Einsamkeit von Niomie ================================================================================ Kapitel 8: Verwirrung --------------------- Feilong kniete zu Füßen des Anderen und hasste sich dafür. Doch er konnte nicht mehr. Jeder Millimeter seines Körpers schmerzte. Nicht das Yan Tsui schon bis zum äußersten gegangen war. Das bewahrte er sich noch auf. Anscheinend wollte er den Jüngeren erst brechen. Der Chinese hatte sich immer für eine starke Persönlichkeit gehalten, doch jetzt fragte er sich wie lange sein Geist dem noch standhalten würde. Wieder fuhr die Hand über seine nackte Haut und schickte neue Wellen des Ekels über seinen Körper. Nur mit Mühe gelang es ihm vollkommen still sitzen zu bleiben, hatte er in den letzten Stunden doch nur zu genau gelernt was es hieß Yan Tsuis Missfallen hervor zu rufen. Natürlich durchschaute der Ältere seinen inneren Kampf. Provozierend strich er über den entblößten Oberkörper des Jüngeren und reizte dabei die empfindsamen Brustwarzen. Diesmal konnte Feilong sich nicht beherrschen und zuckte zurück. Gespielt bedauernd griff Yan Tsui in das lange Haar des Jüngeren und zog ihn zu sich hoch. „Fei, ich habe wirklich geglaubt das wir das endlich hinter uns haben.“ Ein klägliches Wimmern kam über Feilongs Lippen, als sich die Fingernägel des Älteren tief in die empfindliche Haut gruben. Vergeblich versuchte er sich aus dem gnadenlosen Griff zu befreien. „Ich habe ja immer gesagt das Vater dir zu viel hat durchgehen lassen. Doch das werde ich jetzt ändern. Ich werde dir ein für alle Mal Gehorsam beibringen. Du bist mein Soldat! Du gehörst mir!“ Bei diesen Worten drehte sich Feilong unwillkürlich der Magen um. Schon immer hatte er seinen Bruder in dieser Hinsicht als nicht normal angesehen, hatte es aber nicht weiter beachtet. Anscheinend rächte sich das jetzt. „Du bist nicht Vater!“ „Und du bist nicht sein Sohn!“ Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen und schmerzte mehr als Feilong zuzugeben bereit war. Doch dieses Gefühl sperrte er tief in seinem Herzen ein, als er mit aller Verachtung die er aufbringen konnte, dem Älteren ins Gesicht sah. „Und doch hat er mich anerkannt, bevor er an der Kugel starb die du ihm verpasst hast.“ Es wurde still im Raum. Feilongs Augen schienen regelrecht zu glühen, während er sich von den Händen seines Bruders löste und mühsam auf die Beine kam. „Du wagst es…“ Kühl sah der Jüngere auf den anderen herab. „Was wage ich? Dich einen Mörder zu nennen? Das ist ja wohl ein Titel dem du mehr als jeder andere verdient hast.“ Knurrend erhob sich jetzt auch der Ältere und näherte sich ihm. „Vorsicht, Fei!“ „Vatermörder!“ Er legte all seine Verachtung und Wut in dieses Wort, während er es seinem Bruder regelrecht ins Gesicht spukte. Mit einem unbeherrschten Aufschrei sprang Yan Tsui nach vorne, bekam den wendigen Chinesen an seinen langen Haaren zu packen und riss ihn brutal zu Boden. Ein schmerzhaftes Lächeln lag auf den Lippen Feilongs, als er den Fuß spürte der in seinem ungeschützten Rücken aufkam. Schließlich war es ja nicht so, als hätte er diese Reaktion nicht kommen sehen. Hastig drehte er sich weg und blockte den nächsten Tritt, musste dann jedoch einen Schlag gegen seine Schläfe hinnehmen. Schon bald wusste er nicht mehr wie viele Tritte und Schläge er abgewehrt hatte. Mittlerweile stand auch Yan Tsui nicht mehr auf den Beinen. Doch hatte er es geschafft sein deutlich höheres Gewicht