The Tiger and the Wolf von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 28: Beste Freunde, zwei Rivalen und ein Parkplatz --------------------------------------------------------- „Ihr seid was?!“, platzte es aus Stiles heraus, während Scott auf der Rückbank des Camaros immer kleiner wurde. Natürlich hatte er seinem besten Freund von dem Wochenende erzählen müssen und die Reaktion fiel weitaus heftiger aus als angenommen. „Wir sind jetzt wohl zusammen“, murmelte der Werwolf kleinlaut. „Das darf doch wohl nicht wahr sein!“, zeterte Stiles und gestikulierte wild mit den Händen herum; so wild, dass Derek auf dem Beifahrersitz ihm einen ermahnenden Blick zuwarf, der aber gekonnt ignoriert wurde. „Er hat nicht einmal eine volle Woche gebraucht, um dich herumzubekommen?“ Scott konnte die Wut seines besten Freundes zum Teil verstehen, auch dessen heftige Reaktion, aber nicht, warum er ihn jetzt ob des Zeitrahmens anfuhr. „Was soll das heißen?“, fragte er leicht schnippisch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Nicht einmal eine volle Woche – das klingt ein wenig so, als wäre ich ein Flittchen.“ „Ich.. wa…“, Stiles schüttelte entsetzt den Kopf und zog diesen schuldbewusst ein. „So war das nicht gemeint, es ist nur…“ „Es ist nur was?“ Der Werwolf trippelte abwartend mit den Fingern auf seinem Oberarm herum. „Es ist einfach so früh und Luke ist – er ist…“ In den Augen seines Bros blitzte Besorgnis auf. „Stiles macht sich Sorgen dich vollends an jemand anderen verlieren zu können“, beendete Derek den Satz seines Gefährten. Dieser warf ihm einen wütenden Blick zu. „Danke“, schnappte er und wandte sich wieder Scott zu „Er hat aber Recht“, lautete das leise Geständnis. „Ich habe wirklich Angst dich zu verlieren, Bro.“ „Das wirst du doch nie, Stiles.“ Der Werwolf schüttelte energisch den Kopf und veränderte seine Haltung. Die Hände wurden aus der Verschränkung gelöst und legten sich, so gut wie eben möglich, um seinen besten Freund. „Wir gehören zusammen, haben wir schon immer.“ „Ja, aber jetzt sind wir wohl beide in einer Beziehung.“ Er zuckte hilflos mit den Schultern, unruhig in der Umarmung herumrutschend. „Du und ich.“ „Das waren wir vorher doch auch schon? Allison und ich waren auch ein Pärchen?“, gab Scott zu bedenken. „Ja, schon – nur dieses Mal ist es anders.“ Stiles raufte sich die Haare. „Weil Luke ein Junge ist?“ „Nein, weil er anders als Allison ist. Sie war und ist ein nettes Mädchen, mit dem Herzen am rechten Fleck. Allison kann man vertrauen. Sie steht zu uns, zweifelsohne, aber bei Luke…“ Der Sohn des Sheriffs knirschte mit den Zähnen. „Er ist Grandpas Liebling, dazu legt er ein hohes Maß an Gefühlskälte an den Tag, ist zeitgleich impulsiv, wie sich bei Jackson gezeigt hat und kommt aus einer ganz anderen Welt, einer ganz anderen Sphäre. Ich will einfach nicht, dass er dich verletzt, das ist alles.“ „Das würde er nie!“, antwortete Scott ohne zu zögern. Irgendetwas in ihm sagte ihm, dass Luke ihn tatsächlich niemals bewusst verletzen würde. Dafür liebte er ihn zu sehr. Der Traum hatte so real gewirkt, ihr Küssen so wunderschön, seine Berührungen so sanft und behütend – Gerard hin oder her; sein Freund würde ihm niemals ein Messer ins Herz rammen. „Das weißt du nicht“, flüsterte Stiles. „Du kannst es nicht wissen. Es könnte auch nur alles ein ausgeklügelter Plan von Gerard sein, der dich von uns entfernen soll.“ „Nein.“ Sowohl Scott, als auch Stiles, sahen verwundert zu Derek hinüber, als dieser ein lautes und festes „Nein“ aussprach. Der Alpha hatte den Blick weiterhin auf die Straße gerichtet, während er fortfuhr. „So wie du ihn beschrieben hast, Stiles, kann er das nicht. Er kann ihn nicht verletzen, genauso wenig wie ich es bei dir kann.“ „Kannst du sehr wohl“, korrigierte ihn der Detektiv bissig. „Regelmäßig sogar.