DREAMS von Engelskrieger (Willkommen in meinem Kopf) ================================================================================ Kapitel 1: Der letzte Elf (geträumt am 01.08.2016) -------------------------------------------------- Ein dunkler Herrscher plant einen wichtigen Angriff. Seine Rechte Hand, ein junger Elf mit langem, weißblonden Haar, bietet ihm an eine spezielle Waffe herzustellen. Doch sein Meister lehnt ab und schickt ihn stattdessen auf eine langwierige Mission gen Osten, wo er sich mit einigen wichtigen Personen in einer Taverne treffen soll. Der Auftrag bleibt Geheimnis umhüllt und rätselhaft, da der Meister keine weiteren Details verrät. Doch der Elf fragt auch nicht weiter nach und macht sich gehorsam und unverzüglich auf den Weg. Die einzige Begleitung wird seine braune Stute sein. Die Reise ist nicht nur lang, sondern auch sehr gefährlich, da er viele Gebiete allein durchqueren muss, die wiederum von den verschiedensten Völkern, Monstern und anderweitig unaussprechlichen Kreaturen des Reiches bewohnt werden. Da wären gigantische Urwälder mit lebenden Bäumen (laut Volksmund), deren Wurzeln so dick sind, dass sie sich wie kleine Flüsse über den Waldboden winden. Grassteppen mit moosbewachsenen, steinernen Riesen, die einen zu zerquetschen oder -treten versuchen, wenn man sich ihnen zu sehr nähert, sofern sie nicht gerade dabei sind sich gegenseitig die Steinköpfe einzuschlagen (auch da erzählt der Volksmund, dass sich der Gewinner solch eines Kampfes mit den steinernen Einzelteilen des Verlierers bereichert, sodass man besonders starke und/oder alte Steinriesen an ihrer Größe und Masse erkennen kann). Den weiten Wiesen folgen karge Berge mit tiefen Schluchten, unüberwindbaren Steilhängen und scharfkantigen Felsgebilden. Nicht zu vergessen weitere Steinriesen, die hier direkt aus dem Gebirge geboren werden sollen, so heißt es, und dann, wenn sie genug Steine gesammelt haben, auf die Wiesen hinaus wandern und tun, was Steinriesen so tun. Warum, weiß jedoch niemand. Andere behaupten auch, dass zu alte und zu große Riesen zu träge mit ihrer eigenen Last werden und dann in das Gebirge um zu sterben, bzw. einfach in ihre Einzelteile zerfallen, aus denen dann wiederum die jungen Riesen entstehen sollen. Ein ewiger Kreislauf. Je tiefer man also in das Gebirge vordringt, desto kleiner werden die Steinriesen. Dafür jedoch wird einem die nun eisige Kälte immer mehr zu schaffen machen. Alles wird in Schnee gehüllt sein, was die eh schon tückischen Hänge verstecken und somit noch gefährlicher machen wird. Doch wenn man denkt dem Gebirge entkommen zu sein, erstreckt sich vor einem eine neue Ebene mit neuen Riesen: die Schneewüste. Gefolgt von der Eiswüste, die zwar mit ungefährlichen Tieren, aber dafür umso härteren Überlebensbedingungen gemeistert werden muss. An ihrem Ende befindet sich dann der "Rand der Welt". Eine steinige Hügelkette, die zwar relativ flach ist, sich aber über Meilen und Meilen hinweg wie ein Gürtel durch das Land zieht und dem Reich als natürliche Grenze dient. Eine schnell überwindbare Grenze, im Vergleich zu den Strapazen, die bis hierhin auf dem Weg liegen, wenn sich auf den Hügelspitzen nicht eine Barriere aus reiner Magie zusammenballen würde. Wie ein andauerndes Gewitter, energiegeladen und elektrisch knisternd, mit einer dichten Decke aus dunklen Wolken darüber, die keinen Sonnenstrahl hindurch lassen. Diesen Ort haben bisher nur wenige sehen und auch davon berichten können, ohne einen großen Preis dafür zahlen zu müssen. Den Elf interessiert die Barriere nicht, nur, wie er durch sie hindurch kommen kann - und wird, denn sein Ziel liegt auf der anderen Seite. Wen auch immer er treffen soll, er oder sie muss enorm wichtig sein und eher würde er bei dem Versuch sterben, als aufzugeben - und selbst Sterben ist keine Option für ihn. Er wird es schaffen. Für seinen Herrn und Meister. Der junge Elf schafft die Reise ohne nennenswerte Kämpfe, während sein Reittier, schnell wie ein Gepard und mit großer Ausdauer, den Großteil ohne Rast durchgaloppieren konnte, wenn er ihr nur etwas ins Ohr flüsterte. Die meiste Zeit ist er unnötigen Gefahren aus dem Weg gegangen und hat nichts riskiert. Ihm wurde keine genaue Frist gegeben, so hat er sich selbst vorgenommen die Taverne innerhalb eines Jahres zu erreichen, lieber noch schneller als das. Alleine zu reisen, mit nichts als einem Pferd als Gesprächspartner und vielen schlaflosen Nächten, die zu gefährlich gewesen waren, um die Augen unaufmerksam auszuruhen, haben jedoch schnell dafür gesorgt, dass der Elf jegliches Zeitgefühl verloren hat und