Zum Inhalt der Seite

Farben der Götter

Geschichten bunt wie der Regenbogen
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Mir ist bewusst, dass das mit den Farben von Augen so nicht funktioniert, aber Gina ist dreizehn und sehr sehr verliebt, lasst sie einfach :)
PS: Der Titel des Liedes ist mit der Melody von "Blaue Augen" zu lesen, Annette Humpe rockt Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Irgendwie ein bisschen passend zu Ostern :) Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

[Gelb] Sonnenschein

„Gelb, du spinnst, es regnet wie aus Strömen, da ist nichts gelbes.“ Katie hatte ihre Stirn an die Fensterscheibe gelegt und starrte angestrengt nach draußen.

„Klar, schau doch mal richtig hin, der Himmel klart da hinten etwas auf.“

„Illusion.“ Katie schnaubte. „Ist so wie so ein doofes Spiel.“
 

Sophie lächelte. Ich sehe was, was du nicht siehst war vielleicht wirklich etwas kindisch, aber eins der wenigen Spiele, die die anderen noch mit ihr spielten. „Wir können auch Kniffel spielen.“

Noch ein Schnauben von Katie. „Ich spiele doch kein Würfelspiel gegen eine Tochter der Tyche.“

Eigentlich müsste Sophie jetzt beleidigt sein, dass Katie - und nicht nur sie - ihr indirekt vorwarf, sie würde beim Spielen schummeln, aber sie wusste selbst, dass sie ihre Fähigkeiten nicht immer kontrollieren konnte, besonders nicht bei so etwas einfachen wie einem Würfel.
 

„Dann noch eine Runde Ich sehe was, was du nicht siehst?“

„Nein.“ Katie warf sich zurück aufs Sofa. „Ich habe heute schon so viel trainiert, die paar freien Stunden, die ich habe, möchte ich nicht durch den Regen starren.“

Sophie strich ihr mitfühlend über den Arm, denn für Katie war es doppelt schwer: Wie die meisten Kinder der Demeter hasste sie Blutvergießen (und schon letztes Jahr war viel zu viel Blut geflossen) und als Anführerin ihrer Hütte musste sie sich nicht nur selbst motivieren sondern auch die meisten ihrer Geschwister, damit sie für die Schlacht Götter gegen Titanen bereit waren.
 

„Glaubst du, wir können gewinnen?“

„Ja.“

Katie lächelte matt. „Ich wünschte, ich hätte deinen Optimismus.“

„Ach, eigentlich bist du auch optimistisch, du bist nur gerade etwas müde.“

„Ich weiß nicht, wie viel ich schlafen müsste, um da draußen.“ Katie zeigte mit ihrem Daumen Richtung Fenster und grinste. „Sonnenstrahlen zu sehen.“
 

Sophie sah nach draußen und für sie wurde der Himmel ganz am Horizont etwas heller, doch darüber schwieg sie.

„Manchmal wünschte ich, ich könnte in die Zukunft sehen, um zu sehen ob wir gewinnen.“ Katie strich sich müde über das Gesicht. „Aber dann denke ich mir, was wenn sehe, wie wir verlieren? Dann hätte ich sicher nicht die Kraft weiter zu kämpfen, aber das müssen wir doch.“
 

„Außerdem glauben wir nicht an eine starre Zukunft sondern nur an Schicksale mit Kreuzungen.“

Katie grinste. „Ich glaube, den lasse ich mir von der Athenehütte auf ein Kissen sticken.“

„Man könnte ihn auch groß an die Wand schreiben, du bist doch Chef, entscheide das doch in eurer Hütte.“

„Ich bin doch keine Diktatorin, wir stimmen über so etwas immer ab. Wie läuft das denn bei euch in der Hermeshütte?“
 

Sophie hatte keine eigene Hütte, ihre Mutter war keine der zwölf Olympischen Götter und nur diese besaßen eine. Bis vor ein paar Jahren hatte also immer ein Drittel der Hütten leer gestanden während die Hermeshütte von viel zu vielen Campern bewohnt wurde. Selbst für Sophie, die gerne unter Menschen war, war es manchmal zu viel.
 

