Am Ende des Wegs von Swanlady (Kakeru x Haiji) ================================================================================ Kapitel 1: Am Ende des Wegs --------------------------- „Ich dachte, es wäre etwas Ernstes“, sagte Kakeru unverblümt, als er aus lauter Gewohnheit in seine Sportschuhe schlüpfte und die Tür hinter sich schloss. Nira bellte, als er ihn bemerkte und umkreiste hoffnungsvoll seinen Futternapf. „Glaub mir, es ist ernst“, nuschelte Ouji, der eine Stofftasche trug und gegen die an diesem Tag besonders grellen Sonnenstrahlen blinzelte. Kakeru runzelte verwirrt die Stirn, doch dies wurde geflissentlich ignoriert. „Wolltest du…?“ Zögerlich brach Kakeru ab, presste die Lippen aufeinander und sah hastig auf den Boden. Er spürte, wie Ouji ihn prüfend musterte und höchstwahrscheinlich versuchte, aus seiner nicht beendeten Frage schlau zu werden. „Einen letzten Einkaufsbummel mit dir unternehmen, bevor wir alle unsere eigenen Wege gehen und uns nie wiedersehen?“, seufzte Ouji theatralisch. „Nein“, fuhr Kakeru ihn scharf an. „Ich meine… es ist nicht so, als würden wir uns nie wiedersehen. Sag so etwas nicht.“ Seine Stimme klang unsicherer und hoffnungsvoller, als ihm lieb war, aber er trug die nostalgischen Gefühle schon seit Tagen mit sich herum und sie nagten intensiv genug an ihm, um anfällig für Oujis übertriebene Ironie zu sein. „Ich brauche deine Hilfe, weil ich die ganzen Mangabände, die ich kaufen will, nicht allein tragen kann“, brachte Ouji es kurz und knapp auf den Punkt. Aus irgendeinem Grund beruhigte Kakeru dies. Oujis Verhalten brachte etwas Normalität in seine aufgewühlte Welt. „Aber ich glaube es auch nicht“, fügte Ouji nach einer Weile hinzu. „Was glaubst du nicht?“ „Dass wir uns nie wiedersehen werden. Also zieh nicht so ein Gesicht.“ Kakeru verzichtete darauf, ihm zu sagen, dass sein Lächeln zu traurig wirkte, um seine Worte überzeugend klingen zu lassen. *** „Haben dir die Romanzen gefallen?“, fragte Ouji, als die automatische Schiebetür vor ihnen aufglitt und sie die Buchhandlung betraten. Verwundert über die plötzliche Frage, musste Kakeru einen Moment überlegen. „Die meisten davon, ja. Wieso fragst du?“ Ouji brummte nur nichtssagend, während er zielstrebig die Mangaabteilung ansteuerte. Er hatte seine Schultern gestrafft und wirkte enthusiastischer, kaum dass er in seine Welt eintauchen konnte. Kakeru folgte ihm gemächlicher, denn auch wenn er sich mit Oujis Hobby angefreundet hatte und sie viele Gespräche über Mangas geführt hatten, die er auf seine Empfehlung hin gelesen hatte, so war Kakeru immer noch kein Experte, der sich in diesem Bücherdschungel zurechtfand. Es reichte, dass er eine Sekunde lang nicht aufpasste und schon verlor er Ouji aus den Augen, der zwischen zwei Regalen verschwunden war. Desorientiert blieb Kakeru stehen und sah sich um. Auf dem Regal links von ihm gab es eine Auswahl an Mangas, die mit den schrillen Farben und romantisch anmutenden Buchumschlägen höchstwahrscheinlich weibliche Leser anlocken sollten. Auf der anderen Seite erkannte Kakeru nicht sofort, um welche Kategorie es sich handelte, weshalb er neugierig nähertrat. Er musste sich sowieso die Zeit vertreiben, bis Ouji mit seinen Einkäufen fertig war. Willkürlich zog er einen Band heraus. Eingepackt in Folie unterschied er sich von den anderen Büchern. Stirnrunzelnd las Kakeru den Titel, bis sein Blick auf die dargestellte Abbildung fiel… und die Hitze ihm augenblicklich ins Gesicht schoss. Als hätte er sich verbrannt, ließ er den Mangaband los, der stumpf auf dem Boden aufschlug. Aus irgendeinem Grund holperte sein Herz, als wäre er seine Morgenroutine mindestens zwei Mal gerannt. Sich bewusst werdend, wie albern er sich verhielt, schielte Kakeru verschwörerisch über die Schulter und war erleichtert, dass ihn niemand beobachtete. Zögerlich ging er in die Knie, um das Buch aufzuheben. Ohne sich davon abhalten zu können, warf er einen erneuten Blick auf das Cover. Dieses zeigte zwei schlanke Männer mit femininen Gesichtszügen, die sich innig umarmten. Dies war jedoch nicht das Schlimmste daran – Kakeru lebte nicht auf dem Mond, er wusste was »BL« war. Das, was für seine heftige Reaktion verantwortlich war, war die disproportional große Hand der etwas muskulöseren Figur, die eindeutig in der geöffneten Jeans der kleineren Figur steckte – und wenn man dem obszön verzerrten Gesicht glaubte, dann war Letztere definitiv dem Paradies nahe. Kakeru drehte das Büchlein um, um den Klappentext zu lesen, auch wenn er bezweifelte, dass diese Geschichte besonders viel Handlung aufzuweisen hatte. Allein die roten Lettern, die auf einem aufgeklebten Sticker die Altersfreigabe für Erwachsene signalisierten, waren ein eindeutiges Indiz. „Hast du etwas gefunden, das dich interessiert?“ Kakeru zuckte zusammen, als hätte ihm jemand einen elektrischen Schlag verpasst. Er wirbelte herum und blickte in das teilnahmslose Gesicht Oujis, welcher den Manga in Kakerus Hand mit seinen langen Wimpern anklimperte. „Hmm, verstehe“, brummte er, bevor Kakeru etwas sagen konnte. „Nein, du verstehst das völlig falsch!“, japste Kakeru, der seine Neugier verfluchte und den Band schnellstmöglich wieder ins Regal stopfte. „Ich würde dir für den Einstieg raten, doch etwas aus der jugendfreien Kategorie zu wählen, wenn dich das Thema interessiert“, leierte Ouji hinunter, ignorierte Kakerus Proteste komplett. „Was? Ich – nein….!“, stammelte Kakeru, doch Ouji zeigte sich unbeeindruckt und wanderte am gegenüberliegenden Regal entlang, mit geschulten Adleraugen ganz offensichtlich nach etwas Bestimmten Ausschau haltend. „Ah, da ist es ja“, nuschelte er und präsentierte Kakeru wenig später einen Manga, dessen Aufdruck in Pastellfarben gehalten war. Auch darauf befand sich ein gleichgeschlechtliches Liebespaar, allerdings wirkte das Gesamtbild eher niedlich als erotisch und versetzte Kakeru nicht so sehr in Verlegenheit. Die Schnörkelschrift gab dem Ganzen einen femininen Akzent und wenn man nicht genau hinsah, könnte man den schmächtigeren der Charaktere mit einer jungen Frau verwechseln. „Ein Einzelband“, erklärte Ouji. „Zum Reinschnuppern.