The Boyfriend Experience von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 3: Zweites Date – Teil 2 -------------------------------- An Dereks Hand folgte Stiles ihm nun hinüber zur Tanzfläche. Er war sich der vielen Fremden um sie herum überdeutlich bewusst und begann klamm und unbehaglich damit, sich vorsichtig zur Musik zu bewegen und hin und wieder verstohlene Blicke auf die gestählte Brust seines Tanzpartners zu werfen: „Hey, es war deine Idee tanzen zu gehen.“ rief Derek nach einer Weile gegen die laute Musik in das Ohr seines Gegenübers: „Es wirkt nicht so, als hättest du wirklich Spaß dabei?“ „Ich schätze, ich bin ein bisschen unsicher und aus der Übung.“ erwiderte Stiles: „Na dann lass mich dir helfen!“ Derek griff nach Stiles Hüften und zog ihn nahe zu sich heran: „Vergiss die Anderen! Hier sind nur wir beide.“ Stiles musste schlucken. Auf einmal waren sie einander sehr, sehr nah. Unsicher platzierte er eine seiner Hände auf Dereks Rücken und die andere auf dessen Schulter. Eine Sekunde lang schloss er die Augen und ließ den Sinneseindruck auf sich wirken; unter seinen Fingerspitzen die glatte Haut, welche sich über den gut definierten Muskeln spannte. Ihm fehlte Sex, wurde Stiles mit einem Mal klar. Und er war doch wohl auch noch zu jung, um mit diesem Kapitel seines Lebens abzuschließen, richtig? Und nun war da Derek. Stiles bräuchte einfach nur zuzugreifen. Sie könnten jetzt sofort in einer Klokabine verschwinden und er könnte es sich endlich mal wieder nach allen Regeln der Kunst besorgen lassen. Derek wäre sicherlich dazu bereit. Doch etwas hielt Stiles davon ab. Er hätte selbst nicht genau sagen können, was es war. Vielleicht war es einfach die Angst, dass er nicht sicher sein konnte, dass es Derek nicht im Grunde total anwiderte, diese intime Sache mit ihm zu tun, wenn er ihn doch dafür bezahlte? War das lächerlich? Möglicherweise, doch Fakt war, dass er es einfach nicht tun konnte. Vielleicht irgendwann einmal, wenn sie sich besser kannten, doch jetzt, hier und heute würde es nicht geschehen. „Du siehst ernst aus. Worüber denkst du nach?“ wollte Derek wissen. „Nichts wichtiges!“ erwiderte Stiles schnell: „Lass´ uns einfach bloß tanzen. Ich glaube, ich erinnere mich langsam wieder daran, wie es geht.“ Er ließ Derek los, entfernte sich ein klein wenig von diesem und tanzte nun mit halb geschlossenen Augen für sich allein. Er war sich des Blickes Dereks nicht bewusst, bis dieser schließlich in sein Ohr raunte: „Verdammt bist du heiß, Stiles. Diese Body-Roll-Sache, die du da mit deiner Hüfte machst, macht mich echt an.“ Stiles grinste und wurde ein wenig rot, doch er ließ sich nicht beirren, sondern tanzte, durch Dereks Worte angefeuert, noch ein wenig enthemmter. Mit einem Mal fühlte er sich wieder so jung, wie er in Wirklichkeit war. Er kam sich sinnlich, beinahe unsterblich und sogar attraktiv vor und das war herrlich! `Das sind bloß die Endorphine!