gegen Feilong einzusetzen und nagelte ihn regelrecht auf dem Boden fest. Hilflos zappelte der Langhaarige noch einen Augenblick in dem gnadenlosen Griff, bis er seine sinnlose Gegenwehr aufgab. Erst in diesem Moment wurde ihm seine Lage wirklich bewusst, lag er doch nur noch mit seiner Hose bekleidet unter dem Älteren. Nur zu deutlich konnte er die Erektion des Anderen an seinem Hintern spüren, während er zur Bewegungslosigkeit verdammt da lag. Mühsam versuchte Feilong seinem Atem unter Kontrolle zu bringen, während sich Yan Tsui aufreizend auf ihm zu bewegen begann. Noch einmal versuchte er sich aufzubäumen um den Anderen abzuwerfen, wurde jedoch mühelos in Position gehalten. Ein gequältes Ächzen kam über seine Lippen, als Yan Tsui nach dem Bund der Hose griff und sie nach unten schob. Resigniert schloss er die Augen, während sich kalte Finger über seine entblößte Haut bewegten. Es war ja schließlich nicht so, als hätte er es nicht kommen sehen. Trotzdem übertraf die Wirklichkeit alle Erwartungen. Qualvoll schrie Feilong auf und verbarg sein Gesicht so gut es ging in dem weichen Teppich, während er vergeblich versuchte die Bewegungen auf und in sich zu ignorieren. In Gedanken feuerte Asami den älteren Triaden-Führer an, sich doch endlich schneller zu bewegen. Es schien ewig zu dauern bis dieser es endlich geschafft hatte sich anzuziehen. Schließlich gab der Yakuza seiner Ungeduld soweit nach das er sogar dem Anderen dabei half in seinem Cheongsam zu kommen. Immerhin hatte er ja selber dafür gesorgt, dass der junge Diener Huangs nicht verfügbar war. Eine Unruhe hatte von dem Japaner Besitz ergriffen, die er sich selber nicht erklären konnte. Sie wurde so stark, dass sogar Eury sie bemerkte. Fragend sah der Russe ihn an. Asami hatte keine Lust sich zu erklären und griff stattdessen nach seinem Krawattenschal und band ihn sich wieder sorgfältig um. Dann griff er ungeduldig nach dem älteren Triaden-Führer und zog ihn hinter sich her zur Tür. Dabei ignorierte er gekonnt das schmerzerfüllte Stöhnen, sowie das Humpeln des Anderen. „Könnten wir uns bitte endlich beeilen, Shao-tsen? Du hast deine Bezahlung erhalten, jetzt erwarte ich das du deinen Teil der Abmachung einlöst.“ Nur mit Mühe schaffte des Huang wieder annähernd würdevoll aufzutreten, als Asami die Tür öffnete und den Älteren auf den Flur schob. Sofort schlossen sich ihnen schweigend vier Leibwächter an. „Ich habe dir zugesagt das ich nicht eingreifen werde, wenn du hier in Taiwan Jagd auf Yan Tsui machen würdest, Ryuichi. Von einer persönlichen Einmischung war niemals die Rede.“ Schnaubend drehte sich der Japaner zu seinem Begleiter um. „Das war die Vereinbarung mit mir im Bett. Du hattest allerdings den Russen und das immerhin für ganze drei Stunden. Ich denke das ich deshalb durchaus im Recht bin den Preis etwas zu erhöhen. Doch mach dir keine Sorgen, ich erwarte nicht das du persönlich gegen Yan Tsui eingreifst. Du wirst uns lediglich in sein Haus bringen. Schließlich wissen wir ja von Tao wo er sich derzeit aufhält.“ Unwohl bewegte sich Huang im Griff Asamis. „Willst du damit etwa andeuten das der Russe mehr wert ist als du, Ryuichi?“ Zufrieden damit wie der Yakuza zusammenzuckte, löste der Ältere den Griff um seinen Oberarm und drückte auf den Knopf für den Aufzug. „Das habe ich nie gesagt, doch du musst selber zugeben das du mehr bekommen hast, als du erwartest hattest.