Zum Inhalt der Seite

Nika's Bizarre Adventure ~ The Void

~A Jojo's Bizarre Adventure Story~
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

~The Journey Begins~

"Hast du alles gepackt?"

"Ja. Ich denke, dass ich so langsam startklar bin!"

Im Türrahmen lehnend und die Arme verschränkt stand Billy, Nika's bester Freund und beobachtete die junge Frau, wie sie ihre letzten Habseligkeiten in ihrem Rucksack verstaute.

"Hältst du das wirklich für eine gute Idee?"

"Wenn nicht jetzt wann dann, Billy?"

"Auch wieder wahr. Aber du weißt, dass dir auch auf deiner Reise etwas passieren kann."

"Ich weiß."

"Und trotzdem willst du gehen?"

"Ich möchte es. Es ist...mein Wunsch, den ich mir erfüllen möchte. Wer weiß, wieviel Zeit ich überhaupt noch habe bis ich..."

Die Schwarzhaarige verfiel in Schweigen bevor sie sich ihrem besten Freund zuwandt.

"Ich möchte ehrlich gesagt nicht darüber nachdenken. Alleine, dass dir auf dem Weg nach Japan oder allgemein in einem fremden Land selbst etwas widerfahren könnte. Jared und ich...wir könnten es uns nie verzeihen."

"Aber mein Entschluss steht fest, Billy. Und du weißt, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann..."

"...kann man dich von deinem Vorhaben nur schwer wieder abbringen. Ja, so kennen und so lieben wir dich. Du bist halt unsere kleine Nika."

Ein Lächeln huschte über das Gesicht der jungen Frau, dabei bemerkte Billy die Bücher, die sie neben dem Rucksack gestapelt hatte. Dabei musste er schmunzeln.

"Gerade von dir hätte ich nie gedacht, dass du eines Tages mal Manga lesen würdest und dann auch noch gerade vom berühmten Mangaka Rohan Kishibe."

"Tja, du hast mich halt gut erzogen!"

"Scheint so. Es war anscheinend gut, dass ich dich damals an seine Werke rangebracht habe."

Er hob eines der Manga hoch, die sich als Band 3 von "Pink Dark Boy" herausstellte.

"Gott sei Dank kannst du italienisch sonst hätte ich die Manga nie lesen können! Ich finde es nach wie vor schade, dass Rohan sein Werk nicht auf englisch veröffentlicht hat weil seiner Meinung nach die Amerikaner einen schlechten Geschmack haben!"

"Ja, er scheint schon sehr speziell zu sein."

"Und trotzdem...ist es mein Wunsch ihn zu treffen."

"Ich finde es schön, dass du dir dieses Ziel so zu Herzen genommen hast. Dennoch...kann ich nicht leugnen, dass ich mir große Sorgen um dich mache. Ich weiß, dass wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast, dass du nicht so leicht von deinen Entscheidungen wieder abzubringen bist. Du bist halt unser Sturkopf."

"Du hast es erfasst, Billy!"

"Trotzdem...habe ich Angst meine Nika zu verlieren."

Darauf drehte sich die Schwarzhaarige lächelnd zu ihrem besten Freund herum.

"Es kann jeden Tag vorbei sein, Billy. Es vergeht keine Sekunde, wo ich nicht an den Tod denke. Ich könnte augenblicklich umfallen und sterben. Deswegen...möchte ich mir diesen einen letzten Wunsch erfüllen...und mein Idol treffen bevor ich irgendwann wirklich nicht mehr die Gelegenheit dazu habe."

Billy's Blick fiel auf diverse Polaroids, die Nika an die Wand gepinnt hatte. Auf diesen waren er, sie und sein fester Freund Jared zu sehen, doch eine Sache fiel ihm ganz besonders ins Auge.

"Es ist...irgendwie traurig, dass du...seit deiner Krankheit dir nie wieder die Haare rot gefärbt hast. Als ob etwas fehlen würde.

"Ach komm, Billy! Ich bin doch immer noch dieselbe!"

"Und ich rechne dir es sehr hoch an, dass du dein Leben trotz allem immer noch so weiterlebst wie bisher."

"Was soll ich denn sonst tun? Mich in eine Ecke setzen und heulen war bisher und ist nicht mein Stil! Aber...mit dem Brustkrebs...musste ich auch an mir etwas verändern! Wenn ich ihn eines Tages besiegen werde...dann werde ich sie wieder rot färben!"

"Was auch immer du tust, für mich wirst du immer die kleine Nika sein!"

Damit zog er Nika die selbstgestrickte olivgrüne Beanie auf, die ihr Vater auf Jamaika ihr einst vor einigen Jahren gestrickt und zum Geburtstag geschenkt hatte. Ihre giftgrünen Augen strahlten zwischen ihren schwarzen Haarsträhnen hervor als Billy ihr tief in die Augen sah und anschließend die Manga in ihrem Rucksack verstaute.

"Komm bitte wieder, Nika. Ich wüsste nicht, wie ich es deinem Vater erklären sollte wenn ich du nicht mehr da wärst."

Darauf gab Nika Billy einen sanften Kuss auf die Wange.

"Du bist so süß und so überfürsorglich, Billy. Manchmal...ja, manchmal finde ich es schon schade, dass ich nicht schneller war und Jared mir zuvorgekommen ist."

"Wir sind Freunde, Nika. Und daran wird sich nie etwas ändern! Ich bin immer für dich da, wann immer du mich brauchst. Aber...wer weiß, vielleicht findest du ja eines Tages noch die Liebe deines Lebens! Jemanden, dem du dich voll und ganz öffnen kannst."

"Als ob das jemals passieren würde! Ich bin halt ein Einzelgänger. Ich war einst verliebt und du weißt, wohin das geführt hat. Es hat mir nichts als Schmerzen gebracht und sowas...brauche ich kein zweites Mal."

"Ich weiß...aber wer sich einmal verliebt hat, der verliebt sich auch ein zweites Mal!"

"Wir werden es sehen."

"Komm einfach gesund wieder, Nika!"

"Das werde ich!"

"Ich hab dich lieb!"

"Ich hab dich auch lieb, Billy! Und pass für mich auf Jared auf während ich weg bin."

"Das werde ich...auch wenn er mir wieder ein Ohr abheulen wird."

"Typisch Jared!"

"Auf Wiedersehen, Nika! Gute Reise und komm bitte wieder nach Hause!"

"Sayonara...Billy!"

Und während Nika die WG verließ und ihre Reise auf dem Weg zum Flughafen begann, merkte sie, wie das, was in ihr lebte, sich regte. Es wachte seit jenem Tag über sie seit sie dem Tode nahe gewesen war und würde sie nun auf ihrer womöglich letzten Reise begleiten und beschützen. Selbst Billy und Jared wussten nicht von der Existenz dieses...Nichts, was in ihr wohnte aber es hielt sie auf wundersame Weise am leben, doch wusste sie nicht, für wie lange sie noch mit diesem Wesen in ihr gesegnet war. So fällte sie ihre Entscheidung und verließ ihre besten Freunde, die gleichzeitig ihre Familie waren um ihren letzten Wunsch zu erfüllen.

~Welcome To Morioh~

Morioh-Cho. Alleine den Namen der Stadt zu lesen, in der Nika soeben aus Tokyo eintraf, stimmte die junge Jamaikanerin überglücklich. Der Zug leerte sich weitgehend als sie auf den Bahnsteig trat und Menschen ströhmten in die verschiedensten Richtungen. Zielstrebig bahnte sich Nika ihren Weg zum Ausgang des Bahnhofs und staunte nicht schlecht als sie draußen die Häuser der idyllischen Stadt erkannte. Die Sonne stand jenen Tag hoch am Himmel und streichelte Nika's Gesicht mit einer sanften Wärme, bevor sie tief ein- und wiede ausatmete und den Wind vernahm, der ihre Nase umschmeichelte.

"Welch angenehme Brise. Als ob die Stadt selbst mich willkommen heißen würde."

Vor ihrer Reise hatte Nika einen Schnellkurs für die japanische Sprache besucht, was ihr gerade sehr zugute kam, denn seit sie mit dem Flieger Tokyo erreicht hatte war sie regelrecht von japanischen Schriftzeichen erschlagen worden. Sie zupfte die olivgrüne Strickbeanie zurecht und begutachtete den Reiseführer von Morioh, den sie sich extra für ihre Reise gekauft hatte.

"Ehrlich gesagt...ich hab gar keine Ahnung, ob Rohan Kishibe überhaupt hier ist, da er eine ganze Weile in Tokyo gelebt hat aber...er hat hier seine Kindheit verbracht. Vielleicht...vielleicht finde ich darüber auf meiner Reise etwas heraus. Es wäre schön ihn wenigstens einmal persönlich zu treffen."

In der Ferne konnte Nika einen Leuchtturm erkennen, eins der Wahrzeichen von Morioh, wie sich aus dem Reiseführer herausstellte. Auf ihrem Weg zu den Taxiständen bemerkte sie vor lauter Faszination nicht, wie sie ihre Mitmenschen vollkommen ignorierte und schließlich unsanft mit einem jungen Mann zusammenstieß, der aber direkt reagierte und Nika am Handgelenk festhielt, bevor sie durch den Aufprall zu Boden gehen konnte.

"Oh, verzeihen Sie bitte, ich habe nicht aufgepasst!"

Als sie aufsah, blickte sie in das überaus hübsche Gesicht eines blonden Mannes, der sie anlächelte. Dabei bemerkte Nika erst viel zu spät, dass dieser schon seit ihres Zusammenpralls ihre Hand hielt.

"Welch wunderschöne junge Frau mit solch außergewöhnlich makellosen Händen. Sie sollten ein bisschen besser auf sich aufpassen."

"Eh, vielen Dank."

Es kam Nika schon merkwürdig vor, dass dieser Wildfremde ihre Hand nicht nur viel zu lange hielt sondern begann diese mit seiner freien Hand zu streicheln als er das Wort an die junge Frau richtete. Langsam zog Nika sich zurück und rang sich wenn auch nur ein aufgesetztes Lächeln ab.

"Nun, ich sollte dann nun weiter. Danke nochmal für's Auffangen."

"Immer wieder gerne, junge Frau."

Sie drehte sich nicht nochmal um als sie das nächste freie Taxi anstürmte und in diesem Platz nahm, allerdings konnte sie sich einen irritierten Gesichtsausdruck nicht verkneifen als sie ihre Hand betrachtete, die der Fremde eben noch gehalten hatte.

"Was war denn mit dem? Merkwürdiger Typ."

Als Nika sich seinem Blickfeld entzog, drehte sich Yoshikage Kira unauffällig in ihre Richtung. Ein breites Grinsen zierrte das glatte Gesicht während er den bereits zu faulend angefangenen Inhalt seiner Jackentasche abtastete und in Luft auflöste.

"Ich schätze, wir sollten uns trennen, denkst du nicht? Tut mir leid aber ich habe leider jemanden gefunden, der besser zu mir passt. Welch wunderschöne Hände. So sanft, so...zart. Diese giftgrünen Augen und diese vollen roten Lippen werden unverkennbar in dieser Stadt sein. Wir werden uns sicher bald wiedersehen..."
 

*~*
 

Das Morioh Grand Hotel war durchaus ein edles Hotel, was sich sehen lassen konnte. Nach ihrer Ankunft dort wurde sie bereits herzlich auf ihr Zimmer geleitet und fand sich in einem für sie Gott sei Dank noch bezahlbaren Zimmer wieder. Natürlich hatte sie sich das Geld für ihren zweiwöchigen Aufenthalt in Morioh durch ihre Arbeit bei der Tanzschule in New York, wo sie neben dem College her arbeitete über viele Monate angesparrt, dennoch war sie sich bewusst, dass Japan nicht gerade günstig war. So hatte sie ihre Ersparnisse in einer kleinen Tüte innerhalb ihres rechten roten Converse Chuck geklebt. Den Tipp hatte sie einst von ihrem Vater erhalten, so war das Risiko geringer, dass sie beklaut wurde.

Sie ruhte sich ein paar Stunden auf ihrem Bett aus und machte sich frisch bevor sie Billy darüber informiete, dass sie heil in Morioh angekommen sei und sich gleich auf den Weg in die Stadt machte, um den Ort auszukundschaften. Ihre Begegnung mit dem Fremden ließ Nika allerdings wohlweislich aus. Sie wollte nicht, dass sich Billy nun auch noch um einen Stalker sorgen musste. Wahrscheinlich hatte der Kerl sie eh schon längst wieder vergessen.

Nika trieb es raus in die Natur, sie weiten Felder und grünen Wiesen waren genau das, was sie jetzt brauchte. Auf ihrem Weg überquerte sie eine Landstraße, die schier endlos zu sein schien. Gelegentlich kam ein Bus vorbei, in dem sich allerdings nicht viele Personen befanden. Als sie am Hang einer Wiese stand, sog sie die frische Luft tief ein und lächelte.

"Dieser Ort...er hat irgendetwas magisches an sich. Ich frage mich, was mich hier alles erwarten wird. Als ob..."

"OH MEIN GOTT! JOSUKE, DER KINDERWAGEN!"

"DAS IST ALLES DEINE SCHULD, ALTER MANN!"