´ plapperte die rationale Seite seines Wesens sogleich los, doch Agent Stilinski entschied, wenigstens dieses eine Mal nicht auf diese kleine Arschgeige zu hören, sondern ganz einfach Spaß zu haben. Er hatte es sich immerhin wirklich verdient. Er konnte wieder der Vorzeige-FBI-Mann sein, wenn dieser Urlaub vorbei war, doch nicht jetzt! Stiles erinnerte sich zurück an seine Jugend, als er ganz neu in der Stadt war und Danny und er ein frisch verliebtes Paar. Damals waren sie an jedem Wochenende tanzen gewesen. Nicht in so einem großen Schuppen wie hier, sondern in einer niedlichen, kleinen, altmodischen Disco ebenfalls hier im Castro-Distrikt, welche lange schon nicht mehr existierte, die sich jedoch damals für das junge Paar wie ein zweites Wohnzimmer angefühlt hatte. Sie hatten dort Freunde getroffen, es wurde viel gelacht und getrunken und wenn Danny und er dann nachhause kamen, hatten sie gefickt, bis die Sonne aufging. Damals hatte Stiles gemeint, es würde für immer so sein, doch dann waren sie irgendwie erwachsen geworden, seine Arbeit hatte immer mehr von seiner Zeit gefordert, die gemeinsam durchfeierten Wochenenden wurden immer seltener, man verlor die alten Freunde aus den Augen und Danny begann zu streunen. Am Anfang hatten sie sich noch gesagt, dass sie eben Männer seien und sexuelle Treue daher nicht so wichtig für sie, denn sie wüssten auch ohne dieses heteronormative Korsett, dass sie zueinander gehörten. Doch irgendwann konnte Stiles sich selbst nichts mehr darüber vormachen, dass dieses pseudoliberale Gequatsche nichts weiter als ein Haufen Bullshit war. Denn Stiles wollte sehr wohl eine monogame Beziehung! Er wollte einen Freund, der da war, wenn er nachhause kam, wollte dass man sich gegenseitig von seinem Tag erzählte, gemeinsame Mahlzeiten einnahm, zusammen etwas unternahm und sich den Anforderungen des Lebens gemeinsam stellte. Fuck, vielleicht wollte er ja sogar heiraten und irgendwann eine Familie gründen? Was er aber nicht wollte, war ein Kerl, der ihm Filzläuse mit nachhause brachte! Danny und er hatten darüber geredet, sie hatten verhandelt, versucht, einander ihre Standpunkte näher zu bringen, sie hatten gestritten, sich angebrüllt, miteinander gekämpft und schließlich hatten sie gemeinsam um ihre Liebe geweint. Mit einem Mal war Stiles überhaupt nicht mehr nach Tanzen zumute und er sagte es Derek. Die beiden zogen sich wieder an, kämpften sich zur Bar durch und es gelang ihnen sogar, sich zwei Barhocker zu sichern. Sie bestellten Drinks und Derek wollte wissen: „Was ist denn mit dir? Du hast plötzlich so traurig gewirkt,Stiles.“ Und da erzählte Stiles ihm die ganze Geschichte seiner ersten und einzigen Liebe und wie diese zu Ende gegangen war: „Es hat mir das Herz gebrochen.“ schloss er: „Ich konnte mir danach irgendwie nicht mehr vorstellen, mit jemand anderem von neuem anzufangen. Und so kommt es wohl auch, dass ich mittlerweile mit meinem Beruf verheiratet bin. Ich habe meine ganze Energie in diese Richtung umgelenkt.“ „Dreieinhalb Jahre?“ sagte Derek anerkennend: „So lange habe ich es noch nie mit ein und derselben Person ausgehalten. Ich war mit vielen zusammen, doch im Grunde war es immer bereits wieder vorbei, ehe es überhaupt richtig angefangen hatte.“ nachdenklich fügte er hinzu: „Vielleicht bin ich einfach nicht dafür gemacht, eine Beziehung zu haben?“ Stiles blickte hinab in seinen Drink und erwiderte: „Du darfst nicht lachen, aber ich denke, ein Teil von mir träumt immer noch vom Leben zu zweit und dem `Sie-lebten-glücklich-bis-ans-Ende-ihrer-Tage´. Ist das nicht dumm?