Sie zuckte mit den Schultern. „Im Großen und Ganzen entscheiden wir zusammen, doch eigentlich hat sich die Hütte kaum verändert seit ich da bin. Es ist immer so voll, wenn jetzt auch noch Deko hinzukäme würde sie platzen.“

„Mmh.“

„Möchte da jemand wissen, wie Travis Stoll wohnt?“ neckte Sophie sie.

Schlagartig wurde Katie rot und ihre Augenbrauen zogen sich nach unten. Sophie wusste, dass sie nun in Abwehrstellung ging. „Natürlich nicht.“
 

Sophie antwortet nicht, sondern lies ihr Grinsen nur breiter werden und zählte innerlich bis drei.

„Ich weiß, was diese Anspielung soll.“ Platzte es auf Katie heraus. „Und du weißt, dass ich das nicht leiden kann.“

„Ach Katie.“ Sophie schlang die Arme um sie. „Aber es ist doch immer so süß, wie du rot wirst.“ Und es zeigte ihr, dass an ihrer Neckerei mehr als ein Funken wahr war.

Unter der Umarmung verschränkte Katie Arme, der Blick immer noch sehr kritisch. „Ich bin nicht süß.“

Sophie lachte. „Doch klar. Findet Travis sicher auch.“
 

„SOPHIE.“
 

„Schon gut, schon gut.“ Wiegelte sie ab. Dann musterte sie Katie für einige Sekunden. „Machen wir einen Deal. Wenn wir den Krieg überleben, küsste du Travis.“

Katie runzelte die Stirn. „Was ist denn das für ein Deal? Es wäre ein Deal, wenn wir beide was tun müssen. Muss ich küssen, musst du das auch, zum Beispiel James. Abgesehen davon das ich keinen Stoll küssen würde.“

Sophie verdrehte die Augen. „JJ und ich sind Freunde, nur Freunde.“ Diese Leier kannte sie schon. Meistens belustigte sie sie, während James das Ganze eher unangenehm war. „Außerdem tu ich was, ich überlebe.“
 

„Ich hoffe doch sehr, dass dein Überlebenswille nicht davon abhängt, ob ich irgendwen küsse oder nicht.“ Sarkasmus war eine von Katies Maschen, um von einem Thema abzulenken, das ihr unangenehmen waren.
 

Sophie wusste das, lies sie aber gewähren. Die Idee war ausgesprochen und Sophie kannte Katie gut genug um zu wissen, dass sie da darüber nachdenken würde. „Das nicht, aber es wäre für mich eben wie ein Sonnenstrahlen in dem grauen Sturm des Krieges.“

[Orange] Sommercamp

Orange, die T-Shirts waren knallorange.

„Was sollen wir denn damit?“

Alexis warf Anthony einen Blick zu und grinste. „Sie anziehen?“

Dumme Kuh, als wäre sie nicht genauso überfordert mit der Situation wie er. Doch natürlich musste sie als Ältere von ihnen beiden, die Erfahrene raushängen lassen. Sie waren Zwillinge und Alexis hatte sich ganz sicher vorgedrängelt, sonst wäre er der Ältere geworden.

„In Warnwestenorange?“
 

Der ältere Junge, Lee, der der ihnen ihre Klamotten überreicht hatte, lächelte. „So schlimm ist die Farbe nicht. Man gewöhnt sich dran, versprochen.“

