Memories von Pragoma ================================================================================ Kapitel 16: Abstand ------------------- Open my grave andlet the sunshine in I am just a lost soul Help me to grow,show me the way into your heart Oh, can't you see how I'm dying? I've got noreason to be proud,drink this water aroundme before I drown God save the Queen, but why can't God save me All the flowers die tonightTear drops falling down my faceand all the candles lose their flames And the more we grow,the less we knowuntil the timewe lose it all Look at me now,I'm broken and empty Why does it alwaysrain on me? Give me your heartso I can live Negative - Lost Soul Erneut hatte er es getan, Kevin blockiert und damit Jack auf keinen dummen Gedanken kam, diesen mit Max gleich mit. Es ging einfach nicht, sein Leben und das seiner ehemaligen Kollegen passt nicht zusammen. Andre hatte seine Werkstatt, sein Baby, seine Autos und Hunde und alles andere war zu viel. Jedenfalls redete er sich das ein und es war gut so, wie es war. Jiri war Ersatz genug für alles. Zum Reden war er da, um Halt zu geben, Blödsinn zu machen und um die Häuser ziehen. Der perfekte, kleine Bruder, der ihm so oft wie ein großer vorkam. Jiri war oft in Sorge, tadelte, schimpfte und es kam vor, dass er ihn ungehalten einfach anbrüllte, weil es ihm zu viel war. In letzter Zeit kam das oft vor und nicht nur Jiri überstieg Grenzen, sondern auch Adam, der sich immer wieder unangemeldet breitmachte. Es war okay für Andre, Adam war sein bester Freund und das seit Jahren. Zusammen hatten sie viel durchgemacht, erlebt und irgendwann waren sie sogar mehr als nur Freunde. Eine zarte Liebe entstand, wurde auf viele Proben gestellt und am Ende scheiterten beide daran. Zu oft, zu dicht aufeinander. Damit aber nicht genug. Adam zeigte immer wieder Eifersucht, telefonierte ihm sogar nach und am Ende tauchte er ungefragt am Set auf. An sich kein Problem, aber Adam hatte übertrieben, sich sogar mit Marty angelegt, als dieser sich schützend vor ihn gestellt hatte. Alles sah danach aus, als würde er auf den sonst so lustigen Pausenclown, den Andre damals gerne vorgab, losgehen und das wollte der strenge Regisseur verhindern. Nie war es ein Geheimnis gewesen, dass Andre sein Liebling war, er geschützt wurde und auch gerne mal wie ein rohes Ei behandelt wurde. Noch heute hatten beiden Kontakt, doch das behielt Andre für sich und auch Marty gab sich bedeckt. Schwer seufzte er, stieg in seinen Wagen, drehte die Musik auf, legte den Rückwärtsgang ein und verließ den Hof. Laut drangen die ersten harten Beats von Darren Porter durch die Lautsprecher, schlichen sich in seine Ohren und stellten den sonst so scheuen, jungen Mann auf feiern um. Party machen, saufen, die Sau herauslassen und vergessen. Das war genau das, was er brauchte und dafür wäre Adam bestens geeignet. Vielleicht auch Jiri ... wobei? Sicher würde er sich wieder aufspielen, ihm den Spaß verderben und mit Engelszungen auf ihn einreden, den Unfug sein zu lassen. Wer war er denn, sein Babysitter? Richtig, er war sein Bruder! Jiri war verdammt noch mal sein kleiner Bruder und nicht sein Bodyguard. Wütend darüber drehte Andre die Musik lauter, so laut, dass der ganze Wagen vibrierte und man unmöglich das Martinshorn hören konnte. "Fahr zur Hölle", zischte er. "Schieb dir deine Moralpredigten in deinen jungfräulichen Arsch!" Hässliche Worte, die er von sich gab, beinahe schon brüllte und ihm leidtun sollten. Das taten sie jedoch nicht. Kein Wort ließ sein Herz schmerzhaft zusammenziehen. Mehr löste sich endlich ein