Die Stille wurde urplötzlich unterbrochen als Nika das Brüllen zweier Männer vernahm, die nicht allzu weit entfernt vollkommen aufgelöst in die Richtung eines davonrasenden Kinderwagens schauten. Der eine der beiden war eher hoch gewachsen und schien japanischer Abstammung zu zein, seine Kleidung bestand aus einer bläulichen Schuluniform und mehreren Emblemen auf der Brust. Am auffälligsten aber waren seine Haare, die eine typische Pompadourfrisur darstellten. Der andere war schon ein älterer Mann mit Brille, einer gelben Mütze und einem Gehstock. Sein Kinn wurde von einem gut frisierten grauen Bart umrahmt und unter der Brille schauten zwei grüne Augen hervor. Nika wusste nicht, in welchem Verhältnis die beiden zueinander standen aber als sie sah, wie der Kinderwagen mit einer enormen Geschwindigkeit auf den naheliegenden See zusteuerte und sie das Schreien eines Babys vernahm, handelte sie instinktiv.

"Oh Gott! In dem Kinderwagen befindet sich ein Baby! Was ist da nur passiert? Keine Zeit zum Nachdenken, ich muss den Wagen aufhalten, bevor..."

Sie befand sich schon auf der Hälfte des Weges als sie stehenblieb und bemerkte, dass der Weg, auf dem sie sich eigentlich befand nicht mehr sichtbar war. Auch Teile der Bäume, die den Weg zum See zierrten fehlten teilweise und hatten enorme Lücken.

"Was zum...? Was ist denn mit diesem Weg und den Bäumen passiert? Als ob sie ausradiert wurden! Hat das mit dem Baby zu tun?"

Als ob die Situation nicht schon merkwürdig genug war tauchte schließlich der Jüngere von den beiden neben Nika auf und blickte sie panisch an.

"HEY DU! PASS AUF, DAS BABY IST IN PANIK! ALLES, WAS ES BERÜHRT WIRD UNSICHTBAR!"

Für einen Moment schaute Nika den jungen Mann fragend an, dann reagierte sie und rannte ihm nach.

"HEY, WAS WIRD DAS?"

"DAS BABY IST IN GEFAHR, ODER NICHT? WENN DER WAGEN IN DEN SEE STÜRZT, WIRD ES ERTRINKEN!"

"DAS IST JA NICHT NUR DAS ALLEINIGE PROBLEM! DAS BABY SELBST IST UNSICHTBAR! WENN ES INS WASSER FÄLLT, DANN..."

Die Stimme des Japaners wurde vom lauten Aufprall des Kinderwagens im Wasser überlagert und als Nika sowie der Fremde auf die Wasseroberfläche schauten, wussten sie, was passiert war.

"Oh nein! Nein, sie wird ertrinken!"

Der junge Mann stürmte los und sprang ins Wasser. Nach mehrmaligen verzweifelten Tauchversuchen kam er allerdings wieder hoch und blickte verzweifelt zu dem alten Mann, der den See zwischenzeitlich auch erreicht hatte und dem, so wie Nika feststellen musste, bereits die Hände fehlten. Vermutlich hatte er genanntes Baby auch berührt.

"NA TOLL, WIE SOLL ICH EIN UNSICHTBARES BABY IM WASSER FINDEN? DAS WASSER IS GLASKLAR UND TROTZDEM...VERDAMMT, SIE WIRD STERBEN!"

"Josuke, es tut mir leid...ich weiß, ich habe Fehler gemacht aber...wenigstens kann ich eine Sache tun, um es wieder gut zu machen."

Dabei drehte sich der junge Mann in Richtung des älteren Mannes, der ebenfalls den See betreten hatte und nun ein Messer unter seiner roten Jacke hervorgeholt hatte. Mit Schrecken sah Nika zu, wie er sich in die unsichtbare Hand schnitt und Blut in Schüben heraustropfte bevor es sich dort mit dem klaren Wasser vermischte.

"WAS ZUM TEUFEL TUST DU, ALTER MANN?"

"Ich bin ein sterbender Mann, Josuke. Ich tue das einzig Richtige. Ich gebe dem Wasser etwas...Farbe."

"Mister Joestar..."

Natürlich wusste Nika nicht von der geheimen Fähigkeit des jungen Mannes und zögerte nicht als sie ebenfalls ins Wasser sprang nachdem sie ihre Beanie sowie die blaue Sportjacke unsanft am Rand des Sees zurückließ und dem älteren Mann die Wunde mit einem Taschentuch abband, welches sie in ihrer Hosentasche stecken hatte.

"H-hey, was...tun Sie da, junge Frau?"

"Ich werde das Baby finden! Sie verbluten wenn die Wunde nicht versorgt wird!"

Sowohl der junge Mann als auch der Ältere schauten Nika verwirrt an.

"Hey du, das ist ein Irrtum! Was..."

Und dann schauten die beiden nur noch, wie eine dunkle Flüssigkeit aus jeglichen Teilen des Körpers der jungen Frau floss und sich mit dem Wasser vermischte. Schwarze dicke Tropfen, die beide nicht einordnen konnten wurden Teil der klaren Oberfläche und es schien sie durchaus nicht zu stören, dass ihr weißes Top vollkommen von der Flüssigkeit durchtränkt wurde.

"Was...ist das, was aus ihrem Körper kommt? Ist sie...auch ein Standuser?"

"DA! DAS IST ES! DA IST DAS BABY!"

Und Josuke reagierte sofort als er die klare Silhouette des kleinen Körpers am Grund des Sees erkannte und beschwor seinen eigenen Geist, um das Baby aus dem Wasser zu holen. Nika staunte nicht schlecht.

"Du...du besitzt auch so eine Fähigkeit?"

Der vielsagende Blick des jungen Mannes traf Nika wie ein Schlag ins Gesicht und in jenem Moment war sie sich sicher, dass ihre Reise sich geradewegs in eine Richtung bewegte, sie sie so nicht kommen sehen hatte.
 

*~*
 

"Vielen Dank für deine Hilfe. Wenn du und der ältere Mann nicht gewesen wärt...es gibt nicht viele, die sich selbst opfern um ein wildfremdes Baby zu retten."

"Bitte, das war doch selbstverständlich! Das Kind hätte sterben können! Bei sowas denke nicht nach, ich handle einfach."

Die junge Frau lächelte erleichtert als sie sah, wie der ältere Mann das unsichtbare Baby zufrieden im Arm wog. Dabei fiel ihr auf, dass seine Verletzung nicht mehr blutete.

"Was ist mit dem alten Mann? Ist er okay?"

"Keine Sorge, ich habe seine Wunden versorgt. Mein Stand Crazy Diamond, den du eben gesehen hast, hat die Fähigkeit Wunden und Verletzungen zu heilen sowie Dinge zu reparieren. Mit ihm ist wieder alles in Ordnung. Das einzige, was mein Stand nicht kann, ist mich selbst zu heilen."

"Ein Stand also...nennt ihr diese Wesen so?"

"Ja, es ist wie ein Geist, der die Persönlichkeit des Trägers wiederspiegelt."

"Dann...musst du sehr selbstlos sein."

Dabei bemerkte Nika, wie der Japaner einen Schmollmund vor Verlegenheit zog und sich im Nacken kratzte. Erst jetzt fiel ihr auf, was für wunderschöne kobaltblaue Augen er hatte.

"Wie es scheint...besitzt du auch einen Stand."

"Scheint so. Dieses Wesen in mir..."

"Ist es aufgetaucht, nachdem du von einem Pfeil getroffen wurdest?"

"Ein Pfeil? Nein, dieser...Stand begleitet mich schon seit ich 16 Jahre alt war, also sprich schon seit zwei Jahren. Warum?"

Der junge Mann musste schmunzeln.

"Tut mir leid, das muss alles sehr irritierend sein. Du bist schließlich eine Außenstehende. Aber es wundert mich nicht, Standuser...ziehen sich gegenseitig an. Vielleicht sollten wir uns hier treffen."

"Möglich. Dabei kam ich nur nach Morioh, um ein wenig Urlaub zu machen und..."

"Hm? Was denn?"

"Ach, nichts. Ich bin...eigentlich nur auf der Suche nach jemanden. Allerdings bin ich mir selbst nicht ganz sicher, ob ich ihn hier treffen werde. Jedenfalls habe ich meine eigenen Gründe, warum ich nach Morioh gekommen bin."

Eine Weile lang blickten beide sich lächelnd an, dann reichte der junge Mann Nika die Hand.

"Entschuldige, ich habe noch gar nicht nach deinem Namen gefragt."

"Ah, stimmt. Mein Name ist Trinidad Zambrano, Freunde nennen mich aber alle Nika."

"Nika also. Ein sehr außergewöhnlicher Spitzname! Mein Name ist Josuke Higashikata. Du kannst mich aber Josuke nennen."

"Josuke...es freut mich sehr dich kennenzulernen."

"Der ältere Mann dort ist...er ist mein Vater. Sein Name ist Joseph Joestar. Ich weiß, er sie viel zu alt aus um mein Vater zu sein. Die Sache...nun, sie ist kompliziert."

"Ach, alles okay. Ich glaube, mich kann soweit nichts mehr nach diesen Ereignissen schockieren! Alleine der Zusammenprall mit diesem Mann am Bahnhof nach meiner Ankunft war schon merkwürdig genug aber kein Vergleich zu dem hier!"

"Jedenfalls...danke für deine Hilfe. Sollen wir dich zurück in die Stadt bringen?"

"Nein, danke. Ich wollte mir noch ein bisschen die Gegend anschauen. Vielleicht finde ich ja, was ich suche."

"Vielleicht kann ich dir helfen."

"Nun, ich bin auf der Suche nach einer Person. Einem berühmten Mangazeichner um genau zu sein."

"Einem Mangazeichner? Das sagt mir ehrlich gesagt gar nichts."

"Ist auch nicht weiter schlimm. Ich weiß selbst nicht, ob er überhaupt hier lebt. Er hat in seiner Kindheit in Morioh gelebt, ist aber später mit seinen Eltern nach Tokyo gezogen. Wie auch immer..."

"Naja, vielleicht findest du ja das, was du suchst."

"Suchen wir nicht alle irgendetwas oder irgendjemanden?"

Fragend blickte Josuke die junge Frau an, versuchte allerdings das Thema zu wechseln.

"Nika, wirst du einen längeren Aufenthalt in Morioh haben? Ich weiß, die Frage klingt komisch aber..."

"Zwei Wochen. Wieso?"

"Naja, du bist ein Standuser. Normale Menschen ohne Stand können Stands anderer User nicht sehen aber du konntest Crazy Diamond sehen. Wenn dir irgendwelche komischen Sachen in der Stadt auffallen, würdest du mir Bescheid geben?"

Fragend blickte Nika ihren Gegenüber an, nickte dann allerdings.

"Klar, kann ich machen."

"Dank dir. Ich habe noch nie einen Stand wie deinen gesehen. Diese Flüssigkeit...sie ist nach dem Vorfall komplett in deinen Körper zurückgegangen als ob sie nie da gewesen wäre. Selbst deine Kleidung hat nichts abbekommen. Was ist das für ein Stand?"

"Um ehrlich zu sein...ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass dieser Stand...mir das Leben gerettet hat."

"Dein...Leben gerettet hat?"

"Entschuldige bitte, ich muss weiter. Wir sehen uns bestimmt nochmal, Josuke! Und Mister Joestar, es war schön auch Ihre Bekanntschaft zu machen! Passen Sie auf sich auf!"

Damit verschwand die junge Jamaikanerin am Horizont während Josuke und Joseph ihr fragend nachblickten.

"Ein außergewöhnliches Mädchen, nicht wahr?"

"Durchaus."

"Wir sollten sie im Auge behalten, Josuke. Nicht, dass sie noch in etwas reingezogen wird."

"Genau, keine Außenstehenden...und dennoch...vielleicht sollte Jotaro sich ihrer einmal annehmen. Dieser Stand...ich habe das Gefühl, dass da mehr hinter steckt als wie sie preisgibt."

"Wie kommst du darauf?"

"Hast du nicht ihren Blick gesehen? Sie wirkte so...traurig als sie sagte, dass der Stand ihr das Leben gerettet hatte."

Noch einmal blickte Joseph in ihre Richtung.

"Auf jeden Fall schien sie aufrichtig. Wer sonst würde sich ein fremdes Baby einsetzen?"

Darauf nickte Josuke nur. Er kannte die Frau zwar nicht aber eines war er sich sicher, er wollte sie gerne wiedersehen.

~The Famous Mangaka~

Eigentlich war es nur Zufall gewesen, dass Nika einen Tag später vor dem riesigen Haus des bekannten Mangazeichners Rohan Kishibe stand. Nachdem sie eine Weile durch die Stadt gegangen war und sich allgemein schon auf den Weg ins Villenviertel machen wollte, hatte sie beim unbeabsichtigen Lauschen eines Gesprächs zweier Immobilienmakler mitbekommen, wie der eine erzählte, dass er dem berühmten Mangaka Rohan Kishibe ein Haus in Morioh verkauft hätte. Unbemerkt schrieb sie sich daraufhin die Adresse in ihren Reiseführer und machte sich auf den Weg. Nun stand sie da und kam sich auf einmal so arm vor als sie das Haus betrachtete, was schon einer Villa gleichkam.

"Er muss wirklich sehr reich sein wenn er sich so ein tolles Haus leisten kann. Was mache ich eigentlich? Jetzt bin ich endlich da, wo ich hinwollte und kriege kalte Füße! Komm schon, Nika! Jetzt hast du schon den langen Weg von New York nach Japan auf dich genommen, um dein Idol zu treffen, jetzt musst du es auch durchziehen! Ich bin doch schließlich nicht auf den Kopf gefallen und er wird mir sicher den Kopf nicht abreißen! Mehr als nein sagen und mich wegschicken kann er nicht und wenn es so ist, dann muss ich das halt akzeptieren! Ich frage mich, was er wohl für ein Mensch ist. Ob er alleine in diesem riesigen Haus lebt? Muss wohl sehr einsam sein? Komm schon, nicht nervös werden, einfach machen! Okay...ziehen wir es durch."

