Kristalldom von Ganondorf (Fanfiction-Adventskalender 2021) ================================================================================ Kapitel 1: Kristalldom ---------------------- Eiswüste von Phendrana – Kontrolldeck Kcchhhroom Fsssccchhhh Kcchhhroom Sobald Samus durch ihr Helm-Interface diese markanten Geräusche hörte, lud ihr Waffenarm wie von fremder Hand geführt. Jeder getötete Weltraumpirat war einer weniger. Das Universum ein Stück sicherer. Über ihr hörte Samus wie zwei eben jener ihrer Feinde durch die Lüfte patrouillierten. Sie kommunizierten miteinander in ihrer eigenen Sprache. Die Übersetzung hörte sie so klar, als würden die Weltraumpiraten neben ihr stehen. - | Den Jäger finden und töten. | - * - | Berichterstattung nach Tötung melden. | - Seit Minuten verharrte Samus in der selben Haltung. Durch die unvermeidbare Zerstörung des Turmes, die nötig gewesen war um das Artefakt der Ältesten bergen zu können, hatte der dadurch entstandene Lärm ihre Feinde angelockt. Sie waren ungewöhnlich schnell in ihrer Nähe gewesen. Was vermuten ließ, dass seit ihrem ersten Besuch in diesem Areal die Sicherheit stark erhöht worden war. Verständlich. Immerhin hatte sie sowohl im Forschungslabor Aether der mit dem Inneren Forschungslabor verbunden war, erheblichen Schaden angerichtet. Die Zeit vor der Ankunft ihrer Feinde hatte lediglich dazu gereicht sich zwischen den metallenen Kisten zu verstecken und abzuwarten, ob die Weltraumpiraten nicht doch weiterflogen. Nur taten sie ihr diesen Gefallen nicht. Zwei orange Punkte wurden ihr im oberen linken Bereich ihres Combat Visors angezeigt. Würde es hier Menschen geben und ihr Auftrag lauten diese zu evakuieren, hätte sie die beiden schon längst vom Himmel geschossen. So aber wartete sie wie ein Raubtier. Wie der Jäger der sie ist und wie sie von den Weltraumpiraten oft bezeichnet wird. Kscccchhhh Dem Übersetzungsmodul konnte Samus entnehmen, dass die zwei noch einige Flüge über das Kontrolldeck unternahmen. Nur zur Sicherheit. Dann erst würden sie sich dem zerstörten Bereich nähern. Also wartete sie weiter. Erst als die orangen Punkte nahe genug waren, schoss Samus aus ihrem Versteck hervor, überwand sprintend und springen die unterschiedlich hohen Kisten und entlud eine Super Missile auf die Antriebssysteme eines fliegenden Weltraumpiraten. Binnen Sekunden hatte sie ihren Power Beam erneut vollständig aufgeladen um eine zweite Super Missile abfeuern zu können. Dieses Mal auf den anderen Weltraumpirat. Die Explosion beider Systeme war ohrenbetäubend und zerstörte einige der kleineren metallenen Kisten in der Nähe. Zeit für den Selbstmordflug den die Weltraumpiraten gemäß ihres Kodex ausübten, war ihnen nicht geblieben. Irgendwo schlugen Überreste ihrer Feinde und derer Ausrüstung auf. Lautlos verschwand Samus durch den Ostturm in Richtung Firnspitze. Eiswüste von Phendrana – Firnspitze Allmählich kam Samus wieder zu Bewusstsein. Drei Super Missiles hatte sie noch abfeuern können, ehe sie durch einen Fehltritt vom vereisten Schneevorsprung gestürzt und schließlich bis fast auf den Grund gefallen war. Auch wenn der Sturz nicht tief war, komfortable war weder er noch der Aufprall in ihrem Power Suit gewesen. Doch dafür waren auch die hier patrouillierenden Weltraumpiraten wie schon zuvor auf dem Kontrolldeck beseitigt worden. Während sich Samus mit der linken Hand abstützte und ihren Kopf mehrfach schüttelte, blieb sie auf den Knien und seufzte genervt. Eigentlich hätte sie diesen Fehltritt mit einem Space Jump korrigieren können. Eigentlich. Nun fragte sich