Er sah ihnen gar nicht ähnlich, dabei waren sie angeblich Halbgeschwister. Seltsamerweise war das von all den unglaublichen Sachen, die Anthony und Alexis in den letzten zwei Tagen erlebt hatten, die Tatsache, die am schwersten für ihn zu glauben war. Und seit der Satyr sie vor zwei Tagen von zuhause abgeholt hatte, waren wirklich viele seltsame Dinge passiert: Monster, die sie angriffen, Götter, die es wirklich gab oder ein Zentaur, der ein Camp für Halbgötter leitet. Anthony hatte sogar recht schnell akzeptieren können, dass sein Vater ein Gott war, der ihn und Alexis anerkannte hatte, indem beide golden geleuchtet hatten – Anthony ein bisschen früher, was ihn ziemlich stolz machte, auch wenn er das nie zugeben würde und Alexis das mit dem früher sicher abstreiten würde – doch die Sache mit dem Halbgeschwistern machte ihm zu schaffen. Vor allem die scheinbar riesige Anzahl. Ihr ganzes Leben waren sie immer nur zu zweit gewesen. Wie konnten es nur so viele sein?
 

„Ihr könnt euch jetzt umziehen, ich warte dann draußen.“ Riss Lee ihn aus seinen Gedanken. „Wenn ihr fertig seid, kommt raus, ich zeige euch dann alles.“

„Danke.“ Alexis lächelte dieses bestimmte Lächeln, von dem nur Anthony normalerweise wusste, dass es falsch war und sie in diesem Moment entweder stinksauer oder total verängstigt war.

Auch Lee lächelte. „Wir sind nicht verrückt.“

„Wie bitte?“ Die Zwillinge tauschten einen Blick.

„Den Blick kennen ich von Kayla, unserer Schwester. Aber du brauchst keine Angst haben, wir sind nicht verrückt.“ Mit diesen Worten schloss Lee die Tür hinter sich.
 

„Wo hat Grandma uns da nur hingeschickt?“ Alexis seufzte.

Anthony zuckte mit den Schultern. „Er sieht uns schon etwas ähnlich, findest du nicht?“ Er eigentlich nicht, aber Alexis sollte ihn beruhigen, ihm das Gefühl geben, alles würde gut werden.

Doch sie tat es nicht. „Weil er dunkelblonde Haare hat wie ich und ihr beide blaue Augen? Das gibt es sicher häufiger. Dreh dich um.“

„Ernsthaft?“

„Ja.“

Jetzt seufzte er. „Letzte Woche hat Grandpa uns noch zusammen nackt in die Badewanne gesetzt.“ Doch er drehte sich um und zog sich dann sein – etwas zerfetztes – Shirt über den Kopf.
 

„Tony, das ist mindestens vier Jahre her, nein warte, ich glaube sogar fünf. Da waren wir noch klein, da spielte so was noch keine Rolle.“ Ihre Stimme klang dumpf unter dem Stoff.

„Sie werden uns doch nicht trennen?“

Er hatte den Gedanken ohne nachzudenken ausgesprochen und jetzt war er ihm fast etwas peinlich, es klang so weinerlich.

„Uns kann nichts trennen, egal was kommt.“ Und Alexis klang dabei so ernsthaft, dass Anthony wusste, er war nicht der einzige, der sich darüber Sorgen machte.
 

„Zwillingsschwur?“ Anthony dreht sich um und hielt Alexis seinen Daumen hin. Lächelnd verschränkten sie ihre jeweils linken miteinander – kleine Finger waren etwas für Kleinmädchenschwüre.

„Zwillingsschwur.“

Für ein paar Sekunden war es still zwischen den beiden bis Alexis sich bewegte. „Komm zieh dir das T-Shirt an, dann wird Lee uns alles zeigen.“
 

Als sie die Tür öffnete stand Lee ziemlich nah an der Tür und Anthony konnte sehen, wie Alexis misstrauisch die Stirn runzelte.

Doch Lee ließ sie nicht zu Wort kommen. „Komm, ich möchte euch als erstes unsere Geschwister vorstellen und unsere Hütte, dann seht ihr auch, wo ihr schlafen werdet.“

Doch so leicht war seine Schwester nicht abzulenken. „Du hast gelauscht.“ Ihre Stimme war vorwurfsvoll, sehr vorwurfsvoll.

„Ich?“ Lee tat überrascht und etwas beleidigt, doch Anthony kaufte ihm das nicht ab.

