The Boyfriend Experience von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 9: Bekenntnisse ----------------------- „Ich hatte ewig keine Übernachtungsgäste mehr. Ich bereite rasch alles vor.“ erklärte Stiles und war verschwunden, noch ehe Derek versichern konnte, dass er sich keine Umstände machen müsse. Wenig später standen die beiden Männer dann nebeneinander vor dem Badezimmerspiegel. Derek trug sein eigenes Unterhemd und eine Jogginghose seines Gastgebers, welche zwar etwas zu kurz war, aber dank Zuzugband in der Breite immerhin passte. Stiles hatte auch eine frische Zahnbürste für ihn aufgestöbert und nun gingen sie beide einhellig der Mundhygiene nach. Stiles, in einem übergroßen, verwaschenen `Nirwana´-T-Shirt und einer Pyjamahose, mit Schaum vor dem Mund, grinste ihrem Spiegelbild zu und Derek erwiderte das Lächeln. Als sie fertig waren, folgte Derek dem Hausbesitzer in dessen Schlafzimmer. Stiles hatte dort bereits ein Kissen und eine Bettdecke frisch für seinen Besuch bezogen und versicherte rasch: „Ich kann im Gästezimmer schlafen, wenn dir das angenehmer ist. Das ist überhaupt kein Problem.“ „Wieso das denn? Dein Bett ist doch groß genug für uns beide.“ versicherte Derek, ließ sich auf der Schlafstätte nieder und klopfte auf den Platz neben sich. Stiles nahm unsicher auf der äußersten Bettkante Platz und fixierte den Boden mit seinem Blick. Derek ergriff eine seiner Hände und küsste sie: „Du musst keine Angst haben.“ versicherte er sanft: „Hier passiert nichts, was du nicht willst und ich denke, ich habe mittlerweile verstanden, was los ist. Sex ist einfach nicht dein Ding, richtig? Das macht doch nichts. Es gibt eben Menschen, bei denen das so ist. Ich respektiere das und es muss dir nicht unangenehm sein.“ Stiles Augen wurden riesig: „WAS? Nein, so ist das bei mir aber gar nicht. Ich... ich liebe Sex.“ versicherte er schnell: „Es... ist einfach nur schon lange her. Also... so richtig lange!“ Er schlüpfte neben Derek unter die Decke und sie lagen einander zugewandt und blickten einander im warmen Schein der Tiffany-Nachttischlampe an. „Wie lange ist denn `lange´ für dich?“ wollte Derek wissen: „Ein paar Wochen? Ein paar Monate vielleicht? Ein Jahr?“ Stiles zog sich die Decke über den Kopf und murmelte unglücklich: „Das kann ich dir nicht sagen. Dann hältst du mich für verrückt.“ Derek lachte leise, grub den Beschämten unter seiner Zudecke hervor und fuhr mit sanften Fingern durch dessen hellbraunes Haar: „Ich werde dich sicher nicht für verrückt halten. Und es muss dir auch nicht unangenehm sein.“ beteuerte er: „Nun sag´ schon!“ Stiles seufzte schwer: „Na gut, ich erzähle es dir, auch wenn es mir echt peinlich ist. Ich habe dir ja bereits von meinem Ex-Freund Danny erzählt, richtig? Unsere Trennung ist jetzt elf Jahre her. Er war mein erster Mann.“ begann er seinen Bericht: „Es war damals wirklich schwer für mich, ihn loszulassen.“ Derek nickte Anteil nehmend und Stiles sprach weiter: „Nachdem ein Jahr ins Land gegangen war dachte ich mir, ich probiere es mal wieder aus, gehe unter Leute und sehe, ob ich vielleicht jemanden kennenlerne und das habe ich auch. Ich war in diesem Club und traf einen wirklich gutaussehenden Typen. Wir haben ein wenig geredet, gemeinsam getrunken und irgendwann fragte er mich, ob ich mit zu ihm kommen wolle und das tat ich. Ich dachte mir, was ist schon dabei? Ich war jung, single und wenn ich ehrlich bin hatte ich auch... einfach Lust. Um es kurz zu machen: Es war so richtig Scheiße! Das ganze war im Nu vorbei, es war ziemlich rau und ohne Herz und kaum war er gekommen, hatte ich auch schon das Gefühl er wollte, dass ich wieder verschwinde. Das habe ich auch getan, habe mich einfach angezogen, bin gegangen und habe zuhause eine Stunde lang geduscht. Und das war das letzte Mal, dass ich Sex hatte.