Samus, wieso sie dies nicht getan hatte. Ach, genau. Ja. Da waren die auf sie zufliegenden Zielverfolgungsraketen ihrer Gegner gewesen, die anders als ihre Super Missiles ein ungewöhnlich helles Licht abgaben. Und irgendwie etwas wirr in kleinen Bahnen flogen. Keiner ihrer Visoren war in der Lage sie davor zu schützen. Einen Sprung ins Ungewisse während sie gleichzeitig geblendet wurde, nein, dieses Risiko hatte sie nicht eingehen wollen. Schon gar nicht ohne zuvor ihre Feinde vernichtet zu haben. Diesen Dreckskerlen würde sie gewisse nicht die Zeit geben, um Daten über ihre Waffensysteme geschweige denn ihren Power Suit zu geben. Samus deaktivierte ihren von außen grün leuchtenden Visor der in ihrem Helm eingelassen war. Sofort spürte sie die eisige Kälte Phendranas in ihrem Gesicht. Mit ihren linken Fingern massierte sie sich ihren Nasenrücken, drückte ihre Fingerspitzen ein wenig gegen ihre Nasenwurzel und dann fuhr ihr Visor mit einem Kchk wieder hoch. Schützte ihr Gesicht vor Angriffen und jedem Wettereinfluss. Nach der kleinen Verschnaufpause glitt sie in das Wasser vor dessen Ufer sie wachgeworden war und nahm die unterirdische Verbindungshöhle zur Jägergrotte. Wenn sie denn schon hier unten war, konnte sie auch den untersten der beiden Wege nutzen. So ersparte sie sich das hochklettern durch den oberen Durchgang. Ohnehin hatte sie das Gefühl, der Weg durch die Jägergrotte führe sie schneller an ihr Ziel. Auf ihrem Weg begegnete Samus mehreren Jelzaps. Diese Unterwasserräuber konnten eine echte Plage sein, wenn man ihnen zu Nahe kam. Ihr anatomischer Aufbau war bemerkenswert. Denn ihre Skeletthälften sind magnetisch miteinander verbunden. Öffnen sie ihr Maul wird ein bläulich leuchtender Kern freigelegt der Objekte und Gegner aus unmittelbarer Nähe anzieht. Solange sie sich am Rand entlang bewegte, war Samus außer Gefahr. Sie machte nicht unnötig Jagd auf alles und jeden. Nur wenn es nicht anders möglich war. Eiswüste von Phendrana – Jägergrotte Kcchhhroom Fsssccchhhh Kcchhhroom Samus blieb im Durchgang stehen. Es klang nicht so, als wären es nur zwei Weltraumpiraten. Vier? Fünf? Mehr? - | Das Artefakt muss hier sein. | - Ihr Herz schlug normal. Auch die Weltraumpiraten waren hinter den zwölf Chozo Artefakten her, die über ganz Tallon IV verteilt waren. Durch die Decodierung der Einträge der Weltraumpiraten hatte Samus von derer Suche erfahren. Wollten sie doch die Macht an sich reißen, die im Einschlagskrater tief unterhalb des Artefakttempels eingeschlossen war. Samus würde dies zu verhindern wissen. Ihr fehlte nur noch das letzte Artefakt, das auf der gegenüberliegenden Seite am Ende des Tunnels auf sie wartete. Sie duckte sich und betrat die Jägergrotte. Eine große Grotte mit Wasser am Grund, einigen Vorsprüngen und drei Ausgängen. Sie musste nur auf die andere Seite und dort durch den Durchgang. Doch unsichtbar machen gehörte zu keiner ihrer Fähigkeiten. Also bewegte sie sich vorsichtig und langsam vor. Von der erhöhten Position hatte sie einen sehr guten Überblick über die Grotte. Ein Weltraumpirat war nahe des Wassers und schien in eben diesem etwas zu suchen. Schon als sie die Jägergrotte betreten hatte, hatte ihr Combat Visor ihr die Anzahl an Gegnern angezeigt. Zwei andere waren soeben aufgestiegen und Samus setzte sofort zurück um nicht entdeckt zu werden. Doch trotz aller Vorsicht die sie sonst walten ließ, rutschte der Schnee vom Rand. - | Der Jäger ist hier! Vernichtet den Jäger! Tötet den Jäger! | - Ihr Gewicht in ihren Tiefpunkt verlagernd, legte Samus ihre linke Hand auf ihren