DREAMS von Engelskrieger (Willkommen in meinem Kopf) ================================================================================ Kapitel 5: Sona und Dakhar (geträumt am UNBEKANNT) -------------------------------------------------- Ein steter Kampf zwischen Gut und Böse. Es herrscht tiefste Nacht. Ein Gebiet, das einem Tischrollenspiel gleicht: flach und wie auf einem Raster stehen dort vereinzelt verschiedene Gebilde, ein Tempel und ein Friedhof. Sona weiß, dass man sie nicht betreten darf und selbst ein direkter Blick darauf könnte wecken, was in diesen Gefahrengebieten lauert und das Interesse auf Sona lenken. Doch der Weg führt düber den Friedhof. An einer Krypta aus weißem Stein vorbei, schlicht und schmucklos. Die nächste, flach in die Erde gelassen, leicht verwildert zwischen blütenlosen, knorrigen Pflanzen, mit einer Treppe, die hinab zu einer steinernen Tür führt. Ein kleiner grauer Stein mit weißer Gravur teilt sein Wissen über diese Grabstätte. Dem Drang widerstehend die Gravur oder irgendeine andere Inschrift der umliegenden Grabsteine zu lesen, ignoriert Sona den Stein, will einfach nur an der Krypta vorbei, wie an allem anderen hier ohne etwas wecken zu wollen und entdeckt zu werden. Doch eine Stimme ruft von hinten: "Der Stein! Lies den Stein! Schnell!" Ein guter Rat, den es zu befolgen gilt. Würde der Stein ignoriert bleiben, wäre dies allein bereits der Auslöser dafür die Schrecken des Friedhofes zu entfesseln, die hier herrschen. Also fahren Sonas Augen über die weißen Linien, ehe sie einen Schemen von der Seite wahrnehmen, der sich langsam nähert. Weiß und aus Stein, in Form eines nackten, doch geschlechtslosen Jungens mit kahl geschorenem Kopf. Seine Augen sind weit geöffnet und blank, seine Füße berühren den Boden nicht. "Folge mir, ich führe dich." Es ist die gleiche Stimme wie zuvor und Sona folgt ihm bedenkenlos die Stufen zur Krypta hinab. Der erste Raum ist nicht mehr als ein schmaler Flur, von unscheinbaren Lichtquellen spärlich beleuchtet, die den weißen Stein sandfarben färben. Zwei Türen auf der linken, drei auf der rechten Seite. Kaum haben beide den Flur betreten, bricht die erste der linken Türen auf und ein wilder Haufen von allerlei Monstern, Dämonen, Ungetümen und anderen unbeschreiblichen Kreaturen stürzen sich auf den vorn schwebenden, steinernen Jungen. "Lauf! Ich halte sie auf!" ruft er noch, dann drängt er die Meute mit seinem Körper in den Raum zurück, aus dem sie ausgebrochen sind und versperrt ihnen als neue Tür den Weg. Allerlei Arme und Krallen versuchen an dem weißen Marmor vorbei zu kommen. Brüllend und fauchend schlagen und beißen sie alles, was ihnen vor die Augen kommt. Sona sieht bereits den ersten Riss in der einst makellos polierten Steinhaut und spurtet an ihm vorbei. Bei den anderen Türen angekommen enthüllt die Krypta ihre zweite Falle: Ein magisches Labyrinth. Bei jedem erneuten Öffnen und Schließen befindet sich etwas anderes dahinter. Ein Raum wird zu einem Gang oder eine gewaltige Halle wird zu einer Treppe, die in schwärzeste Dunkelheit führt. Sona springt von Tür zu Tür, wagt es jedoch nicht eine von ihnen zu durchqueren. Die Gefahr wäre zu groß darin verloren zu gehen und den ersten und wichtigsten Raum, diesen Flur hier, zu verlieren, selbst wenn sich der Eingang hinter ihnen sofort geschlossen hatte. Der Flur dient eben nur als Eingang, hinaus geht es nur durch den Ausgang, den es nun zu finden gilt. Mit jedem Augenblick, der verstreicht, wächst in Sona das einst ungute Gefühl langsam zur Panik heran. Der letzte Versuch hinter einer Tür den Ausgang zu finden, führte in den gleichen Raum, den der Marmorjunge aufopfernd zu versiegeln versucht. Noch rechtzeitig hat Sona die Tür wieder schließen können, ehe die weiterhin furiosen, namenlosen Geschöpfe, die sofort ihre Chance gewittert haben, ihn erreichen konnten. Dieses Labyrinth folgt nur seinen eigenen Regeln. Die Türen eröffnen nicht nur Wege in andere Räumlichkeiten, anstelle derer eigentlichen Türen, sondern überall, wo es ihnen beliebt. In einigen Versuchen fand sich Sona sogar an der Wand oder gar Decke eines Raumes wieder und musste aufpassen vom plötzlichen Richtungswechsel der Gravitation nicht hinein gezogen zu werden. Auch ist es ungewiss, ob es einen Unterschied macht eine Tür ständig zu öffnen und zu schließen oder doch lieber zwischen den Türen hin und her zu springen. Sona entscheidet sich dafür, des Zeitmangels wegen, bei einer Tür zu bleiben und öffnet wie schließt diese wie im Wahn gerade lang genug, um kurz hinein zu schauen. Gerade, als Sona blauen Himmel entdeckt, ertönt das knackende Geräusch von Stein, gefolgt von einem Aufschrei, der sofort durch den Lärm unzähliger, sich gegenseitig