Restzeit von Pretty_Crazy (SasuSaku) ================================================================================ Kapitel 4: Die Nudelsuppe ------------------------- Hat Naruto doch etwas bemerkt? Ist das Dorfoberhaupt doch feinfühliger, als es auf den ersten Blick scheint? Es sind diese zwei Fragen, die Sasuke regelrecht durch den Kopf schießen, als er den zweifachen Familienvater in das Lokal eintreten sieht. Die Wartezeit hat sich damit drastisch verkürzt oder sein Zeitempfinden hat in den letzten Tagen weitaus mehr gelitten, als er vermutet. Vielleicht sitzt er hier schon einige Stunden und es kommen ihm nur wie ein paar Minuten vor. Wann hat er das Lokal überhaupt betreten? Nicht einmal diese Frage weiß er zu beantworten. Er verliert die Zeit aus den Augen. Wie in einem automatisierten Vorgang hebt er kurz die Hand, als er den suchenden Blick seines besten Freundes über die Tische gleiten sieht. Eine Geste, die bemerkt wird und so nickt der Hokage ihm kurz zu, als er sich in seine Richtung begibt und kurz darauf auf der Sitzbank gegenüber Platz nimmt. Es dauert auch nicht lange, bis der Ramenliebhaber eine extra große Portion Nudelsuppe an den Tisch ordert und die Vorfreude auf dieses köstliche Mahl kaum verbergen kann. Sasuke sieht förmlich, wie Naruto das Wasser im Mund zusammenläuft und da tut es ihm schon fast wieder leid, dass er ihm in wenigen Minuten wohl den Appetit verderben wird.   „Also, weswegen wolltest du mit mir sprechen?“ Entspannt lehnt sich Naruto in der Sitzbank zurück und lagert seine Arme auf dem Rückenpolster. In Anbetracht seiner Stimmung und gelassenen Haltung, revidiert Sasuke seine Vermutung, dass er sich irgendwie verraten hat. Naruto wirkt zu locker und sorglos. Er hat nichts bemerkt. Eine Antwort bleibt er ihm jedoch für ein paar Augenblicke schuldig, in denen er auf die Tischplatte blickt und nach den passenden Worten sucht. Wie so oft in den letzten Tagen wirbeln seine Gedanken durcheinander, dass er sich außer Stande sieht, etwas Vernünftiges zu produzieren. Er lässt den Kopf hängen und holt tief Luft, ehe er einfach den ersten Satz ausspricht, der ihm einfällt. „Ich werde mich aus dem Spionagedienst zurückziehen.“ Wenigstens fällt er damit nicht direkt mit der Tür ins Haus, doch reicht aus, dass Naruto verwundert das Gesicht verzieht. „Okay. Hat das einen bestimmten Grund?“ Ein kurzes Nicken folgt darauf und noch immer lässt er den Kopf hängen. „Ich will zuhause bleiben. Bei Sarada und Sakura.“ „Interessant. Wirst du jetzt Familienvater?“ Er hört den leicht lachenden Unterton in der Stimme und spürt abermals, wie sich seine Innereien ineinander verknoten. Er blickt kurz auf, als das bestellte Mahl auf den Tisch gestellt wird und sich Naruto kurz die Hände reibt, ehe er sich darüber hermacht und auf die spöttisch gestellte Frage nicht einmal eine Antwort erwartet.   Sasuke beobachtet ihn. Schweigend schaut er dabei zu, wie sich Naruto seine Leibspeise einverleibt und sich mit Schmatzen und Schlürfen nicht zurückhält. Kann jemand solche Dinge vermissen? Können unflätige Tischmanieren vermisst werden? Kann ein Toter überhaupt etwas vermissen? Wieder beginnen seine Gedanken durcheinander zu springen, weswegen er sich nach vorne beugt, die Ellenbogen auf dem Tisch lagert und sich gegen seine gefalteten Hände lehnt. Er schließt die Augen. Er versucht seine Gedanken zu beruhigen und bemerkt dadurch erst, dass Naruto sein Essen unterbricht und die Stäbchen beiseitelegt, als er dessen Stimme vernimmt, die jeden spöttischen und leicht klingenden Tonfall verloren hat.     „Was ist eigentlich los? Du warst im Büro schon so komisch und die Sache mit deiner Prothese finde ich auch seltsam.“ Als zusätzliche Unterstreichung seiner Worte, deutet das Oberhaupt auf den erneuerten linken Arm seines besten Freundes. Nach siebzehn Jahren einem inneren Impuls folgend, wirkt auf die meisten Mitmenschen wohl doch eher sonderlich. Dabei ist es genau das gewesen. Er hat einem inneren Impuls nachgegeben und Tsunade direkt nach seiner Diagnose nach der verstaubten Prothese gefragt. Die alte Dame hat keinerlei Fragen bezüglich seines Wunsches gestellt, sondern nur bitter gelächelt und ihm seinen Armersatz angebracht. Sie hat es einfach hingenommen, doch sein Umfeld verzieht nur verwundert das Gesicht und stellt Fragen. Innerlich muss er bei den Worten seines besten Freundes jedoch schmunzeln. Naruto hat es doch bemerkt, es aber einfach überspielt. Unangenehme Situationen oder gar das eigene unangenehme Empfinden, hat das Dorfoberhaupt schon immer versucht wegzulächeln.   