“ Unsicher wollte Kakeru danach greifen, doch Ouji zog ihm den Band vor der Nase weg und wandte sich ab. „Ich bin fertig, lass uns zur Kasse gehen“, verkündete er und setzte sich in Bewegung. Perplex starrte Kakeru ihm nach, doch er sah schnell ein, dass er gegen jemanden, der sich hier wie zu Hause fühlte, nicht gewinnen konnte. Er seufzte und trottete Ouji hinterher. Als sie die Kasse erreichten, wurde ihm der Einzelband in die Hände gedrückt. In diesem Moment dämmerte es Kakeru, dass er direkt in eine Falle gelaufen war. Ouji kaufte einen Haufen Fantasy-, Action- und Drama-Mangas, während er mit einem einzigen dastand… der in den Händen eines jungen Studenten mehr als fragwürdig aussah. Er wagte es nicht, der Kassiererin in die Augen zu sehen, als sie den Barcode scannte und ihm den Preis nannte. „Möchten Sie einen neutralen Umschlag dafür?“, erkundigte sie sich routiniert. Kakeru presste die Lippen aufeinander und wedelte nur mit der Hand vor seinem Gesicht, kein Wort herausbringend. Er hatte gewiss nicht vor, das, was Ouji ihm aufgedrückt hatte, in der Öffentlichkeit zu lesen. Er bezahlte, weil er keine andere Wahl mehr hatte und stopfte das Büchlein sofort in seine Tasche. „Zieh nicht so ein Gesicht“, murmelte Ouji heute schon zum zweiten Mal, als sie die Buchhandlung verließen. „Es ist nur ein Manga.“ *** Und was für ein Manga es war. Keine Stunde später saß Kakeru auf dem Boden von Oujis Zimmer, inmitten der meterhohen Bücherregale, die zum Teil bereits leer waren und dadurch unnatürlich, beinahe fehl am Platz wirkten. Die in der Ecke gestapelten Kartons ließen den Raum noch enger wirken, doch er hatte eine gewisse Zuneigung für dieses Klaustrophobie erregende Königreich einer wahren Leseratte entwickelt. Kakeru hatte die Nase in seinen gekauften Manga gesteckt und auch Ouji saß auf seinem Futon, in seiner neuen Bücherbeute blätternd. „Hast du so etwas schon einmal gelesen, Ouji-san?“, fragte Kakeru, als er das Ende des ersten Kapitels erreichte. „Mhm“, brummte Ouji unbeteiligt. „Interessiert dich so etwas?“ Ouji seufzte und klappte seinen Manga zu. „Ich finde es wichtig, die gesamte Bandbreite zu kennen, die Mangas zu bieten haben“, antwortete er diplomatisch, was Kakeru für eine ganze Minute zum Schweigen brachte. Doch es war ihm praktisch unmöglich, sich dem zweiten Kapitel zu widmen, ohne ein paar konkrete Antworten einzufordern. Mit niemandem sonst konnte er über diese Dinge sprechen. „Du hast diese Geschichte schon gelesen, richtig?“ „Richtig.“ „Was hat dir daran gefallen?“ „Wir können darüber reden, wenn du mit ihr fertig bist, mittendrin macht das keinen Sinn“, schubste Ouji ihn direkt in die nächste Gesprächssackgasse. Kakeru spürte einen Knoten in seiner Brust, der sich vor Frustration enger zog. Es ärgerte ihn, dass Ouji so mit ihm sprach, obwohl er sich solche Mühe gab, die Welt der Mangafans zu verstehen. Er hätte genauso gut auf das Kennenlernen dieses speziellen Genres verzichten können, er tat dies praktisch für Ouji und – „Aber ich kann dir sagen, dass ich das Konzept mag. Du hast sicher schon bemerkt, dass es ein paar der klassischen Schemata auf den Kopf stellt oder durch den Kakao zieht“, unterbrach Ouji Kakerus wütende Gedanken, die sicher bald zu einer Explosion geführt hätten, nun aber sofort mit diesen neuen Informationen entschärft wurden. „Ja. Zuerst dachte ich, dass die Geschichte so wie immer abläuft… ich meine, es gab schon in der ersten Szene ein Geständnis!“ „Das Nakamura absolut falsch versteht“, amüsierte sich Ouji. „Er glaubt, Ozawa ist sein Fan und gibt ihm ein Autogramm. Aber das ist nur der Anfang, lies weiter.“ Kakeru senkte bekümmert den Blick, denn dies war immer noch nicht das, worüber er hatte sprechen wollen, aber er sah ein, dass Ouji nicht weiter mit ihm diskutieren wollte, bevor er die Geschichte nicht komplett kannte. Deshalb lehnte sich Kakeru wieder bequem zurück und blätterte die nächste Seite um. „Nein!“, stieß Kakeru eine halbe Stunde später aus und klappte empört das Buch zu. „Das können sie doch nicht machen!“ Es hatten ihn bisher schon allerlei Handlungen und Logikfehler in den Romanzen, die Ouji ihm aufgetischt hatte, irritiert, aber noch nie hatte er zugleich schreien und lachen wollen. „Bittersüß und frustrierend, nicht wahr?“, ergriff Ouji das Wort und Kakeru schnaufte. „Es ist wie im echten Leben.“ Skeptisch schielte Kakeru in Oujis Richtung, der einen pseudo-weisen Blick aufgesetzt hatte und sich wie ein alter Mann anhörte. Er übertrieb immer ein wenig, wenn es um seine Mangas ging, aber manchmal kam es Kakeru auch vor, als würde er sich über ihn lustig machen. „Wie meinst du das?“ „Ist es nicht offensichtlich? Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich zwei Menschen nicht verstehen, weil sie aneinander vorbeireden. Oder nicht das sagen, was sie denken.“ „Schon, aber… das kann doch nicht das Ende sein, oder?“ Hoffnungsvoll umklammerte Kakeru den Band. „Es gab bisher keine Fortsetzung“, zerstörte Ouji schulterzuckend seine Träume. „Aber ich denke, es ist gut so. Welches Ende würdest du dir für sie denn wünschen, Kakeru?“ „Dass sie glücklich werden natürlich“, erwiderte er ohne zu zögern. Ouji lächelte. „Die letzte Szene war trotzallem schön, nicht wahr?“ „Ziemlich ro… romantisch“, gab Kakeru ihm recht, auch wenn ihm das bezeichnende Wort plötzlich nur sehr schwer über die Lippen kam. Für einen Augenblick hatte er vergessen, dass sie sich über keinen herkömmlichen Shoujo-Manga unterhielten. „Obwohl wir nie erfahren werden, was Nakamura während des Feuerwerks gesagt hat, können wir selbst entscheiden, was es ist. Das gefällt mir am meisten an der Geschichte“, sagte Ouji. „Abgesehen von den Klischees, mit denen sie ganz eindeutig spielt.“ „Diese funktionieren im echten Leben doch sowieso nicht“, merkte Kakeru trocken an. „Hmm. Bist du dir sicher? Ich meine, wir hatten auch unser Happy End.“ Kakeru öffnete den Mund, doch er schloss ihn sogleich wieder, als das Gewicht von Oujis Aussage ihn überwältigte. „Das war etwas anderes“, murmelte er. „Findest du? Ich denke, das wäre eine ziemlich gute Geschichte wert.