Vorsichtig trat sie auf die Veranda des Hauses und näherte sich der Haustüre bevor sie stehen blieb und noch einmal tief Luft holte. Zitternd hob sie die Hand und wollte gerade die Klingel betätigen als die Türe blitzschnell einen Spalt geöffnet wurde und jemand Nika argwöhnisch musterte. Für einen Moment blieb ihr die Luft weg, dann erkannte sie denjenigen hinter der Türe und er trat ein Stück vor bevor er die Schwarzhaarige skeptisch musterte.

"Wer bist du? Dich habe ich hier noch nie zuvor in dieser Stadt gesehen."

Eine Sache war Nika klar, ihr Idol nahm definitiv kein Blatt vor den Mund. Schon alleine, dass er sie direkt mit "Du" ansprach zeigte ihr, dass er sich als berühmter Artist einiges rausnehmen und erlauben konnte. Dennoch...obwohl sie die Bemerkung als respektlos empfand überlagerten die euphorischen Gefühle gerade alles und zum ersten Mal bekam Nika kaum ein Wort raus.

"Ent-entschuldigen Sie bitte die Störung aber...sind Sie..."

"Ja?"

"Entschuldigung, Sie sind doch...der Mangazeichner Rohan Kishibe...nicht wahr?"

"Woher weißt du das? Ist meine Adresse veröffentlicht worden? Selbst den Immobilienmaklern kann man nicht mehr vertrauen."

"Nein, bitte...ich habe Ihre Adresse zufällig in der Stadt erfahren. Zwei Immobilienmakler haben darüber gesprochen."

Aus zusammengekniffenen Augen schaute der Zeichner die junge Frau an, er schien sie regelrecht zu analysieren während Nika sprach.

"Nun, wo du schon mal hier bist was kann ich für dich tun?"

Er wirkte eindeutig genervt aber nun war Nika schon so weit gekommen, sie würde jetzt keinen Rückzieher machen und doch spürte sie, wie ihre Hände zitterten.

"Bitte entschuldigen Sie nochmal die Störung aber..."

"Entschuldige dich doch nicht andauernd! Du scheinst ernste Absichten gehabt zu haben, deswegen bist du doch hier!"

"Ja, Sie haben vollkommen recht, ich...eigentlich bin ich hierher gekommen weil ich Sie...um ein Autogramm bitten wollte?"

"Ein Autogramm? Von mir? Du bist ein Fan?"

"Ja. Ich bin...extra aus New York angereist weil ich...Sie treffen wollte."

"Aus New York? Extra für mich? Das erstaunt mich jetzt aber!"

Anscheinend hatte Nika sein Interesse geweckt, seine Miene hellte sich auf als sie das mit New York erwähnte und sie erkannte ein Lächeln auf seinen Lippen.

"Nun, wenn du ein Fan bist möchte ich nicht so sein. Es ehrt mich, dass ein Fan die lange Reise von New York nach Japan auf sich genommen hat, um mich zu treffen. Verzeih wenn ich so unfreundlich war. Dürfte ich es wieder gutmachen indem ich dich auf eine Tasse Tee einlade?"

Er schien wie ausgewechselt aber seine Freundlichkeit wirkte auch nicht aufgesetzt. Etwas verunsichert drückte Nika ihre Tasche an die Brust.

"Wenn es für Sie keine Umstände macht...sehr gerne."

"Ich bin eben mit meiner Arbeit für heute fertig geworden, deswegen habe ich jetzt ein wenig Zeit. Bitte komm herein."

"Vielen Dank, das ist sehr freundlich von Ihnen."

Nika staunte nicht schlecht als sie das Innere des Hauses betrachtete. Es befand sich nicht viel im Eingangsbereich, dennoch erkannte Nika weiße hohe Wände und eine Treppe, die in die zweite Etage führte.

"Soll ich dir mein Atelier zeigen? Wir können uns dort gerne hinsetzen."

"Aber das ist doch nicht nötig."

"Ich bestehe darauf. Ich bin fasziniert, dass jemand den ganzen Weg aufnimmt um sein Idol zu treffen. Bitte...nimm meine Gastfreundschaft an."

"Gerne...vielen Dank."

Und während hinter Nika die Haustüre ins Schloß fiel, bemerkte sie das Grinsen auf den Lippen des Mangazeichners nicht.
 

*~*
 

Das Atelier war von Wänden in einem zarten Rosa getaucht und Nika erkannte auf der rechten Seite ein dreieckiges Bücherregal während auf der linken Seite ein weiterer Schrank stand, über dem diverse gezeichnete Originale an der Wand hingen. Ansonsten fiel ihr auf, dass die Rolladen komplett runtergelassen worden. Auf dem hiesigen Arbeitstisch konnte sie ein Grafiktablett und alle mögliche Untensilien zum Zeichnen erkennen sowie ein Faxgerät und einen Scanner.

"Fühl dich wie Zuhause!"

"Vielen Dank nochmal. Das ist also Ihr Arbeitsplatz?"

"Genau, hier zeichne ich meine Manga."

"Das...das alles...wirkt gerade so...unwirklich."

"Wieso das denn?"

"Genau das war es, was ich immer wollte. Mein Idol treffen. Ich bin..."

Krampfhaft versuchte Nika die Tränen zurückzuhalten, sie war nicht hergekommen, um ihrem Idol einen vorzuheulen. Trotzdem konnte sie sich eine Träne nicht verkneifen.

"Entschuldigung, ich bin einfach nur gerührt."

Der Mangazeichner hatte derweil auf seinem Schreibtischstuhl Platz genommen und blickte die junge Frau ausdruckslos an. Nun, wo sie ihn richtig vor sich sah bemerkte sie, wie hübsch der junge Mangaka eigentlich war. Sein Gesicht war durchaus androgyn, nichtsdestotrotz wirkte er männlich und gut gebaut unter dem grün- und lilafarbenen Outfit. Sein Kopf zierrte ein grünes Stirnband, über dem seine dunklen Haare hervorschauten, in denen ein leichter Grünschimmer zu erkennen war. Unterhalb des Stirnbands konnte Nika einen Undercut erkennen. Interessant waren auch die goldenen Ohrringe, die wie Füllerfedern aussahen.

"Nun, ich war schon so dreist. Dürfte ich dich noch nach deinem Namen fragen?"

"Natürlich, mein Name ist Trinidad Zambrano, ich werde aber von allen Nika genannt."

"Trinidad Zambrano? Klingt nicht gerade amerikanisch."

"Ich bin ursprünglich auf Jamaika geboren worden, lebe aber in New York."

"Interessant. Ein sehr außergewöhnlicher Name und du bist ein Fan. Aber in Amerika gibt es gar keine englische Ausgabe."

"Genau deswegen habe ich mir die italienische Variante gekauft. Mein bester Freund kann italienisch, wir haben sie zusammen gelesen."

"Das ehrt mich wirklich. Ein wirklich treuer Fan."

"Ja, ich...ich habe alle Manga von Ihnen gesammelt. Aber ich möchte Sie wirklich nicht..."

"Bitte...nenn mich einfach Rohan."

"Ist das denn in Ordnung?"

"Du scheinst anders als meine anderen Fans zu sein. Man merkt direkt wenn Freundlichkeit aufgesetzt wirkt, das habe ich bei dir nicht."

"Eh..."

Er war eindeutig direkt und frei raus, das respektierte Nika aber trotzdem wirkte die Situation etwas merkwürdig.

"Nun gut, Rohan...ich freue mich sehr deine Bekanntschaft zu machen. Wenn ich mir die Frage erlauben darf, arbeitest du hier alleine?"

"Durchaus, ich habe keine Assistenten. Alleine kann ich am besten arbeiten. Bis vor kurzem habe ich noch in der Stadt S in Tokyo gelebt aber diese Stadt ist so laut und chaotisch. Morioh ist so viel ruhiger und es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Wenn ich nicht gerade zeichne, gehe ich raus und sammele Dinge und Erfahrungen für meinen Manga. Viele Menschen denken, dass Fantasie einen guten Manga ausmacht aber das stimmt nicht! Es ist die Realität, worauf es ankommt. Realität ist der Ursprung eines guten Manga! Wenn ich etwas finde oder erfahre, was mich sehr berührt, füge ich dies meinem Manga hinzu."

"Das...das ist wirklich eine außergewöhnliche Art einen Manga zu zeichnen aber das...das spürt man durchaus...auf jeder einzelnen Seite."

Dabei öffnete Nika ihren Rucksack und aus dem Augenwinkel konnte Rohan erkennen, dass die junge Frau die drei ersten Bände mit sich trug, wobei sie nur Band 1 aus ihrem Rucksack holte und ihn öffnete.

"In diesen Seiten...steckt so viel Leben. Es ist als ob man in die Story oder die Seiten hineingezogen wird..."

"So hat noch nie jemand über meinen Manga gesprochen."

"Nun...dein Manga...er hat mir Kraft gegeben...und mir gezeigt, dass man nie aufgeben sollte..."

"Wie meinst du das?"

"Ach, gar nichts! Ich denke...das tut nichts zur Sache! Es tut mir leid, eigentlich werde ich nicht so oft so emotional!"

Einen Moment lang musterte Rohan seine Gegenüber eindringlich, dann lächelte er.

"Ich denke, ein warmer Tee sollte dir helfen. Magst du Grüntee?"

"Sehr gerne!"

"Du kannst gerne hier warten. Einen Moment bitte."

Nika nickte und blieb wie angewurzelt stehen bis Rohan mit zwei Tassen gefüllt mit warmen Tee zurückkam und ihr eine davon reichte.

"Vielen Dank."

"Gerne. Sag, Nika...wenn ich mir die Frage erlauben darf...dürfte ich dich zeichnen?"

"Eh...mich? Aber wieso?"

"Du scheinst ein sehr interessanter Mensch zu sein. Ich würde dich gerne verewigen. Diese grünen Augen, die vollen Lippen, dein schwarzes Haar und diese schneeweiße Haut...ein perfektes Meisterwerk!"

Nika entging nicht, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Warum sollte sie es eigentlich nicht tun? Es wäre ein einmaliges Erlebnis und eine schöne Erinnerung. Man lebt halt nur einmal, was hatte sie schon zu verlieren? Sie lächelte.

"Welch Komplimente, das bin ich gar nicht gewöhnt! Aber wenn du möchtest...es wäre mir eine Ehre wenn du mich zeichnen würdest."

"Sehr schön. Aber bevor wir anfangen...wärst interessiert wenn ich dir mein heutiges Manuskript zeige?"

"Eh...das geht doch nicht. So ein unberührtes Manuskript...das ist, als ob man ein wohl behütetes Geheimnis aussprechen würde."

"Oh, du kannst sehr gut mit Worten umgehen. Dann würde ich es dir ganz besonders gerne zeigen."

"Bitte, das ist zu viel..."

"Ich bestehe darauf!"

Einerseits wurde die Situation immer merkwürdiger, andererseits wollte Nika dem Mangaka seine Bitte auch nicht abschlagen. So nickte sie nur bevor Rohan die fertigen Seiten aus einem Umschlag nahm und sie ihr reichte.

"Wow...das...einfach atemberaubend! Unglaublich...als ob...als ob sie mich..."

"Ja?"

"Als ob mich die Zeichnungen aufnehmen und ich vollkommen in ihre Welt eintauchen würde."

"Vielleicht...tun sie das sogar..."

"Was?"

"Schon okay. Sag, würdest du dich auf den Stuhl setzen? Ich würde dein Wesen gerne so natürlich wie möglich einfangen."

"O-okay."

Keine Wiederrede, ohne zu zögern nahm Nika auf dem Schreibtischstuhl Platz und positionierte sich so wie Rohan sie wollte.

"Sehr gut. Wunderschön. Bleib genauso sitzen!"

Es dauerte nicht wirklich lange bis die Skizze vollendet war, eigentlich war er schon für Nika's Augen fast zu schnell, doch konzentrierte sie sich gerade auf etwas ganz anderes und ihre Augen huschten nervös von der einen Ecke in die andere.

"Merkwürdig...irgendetwas...stimmt nicht. Ich...ich fühle mich irgendwie..."

"Fertig! Ein weiteres Meisterwerk hat seine Vollendung gefunden! Möchtest du es sehen?"

Ohne eine Antwort erhob sich Nika und blickte auf die Skizze, die sie wirklich eins zu eins darstellte. Es war beinahe als ob Rohan ein Foto von ihr geschossen hätte.

"Das bin wirklich ich. Das ist...wunderschön."

"Sogar mit Signatur."

"Was? Das ist...für mich? Nein, das...kann ich niemals annehmen!"

"Ich bestehe darauf."

"Das kann ich doch nicht annehmen."

"Doch, ich möchte es. Behalte es als Andenken. Wenn du möchtest signiere ich dir auch gerne deine Bänder."

"Das ist wirklich sehr freundlich aber...ich denke, ich sollte nun gehen."

"Aber...du hast deinen Tee kaum angerührt."

"Bitte, ich habe schon zu viel von deiner Zeit in Anspruch genommen, ich sollte..."

Doch mitten im Gehen erstarrte Nika auf einmal und ihr Blick blieb konstant auf Rohan gerichtet.

"W-was...was ist das? Irgendwie...fühlt sich mein Körper...so komisch an!"