“ „Nicht so“, entgegnete Derek genervt. „Ich glaube, dass er ihn wirklich liebt.“ „Das glaubst du?!“ Stiles war fassungslos und selbst Scott konnte ein gewisses Maß an Überraschung nicht verbergen. Von Derek hatte er sich am wenigsten Schützenhilfe erwartet. „Dafür seid ihr beide noch zu jung.“ Der junge Hale rollte mit den Schultern, ehe er fortfuhr: „Stiles glaubt, er sei ein Jäger, wie sein Großvater, seine Mutter und der Rest der Familie. Wenn er dich wirklich liebt, Scott, wird er seine Tarnung für dich auffliegen lassen.“ „Tarnung?“ Der Alpha runzelte die Stirn. „Wenn Jackson oder die Zwillinge dich in die Mangel nehmen, wird er kaum dabei zusehen können. Es muss nahezu unerträglich für ihn sein, wenn man dich verletzt. Sollte wirklich mehr in unserem Wunderknaben aus Übersee stecken als er zugibt, dann wird er versuchen, dich zu retten. Sofern ihr es ernst genug spielt, greift er dabei auf seine ganze Ausbildung zurück.“ Ein weiterer entgeisterter Blick folgte, seitens der beiden Freunde. „Das ist dein toller Plan?“ Der Sohn des Sherriffs schüttelte den Kopf. „Du bist ja vollkommen bescheuert, Derek. Scott soll sich verprügeln lassen, in der Hoffnung, dass Luke seine Beherrschung verliert? Und was dann?“ „Dann habt ihr Gewissheit, ob er ehrlich zu Scott ist oder Geheimnisse hat.“ In diesem Punkt waren sich die beiden Freunde jedoch wieder einig: Es war ein schwachsinniger Plan. Doch nicht nur das hielt Scott davon ab, diesem Vorschlag zuzustimmen. Ein Teil von ihm wusste, warum auch immer, dass Luke etwas vor ihm verbarg. Mochte es daraus geboren sein, dass er sich schämte oder weil er sich unzulänglich fühlte oder weil es doch etwas mit Gerards Plänen zu tun hatte: Etwas verheimlichte sein Freund vor ihm. Er wollte es aber auch gar nicht wissen – sein Vertrauen zu Luke musste blind sein und war es jetzt schon nicht gänzlich, weil dieser sich so zierte, ihm etwas über die Narbe zu erzählen. „Das machen wir nicht“, entschied er. „Eine solche Situation heraufzuprovozieren bringt niemandem etwas. Luke würde sich am Ende zu einer Dummheit hingerissen fühlen und das will ich nicht. „Genau, denn…“ Stiles blinzelte leicht perplex und hielt dabei inne, Derek reinzudrücken, dass Scott und er, trotz ihres Zwists, ein Team waren. „Du willst nicht wegen den Konsequenzen für ihn?“ „Klar?“ Scott legte den Kopf schief. „Würdest du denn bei einem Test wegen Derek zustimmen?“ „Ich… natürlich nicht“, gestand er ein und trat sogleich die Flucht nach vorne an. „Das hat damit aber überhaupt nichts zu tun! Derek ist auch kein, kein…“ „Derek ist genauso ein Monster, falls du dieses Wort suchst“, unterbrach ihn sein bester Freund mit einer latenten Schärfe in der Stimme. „Wie auch der Großteil deines Freundeskreises. Sogar dein ehemaliger Schwarm ist eine Banshee. Würdest du es bei jemandem von ihnen so machen?“ „Nein, aber…“ „Es gibt kein „Aber“, Stiles. Luke ist mein Freund und es ist meine Aufgabe, ihn zu beschützen, wie ich auch dich beschütze, oder Allison, oder Isaac. Wir sind derzeit zusammen und daran ist auch nicht zu rütteln. Ich liebe ihn und er liebt mich; sogar Derek ist der Meinung, dass Luke es ehrlich meint.“ Trotz seiner großspurigen Worte, trotz all der Liebe und Hingabe, die er für seinen Liebsten empfand, war da ein Hauch von Zweifel in ihm, den er aber, so gut es ging, zu verbergen versuchte. „Wie du meinst“, warf der Detektiv die Hände in einer theatralischen Geste in die Luft. „Du wirst uns zwar noch alle damit umbringen, aber gut…“ Gerade als Scott sich für seine harschen Worte entschuldigen wollte, konnte er im Rückspiegel erkennen, wie sein bester Freund breit grinste. „Ich hoffe, dein Lover ist wirklich so reich, wie er behauptet, Bro – denn eure zart knospende Liebe zu beschützen wird euch so einiges kosten.“ „Was?