The Tiger and the Wolf von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 9: Ein Tisch für vier ----------------------------- Scott wusste ehrlich gesagt nicht, wie er die Zeit bis zur Mittagspause überstanden hatte. Er war kaum in der Lage gewesen sich zu konzentrieren. Trotz seines Versprechen an Stiles, das er zweifelsohne halten wollte und auch würde, geisterten ihm dessen Worte im Kopf herum. Selbst sein bester Freund war der Meinung, dass es sich bei ihrem Neuzugang um seinen Seelengefährten handeln könnte. Es bestand die Möglichkeit, dass Luke also der Mensch war, auf den er so sehnsüchtig gewartet hatte. Doch konnte das stimmen? Immer wieder war sein Blick in der Stunde zu dem Briten geglitten, der links hinter ihm saß und entweder dem Unterricht folgte, oder ein reges Interesse daran hatte, seinen Stift zwischen den Fingern hin und herwandern zu lassen, und das zu beobachten. Wenn er Scotts Blick bemerkte, lächelte er zwar, doch irgendwie wirkte er abwesend. Dachte er auch über das Gleiche nach wie der Werwolf? Dass sie vielleicht zusammengehörten? Dass das Mal doch noch auf seinem Körper auftauchen würde? Ein S und ein M? Unbewusst hatte Scott immer wieder auf seinen rechten Oberarm gegriffen, dort wo die Initialen seines Gefährten ruhten. Dabei auch auf die Stelle gestarrt, an der sich Lukes Narbe befand. Er würde ihn heute fragen, woher er sie hatte. Das beschäftigte ihn nämlich. Stiles und Scott erhielten auch gleich Gesellschaft in der Kantine. Luke fragte vorher höflich und auch wenn Stiles einen missmutigen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte, war er damit einverstanden gewesen, dass sie ihr Mittagessen gemeinsam einnehmen würden. Die Augenbrauen des Briten wanderten in die Höhe, als er Scotts und Stiles´ Tablett mit dem heutigen Mittagsmenü, verkocht wirkende Spaghetti mit einer undefinierbaren Soße und einem kleinen Tetrapack-Orangensaft, begutachtete. „Willst du nicht mehr tauschen, Scott?“, fragte er ihn und griff in seinen Rucksack, um die gut verstauten Pancakes hervorzuziehen. „Ich, ähm, das hatte ich total vergessen“, gab der Werwolf zu. Stimmt, da war ja etwas gewesen. Luke hatte mit ihm tauschen wollen. „Tauschen?“ Stiles warf den beiden jeweils einen misstrauischen Blick zu. „Was wollt ihr tauschen?“ „Scotts Mutter hat mir ihre restlichen Pancakes überlassen, dafür habe ich angeboten, Scott mein Mittagessen zu geben“, erklärte Luke leichthin und zögerte kurz. „Darf ich mir dein Besteck ausleihen?“ Dabei deutete er auf Scotts Gabel und Messer, die noch unbenutzt neben dem Spaghettiteller ruhten. „Klar“, meinte der Werwolf und reichte seinem Gegenüber das Gewünschte. „Danke.“ Kaum, dass er das Besteck in Händen hatte, griff er wieder in seinen Rucksack und zog eine schwarze Lunchbox hervor, auf der ein Ironman thronte, die Hand nach vorne ausgestreckt. Ein weiterer Griff förderte noch die Thermoskanne von gestern zutage, eine kleinere, braune Box mit einem Venom als Motiv, der gerade seine Zunge frech herausstreckte und wieder ein längliches Kästchen, das wohl Lukes eigenes Besteck beherbergte. Warum er dann das von Scott benötigte, war diesem ein Rätsel. Luke drückte die Lunchbox vorsichtig auf, ließ den Deckel nach oben schnappen und entblößte sechs kleine kreisrunde Teigtaschen, die jeweils mit mehreren Schlitzen versehen worden waren. Die zweite Box beinhaltete mehrere Müsliriegel, in die verschiedene Beerensorten, Scott konnte Him- Brom- und Blaubeeren auf den ersten Blick erkennen, welche eingearbeitet worden waren. Beides schob er Scott entgegen, unter Stiles immer größer werdenden Augen, und schraubte seine Thermoskanne auf. „Was sind das für Dinger?