“ Unwillkürlich lupfte Kakeru die Mundwinkel, denn Ouji hatte nicht ganz Unrecht. Die Umstände, wie ihr Team zusammengekommen war, waren äußerst außergewöhnlich, aber dies hatten sie einer einzigen Person zu verdanken. Wäre ein aufdringlicher Starrkopf nicht gewesen… Er säße nun nicht hier, mit einem Boys Love-Manga im Schoß und würde nicht so krampfhaft versuchen, sich davon abzulenken, dass sein Herz wehtat. Das Surren des Ventilators, den Ouji eingeschaltet hatte, riss ihn aus seinen Gedanken. „Ich sterbe, wenn das so weitergeht“, ächzte Ouji mit verzerrter, vibrierender Stimme, als er sich direkt vor den kühlen Lufthauch setzte. „Der Sommer schenkt uns wirklich gar nichts.“ „Nein, tut er nicht“, gab Kakeru ihm leise recht. Im Augenblick fühlte sich alles wie ein Ende an, wie ein letztes Mal, wie ein endgültiger Abschluss all der Dinge, die ihm ans Herz gewachsen waren. Er wünschte, er hätte mehr Zeit gehabt, um dankbar für alles zu sein, um alles noch mehr auszukosten und zu genießen. Aber vielleicht lag Ouji gar nicht so falsch. Nachdenklich musterte Kakeru das glücklich aussehende Pärchen – welches am Ende der Geschichte keins war, wie er enttäuscht hatte lesen müssen – auf dem Umschlag des Mangas und fuhr mit den Fingerkuppen sachte über die Abbildung. Vielleicht war er zu gierig, zu egoistisch oder zu naiv. Vielleicht hatten sie ihr Happy End schon erlebt. *** „Ich habe mich schon gefragt, wer auf einmal so enthusiastisch diese Aufgabe übernommen hat“, wehte eine amüsierte Stimme zu ihm hinüber, als Kakeru Niras Kopf tätschelte, dieser ihn aber komplett ignorierte, weil sein soeben gefüllter Futternapf viel interessanter war. „Gewöhn dich nicht dran“, erwiderte Kakeru und warf einen Blick über die Schulter, um Haiji ins Visier zu fassen. Dieser stand schmunzelnd im Türrahmen, die Hände in die Seiten gestemmt. „Ist sowieso nicht möglich“, sagte Haiji nonchalant, doch Kakeru verstand den Sinn dieser Worte zu gut. Bald würde er keine Gelegenheit mehr haben, um Nira zu füttern. Er hätte Haiji am liebsten gefragt, ob ihm dies nichts ausmachte und wieso er so wirkte, als wäre die Welt in bester Ordnung, doch die Worte schafften es nicht über seine Lippen. Stattdessen richtete den Oberkörper auf, als Haiji gemächlich in seine Richtung humpelte, das rechte Bein merkbar hinter sich her ziehend. Obwohl Kakeru versuchte, diskret zu bleiben, so wurde sein Blick jedes Mal davon angezogen. Er konnte sich nicht beherrschen. Ein harter Zug legte sich um seinen Mund und hastig wandte er sich wieder Nira zu. Er würde sich niemals daran gewöhnen, dass sich Dinge manchmal unwiderruflich änderten und nicht mehr repariert werden konnten. Der kurze Weg, den er zusammen mit Haiji und den anderen gelaufen war, nahm ein Ende, aber für Haiji war es endgültig und es schien, als könnte sich die gesamte Welt, sogar der Betroffene selbst, damit besser abfinden als Kakeru. Er wollte toben und diese Ungerechtigkeit verfluchen, doch er schluckte diese Gefühle so lange, bis ihm davon schlecht wurde. „Kakeru? Ist alles in Ordnung?“, fragte Haiji und beugte sich neugierig über Kakerus Schulter, um seinen Blick wie ein Schwert in seine Wange zu bohren. „Hast du schon gepackt?“, stellte Kakeru stattdessen eine Gegenfrage und stand auf. Länger als nötig klopfte er sich ein paar Grashalme vom Knie. „Ja. Ich habe nicht annähernd so viele Habseligkeiten wie Ouji“, antwortete Haiji. „Ist es das, was dich beschäftigt? Der Umzug?“ Kakeru schnaufte und setzte sich in Bewegung. „Du weißt, dass es mehr als ein einfacher Umzug ist“, murmelte er, darüber den Kopf schüttelnd, dass Haiji überhaupt einen solch lapidaren Begriff benutzte. Wenn sich jemand mit unterschiedlichen Wohnumständen auskannte, dann war es Kakeru – immerhin hatte er eine Zeit lang auf dem Campus geschlafen, mit nicht genug Yen in der Hosentasche, um sich ein Sandwich zu kaufen. Haiji folgte ihm, als er zurück zur Tür ging und überholte ihn sogar, als Kakeru plötzlich wieder stehenblieb und auf den Boden starrte. Auch Haiji hielt inne, die Tür bereits halb geöffnet. „Ich weiß, dass du dir Sorgen machst, Kakeru“, sagte er sanft und obwohl er ihn nicht ansah, konnte Kakeru das aufmunternde Lächeln in seiner Stimme hören. „Du wirst dich ganz sicher zurechtfinden und –“ „Es geht hier nicht um mich!“ Bamm. Mit einem Krachen fiel die Tür zurück in die Angeln und große, braune Augen starrten ihm perplex ins Gesicht. Es war schon eine Weile her, seit er sein Temperament nicht hatte zügeln können. Es war auch schon eine Weile her, seit Kakeru sein eigenes Verhalten erschrocken hatte. Er starrte mindestens genauso ungläubig drein, während sein Herz in seiner Brust hämmerte und die Handfläche, mit der er die Tür zugeknallt hatte, Haiji damit den Weg versperrend, unangenehm kribbelte. Der Moment der Stille zog sich hin. Nicht einmal Haiji, der sonst immer die richtigen Worte fand – unabhängig davon, ob jemand sie hören wollte oder nicht – um sich durch eine Situation zu schlängeln, sagte etwas, obwohl Kakeru sich wünschte, er würde mit ihm schimpfen oder ihn in den Schwitzkasten nehmen, weil er so ein unreifer Idiot war. Die Wut, die für den Ausbruch verantwortlich war, sank wie ein Stein im Wasser. Sie setzte sich kalt, schwer und tief in seiner Magengegend fest, fast so, als würde sie als dumpfe Erinnerung dort bleiben wollen. „Haiji-san“, krächzte Kakeru und sein Arm sackte hinab, gab den Weg ins Innere des Hauses wieder frei. „Ich weiß nicht –“, versuchte er sich zu erklären, doch in seinem Kopf herrschte Leere. Unwillkürlich musste er an den Nachmittag in Oujis Zimmer denken, an den Manga, den er gelesen hatte und die Szenen, die sich in sein Gehirn eingebrannt hatten, obwohl sie mit der aktuellen Situation nichts zu tun hatten. Nichts daran, die Hand gegen eine Tür oder eine Wand zu schlagen, um eine andere Person vom Weitergehen abzuhalten, war romantisch, wie es in den Geschichten stets dargestellt wurde. Es war beklemmend und peinlich, versetzte den Herzschlag höchstens vor Scham, aber nicht vor warmen Gefühlen in Aufruhr. Langsam öffnete Kakeru die Tür, um Haiji durchzulassen, während er wie angewurzelt dastand. „Kakeru“, ergriff Haiji schließlich das Wort. Er klang ruhig, doch Kakeru fragte sich, ob dies tatsächlich ein gutes Zeichen war. Er war sich plötzlich seiner gesamten Wahrnehmung nicht mehr sicher. „Es ist furchtbar heiß. Lass uns reingehen. Und prüfen, ob mit den Türangeln alles in Ordnung ist.