"Bitte bleib doch noch ein bisschen. Ich würde gerne mehr über dich erfahren. Du hast mein Manuskript gesehen. Damit hast du meine Fähigkeit aktiviert."

"Fähigkeit? Wovon redest du? Was?"

Und dann schaute Nika nur noch geschockt auf ihre Finger.

"Was ist das? Was passiert mit mir?"

In jenem Moment beobachtete sie nur noch mit Schrecken, wie Stellen an ihren Händen und Fingern sich wie Buchseiten öffneten und dies ebenfalls mit ihrem Gesicht passierte. Mit aufgerissenen Augen starrte sie auf ihren Gegenüber, der sie schon beinahe hämisch anlächelte und als sie machtlos zu Boden ging konnte sie nur noch das laute Pochen ihres Herzens in ihren Ohren wahrnehmen sowie sich darauf konzentrieren, dass sie dem Zeichner hilflos ausgeliefert war.

~Heaven's Door vs. The Void~

Ihre Augen huschten panisch durch den Raum, ihre Stimmte zitterte vor Angst. Nika's Pupillen ruhten auf Rohan, der inzwischen näher gekommen und sich zu der hilflosen Frau gekniet hatte.

"W-was hast du mit mir gemacht? Was hast du...mit meinem Körper gemacht?"

"Hab keine Angst, dir wird nichts weiter geschehen. Mit Blick auf mein Manuskript hast du meine Fähigkeit Heaven's Door aktiviert. Diese Fähigkeit erlaubt es mir die Persönlichkeit und Erfahrungen anderer Menschen wie Bücher zu lesen und kein Detail bleibt mir verborgen."

Auf die Aussage hin ging ihr Atem schneller. Sie war sich zwar sicher, dass Rohan ihre Wehrlosigkeit nicht ausnutzen und anfangen würde sie unsittlich anzufassen, dennoch konnte sie diesen Gedanken nicht vermeiden. Das weiße bauchfreie Top unter der blauen Bomberjacke und die stets leicht geöffnete blaue Baggypants hätten jeden anderen Mann wohl zu sittenwidrigen Verhalten eingeladen und animiert. Nicht so Rohan. Er hatte was ganz anderes mit der ängstlichen Nika vor.

"Nein! Bitte nicht! Wieso...wieso tust du mir das an? Bitte..."

~Ich kann mich nicht bewegen!~

"Du scheinst ein sehr interessanter Charakter zu sein, das habe ich bereits gemerkt als du mein Haus betreten hast. Ich möchte gerne mehr über diesen Menschen erfahren. Du scheinst jedenfalls einen starken Willen zu haben, die meisten Menschen verlieren das Bewusstsein wenn ich Heaven's Door an ihnen ausprobiere. Du bist einzigartig!"

"Bitte...an mir gibt es wirklich nichts, was interessant wäre! Ich wollte nur...ich wollte doch nur...mein Idol treffen!"

"Und das hast du und du hast die Ehre ein Teil meines Manga zu werden!"

"W-was hast du mit mir vor?"

"Ich habe dir doch erzählt, dass die besten Manga entstehen, indem man sich die Realität zu nutze macht und Realitiät in die Zeichnungen einfließen lässt. Die besten Ideen bekommt man duch Persönlichkeiten und Erfahrungen anderer Personen...so wie dir."

Schockiert versuchte Nika sich zu bewegen aber ihr Körper war wie gelähmt. Ihre Hände sowie ihr restlicher Körper zitterten aber mehr konnte sie auch nicht aus ihren ruckelnden Bewegungen herausholen. Sie konnte nur zusehen...und abwarten, was der Mangaka mit ihr anstellen würde.

"Bitte...bitte nicht..."

"Wovor hast du denn solche Angst? Keine Sorge, meine Fähigkeit wird dir keine Schmerzen zufügen. Ich möchte einfach nur etwas mehr über dich erfahren."

Damit ergriff Rohan mit Daumen und Zeigefinger eine Seite in Nika's Gesicht und begann zu lesen.

~Nein!~
 

"Trinidad Zambrano, Spitzname: Nika. 18 Jahre, wurde auf Jamaika geboren, Einzelkind. Deine Mutter ist Amerikanerin, dein Vater Jamaikaner. Deine besten Freunde sind ein homosexuelles Pärchen aus New York, Billy und Jared, mit denen du in einer WG lebst und Billy dein bester Freund ist. Eine Zeit lang hast du dir sogar mehr von ihm gewünscht, hast aber aus Rücksicht zu seinen Gefühlen zu Jared einen Rückzieher gemacht. Auch wolltest du deine Freundschaft mit ihm nicht auf's Spiel setzen. Dein Kumpel Jared hat das Borderline-Syndrom und hat sich viele Jahre lang nach dem Tod seiner Eltern geritzt und sich einst sogar beinahe das Leben genommen. Verstehe. Du trainierst gerne, unter anderem machst du gerne Kickboxen und Zumba, spielst Schlagzeug und E-Gitarre und fährst gerne Skateboard. Als du acht Jahre alt warst ist deine Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Danach hast du bis zu deinem dreizehnten Lebensjahr mit deinem Vater auf Jamaika gelebt und bist anschließend in die USA zurückgezogen. Mit 15...das ist interessant. Mit 15 wurde bei dir Brustkrebs in der linken Brust diagnostiziert, du hast dich aber nie operieren lassen. Seitdem...lebst du dein Leben auf der Überholspur. Ich verstehe...bemerkenswert, dieser eiserne Wille!"
 

~Aufhören!~
 

"Du färbst dir gerne die Haare rot, hast dies aber nicht mehr getan seit der Brustkrebs bei dir festgestellt wurde. Unterhalb der linken Brust hast du ein kleines Tattoo, was wie eine Verschnörkelung aussieht. Dein erstes Mal hattest du mit 16 Jahren mit einem Jungen aus deiner Tanzschule, allerdings hat er dich vor seinen Freunden bloßgestellt, indem er ihnen dein Höschen von besagter Nacht als Trophäe präsentiert hat. Seitdem hast du nie wieder einem Mann vertraut oder dich einem körperlich genähert. Du liebst es beim Sex geleckt zu werden und dieser kann dir nicht wild genug sein. Du bist wirklich eine interessante Frau, Nika!"
 

~AUFHÖREN! BITTE! NICHT WEITERLESEN!~
 

"Was ist das? Du scheinst auch eine verborgene Fähigkeit zu haben? The Void also? Und du kennst bereits zwei weitere Personen, die ebenfalls solche Fähigkeiten besitzen? Josuke Higashikata und Joseph Joestar! Crazy Diamond und Hermit Purple! Wie interessant, einfach unglaublich! Mit deinen Erfahrungen werde ich unzählige Seiten meines Manga füllen können! So euphorisch war ich schon lange nicht mehr! Ich sehe schon die fertigen Skizzen vor mir! Ich werde mir all deine Erlebnisse zu nutze machen um meinen Manga zu zeichnen und du wirst das Material zur Fertigstellung sein!"
 

~Aufhören! Nicht! Aufhören! Bitte nicht...stopp!~
 

"Hm? Hast du etwas gesagt, Nika?"

"Ich sagte...AUFHÖREN!"
 

In jenem Moment riss Nika die tränenerfüllten Augen auf und die Seiten in ihrem Gesicht wurden augenblicklich schwarz. Irritiert konnte Rohan nur dabei zusehen, wie ihre Seiten unlesbar durch die schwarze Masse wurden und im nächsten Moment spürte der Mangazeichner nur noch, wie er mit voller Wucht gegen die Wand in seinem Rücken geschleudert wurde und ein dumpfer Schmerz seinen Hinterkopf erfasste. Das Bücherregal, welches er beim Aufprall erfasste, verlor eine Bücher, die zu Boden gingen und sich dort verteilten.

"Wie? Wie kann das sein? Sie dürfte sich gar nicht bewegen können! Was...was ist das für eine Flüssigkeit?"

Vollkommen auf Nika fixiert konnte Rohan nur mit Schrecken zusehen, wie eine dunkle Flüssigkeit jegliche Pore in Nika's Körper verließ und zu Boden tropfte. Beinahe vollständig eingehüllt richtete sich die Schwarzhaarige auf und Rohan konnte nur bewegungslos zusehen, wie die dunkle Masse ihren Körper zur Hälfte komplett einnahm. Die Flüssigkeit waberte auf der rechten Seite ihres Körpers, der schon gar nicht mehr körperlich zu sein schien. Nika selbst schien sich der Masse anzupassen, bis die Stellen, die von der Flüssigkeit eingehüllt wurden, selbst ein Teil dieser dunklen Masse wurden. Zwei Fontänen, die aus ihrem Rücken zu kommen schienen packten Rohan und drückten ihn an seinen Armen gegen die Wand während drei weitere sich um seinen Bauch sowie um seine Beine schlungen. Er blickte in das angsterfüllte Gesicht der jungen Frau und sah Tränen, die sich bereits mit der dunklen Masse vermischt hatten.

"Was bildest du dir eigentlich ein? Was fällt dir ein in meiner Vergangenheit herum zu stöbern? Geilt es dich auf wenn Menschen dir hilflos ausgeliefert sind? Bist du irgendwie pervers? Macht es dir Spaß mit ihren Gefühlen zu spielen als wären sie einer deiner Skizzen auf Papier? FÜR WEN HÄLST DU DICH EIGENTLICH, ROHAN KISHIBE? DENKST DU, DU KÖNNTEST GOTT SPIELEN? MEIN LEBEN GEHÖRT MIR UND DAS WIRD MIR KEINER NEHMEN! ICH LASSE NICHT ZU, DASS DU IN MEINEN KOPF EINDRINGST UND DU DIR EINFACH NIMMST, WAS DU WILLST! NICHT MIT MIR! NICHT...MIT MIR!"

Der erste Schlag durch die Flüssigkeit traf Rohan direkt ins Gesicht, dabei lief ein Teil der Masse in seinen Mund.

"Was...was ist das? Dieser Geschmack! Das...das ist doch...Tinte!"

Er konnte nicht reagieren, denn in jenem Moment prasselten Unmengen an Schlägen auf ihn ein und Nika bemerkte nicht, wie sie mit jedem Schlag ihre Kraft erhöhte, doch in jenem Moment registrierte sie, was sie tat und blickte geschockt auf.

"Nein! Aufhören! Das bin ich nicht! Das will ich nicht!"

Die Masse ließ von Rohan ab und zog sich langsam in ihren Körper zurück. Hätte sie weitergemacht, wer weiß, ob Rohan noch am leben wäre. Nur zitternd und erschöpft raffte sich der Mangazeichner auf und blickte auf die Schwarzhaarige, die in jenem Moment als die Flüssigkeit wieder komplett in ihren Körper zurückgegangen war zusammenbrach und laut schrie.

"NEIN! ES...ES TUT SO WEH! BITTE...ES TUT WEH! ICH...ICH KANN NICHT ATMEN! HILFE!"

Rohan wusste nicht, was geschah aber die junge Frau schien eindeutig Schmerzen zu haben. Einen Moment lang stand er wie angewurzelt da, konnte nur zusehen, wie Nika's Körper unter dem Schwall neuer Schmerzen sich aufbäumte und dann wieder in sich zusammenbrach bis sie nur noch keuchend und außer Atem am Boden liegen blieb. Tränen liefen ihr über das Gesicht, ihr Atem ging schwer als ob sie einen Marathon gerannt wäre.

"Es...es tut mir leid...ich...ich wollte das nicht."

Langsam versuchte sie sich aufzurichten und blickte Rohan tränenerfüllt an. Dieser schaute nur erschrocken zu ihr herunter.

"Ich...ich wollte das nicht. Bitte...es tut mir leid, ich...hatte nicht vor jemandem zu schaden! Bitte..."

"NIKA!"

Die Stille wurde von Josuke's durchdringender Stimme durchschnitten, der sich irgendwie Zugang zum Haus verschafft hatte. Nur schwerfällig drehte sich Nika in seine Richtung und blickte ihn an.

"Jo-Josuke...warum...warum bist du...wieso?"

"Ich sagte doch, dass sie Standuser gegenseitig anziehen! Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Ich sah dich in der Stadt und bin dir gefolgt. Als du nicht aus dem Haus kamst habe ich mir Sorgen gemacht. Hat dieser Mangazeichner dir etwas getan? Er sieht selbst ziemlich mitgenommen aus."

Doch Nika konnte kaum antworten, die Schmerzen raubten ihr beinahe den Verstand.

"Du bist also Josuke Higashikata. Die Seiten lügen wohl einfach nie."

"Was hast du ihr getan?"

"Das geht dich nichts an! Und überhaupt, hat man dir nicht beigebracht, dass man nicht einfach in Häuser fremder Menschen eindringt? Jetzt muss ich deine Erinnerungen mit Heaven's Door genauso verändern wie die der jungen Frau!"

"Du kannst dich kaum noch auf den Beinen halten!"

"Bitte...hört auf. Es reicht...Josuke...bitte lass ihn!"

"Aber..."

"Lass uns...bitte einfach gehen. Bitte..."

"Nicht ohne diesem Typen eine Lehre zu erteilen!"

"Was willst du tun? Mich mit deiner hässlichen Frisur angreifen? Sowas hat man vielleicht in den 80ern getragen aber heute doch nicht mehr! Das ist uncool, Josuke! Es sieht eher aus als ob ein Vogel versucht hat ein Nest darin zu bauen!"

In jenem Moment spürte Nika, wie Josuke's Körper heftig anfing zu zittern.

"WAS HAST DU ZU MEINER FRISUR GESAGT? SAG DAS NOCHMAL WENN DU DICH TRAUST!"