“, fragte Scott und begutachtete die Teigtaschen eingehend. „Chashao bao. Das habe ich dir heute Morgen bereits erklärt: Gedämpfte Hefebrötchen, die man mit gegrilltem Schweinefleisch füllt. Ein beliebtes Gericht in ganz China, in der Variation vor allem in Huanan zubereitet. Ich hoffe, sie sind inzwischen nicht zäh geworden oder zu kalt. Wenn doch, dann verklage ich den Hersteller der Thermobox.“ Luke begann inzwischen seine Pancakes in mundgerechte Happen zu zerschneiden. „Hast du einen Chinesen überfallen, oder wie kommst du an solches Essen?“, wollte Stiles wissen und starrte dabei, ein wenig sehnsüchtig wirkend, zu Scott hinüber, der sein Tablett mit dem Kantinenessen auf einem der freien Stühle drapierte. „Nein, Jonathan bereitet meine Mahlzeiten täglich frisch zu. Das ist schließlich auch seine Aufgabe.“ Luke nippte an seinem Thermoskannendeckel und seufzte wohlig. Scott konnte den gleichen Teegeruch wie gestern vernehmen. „Hat dein Butler auch die Müsliriegel selbst gemacht?“, erkundigte sich Stiles und ihm stand das Verlangen nach einem davon quasi ins Gesicht geschrieben. „Natürlich, genauso wie er auch sämtliche andere Dinge im Haushalt erledigt. Ich hatte mir schon überlegt, Personal einzustellen oder von zuhause mitzunehmen, aber dafür ist in der Wohnung nicht genügend Platz. Außerdem bin ich mit Jonathans Kochkünsten zufrieden.“ Luke beobachtete Scott, bis er sich räusperte und ihm noch das Kästchen reichte. „Hier, habe ich ganz vergessen.“ Als er es öffnete, wusste Scott auch, warum Luke Besteck brauchte: Er hatte nur ein Paar Essstäbchen dabei. Der Alpha hatte aber solche Stäbchen noch nie gesehen. Jene in den asiatischen Restaurants waren in der Regel zum Auseinanderbrechen gedacht und man warf sie nachher weg, diese hier wirkten dafür viel zu kostbar. Um das helle Holz, dessen Griffenden blau angemalt worden waren, schlängelten sich zwei fernöstliche Drachen. Beiden wuchsen geweihartige Hörner aus dem Schädel. Sie hatten Klauen, Schuppen, so etwas wie einen Rückenkamm, eine Nackenmähne, die sich vom Rest des Körpers abhob und einen Bart, der an die Schnurrhaare einer Katze erinnerte. Der auf dem rechten Stäbchen war gelb, mit einem braunen Rückenkamm, braunen Hörnern, roten Augen, einer schwarzen Nase und beiger Mähne beziehungsweise Schnurrhaaren. Sein Gegenpart war in rot gehalten, mit gelber Mähne, gelben Schnurrhaaren, gelbem Rückenkamm, schwarzen Augen und grauen Hörnern. „Nimm schon“, forderte Luke ihn auf, als Scott einfach nur auf die Essutensilien starrte. Es lag nicht nur an der Tatsache, dass er sich kaum vorstellen konnte, dass so etwas kostbar Wirkendes dazu da war, um damit zu essen, sondern auch, weil er noch nie wirklich mit Stäbchen gegessen hatte. Beim Chinesen in Beacon Hills bekam man handelsübliches Besteck gereicht und der Werwolf hatte dieses Angebot immer dankend angenommen. Er wollte Luke aber auch nicht beleidigen und nahm, nach kurzem Zögern, beide Stäbchen aus ihrem samtgefütterten Behälter. Kaum, dass er in sie in der Hand hatte, rückte auch schon Stiles heran, der sie eindringlich musterte. „Hast du eigentlich normale Sachen auch?