seine ihm verbleibenden Kräfte nur noch auf das Weiterkommen konzentriert. Doch natürlich fordert eine solche Reise ein großes Opfer. So dient ihm sein treues, doch leider verendetes Pferd in der Eiswüste als überlebenswichtige Nahrung, die genau an dem Tag zu Neige geht, als sich die dunkel verhangene Hügelkette am Horizont abzeichnet. Hunger, Durst, Müdigkeit, schneidende Kälte und nun auch noch Magie nagen und reißen am Körper - vielleicht sogar an der gesamten Existenz des Elfen, als er sich dem unwirklich scheinenden Spektakel nähert. Gerade, als er das Gefühl hat es würde ihn in alle Einzelteile und gar Moleküle zerreißen, bricht er auf der anderen Seite der Barriere hinaus und seine leeren Augen richten sich auf das neue, fremde Land, das doch so erschreckend vertraut wirkt: eine, im fernen Sonnenlicht glitzernde Eiswüste, dahinter eine schneeweiße Ebene und am Horizont eine Bergkette mit weißen Gipfeln. Wenn diese nicht eine andere Form gehabt hätten, er hätte angenommen auf der gleichen Seite heraus gekommen zu sein, wie er in die Magie getreten war. Wenn er weiter sehen könnte, würde er die grünen Täler sehen, wo die Berge sanft abfallen und kristallklare Flüße wie Silberfäden sich einen Weg zur weit entfernten Küste ins unerforschte Meer bahnen. Doch der Elf sieht nur verschwommen auf die Ebene vor sich, einen Fuß nach dem anderen setzend, die mit jedem Schritt schwerer werden. Jeder kleinste Kiesel wird zur tückischen Falle, jeder Sturz härter, jedes Aufstehen länger und mühseliger. Auf Tag folgt Nacht und wieder Tag. Noch bevor er es merkt, liegt die Eiswüste bereits hinter ihm und die Mittagssonne - oder irgendeine Sonne - lässt den Schnee der nächsten Wüste grell aufleuchten, sodass er die schweren Augenlider schließen muss, um nicht zu erblinden. Alles wirkt kleiner und weniger gefährlich als auf seiner Seite der magischen Grenze. Vielleicht der einzige Grund, aus dem er noch lebt, selbst wenn er selber nicht sagen kann, warum und ob er wirklich noch lebt. Wann hat er das letzte Mal etwas getrunken, gegessen, geschlafen oder Halt gemacht? Wie ist er überhaupt durch die Barriere gekommen? Ist er wirklich auf der anderen Seite oder spielen ihm seine brennenden Augen nur einen üblen Streich, sodass er gerade den ganzen Weg wieder zurück torkelt? Noch ehe er weitere Gedanken darüber verlieren kann, wird sein Blick schwarz und er fällt in den weichen Schnee, der sich für ihn wie ein frisch bezogenes Daunenbett anfühlt. All der Hunger, der Durst und die Müdigkeit spürt er nicht mehr und auch der Schmerz in den Beinen, Füßen und der Lunge verschwindet langsam. Selbst der Grund, wohin er überhaupt will und woher er überhaupt kommt, schwinden aus seinen Erinnerungen. Das einzige, was bleibt, ist das statische Knistern der Magie, die noch immer in seinen Ohren widerhallt. Dann wird sie immer lauter und verstummt schlagartig. Der Elf öffnet die Augen. Ein dunkles Zimmer, ein weiches Bett und das muntere Prasseln eines Kaminfeuers. Die warme Luft riecht nach Brennholz, Kräutersalbe und Eintopf. Sein Kopf ist das einzige, was er bewegen kann und wären seine Augen nicht, hätte er nicht gewusst überhaupt noch einen Körper zu besitzen. Er weiß nicht wo er ist und wie viel Zeit seit seinem letzten, wachen Moment - wenn man diesen als solches bezeichnen kann - vergangen ist. Selbst, wenn er seine Stimme wiedergefunden hätte, könnte er niemanden fragen, denn die einzige Person, die er am Tag zu sehen bekommt und sich um ihn kümmert, ist zwar überaus fürsorglich, jedoch mindestens genauso schweigsam. Aufmerksam mustert er jede Bewegung des Mannes, der nicht viel älter, eher etwas jünger, als er sein müsste. Groß, breite Schultern mit kräftigen Armen und Schwielen an den so vorsichtigen Händen. Hart arbeitend also und dazu unendlich freundlich, den dunklen Augen nach zu urteilen, die gelegentlich unter dem ebenso dunklen, zerzausten Haar hervorblitzen. Sicher ein junger Vater mit einer liebreizenden Frau und fröhlichen Kindern, denn Frauen- und Kinderstimmen hört er täglich aus dem Nebenzimmer. Nur verstehen kann er sie nicht und das nicht, weil ihm seine halb abgefrorenen Ohren nicht mehr dienen wollen. Ihre Sprache ist ihm einfach völlig unbekannt. So übt er sich, neben seiner körperlichen Rehabilitation, darin diese zu lernen - erst im Kopf, dann mit der eigenen Stimme, sobald er diese wieder bruchfrei einsetzen konnte. Zu seiner Überraschung wurde ab dem Zeitpunkt auch sein "Pfleger" gesprächiger, vermutlich wollte er ihm einfach nur die bestmögliche Ruhe zum Genesen geben, die er ihm bieten konnte. Auch wenn es dadurch