“ Dem konnte der Langhaarige nur zustimmen und nickte schweigend. Eury hatte in der Tat… mehr zu bieten, in jeglicher Hinsicht. Das würde er jedoch niemals laut aussprechen. Besonders nicht, nachdem er das wissende Grinsen im Gesicht des Russen sah. Während Huang in die Kabine trat sah er den Yakuza fragend an. „Soll ich uns ankündigen, oder willst du Yan Tsui einen Überraschungsbesuch abstatten?“ „Kündige uns an.“ Eury lief bei diesen Worten ein wohliger Schauder über den Rücken. Kam ihm der Yakuza jetzt doch eher wie eine Raubkatze auf der Jagd vor. In diesem Moment verstand der Russe wie Asami sich sein Imperium aufgebaut hatte. Wie gern hätte er jetzt seine Finger in dem dunklen Haar vergraben und den Älteren an sich herangezogen. Allein bei dem Gedanken diese unbändige Kraft unter sich zu spüren, kam ein leises Stöhnen über die Lippen. Welches gleich im nächsten Moment ein überraschtes Ächzen wurde, als Michel ihm mit voller Wucht den Ellbogen in den Bauch rammte. Zwar schaffte er es den größten Teil der Wucht abzufangen, in dem er seine Muskulatur anspannte, doch trotzdem tat es weh. Ein Knurren kam über die Lippen des Russen, als er den belustigten Blick Asamis bemerkte. „Dann lass uns den Chinesen nach Hause holen.“ Zustimmend nickte der Yakuza und folgte dem älteren Triaden-Führer zu den bereitstehenden Fahrzeugen. Zusammengekrümmt lag Feilong auf dem Boden. Er hatte sich nicht mehr bewegt seit sich Yan Tsui endlich erhoben hatte. Dass er vollkommen nackt war, störte ihn nicht im geringsten. Er bemerkte es noch nicht einmal. Deutlich konnte er das Geräusch von rauschendem Wasser wahrnehmen. Erleichtert schloss Feilong einen Moment die Augen. Er war tatsächlich allein. Der Augenblick war jedoch nur kurz. Schon wurde das Wasser abgestellt und kurz darauf betrat der Ältere, nur mit einem Handtuch um die Hüften den Raum. Kalt sah er auf den Jüngeren herab und trat ihm leicht in die Seite. „Steh auf, du machst den Teppich schmutzig.“ Resigniert stöhnte Feilong auf und erhob sich mühsam. Für einen Moment fühlten sich seine Beine so weich an, dass er befürchtete gleich wieder zu Boden zu gehen. Doch dann straffte er sich und wankte erschöpft in das Badezimmer. Warme, feuchte Luft umfing ihn und nahm dem Chinesen für einen Moment die Möglichkeit zum Atmen. Nur langsam schaffte er es wieder Luft zu holen und sich unter die Dusche zu schleppen. Das heiße Wasser entspannte langsam die verkrampften Muskeln. Mit gerümpfter Nase griff Feilong nach dem Shampoo und schnupperte vorsichtig daran. Natürlich war es Yan Tsuis. Doch welche Wahl hatte er schon? Entweder er benutzte dieses Shampoo oder er roch weiterhin seinen Peiniger auf seiner Haut. Ein leiser Fluch kam über die Lippen des Chinesen während er seine Haare einschäumte. Der penetrante Geruch seines Bruders lag jetzt in der Luft und brannte sich in seine Schleimhäute ein. Es wurde erst wieder besser, als er das Wasser einschaltete und der Schaum im Abfluss verschwand. Ein letztes Mal drückte Feilong sich das Wasser aus den Haaren, bis er sich endlich entschließen konnte die trügerische Sicherheit der Dusche zu verlassen. Er hatte gerade erst einen Schritt gemacht, als er auch schon gegen ein Handtuch lief, das ihm entgegen gehalten wurde. Erschrocken riss der Langhaarige die Augen auf und versuchte wieder zurückzuweichen als er Yan Tsui erkannte. Im nächsten Moment wurde er sich der Erbärmlichkeit einer solchen Bewegung bewusst und blieb einfach stehen wo er