Die Sonne scheint für alle von MariLuna ================================================================================ Kapitel 12: ------------ XII.   Urgh. Irgend etwas trifft ihn in den Bauch. Mao ist mit einem Schlage hellwach. Kerzengerade fährt er in die Höhe und blickt sich aus wilden Augen um. Durch das Fenster fällt der erste Schein der Morgendämmerung und taucht das kleine Apartment in ein fahles Licht. Es steht nicht viel herum, in dessen Schatten sich etwas verbergen könnte und sein siebter Sinn für Gefahr meldet ihm auch nichts. Erleichterung durchflutet ihn. Keine Angreifer. Alles ruhig. Doch der Druck auf seinem Schoß ist immer noch da. Als er den Kopf senkt und dort eine schmale, helle Hand, samt des dazugehörigen geschienten Unterarms liegen sieht, zuckt ein kleines Lächeln um seine Mundwinkel. Lucifer. Er dreht den Kopf und sein Lächeln vertieft sich. Lucifer liegt da wie hingegossen, auf dem Rücken, mit bis über den Bauchnabel hochgerutschtem T-Shirt, tief auf den Hüften hängender Jogginghose und hat alle Viere von sich gestreckt. Mao verbeißt sich nur mit Mühe ein Kichern. Typisch Lucifer. Er kann sich in jedem noch so kleinem Loch zusammenrollen, aber wenn er mal Platz hat, breitet er sich ungeniert aus. Und trotz allem muss er sich sehr sicher bei ihnen fühlen, um sich jetzt und hier auf diese verletzliche Art und Weise zu präsentieren. Wieder einmal fällt Mao auf, wie zierlich er ohne seine beeindruckenden Schwingen doch ist. Und jetzt, ohne seine Magie, ohne diese gewaltige Aura der Macht, liegt hier wirklich nur noch ein schwacher, hilfloser Mensch vor ihm. Er weiß aus eigener Erfahrung, wie erschreckend es sich anfühlt, machtlos zu sein - aber so machtlos wie Lucifer war er auch hier auf der Erde zugegebenermaßen noch nie. Ein Minimum von Magie besaß er immer. Aber bei Lucifer ist es jetzt sogar noch viel schlimmer. Er besitzt nicht nur keine Magie mehr, er kann auch keine mehr absorbieren. Als wäre sein Magiekern blockiert oder ... Und bei diesem Gedanken zieht Mao scharf die Luft ein... zerstört. Oh nein! Das wollte er nicht! Von tiefer Schuld und Scham gequält, vergräbt er das Gesicht in den Händen. Er muss das wieder in Ordnung bringen. Irgendwie. Es muss doch einen Weg geben, es gibt immer einen Weg. „Verzeih mir, Lucifer“, flüstert er. „Verzeih mir.“ Neben ihm ertönt ein kleines Schnaufen. Erschrocken nimmt Mao die Hände herunter und wirft einen Blick zur Seite, doch dann atmet er erleichtert auf. Nichts in Lucifers Gesicht deutet darauf hin, dass er ihn gehört hat. Im Gegenteil. Lucifer nimmt seine Hand aus Maos Schoß und dreht sich mit einem weiteren Schnaufer auf die andere Seite und die Hand, die eben noch auf Mao lag, landet nun genauso schwungvoll auf Alciels Brust. Oh ja. Jetzt erinnert sich Mao wieder, warum sie ihr Lager niemals direkt neben Lucifer aufschlugen. Dämonen müssen in ihrer Heimat zwar nicht schlafen, aber das heißt nicht, dass sie nicht doch mal eine Rast einlegen und wenn Lucifer erst einmal liegt … nun ja, wenn man ihn ließ, war Schlafen immer seine Lieblingsbeschäftigung. Sie können von Glück reden, dass es in der Dämonenwelt kein Internet und Spielekonsolen gibt, sonst wäre er niemals aus seiner Höhle herausgekrochen. Aber er ist unzweifelhaft sehr, sehr niedlich, wenn er so tief schlummert. Mao spürt, wie sich ein kleines Lächeln auf seine Züge schleicht, während er Lucifer beobachtet. Plötzlich hört er ein leises, unwilliges Knurren und dann beginnt es in Alciels Miene zu zucken. Er blinzelt ein paar Mal und während er langsam aus den Tiefen seines Schlafes auftaucht, greift er schon nach Lucifers Hand. Doch anstatt sie wegzuschieben, wie Mao es eigentlich erwartete, schlingt er nur seine Finger um Lucifers und hält sie fest. Der Anblick berührt etwas tief in Maos Inneren und eine merkwürdige Wärme breitet sich in seiner Brust aus. Vorsichtig beugt er sich zu ihnen hinüber. Alciels goldbraune Augen blinzeln ihn noch völlig verschlafen an. „Guten Morgen, Mylord“, wispert er mit vom Schlaf rauher Stimme. Bevor er Anstalten machen kann, sich zu erheben, deutet Mao nur vielsagend auf Lucifer, der sich, als würde er etwas spüren, in diesem Moment enger an den Blonden kuschelt. „Bleib liegen“, flüstert er. „Heute kümmere ich mich mal ums Frühstück.