“ *** Er hatte es verbockt. Was auch immer mit ihm plötzlich los gewesen war – es gab keine Entschuldigung dafür. Zusammengekauert wie ein Häufchen Elend, saß Kakeru auf seinem Futon und drehte abermals den heute gelesenen Manga in den Händen. Haiji hatte zwar, ohne ihm sein Verhalten vorzuhalten, die Eingangstür inspiziert und war dann, erleichtert, dass nichts geschehen war, in die Küche marschiert, um das Abendessen vorzubereiten, aber Kakeru war seine Benommenheit nicht losgeworden und hatte sich in sein Zimmer zurückgezogen. Was hatte er damit eigentlich bezwecken wollen? Es war nicht möglich, Haiji mit Gewalt vom Ausziehen abzuhalten – ganz davon abgesehen, dass er nicht die einzige Person war, die Aotake verließ. Er konnte auch die dauerhaften Konsequenzen seiner Verletzung nicht mit Gewalt aufhalten und schon gar nicht konnte er gegen die wellenhaften Gefühle, in denen er zu ertrinken drohte, ankämpfen. Er liebte das Rennen. Haiji verkörperte alles, was das Rennen für Kakeru war. Der Schluss, der sich daraus ziehen ließ, lachte ihm hämisch ins Gesicht und noch nie war Kakeru so nah dran gewesen, sich alles, was er zu verdrängen versuchte, eingestehen zu müssen. Sich fest auf die Unterlippe beißend, um die frustrierten Geräusche seiner Mutlosigkeit im Zaum zu halten, warf Kakeru den Mangaband aufs Bett und raufte sich die Haare. Die Zeit lief ihm davon und selbst er war nicht schnell genug, um sie einzuholen. *** Seit zwanzig Minuten stand er sich vor dem Badehaus die Beine in den Bauch. Nervös wippte er auf den Fußballen, vor und zurück, lauschte dabei dem Knirschen der Kieselsteine unter seinen Sohlen. Dunkelheit hatte sich über die Stadt gelegt, doch die warme, feuchte Luft des Hochsommers bot selbst zu dieser späten Stunde keine Erleichterung. Das dunkle T-Shirt klebte an seinem Oberkörper, obwohl er zur Abwechslung mal nicht gerannt war, um an sein Ziel zu kommen. Wenn man es genau nahm, dann war Kakeru schon lange nicht mehr so langsam von einem Punkt zum anderen gelaufen. Haiji ließ sich Zeit. Einerseits machte dies Kakeru ungeduldig, andererseits war er froh, den Moment der Konfrontation aufschieben zu können. Was er tun musste, lag auf der Hand, doch dies bedeutete nicht, dass es einfach war. Mit leerem Blick beobachtete er seine Schnürsenkel, nahm die feinen Schweißtropfen wahr, die seinen Nacken hinabflossen – alles, um dem Sumpf der Gedanken nicht zum Opfer zu fallen, der ihn nur in die Tiefe ziehen wollte. „Kakeru?“ Den Kopf hebend, nahm Kakeru den überraschten Ausdruck auf Haijis Gesicht wahr, aber auch seine feucht glänzenden Haare, die Tasche, die locker über seiner Schulter hing und das nasse Handtuch, welches er in der Hand trug. Kakeru straffte die Schultern und wandte sich Haiji zu, sich dabei furchtbar formell vorkommend. Zum Glück widerstand er dem Impuls, sich zu verbeugen. „Ich…“, setzte er an, doch der Grund für sein Auftauchen wollte nicht über seine Lippen rollen. Deshalb hob er unnatürlich steif den Arm und zeigte Haiji, was er mitgebracht hatte. „Ein Regenschirm?“ „Ich dachte… es… könnte regnen und –“, nuschelte Kakeru und kam sich wie der größte Idiot vor, als Haiji verwirrt einen Blick in den Himmel warf, der vollkommen wolkenlos war. Die ersten, spärlichen Sterne, die ihn an diesem Abend zierten, wirkten besonders hell. „Hmm. Das ist sehr zuvorkommend von dir, Kakeru“, kommentierte Haiji mit einem kleinen Lächeln, das Kakeru Hoffnung gab. Er hätte es Haiji aber auch nicht verübelt, wenn er immer noch wütend auf ihn gewesen wäre. „Ich denke aber nicht, dass es regnen wird.“ „Oh. Ja. Ähm, vermutlich nicht.“ „Aber wir können gern so tun, als würde ich dir glauben, dass du das nicht gewusst hast. Falls es dir so leichter fällt, mir zu sagen, was dir wirklich auf dem Herzen liegt“, bot Haiji unverblümt an und machte eine ausschweifende Handgeste, um zu signalisieren, dass sie sich auf den Weg zurück machen konnten. „Du kannst den Regenschirm auch öffnen, wenn du möchtest.“ „Das ist nicht lustig“, beschwerte sich Kakeru und die Furche zwischen seinen Augenbrauen wurde tiefer. „Ich lache auch überhaupt nicht“, versicherte Haiji. „Ich warte nur darauf, dass du dich an etwas erinnerst.“ Verwirrt schielte Kakeru in seine Richtung, die stumme Frage sichtbar auf seinem Gesicht. „Nämlich daran, dass du mit mir über alles reden kannst.“ „Das weiß ich“, erwiderte Kakeru sofort. Das wusste er wirklich. Seit er seinen Freunden über seine Vergangenheit erzählt hatte, seit er offener über die Dinge sprach, die ihn beschäftigten, war so vieles einfacher geworden. Wieso er ausgerechnet jetzt, so kurz vor dem Ende, auf eine Blockade traf, konnte er selbst nicht verstehen. Gab es tatsächlich Dinge, über die er mit Haiji nicht sprechen konnte? Ja, schoss es ihm schmerzlich durch den Kopf. Darüber, dass ihm das dezente Humpeln, welches Kakeru auch jetzt bemerkte, das Herz brach. Darüber, dass es sich anfühlte, als würde seine Welt bald wieder einsamer werden. Darüber, dass ihm der Manga nicht aus dem Kopf ging und er nicht aufhören konnte, darüber nachzudenken, wie es wäre, wenn er und Haiji – „Ich wollte mich in erster Linie entschuldigen“, unterbrach er seine gefährlichen Gedanken und senkte den Blick. „Ich weiß auch nicht, wieso ich so wütend geworden bin.“ „Sicher?“, hakte Haiji nach. „Ich meine, ich werde dir das nicht vorhalten, Kakeru. Es liegt auf der Hand, dass dich etwas sehr beschäftigt und es ist nichts passiert. Ich mache mir aber Sorgen.