The Tiger and the Wolf von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 29: Standpauke und eine neue Freundschaft? -------------------------------------------------- „Lass mich das machen“, raunte Stiles Scott im Vorbeigehen zu und schob ihn hinter die nächste Ecke. „Ich rede mit ihm.“ Er warf einen Blick um jene besagte Ecke und konnte beobachten, wie Luke sich mit Lydia unterhielt. „Warum willst du das machen?“, zischte der Alpha. „Es ist mein Freund, der Mist gebaut hat.“ „Weil ich einen anderen Zugang zu ihm habe und ich etwas versuchen möchte“, antwortete sein bester Freund ruhig. „Kannst du hören, was sie zueinander sagen?“ Missmutig spitzte der Werwolf die Ohren und konnte dem Gespräch tatsächlich folgen. Er bedeutete Stiles, mit dem Zeigefinger an den Lippen, ruhig zu sein und versuchte alle anderen Geräusche um sich herum auszublenden. Es dauerte einige Augenblicke, aber dann war er auf die beiden eingestellt. „Sich mit Jackson anzulegen ist nicht sonderlich intelligent“, meinte Lydia, leicht stiefmütterlich anmutend. „Er ist noch immer einer der beliebtesten Schüler der Beacon Hills High.“ „Was interessiert mich das?“, lautete Lukes gleichgültige Antwort. „Soll er doch mit Daddy antanzen, wenn es sein muss, dann lasse ich mir dutzende Spezialisten für amerikanisches Recht einfliegen, aus New York, Manhattan oder weiß der Geier woher. Dieser beschissene Parkplatz gehört mir.“ „Es geht hier aber gar nicht um den Parkplatz.“ Die Banshee traf eine Feststellung, keine Vermutung. „Es geht dir darum, dass er deine kleine Liaison mit Scott öffentlich gemacht hat.“ Das heftige Knallen einer Spindtür ließ Scott zusammenzucken. Auf Stiles besorgten Blick hin schüttelte er nur leicht den Kopf und lauschte weiter. Lukes Herzschlag war unregelmäßig, sein Atem flach und sein Puls raste förmlich. Der Werwolf hatte eine steinerne Miene vor Augen, einen verhärteten Blick und ein missfallendes Zucken des rechten Mundwinkels. „Es ist keine Liaison; Scott und mich verbindet weitaus mehr“, fuhr er sie heftig an. „Wir gehören zusammen und ich werde nicht zulassen, dass ein aufgeblasener Wichser, der Co-Kapitän in einer bestenfalls drittklassigen Schulmannschaft ist, mir das vermiest. Was ich mit Scott mache, geht niemanden etwas an, nur ihn und mich.“ Trotz des Zorns, der Wut und auch des latenten Hasses, der in Lukes Stimme mitschwang, kombiniert mit einer unschönen Beleidigung, war da auch groteskerweise ein sanft anmutender Ton. „Du erzählst es aber gerade mir.“ Eine weitere scharfsinnige Feststellung seitens Lydia. „Ich erzähle dir gar nichts“, schnappte er. „Das ist eine Sache zwischen uns.“ „Das respektiere ich auch, aber selbst ein Tiger braucht ab und an Rückendeckung“, antwortete sie ruhig und unbeirrt. „Du magst zwar ein hervorragender Einzelgänger gewesen sein bisher, aber so funktioniert das nicht. Ich vermute stark, dass Scott dein erster Freund ist und du dich deswegen so verhältst. Es ist nichts dabei, sowohl mit einem Jungen zusammen zu sein, als auch das zu zeigen. Du hast aber ab jetzt Verantwortung. Nicht nur für dich, sondern auch für ihn und damit bringst du ihn in große Schwierigkeiten.“ Der Werwolf hob die rechte Braue an und sein Mund öffnete sich dabei fassungslos. Lydia hielt Luke gerade eine Standpauke. Warum? Weil sie und der Alpha gute Freunde waren? Er Aiden mal aus der Patsche geholfen hatte? Fühlte sie sich verantwortlich für ihn, sich schuldig? „Ich hasse es, wenn man ‚Lover‘ sagt. Scott ist nicht mein Lover, er ist mein Freund.“ Luke war nun schwerer zu verstehen, und der Alpha konnte sich bildlich vorstellen, wie er verlegen mit der Schulter an seiner Wange rieb. „Und es ist meine Aufgabe, ihn zu beschützen, nicht umgekehrt. Dieser Lackaffe hat ihn vor der ganzen Schule bloßgestellt und dafür werde ich ihn fertigmachen.“ „Womit denn?“ Ein kurzer Augenblick des Schweigens folgte, bevor Lydia ruhig fortfuhr: „Er hat nur etwas bestätigt, das schon längst in aller Munde gewesen ist. Du starrst Scott förmlich auf den Hintern, wenn er vor dir her geht, dass du einen Großteil deiner Kurse gemeinsam mit ihm belegst, ist sicherlich auch kein Zufall und, nichts gegen Scott, aber wenn ein Typ wie er aus so einem Wagen aussteigt, dann ist das doch ein wenig ungewöhnlich.