Operation Hitzestau von _Delacroix_ ================================================================================ Vallecito, Argentinien ----------------------   Vallecito, Argentinien   31° 44´ 17´´ südlicher Breite; 67° 59´ 9´´ westlicher Länge     «Boah, ich könnte für so eine Flasche sterben», jammerte Zack und drückte die Nase gegen die Seitenscheibe ihres Einsatzfahrzeugs. Ivy schnaubte abschätzig. «Wenn du nicht dein ganzes Geld für Panchos ausgegeben hättest, hättest du jetzt auch was zu trinken.» «Aber sie waren so lecker!», begann ihr Bruder zu schwärmen und verlor sich ein weiteres Mal in den Details des perfekt gebräunten, argentinischen Hot Dogs. Carmens Blick schweifte aus dem Fenster, wo die Sonne erbarmungslos auf ein ganzes Meer aus Plastikflaschen knallte, das sich zu beiden Seiten der Straße ausbreitete. «Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?», fragte sie. Einen Augenblick lang war es still, dann erklang Players elektronisch verzerrte Stimme im Auto. «Natürlich», entgegnete er, «Hier hat es in den letzten Tagen mehrere V.I.L.E.-Sichtungen gegeben.» «Vielleicht wollten sie unauffällig ihr Leergut loswerden», mutmaßte Zack vom Fahrersitz aus. «Oder es war eine besonders fiese Art der Fata Morgana», fügte Ivy fröhlich hinzu. «Ich meine, was sollen die hier denn klauen? Hier ist doch nichts.» Gerne hätte Carmen widersprochen, doch ein weiterer Blick aus dem Fenster bestätigte Ivys Eindruck. Hier war wirklich nichts. Nur eine endlos lange, schmale Asphaltstraße, Wüste und ein Meer aus Wasserflaschen. In einigen von ihnen war das Wasser abgestanden und braun, in anderen wirkte es noch klar und frisch, als hätte man es gerade eben erst in den grauen Wüstensand gestellt. Vor ihnen schleppte sich ein antik aussehender Lastwagen die Straße hinunter. Auf der Heckklappe ein abgeblättertes Bild einer barbusigen Frau mit einem Baby. Carmen warf einen Blick über die Schulter. Der Wagen hinter ihnen war ein alter Ford und mit sieben Insassen sichtlich überfüllt. Aber hier in Argentinien interessierte das niemanden so recht. «Wo wollen die Leute eigentlich alle hin?» fragte sie, auch um von Ivys Fata Morgana-Theorie abzulenken. «Ich dachte schon du fragst nie», entgegnete Player am anderen Ende der Leitung. «Heute ist für die ärmeren Menschen aus San Juan ein ganz besonderer Tag. Heute bezahlen sie nämlich ihre Schulden», erklärte er. «Also fahren die alle zu ihrem örtlichen Kredithai?», plapperte Ivy dazwischen. Player lachte. «So ähnlich», versicherte er ihr, «Aber eigentlich solltet ihr es auch gleich selber sehen können. Laut GPS müsstet ihr nämlich jede Sekunde ankommen.»    ****   «Tut das nicht weh?», fragte Inspektor Devineaux und starrte verwundert einen alten Mann an, der sich auf den Knien Stufe um Stufe nach oben schob. Staub und Sand hatten sich auf ihm gesammelt und ließen ihn langsam aber sicher in dem gleichen, matten Grau glänzen, wie die Stufen der Kapelle. «Hmm?», machte es neben ihm. Julia Argent begutachtete gewissenhaft die kleinen Schreine am Wegesrand. Sie wusste nicht, was Carmen Sandiego nach Argentinien geführt hatte, doch sie war sich sicher, was auch immer es war, es musste mit den Kapellen auf diesem Hügel zu tun haben. «Ich fragte - Ach vergessen Sie’s», murrte Devineaux und konzentrierte sich wieder auf die Stufen, die sich in den letzten zehn Minuten gefühlt verdoppelt hatten. Natürlich war das absoluter Unsinn, nur ein Gefühl, hervorgerufen von