Lelouch's letzter Brief von Hadara ================================================================================ Kapitel 1: Lelouch's letzter Brief ---------------------------------- Ich sah die Wurzel alles Hasses, alles Falschen in dem Königreich, dem ich selber einmal angehört hatte, ich sah sie in dem Mann, der einst mein Vater gewesen war. Ihn zu stürzen und das Königreich Britannia ein für alle Mal zu besiegen wurde zu meinem Leitgedanken, in allem was ich tat. Das Verlangen, den Mann bezahlen zu lassen für das, was er meiner Mutter, meiner Schwester angetan hatte, wuchs in mir mit jedem einzelnen Tag. In meinem gesamten Leben habe ich nur drei Menschen wirklich geliebt. Einer dieser Menschen war meine Schwester. Meine Liebe zu ihr war immer aufrichtig und ich habe nie daran gezweifelt, dass ich bereit wäre mein Leben für sie zu geben. Ihr Wunsch hat mich dazu verleitet Dinge zu tun. Dinge für die ich mich meiner Menschlichkeit entledigt habe. Ich möchte es aussprechen, ich habe gemordet. Nicht einmal, nicht zweimal, ich habe so viele Menschen auf dem Gewissen, ich habe nie angefangen zu zählen. Was wohl ihr Wunsch gewesen ist? Ihr Wunsch war Friede. Nicht mehr nicht weniger. Wieso also mussten so viele Menschen fallen? Die Antwort ist einfach: Für Frieden brauch es einen Krieg. Durch einen Krieg wurde damals der Frieden gebrochen, durch einen Krieg, so dachte ich, könnte man ihn beenden. Man würde es wohl eher als Revolution bezeichnen, aber letzten Endes kam es auf das gleiche hinaus. Zwei Parteien, die sich gegenüberstanden und bereit waren bis zum Tod für den Sieg zu kämpfen. Alleine hätte ich es niemals geschafft, die Macht zu erlangen eine Partei zu erschaffen, die es auch wirklich mit dem britannischen Reich aufnehmen konnte. Darum sah ich mich auch anfangs machtlos, den Wunsch meiner Schwester erfüllen zu können. Täglich versuchte ich unser Leben, geschaffen aus Lügen, aufrecht zu erhalten, um es eines Tages vielleicht akzeptieren zu können, aber es endete darin, dass ich nichts ernst nahm und verschwendete, was ich besaß. Dabei hatte ich so viel zu diesem Zeitpunkt meines Lebens, ich konnte es nur nicht erkennen, habe mich selbst vor allem verschlossen. Nur vor meiner Schwester konnte ich ehrlich mit meinen Gefühlen sein. Dann kam der Tag, an dem sich alles ändern sollte. Der verrotteten Gesellschaft entgegen wollte ich jemandem helfen und kam auf Umwegen zu einer Kraft, die ich mir vorher nie hätte ausmalen können. Ich wurde dazu fähig, anderen Menschen meinen Willen aufzuzwingen. Später erst merkte ich, dass diese Kraft mein Inneres wieder spiegelte, mein Verlangen, dass meine Wünsche erhört werden würden. Und mit einem Schlag änderte sich alles. Nach außen hin, war ich der selbe, wie ich es zuvor gewesen war, nur hatte ich angefangen meine Mitmenschen zu belügen, meine Freunde, ja auch meine Schwester. Zu den vorherigen Lügen kamen noch weitaus mehr hinzu und ich machte mich der Welt unter dem Namen Zero bekannt. Trotzdem bin ich nie wirklich Zero gewesen. Zero war ein Symbol der Hoffnung, für all die Hoffnungslosen, er war ein Wunder, für die, die aufgeben wollten, und ein Albtraum für die, die Ungerechtigkeit verbreiteten. Der Mann, den ich geschaffen hatte, ähnelte mir zwar, aber er unterschied sich auch von mir. Mit Leichtigkeit schien er den Befehl zum Töten zu geben, er schien keine Angst zu haben und immer einem Plan zu folgen. Das war ich nicht. Die Leben, die ich nahm, lasteten für andere unsichtbar auf meinen Schultern, manche mehr, manche weniger, aber zwei meiner Opfer trafen mich besonders. Der Plan war ein Erfolg gewesen. Die vielen Punkte auf dem Bildschirm, hörten auf sich zu bewegen, als die Lawine ausgelöst wurde. Die Zahl der Feinde war erfolgreich dezimiert worden, wir hatten die Oberhand in dem Kampf erlangt und schritten zum nächsten Punkt auf der Agenda vor. Niemals hätte ich ahnen können, dass ich gerade tausenden von Menschen unermessliches Leid erbracht hatte. Nein, ich meine damit nicht die, die aus Mangel an Luft ihr Ende gefunden hatten. Ich meine die, die mit dem Verlust des Verstorbenen leben mussten. Nie habe ich an die Zurückgelassenen gedacht. Bis zu diesem Ereignis. Nichts ahnend ging ich zum Treffpunkt, fest in dem Glauben sie würde dort nicht mehr auf mich warten. Wenn ich zurückblicke, hasse ich mich dafür dieses Treffen mit ihr nicht ernst genommen zu haben. Sie hatte sich so sehr darüber gefreut und ich kam zu spät, hatte sie im Regen stehen lassen. Allein in ihrer Einsamkeit. Nach dem Tod ihres geliebten Vaters wollte sie doch nur, dass ihr jemand beistand, sie jemand aus ihrer Verzweiflung