“ Stille. Eine bedrückende Stille, in der sich Scott gedanklich notierte, Lydia einmal zu fragen, wie denn der Typus Mann aussehen müsse, der aus so einem Wagen aussteigt, um nicht ungewöhnlich zu wirken und er wusste genau, dass sie ein ganz anderes Wort gemeint hatte. Es war nur erstaunlich, wie einfühlsam und geduldig sie mit Luke umging. Der Brite glich einem verzogenen und bockigen Jungen, dessen Geheimnis, er habe nach dem Zähneputzen noch in der Keksdose genascht, offenbart worden war. „Und?“, zischte Stiles leise. „Was ist los?“ „Lydia spricht gerade mit ihm“, klärte ihn sein bester Freund auf. „Sehr scharfsinnig“, schnaubte der Sohn des Sheriffs. „Ich will wissen, worüber.“ „Über mich und Verantwortung“, folgte die knappe Antwort, ehe Scott wieder genauer hinhörte. „Du bist eine von Scotts Freundinnen, oder?“, fragte der Dunkelblonde plötzlich. „Bin ich“, bestätigte ihm Lydia. „Denkst du, er ist mir sehr böse, weil ich seine Ehre nicht verteidigt habe?“ Dieser Satz klang so kindlich und dabei doch so wunderschön, dass er Scott ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Wie ein Ritter, der um seine Maid besorgt war. Nicht, dass er sich als Mauerblümchen sah, welches man verteidigen musste, das konnte er durchaus selbst erfolgreich bewerkstelligen, es war viel mehr die Tatsache, dass Luke, trotz seines Zorns und seines Abscheus gegenüber Jackson, noch immer an ihn dachte. „Da gibt es nichts zu verteidigen, strahlender Ritter.“ Lydia kicherte amüsiert. „Wobei dir wohl eher eine schwarze Rüstung stehen würde, passend zu deinem Auto.“ Scott riskierte einen Blick um die Ecke und konnte erkennen, wie die Erdbeerblondine seinem Freund eine Hand auf die Schulter gelegt und er den Blick gesenkt hatte. „Sei nicht so verkrampft. Scott ist ein guter Freund und ich bin mir sicher, er erkennt, wie sehr du ihn liebst. Dafür habe ich einen siebten Sinn.“ „An meinem Entschluss, Jackson heute Nachmittag fertigzumachen, hat sich aber nichts geändert“, stellte der Brite entschlossen fest. „Er hat eine Abreibung verdient und ich mache ihn zum Gespött der Schule.“ „Das habe ich mir fast gedacht“, seufzte sie leise. „Jungs und ihre Spielzeuge. Na, von mir aus, aber denk immer dran, dass du auch Scott gegenüber eine Verantwortung hast und er mit Jackson zusammenarbeiten muss.“ Damit ließ sie ihn los und hing sich bei ihm ein. „Wir haben jetzt gemeinsam Biologie und ich denke, für dich könnte es ganz gut sein, mit dem angesagtesten Mädchen an der Beacon Hills High bekannt zu sein.“ „Ah ja?“ Auf Lukes Zügen erschien ein Schmunzeln. „Das bist also du?“ „Bin ich, wie dir sicherlich bekannt sein dürfte.“ Kurz machte sich so etwas wie Eifersucht in Scott breit. Lydia, in ihrem dunkelblauen Oberteil, dem dunkel gemusterten Rock, den lockigen Haaren, die ihr Gesicht perfekt umrahmten und den dazu passenden Stilettos, wirkte gut aufgehoben neben seinem Freund, der heute eine dunkle und enge Jeans trug, die schwarz-gelbe Collegejacke über einem grauen T-Shirt, welches aus dem nicht ganz zugeknöpften Kragen herauslugte und halbhohe grau-schwarze Sneaker. Kurz fühlt er sich an eben Lydia erinnert, als sie noch mit Jackson zusammen gewesen war: Das Pärchen der Schule. „Sie kanns nicht lassen, hm?“, riss ihn Stiles aus seinen düsteren Gedanken. Er hatte den Kopf neben den von Scott gesteckt und sie beide beobachteten, wie Lydia mit Luke ins Klassenzimmer verschwand. „Was?“ „Lydia hat sich schon immer zu Kerlen mit hohem Sozialstatus hingezogen gefühlt“, meinte Stiles und fügte, auf Scotts wütenden Blick, hastig an: „Aber sie hat schließlich Aiden und will dir sicher nur helfen.“ „Ich brauche aber keine Hilfe, mit Luke komme ich alleine klar.“ „Sei doch froh, dass dein Richboy sich nicht nur auf dich fokussiert. Lydia weiß schon, dass sie ihre Finger bei sich behalten muss, sonst verarbeitet Aiden ihn zu Hackfleisch, was wiederum dich dazu bemüßigen würde, Aiden zu einem Zwergpinscher zu degradieren.“ Stiles legte ihm einen Arm um die Schulter. „Komm schon, wir haben jetzt gemeinsam Unterricht, wie in alten Zeiten.“ „Na hoffentlich“, murmelte der Alpha noch und schüttelte sich. Er war auf der einen Seite froh, dass Lydia sich, warum auch immer, um Luke zu kümmern schien, aber andererseits war er nicht sonderlich begeistert davon, denn irgendwie… er konnte es nicht benennen. Zumal da heute noch dieses absolut schwachsinnige Rennen war, das er ihm ausreden musste. Dringend. Und die Leviten lesen. Noch dringender. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)