“     Er sollte das nicht zulassen. Es ist seine Aufgabe, das Frühstück zuzubereiten, aber Alciel gehorcht, wie er seinem König immer gehorcht. Außerdem … versonnen streicht er mit seinen Fingern über jenes Stück von Lucifers weicher Handinnenfläche, das nicht von der Schiene bedeckt ist … würde er Lucifer bestimmt nur aufwecken, wenn er sich jetzt erhebt. Und im Moment ist alles so warm und gemütlich und einfach nur friedlich. Alciel wagt einen kleinen Blick zur Seite und kann sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Lucifer hat sein Gesicht an Alciels Schulter vergraben, und das bißchen von seiner Miene, dass man unter seinen violetten Haaren sehen kann, wirkt unglaublich entspannt. Und niedlich. Wie von selbst rutscht Alciels Hand unter seinem Kopfkissen hervor und schlingt sich locker um Lucifers Oberkörper. Der gibt im Schlaf einen kleinen Seufzer von sich und schmiegt sich noch etwas fester an seine Seite. Sein ureigener Duft von Honig und Flieder dringt in Alciels Nase und vermischt sich mit dem von grünem Tee, als Mao hinter ihnen seine erste Tasse des Tages aufgießt. Das ist so gemütlich. Zufrieden schließt Alciel die Augen und genießt diesen Moment jetzt einfach mal. Während er so daliegt und in diesem fluffigen Kokon aus Zufriedenheit und Wärme schwelgt, fühlt er noch etwas anders: ein Kribbeln und Flattern, das irgendwo ganz tief in seinen Inneren in der Lendengegend beginnt, und sich dann über seinen Bauchnabel bis hoch zu seinem Brustkorb ausbreitet. Zuerst denkt er, er hat sich wieder den Magen verdorben, doch schnell fällt ihm auf, dass sich dies hier völlig anders anfühlt. Es läßt ihn sich warm fühlen und viel, viel lebendiger. Aber es hat – wie er zu seinem Schrecken feststellen muß – auch einen starken Effekt auf seine übliche, morgendliche Schwellung. Inzwischen weiß er natürlich, dass dies für einen männlichen Menschen in diesem Alter eine völlig natürliche Morgenreaktion ist, aber trotzdem war er immer sehr froh, wenn sich dieses Problem schon kurz nach dem Aufwachen wieder von alleine legte, doch diesmal wird es durch dieses warme Gefühl nur spürbar verstärkt. Verdammt. Vielleicht sollte er sich den Anblick ihrer Vermieterin vor Augen führen? Oh, nein, das wäre dann doch viel zu extrem. Er versucht es lieber mit Atemübungen und stellt wenig später mit Erstaunen fest, dass sich sein Problem zwar nicht löst, dafür aber zunehmend besser anfühlt. Und plötzlich ist es nicht mehr etwas, was ihn stört, sondern einfach nur … Druck und Anspannung, die ganz wunderbar mit dieser Wärme korrelieren. Unwillkürlich schlingt er seinen Arm etwas fester um Lucifer und drückt ihn noch etwas näher zu sich heran, während er sich diesem Gefühl einfach nur hingibt... Er weiß nicht, wie lange er in diesem angenehmen Zustand schwebt, er schreckt erst auf, als er spürt, wie sich Lucifer neben ihm zu rühren beginnt. Siedendheiß fällt ihm ein, dass Lucifer es bestimmt nicht so toll findet, wenn Alciel so anhänglich ist und da er Streit so früh am Morgen vermeiden will, zieht er sich bedauernd von dem gefallenen Engel zurück. Vorsichtig, um ihn nicht unnötig zu wecken, rollt er sich vom Futon. Als er aufsteht, begegnet er Maos warmen Blick. Er lächelt und Alciel errötet unwillkürlich. Eine leise Entschuldigung murmelnd, verschwindet der blonde Dämon im Badezimmer.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)