Farben der Götter von Lily_Toyama (Geschichten bunt wie der Regenbogen) ================================================================================ Kapitel 4: [Braun] Samenkorn ---------------------------- Braun, schon wieder. „Sorry Pflanze.“ Seufzten stand Josh auf. Er wusste gar nicht, warum er es wieder versucht hatte, das Ergebnis war das, was es immer war: Die Pflanze wurde braun und welke. Seine Gabe, wobei er diese Fähigkeit eher als Fluch denn als Gabe ansah. Wenn er konzentriert war oder glücklich, dann konnte er es kontrollieren, dann passierte nichts. Aber häufig war das nicht der Fall und Pflanzen starben unter seinen Händen. Darum hatten die anderen Campbewohner ihm verboten sich in der Nähe der Felder zu bewegen und Nympen atmeten erleichtert auf, wenn er sich wieder von ihrem Baum oder Strauch entfernte. Ein Summen lies Josh aufschrecken und er bemerkte erst in diesem Moment, wie weit er sich vom Camp entfernt hatte. Auch wenn er wohl noch nicht die magische Grenze überquer hatte, die das Camp vor Monstern schützte. Eigentlich verwirrte sie auch Menschen soweit, dass sie diese nicht überquerten, die Frau schien das aber nicht zu kümmern. Sie kniete auf dem Boden und pflanze summend etwas in die Erde ein. Josh hatte nicht so viel Ahnung von Pflanzen – außer dass die meisten eingingen, wenn er sie anfasste – doch er war sich sicher, dass Mitte Sommer die falsche Jahreszeit für so etwas war. „Hallo?“ Die Frau zuckte nicht zusammen, sondern hob nur lächelnd den Kopf. „Guten Tag.“ „Was machen Sie da?“ Josh wusste nicht, ob er noch näher kommen sollte, Begegnungen mit Monstern hatten ihn vorsichtig werden lassen. Doch die Frau sah recht harmlos aus, wie sie sich lächelnd die Haare aus dem Gesicht strich. Um sie herum eine große Anzahl von Pflanzen. „Ich pflanze etwas, möchtest du mir helfen?“ Wunder Punkt. „Lieber nicht, ich habe einen braunen Daumen.“ Die Frau runzelte die Stirn. „Ich dachte, es würde grüner Daumen heißen.“ Josh schüttelte den Kopf. „Ein grüner Daumen ist, wenn man gut mit Pflanzen kann. Ein brauner Daumen besagt das genau Gegenteil, bei mir gehen alles nur ein.“ „Jeder kann mit Pflanzen.“ „Außer mir.“ „So ein Schwachsinn.“ Jetzt wirkte die Frau sehr entschlossen. „Komm her, dann beweise ich dir das Gegenteil.“ Daran glaubte Josh nicht, aber wie sollte er der Frau von seinem Fluch erklären, ohne ihr Angst zu machen oder dass sie ihn für verrückt hielt? Seufzend ergab er sich also seinem Schicksal und kniete sich neben sie. Wenn er sich konzentrierte, würden die Pflanzen wenigsten nicht sterben. Jetzt wieder lächelnd reichte sie ihm eine Pflanze. „Es ist ganz einfach, siehst du? Du setzt sie ganz vorsichtig in die Erde und dann schaufelst du von der alten Erde wieder etwas drüber. Schön fest drücken und am Schluss der Reihe gießen wir dann alle.“ Vorsichtig tat Josh wie ihm geheißen und als die Pflanze fest im Boden stand, lächelte er. „Wer sagst, dass du es nicht kannst?“ Alle. „Einige aus meinem Camp. Bei mir sterben die Pflanzen.“ Die Frau schwieg ein paar Sekunden. „Kennst du den Satz: Das Samenkorn muss sterben um zu leben?“ „Klar.“ So ähnlich lautete eine der Lieblingsbibelstellen seiner Großmutter. „Das sagt Jesus im Neuen Testament, aber er meint da ja keine wirklichen Pflanzen.“ „Ja, Jesus, ein netter Junge, er hat immer so schöne Metaphern aus der Pflanzenwelt genommen. Schade, dass man den so früh umgebracht hat.“ „Wie bitte?“ „Ich komme von Thema ab. Es war als Symbol gedacht, doch eigentlich steckt eine Wahrheit dahinter.“ Sie krampte in einer ihrer Hosentaschen und zog dann eine halbvolle Hand mit Körnern heraus. „Schau, damit eine neue Weizenpflanze entstehen kann, müssen diese Samen sterben, verstehst du das?“ „Nein.“ „Du denkst, du bringst Pflanzen den Tod. Aber manchmal muss erst etwas Altes vergehen, damit etwas Neues entstehen kann. Halte deine Hand auf.“ Als er es tat, legte sie ihm einen Samen auf die Handfläche. „Hör auf dagegen anzukämpfen.“ Er fragte nicht, woher sie von seinem Fluch wusste oder wer sie war, sondern tat einfach was sie verlangte. Wie befürchtet verschrumpelte das Korn und wurde braun, doch kurz bevor Josh traurig die Hand schließen konnte platze die Schale auf und ein kleiner grüner Spross kroch aus dem Riss. „Sehen Sie das?“ Seine Stimme überschlug sich fast vor Aufregung. „Da entsteht eine neune Pflanze.“ Die Frau lächelte. „Ja ich sehe es Joshua. Du bringst Pflanzen nicht den Tod, verstehst du das?“ „Ja, nein, also ich meine…“ Josh wusste nicht, wie er den Satz beenden sollte. „Deine Gabe ist etwas ungewöhnlich, sie ist selten, du stehst für den Wandel der Natur. Und weil deine Geschwister diese Fähigkeit nicht kennen, wissen sie eben auch nicht damit umzugehen.“ Jetzt wurde Josh doch stutzig. „Meine Geschwister?“ Woher konnte sie von seinen Geschwistern wissen, wo er sie nicht einmal selbst erkannte? „Dieses wenig offen sein für Neues haben sie wohl von mir geerbt. Aber alles was eben auf den ersten Blick Pflanzen schadet finden wir nun mal nicht gut.“ Das Lächeln auf dem Gesicht der Frau verschwand nicht. Und auf einmal erkannte er Holly und Katie darin. „Demeter?“ Atemlos. Sie war eine Göttin, er sprach mit einer Göttin, einer Göttin die so wichtig war, dass ihre Kinder eine eigene Hütte besaßen. Ihre Kinder, seine Geschwister? Josh Gedanken überschlugen sich und doch formte sich eine Idee. „Mutter?“ Demeter beugte sich vor und küsste seine Stirn. „Ich hoffe, du akzeptierst deine Gabe, denn sie gehört zu dir. Und zu mir, ohne Wandel kann nichts Neues wachsen.“ Joshua wollte ihr noch so viele Fragen stellen, doch nach einem Bitzeln von ihm war sie verschwunden. „Mom?“ Die Pflanzen die sie gesetzt hatten waren noch da, auch die noch nicht gesetzten und die Gießkanne, doch Demeter selbst war verschwunden. „Das ist doch jetzt nicht wahr.“ Doch Josh kannte die Geschichten über die Götter und warum sollte eine Göttin anders sein? Seufzten griff er nach der nächsten Pflanze, um sie in die Erde zu setzten. Er war ein Sohn der Demeter, er konnte diese Pflanzen doch nicht einfach so stehen lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)