stets unheimlich still zwischen den beiden gewesen war. Er war schon immer ein schneller Lerner und so erfährt der Elf nicht nur, dass er es wirklich auf die andere Seite der Barriere geschafft hat und damit der erste seit zwei Jahrzehnten war, wie ihm der andere erklärt, sondern zudem auch noch der erste Elf wäre, der für den gleichen Zeitraum hier zuletzt gesehen wurde. Warum, wollte er ihm noch nicht erzählen, aber vermutlich war damals etwas Schlimmes geschehen, mit dessen Details er ihn vorerst nicht unnötig belasten möchte. Ihn wundert es jedoch, dass man ihn einerseits den ersten,aber auch den letzten Elf nennt, denn das Gleiche haben die ältesten Anhänger seines Herrn und Meisters auch stets über ihn erzählt, dass er der erste und letzte wäre, der zu ihnen gekommen ist. Verstanden hat er es nie und auch nie mehr darüber aus ihnen herausbekommen. Doch auch hier hüllen sich alle leicht in Geheimnisse, denn er meint einen älteren Mann aus dem Nebenzimmer gehört zu haben, der behauptete, dass er ihnen helfen könnte, doch als er seinen neuen Freund darauf ansprach, verschob er das Thema auf ein anderes Mal. Erst müsste er vollständig genesen sein, bevor er sich um andere als sich selbst Gedanken machen soll. Doch wenn es etwas ist, wobei er wirklich helfen kann, so will er es tun, entscheidet der junge Elf für sich, das wäre das Mindeste, womit er sich für seine Rettung und Heilung bedanken kann. Tage, Wochen, vielleicht sogar ein Monat oder mehr vergehen. Nach und nach lernt er die restliche Familie des schweigsamen Dunkelhaarigen kennen und erfährt dabei gleich mehrere Dinge: es waren nicht seine Frau und Kinder, sondern Mutter, Schwester und Nichten wie Neffen, die er immer gehört hat. Auch ist er nicht der einzige, der hier groß ist - dies scheint hier Gang und Gebe zu sein. Er selbst hat sich nie als klein gesehen, doch hier ist er gerade mal so groß wie die meisten Frauen und selbst die tendieren eher noch ein Stück größer zu sein. Zuerst bleibt es bei seiner Familie, die er kennen lernen kann und nie ihn allein besuchen darf, denn anscheinend brennt ein ganzes Dorf darauf endlich einen Blick auf den Elfen werfen und ihn mit Fragen durchlöchern zu können. Nun ist er froh, dass man ihm bisher die größtmögliche Ruhe gegeben hat, auch wenn er sich ihnen langsam zeigen muss, denn um seine steifen Beine zu bewegen und ihnen wieder ihre alte Stärke zurückzubringen, muss er früher oder später das Haus verlassen. Seinen Auftrag hat er dabei natürlich auch nicht vergessen, obwohl es ihn schon wundert, denn das Dorf besitzt nur eine Gemeindehalle und niemand weiß von einer Taverne, die hier in der Nähe liegen soll. Dafür liegt ihr Dorf zu weit westlich des Reiches und wegen der Lage wagt sich niemand zu ihnen, bis auf solche, die sich für die Waren interessieren, mit denen die Eisfischer hier Handel treiben oder täglich sich und ihre Familien ernähren. Das nächste Dorf, aus dem diese Händler kommen, soll erst hinter den Bergen liegen, die sie vom Rest der Zivilisation trennen. Wie tief hat sein Herr vorgehabt ihn in dieses fremde Land zu schicken? Mit viel Glück liegt die erhoffte Taverne wirklich bereits im nächsten Dorf und dann wird er endlich erfahren, wofür er all diese Strapazen auf sich genommen hat und so schnell, wie es ihm nur möglich ist, zur eigenen Heimat aufbrechen - doch dieses Mal besser ausgerüstet. Ein wenig bedauert er diese Gedanken jedoch, immerhin würde es auch bedeuten jeden hier so schnell wie möglich zu verlassen und nie wieder zu sehen, obwohl er schnell Gefallen an den Leuten hier gefunden hat. Sein Retter ist selbst Eisfischer und nur ihm und den Nasen seiner Schlittenhunde hat er es zu verdanken überhaupt noch in dieser Welt zu sein. Selbst das kann sich der Dunkelhaarige nicht erklären, denn laut ihm war er so blau gefroren gewesen, dass er eigentlich tot sein müsste. Vielleicht hat ihn seine Elfenmagie geschützt oder etwas anderes, denn wer kann schon sagen welche Auswirkungen wilde Magie auf einen Körper hat, noch dazu auf einen elfischen? Vieles geht dem Elf seit seinem Erwachen durch den Kopf und obwohl es sein Auftrag sein müsste, ertappt er sich dabei, dass es die meiste Zeit dabei um die Magie der Barriere und die Worte bezüglich der Elfen dieses Landes geht. Wenn hier Elfen gelebt haben, warum dann "haben"? Wo sind sie jetzt? Was ist damals vor 20 Jahren geschehen.. Er ertappt sich auch dabei die Anwesenheit seines, ihn noch immer pflegenden, Freundes in den etwas unangenehmeren Situationen (wie der Gang zur Toilette, an- und ausgezogen und gewaschen werden) nicht mehr als ganz so