Tifa Allein Zu Haus ... Oder? von tobiiieee (Halloween-Spezial 2020) ================================================================================ Kapitel 4: PANIK ---------------- Cloud stand der Schock ins Gesicht geschrieben. „Sie sind mit mir reingekommen – du hast geschrien – ich – aber – warum sind sie nicht hier?!“ Hektisch schaute er links und rechts. „Sie sollten hier sein“, murmelte er vor sich hin. „Wo ...?“ Panisch stoben sie auseinander, durchsuchten die Küche, das Wohnzimmer, nirgends eine Spur. Im Keller konnten sie nicht sein. Oben war alles dunkel. Sie stürmten den Flur entlang, hinein in die Waschküche, schauten, ob sich die beiden in der Maschine oder dem Trockner versteckten, nirgends, nichts, niemand. Atemlos erreichten sie die Tür zur Garage; gerade als sie den offenen Eingang entdeckten, gabelte sich am Himmel ein Blitz und überflutete für einen kurzen Moment die Szenerie, die bis auf den Mietwagen leere Garage, die offen hängende Tür, Sturm und hagelartiger Regen draußen. Tifa packte blankes Entsetzen; ihr traten Tränen in die Augen. „Sie werden doch wohl nicht bei dem Sturm ...?“, fragte sie, ihre Stimme brüchig und um einige Oktaven höher als sonst. „Sie kennen sich doch hier gar nicht aus!“, rief sie schrill. „Nein“, sagte Cloud und schüttelte den Kopf in dem verzweifelten Versuch, irgendwie Ruhe zu bewahren. „Wir haben nur die Tür nicht richtig zugemacht. Ich schau oben – sie müssen hier irgendwo sein.“ Während Cloud nach oben rannte – sie hörte ihn die Treppe mehrere Stufen auf einmal nehmend erklimmen – stürzte Tifa zum Eingang der Garage. Sie konnte – wollte sich nicht vorstellen, dass die Kinder, vielleicht nur um ihnen einen Streich zu spielen, hinaus in den dichten Regen und den Sturm gegangen waren. Tifa war der festen Überzeugung, dass irgendetwas oder irgendwer hier im Haus sein Unwesen trieb. Sie stürmte aus der Tür unter das Vordach der Garage. Mit zum Zerreißen gespannten Nerven schaute sie die Straße links und rechts auf und ab, in dem Sturm war außer Schemen nichts zu erkennen. Die nächsten Häuser, die sie kaum ausmachen konnte, waren Hunderte Meter entfernt, von ihnen getrennt durch dunkle Waldstücke, in den wer-weiß-was lauern konnte. Sie trug keine Schuhe. Hatte nur ihren Pyjama an. Sollte sie die Straße ablaufen und nach ihren Kindern Ausschau halten? Wenn sie ging, mochte sich etwas oder jemand Zugang zum Haus verschaffen. Aber wenn ihre Babys draußen waren, musste sie sie aufspüren ... Rastlos schaute sie zwischen der verlassenen Straße und der Garage und dem Flur hin und her. Sie hörte nichts. Weder drinnen noch draußen im Regen. Nichts und niemand schien sich zu bewegen. Was ging nur vor? Sollte sie Cloud hinterher? Raus? Oder verharren? Verrückte Axtmörder geisterten ihr durch den Kopf, die Kinder blutüberströmt im Straßengraben oder gefangen genommen von wahnsinnigen Kannibalen, satanische Sekten, die ihre Kinder opfern wollten, Messer, die auf die arglosen Kleinen niedersausten, oder hatten sie sich einfach im Wald verirrt, ohne Brotkrumen, die ihnen den Weg zurück wiesen? Sie spitzte die Ohren. Versuchte angestrengt, in der Dunkelheit auszumachen, was passierte, auch wenn sie es nicht sehen konnte. Hätte sie nicht spüren müssen, wo ihre Kinder waren? Was spürte sie? Was sagte ihr ihr Gefühl? Waren die Kinder oben? Draußen? Am Leben? In Gefahr? Oder ...? Ihr Kopf ließ diesen letzten Gedanken nicht zu. Ihr Herz raste in ihrer Brust, das Blut rauschte ihr in den Ohren, während sie hilflos an Ort und Stelle festgewachsen schien. Endlich hörte sie Geräusche von oben. Schritte auf der Treppe. Von mehreren Fußpaaren. Vorsichtige Erleichterung machte sich in ihr breit. Vielleicht wurde doch alles gut. Sie lief in Richtung Flur, als ihr durch die Tür schon ihre Kinder entgegen kamen. Das Cosmo Canyon, das ihr vom Herzen fiel, musste beinahe zu hören sein. Sie fiel vor Erleichterung auf die Knie und schloss ihre Kinder fest in die Arme. „Was macht ihr denn?“, fragte sie ganz aufgelöst. Die beiden drückten sie ebenso fest zurück. Sie hatten sich aus der Garage nach oben gestohlen, als Tifa und Cloud im Keller gewesen waren. Die Tür hätten sie wohl nicht richtig in Schloss fallen lassen oder vielleicht hätte der Sturm sie aufgedrückt, sagten sie. „Wie das Kellerfenster“, sagte Cloud. Tifa ließ die Kinder los, richtete sich auf und schickte die beiden nach oben ins Bett. „Eine lockere Fensterklappe ist ja das eine“, sagte sie dann an Cloud gewandt. „Aber eine solide Tür?“ Sie beide schauten die Tür an, die nun ganz harmlos schien. „Ich werd sie einfach ordentlich verriegeln“, sagte Cloud schulterzuckend. Tifa ließ ihn machen und ging zurück in die Küche. Sie fand den Teller auf dem Boden, den sie Blacky hingestellt hatte; er war mittlerweile leer, von der Katze keine Spur. Tifa sah sich um und fand Blacky auf der Sofalehne, wo sie anscheinend eingeschlafen war. Sie ging hinüber zum Sofa und wollte die Katze ein wenig streicheln. Doch stattdessen machte sich blanker Horror in ihr breit. Ihre Augen weiteten sich vor purem Entsetzen. Ein Eiskübel war über ihre Eingeweide gekippt worden. Denn als sie Blacky berührt hatte, war die Katze regungslos von der Sofalehne gerollt und ohne eine Spur von Leben in sich liegen geblieben. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, ehe es losschnellte wie noch nie zuvor an diesem Abend. Das Licht ging an. Sie wandte sich um. Vor ihr stand jemand. Doch es war nicht Cloud. Ihre Augen weiteten sich. Mit einem Schlag realisierte sie, dass alle Zugänge zum Haus fest verschlossen waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)