“, erkundigte er sich sarkastisch. „Meine Sachen sind normal“, konterte Luke trocken. „Ich habe noch nie jemanden gesehen, der solche Essstäbchen mit sich spazieren trägt. Sind die überhaupt spülmaschinenfest?“ Stiles sah von den Stäbchen zu Luke, dessen Mundwinkel amüsiert zuckten. „Es gibt für alles ein erstes Mal, hm?“, meinte er mitleidig. „Keine Ahnung, ob sie es sind. Jonathan kümmert sich um den Abwasch, das schließt die Stäbchen mit ein.“ „Ja, und auch für einen Anflug von Größenwahn und Dekadenz gibt es ein erstes Mal“, entgegnete Stiles leicht säuerlich. „Wo bekommt man so etwas überhaupt her?“ „Mein Vater hat sie mir einmal von einer Geschäftsreise mitgebracht. Ich wünsche jedenfalls guten Appetit.“ Damit machte sich Luke über seine Pancakes her, genauso wie Stiles über seine Spaghetti. Einzig Scott blieb auf der Strecke und schaute unschlüssig zwischen den Stäbchen und den Hefeteigtaschen hin und her. Wie sollte er denn damit essen? Er klemmte beide zwischen die Finger, verhakte sie und versuchte erfolglos so eines der Hefebrötchen aufzuladen. In den Filmen und Dokumentationen sah das immer so einfach aus. Auch beim zweiten und dritten Mal klappte es nicht und der junge Alpha spielte schon mit dem Gedanken, sich nun doch nach herkömmlichem Besteck umzusehen, als er einen sanften Druck an seiner Hand verspürte. „Du hältst sie falsch“, erklärte ihm Luke sanft. „Das kann ich mir nicht länger mitansehen, sonst verhungerst du noch.“ Bevor Scott protestieren konnte, fiel ihm auf, dass sich ihrer beiden Finger wieder berührten, so wie gestern. Der Brite hatte sich ein wenig über den Tisch gebeugt und hantierte an ihm herum. Dieses warme Prickeln tauchte sofort wieder auf und hielt auch an, während Luke die Stäbchen in die richtige Position brachte. Das gelegentliche Zucken seines Gegenübers verriet ihm, dass er wohl ebenso empfand wie Scott. „So schwer ist es wirklich nicht, es erfordert nur ein wenig Übung.“ „Zeig mir doch du einmal, wie du es machst“, seufzte Scott, als sich die Stäbchen wieder verhakten. „Okay, es ist ganz einfach.“ Luke nahm ihm die Esshilfen aus der Hand, und das angenehme Gefühl verschwand sogleich wieder. Der Alpha war fast schon ein wenig traurig, ob dieser Tatsache. Verdammt, was war nur mit ihm los? Er verhielt sich wie ein… ein Teenager, der mit seinem Schwarm zu tun hatte. Der Brite legte das Stäbchen mit dem gelben Drachen in die Hautfalte zwischen Daumen und Zeigefinger. Sein Mittelfinger ruhte auf dem Mittelteil des Stäbchens und hielt es fest. Das zweite Stäbchen hielt er, wie einen Stift, mit den Spitzen des Daumens und des Zeigefingers. Luke klopfte mit den Spitzen einmal auf seinen Teller, sodass sie ungefähr gleich lang waren und bewegte dann das zweite Stäbchen so, dass sich damit eine Zange formen ließ. „Siehst du? Ganz einfach.“ Mühelos schnappte er sich eines der Hefebrötchen und hielt es Scott vor die Nase. Dieser brauchte einen Moment, um zu realisieren, was er wollte. Um seine Worte zu unterstreichen, forderte Luke ihn auf, den Mund aufzumachen. Obwohl es eigentlich peinlich war, sich als 17-Jähriger füttern zu lassen, kam er der Aufforderung nach. Das Gesicht seines Gegenüber hellte sich auf und bekam einen ganz weichen Zug, als er Scott die Hefetasche in den Mund schob. Vorsichtig zog er die Stäbchen wieder zurück und ließ dem Werwolf Zeit zu kauen. „Und?