The Boyfriend Experience von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 7: Ihr Einsatz Agent Stilinski! --------------------------------------- Es galt nun die Ruhe zu bewahren und die Situation richtig einzuschätzen. Im Bruchteil einer Sekunde schaltete Stiles innerlich um und Agent Stilinski übernahm das Ruder. Der Mann welcher die Waffe auf sie richtete, war ein Kerl Anfang fünfzig, ungepflegt, ein wenig untersetzt, mit einem gemeinen Zug um die Mundwinkel. Seine fahle, teigige Haut, die Schatten unter seinen Augen und auch seine Figur deuteten auf eine beginnende Herzerkrankung hin. Vermutlich war er körperlich in eher schlechter Verfassung und das war die gute Nachricht. Doch an seiner Mimik, der Körperhaltung und der selbstsicheren Art wie er die Waffe trug, konnte der Agent deutlich erkennen, dass dieser Mann dies hier nicht zum ersten Mal tat. Sein Gesicht verriet eine gewisse Selbstzufriedenheit. Es war unverkennbar, dass er das Gefühl von Macht und Überlegenheit, welches ihm seine Waffe verlieh, genoss. Da waren kein Zucken oder Zittern an seiner Hand, den Mundwinkeln, oder irgendwo sonst am Körper des Angreifers auszumachen. Er machte so etwas nicht zum ersten Mal und der Agent hätte wetten können, dass dieser Mann auch bereits bei früherer Gelegenheit getötet hatte und keine großen Skrupel kannte, es wieder zu tun. Aus dem Augenwinkel konnte Stilinski erkennen, dass Derek neben ihm erstarrt war vor Schreck. Seine Pupillen waren geweitet, der Blick glasig, das Gesicht aschfahl, die Schultern leicht hochgezogen, es stand ihm kalter Schweiß auf der Stirn und seine gesamte Muskulatur war gespannt. In diesem Moment bellte ihr Angreifer: „Sagt mal, spreche ich spanisch, Leute? Ich habe gesagt, ich will eure Brieftaschen und den Schlüssel für diesem Wagen hinter euch, aber ein bisschen plötzlich!“ Stiles erkannte, dass sich der Finger des Mannes am Abzug minimal bewegte. Er musste jetzt schleunigst etwas unternehmen: „Hey Mann, ist in Ordnung. Wir kooperieren!“ versprach er mit beschwichtigend ausgestreckten Händen, um den Angreifer in Sicherheit zu wiegen: „Ich hole jetzt ganz langsam meine Geldbörse heraus, einverstanden? Und du tust das doch auch, richtig Derek? Du wirst keinen Widerstand leisten?“ Er warf einen Blick zur Seite auf seinen Begleiter und dieser nickte fahrig und begann mit klammen, nervösen Fingern an seinen Taschen zu nesteln, um der Aufforderung Folge zu leisten. Stiles griff behutsam in die Innentasche seiner Jacke, zog wie versprochen seinen Geldbeutel hervor und hielt den Blick des Angreifers mit seinem eigenen fest, während er fortfuhr: „Siehst du, wir tun, was du sagst. Es gibt keinen Grund, uns zu verletzen.“ Während er sprach, bewegte er sich kaum merklich auf den Gangster zu und brachte sich dadurch zugleich zwischen diesen und Derek, um seinen Begleiter aus dem direkten Schussfeld zu holen. Gleichzeitig hielt er dem Angreifer seine Brieftasche am lang ausgestreckten Arm hin und sagte: „Da sind ungefähr fünfhundert Dollar drin.“ Er spreizte behutsam den ledernen Geldbeutel mit Daumen und Zeigefinger auf, so dass der Dieb die Geldscheine sehen konnte. Dieser erlaubte sich einen kurzen, gierigen Seitenblick auf das Geld und das war genau die kurze Ablenkung, auf die Agent Stilinski gewartet hatte. Während der Ganove nach seiner Brieftasche grapschte, griff der FBI-Agent blitzschnell mit seiner freien Linken nach der Hand mit der Waffe und richtete sie nach oben. Ein Schuss ging los, direkt in die Decke über ihnen und es rieselten ein wenig Putz und Beton auf sie nieder. Stilinski nahm seine zweite Hand zu Hilfe und hatte den Angreifer im Nu entwaffnet. Mit dem Fuß kickte er die Pistole geschickt fort, so dass sie für den Ganoven nicht mehr zu erreichen war. Nun startete er seinen Angriff, um den Fremden schnell und effektiv außer Gefecht zu setzen: Ein fester Schlag mit dem Handballen gegen dessen Nase, welche sofort mit einem befriedigenden Krachen brach, ein Faustschlag gegen das Sonnengeflecht, ein Hieb mit dem Knie in den Schritt und ein Tritt in die Kniekehle, so dass der Angreifer schließlich nach vorne auf den Betonuntergrund fiel. Stilinski war sogleich über ihm, hatte ihm beide Arm auf dem Rücken verdreht und fixierte seine Beine, indem er auf ihnen kniete. Der Angreifer war wehrlos, wimmerte vor Schmerz und der Agent sagte seinen Text auf, welchen er bereits so viele Male zuvor gesprochen hatte: „Ich bin Agent Stilinski, FBI. Sie sind festgenommen, Sir!