Knoten, der sich die letzten Wochen eng um seine Sichtweise gelegt hatte. Es war befreiend, fühlte sich richtig und gut an. Andre lachte freudlos auf. "Fick dich, Jiri!" Ein paar mal wiederholte er diese Worte wie ein Mantra, schlug erzürnt auf sein Lenkrad und beruhigte sich langsam. Tief atmete er durch, fuhr weiter Richtung Domažlice und unterließ weitere Schimpftiraden, die sein Bruder ohnehin nicht hören würde. Jiri ahnte nicht einmal, dass er schon zurückkam, die Party wie so oft vorzeitig verlassen und sämtliche Kontakte abgebrochen hatte. Darüber müsste er so oder so mit ihm sprechen. Andre kannte seinen kleinen Bruder, wusste, dass er ihm alles an der Nasenspitze ansah und keine Ruhe gab, ehe er nicht über alles Bescheid wusste. Damit nicht genug, Adam wäre der nächste, der seine Nase mal wieder in sein Problem steckte und verdammt, er konnte schlimmer dramatisieren, als Jiri es je getan hatte. Ärger gab es so oder so. Andre roch diesen bereits kilometerweit. Lange würde es nicht dauern, bis Adam auf der Matte stand. Genervt verdrehte Andre kurz die Augen, bog die nächste Straße links ab, fuhr die schmale Straße nach oben und parkte, nachdem er sein Ziel erreicht hatte, seinen silbernen BMW vor seinem Haus. "Du bist schon zu Hause? Ich dachte, du bleibst über Nacht weg?", sprach ihn eine weibliche Stimme an und er wusste genau, zu wem diese gehörte. Die Freundin seines Nachbarn und einem alten Kollegen. "Ich bin abgehauen, wie so oft", gab er ehrlich zu, sah die junge, blonde Frau jedoch nicht an und wusste auch so, dass sie ihn skeptisch musterte. "Warum war mir das von Anfang an nur klar?", grummelte Radka, trat langsam auf ihn zu und legte die Hand behutsam auf seine Schulter. "Magst du reden? Soll ich Nivek rüberschicken, oder jemanden anrufen?" "Ich weiß nicht", murmelte Andre niedergeschlagen, ließ mit einem Mal den Kopf hängen und fühlte sich wie ein kleiner Junge, den man beim Klauen erwischt hatte. "Soll ich ...", fing Radka an, doch sofort schnitt Andre ihr das Wort ab. "Auf gar keinen Fall Adam. Schick von mir aus Nivek rüber, aber bitte ruf weder meinen Bruder noch Adam an. Ich ertrage beide nicht. Heute jedenfalls nicht." Verstehend nickte die junge Frau, holte darauf hin ihr Handy aus der Hosentasche und schrieb ihrem Freud eine kurze Nachricht, dass er gebraucht wurde. Lange brauchte Nivek nicht, wohnte keine vier Meter neben Andre und hatte schnell dessen Haus erreicht. Von Weitem sah er schon, dass es ihm nicht gut ging und genau dafür hatte er das Richtige einstecken. Kurz begrüßte er seine Freundin mit einem Kuss auf die Wange, dann trat er auf Andre zu. "Du siehst echt scheiße aus", stellte er fest. "Na komm, wir gehen rein. Hab auch was dabei." Gut gelaunt zwinkerte er Andre zu, hörte dann jedoch die mahnende Stimme seiner Freundin. "Übertreibt es nicht. Besonders du, Andre!" "Ja, Mama", erwiderte dieser sarkastisch, stapfte zur Haustür und schloss auf. "Lass ihn. Ihm gehts echt scheiße", wandte Nivek sich nochmals an Radka, folgte Andre dann aber ins Haus und kopfschüttelnd blickte die junge Frau den beiden nach. Sie beschlich ein ungutes Gefühl. Sicher übertrieb Andre wieder und Nivek würde ihn nicht davon abhalten. Die beiden zusammen ging fast nie gut, doch in Anbetracht seiner Stimmung wollte sie es heute dabei belassen. Für den Notfall hätte sie so oder so einen Schlüssel, konnte sich vergewissern, dass alles in Ordnung wäre. Radka warf einen letzten Blick auf das Haus, drehte sich um und ging rüber, um ein wenig im Garten zu arbeiten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)