unangenehm und erniedrigend zu empfinden, als in den ersten Tagen nach dem Wiedererlangen seines Bewusstseins. Wie schnell er sich doch daran und an ihn gewöhnt hat. Zu schnell. Das Leben hier hat etwas ungewohnt Vertrautes und Heimeliges, als hätte er endlich sein wahres Zuhause gefunden. Neue Empfindungen, die neue Fragen aufwerfen. Ein Grund mehr so schnell wie möglich zu Kräften zu kommen und seine Aufgabe endlich fortzusetzen, solange der Abschied noch schnell ausfallen sollte. An einem Abend sitzt er mit den jüngsten Kindern, denen der Schwester, zusammen. Er im, sie an seinem Bett. Mit noch holprigem Verständnis ihrer Sprache, hört er ihren Geschichten, Erzählungen und Abenteuern zu, die sie diesen Tag erlebt haben, während sich die Erwachsenen um das Essen und restlichen Haushalts-Pflichten kümmern. Nichts, wofür er sich früher interessiert hätte, doch das Zimmer ist, mit jedem Tag, dem es ihm besser geht, immer kleiner und unerträglicher geworden. Er kann es nicht erwarten endlich längere Zeit draußen herumlaufen zu können, statt wie die Alten am Stock gehen und öfters Pausen einlegen zu müssen. Die Kinder erzählen von dem, was sie in letzter Zeit von den Erwachsenen aufgeschnappt haben, also geht es hauptsächlich um Elfen, was ihn freut zu hören. Seit seiner Ankunft ist sein Volk, von dem er nicht einmal gewusst hat überhaupt eines besessen zu haben, das Hauptgesprächsthema der Alten, die sich nur zu gern an die Hochzeit ihrer Jugend erinnern, in der Elfen öfter zu sehen waren und einige sogar in einem kleinen Dorf im Wald auf der anderen Seite der Berge gelebt haben sollen. Als er das hört, spricht er den Dunkelhaarigen darauf an und dieser verspricht ihm tatsächlich, sobald er wieder Tagesmärsche vollbringen kann, ihn dort hinzubringen. Doch die Geschichten und Erinnerungen der Alten enden schnell in Trauer und Schrecken: Vor vielen Jahren, vermutlich vor genau zwanzig, wie der Elf vermutet, wurde das Land von einem "bösen Mann" bedroht. Er fiel mit seinen Männern in den östlichen Teilen des Landes ein und griff jedes Elfendorf an, was erfand - und nur Elfen. Sie plünderten und töteten, doch es wurde keine einzige Leiche, Gräber oder gar Asche gefunden, obwohl es Spuren von Kampf und Tod gegeben haben soll. Niemand weiß woher dieser unbeschreibliche Hass auf die Elfen kam oder was auch immer sie dazu bewegte. Auch verschwand der Trupp nach Wochen und Monaten des Terrors spurlos, ehe die ausgesandten Armeen des damaligen Herrschers sie einholen und eventuell verbliebenen Elfen rechtzeitig zu Hilfe eilen konnten. Sicher war nur, dass es Fremde gewesen waren, denn weder die Banner unter denen sie marschierten und ritten, noch ihre Sprache war irgendjemandem bekannt gewesen. In dieser Nacht finden der Elf keine Ruhe. Für Kinder sind Geschichten nicht nur Geschichten und sein Auftauchen hat in ihnen die Hoffnung erweckt, dass sich diese auch irgendwann wahr werden. Doch für einen Erwachsenen, der beide Seiten einer Münze kennt (oder in dem Sinne zwei Länder vor und hinter einer magischen Barriere), erzählt diese Geschichte mehr, als es zunächst den Anschein erweckt. Beweis dafür ist der Albtraum, der ihn heimsucht und festhält, bis er schweißgebadet beim ersten Strahl des nächsten Morgens erwacht: Brennende Häuser, schreiende, weinende, kämpfende, sterbende Männer, Frauen und Kinder. Menschen. Nein, Elfen. Zwei, ein Elfenmann und seine Frau, die vor seinen Augen auf die Knie fallen und zu Boden gehen. Rotes Blut auf blitzendem Stahl. Es tropft und fließt ihm vor die Kinderschuhe. Seine kleinen Hände greifen nach dem langen, weißblonden Haar seiner Mutter. Dann ein Schatten, wie ein Berg, der sich vor ihm aufbaut und ihnen mit einem erschreckend bekannten Lächeln hochhebt und vor sich auf das eigene Ross setzt. Aus einem der Nebenzimmer stürmt der Dunkelhaarige zu ihm ans Bett. Er schreit und windet sich noch wie unter Schmerzen, als hätte man ihm gerade das Herz bei lebendigem Leibe aus der Brust gerissen, dann öffnet er unter Tränen die Augen und schaut panisch in die dunklen seines Gegenübers, dem sich der Rest der Familie besorgt nähert. Er spürt wie ihm eine große, warme Hand das zerwühlte Haar aus dem Gesicht streicht, das ihm die eigenen Tränen in Strähnen an die Wangen klebt. Langsam beruhigt sich sein Herz wieder. Seine Hände und Füße entkrampfen und der Elf sackt erschöpft zusammen, um für einige Stunden mehr in einen, dieses Mal traumlosen, Schlaf zu fallen. Als er erneut erwacht, fühlt er sich immer noch erschöpft und alle Glieder schmerzen ihm vom Verkrampfen, als wäre er den Tag zuvor einen Marathon