der unbarmherzigen argentinischen Sonne und der Tatsache, dass sie selten in die Verlegenheit kamen, siebzig Stufen auf einmal hinauf steigen zu müssen. «Es soll Pilger geben, die den Weg auf dem Rücken liegend und mit einem Kleinkind auf dem Bauch auf sich nehmen», informierte Julia ihren Begleiter. Inspektor Devineaux unterdrückte ein Schnaufen. «Angeber», murmelte er. «Wofür überhaupt die Mühe? Nur um da oben in die Kirche zu gehen?» Julia nickte ergeben. «Es handelt sich nicht um eine Kirche, sondern um eine Reihe von Kapellen», erklärte sie, «Die Menschen steigen hier hinauf, um Difunta Correa ein Geschenk zu überbringen.» «Aha!» entfuhr es Inspektor Devineaux und von einem Moment auf den anderen schien sämtliche Erschöpfung von ihm abzufallen. «Dann wissen wir, was la Femme Rouge zu stehlen gedenkt!» Julia zog die Augenbrauen zusammen. «Ihnen ist aber schon bewusst, dass ihr jeder der Pilger etwas anderes darbringt?», fragte sie skeptisch. Devineaux sackte in sich zusammen, als hätte sie ihn an die unbarmherzige Sonne erinnert, die nach wie vor auf sie herab knallte. «Sagen Sie das doch gleich», maulte er. «Was opfert man Korea denn?» «Nicht Korea. Difunta Correa», verbesserte Julia automatisch. «Und man opfert ihr einfach alles. Das Wasser in den Flaschen hier, die kleinen Puppenhäuser unten am Hang, ja sogar ein Hochzeitskleid. Es kommt ganz einfach darauf an.» «Worauf denn?», fragte ihr Begleiter weiter. «Es kommt darauf an, was man sich von ihr wünscht. Wenn Sie sich ein neues Auto wünschen und bekommen eines, dann opfern Sie ihr ein Nummernschild. Wollen Sie ein Motorrad, dann bringen Sie ihr Ihr Altes dar.» «Und wenn ich einen großen Raubzug machen will?» Julia schüttelte den Kopf. «Ich glaube nicht, dass Difunta Correa Raubzüge unterstützen würde», mutmaßte sie. Neben ihr fand Inspektor Devineaux zu seiner alten Größe zurück. «Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber ich finde, wir sollten das überprüfen!»   ****   «Hast du sie endlich?», zischte Gräfin Cleo ungeduldig, kaum das der große Monitor an der Wand der Halle angesprungen war. Natürlich hätte sie den Blick heben und selbst nachsehen können, ob Tigress ihren Auftrag erfolgreich ausgeführt hatte, doch ihre Augen klebten förmlich an den Seiten eines druckfrischen Modemagazins. Diese Farben, dieser Schnitt, dieses Kleid musste sie einfach haben und es würde ihr gehören. Jedenfalls, wenn diese unbrauchbare Karikatur von einer Diebin endlich einmal etwas richtig gemacht hatte. «Die Statue ist direkt hinter mir», erklärte Tigress und ein leichtes Flackern des Bildschirms ließ Cleo vermuten, dass sie die Kamera gedreht hatte, um ihr das Ding zu zeigen. Sie winkte königlich ab. «Ja, ja», entgegnete sie in Gedanken schon halb bei der Vorstellung, wie sich die erlesene Seide des Kleides an ihren Körper schmiegen würde. Dieses Stück war einfach perfekt. Deutlich perfekter als es irgendeine dahergelaufene Statue war. «Bring das Ding einfach her», befahl sie, «Damit ich sie den armen Gläubigen zurückgeben kann. Gegen eine angemessene Spende, versteht sich.» Ihre Lippen formten ein dünnes Lächeln, während sie betont langsam umblätterte. Dieser Mantel würde ihre Garderobe sicher auch aufwerten. Genau wie dieser Rock und waren das da etwa Krokodilleder-Schuhe? Ganz egal wie hoch Preis auch war, die musste sie einfach haben ... Chase Devineaux presste sich gegen die weiß verputzte Wand und versuchte förmlich mit ihr zu verschmelzen. Den