Waffenarm, welcher bereits ihren Power Beam lud. Sie konnte so genauer zielen und auch der Rückstoß fiel so um einiges geringer aus. Dann waren sie vor ihr, zwei, drei, vier Weltraumpiraten die allesamt gleichzeitig auf sie schossen. Dank der Erweiterung ihres Power Suit zu einem Phazon Suit, den sie bei der Zerstörung des einzigen Omegapiraten in der Eliteforschung tief in den Phazon-Minen erlangt hatte, schützte sie ihr Schild noch besser und länger vor gegnerischen Angriffen. Dennoch wäre es töricht sich ausschließlich auf den Schild ihres Suits zu verlassen. Die Beschädigung wurde ihr von der künstlichen, weiblichen Intelligenz in ihrem Helm ständig mitgeteilt. Noch hielt sich die Beschädigung in einem geringen Rahmen. Samus feuerte eine Super Missiles ab und im gleichen Moment rollte sie zur linken Seite. Nichts geschah. Keine Explosion. Keine abgefeuerte Super Missile. Sie fluchte unter ihrem Helm. Der aufgeladene Charge Beam den sie hat abfeuern können hatte die Weltraumpiraten nur auseinandergetrieben. Er war bei weitem nicht so effektiv wie eine Super Missile. Zumindest nicht bei dieser Art von Gegnern. Inzwischen neu formiert, flogen die Weltraumpiraten auf Samus zu. Diese gab mehrere kleinere Schüsse auf ihre Feinde ab, traf die Überzahl an Gegnern an den Beinen oder Antriebssystemen, während sie gleichzeitig den schmalen Pfad zur linken Türe auf gleicher Höhe entlang lief. So gewann sie etwas Zeit. Mussten doch die Weltraumpiraten um ihr zu folgen ihre Manövrierfähigkeiten unter Beweis stellen. Sie schrien sich gegenseitig an, denn jeder wollte der erste und einzige sein der den Jäger tötete. Aller Professionalität zum Trotz konnte sich Samus unter ihrem Helm ein breites grinsen nicht verkneifen. Sie hatte ihren Power Beam schließlich erneut geladen, versuchte abermals eine Super Missile abzufeuern, doch auch dieses Mal funktionierte nur der weniger effektive Charge Beam. Fluchend wechselte sie auf den Plasma Beam. Sobald sie diesen lud und zusätzlich den Thermal Visor einschaltete, zielte sie – noch immer unter starkem Beschuss – auf einen der Antriebssysteme. Die Hitze die nun auf die Weltraumpiraten zuschoss, verbrannte einen von ihnen so schnell und so stark, dass nicht genug Zeit für die übliche Explosion blieb. Er zerfiel einfach zu Staub. Einen seiner Begleiter hatte die Hitze ein Stück Fleisch aus der Seite gebrannt und einem anderen den rechten Fuß abgetrennt. Kreischend taumelten die Verwundeten durch die Luft. Der einzig unverletzte schrie ihnen zu, sie sollen sich gefälligst konzentrieren und schießen, später können sie noch genug jammern. Vermutlich traf dies den Einbeinigen Weltraumpiraten so sehr, dass er auf dessen Antriebssysteme schoss. Genau dies nutzte Samus ebenfalls aus und feuerte Zielgerichtet auf diesen. Bevor er in den Todesflug geriet, sprang Samus kopfüber in die Tiefe und landete im Wasser. - | Wo ist er? Wo ist der Jäger? Tod dem Jäger! | - Das Wasser war nicht tief genug. Es bedeckte Samus gerade so und etwas mehr. Durch die veränderte Färbung ihres Power Suits, der nun nicht länger Orange und auffällig war, passte sich das Schwarz des Phazon Suit gut dem leicht trüben Wasser und dem dunklen Gestein an. Es erschwerte den verbliebenen beiden Weltraumpiraten ihre genaue Lokalisation. Mehrere Schüsse aus dem Wasser gaben schließlich Aufschluss über Samus' Position. Zu spät für jenen mit der seitlichen Schussverletzung. Samus' erneuter Schuss riss die Wunde nicht nur noch weiter auf, sie tötete durch diesen Schuss den Weltraumpiraten. Dank des ehemaligen Stalaktiten den