“ Nun war es an Derek ungläubig zu schauen: „Oh Mann, dann ist es ja bereits zehn Jahre her!“ entfuhr es ihm ungefiltert. Stiles verschwand erneut unter seiner Bettdecke, von wo es nun kläglich murmelnd tönte: „Ich wusste es! Du denkst ich wäre vollkommen verrückt.“ Anstatt Stiles seinen Sichtschutz ein weiteres Mal zu nehmen, kroch Derek mit zu ihm unter die Decke, rollte sich dabei halb auf ihn und legte die Arme um ihn: „Tue ich nicht!“ versicherte er und küsste ihn behutsam auf die Lippen: „Mir fallen eine Menge Adjektive ein, um dich zu beschreiben. Ich finde dich zum Beispiel `süß´, `liebenswert´,`bezaubernd´,`außergewöhnlich´, `aufregend´, `sexy´, `unerwartet´ oder `großartig´. Aber `verrückt´ kommt auf dieser Liste nun wirklich nicht vor. Ich frage mich höchstens, was mit den Männern los ist, dass sie einem tollen Kerl wie dir nicht die Bude einrennen? Du bist fantastisch und je besser ich dich kennenlerne, umso großartiger finde ich dich, Stiles.“ Dem Angesprochenen stieg die Röte ins Gesicht: „Du bist lieb!“ erwiderte er: „Aber ich glaube, es liegt nicht an den Männern, sondern an mir. Ich arbeite in der Woche sechzig Stunden und mehr. Ich habe es zugelassen, dass meine Arbeit beinahe mein ganzer Lebensinhalt geworden ist. Ich hatte gar keine Zeit irgendjemanden kennenzulernen.“ „Ich verstehe.“ erwiderte Derek: „Aber... fehlt es dir denn nicht?“ „Es fehlt mir sehr.“ bestätigte Stiles leise: „Doch wie gesagt, stehe ich mir selbst im Weg. Ich bin eben nicht der Typ für unverbindlichen Spaß.“ „Also darf ich hoffen, dass wir es vielleicht irgendwann tun werden?“ wollte Derek wissen: „Ich verspreche dir auch hoch und heilig, dass sich so etwas wie dein Erlebnis mit diesem Kerl damals mit Sicherheit nicht wiederholen würde. Aber ich würde dich eines Tages wahnsinnig gern ficken.“ Nun wurde Stiles bleich, was allerdings auch damit zu tun haben könnte, dass all sein Blut sich schlagartig in seinen südlichen Regionen sammelte. Derek lachte, küsste ihn noch einmal und versicherte: „Keine Sorge, ich meine nicht jetzt sofort. Nach so vielen Jahren sollte es wirklich etwas besonderes werden. Und wenn ich ehrlich bin, dann schüchtert es mich ganz schön ein, dass du es solange nicht getan hast. Deine Erwartungen an diese Sache müssen nach all der Zeit doch mittlerweile vollkommen überhöht sein. Da kann ich nur versagen. Und...“ Derek grinste schelmisch: „...vermutlich sollte ich auch um mein Leben fürchten, oder nicht? All´ die angestaute sexuelle Energie könnte mich umbringen, schätze ich.“ „Du bist gemein!“ lachte Stiles: „Außerdem... nein, so ist das gar nicht! Meine Ansprüche sind ganz bescheiden. Ich würde mir einfach nur wünschen, dass es schön wird, zärtlich und dass ich ausreichend Zeit habe, denn die würde ich nach all den Jahren vermutlich brauchen?“ kichernd fügte er hinzu: „Oder es ist binnen Sekunden vorbei, wer weiß?“ „Das ist wohl ebenfalls nicht auszuschließen.“ stimmte Derek lachend zu und rollte sich von seinem Gastgeber herunter. Sie schwiegen eine Weile, doch dann stellte Stiles eine Frage, welche ihn schon seit geraumer Zeit beschäftigte: „Gibt oder gab in deinem Leben eigentlich jemand Besonderen? Ich meine, immerhin bist du auch auf so viele Arten wundervoll, du bist atemberaubend schön, wahnsinnig lieb und sensibel. Da muss doch mit Sicherheit irgendjemand sein, dem das ebenfalls aufgefallen ist? So blind können die Leute doch gar nicht sein.