behindernder Leiber übertönt wird. Ohne einen Blick nach hinten zu werfen, reißt Sona die Tür auf, springt hindurch und dreht sich auf der Ferse wieder herum, die Hand zur Klinke ausgestreckt. Ein letzter Blick in den Flur zeigt nur tiefste Schwärze, gefüllt mit hasserfüllten Augen, geifernden Mäulern und allerlei Gliedmaßen, die in alle Richtungen ranken. Krallen und Widerhaken schaben und kratzen am Gestein, um sich mit voller Kraft nach vorne zu ziehen, dann fällt die Tür ins Schloss. Stille. Nur Sonas Herz, das laut in der Brust pocht und das Rauschen des eigenen Blutes in den Ohren. Langsam wird der Tür den Rücken zugekehrt und der erste Schritt nach vorne gewagt. Erste Gedanken über den sich selbst geopferten Marmorjungen formen sich in Sonas Kopf, als eine unscheinbare Bewegung in den Schatten diese sofort verdrängt. Voller Adrenalin, das den Körper noch immer angespannt hält und den Kopf auf etwaige Gefahren fokussiert, weicht Sona einigen Geschossen aus, die dafür auf Kopfhöhe in der Tür stecken blieben. Eine Gestalt springt mit gezogenen Klingen aus den Schatten, zum frontalen Angriff bereit. Dakhar!, erkennt Sona sofort. Das Schwarz seiner Kleidung bildet einen fast surreal wirkenden Kontrast zu der bereits ungewöhnlich blassen Haut und dem ebenso weißen Haar. Unter der tief sitzenden Kapuze blitzen zwei auf Sona fokussierte, nachtfarbene Augen auf, in denen wilde Kampfeslust glüht. Sie hatten bereits unzählige Kämpfe gegeneinander, aus denen Dakhar stets als der Schnellere hervorgegangen ist. Doch irgendetwas ist heute anders. Der Schlagabtausch ist schnell, doch viel zu kurz. Dakhars sonst so gefürchtete Beinarbeit versagt und entwaffnet liegt er auf dem Rücken, über ihm Sona, mit der eigenen Klinge auf seinen Hals gerichtet. Ein verbittertes Lächeln, als würde er bereits innerlich verrotten und nun dem lang erwarteten Tod gegenüber blicken, schält sich von Dakhars Lippen. "Na los...tu' es." Sona lauscht dem Pochen des eigenen Herzens. Dakhars Lächeln ist verblasst, doch das Glühen in seinen dunkeln Augen bleibt und brennt sich in die eigenen. Jeder Kampf bisher fiel unentschieden aus. Man kann nicht einmal sagen, ob sie überhaupt je einen Gedanken daran verschwendet haben, was passiert, falls es mal einen Gewinner geben sollte. Aber es beenden? Für immer? Noch dazu so? Dakhar war kein Feigling, kein Schwächling und erst recht kein Verlierer! Und doch hat er verloren, liegt hilflos auf dem Boden und verlangt ein Ende? Wo war die Unnachgiebigkeit und der Einfallsreichtum im Kampf, der mit jedem neuen Aufeinandertreffen schwieriger wurde und dieser unerschütterliche Stolz, den Sona so gut kannte und zu respektieren gelernt hatte? Mit jedem weiteren Herzschlag entweicht das gesammelte Adrenalin, die Konzentration und jegliche Zufriedenheit, die sonst wie nach jedem anderen Kampf aufgekommen wäre. Die Waffe wird zu schwer für die Finger und fällt scheppernd zu Boden, als sie diesen entgleitet. Sonas Knie sacken kraftlos zusammen und fallen ebenfalls in den staubigen Dreck, während es Dakhar kurz die Luft herauspresst, als sein Kontrahent endgültig in sich zusammensackt und sich auf ihn setzt. Doch sagt er nichts und rührt sich auch nicht, sondern starrt nur gebannt in das andere Augenpaar, das sich dann schließt und vom eigenen Haar überschattet wird. Ein Moment der Stille, fast des Friedens, kehrt ein, die Dakhar mit fester Stimme unterbricht: "Tu' es." "Nein!" Sonas eigene Stimme ist leise, doch voller Entschlossenheit. Die nun halb geöffneten Augen blicken auf das Gesicht des anderen herunter, deren Brauen sich auf eine Weise zusammenziehen, dass man ihm das noch unausgesprochene 'Warum' förmlich von der Stirn ablesen kann. Doch ehe er das oder ein anderes Wort aussprechen kann, reagiert Sona schneller. Zwei rasche Handbewegungen und der Weißhaarige löst sich, zusammen mit seiner Waffe, in dunkle Partikel auf und verschwindet zurück ins Schattenreich. Sonas Beine geben, durch den nun fehlenden Körper unter sich, nach. Sona bleibt noch eine Weile so verharrt sitzen. Wieder Stille. Wieder Einsamkeit. Nur das Gefühl einen fast schon enttäuschten Blick auf sich ruhen zu haben bleibt. Früher oder später wird Dakhar wiederkehren und sie würden wieder gegeneinander kämpfen. Immer und immer wieder. Und Sona wird ihn zurückschicken. Immer und immer wieder. Sona starrt leer vor sich hin, bis die Augen auf die eigene Waffe fallen, die nicht unweit entfernt und zum Greifen nahe liegt. Dakhar war schon immer der Schnellere von ihnen gewesen. Leicht schmunzelnd greift Sona dann nach der Klinge und steht auf, den Blick in die Ferne gerichtet. "Aber ich lebe doch auch noch. Idiot..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)