The Tiger and the Wolf von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 14: Die Vorzüge des Heizungskellers in einer High School ---------------------------------------------------------------- Wieder ein Kapitel aus der Sicht von Stiles, der sich gerade auf den Weg durch die High School macht. __________________________________________________________ Stiles hatte sich in der Mittagspause davongestohlen. Die Stunde Geschichte hatte ihm gereicht, um zu erfahren, was er wissen musste. Mittlerweile war sich der Sohn des Sheriffs ziemlich sicher, dass es sich bei Luke wohl tatsächlich umScotts Seelengefährten handelte. Er gönnte es seinem besten Freund auch; dessen trauriger Welpenblick war nämlich in der Lage, selbst Steine zum Weinen zu bringen. Melissa und er hatten sich oft darüber unterhalten, nachdem Scott und Allison sich getrennt hatten, wie man ihn wieder positiv in die Zukunft blicken lassen könnte. Sie hatten sich beide den Kopf darüber zerbrochen, ihm immer wieder gut zugeredet, ihn abgelenkt, aber es ist einfach schwer möglich, jemandem den Liebeskummer zu nehmen, wenn er gezwungen ist, Tag für Tag von funktionierenden Beziehungen umgeben zu sein. Es war etwas in Lukes Blick gewesen, das ihn zweifeln hatte lassen. Stiles hielt den Richboy noch immer für potentiell gefährlich und er war Gerards Einflusssphäre täglich ausgesetzt, doch dieser kurze Moment, in denen er sie beobachten hatte können, war ausreichend gewesen, um ihn Hoffnung schöpfen zu lassen. Der Brite war förmlich Wachs in den Händen des Alphas. Das konnte er nicht spielen. Er liebte Scott auch, davon war der junge Stilinski überzeugt. Nicht einmal Gerard konnte so etwas vorausplanen. Dass er irgendwie einen Vorteil aus dieser Verbindung ziehen wollte, war ihm natürlich auch gleich bewusst gewesen. Dafür wollte Stiles vorsorgen, wenn er auch noch nicht wusste wie. Seinen Gedanken nachhängend, wäre er fast an der Treppe zum Heizungskeller vorbeigelaufen. Verstohlen sah er sich noch einmal nach allen Seiten um, auf dass ihn niemand gesehen hatte, ehe er nach unten stieg und den Griff betätigte, um einzutreten. Niemand kam auf die Idee, sich in der Mittagspause hierher zu begeben; der ideale Ort, wenn man sich ungestört mit jemandem treffen wollte. Dieser jemand wartete bereits auf ihn und wurde auch sogleich stürmisch umarmt, ihm förmlich in die Arme gesprungen. „Da hat mich wer aber vermisst“, lachte Derek und fing Stiles auf. „Ich vermisse dich immer, Babe, das weißt du“, grinste Stilinski junior. Es folgte ein langer und inniger Kuss zwischen den beiden, bevor sie sich voneinander lösten und sich auf eine der unzähligen Kisten setzten, die der Hausmeister aus reiner Faulheit wohl nicht wegräumen wollte. Stiles platzierte sich dabei frech auf Dereks Schoß und legte dessen Hände in seinen eigenen zusammen, sich gegen den Werwolf lehnend. Es war nicht der romantischste Ort und auch nicht der heimeligste, aber hier waren sie ungestört und das war die Hauptsache. „Hast du etwas über diesen Luke herausfinden können?“, erkundigte sich Derek, während er seinem Gefährten sanft über die Oberschenkel strich. „Noch nicht. Ich bin mir aber mittlerweile ziemlich sicher, dass er Scotts Seelengefährte ist“, stellte Stiles in den Raum und drapierte seine Hände auf denen des Alphas. Es war in diesen Momenten so schwer vorstellbar, dass sie sich in Mordwerkzeuge verwandeln konnten. So sanft und zärtlich wie sie ihn berührten, ein Kribbeln durch die Jeans hindurch erzeugten, war es nahezu grotesk, sich auszumalen, wie sie ein Genick mühelos durchbrachen. „Warum? Ist noch etwas passiert?