rettete. Dass sie von dem Mörder des Geliebten getröstet wurde, wusste sie nicht. Aber ich wusste es. In der Sekunde, in der ich davon erfuhr, verschwand Zero, der Mann der ich fast geworden war. Er verschwand nicht nur, ich fing an ihn zu hassen, ich verstand nicht, wie ich ihm so nah kommen konnte. Warum existierte er, wenn er den Menschen nichts als Einsamkeit brachte? Ich konnte nicht mehr klar denken. Ich konnte nicht für sie trauern. Ich konnte nichts zu ihr sagen. Ich konnte der Person, die mir so viel bedeutet hat, es gibt keine Worte dafür, nicht helfen. Ich konnte nur versuchen es aus einer anderen Sicht zu sehen. Ich konnte nur versuchen mit der Bürde weiter zu leben. Ich konnte es nur verdrängen. All dies machte mich zu einem Menschen, der es nicht wert war, von ihr geliebt zu werden. Und trotzdem tat sie es. Sie liebte mich von ganzem Herzen. Sie schoss um meinetwillen auf jemanden, obwohl sie in eben diesem Moment erfahren hatte, was ich war. Sie hörte nicht auf mich zu lieben, nachdem sie gesehen hatte, wozu ich in der Lage war. Sie versuchte mich zu verstehen, aber sie zerbrach daran. Ich hatte ihr nur noch mehr Leid zugefügt. Mehr als sie ertragen konnte. Und so erlöste ich sie. Ich erlöste sie von mir. Und wieder war ich allein. Das zweite Opfer machte etwas ganz anderes mit mir. Denn dieses Mal töte ich niemanden, der einem Geliebten nahestehend. Ich tötete einen Geliebten. Sie ähnelte meiner kleinen Schwester so sehr in allem, was sie tat. Und nicht nur das, sie schaute hinter meine Fassade. Sie sah nicht Zero oder den Thronfolger, sie sah Lelouch in mir. Die Person, die ich tief in mir immer noch war. Dank ihr, hätte ich es fast geschafft ohne weiteren Hass den erhofften Frieden zu bringen. Es war nur ein Scherz gewesen, ein einzelner Satz, der in einem nicht auszumalendem Dilemma endete. Ich unterlag der Kraft mit der ich so leichtfertig gespielt hatte und brachte sie dazu, zu einer Mörderin zu werden, die nicht wusste was sie tat. Ihr musste Einhalt geboten werden. Sonst hätte sie nicht aufgehört ihr weißes Gewand blutrot zu färben. Ich glaube niemanden tat es mehr weh, als ihrem Geliebten, als ich sie erschoss und sie zu Boden fiel. Dem Geliebten, den ich zuvor den Wunsch auferlegt hatte, niemals zu sterben. Und so konnte er ihr, seine Liebe verloren, nicht folgen. Die Gefühle, die sich derweilen in mir breit machten, ich konnte nicht anders als sie zu unterdrücken. Sonst wäre ich an ihnen erstickt. Sonst wäre alles umsonst gewesen, wofür sie gekämpft hatte. Ich musste weitermachen. Trotzdem werde ich sie nie vergessen. Ihr Tod hat mir gezeigt wozu ich fähig war. Damit war einer der Menschen, die ich lieben gelernt hatte, tot. Euphy war tot. Shirley ist aber wohl der Mensch, den ich am meisten liebe. Leider habe ich es viel zu spät erkannt. Ich hatte Shirley ihre Erinnerungen genommen. Und erst da erkannte ich, welchen Wert sie für mich gehabt hatte. Aber ich hatte sie unterschätzt. Ich hatte mich aus ihrem Leben gelöscht, habe sie versucht zu meiden und ich weiß nicht warum, aber sie fing wieder an mich zu lieben. Mich, der es einfach nicht wert war. Und sie wurde stärker. Als sie wieder von allem erfuhr, da unterlag sie der Wahrheit nicht. Sie stand zu mir. Sie hat mich so sehr geliebt, dass nichts, aber auch nichts dem im Weg stehen konnte….. Warum? Wieso ich? Sie hat jemanden besseren verdient. Also wieso ich? Hab ich ihr jemals etwas anderes als Leid bereitet? Also wieso ich? Auch ihr Tod war meine Schuld. Also wieso ich? Wieso musste sie sterben? Wieso konnte ich sie nicht retten? Wieso hat sie trotzdem nicht aufgehört mich zu lieben? Sie wusste, dass sie einem Mörder gegenüber steht. Sie wusste, was ich getan habe. Und trotzdem hat sie mich von ganzem Herzen geliebt. Sie allein gab mir das Gefühl noch immer ich zu sein und nicht Zero. Sie ist tot. Ja, nur meine Schwester lebt noch und die habe ich in Ketten legen lassen. Ich musste der Welt zeigen, dass ich mich meiner Menschlichkeit entsagt hatte. Und dies tat ich als Emperor Lelouch. Wieder war es nur eine Fassade, die ich vor mir aufrecht erhielt. Diesmal aber stand ich für Hass. Für das, was ich getan hatte, nahm ich all den Hass, der sich in den Herzen der Menschen verankert hatte, in mir auf. Nur ein Mensch wusste von meinem Plan. Dieser Mensch hat es zwar zum Ende hin nie ausgesprochen, aber er hasste mich auch. So hatte ich die Welt allein verlassen und es herrschte Frieden. Der Wert, den mein Tod erlangt, ist aber eigentlich der Wert aller Tode, die auf meinen Schultern ruhten. Mein Tod ist nur Mittel zum Zweck. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)