“ „Du musst dir keine Sorgen machen“, japste Kakeru erschrocken. Haiji hatte schon genug davon, er brauchte keine zusätzliche Last. „Mmmh“, brummte Haiji, die Hand auf Kakerus Schulter ablegend, während sie den leeren, von ein paar Straßenlampen beleuchteten Gehweg entlang schlenderten. „Dann überzeug mich.“ „Wie?“ Haiji gluckste leise und schob seinen Arm weiter, um diesen gänzlich um Kakerus Schultern zu legen. Der angenehme Duft seines Shampoos stieg Kakeru in die Nase und er fühlte sich auf einmal noch verschwitzter an, als er tatsächlich war. Haiji schien sich nicht daran zu stören. „Das überlasse ich dir“, lenkte Haiji großzügig ein. „Aber du könntest damit anfangen, mir zu sagen, was dich vorhin so aus der Fassung gebracht hat.“ Kakeru schluckte schwer. Er hatte geahnt, dass er diesem Teil des Gesprächs nicht würde entkommen können. „Weil… weil du kein Stück an dich denkst“, brachte er es kurz, aber definitiv nicht schmerzlos auf den Punkt. „Weil du so tust, als wäre alles in Ordnung, als hättest du alles, was dir das Leben vor die Füße wirft, akzeptiert, egal wie grausam es ist.“ Haijis Schritte wurden langsamer, bis er gänzlich stehenblieb und sein Arm von Kakerus Schultern rutschte. Sein legeres Verhalten schwenkte um und selbst hinter den sonst so undurchschaubaren Augen erkannte Kakeru die Ernsthaftigkeit. „Du warst also wütend, weil du glaubst, dass ich damit Frieden geschlossen habe?“ Der Kloß in Kakerus Hals schwoll zu einer störenden Größe an und Verzweiflung packte grob sein Herz, zerrte und rüttelte an ihm, als hätte es die Absicht, es aus seinem Brustkorb zu reißen. Energisch schüttelte Kakeru den Kopf. „Ich bin wütend, weil ich es nicht kann.“ Haijis Gesichtsausdruck wurde wieder sanfter und Kakeru hatte große Lust, diesem Blick auszuweichen, weil er sein Herz in Watte umhüllte. Er konnte es nicht verantworten, abermals die Kontrolle über sich zu verlieren, sich einem Zustand hinzugeben, der gefährlicher war als seine Wut. Haiji verringerte den Abstand zwischen ihnen, legte beide Hände auf seine Schultern und lehnte seine Stirn an Kakerus. Völlig erstarrt stand dieser da, die Augen weit aufgerissen und spürte, wie Haijis Atem sein Gesicht streifte. Es dauerte nur einen Augenblick, war nur eine vertraute Geste, die gewisse Zuneigung äußerte, aber viel zu kurz war, um mehr als das zu sein. Ehe Kakeru sich versah, richtete sich Haiji bereits wieder auf und die Stelle an seiner Stirn, die er berührt hatte, war wärmer als der Rest seines Körpers – was bei den aktuellen Temperaturen ein wahres Kunststück war. „Ich danke dir, Kakeru. Ich danke dir von Herzen.“ Verwirrt blinzelte Kakeru, wartete darauf, dass Haiji fortfuhr und ihm verriet, wofür er eigentlich dankbar war, doch dieser lächelte nur breit und setzte sich wieder in Bewegung. Unschlüssig stand Kakeru da und kam sich vor, als wäre er in ein noch tieferes Loch aus Unverständnis gestürzt. Er hatte seine Unzufriedenheit an Haiji ausgelassen und dieser dankte ihm…? Es machte keinen Sinn. „Wofür?!“, platzte es schließlich aus Kakeru heraus und er eilte Haiji hinterher. „Ist das nicht offensichtlich?“, erwiderte Haiji und stutzte. „Dafür, dass du den Regenschirm mitgebracht hast.“ *** Die halbe Nacht zerbrach er sich schon den Kopf darüber, was Haijis Verhalten zu bedeuten hatte. Mittlerweile war Kakeru zu dem Schluss gekommen, dass er, entgegen seiner Befürchtungen, gar nicht wütend gewesen war. Er kam aber nach wie vor nicht darauf, wieso Haiji es für nötig gehalten hatte, sich bei ihm zu bedanken – vor allem, da er sich besonders die letzten Tage über machtlos und hilflos gefühlt hatte. Haiji hatte sich nicht für den Regenschirm bedankt. Das hier war immer noch kein Manga, in dem Gefühle mit Metaphern ausgedrückt wurden. Nein, Haiji war einfach ein… „Lügner“, schnaufte Kakeru in sein Kissen und konnte nicht glauben, dass er sich abermals von Worten hatte an der Nase herumführen lassen. Dies war eins von Haijis Talenten, aber er sollte es eigentlich besser wissen. Der zweite Boden, der sich hinter seinen Aussagen verbarg, war stets da und manchmal, wie in diesem Fall, benutzte er ihn, um sich zu schützen. Kakeru wälzte sich hin und her auf seinem Bett, doch die Hitze, die in dieser Nacht herrschte, erschwerte es ihm zusätzlich, zur Ruhe zu kommen. Als die ersten Sonnenstrahlen durch sein offenes Fenster krochen, gab er es auf, einschlafen zu wollen. Seufzend setzte er sich auf und winkelte die Beine an, seinen Kopf gegen die Knie lehnend. Er musste etwas tun und dabei gleichzeitig einen kühlen Kopf bewahren, um sich nicht wieder von Haiji ablenken zu lassen. Das war leichter gesagt als getan, jedoch nicht unmöglich. Ein kühler Kopf. Abkühlung. Ja, das war ein guter Ansatz. Kakeru schwang sich, plötzlich motiviert, aus dem Bett, um seine morgendliche Runde zu laufen. Beim Rennen kamen ihm die besten Ideen und von diesen brauchte er aktuell unbedingt eine. *** „Wo sind alle hin?“, fragte Kakeru verwundert, als er zurückkam und Haiji allein in der Küche vorfand. Als er bei Sonnenaufgang aufgebrochen war, waren sämtliche Schuhe ordentlich aufgereiht im Flur gestanden, doch nun waren nur noch die der Zwillinge da. „Guten Morgen, Kakeru“, grüße Haiji, der seine Schürze trug und sich um die Vorbereitung des Frühstücks kümmerte. „Die anderen sind alle einkaufen. Wir möchten heute Abend grillen.“ In jeder anderen Situation hätte die Aussicht darauf ihn gefreut, doch Kakeru schaffte es nicht, den winzigen Funken der Freude zu ergreifen. „Eine Abschiedsfeier“, brachte er es leise auf den Punkt und Haiji tat ihm wenigstens den Gefallen, dies nicht zu bestreiten, sondern nickte. „Joji und Jota waren nicht aus dem Bett zu kriegen, aber Yuki hat es geschafft, die anderen zusammenzutrommeln. Shindou wollte zuerst allein gehen, aber selbst er musste einsehen, dass er so viele Bierdosen gar nicht allein tragen kann“, berichtete Haiji vergnügt und Kakeru schnaufte unwillkürlich. „Du warst früher als sonst wach“, wechselte Haiji urplötzlich das Thema und obwohl er keine Frage stellte, fühlte sich Kakeru plötzlich wie in die Enge gedrängt. „Es ist warm“, erklärte er hastig. „Du hast eine merkwürdige Abkühlungsmethode, Kakeru. Die meisten würden sich eher unter den Wasserschlauch legen, statt eine Stunde zu rennen und noch mehr zu schwitzen.