“ Nun blinzelte der Werwolf überrascht. „Das heißt, du bist mir nicht böse?“ „Ich war dir nie böse, Scott, nur besorgt um dich, das ist alles. Da du Richboy aber wirklich zu lieben scheinst und sogar mein eigener Gefährte“, Stiles warf Derek dabei einen missmutigen Blick zu, „sich bemüßigt fühlt, mir deswegen in den Rücken zu fallen, werde ich dich nach Kräften unterstützen, ihn bei der Stange zu halten und von seinem verrückt-widerlichen Gehirnwäschegrandpa zu entfernen.“ Scott hätte heulen können vor Freude. Das war der Stiles den er kannte, sein Bro, den er auch liebte, von ganzem Herzen. Ihm fiel ein Stein vom Herzen, denn sich zwischen Luke oder Stiles zu entscheiden, wäre verdammt schwer gewesen, wenn nicht sogar unmöglich. „Aber nur, wenn du ihn dazu bekommst, mich mit seinem Dad bekanntzumachen UND“, der bleiche Zeigefinger wurde bedeutungsschwanger angehoben, „etwaige Babys bekommen mich als Paten.“ „Spinner“, lachte der Alpha erleichtert und legte die Arme von hinten um Stiles. „Ich liebe dich, Bro, weißt du das?“ „Natürlich, genauso wie Derek, Lydia, Isaac, Allison und die ganze Welt“, folgte prompt die großspurige Antwort. „Dann könnt ihr ja gleich beweisen, wie sehr ihr zwei euch liebt“, riss Derek das Geschwisterduo im Geiste aus ihrer herzergreifenden Liebesbekundung. „Hm?“, machte Stiles und warf seinem Gefährten einen fragenden Blick zu. „Bist du eifersüchtig?“ „Nein, aber Scotts neuer Freund und Jackson scheinen kurz davor zu sein, sich an die Gurgel zu gehen“, meinte er und schnallte sich ab. Beide lugten aus dem Auto, welches mittlerweile zum Stehen gekommen war und konnten Jackson, wie auch Luke, heftig gestikulieren sehen. Ersterer wirkte angespannt und zornig, während der Zweiterer… nun, die Gesten des Briten waren eindeutig. Es schien nicht mehr viel zu fehlen und sie würden sich gegenseitig umbringen. Der Streitgegenstand schien auch schon festzustehen: Ein Parkplatz, auf dem heute wohl Jacksons Porsche platzgenommen hatte. „Das kann nicht gut enden“, murmelte Scott und machte sich eilig daran, auszusteigen. „Ich bin direkt hinter dir“, stimmte Stiles ein, wobei unklar war, wem diese Worte galten: seinem besten Freund oder seinem Gefährten, der ebenfalls ausgestiegen war. „Das war schon immer mein Parkplatz“, hallte es quer über den Schulhof. Ein Grüppchen Schaulustiger hatte sich bereits zu den streitenden Parteien gesellt und umringte es. „Steht da irgendwo ein Schild?“ Lukes Stimme trotzte nur vor Provokation. „Unterbelichteter Möchtegernschnösel mit zweitklassigem Auto?“ Dabei sah er sich dann suchend um. „Ich sehe keines.“ „Wenn es sein muss, erwirke ich eine anwaltliche Verfügung“, drohte Jackson und seine blasse Haut bekam einen dezenten Rotton von all der angestauten Wut, die sich alsbald zu entladen drohte. „Oh, ich zittere schon.“ Ein breites Grinsen prangte im Gesicht des Briten. „Daddy, der erfolgreiche Provinzanwalt, macht mir dann die Hölle heiß, hm?“ Um seine gespielte Furcht zu untermalen, streckte er die Hände aus. „Mh, bisher ist von meiner Angst noch nichts zu spüren.“ „Mein Vater hat schon gegen deinen Lover erfolgreich eine Abstandsverfügung erwirkt.“ Jackson grinste hämisch, als er für einen Augenblick bemerkte, wie seinem Gegenüber die Gesichtszüge entglitten. „Na, getroffen ob der Tatsache, dass ich von euch weiß? Ihr solltet aufpassen, wo ihr im Schulgebäude rummacht.“ Luke reagierte nicht und das bemüßigte Jackson wohl, weiterzusticheln: „Wolltet wohl ein Geheimnis draus machen, hm? Ich habe mich fast bekotzt, als ich euch beiden zugehört habe.