Inkferno von Sas-_- (Vom Klecksen und Klotzen) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 – Big City Girl ------------------------------------ ~~~ You teach the virtues of the still, And yet I spurned the lesson learned. My problem is I have no chill. ~ Kamabo-Souvenir-Gedicht »Radical Rails Station« ~ ~~~ Coby breitete die Arme aus, strahlte wie eine Atombombe und verkündete: »Der Tintenturm! Hier finden sie statt, die Revierkämpfe! Jeder Inkling ab 14 Jahren –« »Kann sich hier das Hirn aus dem Kopf ballern lassen!«, beendete Tarja „wortgewandt“ Cobys Vorstellung mit leuchtenden Augen. Die beiden standen auf dem Inkopolis-Platz; die Sonne brannte, um sie herum herrschte geschäftiges Treiben und in den Läden rollte der Rubel. Während der Sommerferien hielt es keinen Inkling mehr im Haus, sie alle strömten zum Tintenturm, auf dem Weg zur Rangspitze. Coby ließ die Arme sinken, strich sich über seine Tentakel und nickte. »Ihr Inklinge vom Land seid alle etwas … besonders.« Coby war ein cyanblauer Inkling mit lilafarbenen Augen. Ein Tentakel hing seitlich von seinem Gesicht, der Rest war zu einem Zopf gebunden. Mit seinem Leinenhemd und der Halbrandbrille sah er erschreckend langweilig für einen Inkopoli, wie Tarja sie gerne nannte, aus. Nur seine Flipflops, die passten irgendwie nicht zu ihm. Neugierig fasste Tarja ihre pikierte Begleitung ins Auge. »Warum hilfst du mir gleich noch mal?« Coby räusperte sich. »Weil ich ein guter Inkling bin.« »Der Witz ist kacke, sag die Wahrheit!« Er seufzte und hob die Hände. »Na gut, ich bin ein Headhunter …« Tarja runzelte die Stirn. Coby erriet ihre Frage und erklärte sich. »Ich werde angeheuert, nach Kämpfern für bestimmte Teams zu suchen. Da du neu bist, kannst du noch keinem Team angehören.« Aha, daher weht also der Wind. »Du verdienst damit Geld?« »Ja, na klar. Ist gar kein so leichter Job, wie es sich anhört …« Tja, aber immerhin hat er bis hierhin meine Koffer getragen, besser als nichts, dachte Tarja schulterzuckend. Auf die Frage, ob Coby ihr immer noch zeigen könnte, wo sie denn nun wohnte, seufzte Coby und murmelte irgendwas von verlorener Zeit sei verlorenes Geld. Aber das war Tarja herzlich gleich. Ihr Arctic S5 hatte keinen Saft mehr und die Inklinge auf dem Platz sahen nicht so aus, als hätten sie Zeit für sie. Die klebten alle an ihren Squidphones, hörten lautstark Musik, lutschten Eis oder saßen in Gruppen zusammen. Tarja und Coby stiefelten los, nahmen einen Bus, traten einer Qualle versehentlich auf den Tentakel, hatten kein passendes Kleingeld, stiegen an der falschen Haltestelle aus, mussten den Rest laufen und fanden dann fast eine halbe Stunde lang nicht die passende Hausnummer. Die Klecksergasse befand sich im Tintenviertel. Hier quetschte sich ein meterhoher Betonbau neben den anderen, es gab kaum Grünflächen, Geschäfte suchte man vergeblich. Grau in grau schraubten sich die Behausungen der Inklinge in die Höhe. Auf den Dächern gab es Wäscheleinen und traurige Topfpflanzen. Inkopolis hatte definitiv hübschere Stadtteile, aber das Leben hier war nun mal teuer. Endlich war Tarja angekommen. »Du schuldest mir was!«, blaffte Coby genervt und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Tarja schenkte ihm einen angeknabberten Keks, ein Küsschen auf die Wange und verschwand im Hochhaus. Ihre Verwandten wohnten unterm Dach im 13. Stockwerk. Es gab nur Treppen. Es ist so schön, hier zu sein, dachte Tarja zynisch und fragte Coby wimperklimpernd, ob er ihre Koffer hochbringen würde. Er stand noch immer verdattert da, eine Hand auf der Wange, mit glasigem Blick. Headhunter war wirklich kein leichter Job … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)