Der Ritt in die Berge von Onlyknow3 (Winnetou) ================================================================================ Epilog: Heimkehr und Erinnerung ------------------------------- Heimkehr und Erinnerung Scharlih erinnerst du dich noch? An damals, als ich dich in deiner deutschen Heimat besuchte? Als wir gemeinsam in den Orient reisten? Ja, du erinnerst dich sicher noch, es war eine Reise in eine andere Welt für Winnetou. Nur kurz konnten wir dort verweilen, da Eile geboten war, da es um die Familie Vogel und deren Erbe ging. Zu kurz, um das Land und die Menschen dort kennen zu lernen. Dieses Mal war es anders. Scharlih, du hattest mir zwar schon so viel über das Land erzählt, doch nicht alles. Aber wir hatten darüber gesprochen, dass wir Intschu tschuna fragen, wenn du wieder zu uns ins Pueblo kommst, ob er mir diese Reise mit dir erlaubt. Wie ich nun aus deinem Testament wusste, hattest du mir diese Reise in den Orient als Geschenk zu meinem Geburtstag machen wollen. Nun aber war sie dein letzter Wunsch an mich, wie Mr. Henry mir den Eintrag auf Deutsch erklärt hatte. Da ich vorhatte, meinen Iltschi und auch Hatatitla mitzunehmen, bedurfte es noch einiger Vorbereitungen. Auch musste ich mir andere Kleidung kaufen, in meiner Lederkluft konnte ich nicht nach New Orleans reisen. Auch dabei war mir Mr. Henry behilflich, da ich gar nicht wusste, was ich alles brauchte. Welch ein Glück, dass ich deine beiden Gewehre auch mit mir führte, so hatte ich jetzt drei Gewehre, den Tomahawk und zwei Messer bei mir. Das alles wurde so im Koffer verstaut, dass es keinen Schaden nahm, und dann ging es los nach New Orleans, wo mich Emery erwarten würde. Zwei Tage später saß ich im Zug nach New Orleans, wo ich am Ende der Woche ankam und von Emery in die Arme gezogen wurde. Auch er hatte Tränen in den Augen, nachdem ich mit meiner Schilderung zu Ende war. Etwas später, nachdem sich unsere Empfindungen wieder beruhigt hatten, erklärte mir Emery, was ich noch alles brauchte. Scharlih, hattest du auch immer so viele Sachen auf deinen Reisen bei dir? Ich war mit zwei Pferden vom Pecos aufgebrochen, Scharlih! In St. Louis kam der erste Koffer dazu. Geld brauchte ich nicht, Emery half mir, das Gold auf einer Bank in New Orleans in arabische Münzen umzuwandeln, außerdem kauften wir am Hafen in einem Geschäft noch einen Burnus (Sackhose mit Hemd) nebst Aba (Übermantel) und Gürtel, dazu noch einen Turban (Kopfbedeckung, so eine Art Hut). Nach den vielen Besorgungen waren es jetzt drei Koffer, einer allein für die Waffen, Munition, Wasserflaschen und Kochgeschirr wie Becher, Teller, Töpfe, Löffel, Gabel und Messer. Scharlih, du hast mir nie berichtet, was du alles mitnahmst, wenn du für längere Zeit auf Reisen gingst. Bis wir an Bord des Schiffe gingen, saßen Emery und ich im Hotel oder in einem der vielen Cafés, die es in New Orleans gab, in dem letzten, so erzählte er mir, wärst du sehr gerne gewesen, da man dort auch sehr gut essen konnte. Wir haben auch viel über dich gesprochen, von euren Abenteuern, euren Erlebnissen mit und bei den Haddedin, oder mit anderen Stämmen, die dort leben. Emery erzählte mir auch, dass ihr wieder verabredet wart, für März in diesem Frühjahr. Er habe sich gewundert, dass von dir, Scharlih, keine Nachricht kam, wann und wo ihr euch dazu treffen wolltet. Wir mussten wegen der Pferde auf einen Lastkahn warten, so saßen wir ganze vier Tage in New Orleans fest, bis einer eintraf, der uns dann auch nach Mosul