“ Die Menge grölte und johlte lauthals, ob des verbalen Schlagabtausches. Scott, der gemeinsam mit Stiles und Derek in Lukes Rücken stand, wollte schon losstürmen, wurde aber vom anderen Alpha mit der Hand auf seiner Brust zurückgehalten. Er schüttelte nur angedeutet den Kopf. Da war etwas in Lukes Zügen, etwas Raubtierhaftes, das seinen Freund so sehr an dessen Mutter erinnerte. Wie eine Raubkatze, ein Tiger, bereit zum Sprung. Es war keine Frage des ob, sondern nur des wann. Er schien einen günstigen Zeitpunkt abzupassen. Natürlich würde er dem Werwolf komplett unterlegen sein. Scott konnte Wut fühlen, Zorn und vor allem Hass. Diese Emotionen drohten ihn zu übermannen. Er hielt die Luft an. Für einen kurzen Augenblick war er drauf und dran gewesen, Dereks Hand, wenn notwendig mit Gewalt, abzustreifen und sich einzumischen, da passierte etwas. „Und du?“, fragte Luke erstaunlich ruhig. „Was ist mit dir, hm?“ Der Co-Kapitän der Lacrossemannschaft wirkte tatsächlich für einen Moment verdutzt und verunsichert, ehe sein Streitpartner fortfuhr. „Wen hast du schon? Eine Freundin, die dich anscheinend stehen hat lassen.“ Ein Feixen erschien auf seinen Zügen. „Oder hast du es im Bett nicht mehr gebracht? Keinen hochbekommen? Zu nervös gewesen? Gleich in die Hose gegangen, während du sie angefasst hast?“ Beide Kontrahenten verschmälerten ihre Augen zu Schlitzen, während sie sich so aufeinander fokussierten, dass sie nichts um sich herum mitzubekommen schienen. Weder die tobende Meute, die sich ob der anstehenden Prügelei zu freuen schien, auch nicht ihre Freunde, nichts. Erst als eine weibliche Stimme sich erhob, erstarb das Stimmengewirr schlagartig. „Interessant, wie viel schon über unsere Beziehung nach außen gedrungen ist, Jackson“, kommentierte Lydia das Streitgespräch trocken. Sofort lag der Großteil der Aufmerksamkeit auf der Erdbeerblonden, die sich gelangweilt wirkend, eine Haarlocke um den Finger wickelte. „Du scheinst zumindest gut recherchiert zu haben“, räumte sie in Richtung Luke ein. „Und scheinst auch das bessere Auto zu besitzen.“ Dabei wanderte ihr Blick wieder zu Jackson, der eine Grimmasse aus Wut und Scham geschnitten hatte. „Zwei kleine Jungs, die sich streiten – wie wäre es, wenn ihr das wie echte Männer klärt?“ Sie nickte dabei zu den beiden Autos, deren Frontschürzen sich gerade so nicht vor dem Parkplatz berührten. Die Streithähne kniffen die Augen zusammen, bis Luke seine Stimme wiederfand und nickte: „Ausgezeichnete Idee. Etwas ganz Simples: ein kleines Beschleunigungsrennen auf einer langen Geraden. Wer schneller ist, der bekommt den Parkplatz.“ Hämisch fügte er noch an: „Sofern du dich traust.“ Jackson schüttelte den Kopf, so als würde er ein lästiges Insekt verscheuchen und knurrte dann: „Natürlich, was denn sonst? Heute, nach der Schule, beim alten Eisenbahndepot, 16:30 – sei pünktlich, sonst hast du bereits vor Antritt verloren.“ „Ich verliere niemals“, folgte Lukes knappe Antwort. „Brave Jungs“, kommentierte Lydia das Geschehen. „Und du, Jackson, lässt jetzt unserem Neuzugang den Parkplatz, sonst wird nämlich jemand ganz bestimmter böse.“ Sie deutete in Richtung des Dreiergespanns Stilinski-Hale-McCall. Jackson murrte etwas, als sein Blick auf Derek fiel und suchte sich einen der unzähligen freien Parkplätze aus. Auch Lukes und Scotts Blicke trafen sich, wobei Ersterer diesem sogleich auswich, sich daran machte, den Mercedes zu parken und sich dann beeilte, ins Schulgebäude zu huschen, in erdbeerblonder Begleitung. „Wow“, pfiff Stiles leise. „Ohne Lydia wäre die Situation eskaliert.“ „Mh“, machte Scott und schulterte seinen Rucksack. „Sag Jackson, er soll ihm den Parkplatz kampflos überlassen, oder ich werde sauer und er soll sich nachher bei mir melden.“ Derek stieg wieder in seinen Wagen und ließ die beiden Freunde sang- und klanglos stehen. „Autsch.“ Der Detektiv schüttelte seine rechte Hand. „Das wird für Jackson übel enden.“ „Für Luke auch“, brummte der Alpha und beschleunigte seine Schritte. Zeit seinem Freund die Leviten zu lesen und das ordentlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)