"Josuke, hör auf! Was ist denn los?"

"Gerne, deine Frisur ist hässlich! Keine Frau der Welt würde darauf abfahren!"

Und Rohan bereute direkt was er gesagt hatte, denn in jenem Augenblick erschien Rohan's Stand Crazy Diamond und schlug dem Mangaka so heftig ins Gesicht, dass er nach hinten taumelte. Nika verstand nicht, warum Josuke auf einmal so sauer wurde aber sie nutzte ihre restlichen Kraftreserven und hielt Josuke zurück, indem sie ihm von hinten die Arme umlegte und ihn festhielt.

"JOSUKE, ES REICHT! HÖR AUF! BITTE HÖR AUF! ER IST ES NICHT WERT! Bitte...hör auf, Josuke. Tu das nicht. Nicht für mich."

"Darum geht es nicht! Du verstehst das nicht!"

"NEIN, ICH VERSTEHE ES NICHT! TROTZDEM WILL ICH, DASS IHR AUFHÖRT! BITTE...hört auf! Das war es nicht, warum ich hergekommen war. Ich wollte...ich wollte doch nur...mein Idol treffen, bevor ich...bevor ich..."

Sie beendete den Satz nicht aber Josuke registrierte nun, unter welchen Schmerzen Nika litt und gab endlich nach. Kurz darauf beruhigte sich Josuke obwohl er einen Moment noch wütend schnauffte. Er griff Nika's Tasche und legte ihr einen Arm um bevor sie langsam in Richtung Haustüre gingen. Bevor sie das Atelier verließen warfen Josuke als auch Nika Rohan einen letzten Blick zu, in Josuke's Fall eher einen warnenden Blick. Was Nika anging konnte Rohan nicht einordnen, ob es nun Angst oder Enttäuschung war aber eine Sache war ihm definitiv klar. Mit diesem Mädchen stimmte etwas nicht. Diese Schmerzen hatte sie nicht vortäuschen können und irgendwie fühlte er sich das erste Mal in seinem Leben richtig schlecht sowie schuldig. Als sie sich wieder auf der Straße befanden, blickte Rohan ihnen durch die Rolladen hinterher bevor er anfing sein Atelier aufzuräumen und ihm dabei auffiel, dass er Nika die Skizze, die er von ihr anfertigte nicht mitgenommen hatte. Seufzend blickte er in die schönen Augen, die er detailgetreu erfasst hatte.

"Verdammt...ich sollte...mich vielleicht doch bei ihr entschuldigen. Erst mal sollte ich meine Wunden reinigen. Mit so einer Reaktion...habe ich nicht gerechnet aber...irgendwie würde ich sie gerne wiedersehen. Ob wir uns nochmal begegnen werden?"

~Pure Heart~

Es brauchte einen Moment bis Nika sich wieder beruhigt hatte. Nachdem sie das Haus von Rohan verlassen hatten war Josuke mit ihr zur Wiese gegangen und hat sich dort mit ihr niedergelassen.

"Hier, bitte."

Mit einem sanften Lächeln hielt Josuke ihr eine Dose Cola hin, die sie zögerlich entgegennahm.

"Vielen Dank."

"Geht es dir wieder etwas besser?"

"Ein wenig. Mir ist immer noch etwas schwummrig aber es könnte schlimmer sein."

"Ganz schön viele Abenteuer für den ersten Urlaubstag, oder?"

"Ja, das...kann man durchaus so sagen."

"Tut mir leid, ich wusste nicht, dass er ein Standuser ist. Ich wusste noch nicht mal, dass dieser Kerl berühmt ist."

"Ist schon okay, es war meine eigene Dummheit und ich war leichtsinnig. Das nächste Mal werde ich vorbereitet sein."

"Dein Stand...Rohan sagte, dass er The Void hieße..."

"Wie lange standest du denn schon da?"

"Naja, er hat die Türe anscheinend nicht richtig ins Schloss fallen lassen, da habe ich mich reingeschlichen. Anscheinend hat er in dem Tumult nicht bemerkt, dass ich mir Zugang verschafft habe. Ich habe etwas gewartet. Erst als er angefangen hatte deine Persönlichkeit zu lesen kam ich die Treppen hoch. Ich wäre eigentlich schon früher reingekommen aber als ich hörte, wie es oben knallte und du ihn angebrüllt hattest, habe ich gewartet."

Bedrückt schaute Nika auf ihre Knie.

"Dieser Stand...The Void...er tauchte eines Tages auf. An jenem unheilvollen Tag als der Schmerz in meiner Brust unerträglich wurde und ich dem Tode nahe war. Ich weiß nicht, ob ich es als glückliche Fügung bezeichnen soll aber...hätte er sich nicht genau da manifestiert, wo ich mein kleines Tattoo unter der Brust habe und was auch die Ursprungsquelle des Brustkrebs ist, dann würde ich wohl jetzt nicht mehr hier sitzen. The Void...hat mir das Leben gerettet und mir eine zweite Chance gegeben. Ich weiß nicht, warum es mir passierte aber...in gewisser Weise bin ich diesem Nichts dankbar, dass ich noch lebe. Irgendwann...habe ich angefangen mir seine Fähigkeiten zu nutze machen. Normale Menschen ohne Stand scheinen sie jedenfalls nicht zu sehen, das ist mir bereits aufgefallen, kurz nachdem The Void aufgetaucht ist. The Void war mir seitdem in vielen Situationen eine große Hilfe, vor allem...war mein Körper so geblieben wie er jetzt ist. Als ob es den Verfall durch den Brustkrebs nie gegeben hätte. Es war wie ein Wunder! Aber...so mächtig, wie dieser Stand auch ist, so macht er mir manchmal auch Angst. Du hast es ja selbst gehört und vielleicht sogar gesehen. Manchmal...habe ich das Gefühl dass wenn ich mich zu sehr in meine Wut und meinen Zorn hineinsteigere, dass ich so die Kontrolle verliere und sogar jemanden in meiner blinden Wut töten könnte. Deswegen habe ich mich rechtzeitig gestoppt. Ich wollte Rohan gar nicht so verprügeln, ich wollte ihm nur eine Lektion erteilen!"

"Ich denke auch nicht, dass du ein Mensch bist, der jemanden töten könnte."

"Ja, vor allem bin ich eigentlich kein Mensch, der dumm rumheult! Ich habe mein Leben immer selbst in die Hand genommen! Dass ich mich nie operieren lassen habe war meine eigene Entscheidung! Ich wollte keine Chemo oder sonstige Operationen durchstehen, nur um an Ende wie eine wandelne Leiche auszusehen und vor mich hin zu vegitieren! Ich wollte mein Leben so lange wie eben nur möglich noch leben bevor ich eines Tages sterbe. Ich bin mir sicher, eines Tages wird der Tag kommen, wo dieser Stand nicht mehr das ist und ich sterben werde. Aber wenigstens kann ich dann sagen, dass ich was erlebt und mein Leben gelebt habe. Ich möchte jeden Tag genießen...und lächeln. Auch wenn es mir manchmal schwer fällt aber was bringt es mir zu weinen? Wenn man es sich lang genug einredet...dann lächelt man irgendwann ganz von selbst und...die Schatten, die jeden Tag auf deinen Schultern ruhen verschwinden in weite Ferne!"

Beinahe verträumt blickte der junge Japaner Nika von der Seite an.

"Das...muss man dir wirklich lassen...du bist sehr stark, dafür dass du so viel durchgemacht hast! Du hast ein gutes Herz und einen starken Willen! Ich denke, mit der Einstellung wirst du noch lange leben!"

"Du hast ein viel größeres Herz, Josuke. Du bist gekommen und hast mir geholfen, obwohl du mich kaum kanntest. Ich bin so gesehen eine Fremde für dich."

"Naja, du brauchtest Hilfe und außerdem...scheinst du sehr nett zu sein."

"Du weißt gar nicht, ob ich so nett bin."

"Doch...das denke ich schon."

"Kann ich dich etwas fragen? Wieso...bist du so ausgerastet als Rohan deine Frisur beleidigt hat?"

Bei der Frage glitt Josuke's Blick weit in die Ferne.

"Als ich fünf Jahre alt war litt in an sehr hohem Fieber. Damals wusste ich nicht, dass mein Stand der Auslöser. Meine Mutter wollte seinerzeit mit mir mit dem Auto ins Krankenhaus fahren, da es zu der Zeit aber stark am schneien war, blieb sie auf dem Weg, den sie fahren wollte stecken und wir kamen nicht weiter. Als sie schon jegliche Hoffnung aufgab tauchte ein Mann hinter dem Auto auf. Er legte seine Jacke unter das Auto meiner Mutter und bat sie zu fahren sobald er sie angestoßen hatte und nicht stehenbleiben sollte. Ich sah den Mann nur im Rückspiegel und lächelte vor Erleichterung. Wir schafften es tatsächlich ins Krankenhaus. Danach versuchte meine Mutter den Mann ausfindig zu machen, blieb aber auf ihrer Suche erfolglos. Um ihn zu ehren begann ich seine Frisur zu tragen. Ich wollte ihm so meine Dankbarkeit ausdrücken. Ich lasse nicht zu, dass jemand meine Frisur beleidigt. Wer sie beleidigt, beleidigt im selben Zuge auch meinen Retter! Das lasse ich nicht zu!"

Eine Träne stahl sich in Nika's Augenwinkel bevor sie sie mit dem Handrücken wegwischte und lächelte.

"Josuke...das...ist eine wundervolle Geschichte. Vielleicht...vielleicht hat dieser Mann dir sogar viel mehr hinterlassen als du denkst."

"Und das wäre?"

"Dein gutes und reines Herz."

Einen Moment lang tauschten die beiden verträumte Blicke aus, im nächsten Moment wurde die Stille von einer dritten Person zerschnitten, die direkt auf das ungleiche Paar zukam.

"OI JOSUKE! Da bist du ja, ich habe dich schon überall gesucht!"

"Okuyasu! Entschuldige mein Freund, ich hatte noch etwas zu erledigen!"

"Das sehe ich durchaus! Wenn er ist denn der heiße Feger da bei dir?"

"Entschuldige Nika, das ist mein bester Freund Okuyasu!"

Dabei verbeugte sich der junge Mann mit der rauen Stimme."

"Okuyasu Nijimura, meine Dame!"

"Okuyasu, es freut mich dich ebenfalls kennenzulernen! Mein Name ist Nika!"

"Ich wusste gar nicht, dass du so eine scharfe Schnitte aufgerissen hast, Josuke! Wieso kriegst du immer die schönsten Frauen?"

"O-Okuyasu, ich hatte nicht vor hier irgendjemanden aufzureißen! Außerdem...bin ich eh eher der romantische Typ!"

"Ja, ist klar!"

Darauf musste Nika kichern.

"Ihr beide, man merkt eindeutig, dass ihr beste Freunde seid! Schönes Duo! Jedenfalls danke für deine Hilfe, Josuke! Bestimmt sehen wir uns nochmal!"

"Warte, Nika! Um ehrlich zu sein...würde ich dir gerne noch jemanden vorstellen. Er könnte dich vielleicht aufklären."

"Aufklären? Wobei?"

"Nun, ich hatte dir doch von der Sache mit dem Pfeil erzählt, oder? Er weiß am besten über die jetzige Situation Bescheid. Vielleicht solltest du dir anhören, was er zu sagen hat."
 

*~*
 

Da Nika eh ins Hotel zurück wollte kam es ihr sehr gelegen als Josuke meinte, die genannte Person würde sich gerade Morioh aufhalten. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um einen Verwandten von Josuke handelte, dessen Namen Jotaro Kujo und er der Enkelsohn von Joseph Joestar war. Während eines Gesprächs fand Nika heraus, dass die beiden nach Morioh gekommen seien, um denjenigen auszumachen, der anscheinend mit einem antiken Pfeil herumging und Menschen wahllos zu Standuser machte. Sie wussten nicht, wer dahintersteckte aber Jotaro, dessen Miene nicht versteinerter und ernster hätte sein können so wie Nika feststellen musste, mahnte die junge Frau auf sich aufzupassen und gegebenfalls Acht auf mögliche Vorkomnisse im Zusammenhang mit Standusern zu geben. Er selbst war ein Standuser mit einem außergewöhnlich starken Stand namens Star Platinum und momentan befanden er und Joseph sich in Morioh, um die Wurzel allen Übels zu finden.

"Nun, wenn es euch hilft, dann halte ich für die Zeit, wo ich in Morioh bin gerne die Augen auf. Ich habe extra zwei Wochen Urlaub gebucht, das ist noch eine Weile bevor ich wieder nach Hause fliege."

"Wenn das überhaupt möglich ist. Sollte die Lage drastischer werden, müsste ich dich bitten noch eine Weile länger in Morioh zu bleiben. Zu deiner eigenen Sicherheit natürlich."

"Was? Aber was soll ich denn meinen Freunden Billy und Jared sagen? Sie werden krank vor Sorge wenn ich nicht nach Hause komme!"

"Deine Sicherheit geht vor und ich versichere dir, dass dir nichts geschehen wird. Zur Not wird Josuke gerne auf dich Acht geben! Ihr beiden scheint euch ja bereits durchaus gut zu verrstehen."

"J-ja, in gewisser Weise schon aber...ich möchte wirklich niemandem zur Last fallen."

"Dass du ein Standuser bist macht die Sache bereits zu unserer Angelegenheit und deine Fähigkeit könnte uns noch sehr gelegen kommen. Du scheinst einen sehr starken Stand zu besitzen."