gelaufen. Niemand ist bei ihm im Zimmer, vermutlich sind die Kinder draußen am Spielen und die Erwachsenen gehen ihrer Arbeit und restlichen Aufgaben nach. Er nutzt die Gelegenheit sich alleine zu waschen und in ein trockenes Hemd zu schlüpfen, ehe die ersten wieder nach Hause kommen. Als letzter ist es, wie so oft in letzter Zeit, seit es ihm besser geht, sein großer Freund. Sicher brennt dieser darauf, so wie alle anderen auch, ihn nach dem zu fragen, was am Morgen geschehen war, doch zu seiner Überraschung erwähnt niemand etwas und es wirkt fast so, als hätte es sich nur in einem Fiebertraum abgespielt, wenn nicht eine erdrückende Beklommenheit zwischen ihm und dem Dunkelhaarigen zu spüren wäre. Erst am Abend, nachdem die Kinder ins Bett gebracht wurden, setzt er sich zu ihm und bricht endlich das Schweigen und die unerträgliche Distanz zwischen ihnen. Der Elf holt tief Luft und erzählt ihm von seinem Traum, bringt es jedoch nicht über das Herz die Identität des Mannes zu verraten, der seine Eltern ermordet hat. Diese Erkenntnis hat ein Entsetzen und Ungläubigkeit in ihm ausgelöst, die noch zu tief in ihm sitzen, als dass er sie selbst begreifen kann oder möchte. Noch dazu findet er die Zeit als noch nicht gekommen über seine Tätigkeiten im Dienste dieses Mannes zu reden, dem er einst ewige Treue geschworen hat. Was für ein makaberer Witz! Ihm wird nun so einiges klar, warum die anderen immer in Rätseln über ihn gesprochen haben. Sicher haben sie sich auch hinter seinem Rücken über ihn krumm und schief gelacht, während er seinem Herrn treu in jede Schlacht und zu jeder Eroberung folgte. Einen rücksichtslosen und schlachtenden Bluthund hat er aus ihm gemacht. Das Weltbild eines Kindes in tausend Teile zerbrochen und dann nach seinem Wunsch wie weichen Ton geformt. Doch die Reise hierher hat den längst gebrannten Ton erneut zerbrochen und die Scherben seines Ichs wurden dieses Mal von echten fürsorgenden Händen liebevoll zu etwas zusammen gesetzt, das nun längst nicht mehr der Elf ist, der er einst gewesen war - und auch nie wieder sein will. Doch etwas anderes bereitet ihm nun Kopfschmerzen. Denn wenn sein ach so feiner Herr es war, der damals mordend durch diese Lande gezogen ist, heißt das dann nicht, dass er selbst durch die Barriere gegangen ist und mit ihm sogar ein ganzer Trupp aus ruchlosen Gefolgsleuten? Wie? Warum? Woher kam er? Immerhin ist das West-Reich sein Reich, was hatte er also auf der anderen Seite zu suchen? Nur um Elfen zu töten? Wer war er wirklich? Was gab ihm die Möglichkeit durch die Barriere zu reisen, ohne Schaden zu nehmen? Noch dazu mit einem Elfenkind als glorreiche Trophäe. Fragen, auf die es keine Antworten gab. Noch nicht. Die letzte jedoch, drückt ihm am schwersten auf den Schädel: Was war mit seiner Reise hierher? Ein Witz, um nach Jahre langer Treue den Elf nun doch endlich loszuwerden und zu beenden, was er vor zwanzig Jahren begonnen hat? Und die Taverne, gab es sie überhaupt, sowie die Leute, die er dort treffen soll? Was ist mit den neuen, großen Plänen, an die er nicht mehr teilnehmen sollte und konnte, weil er auf diese "Mission" geschickt wurde - und wie ein Trottel ohne zu nachzufragen einfach losgeritten ist! Die Zeit allein, so quälend sie jetzt auch ist, wird das Wie und Warum schon noch erläutern, ehe sich sein Stahl einen Weg in dieses verdorbene, schwarze Menschenherz bahnt. Bis dahin wird er genesen und langsam aber sicher trainieren, bis er wieder standhaft auf den Beinen ist und mindestens so flink wie tödlich mit dem Schwert - besser noch: tödlicher als je zuvor. So bricht er bereits am nächsten Tag auf, um endlich den Dorfältesten zu sprechen, jedoch nicht um die eigene Hilfe anzubieten, sondern um seine zu ersuchen. Er kann nicht sagen, wie viel Zeit seines Aufbruchs verstrichen ist, darum ist mehr denn je höchste Eile geboten. Wenn er planen sollte nach zwanzig Jahren hier erneut einzufallen, muss der jetzige Herrscher darüber benachrichtigt und das Volk gewarnt werden. Dies ist seine wahre Heimat und die wird er sich kein zweites Mal wegnehmen lassen! Der Älteste versteht zunächst nicht ganz woher dieses plötzliche Wissen über einen möglichen Feind kommt, doch die Tatsache, dass er ein Elf ist, der sich zudem noch daran zu erinnern glaubt ein Überlebender des Elfen-Massakers von damals gewesen zu sein, reicht ihm, um sofort einen Boten zu entsenden, der sich auf den Weg in die Hauptstadt machen soll. Wenn sie Glück haben wird dieser rechtzeitig ankommen und das gröbste Übel kann verhindert werden. Bis dahin verbreitet der Alte im Dorf, was er sich aus diesen