war. Anscheinend war sein Bruder guter Laune, denn er kam mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen näher und begann den Jüngeren vorsichtig abzutrocknen. Überrascht verzogen sich die Mundwinkel Feilongs, während er den Älteren bei seinem Tun beobachtete. Er gehorchte jedoch sofort als sich eine nur zu vertraute Hand auf seine Schulter legte und ihn zu einem kleinen Stuhl vor dem Spiegel dirigierte. Es war so vertraut, nicht wegen der dem was sie zuvor geteilt hatten, sondern vielmehr weil es Feilong an ihre gemeinsame Kindheit erinnerte. Ihr Vater hatte das lange Haar des Jüngeren schon immer sehr geliebt und hatte auch Yan Tsui, der seine immer kurz getragen hatte, früh gezeigt wie man sie richtig pflegte. Er beschloss diesen kostbaren, und zweifellos kurzen Moment, zu genießen während sich die Finger des Älteren durch seine Haare arbeiteten und grob Knötchen entfernten. Während sich Yan Tsui vollkommen auf die Massage der Kopfhaut konzentrierte sprach er den Jüngeren leise an. „Wir könnten eine solch schöne Zeit haben, Bruder.“ Es klackte leise, als der Ältere die Flasche mit dem Haaröl öffnete und kurz darauf hatte Feilong den Geruch des hochwertigen Öls in der Nase. Ein wohliges Stöhnen kam über seine Lippen, während Yan Tsui es gleichmäßig in seinen Haaren verteilte und die Massage fortsetzte. Dieser Moment war so unwirklich das Feilong einen Augenblick das Gefühl hatte sich zu verlieren. Er war wieder ein Kind. Alles um ihn herum verschwamm. Grenzenlose Sicherheit umgab ihn und machte es ihm möglich auch Yan Tsui mit anderen Augen zu sehen. Er sah wie die Liebe ihres Vaters einen Keil zwischen sie trieb. Erkannte wie auch der Ältere nach der Bestätigung seines Vaters lechzte, und diese nicht bekam. Noch bevor er wusste was er tat, griff Feilong nach der Hand seines Bruders und legte leicht seine Lippen auf die weiche Haut. Deutlich konnte er spüren wie sich der Andere einen Moment lang verspannte, doch dann nachgab. Ein Seufzen kam über die Lippen des Jüngeren, als er den so vertrauten Körper in seinem Rücken spürte. Wie oft hatten sie als Kinder so da gestanden? So voller Vertrauen und Naivität? Noch immer lag eine Hand in dem dicken schwarzen Haar und massierte weich die Kopfhaut. Feilong schloss die Augen und ließ seinen Kopf langsam nach hinten sinken, bis er von Yan Tsui aufgehalten wurde. Er hatte nicht einen Moment lang daran gezweifelt aufgefangen zu werden. Wärme drang durch die Kleidung des Älteren und ging jetzt auf Feilong über. „Bruder.“ Der kostbare Moment endete jäh, als das Telefon des Älteren klingelte. Sofort wurde der Blick Yan Tsuis wieder hart und man konnte deutlich sehen wie er sich wieder verschloss. Seufzend senkte Feilong den Kopf und griff nach dem Föhn um seine Haare zu trocknen, während der Ältere den Raum verließ um zu telefonieren. Es dauerte eine ganze Weile bis Yan Tsui wiederkam. Der Jüngere hatte den Föhn schon lange wieder weggelegt und sich wieder angezogen, als er wiederkam. Es war für den Chinesen keine Überraschung die ihm mittlerweile nur zu vertraute Wut in den Augen seines Bruders zu sehen. Der Augenblick den sie miteinander geteilt hatten war, so schön er auch gewesen war, vorbei. Nur kurz verspannte Feilong sich, als der Ältere nach seinem Hals griff, doch dann hob er seine Haare an und erleichterte dem Anderen es so das breite Lederhalsband anzubringen. Er wich noch nicht einmal zurück als Yan Tsui eine Kette daran befestigte um ihn hinter sich her zu ziehen. „Wir haben Besuch.