“ Dereks Stimme war eine Spur Besorgnis beigemengt, die wahrscheinlich niemandem aufgefallen wäre, der ihn nicht so gut kannte wie Stiles. „Sie haben wohl in Gerards Büro geknutscht“, meinte sein Gefährte daraufhin. „Während der Alte im Büro war?“ Der Werwolf klang leicht schockiert. „Nein, er hat wohl einen Zweitschlüssel und den für ein kleines Stelldichein genutzt.“ Stiles seufzte leise und lehnte sich an Derek, sodass er sein Gesicht in dessen Halsbeuge vergraben konnte. „Weißt du, ich gönne es Scott, wirklich. Dieser Luke scheint, rein objektiv gesehen, keine schlechte Partie zu sein: Gutaussehend, eine Sportskanone, intelligent und er hat Geld wie Heu.“ „Muss ich mir Sorgen machen?“, schmunzelte Derek und ging nun dazu über, Stiles sanft auf die Wange zu küssen, bevor er sich ebenfalls an ihn schmiegte und ihn schlussendlich einfach festhielt. „Ich stehe nicht auf Jungs, die wie Kate aussehen, wenn sie wütend sind“, konterte der Sohn des Sheriffs trocken und schloss dann die Augen, die Nähe zu seinem Freund sichtlich genießend. „Das ist es nicht, Derek. Ich bin mir sogar sicher, dass Luke Scott tatsächlich liebt. Da ist etwas in seinem Blick, ich kann es nicht benennen, aber es lässt mich hoffen, dass er sich vielleicht weit weniger als Gerards Werkzeug benutzen lässt, als wir annehmen.“ „Das klingt doch schon einmal positiv? Warum bist du dann so besorgt? Versuche gar nicht erst zu lügen, Stiles, ich kenne dich teilweise besser als du selbst“, war die leise Antwort, verbunden mit einer Gegenfrage. „Du kannst auch das Gras wachsen hören, Babe.“ Stiles rutschte ein wenig auf dem bequemen und warmen Schoß hin und her, der wie für ihn gemacht schien, bevor er fortfuhr: „Er hat gelogen, da bin ich mir sicher.“ „Bei dieser Nachnamenssache?“ „Ja“, war die knappe Bestätigung. „Weißt du, ich will einfach nicht, dass Scott noch eine Enttäuschung erlebt. Auch wenn er es noch nicht ganz realisiert hat, so gehört er wohl zu Luke und umgekehrt. Ich habe einfach Angst, dass Gerard diese Verbindung ausnutzen könnte. Was, wenn Scott sich verrennt? Er sich am Ende entscheiden muss? Was dann?“ „Das ist nicht deine Entscheidung, Stiles“, hauchte ihm Derek ins Ohr. „Scott wird das Richtige tun, das macht er immer.“ „Fällst du mir jetzt also auch in den Rücken?“, jammerte Stiles. „Nein, aber ich denke, dass Scott sich nicht für ihn entscheiden wird. Ihr beide seid wie Brüder und ihr kennt euch länger als die beiden. Ihr wart ein Team, als wir noch gar nichts von Luke wussten und werdet es auch sein, wenn er einmal nicht mehr da ist, egal was kommt.“ Stiles konnte Dereks warmen Atem in seinem Nacken spüren, der ihm eine Gänsehaut verschaffte. Keine zwei Sekunden später waren es weiche Lippen, die ihn behutsam dort küssten, was ihn leise aufseufzen ließ. „Auf der Hochzeit bist du dann aber Scotts Blumenmädchen, ja?