“ Dann blickte Stiles hoch zu Derek, versuchte dessen Blick einzufangen und sagte so ruhig, wie er konnte: „Alles ist okay, es ist vorbei. Du bist in Sicherheit. Kannst du nun bitte die Polizei anrufen, ihnen sagen wo wir sind, was passiert ist und sie bitten, einen Wagen zu schicken?“ Derek nickte mechanisch, zückte sein Telefon und setzte den Anruf ab. Als die Beamten wenig später eintrafen und den Dieb in Handschellen legten, wandte sich Stiles Derek zu, legte ihm beruhigend beide Hände auf die Schultern und sagte sanft: „Setz´ dich ruhig schon in den Wagen. Ich regele das mit der Polizei. Ich bin gleich bei dir, in Ordnung?“ Wieder kam lediglich ein Nicken von Derek. Dann öffnete dieser die Fahrertür seines Autos und nahm auf dem Sitz Platz. Stiles ging hinüber zu den Beamten, stellte sich vor und zeigte seine Dienstmarke, gab einen kurzen Bericht darüber ab, was vorgefallen war, zeigte die Einschussstelle in der Decke und wies auf die Waffe am Boden, welche von den Polizisten sogleich in Gewahrsam genommen wurde. Der Verhaftete blickte ihn finster durch die Scheibe des Polizeiwagens an. Seine Nase blutete noch immer und die rote Suppe tropfte stetig auf sein einstmals weißes T-Shirt. Agent Stilinski hatte kein Mitleid mit ihm. „FBI?“ fragte Derek, als Stiles neben ihm im parkenden Wagen saß. Der Agent ließ den Kopf hängen: „Ich hatte irgendwie gehofft, das hättest du nicht mitbekommen.“ „Ich bin ja nicht taub. Ich bin bloß ein vollkommen nutzloser, dämlicher Feigling, wie man gesehen hat.“ murrte Derek. Stiles nahm die Hände seines Sitznachbarn in die eigenen und verschränkte ihre Finger: „Red´ doch nicht so einen Blödsinn. Du bist überhaupt kein Feigling, du standest lediglich unter Schock und das ist eine ganz normale, natürliche Reaktion darauf, wenn man in den Lauf einer Waffe blickt.“ „Dich hat es nicht aufgehalten. Du bist nicht erstarrt, wie das Kaninchen vor der Schlange.“ gab sein Begleiter unzufrieden zurück. Stiles legte ihm einen Arm um die Schulter und fuhr mit den Fingern durch das schwarze Haar: „Das liegt daran, dass ich jahrelang für Ernstfälle wie diesen trainiert habe. Das ist mein Job! Ich bin in verschiedenen Kampfsportarten ausgebildet, hatte bereits eine Unmenge gefährlicher Einsätze und dies eben war auch wahrlich nicht das erste Mal, dass ich in die Mündung einer Waffe geblickt habe. Auf mich wurde sogar bereits mehrfach geschossen. Vielleicht zeige ich dir bei Gelegenheit mal die Narben. Du siehst, du kannst uns beide wirklich nicht vergleichen. Seien wir einfach dankbar, dass die Sache so glimpflich ausgegangen ist, einverstanden?“ Plötzlich wechselte Dereks Gesichtsfarbe von blass zu grünlich. Er riss hektisch die Autotür auf, beugte sich nach draußen und übergab sich. Stiles zog ein Papiertaschentuch aus seiner Jackentasche und reichte es Derek, zusammen mit einer Flasche Wasser, welche auf dem Armaturenbrett des Wagens gelegen hatte. Sein Sitznachbar wischte sich den Mund ab, nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche und warf einen Pfefferminzbonbon ein, welchen er aus einer kleinen Schachtel in der Ablage hinter der Kupplung genommen hatte: „Gott diese Situation kann wohl echt nicht mehr peinlicher werden. Ich wünschte, die Erde würde sich auftun und mich verschlucken.“ klagte Derek und ließ den Kopf hängen. Stiles lachte leise und fuhr die schönen, kantigen Gesichtszüge seines Nachbarn nach: „Dir muss wirklich nichts peinlich sein. Du stehst unter Schock, das ist alles.“ Derek schluckte schwer: „Ja, da hast du wohl Recht. Weißt du, mir ist gerade klar geworden, dass ich jetzt vermutlich tot wäre, wenn du vorhin nicht bei mir gewesen wärst. Man verdrängt immer, wie schnell das gehen kann.“ „Wie gesagt, es ist alles gut gegangen. Daran solltest du jetzt denken und an nichts anderes.“ gab Stiles zurück und zog den Größeren in seinen Arm: „Was hältst du davon, wenn ich ans Steuer wechsele, dich zu dir nachhause fahre und mir dann von dort aus ein Taxi nehme? Ich denke du solltest in deinem Zustand nicht fahren. Und es wird dir bestimmt sehr viel besser gehen, wenn du dich erst einmal ein wenig ausgeruht hast.“ Derek zögerte kurz und fragte dann kläglich: „Könnte ich vielleicht auch mit zu dir kommen? Ich glaube, ich mag gerade nicht allein sein. Wäre das okay?“ Stiles war klar, dass er damit all seine Vorsätze aufgab, welche er in Bezug auf Derek gehabt hatte. Dieser kannte nun seinen richtigen Namen, seinen Beruf und er würde ihn jetzt auch noch mit in sein eigenes Heim nehmen. Dennoch zögerte er keine Sekunde: „Ja sicher.“ bestätigte er: „Fahren wir zu mir, wenn du das gern möchtest.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)