Boston Boys - Fragmente von Vampyrsoul (Kurzgeschichten zur Boston Boys Reihe) ================================================================================ Kapitel 11: Samsa - November 2014 I ----------------------------------- Mit einem leisen Seufzen ließ ich den Kopf nach hinten sinken, streckte meinen Unterkörper dabei dem Mann vor mir entgegen. Heiße Lippen legten sich gleichzeitig auf meine Schulter und das Schlüsselbein, arbeiteten sich küssend meinen Hals hinauf, bis ein Paar meinen Mund fand. Das zweite liebkoste mein Ohrläppchen. Meine Hände strichen am Oberkörper des Mannes vor mir hinauf, legten sich in seinen Nacken und zogen ihn dichter. Knabbernd und stupsend forderte ich ihn auf, seine Lippen zu öffnen. Nur Sekunden später glitt meine Zunge dazwischen, forderte seine zu einem wilden Spiel heraus. Ein leises Lachen drang an mein Ohr, als mein Kopf ruckartig nach vorne gezogen wurde, während sich der Kuss intensivierte. Die Hände, die dicht über meiner Hüfte gelegen hatten, wanderten den Beckenknochen entlang nach unten, fanden den Weg zwischen meine Schenkel und zogen sie sacht auseinander. Stöhnend unterbrach ich den Kuss, als Finger über meine Eier wanderten und sie zu massieren begannen. »Hiergeblieben!« Mein Kinn wurde grob gepackt. Gleichzeitig drückte er sein Becken hart gegen meines. Es kostete mich alle Mühe, den Kuss zu erwidern und nicht wieder angetan aufzustöhnen. Dafür ließ ich mein Becken kreisen, um ihn ebenfalls aus der Fassung zu bringen. Dass die Hand von meinem Hoden zu seinem gewandert war, unterstützte mein Unterfangen. Diesmal war er es, der sich von mir lösen musste. Schwer atmend sah er auf mich hinab. Seine braunen Augen leuchteten warm und sein Gesicht nahm einen zärtlichen Ausdruck an. Sanft lächelte er. Mein Blickfeld verengte sich auf das Gesicht und ganz automatisch spiegelte ich die Miene. Es war, als bliebe die Zeit stehen. Eine unerwartete Berührung durchbrach den Focus. Es war nur ein Paar Lippen, das sich auf meine Halsbeuge legte, doch es reichte, um mich in die Realität zurückzuholen. Das Gefühl, das sich in meinem Magen zusammengebraut hatte, kippte. Es war kein angenehmes Flattern mehr, sondern ein schwerer, nicht zu verdauender Stein. Je länger ich in das Gesicht vor mir sah, desto enger wurde es in meiner Brust. Schnell schloss ich die Augen. Erneut wurde mein Kinn umfasst, doch diesmal war es anders. Sanft, nachgiebig. »Isaac, was ist los?« Ich nahm allen Mut zusammen, schluckte das letzte Kribbeln herunter und öffnete die Augen. Der zärtliche Ausdruck hatte sich in echte Sorge gewandelt. Natürlich hatte er sofort bemerkt, dass etwas nicht stimmte. »Ich kann das nicht mehr.« Die Worte kamen nur geflüstert über meine Lippen. Ein sanfter Kuss traf meine Schulter. »Was kannst du nicht mehr?« »Das hier. Alles davon.« Ich löste mich von den beiden Körpern und deutete mit einer ausschweifenden Geste durch das Schlafzimmer, das sich in den letzten Jahren kaum verändert hatte, und auf uns. Während das Gesicht vor mir nur absolutes Unverständnis zeigte, ertönte hinter mir ein wissendes Seufzen. »Lass uns ins Wohnzimmer gehen.« Langsam schüttelte ich den Kopf und stand auf. Das hatte doch keinen Sinn. »Warum?«, fragte Toby, als ich nach meiner Boxershorts griff. Er klang getroffen und ich konnte es ihm nicht verübeln. Ich hatte es schon wieder vermasselt. »Warum lässt du uns nicht mit dir reden?« »Weil es nichts bringt. Es ist doch eh egal, was ich sage.« Ich konnte ihn nicht ansehen. Er sollte nicht sehen, dass mir Tränen in den Augen standen. Ich wollte nicht, aber ich musste die Notbremse ziehen. Jetzt und hier. »Das ist nicht wahr! Und das weißt du ganz genau.« Im Gegensatz zu seinem Mann verbarg Roger seinen Schmerz hinter der rauen, lauten Stimme. Erneut schüttelte ich den Kopf und wischte mir unauffällig mit dem Arm übers Gesicht. Natürlich war es ihnen nicht egal, aber das machte keinen Unterschied. Letztendlich würden wir wieder an derselben Stelle landen, egal wie oft wir das durchspielten. Wie oft hatten wir das schon durch? Dreimal? Viermal? Es würde sich nicht ändern. Dabei war mir bewusst, dass sie das nicht absichtlich taten. Sie bemühten sich. Wirklich. Aber diese elenden Gefühle machten alles zunichte! Irgendwann rissen sie uns doch wieder mit, sorgten dafür, dass ich immer mehr die Grenzen verschob, bis es nicht mehr ging, bis sie mir wieder so nah waren, dass ich sie zwangsweise verletzten musste, weil sie sich Hoffnungen auf etwas machten, was ich ihnen nicht geben konnte. Ich hatte meine Sachen zusammen und zog noch das Shirt über, als das Bett leise knarrte. »Wenn du jetzt gehst, ohne mit uns zu reden, brauchst du nicht wiederkommen.« Für einen Moment sah ich die Badtür ungläubig an, die sich hinter Toby schloss, dann zwang mich der Kloß in meinem Hals, das Zimmer zu verlassen, bevor Roger das Schluchzen hören konnte. Fassungslos stand ich ihm Flur. War das sein Ernst? Von Roger hätte ich so ein Ultimatum erwartet, jedoch nicht von Toby. Bisher hatte er mir immer gut zugesprochen, wenn es mir zu viel wurde und ich Abstand brauchte. Hatte ich diesmal zu lange gezögert? Waren die Gefühle diesmal so stark geworden, dass er den Abstand nicht zulassen konnte? Was es auch war, für mich war es nur noch mehr Grund, zu gehen. Wenn er so verzweifelt war, mich derart unter Druck zu setzen, wollte ich nicht wissen, was er sonst noch unternahm. Ich schob mich an dem hässlichen, nackten Köter, den die beiden adoptiert hatten, vorbei zur Wohnungstür. Dass dieser sich seine Leine von der Kommode fischte, während ich in meine Schuhe schlüpfte, und sie mir auffordernd entgegenhielt, ignorierte ich. Die Verantwortung hatten sie sich aufgehalst. Mit der Hand auf der Türklinke zögerte ich. Sie hatten so viel für mich getan und aus Tobys Stimme war mir klar, dass er es absolut ernst meinte. Ich würde sie definitiv verlieren. Dabei waren sie mir doch wichtig. Tat ich ihnen Unrecht, indem ich ihnen keine Chance mehr gab, dass es doch noch klappte? Sie konnten schließlich nichts dafür, dass ich mit diesen Gefühlen nicht klarkam. Und doch drängten sie sich mir immer wieder auf. Sie ließen mir doch keine andere Wahl, als ihnen immer wieder wehzutun, indem ich sie zurückstieß. Ich wollte das nicht mehr! Langsam drückte ich die Türklinke nach unten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)