“, brummte er frech und genoss diesen Moment der Zweisamkeit. Derek hatte Unrecht, das wusste er selbst: Nichts war so stark wie das Band zwischen zwei Seelengefährten und auch, wenn Scott ein außergewöhnlicher Werwolf war, ein wahrer Alpha, damit quasi eine Sonderstellung einnahm, so konnte nicht einmal er sich gegen diese Verbindung auflehnen. Sollte es wirklich darauf ankommen, würde Stiles seinen besten Freund verlieren und das zerriss ihn innerlich. Er konnte aber auch nichts dagegen machen. Die Beziehung, sofern man davon in diesem Stadium bereits sprechen konnte, zu sabotieren, würde nichts verändern. Es würde nur noch schneller einen Keil zwischen Scott und sich treiben. Er bemühte sich zwar, es sich nicht anmerken zu lassen, aber Stiles war noch immer besorgt. Ihm fiel einfach keine Möglichkeit ein, wie er das ganze positiv beeinflussen konnte. Luke mochte ihn nicht, das war ihm bewusst. Er würde auch nicht auf ihn hören. Wahrscheinlich hatten nur Gerard und Scott Zugang zu ihm. Ersterer war ein manipulatives Schwein und letzterer zu verschossen, um rational denken zu können. Er hatte ja bereits die Informationsbeschaffung schleifen lassen. Das war kein gutes Zeichen. Ihm drückte sich dieses klischeehafte Bild auf, wo ein Engelchen und ein Teufelchen auf der Schulter des Protagonisten saßen und ihm sagten, was er tun sollte, nur waren beide Miniaturausgaben von ihm stumm, denn sie wussten selbst nicht, welches Handeln richtig war. „Stiles“, riss ihn Derek aus seinen Gedanken. „Du musst diese Last nicht alleine tragen, du hast mich und die anderen. Wir werden Scott nicht gehen lassen, das verspreche ich dir. Wenn es sein muss, dann lösen wir seinen Gefährten aus diesem destruktiven Umfeld heraus.“ „Und du denkst, dass das so einfach ist?“ Stiles lachte freudlos auf, die Augen noch immer geschlossen. „Niemand kann mehrjährige Manipulation einfach so ausknipsen. Er ist keine Maschine, bei der man einen Schalter umlegt und ich bin auch kein Psychiater, der diesen Schalter am Ende doch finden könnte.“ „Du kannst es nicht, ich kann es nicht, wir gemeinsam vielleicht, aber Scott kann es sicher.“ Derek bettete sein Kinn auf Stiles´ Hinterkopf und zog ihn fester an sich. „Du selbst hast gesagt, dass nur jemand, der ein ähnlich gutes Herz wie Scott besitzt, sein Gefährte sein könne. Denkst du nicht, dass dieser Luke dann einen weichen Kern besitzt?“ „Ich denke, dass er zu sehr auf seinen Großvater fixiert ist.“ Stiles schmiegte sich noch ein wenig mehr an seinen Gefährten, dessen körpereigenen Geruch, der kaum vom schwachen Aftershave überdeckt wurde, genüsslich einatmend. „Und vielleicht fallen die beiden unter das Motto ‚Gegensätze ziehen sich an‘?“ „Dann kannst du es aber auch nicht verändern.“ Derek löste sich von seinem Gefährten, um ihn auf seinem Schoß herumzudrehen. „Schau mich an.“ Stiles folgte dieser Aufforderung und konnte in grüne Augen blicken, die ihn fest ansahen. Der Alpha wirkte entschlossen und auch überzeugt. Seine Stimme und seine Mimik beherbergten nicht den geringsten Anflug von Zweifel. „Ich verspreche dir, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um dieses Szenario zu verhindern. Koste es, was es wolle.“ „Und wie soll das gehen? Willst du ihn umlegen oder was?“ „Wenn es sein muss.“ Derek legte Stiles seinen Zeigefinger auf die Lippen und schüttelte den Kopf. „Niemand wird dich so verletzen. Ich bin dein Gefährte und ich passe auf dich auf, so wie du auf mich aufpasst. Wir sind genauso ein Team und ich bin bereit, jegliches Mittel zu ergreifen, um dich zu beschützen.“ Stiles seufzte leise und rang sich ein Lächeln ab. Der Alpha konnte so süß sein, wenn er wollte. Sie zankten sich zwar oft, aber genau in diesen Momenten wusste er, dass er den besten Gefährten der Welt hatte. Die Tatsache, dass Derek gerade in Erwägung gezogen hatte, Luke etwas anzutun, blendete er einmal geflissentlich aus. So weit würde es sowieso nicht kommen. „Ich komme schon klar“, meinte Stilinski junior, nachdem er den störenden Zeigefinger behutsam zur Seite geschoben hatte. „Gibt es schon Nachrichten von Boyd und Erica? Allison meinte, sie sei auch nicht im Sportunterricht aufgetaucht.