“ Hitze flammte in seinen Wangen auf und Kakeru bewegte stumm die Lippen, doch Haijis Lachen unterbrach seinen Plan, sich eine neue Erklärung aus dem Ärmel zu schütteln. Er hatte dieses ausgelassene Geräusch schon eine ganze Weile nicht mehr gehört, fiel ihm auf. „Schon gut, es war nur eine Feststellung“, winkte Haiji ab. „Wenn du helfen willst, holst du die anderen bestimmt noch ein. Das Frühstück dauert noch einen Moment.“ „Ich… Ich habe etwas zu erledigen“, teilte Kakeru ihm zögerlich mit. „Ich treffe mich mit Hana-chan.“ Haiji, der gerade eine Schüssel auf den Tisch stellen wollte, hielt mitten in der Bewegung inne. Der Blick, mit dem er Kakeru bedachte, war durchleuchtend, aber seine Bedeutung blieb Kakeru unklar. Ehe er sich versah, zierte auch schon das übliche, Sympathie erweckende Lächeln Haijis Gesicht. „Hmm. Verstehe. Dann werde ich dich nicht aufhalten.“ Kakeru spürte einen Stich im Herzen und brauchte einen Moment, um zu registrieren, dass dies… Enttäuschung war. Er hatte sich eine andere Reaktion erhofft, selbst wenn eine solche unrealistisch war. „Es ist kein Date“, platzte es aus Kakeru heraus und noch während die letzte Silbe seinen Mund verließ, wäre er am liebsten vor Scham im Erdboden versunken. Wieso konnte er nicht die Klappe halten? Er hatte zwar beschlossen, etwas zu tun, aber doch nicht… das! Haiji blinzelte ein paar Mal und versuchte ganz augenscheinlich, seine Gesichtsmimik zu kontrollieren – mit mäßigem Erfolg. Die Erheiterung ließ sich problemlos an seinen zuckenden Mundwinkeln erkennen. „Hmm. Verstehe“, wiederholte er, was den Abgrund der Verzweiflung wieder vor Kakeru öffnete, doch glücklicherweise schloss dieser sich Sekunden später bereits, als Haiji sich doch noch erbarmte. „Ich hatte auch ehrlich gesagt nicht gedacht, dass du sie um diese Uhrzeit dafür aus den Federn schmeißen würdest.“ „Ich würde auch zu einer anderen Uhrzeit nicht…“ Mit ihr ausgehen. Die Worte lagen ihm auf der Zungenspitze, schmeckten nach einer Mischung aus bitter und süß, doch Kakeru konnte sie nicht ausspucken. „Okay“, kapitulierte Haiji mit gehobenen Händen und Kakeru wurde das Gefühl nicht los, dass er ihn trotzdem verstanden hatte. „Okay.“ Er atmete geräuschvoll aus. Obwohl sich das Gespräch im Sand verlaufen hatte, war er dennoch froh, diese Tatsachen geklärt zu haben. Er fühlte sich jedenfalls leichter, als er die Küche wieder verließ. *** Fünf Augenpaare starrten ihn an, als wäre er der Retter der Menschheit. „Wie wundervoll“, schniefte Musa und Shindou bekräftigte seine Worte mit einem energischen Nicken. „Was würden wir nur ohne dich tun?!“, lamentierte Joji, während Jota ihm um den Hals fiel. Kakeru war der ganze Trubel unangenehm und er versuchte sich aus dem Klammergriff zu befreien. Gleichzeitig konnte er sich das zufriedene Lächeln nicht verkneifen, denn er hatte nicht gedacht, dass seine – etwas fragwürdige – Idee so gut ankommen würde. „Wer. Hat. Euch. Erlaubt. Den. Grill. Unbeaufsichtigt. Zu. Lassen?!“, unterbrach die strenge Stimme Yukis die Kakeru vergötternde Versammlung. Alle, sogar Kakeru, zuckten zusammen. Bevor sie flüchten konnten, hatte Yuki die Zwillinge, die ihre Aufgabe vernachlässigt hatten, bereits am Kragen gepackt und zerrte sie wetternd mit sich fort. Musa und Shindou verschwanden so unauffällig wie möglich, um das Gemüse schneiden zu gehen und Kakeru konnte sich endlich dem widmen, was er zur Abschiedsfeier beigetragen hatte. Er näherte sich dem schattigen Plätzchen, den sie dafür vorgesehen hatten. Dort entdeckte er bereits King und Nico-chan-senpai. Letzterer stützte sich gebückt auf seinen Knien ab und versuchte zu Atem zu kommen. „Haben wir… keine… Pumpe?“, ächzte er, das Gesicht rot und verschwitzt. Aus der Hosentasche seiner Shorts lugte eine Zigarettenpackung, doch diese war noch versiegelt und in Folie eingewickelt. Kakeru war sich fast sicher, dass er diese Packung bereits vor zwei Wochen schon gesehen hatte – in demselben unberührten Zustand. King, der auf dem Boden saß und das Ventil aus Kunststoff im Mund hatte, konnte nur den hochroten Kopf schütteln, denn er war damit beschäftigt, das Planschbecken aufzublasen. „Ich helfe euch“, bot Kakeru an, doch er spürte schon im nächsten Moment eine Hand auf seiner Schulter. „Lass sie ruhig“, sagte Haiji und führte Kakeru bereits fort. „Sie schaffen das schon. Ich brauche dich hier drüben.“ „Wofür?“, wollte Kakeru wissen und Haiji deutete mit einer Handgeste nach oben. Kakeru folgte ihr mit dem Blick und entdeckte Ouji, der mit säuerlicher Miene aus dem Fenster lugte. „Kakeru schafft es innerhalb von zehn Sekunden, bei dir zu sein, also komm lieber freiwillig runter“, frohlockte Haiji, doch sie alle kannten ihn gut genug, um die unterschwellige Drohung mit Leichtigkeit herauszuhören. „H-hey!“, beschwerte sich Kakeru, der sich nicht daran erinnern konnte, seine Zustimmung für die Rolle des Jagdhundes gegeben zu haben. „Es ist noch zu heiß, ich komme später“, verkündete Ouji, der sich von Haiji nicht aus der Fassung bringen ließ. „Die Strandepisoden sind sowieso meistens nur Filler.“ „Die… was sind was?“, fragte Haiji verwirrt, doch Ouji schloss das Fenster bereits. „Keine Ahnung“, flunkerte Kakeru. Er hätte nicht die richtigen Worte gefunden, um es Haiji zu erklären. Der späte Nachmittag schritt voran und die Sonne zog sich nach und nach hinter das Dach des Wohngebäudes zurück. Als die meisten von ihnen bereits mit dem Essen fertig waren und Kakeru die Bierdosen verteilte, wagte sich auch endlich Ouji hinaus. „Du kommst genau richtig, wir wollen anstoßen!“, rief Haiji ihm zu. „Wir haben auch großzügig einen Teller für dich übrig gelassen“, sagte Joji und reichte diesen an Ouji weiter. „Jota hat ihn mutig vor Niras feiner Nase beschützt.