"Das schon aber...es ist nicht so einfach. Dadurch, dass der Stand sich mit meiner Krankheit verbunden hat...er sitzt so gesehen an der Quelle...leide ich unter großen Schmerzen wenn ich The Void zu oft und zu intensiv einsetze. Ich werde euch gerne helfen aber ich werde es nicht ausreizen!"

"Das musst du auch nicht! Wir stehen dir gerne zur Seite. Wichtig ist nur, dass du die Augen aufhälst."

"Das werde ich gerne tun."

Josuke bemerkte, wie Nika das Gespräch langsam unangenehm wurde.

"Ich werde Nika auf ihr Zimmer begleiten, lasst sie ein wenig ausruhen."

Darauf nickte Jotaro zustimmend und ließ die beiden ziehen. Auf ihrem Zimmer setzte sich Josuke neben Nika auf das Bett und legte vorsichtig einen Arm um ihre Schulter.

"Tut mir leid, er ist sehr direkt. Das war sicher alles etwas viel. Entschuldige, das war sicher alles etwas viel."

"Schon gut."

"Tut mir leid, dass ich dich damit reingezogen habe."

"Bitte entschuldige dich doch nicht andauernd. Ich weiß deine Hilfe sehr zu schätzen. Ich denke gerade eher über etwas anderes nach."

"An was denn?"

"An Rohan...vielleicht sollte ich mich bei Zeiten bei ihm entschuldigen."

"Entschuldigen? Dafür, dass er dir so weh getan und in deiner Vergangenheit rumgewühlt hat? Wenn sollte er sich für sein Verhalten bei dir entschuldigen und nicht andersherum! Du hast keinen Grund dich bei ihm zu entschuldigen!"

"Ja, ich weiß. Aber ich habe es dir doch gesagt...ich denke, dass ich zu weit gegangen bin. Ich hätte ihn durchaus ernst verletzen können. Wenn ich ihn nochmal treffen sollte...ja, vielleicht entschuldige ich mich tatsächlich. Er mag ein respektloses, egoistisches und selbstgefälliges Arschloch sein aber er ist auch ein begnadeter Mangazeichner. Das bewundere ich."

"Nun gut, wie du meinst."

"Denk doch mal nach, Josuke! Vielleicht könnte er uns beim Aufklären dieses Falles mit seinem Stand helfen! Man sollte sich jeglichen Vorteil zu nutze machen!"

"Auch wieder wahr! Trotzdem traue ich diesem schmierigen Mangazeichner nicht! Noch nicht jedenfalls!"

"OI, UND WAS IST MIT MIR?"

"Verdammt, kannst du nicht anklopfen, Okuyasu?"

"Schon okay, Josuke! Wir hätten ihn meinetwegen auch nicht ausschließen müssen!"

"GENAU, JOSUKE! MAN SCHLIESST FREUNDE NICHT AUS! Außerdem...bin ich ein Gentleman und eine Lady muss beschützt werden! Deswegen mach dir keine Sorgen, Nika! Egal, was passiert, wir sind für dich da! Wir passen von nun an auf dich auf! The Hand wird die Sache gerne in die Hand nehmen und alles erledigt sich von selbst!"

"The...Hand?"

"Sein Stand heißt so. Alles, was Okuyasu's Stand berührt verschwindet im Nichts. Keine Ahnung, wohin die Sachen verschwinden aber sie sind einfach weg. Als ob ein Teil des Raumes einfach ausgelöscht werden würde."

"OI, DIE FÄHIGKEIT IST SEHR PRAKTISCH!"

"Du brauchst trotzdem nicht so zu schreien, Okuyasu!"

In jenem Augenblick spürte Nika eine unbekannte Wärme in sich aufsteigen und sie wusste, dass sie nicht alleine war. Egal, was nun und in den nächsten Tagen passieren würde, sie hatte Freunde gefunden, die an ihrer Seite waren. Dennoch ging ihr Rohan nicht aus dem Kopf und selbst als sie am Abend im Bett lag klammerten sich ihre Gedanken an den verrückten Mangazeichner und ließen diesen Kerl, der einerseits so verrückt war und doch so faszinierend auf sie wirkte nicht mehr los bis sie endlich einschlief.

~Ghost Alley~

Wenige Tage vergingen nach dem Vorfall in Rohan's Haus. Was dort passiert war hatte Nika bislang nicht losgelassen, es jedoch vorsorglich vor Billy, als sie an jenem Tag ihn noch über ihr Netbook kontaktiert hatte, nicht erwähnt. Irgendwie ging ihr dieser Mangazeichner aber auch nicht mehr aus dem Kopf. Obwohl er sie doch sehr überrascht hatte war die Neugier zu groß und irgendwie hoffte Nika innerlich, dass sich ihre Wege nochmal kreuzen würden. Nachdem, was er ihr angetan hatte, würde sie ihn einfach zwingen ihr ein Autogramm auf ihre Manga zu geben. Ihre nächste Begegnung sollte allerdings nicht zu lange auf sich warten lassen.

Mit einem Reiseführer bewaffnet hatte sich Nika ein paar Tage später auf den Weg in die Stadt gemacht. Es war durchaus sehr heiß, deswegen trug sie an jenem Tag ein weißes Top neben ihrer olivgrünen Beanie sowie einer gleichfarbigen Baggypants und roten Converse Chucks. Sie war gerade auf dem Weg gedankenverloren an einem Supermarkt vorbeizulaufen als sie eine ihr wohl bekannte Person vor sich erblickte.

"Rohan!"

Schon fast zu freundlich sprach sie seinen Namen aus als sie den Mangazeichner erkannte. Auch er hielt eine Karte der Stadt in der Hand und war durchaus gut gekleidet. Ein blaues Hemd mit Krawatte sowie einer weißen Hose zierrten sein Antlitz. Als er die junge Jamaikanerin registrierte, sah er sie beinahe erstaunt an und Nika entging nicht, wie er stark schlucken musste.

"Nika. Dich hätte ich hier nicht erwartet. So sieht man sich wieder."

"Nun, ich wollte eigentlich nur einen Ausflug in die Stadt unternehmen. Nichts weiter. Du scheinst wohl etwas ähnliches vorgehabt zu haben."

"Ich bin erst vor drei Monaten nach Morioh gezogen und war auf der Suche nach meinem Elternhaus. Als ich ein Kind war haben meine Eltern und ich lange Zeit hier gelebt bevor wir nach Tokyo gezogen sind."

Von Nika war nur ein stummes Nicken zu entnehmen, danach entstand für einen Moment eine peinliche Stille.

"Rohan, ich wollte..."

"Nika, ich..."

Beide stoppten gleichzeitig so wie sie angefangen hatten und kicherten als sich ihre Blicke trafen.

"Nein, du zuerst, Nika."

Damit holte die Schwarzhaarige tief Luft.

"Also...was ich dir sagen wollte, Rohan...du bist ein Arschloch und was du getan hast war einfach nur scheisse. Dass du in meiner Persönlichkeit rumgewühlt hast finde ich alles andere als toll, denn...es gibt auch Dinge, die dein Gegenüber vielleicht nicht direkt bei der ersten Begegnung preisgeben möchte."

"Wow, das nenne ich ehrlich. Möchtest du, dass ich mich entschuldige?"

"Nein, darauf lege ich keinen Wert. Ich möchte nur nicht, dass du es nochmal tust. Wenn sollte ich mich entschuldigen."

"Wofür?"

"Dafür, dass ich dich geschlagen habe."

"Naja, verdient hatte ich es schon, ich war eher überrascht dass du solch eine Fähigkeit besitzt und dich trotz allem wehren konntest. Noch nie hat es jemand geschafft sich Heaven's Door zu entziehen wenn ich einmal die Kontrolle über die Person, deren Seiten ich lesen möchte, habe. Du hättest dich nicht mehr bewegen dürfen."

"Ich hatte Angst, Rohan und das ist bei mir eher selten dass ich vor irgendetwas Angst habe! Ich habe mich verteidigt aber...diese Kraft hat manchmal solch eine Auswirkung auf mich, dass ich so die Kontrolle verliere. Ich hätte dich töten können. Das war es nicht, was ich wollte. Es tut mir leid. Nimmst du meine Entschuldigung an?"

Der Zeichner war mehr verwundert, dass sich die junge Frau überhaupt entschuldigte, schließlich war er derjenige gewesen, der ihr das angetan hatte.

"Nun, ich denke nicht, dass eine Entschuldigung nötig gewesen ist aber...wenn du es möchtest, dann nehme ich deine Entschuldigung gerne an. Aber...heißt das, dass du dich mir irgendwann so oder so geöffnet hättest?"

"Vielleicht. Wer weiß. Es kommt nicht oft vor, dass man sein Idol trifft. Und abgesehen davon...dachte ich eigentlich, dass du sehr nett bist. Vielleicht bist du das sogar...auf deine Weise."

Als Rohan ihr Lächeln sah war er durchaus irritiert.

"Vielleicht sollten wir nochmal bei Null anfangen. Was hälst du davon wenn ich dich begleite, wir dein Elternhaus suchen und danach lädst du mich auf eine Tasse Kaffee ein?"

"Ich denke, das ließe sich einrichten."

"Nun denn, wollen wir?"

Er wusste nicht, warum er anfangen musste zu lächeln. Seit Rohan angefangen hatte als Mangaka Karriere zu machen hatte er die verschiedensten Arten von Menschen kennengelernt doch gerade ihre Art wirkte alles andere als aufgesetzt. Sie war ehrlich und irgendwie tat diese Ehrlichkeit sehr gut. Während sie zusammen so nebeinander her gingen schaute Rohan hin und wieder von der Karte auf, die er immer noch in der Hand hielt. Nika hingegen blickte fasziniert auf die hiesigen Villen dieses Wohnviertels.

"Kann ich dich etwas fragen?"

"Nur zu."

"Nachdem du mich gestern angegriffen hattest...da bist du unter Schmerzen zusammengebrochen? Lag das...an dem Stand?"

"Man könnte es so sagen, ja."

"Hängt das mit deiner Krankheit zusammen?"

"Mit meinem Brustkrebs."

"Du schienst schlimme Schmerzen gehabt zu haben."

"Das passiert jedes Mal wenn ich meinen Stand, so wie ihr es nennt, einsetze. Überanstrenge ich mich, leide ich furchtbare Schmerzen. Ich vermute, dass sich der Stand an der Stelle, wo mein Brustkrebs ausgebrochen war manifestiert hat. Er tauchte eines Tages auf...und wandte meinen nahenden Tod ab. Ohne ihn...würde ich heute nicht mehr hier stehen. Ich verdanke ihm so gesehen mein Leben."

"Heißt das...heißt das, dass du..."

"Jeden Moment sterben könnte? Durchaus! Das ist möglich."

"Sehr interessant."

"Du bist wirklich pervers, oder?"

"So war das nicht gemeint! Ein Stand, der einen Menschen am leben hält. Wie ein eigenständiges Wesen."

"Naja, ich kann ihn steuern."

"Er tauchte auf als du am dringensten Hilfe benötigt hast."

"Kann man so sagen."

"Hast du keine Angst?"

"Zu sterben? Nein. Denn wenn es soweit ist werde ich bereit sein! Und bis es soweit ist werde ich mein Leben so leben, wie ich es möchte und jeden Augenblick genießen!"

Ihr Lächeln war voller Wärme und voller Selbstbewusstsein. Ihre Worte waren ernst gemeint, dennoch konnte Rohan es sich nicht vorstellen, dass sie nicht wenigstens etwas Angst vor dem Tod hatte. Er würde vielleicht beim versprochenen Kaffee nochmal auf das Thema zurückkommen und beließ es für einen Moment dabei. Als er wieder auf die Karte schaute, runzelte er die Stirn.

"Merkwürdig, eigentlich hätte es hier gewesen sein müssen."

"Ich will auch nichts sagen aber kann es sein, dass wir mittlerweile zweimal im Kreis gelaufen sind? Ich bin mir sicher, dass wir an dem roten Postkasten und dem...dampfenden Scheisshaufen schon zweimal vorbeigegangen sind."

Beinahe musste Rohan lachen bei der Ausdrucksweise, ihr vor Ekel verzerrtes Gesicht zu sehen war dabei die Krönung.

"Am liebsten würde ich es zeichnen."

"Was? Den Scheisshaufen?"

"Nein, deinen Gesichtsausdruck. Dieser angewiderte Blick! So realistisch!"

"Du hast echt 'nen Vollschaden, weißt du das?"

"Entschuldigt, ihr Zwei?"

In jenem Moment blickten sowohl Rohan und Nika in dieselbe Richtung hinter sich und bemerkten das Mädchen mit den rosa Haaren, welches die beiden nicht ausdrucksloser hätte mustern können.

"Wer...wer ist sie?"

"Diejenige, die diesen Ort kontrolliert? Ein Standuser? Finden wir es heraus! HEAVEN'S DOOR!"

Im nächsten Moment sah Nika nur noch wie das erschrockende junge Mädchen das Bewusstsein verlor und zu Boden ging nachdem Rohan's Stand sie berührte. Sofort erschienen auch in ihrem Gesicht unzählige Seiten.

"War das wirklich nötig, Rohan? Sie schien mir alles andere als gefährlich."

"Sicher ist sicher! Außerdem dank dir sind meine Fähigkeiten etwas besser geworden, deswegen sah ich hiermit einen guten Zeitpunkt diese auszuprobieren."

"Wie schmeichelhaft."