“ Derek schlug die Decke zurück und seine Miene wurde mit einem Mal sehr ernst. „Hätte ich das nicht fragen sollen?“ erkundigte sich Stiles verunsichert: „Du musst darauf selbstverständlich nicht antworten.“ Derek atmete tief ein und aus, ehe er antwortete: „Doch, ich möchte es dir erzählen, aber es ist nicht so leicht. Außerdem müsste ich ein wenig ausholen.“ Er blickte hinauf zur Zimmerdecke und rieb sich die Schläfe, als habe er schlagartig Kopfschmerzen bekommen: „Ich habe dir ja bereits von meiner Familie erzählt.“ begann er: „Was ich dir nicht erzählt habe war, dass sie nicht die Ersten waren, die ich verloren habe. Als ich fünfzehn war, hatte ich eine Freundin, ihr Name war Paige. Wir waren sehr unterschiedlich, ich war ein Sport-As, der Captain meines Basketballteams und auch recht beliebt in meiner Schule. Sie hingegen war eher eine Einzelgängerin, lebte dafür Cello zu spielen, übte ununterbrochen und soweit ich das beurteilen kann, war sie auch richtig gut. Trotz unserer Unterschiede wurden wir ein Paar und ich war unheimlich verliebt in sie. Wir hatten einige großartige Monate zusammen, verbrachten jede freie Minute miteinander, vernachlässigten unsere Freunde, die Schule und unsere Hobbys, weil wir einfach nicht genug voneinander bekamen. Es passierte ganz schleichend, dass sie nach und nach immer kraftloser wurde. Sie wurde häufig krank, bekam ohne jeden Grund Nasenbluten, ihre Haut war blass...“ Derek stockte: „Es war Leukämie. Ihre Chancen standen schlecht, denn es war ein sehr schwerer Verlauf, doch sie war eine Kämpferin. Wir dachten wirklich alle, sie schafft es. Das musste sie einfach! Sie war doch so jung und so wunderbar. Ich, meine Familie, ihre Eltern und Freunde, niemand konnte sich vorstellen, dass...“ Dereks Stimme klang belegt und er musste schlucken: „Ich war jeden Tag bei ihr im Krankenhaus und langsam wurde sie wieder rosiger im Gesicht. Ich fasste neue Hoffnung, denn es sah aus, als würde die Therapie anschlagen...? Dann, eines Morgens kam ich auf der Station an und ihre Eltern fingen mich bereits im Flur ab.“ Derek wischte sich mit dem Ärmel über die Augen: „Sie war in der Nacht gestorben, einfach so, ohne Vorwarnung!“ Er schwieg lange. Stiles wusste nicht, was er sagen sollte, legte seinem Bettnachbarn lediglich eine Hand auf das Herz, so als könne er es auf diese Weise vor weiterem Leid beschützen. Ihm standen ebenfalls die Tränen in den Augen. Als Derek unvermittelt wieder zu sprechen begann, zuckte Stiles ein wenig zusammen: „Auf ihrer Beerdigung dachte ich noch, etwas Schlimmeres könnte mir überhaupt nicht passieren. Ein halbes Jahr später starb meine gesamte Familie und ich wusste, ich hatte mich geirrt.“ Stiles hielt sich entsetzt eine Hand vor den Mund und murmelte: „Oh Gott, das ist furchtbar! Das... tut mir so wahnsinnig leid.“ Derek nickte leicht, doch wie sich zeigen sollte, war er mit seiner Geschichte noch nicht am Ende: „Ich habe lange gebraucht, um mich von diesen Verlusten auch nur halbwegs zu erholen. Meinen Schulabschluss habe ich mit Ach und Krach geschafft und höchstwahrscheinlich nur deswegen, weil die Lehrer Mitleid mit mir hatten. Danach wusste ich nicht, wie es mit mir weitergehen soll. Ich wusste nicht, welchen Beruf ich ergreifen sollte. An einen Collegebesuch war mit meinen Noten schon gar nicht zu denken. dass ich nicht verhungert bin verdanke ich meinen Eltern, die wohlhabend waren und gut vorgesorgt haben. Ich lebte in den Tag hinein, habe mit Drogen experimentiert und getrunken, doch das alles hing mir irgendwann zum Hals heraus und so habe ich von einem Tag auf den anderen damit aufgehört. Stattdessen ging ich ins Fitnessstudio