Informationen selber zusammen gesponnen hat: der junge Elf ist nach jahrelanger Knechtschaft dem Tyrannen entkommen, der für den Tod und das Verschwinden aller anderen Elfen verantwortlich ist, und hat die lange und beschwerliche Reise auf sich genommen in die eigene Heimat zurückzukehren und diese vor seinem erneuten Angriff zu warnen, selbst wenn es ihm fast das eigene Leben gekostet hat. Dem Elf ist diese Halbwahrheit nur recht und er bittet seinen dunkelhaarigen Freund niemandem zu erzählen, was er ihm Weiteres über sich berichtet hat und noch mehr erläutern wird, sobald der richtige Moment dafür gekommen ist. Damit scheint dieser halbwegs zufrieden, es reicht, dass sich alle nun auf die drohende Gefahr konzentrieren, statt unnötige Fragen über die Verbindung zwischen dem Weißblonden und dem fremdländischen Herrscher zu stellen. Er beobachtet, wie der Bote als kleiner Punkt am Horizont und zwischen den Ausläufern des Gebirges verschwindet. Langsam gewöhnt er sich an die Kälte dieser Ländereien, auch wenn er dieses Mal von oben bis unten in dicken Pelz und wasserabweisendes Leder gehüllt und sein Bauch voll wärmender Fischsuppe gefüllt ist. Nun beginnt sein Training. Jeden Tag wagt er sich einige Meter mehr hinaus und begleitet den anderen sogar ab und an beim Eisfischen, auch wenn er dabei in Decken gehüllt auf dem Schlitten sitzen bleibt. Seine Beine wollen endlich wieder laufen und springen und seine Arme und Hände fühlen sich an, als hätten sie längst das Gewicht seines Schwertes vergessen. Tatsächlich ist sein Schwert das einzige im Dorf. So friedlich, wie diese Menschen hier leben, scheint niemand Gebrauch für solche Waffen zu haben. Waffenlos sind die Dorfbewohner aber natürlich nicht. Sie haben ihre Messer, mit denen sie ihre Beute zerlegen und ausnehmen und zum Jagen und Fischen haben sie Harpunen und Wurfspeere. Die sind jedoch in seinen Augen so gewaltig, als würden sie Waljagd betreiben, dabei sind es die Fische, die solch enorme Längen erreichen, dass diese Waffengröße nur gerechtfertigt erscheint. Oft starrt er fassungslos auf Prachtstücke von Fischen, wie er größere noch nie zuvor gesehen hat, nur um dann erzählt zu bekommen, dass die Fische dieses Jahr etwas kleiner ausfallen und der Standard eher mit Pferden gleichzusetzen ist! Die auffällige Größe der Leute hier hatte den Elf bereits von Anfang an gewundert, aber nicht nur sie und die Fische sind ungewöhnlich groß, so wundert es ihn schon fast nicht, dass auch die Schlittenhunde eine beachtliche Größe aufweisen. Fast wie Ponys, nur mit schneeweißem, dichten Fell und feuchten Nasen, die hechelnd und Schwanz wedelnd auf einen zugerannt kommen - und das natürlich nur um "zu spielen". Zu Boden werfen und unter breiten Pfoten und unglaublich viel Gewicht erdrücken, trifft es im Verhältnis zu ihm eher zu, so musste er sich beim ersten Aufeinandertreffen mit den Hunden seines Freundes schützend hinter ihn stellen, während er die aufregte Bande zu beruhigen versuchte. Die wärmere Jahreszeit bricht nun an. Temperaturen, die er von den vorherigen nicht unterscheiden könnte und die ihm auch nicht aufgefallen wären, wenn man es ihm nicht gesagt hätte. Spätestens die Berge an Fell hätten es ihm verraten, die die Schlittenhunde nun verlieren, während sie von ihrem Winter- auf den Sommerpelz wechseln. Heute ziehen ihn und ihren Besitzer nur halb so viele als sonst, denn es geht nicht zum Eisfischen hinaus. Wie versprochen führt er ihn durch die Schneewüste und über den Bergpass auf die andere Seite. Hier ist der Wechsel der Gezeiten klar und deutlich zu spüren, als hätten sie eine unsichtbare Grenze durchschritten oder wären durch ein Tor in eine andere Welt geraten, sodass sie sich rasch aus den gröbsten Pelzen schälen. Mit leichter Kleidung und wenig Gepäck marschieren sie zu zweit durch den grünen Wald, während die Hunde beim Schlitten am treu am Pass warten. Für ihr dichtes Fell ist dieser warme Ort nichts. Der junge Elf hatte schon fast vergessen, wie grün die Welt sein kann, wie auch das Gefühl von weichem Erdboden und knackendem Unterholz unter den Füßen und der Klang vom Gezwitscher der Vögel in den Baumkronen, der die ganze Luft erfüllt. Drüben hört man nur das Knacken des Eises, das Knirschen von frisch aufgewehtem Schnee und das ein oder andere Krächzen oder Schnattern der Schneevögel, die dort nisten und dank ihrer harten Schnäbel und kräftigen Beine ebenfalls begnadete Eisfischer sind. Die Bauten, die ihm der Dunkelhaarige zeigt, zeugen nur noch an einigen Stellen vage von der Detailverliebtheit und Handwerkskunst, mit der die Elfen ihre Umgebung