brachte. Meine Reise hatte gerade erst begonnen, und ich wusste nicht, wo sie mich hinführen würde, wann oder ob ich je wieder in den Westen zurückkehren würde. Emery war mein Begleiter, wollte mir zur Seite stehen, auch sprachen wir weiterhin viel von dir, Scharlih, von den Erlebnissen und wie nahe wir uns gestanden hatten. Was wollte ich dir noch erzählen? Ach stimmt, das hätte ich fast vergessen. Halef hat mir einen Sohn deines Rih geschenkt, diesen durfte ich auch reiten, als wir bei ihm waren. Es waren viele Freunde da, die nach dir fragten, sie alle waren bestürzt darüber, dass du von uns gegangen bist. Emery zeigte mir, wie man auf einem Kamel reitet, dass man aus seiner Milch Käse und Butter machen kann. Halef besorgte mir frisches Obst von einem Basar, außerdem führte er mich als Freund durch eines der Häuser, in denen er jeden Freitag betet. Scharlih, ich konnte ein Wettrennen mit Iltschi gegen einen der Araberhengste gewinnen. Wenn du mich jetzt sehen könntest, würdest du mich kaum wiedererkennen. Denn noch immer trage ich den Burnus, den ich mir für die Reise gekauft habe, zu diesem sind noch drei weitere dazugekommen, ein vierter hängt im Zelt. Es ist deiner, du hattest ihn nebst einem Sattel bei Halef gelassen. Ach ja, Halef, er ist wirklich ein lieber Mensch, er hat versucht, mir meinen Aufenthalt bei ihnen so angenehm wie möglich zu machen. Tee habe ich bei ihm keinen getrunken, dafür aber Kaffee. Das Essen war für mich kaum erträglich, zu viel Fett und fremde Kräuter oder Gewürze. So war Emery mehrmals in Mosul und hat dort rohes Lamm oder Kalbfleisch besorgt, was wir dann mit einigen der Kräuter und Gewürzen nur leicht gewürzt haben, dazu gab es Reis und Hirsebrot. Emery meinte, dass es wohl außer dem Fett damals das Wasser war, das mich auf der Rückfahrt dann krank werden ließ. Dieses Mal haben wir das Wasser alles abgekocht, oder nur von dort genossen, wo wir den Quell sehen konnten. Auch bei Halef gab es Berge, die ich mir mit Emery zusammen und Halef angesehen habe. Winnetou dankt Scharlih für diese Reise, die er ohne dich in diese für ihn doch so fremde Welt mit Tieren, Menschen, Gewürzen, Kräutern und Nahrung nie unternommen hätte. Und doch hast du, mein Bruder, Freund und Gefährte, es mir ermöglicht, mich zwei Sommer und Winter von meiner Trauer um dich zu befreien. Doch es gibt noch Momente, wo es mir schwerfällt, dich loszulassen. Emery gab mir den Rat, mit dir zu sprechen; er meinte, das würde mir vielleicht helfen. Auch Hatatitla hat sich erholt und jagt nun mit Iltshi und den anderen Pferden wieder über die Weiden. Scharlih, du bist nach wie vor in meinem Herzen, kein anderer wird da jemals sein, außer meinem Vater, Nscho - tschi und dir ist dort für niemanden Platz. In den viele Monden, die ich mit Emery verbracht habe, hat er mir gezeigt, was du so sehr an manchen Orten geliebt hast. Es waren die Menschen, angefangen bei Halef bis hin zu dem Stamm, dem er angehörte. Du fragst dich sicher, seit wann ich wieder hier bin? Ich sage es dir, seit drei Wochen! Vor drei Wochen kamen Emery und ich in New Orleans an, und auf dem Weg ins Pueblo machten wir noch halt in St. Louis bei Mr. Henry. Doch diesen wirst du inzwischen bei dir dort oben getroffen haben, denn auch er ist zu den Sternen gegangen, seinen Laden hat unser alter Weggefährte Mr. Timbe übernommen. Mehr gibt es nicht zu sagen, alles andere habe ich dir in den letzten Stunden berichtet. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)