“ Feilong musste nicht fragen, wer gekommen war. Es gab nur einen der in der Lage war seinen Bruder in dermaßen schlechte Laune zu versetzen. Trotzdem war er leicht überrascht als er in den Raum gezerrt wurde und nicht nur Asami, sondern auch Eury und Michel erblickte. Ein ihm Unbekannter hatte neben dem Yakuza Platz genommen und erhob sich als einziger um Yan Tsui respektvoll zu begrüßen. An der Art und tiefe der Verbeugung erkannte der Chinese das der Fremde seinen Bruder als gleichgestellten sah. Daher schloss er darauf das der Ältere ebenfalls ein Triaden-Führer, wahrscheinlich ein da ge, war. „Was verschafft mir die Ehre deiner Anwesenheit, Huang-san?“ Die Stimme Yan Tsuis was kalt wie Eis, als er zusammen mit Feilong den Sessel gegenüber der drei Männer anstrebte. Rüde riss er dabei an der Leine und zwang den Jüngeren so, sich ihm zu Füßen auf den Boden zu setzen. Bevor Feilong den Kopf senkte, sah er wie sich Asamis Augen wütend verengten. Doch noch sagte der Yakuza nichts. „Verzeih mir das wir dich so in deinem Haus überfallen, Liu-san. Doch mein junger Freund hier hatte ein sehr dringliches Anliegen.“ Mit einem kühlen Blick musterte Yan Tsui den Japaner. „Und welches Anliegen könnte ihn in mein Haus führen? Ich wüsste nichts was mich mit diesem Mann verbindet.“ Diesmal war es Asami der Antwortete. Seine Stimme stand der des Triaden-Führers in Sachen Frostigkeit in nichts nach. „Familie.“ Stille legte sich über den Raum. Unwillkürlich hatte Feilong bei dem Wort die Luft angehalten. Seine Gedanken überschlugen sich. Noch während er darüber nachdachte wie der Yakuza dies gemeint haben konnte, brach Yan Tsui in Gelächter aus. „Das soll die Rechtfertigung für das Eindringen in mein Hoheitsgebiet sein? Ich habe dich immer für einen erschreckend klugen Mann gehalten, Asami. Doch das ist einfach nur erbärmlich.“ Im Gegensatz zum Jüngeren lachte der Yakuza nicht. Er hatte keine Sekunde den Blick von dem auf dem Boden knieenden Feilong genommen. Dieser meinte regelrecht spüren zu können wie Augen des Älteren über seine Haut strichen. Er konnte es nicht verhindern das er sich in diesem Moment mehr als unwohl fühlte, war er sich der offensichtlichen Male auf seiner Haut doch nur zu bewusst. „Erbärmlich? Ist es das wirklich? Sag mir wer mehr Recht auf Feilong hat. Wir, die wir uns als seine Familie bezeichnen und dafür einstehen oder du, der ihn als seinen Bruder beansprucht und das Bett mit ihm teilt.“ In diesem Moment hätte man eine Stecknadel auf den Boden fallen hören können. Keiner regte sich, fast schien es, als würden alle Anwesenden die Luft anhalten. Das charakterische Knistern einer Zigarette durchbrach schließlich die Stille, bevor Asami weiter sprach. „Oder meine ich vielleicht die Familie die du ermordet hast? Du wusstest wer Akihito war, unter wessen Schutz er stand. Trotzdem hast du deine Männer zu mir geschickt und ihn dir geholt. Sag mir jetzt noch einmal, wen du für intelligent hälst.“ Unwillig knurrte Yan Tsui bei dieser Beleidung auf. „Wenn er unter deinem Schutz stand, kann dieser nicht viel Wert sein, vielleicht lässt du ja langsam nach, alter Mann.“ Nur die Hand Eurys, die sich auf die Schulter Asamis legte, verhinderte das der Yakuza jetzt gleich nach seiner Waffe griff. „Yan Tsui, nicht.