“, fragte Luke hoffnungsvoll. „Schmeckt es?“ Scott nickte bestätigend und schluckte hinunter. Tatsächlich schmeckte es köstlich. Der Hefeteig war fluffig und das Schweinefleisch gut gewürzt. Entgegen Scotts Vermutung handelte es sich nicht um irgendeine zähe Pampe. Was ihn aber weitaus glücklicher stimmte als der durchaus gute Happen war, dass Luke nun tatsächlich lächelte. Wie in der Umkleide gestern. Ein wenig verschüchtert, fast schon niedlich, wie die Zahnspange dabei aufblitzte und er bemerkte auch, dass die Stäbchen in seiner Hand zitterten. „Das Nächste musst du aber selbst schaffen.“ Damit stand Luke auf und bewegte sich hinter Scott, wo er ihm, protestlos, wieder die Stäbchen zwischen die Finger klemmte und seine eigene Hand um seine legte. Er konnte die warme, helle Haut auf seiner eigenen fühlen, seinen warmen Atem auf dem linken Ohr spüren. Der Herzschlag des Alphas beschleunigte sich, während Luke ihn führte und dabei das nächste Hefebrötchen griff. „Siehst du, ganz einfach.“ Scott musste sich nicht umdrehen, um Lukes Gesichtsausdruck zu sehen. Er lächelte noch größer, noch breiter, noch glücklicher. Die Wangen des Werwolfs glühten förmlich, während er, unter Hilfe, den nächsten Bissen zu sich nahm. Er wollte gerade im Moment gar nicht anders, als sich beim Essen helfen zu lassen. Ein kleiner Seitenblick zu Stiles ließ ihn sich dann schlussendlich aber doch räuspern. Dessen vorwurfsvoller, aber auch ungläubiger Gesichtsausdruck sprach Bände. „Ich glaube, ich versuche das Nächste alleine“, meinte Scott hastig. „Klar“, antwortete Luke und setzte sich wieder hin. Er schenkte Scott noch einen letzten behutsamen Blick, bevor er sich über sein eigenes Essen hermachte. „Bekomme ich auch etwas ab?“, grummelte Stiles und ließ nach dem dritten Bissen Spaghetti die Gabel sinken. „Es ist für Scott“, warf Luke ein, was Scotts bestem Freund einen irritierten Gesichtsausdruck verpasste. „Ich habe auch Scott gefragt.“ „Ich ähm, ich…“ Der Werwolf schaute zwischen Luke und Stiles hin und her. „Darf… darf ich denn?“ Warum fragte er das überhaupt? „Natürlich darfst du, es ist dein Essen. Wenn du teilen möchtest, nur zu.“ Stiles wartete nicht einmal mehr auf die Antwort, sondern schnappte sich zwei der Hefebrötchen und auch zwei der Müsliriegel. Mit sich selbst beschäftigt, begann Stiles, sein neues Mittagessen zu vertilgen und sah dabei mehr als zufrieden aus. Luke tat das Gleiche und so war Scott dem Kampf mit der fremden Essenskultur alleine überlassen. Tatsächlich schaffte er es, beim dritten Anlauf, das Hefebrötchen zu greifen und zu verspeisen. Er hätte sich glatt an diese Kost gewöhnen können. Ein wenig fremd, abwechslungsreich und auch die Müsliriegel, die er noch probierte (sein letztes Hefebrötchen hatte er Stiles hinübergeschoben) schmeckten köstlich. „Du magst das Marvel Universum ziemlich gerne, hm?“, fragte Stiles zwischen zwei Bissen Müsliriegel und deutete auf Lukes Lunchboxen. „Marvel, DC, beides gleich gerne. Ob Ironman und Green Lantern, oder Venom und Gorilla Grodd.“ Luke zuckte mit den Schultern und schob sich ein Stück Pancake in den Mund. „Beides hat sein Für und Wider.