schmückten, sei es in der Architektur oder Landschaftsgärtnerei. Das meiste jedoch ist längst von der Natur zurückerobert worden und bietet nun Pflanzen und einigen Tieren ein neues Heim. Der Schrecken von damals ist längst nicht mehr zu spüren. Es ist friedlich. Fast schon zu friedlich und es erfüllt ihn mit Trauer sich nicht an mehr aus seiner Kindheit zu erinnern, als an alles aus der Zeit, die er bei den Menschen verbracht hat. Irgendetwas muss noch vorgefallen sein, dass er seine wahre Herkunft vergessen hat und vielleicht spielt auch hier die Barriere wieder eine wichtige Rolle. Doch das wird er es erst erfahren, wenn er ihm endlich gegenüber steht und ihn dazu bringt zu reden - und er wird reden. Er wird diesem Land, in dem nur Frieden herrscht, kurz zeigen, was er auf der anderen Seite gelernt hat, ehe er sein altes Leben, das ihm nun wie ein wahr gewordener Albtraum vorkommt, vollständig hinter sich lassen und vergessen kann. Da gibt es wirklich nichts, an was es sich zu erinnern lohnt. Sicher kann auch er ein paar Männer aufzählen, die er bisher als Freunde gesehen hat. Schließlich hatte er einen eigenen Trupp, der unter seinem Kommando stand und da die meisten unter ihnen seinem Alter entsprechen, dürften sie kaum wissen, was es wirklich mit ihm auf sich hatte - sofern sie nicht von den Älteren eingeweiht wurden. Der Weißblonde mag sich nicht ausmalen was alles echt und was in Wirklichkeit nur billiges Theater gewesen ist. Es lässt sich jedoch nicht bestreiten, dass bei allen, Freund und Vertrauter oder nicht, immer eine Art unsichtbare Wand zwischen ihm und den Menschen geherrscht hat. Eine unangenehme Distanz und das Gefühl als einziger Elf nie wirklich dazuzugehören, keine Person als seine Familie und keinen Ort als seine Heimat bezeichnen zu können. Bei allen - bis auf seinen Meister und das ist es, was ihn, seit er die Wahrheit kennt, am meisten erschüttert hat und nun brennt in ihm ein solcher Hass auf diesen Mann, dass ihm davon schon öfters fast übel wird. Dabei hallt, öfters, als er es in letzter Zeit will, die Geschichte einiger der ältesten Gefolgsleute des Herrn in seinen Ohren wider (an deren Händen sicherlich auch Elfenblut klebt): die Geschichte, wie er zu ihnen gekommen war und zwar als einziger Überlebender eines Massakers von Elfenhassern, der von ihrem "gnädigen Lord" gerettet und aufgenommen wurde, nachdem sie zu spät eingetroffen waren die anderen Elfen zu retten. Jung, naiv und hundertprozentig traumatisiert, wie er nun weiß, hatte er diese dreiste Lüge geglaubt, nachdem sie ihm immer und immer wieder eingetrichtert worden war. Solange, bis er vor dem "gnädigen Lord" auf die Knie fiel und ihm ewige Treue schwor. Sie müssen sich im Hintergrund die fetten Bäuche vor lauter Lachen gehalten haben. Wütend ballt er die Hände und es macht ihn gleich noch viel wütender zu spüren, dass sie noch immer nicht ihre alte Stärke zurück erlangt haben. Seine ungewollte Nahtoderfahrung hat mehr Spuren hinterlassen und einen höheren Preis verlangt, als er zunächst geglaubt hat, so verläuft seine Rehabilitation bisher schleppender, als er es sich wünscht. Deswegen ist er sich sicher, dass er eigentlich gar nicht mehr leben dürfte. Irgendetwas war mit ihm oder in ihm geschehen, als er der wilden Magie ausgesetzt war. Vielleicht wird er diesbezüglich in der Hauptstadt Hilfe finden, dort treiben sich eher Magiebegabte herum. Irgendwo muss es schließlich jemanden geben, der sich mit so etwas auskennt oder gar Forschungen zu der Barriere betrieben hat oder vielleicht noch betreibt. Doch zunächst muss alles, was noch auf sie zukommen wird, überstanden werden, ehe er diesem Rätsel auf die Spur gehen kann. Wer weiß, vielleicht begleitet ihn dann auch sein Freund. Dem einzigen und wahren, den er je noch als solches bezeichnen mag. Wieder im Dorf angekommen zerschmettert die Realität all seine Pläne und dem Elf ist, als wäre er gerade aus einem schönen Traum aufgewacht, als er die Banner seines Lords im Wind wehen sieht. Zu Pferden belagern einige Truppen die einzige Straße zum Dorf, halten aber überraschenderweise Abstand und ohne Ärger zu machen, wie es scheint. Von den großen Schlittenhunden aufgescheucht, weichen ihnen die Pferde aus und so kommen sie ungestört an ihnen vorbei. Die Dorfbewohner wirken nicht angespannt, aber vorsichtig. Ihre ungewohnte Größe scheint ihnen zudem noch einen Vorteil zu verschaffen, den der Elf nicht bedacht hat. Sonst würden die Männer nämlich schon längst die Frauen und Mädchen bedrängen, während sie in Gruppen vorlauten Männern mit Fäusten und Füßen zeigen würden, wer hier nun das Sagen