"Sie ist kein Standuser, sie ist ein ganz normales Mädchen! Ihr Name ist Reimi Sugimoto, sechszehn Jahre alt. Sie lebt hier in der Nähe und hat keinen Freund. Ihre Maße sind 82-57-84. Sie hat ein Muttermal auf der Seite ihres linken Nippels und ihre erste Periode bekam sie im September als sie 11 Jahre alt wurde. Als sie das erste Mal einen Jungen küsste, hat er ihr mit Gewalt die Zunge in den Mund gesteckt!"

"DAS REICHT JETZT, ROHAN! DU BIST WIRKLICH DAS ALLERLETZTE! SCHÄMST DU DICH DENN GAR NICHT? WENN DIESES MÄDCHEN KEIN STANDUSER IST, VERBIETE ICH DIR WEITER IN IHRER GESCHICHTE ZU LESEN! UND HÖR AUF SO WIDERLICH ZU GRINSEN SONST SCHLAG ICH ES DIR AUS DER FRESSE!"

Doch der Mangaka konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und schrieb etwas in die Seiten des Mädchens.

"Ist ja gut, ich habe es verstanden. Du bist wirklich besonders, Nika! Man erlebt selten Menschen, die einem ihre Ehrlichkeit so ins Gesicht sagen. Wir sind wohl auf derselben Wellenlänge...oder wäre es dir lieber wenn ich solche Dinge über dich herausfinde?"

Empört schaute die Schwarzhaarige drein als Rohan sie ertappt weiter angrinste.

"Als ob! Du weißt doch eh schon was ich mag! Und wie du siehst sind meine Brüste größer als ihre, da musst du nicht noch meine Maße wissen! Und ja, ich lasse mich gerne lecken! Sex ist einfach geil! Wahrscheinlich hatte ich schon mehr Sex als du in deinem ganzen Leben!"

Dabei entging Nika nicht, wie Rohan tatsächlich und wenn auch nur ganz leicht rot anlief.

"Nun denn, ich habe in ihre Seiten geschrieben, dass sie sich an nichts erinnert, was gerade geschehen ist. Wir fangen also nochmal von vorne an."

"Du kannst...Geschehenes ungeschehen machen?"

"Ja. Wenn ich in deine Seiten schreibe, dass du mir komplett hörig wärst...dann wärst du es."

"Ganz dünnes Eis, Rohan! Du gehst gerade ganz knapp an einer Ohrfeige vorbei..."

"Es war nur ein Beispiel. Hören wir an, was dieses Mädchen zu sagen hat."

Nika verstand es nicht aber ihr entging nicht, wie sie den Mangazeichner trotz aller Unverschämtheiten immer noch fasziniert von der Seite betrachtete. Die grünen Augen sowie die schwarzgrünen Haare mit dem Undercut...er hatte etwas...und das zog sie an.
 

*~*
 

"Ein Killer...hat dir das angetan?"

"Ja! Er schlich sich an jenem Abend in mein Zimmer, tötete meinen Hund Arnold, dessen Leichnam ich blutüberströmt am Kleiderhaken aufgehangen fand, meine Eltern und danach mich mit einem Stich in den Rücken..."

Der Anblick der Narbe auf ihrem Rücken war für Nika beinahe unerträglich. Es tat weh die junge Frau so zu sehen, sie schien durchaus verzweifelt. Wie Nika und Rohan herausfanden war Reimi ein Geist, der über diese Straße herrschte und die nun mittlerweile sechszehn Jahre nach ihrem Tod auf jemanden wartete, der sie sieht und ihrer Geschichte zuhört.

"Dieser Mörder...er lebt immer noch in dieser Stadt. Meine Seele wird keine Ruhe finden bis er geschnappt wurde und er seine gerechte Strafe erhalten hat! Bisher wurde meine Bitte nie erhört aber dann kamt ihr! Ihr seid die ersten Personen, die mich sehen können."

"Rohan, denkst du, das liegt an unseren Stands?"

"Den Gedanken hatte ich auch schon, Nika. Das wird es wohl sein."

Während des Gesprächs musste Nika immer wieder zu Reimi's Hund Arnold schauen und merkte, wie sie bei seinem Anblick selbst immer trauriger wurde. Seine Kehle wurde aufgeschlitzt und stetig tropfendes Blut war an seinem Fell zu sehen

"Kein Wunder, dass ich ihre Geschichte mit Heaven's Door nicht weiterlesen konnte. Es waren nur die Seiten von vor sechszehn Jahren vorhanden."

Darauf wandte sich Nika an Reimi mit ernstem Blick.

"Wie können wir helfen?"

"Ihr würdet mir wirklich helfen?"

"Wenn hier ein Mörder frei rumläuft, können wir doch nicht zulassen, dass er noch weiteren Menschen schadet!"

Rohan bewunderte durchaus Nika's Heldenmut. Entweder hatte sie wirklich keine Angst vor dem Tod oder sie war lebensmüde. Er mochte sie.

"Ich selbst kann mich nicht aus dieser Straße raus, deswegen bin ich auf eure Hilfe angewiesen! Dass ihr mir helft nehme ich nicht als selbstverständlich!"

"Wir können es zumindest versuchen. Ich meine, es geht hier schließlich um Menschenleben, die auf dem Spiel stehen."

"Du scheinst sehr mutig zu sein, Nika."

Ein Schulterzucken war die einzige Antwort, die Reimi erhielt.

"Soll ich euch zum Ausgang bringen? Es ist wichtig, dass ihr versteht wie man diesen Ort verlasst, deswegen ist es besser wenn ihr in meiner Nähe bleibt."

"Reimi, diese Straße hier..was ist das genau für ein Ort wenn du und Arnold Geister seid?"

"Dieser Ort hier...ist die Schwelle zwischen Leben und Tod."

Ein schockiertes Keuchen war von Nika zu vernehmen, kurz darauf musste sie hart schlucken.

"Keine Sorge, ich bringe euch hier raus aber ihr müsst an meiner Seite bleiben. Ach ja!"

Das ungleiche Paar bemerkte, wie der Geist eine Packung Pocky's aus ihrem rose Kleid holte und sie den beiden unter die Nase hielt, doch keiner wollte eins nehmen.

"Keiner von euch? Nun, würdest du dann die andere Seite des Pocky's greifen?"

Dem ging Rohan schließlich auch nach und als das Pocky brach erkannte Nika das Grinsen in Reimi's Gesicht.

"Aha! Ein Mädchen wird dich versetzen!"

"Hä? Was redest du da?"

"Hast du noch nie was von Pocky Weissagungen gehört? Ich kann voraussagen, was dir passieren wird anhand der Stelle, an der das Pocky bricht. Du wirst versetzt weil du selbstsüchtig bist. Du umgibst dicht nicht gerne mit Menschen."

Beinahe hätte Nika gelacht, unterband es dann aber, nur um im nächsten Moment einen Arm von Rohan um die Schulter gelegt zu bekommen.

"Hast du das gehört, Nika? Ich bin selbstsüchtig. Das hat nichts mit Voraussagungen zu tun. Das ist reine Psychologie! Dass du rosafarbenen Nagellack trägst heißt, dass du unsicher in der Liebe bist und die große Liebe im letzten Augenblick entwischen lässt."

Geschockt blickte Reimi Rohan an.

"Wa...woher weißt du das?"

"Rohan, lassen wir sie bitte. Reimi, wärst du so nett und würdest uns den Weg nach draußen zeigen?"

"Sehr gerne. Auf dieser Straße gibt es eine Regel, die ihr beachten müsst. Ihr dürft euch wenn ihr an dem Postkasten vorbei seid nicht umdrehen! Egal, was passiert, ihr dürft euch auf keinen Fall umdrehen! Auch wenn jemand versuchen sollte euch abzulenken. Dreht euch ja nicht um!"

Ihr entging nicht, dass sowohl Rohan als auch Nika hart schlucken mussten, doch sie lächelte.

"Kann nicht so schwer sein, oder? Na dann, wollen wir?"

Es dauerte keine Sekunde als sie an genanntem Postkasten vorbei waren, da spürte Nika eine unfassbare Kälte, die ihr eiskalt den Nacken hinablief. Bei jedem Schritt kam es ihr so vor als ob sie etwas greifen wollte. Als ob...eine düstere Aura von ihr Besitz ergreifen und sie einfach packen wollte.

"Was...was ist das? Diese Kälte...diese düstere Aura..."

"Nicht umdrehen, wir haben es bald geschafft."

Und dann passierte es...
 

"Nika...bitte hilf mir!"
 

"Mu-Mutter? Bist du das?"
 

In jenem Moment hörte Nika Reimi nur noch laut schreien.

"NEIN, DREH DICH NICHT UM! DAS IST NICHT DEINE MUTTER, DAS IST NUR EINE TÄUSCHUNG!"

Nika wollte rennen doch ihre Beine hörten nicht auf ihr Kommando. Die Stimme Reimi's schien in weite Ferne gerückt zu sein als die Schwarzhaarige die schier endlosen Arme erblickte, die begangen nach ihr zu greifen. Erst als die ersten von ihnen sie zu fassen bekamen registrierte Nika, in was für einer Situation sie sich befand.

"NEIN! BITTE NICHT! LASST MICH LOS!"

"Gut, dass du mich an deiner Seite hattest! Ich werde dir etwas in deine Seiten schreiben! HEAVEN'S DO...WAS IST DAS?"

Doch da hatte Nika sich schon befreit und Rohan sah nur noch, wie eine schwarze Masse sich auf ihre Augen gelegt hatte und Nika sich aus den Fängen der Hände mit The Void befreite. Kurz darauf ergriff Rohan ihre Hand, denn als ihm auffiel, dass Nika regelrecht torkelte, wurde ihm klar, dass sie wie blind war mit der Tinte in ihren Augen. So rannte er los und zog sie hinter sich her und als die Straße endlich verließen fielen sie gemeinsam zu Boden und Nika spürte eine plötzliche Wärme, die sie umgab.

"Nika, ist alles in Ordnung?"

Darauf löste sich die Schwärze in ihren Augen auf und die junge Frau bemerkte, wie Rohan über ihr lag und ihr tief in die Augen schaute.

"Du...du hast mich gerettet."

"Ich wollte dich einfach nur nicht zurücklassen! Deine Fähigkeit war es, die dich gerettet hat."

Einen Moment lang blickte Nika ihren Gegenüber intensiv an, dann erhob sich der Mangazeichner langsam und griff Nika's Hand, worauf er sie vom Boden hochzog und auf die Beine brachte.

"Ihr beide seid wirklich ein sehr ungleiches Paar...aber ich bin sicher, dass ihr es schaffen werdet. Nicht viele Menschen entkommen den Klauen der Toten."

Beide blickten in Reimi's Richtung, die mit Arnold zusammen an der Schwelle der Welt zwischen Leben und Tod stand.

"Ich werde hier auf euch warten und euch helfen wenn ihr mich braucht. Wir werden immer hier sein. Danke...und gebt auf euch Acht. Besonders du, Rohan-chan."

Mit diesen letzten Worten verschwand Reimi's Silhouette zusammen mit Arnold und Nika registrierte, dass sie sich wieder auf der Einkaufsstraße in Morioh befanden.

"Rohan-chan...was denkt sie sich eigentlich?"

"Wer weiß, vielleicht...kannte sie dich."

"Woher willst du das wissen?"

"Es war...nur so ein Gedanke."

"Willst du das wirklich durchziehen? Mit dem Killer meine ich?"

"Ich denke schon. Seit ich hier angekommen bin sind die merkwürdigsten Dinge passiert. Irgendwie bin ich doch auch schon ein Teil davon. Und wenn ich helfen kann..."

"Sehr selbstlos von dir."

"So warst du zu mir. Du hast mich gerettet."

"Hör auf, ich wollte einfach nur wieder gutmachen, was ich am ersten Tag unserer Begegnung verbockt habe."

Doch Nika musste grinsen.

"Danke...Rohan."

Verlegen blickte der Mangazeichner zur Seite. Das Eis schien gebrochen zu sein.

"Möchtest du...denn noch einen Kaffee trinken gehen?"

"Wenn du mich so fragst...ich könnte tatsächlich einen guten schwarzen Kaffee nach dem hier gebrauchen."

~Black Coffee~

"Es tut mir leid."

"Wieso entschuldigst du dich andauernd? Ich dachte, du stehst zu deiner Meinung?!"

"Das tue ich auch! Allerdings denke ich, dass ich mich eben auf dieser Geisterstraße zu weit aus dem Fenster gelehnt habe. Du magst zwar einen speziellen Charakter haben...aber das gibt mir nicht das Recht, dich zu verurteilen."

"Naja, an der Sache, dass ich ein bisschen pervers bin ist vielleicht sogar was dran!"

"Jeder hat wohl seine Macken und Vorlieben. Du liest halt gerne die Menschen und ihre intimsten Geheimnisse."

"Du musst dich aber nicht dafür entschuldigen, dass du ehrlich warst."

"Dafür entschuldige ich mich auch nicht. Ich möchte damit nur sagen, dass wir uns vielleicht erst mal richtig kennenlernen sollten, bevor wir ein Urteil fällen."

"Also...du meinst hier? Ich soll dir was über mich erzählen?"

"Genau! Und ich erzähle dir über mich was du willst."

Die Sonne ging langsam am Horizont unter und nachdem Nika und Rohan wieder in die Innenstadt von Morioh eingekehrt waren hatten sich sie tatsächlich entschlossen, beim Café De Maigot einen Zwischenstop einzulegen, damit Rohan den versprochenen Kaffee bei Nika gutmachen konnte. Als er die schwarze, dunkle Masse in ihrer Tasse sah, die die Bedienung ihr brachte, staunte er nicht schlecht. Es gab leider viel zu wenig Menschen, die Kaffee schwarz tranken weil er ihnen einfach zu bitter ist. Sie schien jeden Schluck durchaus zu genießen.