“ „Und Animes auch? Gestern hattest du ja andere Boxen bei dir?“ Stiles warf Scott einen flüchtigen Blick im Sinne von „mach schon“ zu. Der Werwolf verstand, was sein bester Freund vorhatte. „Ja. Dragonball ist mein Lieblingsanime“, beantwortete der Angesprochene Stiles´ Frage knapp. Scott wollte nun ebenfalls einhaken und das Gespräch auf ein anderes Thema lenken, da gesellte sich noch jemand, ungefragt zu ihnen. Der alte Mann lächelte freundlich und räusperte sich, sodass sie alle drei zu ihm blickten. „Ob wohl jemand die Güte hätte, mir ein wenig Platz zu verschaffen?“ Sowohl Scott, als auch Stiles, machten keine Anstalten, der Aufforderung nachzukommen. Dafür hatte Luke den störenden Stuhl schneller beiseitegeschoben, als sie reagieren konnten. Gerard rollte an den Tisch heran und nahm eine schlicht aussehende, graue Plastikbox von seinem Schoß. „Grandpa!“, freute sich Luke und machte sich sogleich daran, ihm sein Mittagessen, in Form zweier Sandwiches, aus der Papierummantelung auszupacken. „Schön dich zu sehen. Ich wollte gerade in dein Büro“, strahlte ihm sein Enkel entgegen. „Nicht doch, nicht doch“, lachte Gerard und hob abwehrend die Hände. „Du sollst nicht dein ganzes Leben nur nach mir ausrichten, mein Junge.“ Dabei wanderte sein Blick zu Scott und Stiles hinüber. Dem Werwolf wurde bei dem Anblick dieser harmonisch wirkenden Großvater-Enkel-Beziehung fast schon schlecht und seinem besten Freund schien es genauso zu ergehen. Für Scott stand fest, dass es sich dabei nur um ein gekünsteltes Schauspiel handelte, zumindest vom Standpunkt des Älteren aus gesehen. „Wie ich sehe, hast du bereits Freunde gefunden?“ Dabei verzogen sich seine Lippen zu einem süffisant-schmalen Lächeln, als er Scott und Stiles zunickte. „Eventuell? In so kurzer Zeit Freundschaft zu schließen, ob das möglich ist?“ Luke schenkte Scott dafür ein aufrichtiges Lächeln. Stiles wurde dabei völlig übergangen. „Ich bin jedenfalls gut angekommen, falls du dir Sorgen machst.“ „Das weiß ich doch.“ Gerard ließ den Werwolf nicht aus den Augen, während er sprach. „Warum lädst du sie nicht einmal nach Hause ein, hm? Macht ihr jungen Leute das heute nicht mehr?“ „Die Ärzte meinten doch, du würdest Ruhe brauchen, Grandpa, damit du dich bald erholst.“ Luke klang dabei vorwurfsvoll, wie auch besorgt. „Ach, was wissen diese Quacksalber schon? Mir geht es mittlerweile deutlich besser. Ich fühle mich wieder wie ein vollständiger Mensch, seitdem ich nicht mehr in diesem Pflegeheim mein Dasein fristen muss. Ich würde mich über ein wenig Leben in der Wohnung durchaus freuen. Du doch auch, oder, Scott?“ Dabei verschmälerten sich die Augen des ehemaligen Oberhaupts der Argentfamilie ein wenig. Scott wollte schon erwidern, dass er sich diese Freude sonst wohin stecken konnte, als ihm Stiles, unauffällig, gegen das Schienbein trat. Sein bester Freund kam ihm zuvor, indem er für ihn antwortete: „Natürlich würde Scott sich freuen.“ Der junge Alpha warf ihm einen Blick zu, als wäre er vollkommen verrückt geworden. „Sehr schön. Dann ist Luke auch nicht mehr so alleine.“ Dabei wanderten Gerards Augen zu seinem Enkel. „Ich werde heute wieder länger arbeiten müssen. Warte also nicht auf mich, mein Junge.“ Dann biss er von einem seiner Sandwiches ab. „Ich hole dich dann aber ab, ja?