“ Als die Gruppe komplett war und sich im Kreis versammelte, hob Shindou seine Dose zuerst – und sein Körper zuckte, von Schluckauf geplagt, unwillkürlich zusammen. „Auf… unsch…“, verkündete er feierlich und als er urplötzlich zu schwanken begann, schnappte sich Yuki den Saum seines T-Shirts und hielt ihn fest. „Ich glaube, du hast genug für heute“, seufzte er resigniert, aber Kakeru könnte schwören, dass seine Mundwinkel zuckten. Haiji räusperte sich. „Noch einmal.“ Nun hoben alle ihre Bierdosen und Pappbecher – und es legte sich eine alles einnehmende Stille über den Platz vor dem Aotake-Wohnheim. Das Zirpen der Grillen und Niras Hecheln waren für einen Augenblick die einzigen Geräusche, die zu hören waren. Stumm tauschten sie Blicke aus. Kakerus Blick wanderte von King zu Nico-chan-senpai, über Yuki, Musa und Shindou, hinüber zu den Zwillingen und Ouji. Die einzige Person, die er nicht ansah, weil sie direkt neben ihm stand, war Haiji. Dies war ein indirekter Moment des Abschieds und er war nicht bereit, Haiji gehen zu lassen. Er wollte, dass sie an Ort und Stelle bleiben konnten, hier an diesem Fleck festwuchsen und die Zeit anhielten. „Wehe, es wird jetzt jemand sentimental“, warnte Yuki und durchbrach damit die Stille, ehe er auch schon mit den Zähnen knirschte, weil Musa angefangen hatte zu schniefen. „Wir alle sind ein wenig sentimental“, sagte Haiji behutsam. „Aber ich denke, das ist schon in Ordnung.“ Kakeru senkte hastig den Blick, tat so, als wären seine nackten Fußzehen plötzlich furchtbar interessant. Es war immer noch so warm, dass er sein Schuhwerk irgendwo unter dem Gartentisch liegengelassen hatte. „Ich bin froh“, sagte er und war verwundert darüber, dass seine Stimme nicht zitterte. „Ich bin froh, dass wir beschlossen haben, gemeinsam auszuziehen und niemanden zurückzulassen.“ Er sah es nicht, aber er konnte Haijis liebevolles Lächeln regelrecht spüren. „Das hätte nicht zu uns gepasst. Das wären nicht wir gewesen“, pflichtete er Kakeru bei, der krampfhaft dem Druck hinter den Augenlidern standhielt. Rechts von ihm rückte Haiji näher an ihn heran und legte den Arm um seine Taille. Instinktiv streckte auch Kakeru die Hand aus, um die Person links von ihm zu erwischen. Ouji stellte sich dieses Mal nicht quer, sondern akzeptierte Kakerus Arm, der sich um seine schmalen Schultern legte. Auch der Rest der Gruppe rückte zusammen, bis sie einen engen, verbundenen Kreis bildeten. Wieder legte sich Stille über sie, doch dieses Mal empfand Kakeru sie als nicht so erdrückend, denn Haiji hatte recht. Das passte nicht zu ihnen. Das waren nicht sie. Das eingeschweißte Leichtathletik-Team der Kansei Universität ließ niemanden zurück, auch in Zukunft nicht. „Das hast du also mit Hana-chan erledigt“, stellte Haiji schmunzelnd fest, als er sich eine Stunde später zu Kakeru gesellte, der sich zurückgezogen hatte und auf einem Schemel neben dem Planschbecken saß. „Ja. Ich dachte, für diese Temperaturen wäre es ganz geeignet und sie konnte mir helfen, eins zu besorgen.“ Einen Moment lang starrte Haiji das Becken mit dem mittlerweile lauwarmen Wasser an, ehe er einem Impuls folgte und hineinstieg, um seinen Füßen etwas Abkühlung zu gönnen. Er watete durch das Becken, zog kleine Kreise und kickte eine Ladung Wasser in Kakerus Richtung. „Hey!“, beschwerte sich dieser und versuchte erfolglos auszuweichen. „Sieht so aus, als hättest du keine Wahl mehr“, amüsierte sich Haiji, der sich – komplett angezogen, wohlgemerkt – ins Wasser setzte, die Beine überschlug und sich zurücklehnte, als wäre das Becken ein luxuriöser Pool in einem Fünf-Sterne-Hotel. „Du musst dich zu mir gesellen.“ „Dir ist bewusst, dass Nira mindestens acht Mal heute dort hineingesprungen ist, oder?“, merkte Kakeru trocken an. Die fehlende Regung auf Haijis Gesicht ließ ihn seufzen. Was hatte er auch erwartet? Kakeru stand von seinem Schemel auf. Ein Blick über den Platz verriet ihm, dass sie so gut wie allein waren – von den am Tisch schlafenden Zwillingen abgesehen. Yuki, Musa und Nico-chan-senpai hatten den torkelnden Shindou vor einiger Zeit in sein Zimmer gebracht und waren nicht mehr zurückgekommen. King hatte sich lange mit Haiji über seine äußerst erfolgreiche Jobsuche unterhalten, war nun jedoch auch nicht mehr aufzuspüren. Wann sich Ouji verkrümelt hatte, wusste keiner. „Ich denke, die Party ist vorbei“, sprach er das Offensichtliche aus. „Möchtest du gehen?“ Kakeru zögerte einen Moment, betrachtete den im Wasser liegenden Haiji, der im hellgrünen Planschbecken wie ein zu groß geratenes Kind aussah. Unwillkürlich musste er lächeln, denn es war ein tröstender Gedanke, dass Haiji trotz all seiner Schicksalsschläge auch noch eine solche Seite besaß. „Nein.“ Kakeru gab sich einen Ruck, befreite sich wenigstens von seinem T-Shirt und kletterte zu Haiji ins Wasser. Dieses schwappte für einen Moment über, als Kakeru sich setzte, was sie beide lachen ließ. Ein Kinderplanschbecken war nicht für zwei junge Erwachsene gedacht, weshalb es auch kein Wunder war, dass sie eng aneinander gequetscht sämtlichen Platz einnahmen. „Warte...“ Haiji löste ächzend den Arm aus seiner eingeklemmten Position zwischen ihren Körpern und legte diesen auf den Rand des Beckens. Kakeru hatte nun ein zusätzliches Kissen in Form von Haijis Oberarm und sein Herz begann nervös in seiner Brust zu poltern. Keiner von ihnen schien diese Aktion durchdacht zu haben, doch während sich Haiji nicht daran zu stören schien, nahm Kakeru alles wahr. Er spürte, wie warm Haijis Haut trotz der Abkühlung immer noch war. Sie roch angenehm nach Sonnenstrahlen. Er sah, wie durchsichtig Haijis weißes T-Shirt geworden war und wie eng es an seinem Oberkörper klebte. Er beobachtete, wie feine Wasserperlen sich von seinen Haarspitzen lösten und auf seiner Wange landeten. Am meisten faszinierten Kakeru jedoch die funkelnden Augen, die hinauf in den wolkenlosen Himmel blickten, als gäbe es dort die Antwort auf irgendwelche wichtigen Fragen. Ohne es beabsichtigt zu haben, begann auch Kakeru in den Nachthimmel zu starren. „Eine schöne Sommernacht, findest du nicht auch?