und habe trainiert, wie ein Irrer. Ich bin früher ein dürrer Junge gewesen, weißt du? Doch der wollte ich nicht mehr sein. Ich wollte ein anderer sein; ein Fels, jemand dem nichts so schnell irgendwer oder irgendwas etwas anhaben konnte, jemand der allein klarkommt. Ich dachte, ich könnte mich vollkommen neu erfinden. Und so wurde ich äußerlich zu dem Mann, den du jetzt vor dir siehst. Ich habe schnell gemerkt, dass ich den Leuten gefallen habe. Außerdem habe ich festgestellt, dass ich Männer mag und von da an hatte ich viele von ihnen. Manche Fitnessstudios sind für einen schwulen Mann besser, als jedes Datingportal. Ich war ein echtes Flittchen. Weil ich jung und dumm war und mir selbst nicht viel wert, habe ich mich damals nicht geschützt. Ich hatte verdammtes Glück, denn etwas Schlimmeres als einen Tripper habe ich mir überraschenderweise nicht eingefangen. Und dann meinte es das Schicksal noch einmal gut mit mir. Einer der Kerle, mit denen ich etwas hatte, war ein Model und er meinte, ich hätte gute Chancen ebenfalls auf diese Weise mein Geld zu verdienen. Er hatte Recht, die Agentur wollte mich. Es lief sehr gut, denn ich wurde häufig gebucht. Dann traf ich Isaac. Er hat ebenfalls dort gearbeitet und... er sah aus, wie ein Engel!“ Derek lächelte versonnen: „Er hatte dieses jungenhafte Grinsen, blonde Locken und babyblaue Augen. Ich bin so wahnsinnig auf seinen britischen Akzent, seinen sarkastischen Humor und seine Verletzlichkeit abgefahren. Ich wollte ihn so sehr, doch er hat es mir echt nicht leicht gemacht. Er kannte meinen Ruf, hielt mich für einen dummen, oberflächlichen Schönling und daran war ich selbst ja nicht einmal ganz unschuldig, denn das war ja genau das, was ich die Welt glauben machen wollte, damit nur keiner den einsamen, verlorenen Jungen sehen konnte, der ich im Grunde immer noch war. Ich habe wirklich alle Register gezogen und Isaac nach allen Regeln der Kunst den Hof gemacht, ihn ausgeführt und mich um ihn bemüht. Irgendwann hat er nachgegeben. Vermutlich aus Mitleid?“ Derek lachte leise: „Wir wurden endlich ein Paar und wir waren auch wirklich verdammt glücklich. Nach einigen Monaten nahmen wir eine gemeinsame Wohnung. Es war toll, endlich wieder ein richtiges Zuhause zu haben, jemanden, dem ich von meinem Tag erzählen konnte und den das auch tatsächlich interessiert, gemeinsame Mahlzeiten, gemeinsame Reisen... das war die beste Zeit meines Lebens.“ erklärte Derek lächelnd: „Wir hatten gerade ein paar Wochen zuvor unser zweijähriges Jubiläum gefeiert, als Isaac eines Abends nicht zum Abendessen heim kam. Ich war zunächst wütend, denn ich hatte gekocht; etwas dass ich eigentlich überhaupt nicht kann und deswegen äußerst ungern tue. Ich habe versucht ihn anzurufen, doch er ging nicht ran und das war untypisch für ihn. Ich fing an, mir Sorgen zu machen und drehte beinahe durch vor Sorge. Irgendwann erhielt ich einen Anruf aus dem Krankenhaus. Isaac hätte einen Verkehrsunfall gehabt. Ein übernächtigter Lastwagenfahrer hatte ihn erwischt, hieß es. Er sei sofort tot gewesen.“ Wieder verfiel Derek in Schweigen und Stiles wusste nicht was er tun, oder sagen sollte. Was konnte man zu einer solchen Lebensgeschichte denn schon sagen, was nicht abgedroschen, unpassend oder vollkommen dämlich geklungen hätte? Er war einfach bloß todtraurig. Derek wirkte mittlerweile so, als sei er Lichtjahre weit weg, verloren in einer dunklen, traurigen Vergangenheit. Ob er wohl überhaupt schon einmal irgendwem von all diesen Verlusten berichtet hatte, fragte sich Stiles? „Nachdem Isaac gestorben war habe ich beschlossen, mich nie wieder auf eine Beziehung einzulassen, denn weißt du... jeder um mich herum... jeder wird verletzt.