“ Lukes Aufmerksamkeit richtete sich sogleich auf Scott. „Wenn du willst, könnten wir heute ja gemeinsam die Hausaufgaben erledigen und dann irgendetwas machen? Zuhause bei mir einen Film ansehen? Oder die Spielkonsole missbrauchen?“ Er klang dabei so euphorisch, dass es Scott schwerfiel, ihm diesen Wunsch abzuschlagen. Mit einem Mal wurde dem Werwolf auch bewusst, dass Luke wahrscheinlich vorher keine Freunde gehabt hatte. Darum war es neu und aufregend für ihn und außerdem war ein Teil von Scott dieser Idee nicht abgeneigt, wobei er Stiles trotzdem am liebsten den Hals umgedreht hätte. „Klar, ich muss nur meiner Mom Bescheid sagen“, meinte er und bemühte sich, das Zögern in seiner Stimme zu verbergen. „Gut, dann wäre das ja geklärt“, mischte sich Gerard wieder ein, der Stiles´ giftigen Blick nur mit einem amüsierten Schmunzeln abtat. Er blickte auf die Uhr an seinem Handgelenk und seufzte leise. „Ich muss schon wieder ins Büro. Irgendeine überbesorgte Mutter meint, meine Mittagspause verkürzen zu müssen.“ „Warte Grandpa, ich bringe dich eben ins Büro.“ Damit packte Luke seine Sachen zusammen, wobei er sich auch seine Essstäbchen schnappte, verstaute alles im Rucksack, den er sich eilig mit einem Riemen über die Schulter klemmte, wie auch Gerards restliches Mittagessen, bevor er zum Abschied die Hand hob und seinen Großvater aus der Cafeteria schob. Sobald sich Scott sicher war, dass beide außer Hörweite waren, drehte er sich zu Stiles um und fuhr ihn an: „Hast du völlig den Verstand verloren?“ „Warum?“, fragte Stiles unschuldig und biss von seinem Müsliriegel ab. „Warum? Ich bin heute wahrscheinlich alleine mit ihnen?“ „Du bist alleine mit Luke“, korrigierte er Scott. „Das ist die ideale Möglichkeit, etwas über Gerards Pläne herauszufinden.“ „Und was, wenn er damit gerechnet hat? Ich meine, er hat nur mich eingeladen, nicht auch dich.“ „Das war abzusehen. Außerdem werden Derek und ich in der Nähe sein. Wir beschatten dich. Wenn etwas schiefgeht, dann schreibst du mir kurz und wir sind schon da, um dir zu helfen, okay?“ Stiles legte Scott, der ihn nur finster anblickte, einen Arm um die Schultern. „Ach komm schon, mach nicht so ein Gesicht. Wenn sich der extravagante Lebensstil von Luke auch in seiner Wohnung fortsetzt, dann wirst du heute wahrscheinlich Day One Editions, auf der neuesten Playstation, auf einem 90 Zoll Fernseher spielen, während ich mich mit Derek langweile.“ „Kannst du das überhaupt? Dich mit Derek langweilen?“, brummte Scott und musste dabei aufpassen, nicht loszulachen. Sein Ärger war schon fast wieder verflogen. „Wir wissen uns zu beschäftigen“, entgegnete Stiles trocken. „Die Müsliriegel sind übrigens wirklich erste Sahne. Sieh zu, dass du dem Butler das Rezept dafür entlocken kannst.“ „Hast du sonst noch irgendwelche Wünsche?“ „Nun ja, so einige, aber keine, die du mir erfüllen könntest.“ Damit lachten sie schlussendlich wieder beide und auch, wenn Scott ein wenig mulmig zumute war, so hatte Stiles doch Recht: Das war die ideale Gelegenheit um etwas über Gerard und auch Luke herauszufinden. Zur Not konnte er einfach abhauen und wenn Derek und Stiles in der Nähe waren, konnte er auf Verstärkung zählen. Außerdem klopfte sein Herz wieder ein wenig, bei dem Gedanken an ein bisschen gemeinsame Zeit mit Luke. Vielleicht wurde es ja doch ein netter Nachmittag? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)