“ Kakeru nickte. Sentimentalitäten drohten ihn wieder zu überfluten, doch er versuchte sich auf die angenehmen Empfindungen zu konzentrieren, die diesen Moment ausmachten. „Ich habe ein wenig das Gefühl, als wäre dies das letzte Mal, dass es eine so schöne gibt“, teilte er dennoch seine Gedanken mit Haiji. Er wollte nicht, dass es wieder zu irgendwelchen Missverständnissen zwischen ihnen kam. Haijis Hand landete auf Kakerus Kopf, tätschelte diesen tröstend. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Haiji schmunzelte. „Ich kann dich beruhigen, Kakeru. Es gibt kein Jahr ohne Sommer. Also werden auch wieder Momente wie diese kommen.“ Kakeru öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch… er konnte nicht anders, als Haiji zu glauben. Er war der Sorgen müde und wollte nichts sehnlicher, als darauf zu vertrauen, dass sie – Haiji und er, aber auch der gesamte Rest ihrer Freundesgruppe – eine Zukunft hatten. Er wollte sich diesem Gefühl hingeben, genauso wie den anderen, die er zu lange versucht hatte im Keim zu ersticken. „Haiji-san...“, nuschelte er zögerlich. „Ja, Kakeru?“ Kakeru drehte den Kopf, um Haijis Profil so lange anzustarren, bis Haiji darauf aufmerksam wurde und ihn wieder ansah. „Hast du wirklich Frieden damit geschlossen?“ Obwohl er nach außen hin keine Reaktion zeigte, bemerkte Kakeru dennoch, dass Haiji für einen Augenblick die Luft anhielt. Dann lockerte das Lächeln, das er Kakeru schenkte, die kurzweilige Anspannung. „Ich werde vermutlich nie komplett damit Frieden schließen können, aber das ist in Ordnung. Es ändert nichts daran, dass das Rennen einen festen Platz in meinem Leben haben wird, auf die ein oder andere Weise.“ Obwohl Haijis Worte eine bittere Note enthielten, waren sie Kakeru tausendmal lieber, als jede positiv anmutende Floskel, die er sich aus dem Ärmel hätte schütteln können. Im Gegenzug für seine Offenheit, erhielt er Haijis Ehrlichkeit – und Kakeru glaubte, in einem Meer aus Zuneigung zu schwimmen, das hundert Mal so tief war wie das Planschbecken. „Das wünsche ich mir auch“, erwiderte er leise, mehr Bedeutung in seine Aussage legend, als Haiji vermutlich klar war. „Dies ist ein Wunsch, den du dir selbst erfüllen kannst“, merkte Haiji an, sichtbar amüsiert über Kakerus Naivität, doch dieser wurde mit diesem einen Satz in eine völlig andere Welt – eine Welt der Möglichkeiten – katapultiert und nahm kaum mehr etwas wahr. Haiji hatte recht. Sein Wunsch war direkt vor ihm, er konnte sich ihn erfüllen, wenn er nur den nötigen Mut besaß, um den ersten Schritt zu tun – und dieser war so einfach, sobald man dem Weg vor sich vertraute. Wo ein alter nämlich aufhörte, fing ein anderer an. Auf Haijis Gesicht spiegelte sich Verwirrung wider, vermutlich weil er nicht reagierte, sondern wie ein Idiot mit großen Augen starrte, aber es war Kakeru egal. Er fühlte sich, als hätte er eine Hochphase erreicht, die er nur vom intensiven Training und dem Hakone Ekiden kannte. Sein Kopf war leer, leicht und losgelöst von allen Zweifeln, die ihn zurückhielten. Wie von selbst schlüpfte seine Hand in Haijis Nacken, zog seinen Kopf behutsam zu sich hinunter. Er achtete auf möglichen Widerstand – es gab keinen. Als sich ihre Lippen berührten, flatterten seine Augen zu und behutsam strichen Kakerus Finger über die feinen Härchen in Haijis Nacken. Das Quietschen des Gummis, wenn Haiji sachte den Arm bewegte und das leise Plätschern des Wassers waren das Erste, das Kakerus Verstand, nach was ihm vorkam wie eine halbe Ewigkeit, langsam wieder aufnehmen konnte – dicht gefolgt von dem zärtlichen Druck von Haijis Lippen, die aus Gründen, die Kakeru völlig schleierhaft waren, seinen Kuss erwiderten. Sie schmeckten nach Wassertropfen, Grillrauch und der unglaublichen Wahrnehmung, ein lang ersehntes Ziel erreicht zu haben. Kakerus Knie waren weich wie Wackelpudding. Eine Flucht war deshalb nicht möglich – doch er hatte bereits gelernt, dass manchmal der Stillstand einen genauso weiterbrachte wie das Laufen. Mit geröteten Wangen und zittrigem Atem löste er sich von Haiji, selbst wenn er eine Heidenangst davor hatte, was er in den dunklen Augen sehen würde. Zu seiner großen Überraschung, erkannte er darin dieselbe Sanftheit wie immer, denselben eisernen Willen und… denselben nonchalanten Schelm, der ihn nicht selten an den Rand der Verzweiflung gebracht hatte. „So meinte ich das eigentlich nicht“, sagte Haiji leise und Kakerus Körper reagierte wie von selbst. Um sich die Schmach zu ersparen, setzte er sich ruckartig auf und war bereit, aus diesem blöden Planschbecken zu kriechen, wenn es ihn nur irgendwie davor bewahrte, sich komplett bloßstellen zu lassen. Doch ehe es dazu kommen konnte, zog Haiji ihn bereits zurück. Kakeru rutschte ungeschickt aus und landete, als wäre es vom Schicksal nie anders kalkuliert gewesen, auf Haijis Brust. Erst Sekunden später bemerkte er, dass Haijis Hand auf seiner Schulter lag und ihn eindeutig absichtlich gegen diese Stelle drückte. „Du hast mich nicht ausreden lassen“, beschwerte sich Haiji und schnalzte mit der Zunge. „Ich wollte sagen: So meinte ich das eigentlich nicht. Aber ich bin froh, dass du es so interpretiert hast.“ In diesem Moment schaltete sich Kakerus Gehirn ab. Er nahm nur noch Haijis sachten, leicht beschleunigten Herzschlag wahr, als er sein Ohr fester gegen seinen Oberkörper presste und mit Genugtuung feststellte, dass Haijis Arme von einer Gänsehaut überzogen waren. Er hatte sich die ganze Zeit über so sehr davor gefürchtet, Haiji gehen lassen zu müssen. Vielleicht hatte sich Haiji damit nicht einmal auseinandergesetzt, weil er nicht vorgehabt hatte, ihr Band zu trennen. Er würde ihn fragen müssen, doch in diesem Augenblick reichte Kakeru diese glückselige Vorstellung. Ihm reichte es im Moment zu wissen, dass das Leben nicht der Handlung eines Mangas folgte, aber hin und wieder doch das ein oder andere Klischee zu bieten hatte. Heute wollte er sich nicht mehr von der Stelle rühren, bis das Wasser kalt wurde und der Mond hoch über dem Studentenheim stand, doch morgen… Morgen würde er Ouji sagen, dass manchmal doch mehr als ein Happy End auf einen wartete. Und dass die Strandfillerepisoden die besten waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)