ganzen Tag über hatte er die Menschen beobachtet, die durch eben jene Tür in die Kapelle geströmt waren, und er war davon überzeugt, wer auch immer etwas aus der Kapelle stehlen wollte, würde zunächst an dem altertümlichen Schloss dieser Tür vorbei müssen. Unwillkürlich duckte er sich etwas tiefer, bemühte sich zusätzlich auch noch hinter einem kleinen hausförmigen Schrein zu verschwinden. Er konnte es schon fast vor sich sehen: Carmen Sandiego, die auf diese Tür zu schlenderte und sich nonchalant dagegen lehnte. Ein trauriger Versuch davon abzulenken, dass sie das Schloss zu knacken versuchte. Ein paar Sekunden würden vergehen. Wertvolle Augenblicke, in denen die Diebin an Sicherheit gewinnen würde und dann, wenn der Erfolg schon zum Greifen nahe war, wenn das Schloss leise knacken würde, dann würde er aus seinem Versteck springen und sich auf sie stürzen. Er würde es sein, der der Femme Rouge die Handschellen anleg- Er stutzte, als er ein leises Knacken hörte. Jemand kam die Treppe zur Kapelle herauf. Jemand, der hoffentlich Carmen Sandiego war.   Eilig duckte er sich noch weiter hinter den hausförmigen Schrein. Da! Ein Schatten auf der Treppe. Leise Schritte, die näher kamen. Unwillkürlich spannte er die Muskeln an. Jetzt war es nur noch eine Frage von Minuten. Vorsichtig schielte er über das Dach des hausförmigen Schreins hinweg, sah eine schlanke Silhouette, die sich der Tür näherte. Das musste sie sein. Carmen Sandiego.   Lautlos setzte er einen Fuß vor den anderen, dann noch einmal und schließlich sprang er hinter dem Schrein hervor. «Sie sind verhaftet», rief er und packte die Diebin am Unterarm. Für den Bruchteil eines Augenblicks geschah einfach nichts, dann zischten rasiermesserscharfe Krallen millimetergenau an seinem Gesicht vorbei. Er hörte Stoff reißen und ahnte Schlimmes für seinen Mantel. «Sie sind nicht Carmen Sandiego», entfuhr es ihm. «Blitzmerker», fauchte ihm seine Gegnerin entgegen und zog mit einer Kraft an ihrem Arm, die er ihr nicht unbedingt zugetraut hatte. Erneut zischten scharfe Krallen auf ihn zu und ihm blieb nichts anderes übrig, als seinen Griff zu lockern und einen spontanen Satz nach hinten zu machen. «Langsam werden mir diese Begegnungen lästig», zischte seine Gegnerin und stürzte sich ein weiteres Mal auf ihn. Unwillkürlich machte er einen Schritt zurück, dann noch einen und plötzlich spürte er keinen Boden mehr unter seinem Fuß. Chase ruderte mit den Armen, schaffte es noch einen Moment lang sich zu halten, dann spürte er einen leichten Tritt und es ging abwärts.   ****   «He Carmen», meldete sich Ivys Stimme in ihrem Ohr, «Inspektor Devineaux ist gerade an uns vorbei geflogen. Ich glaube, der macht erst mal gar nichts mehr.» Carmen atmete erleichtert auf, während sie sich tiefer in die Berge aus weißem Tüll duckte. Hochzeitskleid um Hochzeitskleid hing in engen Reihen in diesem Teil der Kapelle. Seide mischte sich mit Chiffon. Rüschen vermengten sich mit langen Schleiern, Schleppen und Röcken, die zum Teil breiter waren als eine handelsübliche Tür. Carmen war das alles sehr recht. Zwischen all dem Stoff, dem Glitzer und den Falten konnte man hervorragend in Deckung gehen. Nicht das sie das unbedingt hätte tun müssen, denn der einzige andere Mensch in der Kapelle war weithin an dem schmalen Lichtkegel seiner Taschenlampe zu erkennen. Jules zog pflichtbewusst Bahn um Bahn durch die ungewöhnliche Gedenkstätte. Hier begutachtete sie einen gespendeten Sportpokal, da musterte sie ein besonders farbenfrohes Bild und gelegentlich - um genau zu sein alle 540 Sekunden - kam sie auch an den Kleidern vorbei, in denen Carmen vorläufig Stellung bezogen hatte. Fast schien es, als wäre Difunta Correa sicher, aber Carmen wusste es besser. V.I.L.E. würde sich nicht von Jules und Inspektor Devineaux abschrecken lassen. Und nachdem Letzterer offensichtlich bereits ausgeschaltet war, galt es jetzt besonders wachsam zu sein.   