Er konzentrierte sich. „Wirklich?“ Wenn er in diesem bestimmten Ton sprach und die Leute dabei konzentriert fokussierte, sagten sie ihm normalerweise immer die Wahrheit.

Doch Lee starrte ihn nur mit offenem Mund an. „Versuchst du gerade mich zur Wahrheit zu verführen?“

Anthony zuckte mit den Schultern und brachte den anderen – seinen Halbbruder – damit zu lachen. „Ich glaube, wir werden sehr viel Spaß miteinander haben.“ Dabei zog Lee Anthony und Alexis so, dass er ihnen beiden jeweils einen Arm um die Schultern legen konnte.

„Hey.“ Alexis versuchte halbherzig zu flüchten.

Doch Lee ignorierte es. „Und jetzt meine Geschwister schaut: Euer neues Zuhause für die Sommermonate.“

Anthony tat wie ihm befohlen und sah Hütten, eine kleine Arena und viele Kinder mit orangen T-Shirts. Wenn sie sie alle trugen, war die Farbe vielleicht wirklich nicht so schlimm.

[Grau] Deine grauen Augen

Grau, Malcolms Augen waren grau, nicht ungewöhnlich für ein Kind der Athene, vieler seiner Halbgeschwister hatten ebenfalls grau Augen. Doch Malcolms Augen waren von einem so vielfältigem grau und nur Gina konnte das sehen.
 

Normalerweise war sie einfach nur Taubengrau, Gina mochte diesen Namen nicht besonders, aber er beschrieb den Farbton einfach am Besten. Taubengrau mit einem rauchgrauen Ring um die Iris.
 

Komplett Rauchgrau wurden seine Augen wenn er sich freute. Wenn das Lachen seiner Lippen – gab es perfektere Lippen? – auch seine Augen erreichte. Wenn dann sein Blick den ihren streifte bekam sie eine Gänsehaut und für ein paar Sekunden setzte ihr Herzschlag aus.
 

Wenn er nachdachte wurden die Farbe seiner Augen Silbergrau. Gina hatte seine Mutter noch nie gesehen, aber sie war sich sicher, dass sie in diesem Moment den Augen der Athene am ähnlichsten waren. Wenn er seinen scharfen Verstand einsetzte, sein analytisches Geschick, für das er und seine Geschwister so bekannt waren.
 

Aschgrau wurde seine Augen wenn er müde war, dass sah sie nur selten. Denn meistens spiegelt sich dann die Farbe des Feuers darin wieder und seine Augen wirkt mehr als seien sie voll roter Glut.
 

Bei Traurigkeit wurde die Farbe seiner Augen Mausgrau. Immer wenn Gina das sah, wurde auch sie traurig und ihr Hauptbestreben wurde dann, wieder sein Lächeln und eine andere Farbe zu sehen.
 

Und dann gab es noch diese Farbe von der Gina wusste, dass sie einzig und alleine für sie bestimmt war. Nur sie konnte sie sehen, denn seine Augen nahmen sie nur an, wenn er sie anschaute, sie ganz allein. Das wurden sie dunkel, Anthrazitgrau und Gina konnte die Liebe darin erkennen, die Malcolm für sie empfand. Vielleicht mochte sie diese Farben von alle den Grautönen seiner Augen am liebsten. Weil sie das Gefühlt hatte, darin seine ganze Liebe zu sehen.
 

„An was denkst du gerade, Schatz?“ Die grauen Augen musterten sie aufmerksam.

„Farben.“ Gina lächelte Malcolm an und küsste leicht seine Lippen.

„Mmh.“ An seinem Gesichtsausdruck konnte sie erkennen, dass er ihren Gedankensprüngen nicht folgen konnte und ihr Lächeln wurde noch eine Spur sanfter, liebevoller.

Seit drei Monaten - einer Woche und vier Tagen, aber wer zählt schon? - waren sie nun ein Paar und das große L-Wort war schon gefallen, das was ihr Hirn zu Grütze kochte und ihrer Herzschlag aussetzten ließ.