hat. Das jedoch nichts von alldem passiert, empfindet er als mehr als ungewohnt, verstörend und fast beängstigend, obwohl er sich eigentlich darüber freuen sollte. Entweder halten sie tatsächlich leicht respektvollen Abstand oder aber jemand befahl ihnen sich zurückzuhalten - und wenn das der Fall ist, haben sie größere Probleme, als nur einen Spähtrupp, der für gewöhnlich glaubt sich alles erlauben zu können. Als hätte man seine Gedanken gelesen, verlässt daraufhin jemand das Gemeindehaus, gefolgt vom Dorfältesten, der als einziger etwas nervös wirkt. Dem Elf gefriert leicht das Blut in den Adern, als er einen seiner sogenannten Freunde wiedererkennt, der nun, in voller Truppenführer-Montur und mit ausgebreiteten Armen und einem fast ebenso breiten Grinsen durch den Schnee auf ihn zustapft. Kurz drückt er ihn an sich, haut ihm kräftig auf den Rücken und erkundigt sich gleich danach, wo er denn bleibt und dass er sehnsüchtig erwartet wird. Der junge Elf antwortet nicht und lächelt auch nicht. Stattdessen meint er alle Augen der Dorfbewohner und den seines dunkelhaarigen Freundes auf sich zu spüren und glaubt den Schmerz des Verrates in ihnen zu sehen. Schließlich sollte sich jeder denken, dass es sich bei diesen Leuten, die stark bewaffnet und gerüstet plötzlich auf Schlachtrössern angeritten kommen, nur um den angekündeten Feind handeln kann. Ein Feind, der ihn wohl mehr als nur gut kennt und zu dem er allem Anschein auch noch zu gehören scheint. Oder bildet er sich das nur ein und sie denken wirklich nur, dass es sich bei ihnen um Freunde handelt? Er beschließt seinem Gefährten irgendwie klar zu machen, dass das nicht der Fall ist und dass sie in Gefahr sind, falls sich dies hier in die falsche Richtung entwickeln sollte. Sicher will er den umherstehenden Kindern hier den Anblick von jeglichem Blutvergießen ersparen, aber wenn sie schnell und vor allem als Einheit handeln, dürfte dieser Trupp problemlos zur Strecke gebracht werden. Die Pferde kriegen die Hunde und der Rest von ihnen wird einfach unter die Schollen geworfen, als wären sie nie dagewesen.. Seine Augen wandern von dem jungen Kommandanten zu seinem Freund, der sofort zu ihm herunter schaut und mit seinen dunklen Augen nach einer Erläuterung für all das hier zu suchen scheint, doch noch ehe irgendeiner etwas sagen kann oder hoffnungsvoll Gedanken ausgetauscht werden können, ertönt erneut das Lachen des anderen, der ihm mit einem Ellbogenhieb in die Seite nur verstehend zunickt und zu seinem Leid auch noch laut herumposaunt, dass er ja schon immer diese Art von Vorliebe hatte. Seinem zuvor noch vor Schreck und Anspannung erstarrtes, aschfarbenes Gesicht schießt nun eine tiefe Röte in die Wangen, das seinem Gegenüber dazu veranlasst wieder und nun noch lauter loszulachen. Er kann nur froh sein, dass niemand hier ihre Sprache versteht, ansonsten würde er sich am liebsten sofort in den Schnee eingraben. Dennoch wirft sich der Elf ihm sofort entgegen, in dem kläglichen Versuch die Hände auf seinen Mund zu pressen, was von dem anderen spielerisch abgewehrt wird. Vom ganzen Lachen nur von Seitenstichen geplagt, beruhigt sich dieser dann langsam wieder und wird plötzlich ernst, doch das erwidert der Elf nur, um all dem Klamauk hier endlich ein Ende zu setzen. Mit geballten Fäusten beginnt er nun ihn über den Grund ihres Daseins zu durchlöchern und was die wahren Pläne seines Herrn wären. "Seines Herrn" lässt den anderen hellhörig und stutzig werden und seine Miene verfinstert sich. Nun ist es der Elf, der zu lächeln beginnt und mit herabschauendem Blick die Arme vor der Brust verschränkt. Dann teilt er ihm mit, dass er, als braver Hund, der er doch ist, zu seinem Herrn zurückkehren und ihm ausrichten soll, dass er über alles Bescheid weiß und dieser nicht auf seine Rückkehr warten braucht. Auch, dass er bereits alles in die Wege geleitet hat seine Pläne, was auch immer sie nun sein mögen, zu vereiteln. Der junge Kommandant schnaubt nur leise, doch deutlich verächtlich. Mit den Worten, er habe ja keine Ahnung worauf er sich einließe, schwingt er sich, knapp und irgendwie traurig lächelnd, auf sein Pferd und führt dann seinen Trupp in Richtung Berge ab. Der Elf - und vermutlich auch das ganze Dorf - schaut wie versteinert zu, wie der dunkle Punkt am Horizont langsam kleiner wird. Vielleicht hat er wirklich keine Ahnung. Vielleicht hat der Bote die jetzige Königin nie erreicht. Vielleicht ist alles zu spät. Vielleicht aber auch nicht und wenn das der Fall sein sollte, wird er um alles kämpfen, was noch zu retten ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)