Carmen lauschte auf Jules Schritte. Es war ein langsamer, stetiger Rhythmus. Er hatte fast etwas Beruhigendes an sich. Etwas, das einen fast vergessen ließ, dass - Ein leises Knarren erklang und riss Carmen je aus ihren Gedanken. Jules hatte es scheinbar auch gehört, denn der Rhythmus ihrer Schritte beschleunigte sich.   «Stehen bleiben!»   Ihre Ohren verrieten Carmen, dass V.I.L.E. auf diesen Befehl genauso gut hörte, wie sie es tat. Der Rhythmus der Schritte wurde schneller, lauter - Dann sprang sie auf den Gang und mitten hinein in ein gelb-grünes Knäuel, das ihr nur allzu bekannt vorkam. Sie fielen, doch Carmens Aufprall wurde vom Körper ihres Gegenübers gebremst. «Tigress», entfuhr es ihr, während sie sich bemühte, die Krallen ihrer Gegnerin von ihrem Gesicht fernzuhalten. Diese fauchte empört und trat nach ihr, bevor sie sich elegant herum rollte. Einen Moment lang rangen sie miteinander, dann schaffte Tigress es, wieder auf die Füße zu kommen. «Bedaure Black Sheep, aber es ist zu spät, um die Hilfe einer popeligen Heiligen zu erflehen», höhnte sie. Carmen sprang ebenfalls wieder auf. «Vielleicht solltest du auf deinen eigenen Ratschlag hören», empfahl sie trocken. «Streng genommen ist Difunta Correa keine Heilige.» Carmen erstarrte mitten in der Bewegung. Doch das hielt Jules nicht auf. «So weit ich weiß, wurde sie bis heute nicht seliggesprochen», erläuterte sie weiter. Tigress dagegen zeigte sich herzlich wenig beeindruckt. Sie lächelte kühl und zuckte mit den Schultern. «Nicht mein Problem», schnurrte sie. «Aber wenn ihr drauf besteht, hab ich hier eins für euch.» Sie streckte die Hand nach oben, eine Bewegung, die für ihre Verhältnisse mehr als seltsam schien. Außer, sie hatte - «Jules! Runter!», entfuhr es Carmen, bevor sie sich ein weiteres Mal auf den Kapellenboden warf.   ****    Der Knall war ohrenbetäubend und hätte sie nicht auf Carmen gehört, die Druckwelle hätte sie vermutlich direkt in eine Reihe bunter Autokennzeichen geschleudert. Im Dach der Kapelle prangte ein riesiges Loch und darüber schwebte unheilvoll ein dicker, schwarzer Helikopter, aus dem soeben ein Seil geworfen wurde. «Das ist dann wohl mein Stichwort», schnurrte die grün-gelb gekleidete Kriminelle und eilte auf eben jenes Seil zu. «Sicher nicht!», hörte Julia Carmen rufen, bevor sie eilig hinterher stürmte. Doch die Frau - Tigress - war schnell. Deutlich vor Carmen erreichte sie das herabhängende Seil und hätte sie sich einfach nur hinauf gehangelt, sie wäre sicherlich entkommen. Doch Tigress dachte nicht daran. Statt die Flucht zu ergreifen, bemühte sie sich redlich, das Seil an die Altarfigur zu binden. Jules war überrascht. Sie hatte die Statue der Difunta Correa ausgiebig untersucht und sie schien ihr nicht sehr wertvoll zu sein. Sie war noch nicht besonders alt und mit dicker, flächiger Ölfarbe bemalt, die bereits an einigen Stellen abzuplatzen begann. Kein Kunstsammler der Welt würde über der Figur ins Schwitzen geraten. Die Einzigen, die sich dafür interessierten, waren ...   Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen.   Die Gläubigen!   Die Menschen aus San Juan, die einen Wunsch an Difunta Correa gerichtet hatten und sich nun in ihrem Heiligtum dafür bedanken wollten. Sie liebten diese Statue, sie küssten und streichelten sie sogar. Sie würden sie auf alle Fälle zurückhaben wollen. Und das hieß - Eilig rappelte sie sich auf und folgte den anderen.   «Das tust du nicht!», hörte sie Carmen rufen, während sie an Tigress’ Arm zerrte, doch die zeigte sich davon nicht sonderlich beeindruckt. «Wetten doch?», spottete sie, bevor sie sich ein weiteres Mal auf Carmen stürzte. Die duckte sich, so dass Tigress über sie hinweg flog und Bekanntschaft mit dem kalten Boden machte. Doch kaum wandte sich Carmen dem Seil zu, war ihre Gegnerin schon wieder auf den Beinen und nahm sie in den Schwitzkasten. Carmen taumelte zurück, versuchte Tigress’ Griff mit einem Tritt zu lösen, doch die schien damit gerechnet zu haben und ließ nicht von ihr ab.   Der Motor des Hubschraubers röhrte, als er zu steigen begann. Das Seil spannte sich. Die Statue gab ein beunruhigendes Knirschen von sich. Ohne groß darüber nachzudenken, stürzte sich Julia auf den Knoten, versuchte ihn zu lösen, doch er gab nicht nach. Die Statue knackte unheilverkündend. Hinter ihr schepperte es heftig. Carmen und ihre Gegnerin waren scheinbar in den Berg aus Kennzeichen gefallen, doch Julia hatte keine Zeit, sich darum zu kümmern. Immer noch zerrte sie an dem verdammten Seil, das einfach nicht nachgeben wollte. Wenn sie doch nur etwas Spitzes hätte! Es knackte noch einmal. Ein klares Zeichen dafür, dass der Sockel der Statue gleich nachgeben würde. Da war bereits ein sichtbarer Riss, der sich an einer Reihe dünner Metallschilder vorbei nach oben zog.   Die Schilder!   Julia griff blind nach einem von ihnen. Es war ein dünnes Stück Blech mit irgendwelchen spanischen Dankesworten darauf, die sie sicher hätte lesen können, hätte sie die Zeit dafür gehabt. Doch die hatte sie nicht. Eilig legte sie das Schild mit dem Rand auf das Seil und begann es in einem schnellen Rhythmus hin- und herzuziehen. Sie war sich nicht sicher, ob der Rand scharf genug sein würde, doch sie schloss die Augen und hoffte darauf. ‹O Difunta Correa›, ging es ihr durch den Kopf, ‹Beschützerin derer, die leiden und weinen, ich bitte dich, lass das Blech das Seil zerschneiden.› Ihre Hand brannte, von dem Druck mit dem sie das scharfe Blech nach unten presste, doch sie ließ es nicht los. Irgendwo hinter ihr fluchte es heftig, dann schepperte es und plötzlich ging alles ganz schnell. Das Seil zerriss mit einem dumpfen Knall, es fluchte noch einmal und plötzlich rannte Tigress direkt auf sie zu. Ihre Krallen glänzten im fahlen Licht, Carmen rief ihren Namen, dann sprang die Diebin ... Und als Julia das nächste Mal aufsah, sah sie Tigress, die mit wütender Miene und ohne Statue vom Hubschrauber aus der Kapelle gezogen wurde.   Hinter ihr atmete Carmen erleichtert auf. «Das war mehr als knapp», urteilte sie. Julia nickte. Sie wusste nicht, ob es ihr Verdienst war, dass die Statue nicht mit ihrer Kidnapperin davon geflogen war, oder doch ein kleines Wunder, aber sie war froh, dass es so gekommen war. «Scheint als würde ich Difunta Correa eine Flasche Wasser schulden», scherzte sie. Carmen rückte sich die feuerrote Fedora auf dem Kopf zurecht. «Nicht nur du Jules, nicht nur du.» Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)