“ „Nein, ich finde das nicht dumm, Stiles. Ich finde es irgendwie total süß und wünsche dir, dass es für dich in Erfüllung geht.“ gab Derek aufrichtig zurück und drückte seinem Sitznachbarn einen kleinen Kuss auf die Wange. „Danke!“ sagte Stiles mit einem kleinen Lächeln. Dann wollte er wissen: „Darf ich dir eine persönliche Frage stellen?“ Dereks Gesicht verschloss sich ein wenig: „Lass´ mich raten: Du willst wissen, wie jemand wie ich in so einem Job gelandet ist, richtig? Das interessiert sie immer alle brennend.“ Sein Tonfall war schneidend. „So etwas fragen dich die Leute? Das ist ja ganz schön unverschämt!“ stellte Stiles überrascht fest: „Nein, danach wollte ich dich mit Sicherheit nicht fragen. Du hast sicher deine Gründe und die gehen mich überhaupt nichts an, es sei denn, du wolltest irgendwann selbst gern darüber sprechen. Nein, ich wollte dich etwas ganz anderes fragen und zwar nach der Bedeutung deines Tattoos. Ich habe es gesehen, als wir zur Tanzfläche hinübergegangen sind. Es gefällt mir.“ Derek sah zunächst sehr überrascht aus, dann lächelte er sein unglaubliches Lächeln: „Das Tattoo ist eine Triskele, ein keltisches Symbol.“ erklärte er: „Es steht für die Dreifaltigkeit des Lebens, zum Beispiel für Geburt-Leben-Tod, Mutter-Vater-Kind oder Körper-Geist-Seele. Allerdings muss ich gestehen, dass ich von dieser Bedeutung keine Ahnung hatte, als ich es mir damals habe stechen lassen. Ich fand es einfach bloß schön.“ Er lachte: „Ich war sechzehn, hatte gerade meine ganze Familie verloren, musste bei meinem Onkel einziehen, der auch bloß sechs Jahre älter war, als ich selbst. Ich war ein aufsässiges, nervtötendes, kleines Arschloch, welches unbedingt rebellieren wollte. Ich kam mir so toll vor, als ich meinem Onkel Peter zeigte, was ich getan hatte, doch der hat bloß gelacht. Was ich damals noch nicht wusste war, dass man schon wirklich kreativ werden müsste, um meinen Onkel zu schockieren. Er ist ein hedonistischer, selbstverliebter, polyamouröser Mistkerl, dem es damals herzlich egal war, was ich so trieb. Durch ihn hatte ich ein Dach über dem Kopf und musste nicht in einer Pflegefamilie leben, aber das war auch schon alles, was von ihm zu erwarten war.“ Plötzlich stockte Derek: „Verdammt, ich weiß gar nicht, warum ich dir diesen Blödsinn erzähle. Das interessiert dich mit Sicherheit überhaupt nicht. Du wolltest nur wissen, was mein Tattoo bedeutet, richtig?“ Er wirkte verlegen. Stiles nahm Dereks Hände in seine und versicherte: „Doch, natürlich interessiert mich das. Danke dass du mir davon erzählt hast. Und es tut mir leid, dass du niemanden hattest, als du jemanden gebraucht hättest. Das muss Scheiße gewesen sein.“ Derek nickte nur. Dann straffte er sich und sagte bemüht munter: „Hören wir damit auf Trübsal zu blasen. Wir sind schließlich hier, um Spaß zu haben. Willst du vielleicht noch einmal tanzen?“ Stiles schüttelte den Kopf: „Nein, irgendwie bin ich nun nicht mehr in der Stimmung, aber das ist okay. Es ist sowieso schon spät. Lass´ uns austrinken und dann nachhause fahren.“ Derek nickte, doch irgendwie wirkte er nicht recht zufrieden. Da sie beide getrunken hatten, ließ Stiles den Wagen stehen und sie nahmen ein Taxi. Als dieses vor Dereks Apartmentgebäude hielt, wollte dieser wissen: „Bist du sicher, dass du schon nachhause willst? Ich habe einen tollen kalifornischen Weißwein im Kühlschrank und würde dich gern noch mit hinauf bitten.