Samus bei ihrem ersten Besuch gesprengt hatte, konnte sie ihren Grapple Beam aus dem Wasser nutzen, der sich an der Grottendecke festmachen ließ. So wurde sie aus dem Wasser gezogen, feuerte im Flug auf ihren letzten noch lebenden Gegner. Als er schließlich nah genug war und Samus noch immer an ihrem ausgefahrenen Grapple Beam an der Decke hing, schwang sie sich auf ihren Gegner zu, sprang und riss ihn mit sich auf jenen Vorsprung, durch den sie zuvor die Jägergrotte erreicht hatte. Ihre Hand hatte sich um den Hals des Weltraumpiraten gelegt, der sie auf übelste beschimpfte und ihren gepanzerten Suit zu beschädigen versuchte. Alles was Samus tat, war einen Schuss mitten durch das Gesicht des Feindes. Dann war es ruhig. Langsam richtete sie sich auf, ihre Hand hielt noch immer den Hals ihres toten Feindes umschlossen. Sie warf ihn einhändig in das Wasser. Hörte wie er dort auf den Boden sank und eine Erschütterung die Jägergrotte heimsuchte. Das Eis brach von den Wänden, Schnee fiel von den Vorsprüngen ins Wasser. Dann kehrte wieder Stille ein. Ein prüfender Blick über den Rand und Samus vergewisserte sich, dass dies dem Weltraumpirat geschuldet war. Da er nicht zurück an die Oberfläche trieb, war sie sich ihres Sieges sicher. Die Stimme in ihrem Helm informierte sie über die langsam aber stetig steigende Reparatur des Schildes. Gleich hatte sie ihr Ziel endlich erreicht. Eiswüste von Phendrana – Phendranische Eisschlucht Irgendetwas stimmte nicht. Das Wasser beherbergte sonst Jelzaps und auch hier patrouillierten Weltraumpiraten im Zweierteam. Jetzt waren die einen wie die anderen nicht zu hören noch zu sehen. Die sonst so zuverlässige Anzeige in ihrem Interface zeigte keine unmittelbaren Gegner. Samus wechselte noch im Wasser auf ihren Thermal und anschließend auf ihren X-Ray Visor um mögliche Gefahren außerhalb des normalen Wahrnehmungsspektrums erkennen zu können. Sie war alleine. Auch als sie aus dem Wasser stieg, zwischen ihrem Thermal und X-Ray Visor immer hin und wer wechselte. Sie war ganz alleine. Keine Weltraumpiraten. Als sie fast ganz oben angekommen war, war nur der dort seine Bahnen drehender Segelgleiter über ihr zu sehen. Ihn ignorierend, nahm Samus den Weg auf die gegenüberliegende Seite, wo sie auf der schwebenden Platform innehielt. Ihr X-Ray Visor zeigte ihr eine verborgene Tür direkt hinter den Gesteinstrümmern auf die sie blickte. Mittels einer Power Bombe die Samus am Rande der Platform zündete, sprengte sie Trümmer und setzte anschließend ihren Weg durch die nun freiliegende, rot umrandete Tür fort. Und betrat die dahinterliegende Lagerkaverne. In dessen Mitte war ein steinerner Ring mit Chozo Schriftzeichen eingelassen. Von der Witterung teils vereist und von Schnee bedeckt, thronte schwebend auf einem schwarzen Sockel von eisblauer Farbe durchzogen, das letzte noch zu suchende Artefakt. Es war von einem intensiven Hellblau. Samus nahm das Artefakt des Geistes an sich. Jetzt wo sie endlich im Besitz aller zwölf Chozo-Artefakte ist, konnte sie sie zum Artefakttempel zurückbringen um den Kern des Planeten zu betreten. In dessen Innerem die Große Seuche eingeschlossen war, die einst durch einen Meteoriten auf Tallon IV herabstürzte. So steht es in der Chozo-Inschrift Der Einschlag, erinnerte sich Samus. Dazu musste sie die Datenbank nicht aufrufen. Sie wusste was sie zu tun hatte. Und so verließ sie die Lagerkaverne wieder, um ihr endgültiges Ziel zu erreichen. Während ihres Abstiegs passierte sie den Oberer Schluchttunnel. Die Erschütterung die sie zuvor in der Jägergrotte gespürt