Doch Gina sagte auch, dass die Marshmallows lieben würde und diese Gefühle waren nicht mal ansatzweise mit dem vergleichbar was sie für Malcolm empfand.

Nichts war mit dem vergleichbar was sie für Malcolm empfand, nicht ihre Gefühle für ihrer Halbgeschwister (von denen ihr manche wirklich viel bedeuteten), ihrem Hund, ihrer Mutter und schon gar nicht für die zu ihrem Vater.

Wenn Malcolm wüsste wie sehr sie ihn liebet, war wäre er dann geschmeichelt oder würdet es ihm Angst machen?

Denn wenn Gina ehrlich war, machte es ihr selbst manchmal Angst. Doch sie konnte nichts machen, sie liebte ihn einfach bedingungslos.
 

Ihn und seine vielfältigen grauen Augen.

[Braun] Samenkorn

Braun, schon wieder.

„Sorry Pflanze.“ Seufzten stand Josh auf.

Er wusste gar nicht, warum er es wieder versucht hatte, das Ergebnis war das, was es immer war: Die Pflanze wurde braun und welke. Seine Gabe, wobei er diese Fähigkeit eher als Fluch denn als Gabe ansah.

Wenn er konzentriert war oder glücklich, dann konnte er es kontrollieren, dann passierte nichts. Aber häufig war das nicht der Fall und Pflanzen starben unter seinen Händen. Darum hatten die anderen Campbewohner ihm verboten sich in der Nähe der Felder zu bewegen und Nympen atmeten erleichtert auf, wenn er sich wieder von ihrem Baum oder Strauch entfernte.
 

Ein Summen lies Josh aufschrecken und er bemerkte erst in diesem Moment, wie weit er sich vom Camp entfernt hatte. Auch wenn er wohl noch nicht die magische Grenze überquer hatte, die das Camp vor Monstern schützte. Eigentlich verwirrte sie auch Menschen soweit, dass sie diese nicht überquerten, die Frau schien das aber nicht zu kümmern. Sie kniete auf dem Boden und pflanze summend etwas in die Erde ein. Josh hatte nicht so viel Ahnung von Pflanzen – außer dass die meisten eingingen, wenn er sie anfasste – doch er war sich sicher, dass Mitte Sommer die falsche Jahreszeit für so etwas war.
 

„Hallo?“

Die Frau zuckte nicht zusammen, sondern hob nur lächelnd den Kopf. „Guten Tag.“

„Was machen Sie da?“ Josh wusste nicht, ob er noch näher kommen sollte, Begegnungen mit Monstern hatten ihn vorsichtig werden lassen. Doch die Frau sah recht harmlos aus, wie sie sich lächelnd die Haare aus dem Gesicht strich. Um sie herum eine große Anzahl von Pflanzen.

„Ich pflanze etwas, möchtest du mir helfen?“
 

Wunder Punkt.
 

„Lieber nicht, ich habe einen braunen Daumen.“

Die Frau runzelte die Stirn. „Ich dachte, es würde grüner Daumen heißen.“

Josh schüttelte den Kopf. „Ein grüner Daumen ist, wenn man gut mit Pflanzen kann. Ein brauner Daumen besagt das genau Gegenteil, bei mir gehen alles nur ein.“

„Jeder kann mit Pflanzen.“

„Außer mir.“

„So ein Schwachsinn.“ Jetzt wirkte die Frau sehr entschlossen. „Komm her, dann beweise ich dir das Gegenteil.“
 

Daran glaubte Josh nicht, aber wie sollte er der Frau von seinem Fluch erklären, ohne ihr Angst zu machen oder dass sie ihn für verrückt hielt? Seufzend ergab er sich also seinem Schicksal und kniete sich neben sie. Wenn er sich konzentrierte, würden die Pflanzen wenigsten nicht sterben.

Jetzt wieder lächelnd reichte sie ihm eine Pflanze. „Es ist ganz einfach, siehst du? Du setzt sie ganz vorsichtig in die Erde und dann schaufelst du von der alten Erde wieder etwas drüber. Schön fest drücken und am Schluss der Reihe gießen wir dann alle.“

Vorsichtig tat Josh wie ihm geheißen und als die Pflanze fest im Boden stand, lächelte er.