Stumm lässt er seine Arme sinken und verschränkt sie auf der Oberfläche des Tisches, doch schafft er es einfach nicht seinen Blick in das Gesicht seines besten Freundes zu richten. Er fürchtet sich vor diesem ausdruckstarken Augenpaar und davor, was er in ihnen lesen kann. „Vor ein paar Tagen habe ich mit Tsunade meine Untersuchungsergebnisse besprochen. Es war keine gute Diagnose.“ Keine ausreichende Antwort und dennoch hofft ein kleiner Teil in seinem Innersten, dass sich der Hokage mit dieser Aussage zufriedengibt. Kein Nachfragen und Nachbohren, doch er bemerkt, wie sich Naruto am Tisch nach vorne beugt und seinerseits die Arme auf der Tischplatte verschränkt. „Du warst beim Arzt? Brauchst du eine längere Pause? Soll ich dich eine Zeit freistellen?“ Um Kraft betend schließt er kurz die Augen und holt tief Luft, ehe er seinen Blick anhebt und direkt seinen besten Freund anschaut. In dessen Augen kann er nur Verwirrung, aber auch eine große Portion Sorge ablesen, wissentlich dass sich das in wenigen Augenblicken ändern wird und trotz dieses Wissens platzt es einfach aus ihm heraus. Wie ein reflexartiger Impuls, der einfach passiert. Er blickt ihm nur in die Augen und ein Ruck geht durch seinen Körper, der ihn sprechen lässt, bevor er es denken kann. „Ich bin todkrank.“ Für einen Moment herrscht Schweigen. Ein Moment in dem Naruto das Gesagte einzuordnen versucht und sich für eine Reaktion entscheidet, die er bei Sakura bereits gesehen hat und die er bei seinem besten Freund vermutet hat. Naruto lacht auf und tatsächlich winkt er mit einer Hand ab, als hätte er einen schlechten Witz erzählt.   Der einstige Chaosninja schüttelt den Kopf und lächelt ihn an, als zweifle er an dem Verstand seines Gegenübers und vielleicht fühlt er sich sogar darin bestätigt, dass der Uchihaclan nicht für gute Witze bekannt ist. Diese Reaktion ist ein zusätzlicher Schlag in die Magengrube, doch Sasuke wird seine Worte nicht noch einmal wiederholen und blickt seinen besten Freund einfach weiter direkt an. Sie schauen einander in die Augen, ohne ein weiteres Wort zu sagen und mit jeder weiteren Sekunde wird die Veränderung in dem Gesicht von Naruto deutlicher. Das Lächeln schwindet langsam von seinen Lippen und es tritt jener Ausdruck in seine Augen, vor dem er sich so gefürchtet hat. Narutos blaue Augen weiten sich vor Fassungslosigkeit und der Ausdruck bekommt etwas leicht Panisches.   Der Hokage schluckt schwer und blickt scheinbar um Fassung bemüht kurz durch den Raum, ehe er ihn wieder anschaut. Er scheint den Ernst der Lage nun begriffen zu haben und dass es sich dabei nicht um das Ergebnis trockenen oder gar nicht vorhandenen Humors handelt „Ist das dein Ernst?“ Sasuke nickt einfach nur und als wenn er damit die letzte Hoffnung im Inneren zerstört hätte, sackt Naruto in der Sitzbank nach unten und blickt auf die Nudelsuppe vor sich, über die er sich vor wenigen Minuten noch so eifrig hergemacht hatte. „Wie lange?“ Er seufzt auf diese Frage und zuckt ahnungslos mit den Schultern. „Wochen, Monate, vielleicht ein Jahr.“ Er weiß selber nicht einmal, welche Variante ihm lieber wäre. Will er einen schnellen Tod oder lieber doch etwas mehr Zeit? Er ist sich nur in dem Punkt sicher, dass er nicht an ein Krankenhausbett gefesselt dahinsiechen will. Er will niemandem zur Last fallen am Ende und er will auch nicht, dass ihn irgendjemand so sieht. Leider hat er nicht einmal eine Vorstellung davon, wie er seine verbleibende Zeit verbringen will. Was will er noch machen? Was will er noch erleben? Was kann er noch machen und erleben? „Und es gibt keine Heilung?“ Narutos Stimme reißt ihn aus seien Gedanken. Die Hoffnung ist zurück in dem blauen Augenpaar. Er kann es deutlich erkennen und es zerreißt ihn förmlich, dass er es erneut zerschlagen muss, als er niedergeschlagen mit dem Kopf schüttelt und auf die Tischplatte zurückblickt.   Sie schweigen einander nun an. Sie sitzen bloß an diesem Tisch, die Nudelsuppe zwischen sich stehend und zu keinem Kommunikationsaustausch mehr in der Lage. Ihre Freundschaft wird enden, zwangsweise und ohne, dass er sein Dorf verraten muss. Eine gewisse Bitterkeit steigt in ihm auf, als er an die damalige Zeit zurück denkt und ein entsprechendes Lächeln schleicht sich in sein Gesicht, was von dem Hokage allerdings unbemerkt bleibt. Naruto ist der Appetit vergangen. Diese Nachricht schlägt ihm auf den Magen und so ist es nicht verwunderlich, dass er seine Leibspeise beinahe angewidert von sich schiebt und letzten Endes die Arme vor der Brust verschränkt. Der Schock ist ihm deutlich anzusehen, ebenso wie die verzweifelte Suche nach einer Lösung, um das Unvermeidliche eben doch verhindern zu können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)