“ „Nein“, antwortete Derek und Besorgnis machte der Entschlossenheit Platz. „Ich habe bereits die üblichen Plätze abgesucht, etwa die Eislaufhalle und das alte Anwesen, aber sie sind nicht dort. Es deutet auch nichts darauf hin, dass sie dort gewesen wären.“ „Soll ich die anderen zusammentrommeln und wir…“, fing Stiles an, wurde aber sogleich unterbrochen. „Nein, das ist meine Sache. Ich bin ihr Alpha und ich habe es bereits einmal fast verbockt.“ Derek klang dabei ziemlich streng und hart. Er duldete keine Widerworte, nur war er bei seinem Gefährten damit an der falschen Adresse. „Auch ein Alpha kann es sich erlauben, Hilfe anzunehmen“, tadelte ihn Stiles und hielt nun dem Werwolf den Mund zu. „Wenn du sie bis heute Abend nicht aufgespürt hast, sage ich den anderen Bescheid. Es geht hier nicht nur um dein Rudel, sondern auch um unsere Freunde.“ Entgegen von Stiles Vermutung, folgte kein dummer Kommentar, sondern er wurde einfach erneut geküsst. Dereks linke Hand stützte ihn am Rücken, während die rechte an seinen Hinterkopf wanderte und die Finger sich dort vergruben. Der Kuss wurde rasch erwidert und wurde alsbald in etwas weitaus weniger Unschuldiges verwandelt, als er in seinem Ursprungszustand angedacht gewesen war. Zu den Lippen gesellte sich die Zunge und Stiles hielt sich an Dereks Schultern fest, seinen Gefährten fordernd. Auf den ersten Kuss folgte der zweite und ein dritter. Wahrscheinlich wäre sogar noch mehr passiert, denn Dereks körperliche Reaktion auf ihrer beider Handeln war unverkennbar, wäre da nicht der Alarm von Stiles´ Smartphone losgegangen. Das Zeichen dafür, dass die Mittagspause bald vorbei war. Seufzend lösten sie sich voneinander und Stiles richtete sich die Haare ein wenig, sodass sie nicht komplett zerzaust wirkten. „Ich hole dich nach der Schule ab, ja? Dann können wir ja gemeinsam suchen. Was soll ich dir mitbringen?“, wollte der Werwolf wissen und hob seinen Gefährten von seinem Schoß. „Kommst du vielleicht beim Italiener vorbei?“ Stiles kombinierte seine Frage mit einem klassischen Hundeblick, den nicht nur Scott meisterlich beherrschte. „Natürlich.“ Derek stahl sich noch einen Kuss zum Abschied und drückte seine Hand fest, bevor er ihn in Richtung der Tür schob. „Wenn du zu spät kommst, fällt es auf und ich will nicht, dass unser Versteck auffliegt, genauso wie ich nicht will, dass Scotts neuer Freund zu viel über uns weiß.“ „Ich passe schon auf“, versicherte ihm der Sohn des Sheriffs und löste den Körperkontakt von seinem Gefährten, schweren Herzens, vollständig. „Bis später, Babe. Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch, Stiles“, lächelte Derek. Stiles trat nach draußen und damit war er wieder alleine. Eine unangenehme Leere breitete sich in ihm aus und er sehnte sich bereits jetzt wieder nach Dereks Nähe. Bis dahin würde es aber noch zwei Stunden dauern. Zwei endlos lange Stunden. Auf Zehenspitzen schlich er die Treppe nach oben, lugte um die Ecke, auf dass ihn ja keiner zu sehen vermochte, und machte sich dann auf den Weg, in Richtung Klassenzimmer. Sein grummelnder Magen meldete sich, doch das blendete er einfach aus: Diese kurze Zeit der Zweisamkeit war jegliches Hungern wert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)