„Wer sagst, dass du es nicht kannst?“
 

Alle.
 

„Einige aus meinem Camp. Bei mir sterben die Pflanzen.“

Die Frau schwieg ein paar Sekunden. „Kennst du den Satz: Das Samenkorn muss sterben um zu leben?“

„Klar.“ So ähnlich lautete eine der Lieblingsbibelstellen seiner Großmutter. „Das sagt Jesus im Neuen Testament, aber er meint da ja keine wirklichen Pflanzen.“

„Ja, Jesus, ein netter Junge, er hat immer so schöne Metaphern aus der Pflanzenwelt genommen. Schade, dass man den so früh umgebracht hat.“

„Wie bitte?“

„Ich komme von Thema ab. Es war als Symbol gedacht, doch eigentlich steckt eine Wahrheit dahinter.“ Sie krampte in einer ihrer Hosentaschen und zog dann eine halbvolle Hand mit Körnern heraus. „Schau, damit eine neue Weizenpflanze entstehen kann, müssen diese Samen sterben, verstehst du das?“

„Nein.“

„Du denkst, du bringst Pflanzen den Tod. Aber manchmal muss erst etwas Altes vergehen, damit etwas Neues entstehen kann. Halte deine Hand auf.“
 

Als er es tat, legte sie ihm einen Samen auf die Handfläche.

„Hör auf dagegen anzukämpfen.“
 

Er fragte nicht, woher sie von seinem Fluch wusste oder wer sie war, sondern tat einfach was sie verlangte. Wie befürchtet verschrumpelte das Korn und wurde braun, doch kurz bevor Josh traurig die Hand schließen konnte platze die Schale auf und ein kleiner grüner Spross kroch aus dem Riss.
 

„Sehen Sie das?“ Seine Stimme überschlug sich fast vor Aufregung. „Da entsteht eine neune Pflanze.“

Die Frau lächelte. „Ja ich sehe es Joshua. Du bringst Pflanzen nicht den Tod, verstehst du das?“

„Ja, nein, also ich meine…“ Josh wusste nicht, wie er den Satz beenden sollte.
 

„Deine Gabe ist etwas ungewöhnlich, sie ist selten, du stehst für den Wandel der Natur. Und weil deine Geschwister diese Fähigkeit nicht kennen, wissen sie eben auch nicht damit umzugehen.“

Jetzt wurde Josh doch stutzig. „Meine Geschwister?“ Woher konnte sie von seinen Geschwistern wissen, wo er sie nicht einmal selbst erkannte?
 

„Dieses wenig offen sein für Neues haben sie wohl von mir geerbt. Aber alles was eben auf den ersten Blick Pflanzen schadet finden wir nun mal nicht gut.“

Das Lächeln auf dem Gesicht der Frau verschwand nicht. Und auf einmal erkannte er Holly und Katie darin. „Demeter?“ Atemlos.
 

Sie war eine Göttin, er sprach mit einer Göttin, einer Göttin die so wichtig war, dass ihre Kinder eine eigene Hütte besaßen. Ihre Kinder, seine Geschwister? Josh Gedanken überschlugen sich und doch formte sich eine Idee.

„Mutter?“

Demeter beugte sich vor und küsste seine Stirn. „Ich hoffe, du akzeptierst deine Gabe, denn sie gehört zu dir. Und zu mir, ohne Wandel kann nichts Neues wachsen.“

Joshua wollte ihr noch so viele Fragen stellen, doch nach einem Bitzeln von ihm war sie verschwunden. „Mom?“
 

Die Pflanzen die sie gesetzt hatten waren noch da, auch die noch nicht gesetzten und die Gießkanne, doch Demeter selbst war verschwunden.

„Das ist doch jetzt nicht wahr.“ Doch Josh kannte die Geschichten über die Götter und warum sollte eine Göttin anders sein?