hatte, erfasste erneut die Umgebung. Stärker und vibrierender als zuvor. Mit einem Mal war ihr deutlich bewusst, dass es nicht der zuletzt besiegte Weltraumpirat gewesen sein konnte. Eiswüste von Phendrana – Kristalldom Die einstige Kuppel die den Kristalldom geschützt hatte war verschwunden. Aufgesprengt und gab den grauen Himmel darüber frei. Schneeflocken fielen durch die Öffnung. Der Segelgleiter der diesen Ort einst seine Heimat genannt hatte war nicht mehr zu sehen. Dafür umso deutlicher zwei Phazon-Elitepiraten. Zwei. Eingesetzt wurden sie ausschließlich in den Phazon-Minen. Was hatten sie hier zu suchen? War der Tod des Omegapiraten etwa Ursache dieses Vorgehens? Wie auch immer. Diese Bedrohung musste ausgeschaltet werden. Als Kampfareal bot sich der Kristalldom allerdings nicht gerade an. Die Eisschicht am Grunde des Kristalldoms hatte bereits erste Risse. Mit aller Wahrscheinlichkeit nach durch den Einsturz der Kuppel und den beiden Phazon-Elitepiraten. Würde Samus ebenfalls zu ihnen herab springen und beide im Kampf mit ihren massigen Armen auf den Boden einschlagen um Druckwellen zu erzeugen, könnte es dies für sie gewesen sein. Auf Druckwellen reagiert Samus nicht unähnlich den Weltraumpiraten, wenn sie sie für kurze Zeit mit ihrem voll aufgeladenen Wave Beam betäuben kann, da dieser ein elektrisch geladenes Feld erzeugen kann. Über ihr weiteres Vorgehen war Samus nicht mehr in der Lage genauer nachzudenken. Sie war entdeckt worden und beide Phazon-Elitepiraten hoben ihre massigen Arme. Nicht aber um die von ihnen gefürchtete Druckwelle auszustoßen. Im Gegenteil. Sie sprangen aus dem Stand heraus mehrere Meter hoch in die Luft und landeten das der Boden erbebte, einer direkt vor Samus, der andere auf dem Vorsprung etwas weiter links von ihr. Solche Fähigkeiten besaßen die Phazon-Elitepiraten nicht. Sie konnten nicht springen. Sie waren nicht so schnell wie sie sich nun gaben. Aber woher sollte Samus dies auch wissen, wo sie doch nur gegen einen einzigen von ihnen bisher gekämpft hatte? Und allein dieser Kampf hatte lange gedauert. Als die Arme des vor ihr stehenden Phazon-Elitepirat gen Boden sausten, konnte sich Samus mit einem Wandsprung gerade so noch aus der Gefahrenzone bringen. Mit einem in der Luft ausgeführten Hechtsprung flog sie an ihrem Gegner vorbei, einige Meter weiter nach unten und schließlich landete sie sich zur Seite abrollend auf die zugefrorene Wasseroberfläche. Beide Gegner drehten sich brüllend herum, schlugen wild mit den Armen durch die Luft und folgten mit einem kraftvollen Sprung Samus. Die Erschütterung brachte Samus leicht ins Wanken. Sie lud ihren Plasma Beam vollständig auf. Dies dauerte zwar einige Sekunden länger gegenüber jedem kleineren Schuss, doch war ein vollständig aufgeladener Schuss weitaus effektiver. Zunächst konzentrierte sie sich auf dem ihr am nächsten stehenden Gegner. Im Kampf zeigte sich, dass zwei dieser Sorte wahrlich nicht leicht zu besiegen waren. Auch wenn ihr Combat Visor ihr die Gegnerposition verriet, Samus sich eigentlich immer nur auf den vorderen Phazon-Elitepiraten konzentrierte, den anderen musste sie ebenfalls im Auge behalten. Der Nachteil an ihrem Combat Visor war, dass er keine Höhenunterschiede darstellen konnte. So wurden ihr beide Gegner auf der gleichen Linie angezeigt, obwohl der zweite inzwischen über ihr auf einem Vorsprung war. Und sich von eben dort direkt auf Samus stürzte. » Schild außer Betrieb. Reparatur dringend erforderlich. Schild außer Betrieb. Reparatur dring- « Samus stellte die Systemmeldung mit einer Augenbewegung auf das Warnsymbol in ihrem Helm-Interface aus. Dann wurde sie durch die Luft geworfen und prallte von der rauen Gesteinswand ab. » Energievorrat auf 65% gesunken. « Eine einmalige Meldung. Etwas schwer kam Samus wieder auf die Beine. Nichts gebrochen. Ihr Power Suit bewahrte sie vor solchen Schäden. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. Dennoch war dieser enorme Leistungsfall gravierend. Noch ein, zwei solcher Attacken und ihr Suit würde versagen. Anstatt ihre Gegner anzugreifen, tippte sich Samus seitlich an ihren Visor. Sie hatte hier eigentlich schon alles gescannt gehabt, doch der Scan Visor war auch in der Lage weiter entfernte Objekte leicht vergrößert darzustellen. Vielleicht fand sie so irgendetwas was ihr im Kampf zusätzlich helfen konnte. Ungestüm rannten nun beide Phazon-Elitepiraten auf Samus zu. Und sie entdeckte tatsächlich etwas. Leicht versetzt über ihr. Auch das war ungewöhnlich. Dass die beiden so schnell laufen konnten. Aber Samus ließ sie kommen. Es reichte schon, wenn sie einen erlegen konnte um sich danach um den zweiten zu kümmern. Vermutlich dachten – so die Phazon-Elitepiraten dazu überhaupt noch fähig waren – ihre Gegner sie sitze nun in der Falle. Um diesen Schein noch zu verstärken ließ sie sich auf ein Knie fallen. Dadurch brüllte einer der beiden lauter. Es klang wie ein Triumph. Und der zweite stimmte in das Brüllen mit ein. Samus wartete. Und wartete. Wartete. Als schließlich nur noch eine Armlänge fehlte um sie zu erreichen, nutzte Samus ihre Space Jump Boots um einen doppelten Sprung auszuführen. Unversehrt sprang sie erst über einen, dann über den anderen Phazon-Elitepirat. Beide hatten nicht mehr die Möglichkeit zu stoppen und so lief der vordere ungestüm direkt gegen die Gesteinswand. Der andere prallte an seinem Begleiter ab und taumelte mehrere Schritte zurück. Das war egal. Was einzig und allein zählte war der noch kaum ausgewachsene Stalaktit der sich durch die Erschütterung nun gänzlich von der noch verbliebenen Decke löste. Er sauste lautlos von oben durch den Kopf des Phazon-Elitepiraten, der zu spät bemerkte was geschah. Zur Sicherheit jagte Samus noch zwei aufgeladene Plasma Beam Schüsse hinterher. Erst als der Scan abgeschlossen war und sie die Meldung erhielt, dass der Gegner aufgrund mehrerer Knochenbrüche und einem zerstörten Gehirn tot war, konnte sie kurzzeitig aufatmen. Somit hatte sich die Gefahr reduziert und ihre Überlebenschance war gestiegen. Eine Mischung aus Brüllen und einem Schrei erfüllte den Kristalldom Wutentbrannt. Mehrfach schlug der letzte Phazon-Elitepirat auf die vereiste Wasseroberfläche. Sichtbar dehnten sich die Druckwellen über dem Boden aus. Erfassten Samus und paralysierten ihren gesamten Körper. Als die vierte Druckwelle sie erfasste, erklang die Stimme der künstlichen Intelligenz penetrant laut. » Energievorrat kritisch. Energievorrat kritisch. Energievorrat kritisch. « Diese Meldung ließ sich nicht abstellen. Zum Glück? Doch Samus konnte diese Anzeige mit zwei Augenbewegungen minimieren und außerhalb ihres Blickfelds in ihrem Helm-Interface unterbringen. Sobald ihr Energievorrat unter 25% fiel, schaltete sich diese Meldung automatisch ein. Es hatte schon mehrere Situationen gegeben, in denen dies vorgekommen war. Und immer hatte sie sie gemeistert. Auch jetzt war Samus zuversichtlich dies zu schaffen. Hier würde sie nicht sterben. Noch hatte sie diesen Planeten nicht gerettet. Sie musste ihn retten. Das Geräusch welches wie ein auflachen klingen sollte, war von überlegener Bosheit weit entfernt. Es war