“ fügte Derek kaum hörbar hinzu. Lauter fuhr er fort: „Zu meinem jetzigen Job bin ich übrigens gekommen, weil mich jemand, der mich von einem Model-Auftrag her kannte dafür abgeworben hat. Und ich habe mich darauf eingelassen, weil es da ohnehin niemand mehr in meinem Leben gab, der daran hätte Anstoß nehmen können; sie waren ja alle tot. Ich habe damit auch sehr viel mehr Geld verdient. In gewisser Weise ist es perfekt, denn wenn ich niemandem wirklich gehöre und es nur ein Deal ist, dann ist der Fluch gebrochen und niemand kommt mehr zu schaden.“ Derek drehte sich zu seinem Bettnachbarn um und blickte ihn an, als warte er auf irgendeine Reaktion. Stiles fühlte sich hilflos und murmelte: „Das alles tut mir so wahnsinnig leid!“ Er wollte wissen: „Darf ich dich in den Arm nehmen?“ Derek nickte, rückte nah an seinen Nebenmann heran und legte seinen Kopf auf dessen Brust. Stiles wand schützend die Arme um ihn, streichelte ihn behutsam und konnte förmlich spüren, wie eine schwere Last von Derek abfiel. Als sich feuchte Flecken auf Stiles T-Shirt bildeten wurde ihm klar, dass Derek still, ohne jeden Laut, um all die Verluste seines Lebens weinte. Es brach ihm beinahe das Herz! Lange sprach keiner von ihnen ein Wort. Derek trauerte und Stiles war einfach nur da, um ihn festzuhalten. Es schien, als würde währenddessen eine kleine Ewigkeit vergehen. Dann urplötzlich richtete sich Derek auf, angelte sich ein Taschentuch vom Nachttisch, schnäuzte sich und erklärte verlegen: „Oh Mann, dass war jetzt ein echter Stimmungskiller, was? Tut mir leid, dass ich dich mit meinem Scheiß belaste und dir etwas vorheule. Was musst du jetzt von mir denken?“ Stiles setzte sich ebenfalls auf, zog Derek ein weiteres Mal in seine Arme, küsste ihn sacht und erwiderte sanft: „Ich empfinde es als eine große Ehre, dass du mir genug vertraust, um all diese Dinge mit mir zu teilen. Ich danke dir dafür!“ Er entfernte sich ein wenig, um Derek besser in die Augen schauen zu können: „Aber ich möchte gern etwas dazu sagen, wenn ich darf? Ich kann verstehen, dass es dir nach all diesen Verlusten schwerfällt, dich noch auf jemanden einzulassen. Du hast Angst davor, diesen Schmerz noch einmal durchmachen zu müssen. Wer hätte das nicht? Aber eines ist mir wichtig: So etwas wie einen Fluch gibt es nicht! Es ist furchtbar, dass du schon so oft geliebte Menschen verlieren musstest, doch nichts davon ist, ist deine Schuld, hörst du?“ „Das kannst du nicht wissen!“ widersprach Derek und er klang mit einem Mal sehr jung, doch Stiles beharrte: „Doch, das weiß ich! Ich weiß es ganz genau! Du bist ein wundervoller, ein guter Mensch. Aber leider passieren auch guten Menschen manchmal schlimme Dinge. In meinem Job erlebe ich das jeden Tag. Du hast es verdient glücklich zu sein und jemanden zu haben, der dich liebt, Derek. Einen Fluch gibt es nicht!“ Sein Gegenüber blickte ihn skeptisch an, doch er widersprach nicht und Stiles schlug vor: „Lass uns nun schlafen, einverstanden. Du musst ja total erschöpft sein. Es war ein langer, anstrengender Tag.“ Derek nickte und Stiles wollte wissen: „Darf ich dich dabei wieder im Arm halten? Das würde ich so gern.“ „Das wäre schön.“ bestätigte Derek beinahe flüsternd. Stiles knipste die Nachttischlampe aus und ließ seinen Bettnachbarn sich in seiner Umarmung einrichten. Sie sprachen nicht mehr, doch dafür geschah etwas anderes. Es fühlte sich beinahe so an, würden sie eins werden; ein Ding mit zwei schlagenden Herzen. Einen kurzen, kostbaren Moment lang war alles gut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)