Seufzten griff er nach der nächsten Pflanze, um sie in die Erde zu setzten. Er war ein Sohn der Demeter, er konnte diese Pflanzen doch nicht einfach so stehen lassen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Misha
2021-05-02T14:45:40+00:00 02.05.2021 16:45
oh~

die Geschichte war wieder süß
schlimm, wenn selbst Halbgötter Vorurteile untereinander haben.
Dabei sollten die Außernseiter doch bitte zusammenhalten!


Von:  Misha
2021-01-31T12:59:25+00:00 31.01.2021 13:59
wieder ein sehr süßes Kapitel
dieses Lied haha sehr gut

aber ich bin einfach Malcolm x Lacy-Fan....
da tu ich mich gerade mit Gina etwas schwer.
Trotzdem sehr süßes Kapitel
Antwort von:  Lily_Toyama
09.02.2021 21:50
Vielen Dank für deinen Kommentar.

Gina entstand bevor ich im Percy-Jackson-FanFiktion-Game drin war (Dafür musste ich nämlich erst FF.de wieder für mich entdecken :) und in einem der Bücher steht, dass Malcom mit einer Hermes-Tochter ohne Namen zusammen ist. So entstand Gina.
Jetzt mag ich Malcolm und Lacy auch, aber zum Glück sind sie für mich nicht so ein "ewiges Paar" als das Gina nicht daneben existieren könnte :)
Antwort von:  Misha
07.03.2021 19:47
ja das stimmt auch wieder ^^
Von:  Misha
2020-09-01T16:17:36+00:00 01.09.2020 18:17
Das mit den orangenen T-Shirts hab ich mich auch schon immer gefragt.
Das schreit ja geradezu "Hey Monster! Hier bin ich! Friss mich!"
Aber was solls...
Irgendwie ist orange auch wieder eine echt coole Farbe, so ist es eindeutig PJ und kein anderes Fandom.
Ja ich kann mir vorstellen, als Apollo-Kind ist man garantiert auch erstmal überfordert. Nicht nur, dass der Herr sehr viele Kinder hat, er hat glaub ich auch mit die meisten Talente zu vergeben.
Er ist irgendwie Gott für alles: Sonne, Weissagung, Heilung, Krankheiten, Bogenschießen, Kunst usw... die Sachen passen noch nicht mal zusammen...
Von:  Misha
2020-09-01T16:08:51+00:00 01.09.2020 18:08
Ach schöne Idee
Ich bin zwar nicht so der Fan von OCs, aber Sophie ist schonmal süß.
Ich finds auch toll, dass sie anerkannt ist. Irgendwie hab ich mir immer vorgestellt, dass die Nebengötter sich gar nicht erst die Mühe machen ihre Kinder anzuerkennen, weil es eh keine Hütten für sie gibt. Aber so im Nachgang wäre das noch fieser, als einfach nur keine eigene Hütte zu haben.
Und die Tratie-Anspielung gefällt mir persönlich ja sehr gut :3
Ob Katie den "Deal" wohl eingehalten hat? hehe~
Antwort von:  Lily_Toyama
05.09.2020 14:21
Vielen Dank :)
Als ich vor allem in Animebereich unterwegs war, mochte ich oCs auch nicht so wirklich, aber im Harry Potter Universum habe ich sie mögen gelernt (und seitdem gehören sie auch in mein Repertoire)
Bei mir ist das unterschiedlich mit dem anerkennen, mache werden anerkannt und mache nicht. Ich stelle mir das gerade in der Hermeshütte dann auch schwierig vor. Als Unbestimmte verliebst du dich in einen Unbestimmten und ihr wisst nicht, ob ihr nicht vielleicht sogar Halbgeschwister seid, irgendwie tragisch.
Und als Katies beste Freundin gehört natürlich in ihre Geschichte eine Anspielung. Vor allem weil sie sich eigentlich ganz gut mit den Stolls versteht (mit ihren Fähigkeiten fällt sie eben auch nicht so schnell auf die Streiche rein :)


Zurück