“ Überrascht sah der Ältere zu Feilong der seinen Kopf erhoben und seine Hand bittend auf sein Knie gelegt hatte. Unwirsch fegte er die Finger die ihn berührten beiseite und stieß den Jüngeren zurück. Schmerzerfüllt stöhnte Feilong auf, als er rüde zu Boden ging. Der wütende Blick seines Bruders bohrte sich in seine Augen, so dass er es kein weiteres Mal wagte ihn zu berühren. Die Kette straffte sich und übte einen unangenehmen Druck auf seinen Hals aus. Instinktiv versuchte der Chinese zurückzuweichen, konnte es jedoch nicht, so dass er nur seine Hände in dem dicken Teppich vergrub. Feilong war nur zu bewusst das er den Mann vor sich hassen sollte. Allein das was er ihm gerade erst angetan hatte, sollte ausreichen es zu tun. Doch er konnte es nicht. Auch als er sich an die übel zugerichtete Leiche Akihitos erinnerte, daran wie lange der Kleine hatte leiden müssen, wanderten seine Gedanken immer wieder zu dem fragilen Moment im Badezimmer zurück. Yan Tsui hatte unaussprechliches getan. Doch das hatten sie alle. Keiner der im Raum Anwesenden war in dieser Hinsicht unschuldig. Sie alle hatten schon selber getötet oder Morde in Auftrag gegeben. Wenn man mal von seiner persönlichen Beziehung zu Akihito absah, war auch das nur ein Mord von vielen. Selbst die Folter an sich war für keinen von ihnen ungewöhnlich. Was war es also, was drei Mafiagrößen dazu brachte diesen Tod anders zu bewerten? Ein trauriges Lächeln huschte über die Lippen des Chinesen. Es war eine Sache die so unschuldig und rein war, dass Männer wie er sie eigentlich gar nicht wirklich kannten, da sie schon früh lernten ihre Herzen zu verschließen. Wo andere befreit waren und sich ihr hingeben konnten, bedeutete es in ihrer Welt doch nur Schmerz und Verlust. Genau wie es ja jetzt auch geschehen war. Wie konnte etwas so natürliches wie Liebe nur für solche Konsequenzen verantwortlich sein? Und jetzt war es auch wieder die Liebe, die ihn veranlasste sich erneut aufzurichten und den Schmerz in seinem Unterleib zu ignorieren. Bewusst schirmte er dabei den Älteren mit seinem Körper ab und nahm so dem vor Wut bebenden Yakuza ein freies Schussfeld. Denn in einem machte sich Feilong keinerlei Illusionen. Er selber mochte gerade verwirrt sein, Asami war es bestimmt nicht. Der Japaner würde keine Sekunde zögern den Mörder Akihitos umzubringen. Und wenn der Yakuza es nicht tat, würde Eury es zu Ende bringen. In diesem Moment wurde Feilong klar das etwas nicht stimmte. Niemals würde Asami nur vorbei kommen um zu verhandeln, nicht mit dem Mörder Akihitos. Das der Yakuza jetzt wieder so ruhig in seinem Sessel saß musste einen bestimmten Grund haben. Zitternd ergriff er erneut die Hand seines Bruders und sah ihm erschrocken in die dunklen Augen, während seine Gedanken weiter rasten. Er sollte diesen Mann vor sich hassen. Er sollte ihn persönlich töten für das was er ihm angetan hatte. Doch ihm ging nur der Gedanke durch den Kopf das er gerade zum letzten Mal die lebendige Hand seines Bruders zwischen seinen Fingern spürte. Wie konnte er ihn auch hassen? Hatte er ihm doch einst das wertvollste Geschenk gemacht das er besaß. Yan Tsui mochte nicht wissen wer Tao war, doch Feilong hatte es auf den ersten Blick gesehen, war der Junge seinem Vater doch wie aus dem Gesicht geschnitten. Wie konnte er den Vater seines über alles geliebten Taos hassen, war dieser doch ein Teil von ihm. Flehend sah er zu dem Älteren auf, während er darauf wartete das die Welt untergehen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)