mehr ein überlegendes Geräusch, gepaart mit der Erkenntnis den Jäger endlich getötet zu haben. Samus' Übersetzungsmodul war ebenfalls ausgefallen, beeinträchtigt durch die noch immer anhaltende Nachwirkung der Druckwelle die ihren gesamten Körper heftig durchzuckte. Ihre Finger die die Hebel in ihrem Waffenarm krampfhaft umschlossen hielten, hielten einen halb aufgeladenen Schuss bereit. Mit aller Kraft versuchte Samus aus dieser Starre zu entkommen und gleichzeitig strengte sie ihre Hand an, sie möge sich wieder bewegen. Sie mussten den Schuss aufladen wenn sie überleben wollte. Sie musste einfach. All ihre Mühe war umsonst, als der Phazon-Elitepirat seine Hand um Samus' Helm legte und sie in die Luft hob. Dicht an sein Gesicht führend, riss er sein Maul auf und vergrub seine spitzen Zähne in ihren Helm. Zumindest versuchte er es. Die letzte noch verbliebene Energie die durch ihren Power Suit floss, versuchte seine Trägerin ein allerletztes Mal zu schützen. Um sich herum spürte Samus bereits wie ihr Suit sich an manchen Stellen auflöste und gleichzeitig wieder herzustellen versuchte. Dies würde nicht ihr Ende sein. Nicht heute. Nicht hier. Ein Riss in ihrem Visor. Dünn und schwach. Doch er konnte größer werden. Würde größer werden. Dann endlich spürte Samus wie die Nachwirkung verflog. Sie schlug mit ihrer freien Hand mehrfach seitlich in das Gesicht ihres Gegners und gleichzeitig lud ihr Waffenarm den Schuss vollends auf. Mit aller Kraft stemmte Samus ihre Füße gegen den massigen Körper. Sie riss ihren Waffenarm hoch und schoss dem Phazon-Elitepiraten von unten durch das Gesicht. Sie fiel und ihr Gegner kippte nach hinten um. Nun brach das Eis endgültig. Samus konnte sich an den Rand retten, weit weg von der Einbruchstelle stand sie mit dem Rücken zur Wand. Ihre linke Hand ruhte auf ihrem Waffenarm und sie behielt die Einbruchstelle genau im Blick. So verharrte sie eine lange Zeit. Bis sie dann irgendwann den Scan Visor einschaltete. Er war besiegt. Samus sah nach oben. Der Schnee fiel noch immer in den nun offenen Kristalldom. Sie erinnerte sich einer Kammer weit über sich. Mit ihren letzten Kräften kletterte Samus mühselig nach oben. Versperrt von einer Tür die sich auch unter Waffengewalt nicht öffnen lassen wollte, schlug Samus mit ihrer flachen Hand gegen die Tür. Erst ein beherzter Tritt gegen die störrische Tür öffnete ihr den Weg. Hier konnte sie sich für einen Moment ausruhen. Neue Kraft tanken. Ihr Power Suit konnte sich regenerieren und wenn sie sich in der Lage dazu sah, dann würde sie das Problem mit den Super Missiles angehen. Sie hatte da schon eine Vermutung was der Auslöser gewesen sein mochte. Sobald all das geschehen war, würde sie den Planeten retten. Und das gesamte Universum gleich mit. Unser ständiger Begleiter inmitten unseres wahr gewordenen Albtraums, dem Kampf gegen die unnachgiebige Finsternis, ist ein Licht, das wir deutlich sehen. Dieses seltsam vertraut wirkende Licht strahlt Zuversicht aus, es verjagt die von der Großen Seuche hervorgebrachten Schatten und reinigt jenes, was von Gift getränkt ist. Doch ist es seltsam -- gelegentlich erwächst aus dem Licht die Gestalt einer Frau. Von brennender Intensität, sinkt dieses Leuchten aus dem All herab, um sich kurz darauf wieder in das tiefsatte Schwarz zurückzuziehen, aus dem es erschienen ist. Wenn sich diese Prophezeiung erfüllt, wenn das Licht niederkommt, dann hat die lange Wache der Chozo ein Ende gefunden. Chozo-Inschrift – Licht (Text 1:1 aus Metroid Prime entnommen) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)