“ Als er Stiles unbehaglichen Blick bemerkte versicherte er: „Keine Sorge, ich habe verstanden, dass du es langsam angehen willst, Stiles. Ich spreche wirklich nur von einem Glas Wein.“ Stiles rang kurz mit sich, stellte dann jedoch fest, dass er auch noch nicht wollte, dass ihr Zusammensein jetzt schon vorüber wäre, also sagte er: „Also gut, gehen wir! Ich bin wirklich neugierig zu sehen, wie du so wohnst.“ Er bezahlte den Taxifahrer und folgte Derek in das Gebäude. Sie nahmen den Aufzug und fuhren hinauf in den einundzwanzigsten Stock. Der Architekt hatte dieses Apartment im Stil eines Lofts gestaltet. Es gab hohe Decken, die Stirnseite bestand aus einer einzigen großen Panoramafensterfront und im Grunde bestand die ganze Wohnung lediglich aus einem einzigen riesigen Raum. Dereks Einrichtungsstil war clean und sehr reduziert auf das Notwendigste. In der hintersten Ecke stand ein riesiges Bett mit schwarzem Baldachin direkt vor dem Fenster. Es gab eine kleine Küchenzeile mit einem Esstisch für zwei, ein paar wenige Schränke und Regale, einen Fitnessbereich mit Hantelbank, Gewichten, einem Laufband, einen Spinninrad und Kraftgeräten, einen Basketballkorb an einer der Wände und eine riesige Sitzlandschaft nebst zwei Sesseln in dunklem Grau. Was jedoch völlig fehlte, war jegliche Art von Dekoration. Es gab nicht eine Zimmerpflanze und kein einziges Bild an der Wand; nichts, was die Persönlichkeit des Bewohners in irgendeiner Weise abbildete. „Setz dich doch. Ich hole den Wein.“ sagte Derek, nachdem Stiles sich ein wenig umgesehen hatte und sein Gast folgte der Einladung und hockte sich auf die Kante eines der Sessel. Derek verschwand kurz und kehrte wenig später mit zwei gut gefüllten, durch die Kälte des Inhalts schwitzenden Weißweingläsern und einer Schale Nüssen zurück. Er stellte beides auf den Couchtisch aus Glas, sie stießen miteinander an und Stiles nippte an seinem Wein: „Der ist wirklich sehr gut.“ bestätigte er: „Und deine Wohnung ist der absolute Wahnsinn. Die Miete muss doch unerschwinglich sein?“ „Die Wohnung gehört mir. Ich habe sie mir von meinem Erbteil gekauft, als er mir an meinem einundzwanzigstem Geburtstag ausgezahlt wurde. Ich liebe vor allem diesen Blick über die Stadt, den man von hier oben hat. Man sieht sogar die Golden Gate Bridge.“ Stiles verdrehte seinen Kopf, um aus dem Fenster schauen zu können. Derek, welcher sich ihm gegenüber auf dem riesigen Sofa ausgestreckt hatte, fragte: „Warum kommst du nicht her zu mir? Von hier aus hat man nämlich den besten Blick.“ Er hatte seinen Arm gehoben als Einladung an Stiles, es sich bei ihm bequem zu machen. Stiles rutschte das Herz in die Hose, doch er nahm seinen Mut zusammen, ging zu Derek hinüber schmiegte sich an dessen Seite und legte den Kopf auf der Brust des Hausherren ab: „Schön.“ murmelte er und ließ dabei unklar, ob damit die Aussicht, oder die Körpernähe gemeint war: „Finde ich auch.“ bestätigte Derek und für mit den Fingern sanft durch Stiles Haar. Der Wein war nicht einmal ausgetrunken, da waren die beiden Männer bereits eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)