihn: Bücher um Bücher, die meisten von ihnen zu weit oben auf dem Regal als dass er an sie heran kommen würde, aber einige waren direkt vor ihm. Er berührte ein Buch nach dem Anderen, ließ seine ungeschickten Finger über Buchrücken, Buchstaben und Titel streichen. Er versuchte das eine oder andere Buch hervor zu ziehen, doch die meisten saßen feste zwischen ihren Freunden ohne sich auch nur ein bisschen zu bewegen. Zumindest bis eines der kleineren Bücher seinen Halt verlor und prompt mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden landete. Stiles starrte das Buch an und biss sich auf die Unterlippe. Ein Knoten bildete sich in seiner Brust und er schniefte leicht, als er seinen Blick in Richtung Küche hob. Und natürlich, natürlich stand dort Zombiewolf McAdult, dessen perfektes, übernatürliches Gehör weder sein Herumgestolpere, noch das Fallen des Buches überhört hatte. Das nachsichtige Lächeln auf Peters Lippen war allerdings nicht die Reaktion, die er von dem Mann erwartet hatte. “Ich weiß, dass du weißt, dass du diese Bücher vorsichtig behandeln solltest, Stiles. Vielleicht - ich weiß nicht - lass sie NICHT auf den Boden fallen?” Peter wirkte mehr amüsiert als wütend. Dennoch schniefte Stiles erneut und starrte hinab auf das Buch. Blödes Buch. Blöder kleiner Körper. Blöder Hexenfluch. Blödes alles! Er wusste nicht, ob das überwältigende Gefühl der Traurigkeit auch ein Teil des Fluchs war, aber gerade war ihm das egal. Er setzte sich abrupt auf seinen Hintern und begann zu Schluchzen. Er wollte wieder er selbst sein! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)