"Hm, köstlich! Man schmeckt, dass sie richtige Bohnen für die Zubereitung benutzen!"

Eine Weile blickte Rohan sie einfach nur an. Ihr Lächeln spiegelte sich auf der dunklen Oberfläche ihres Kaffees wieder. Ihre schwarzen langen Haare vielen ihr ins Gesicht und doch konnte er den seeligen Ausdruck in ihren giftgrünen Augen sehen. Ihre fülligen roten Lippen waren mit einem Lächeln verzierrt, welches deutlich dem guten Kaffee galt.

"Das war ganz schön mutig von dir eben. Einen Mörder ausfindig machen...dabei bist du selbst nur eine Touristin."

"Die Ironie ist, dass seid ich hier angekommen bin mir seit dem ersten Tag meiner Ankunft immer wieder durchgehend merkwürdige Sachen passiert sind. Dann dieses Geistmädchen und ihr Hund...irgendwie schockiert mich gar nichts mehr."

"Vielleicht liegt das auch an deinem Stand."

"Ja, das wird es wohl sein. Seitdem wundert mich gar nichts mehr."

"Ich finde es bemerkenswert, dass du mit so einer lockeren Einstellung durch das Leben gehst und du dich nicht verstellst, deswegen kann ich dir noch nicht mal böse sein, dass du mich pervers genannt oder mich beschimpft hast. Du bist einfach nur ehrlich."

"Das war ich schon immer und viele Menschen hassen mich dafür aber es ist mir egal. Gerade wenn man so viel Scheisse im Leben erlebt hat...zuerst der Tod meiner Mutter, dann der Brustkrebs. Das Leben ist zu kurz um sich hinter einer Maske zu verstecken. Deswegen bin ich, wie ich bin. Wenn ich damals gestorben wäre, dann hätte ich das akzeptiert aber dieser Stand...er hat mich gerettet und dafür bin ich ihm dankbar."

"Erzähl mir etwas mehr über dich. Was du willst. Wenn etwas gibt, was ich nicht wissen soll werde ich das akzeptieren. Dafür werde ich dir gerne etwas über mich erzählen...als Ausgleich. Schließlich bin ich doch dein Idol!"

Ein wenig musste Nika schmunzeln. Sie beugte sich etwas vor und blickte Rohan tief in die Augen.

"Was möchtest mich wissen? Sei ehrlich."

"Am liebsten alles."

"Dann sollten wir vielleicht irgendwo hingehen, wo es niemand hört."

Dabei riss Rohan einen Moment die Augen weit auf. Hatte sie solch schlimme Geheimnisse? Er zahlte den Kaffee, nahm seine Sachen und führte Nika zum Hafen, wo sie in der Ferne den Sonnenuntergang beobachteten konnten.
 

*~*
 

"Meine Mutter stammte aus New York, mein Vater war Jamaikaner. Sie lernten sich kennen als meine Mutter Urlaub auf Jamaika machte. Ich selbst sehe mich als geborene Jamaikanerin, da ich auf Jamaika geboren wurde. Wenn man mich aber so sieht, denkt man eher, dass ich aus New York komme. Meine Eltern verliebten sich und zogen mich gemeinsam auf Jamaika auf bis ich fünf Jahre alt wurde und mit meiner Mutter nach New York gehen musste aufgrund ihres Jobs. Meine Eltern waren nach wie vor zusammen, sie waren nicht getrennt und trotz der Entfernung liebten sie sich über alles. Aber Mutter wollte, dass ich eine Zukunft habe. Sie sagte, wenn ich meine Schule und das College oder was auch immer in New York abgeschlossen habe, könnte ich mir jeden Wunsch erfüllen und sogar irgendwann nach Jamaika zurückgehen. Das war ein Deal, auch mit meinem Vater, denn auf Jamaika gibt es nicht viele Möglichkeiten sich groß zu bilden. Ich liebe mein Heimatland aber ich hätte dort nie meine Wünsche erfüllen können. Schließlich...am Tag meines zwölften Geburtstags...erfasste ein LKW das Auto meiner Mutter an einem regnerischen Tag, wo sie mich doch gerade für eine kleine Feier abholen wollte. Sie starb auf der Stelle. Der LKW-Fahrer war durch den Platzregen ins Schleudern gekommen und konnte nicht mehr bremsen. Danach zog ich bis zum meinem fünfzehnten Lebensjahr zu meinem Vater nach Jamaika, denn ich wollte in dieser traurigen Zeit nicht dort leben, wo mir meine Mutter genommen wurde. Zwischen riesigen Hochhäusern eingesperrt mit gefühlt abertausenden von Menschen um mich herum. Mein Vater war in der Zeit die beste Therapie für mich. Er half mir trotz des Todes meiner Mutter das Leben zu genießen und ließ mich dort für die Zeit auf eine Schule gehen. Soweit nahm ich mein Leben wieder in die Hand und seine Therapie hatte Erfolg. Ich lächelte wieder und hatte Spaß am Leben...doch natürlich bekam ich mit, wie er weinte. Meistens Nachts. Er hat meine Mutter über alles geliebt obwohl die beiden immer so fern ab voneinander waren. Nie hatte es eine andere Frau gegeben und bis heute war er nie in der Lage gewesen, sich neu zu binden. Er hat Angst, dass ich einen neuen Partner nicht gutheißen könnte aber ich habe ihm immer wieder gesagt, du bist auch nur ein Mensch und musst auch mit dem Leben weitermachen. Jedenfalls...lief alles gut bis ich fünfzehn wurde. Als der Brustkrebs in meiner linken Brust diagnostiziert wurde. Da war es allerdings schon zu spät. Ich habe es nie richtig gestriert, es fühlte sich beim Sport allerdings immer wie eine Muskelzerrung oder eine Verspannung unterhalb der Brust an. Ich habe schon sehr früh angefangen Sport zu treiben, sei es Tanzen, Zumba oder Kickboxen. Ich gehe auch heute immer noch gerne trainieren. Als dann herauskam, dass ich Krebs Endstadium hatte, flog mein Vater mit mir als ich sechszehn wurde zurück in die Staaten, um einen Doktor zu finden, der mich operieren könnte aber das Los dafür war, dass ich mir die Brust hätte abnehmen lassen müssen. Ich weiß, es wäre nur ein geringer Verlust gewesen...aber ich wollte nicht. Es ging mir weniger darum, dass ich mich weniger wie eine Frau gefühlt hätte. Ich wollte einfach...ich bleiben. Ich wollte mich nicht verändern...selbst nicht für eine Krankheit. Also besiegelte ich an jenem Tag mein Schicksal und lauschte Abends dem kläglichen Weinen meines Vaters. In der Zeit beschloss ich nichtsdestotrotz auf's College zu gehen und lernte dort meine beiden Freunde Billy und Jared kennen, ein homosexuelles Paar, die mich liebevoll aufnahmen und wir beschlossen zusammen in eine WG zu ziehen, denn um das Apartment, was meine Mutter mir hinterlassen hatte, zu halten hatte ich einfach nicht das Geld. So verkaufte ich es und brachte das Geld mit in die WG und ich habe es nie bereut. Die beiden wurden meine Familie, denn auch Vater musste nach Jamaika zurück. Er hatte dort sein Leben und seinen Job. Ich wollte nicht, dass er meinetwegen unglücklich wäre in New York. So sehr, wie er Mutter auch geliebt hat aber New York hatte er nie gemocht. Wir einigten uns darauf, dass ich von dem Geld, was ich in der Tanzschule verdiente, denn das College war nicht günstig, ihn einmal im Jahr besuchen kommen würde. Das war zumindest mein Versprechen an ihn. Eine ganze Weile ging es mir richtig gut. Ich hatte meine beiden Jungs, das College, die Tanzschule. Alles Dinge, die mich nicht an den Krebs denken ließen. Dann kam mein erstes Mal. Ein netter Typ aus der Tanzschule, der tatsächlich Interesse an mir hatte. Nach mehrmaligen Treffen hatten wir Sex. Es war schön aber halt das erste Mal. Nicht, dass ich mir etwas daraus mache. Wie gesagt, das erste Mal ist immer scheisse und ich habe es nicht als etwas besonderes angesehen. Ich hatte einfach Lust und ich wollte es. Das Schlimmste war dann eher als er mein Höschen, welches ich an jenem Abend trug seinen Freunden am kommenden Tag in der Tanzschule präsentierte wie eine Trophäe und ich habe es mitbekommen weil ich gerade auf den Weg in die Frauenumkleide war. Da bekam ich es mit. Sie haben gelacht und gegröhlt und in jenem Moment ist etwas in mir kaputtgegangen. Ich dachte, ich könnte ihm vertrauen, vor allem nach all diesen schlimmen Erfahrungen, die ich durchlebt hatte. Aber an dem Abend bin ich nach Hause gerannt. Ich wollte einfach nur weg und Zuhause habe ich so lange geweint, bis ich nicht mehr konnte. Ich habe bis heute Billy und Jared nichts davon erzählt obwohl sie meine größten Vertrauenspersonen sind. Aber sie wissen auch, wenn ich nicht reden möchte, dann möchte ich nicht. Sie trösten mich dann und sind einfach da und das war mir immer wichtig. Du kannst sicher verstehen, warum ich seitdem kein Vertrauen mehr in die Liebe hatte. Es waren nicht mal die Männer, es war die Liebe selber und die Enttäuschung dahinter. Als ich mich wieder aufgerafft hatte, beschloss ich an die Stelle, wo der Krebs sich manisfestiert hatte mir ein kleines Tattoo stechen zu lassen. Es sieht aus wie eine kleine gewellte Verschnörkelung...sieht für viele nicht interessant aus...aber mir bedeutet es etwas...weil es ein Motiv war, was mir Billy in eines meiner ersten Notizbücher geschrieben hatte, welches ich angeschafft hatte als ich begann auf's College zu gehen. Er hat immer versucht mich mit kleinen Aufmerksamkeiten zum Lächeln zu bringen. Billy hat sehr gute Menschenkenntnisse und ich bin ehrlich, wenn er nicht mit Jared zusammen wäre, hätte ich ihn mir gekrallt. Kein Mann kannte mich besser als er und selbst wenn ich ihm sagte, dass nicht sei, er wusste, wie es in mir aussieht und abgesehen von der Sache mit dem Höschen habe ich noch nicht mal bei der Feststellung des Brustkrebs geweint! Beim Tod meiner Mutter habe ich auch einmal geweint...und danach nie wieder...weil stark sein wollte. Weil ich der Meinung war nur so durch das Leben gehen zu können. Weil ich mutig sein wollte. Diese kleine Geste von Billy war alles für mich, deswegen sollte es Bild es sein, welches mich begleitet und aus dem ich mir das Positive aus dem Krebs ziehen konnte. Eine ganze Weile lebte ich relativ unbekümmert, auch hatte ich weiterhin Sex denn hey, mit der Erfahrung wurde der Sex immer besser. Ich war frei und nicht gebunden und habe mir genommen, was ich wollte! Außerdem begann ich die Pille zu nehmen und dachte fuck it, ich nehme mir was ich will und mit dieser Einstellung kam ich gut zurecht. Ich lebte und genoss jeden Tag, jede Minute in der ich lachte, Schlagzeug oder E-Gitarre spielte, Sport trieb und wusste, dass ich lebe...bis ich eines Tages im Badezimmer unter Schmerzen zusammenbrach. Billy und Jared kamen reingestürmt, fanden mich kreidebleich am Boden liegend. Ich war am zittern und mir war kalt und der Schmerz in meiner Brust ebbte einfach nicht ab. Davor war er zwar immer wieder mal aufgetaucht und wieder verschwunden aber...an dem Tag war mir klar, das würde ich nicht überleben. Ich hatte keine Angst zu sterben weil ich wusste, dass die Jungs bei mir waren. Ich war nicht alleine. Meine Freunde...meine Familie war bei mir, auf die ich mich verlassen konnte. Ich lächelte als ich merkte, wie ich keine Luft mehr kam und der Schmerz einfach sich nur zu einem nicht zu durchbrechenden Schleier wurde. Ich konnte sehen, wie Jared in den Flur rannte und am Telefon einen Krankenwagen orderte. Ich wusste, dass sie es nicht rechtzeitig schaffen würden. Alles wurde schwarz und furchtbar kalt. Das war es dann wohl dachte ich in jenem Moment. Aber dann...auf einmal...dachte ich...ich will gar nicht sterben. Ich will leben! ICH WILL LEBEN! Und dann spürte ich diese Hitze in mir...etwas, was sich manifestierte. Ich hatte...diesen furchtbar bitteren Geschmack im Mund..."

"Tinte."

"Ja. Ich weiß nicht, warum mein Stand gerade aus Tinte besteht. Aber er hat mich gerettet. Ich spürte einen pulsierenden Schmerz, der unterhalb meiner Brust pochte. Es fühlte sich wie ein Brennen an. Als ob ich einem Ofen liegen würde. Aber ich schrie nicht...und als ich wieder zu mir kam, Billy total erschreckte weil ich von einem auf dem anderen Moment wieder kerngesund aussah, atmete und eine normale Gesichtsfarbe angenommen hatte, wusste ich, dass ich irgendwie gesegnet war mit diesem...Wesen in mir, wie ich es die ganze Zeit über genannt habe. Es hat mich gerettet und seitdem lebe ich weiter. Der Notarzt war vollkommen irritiert als er mich untersuchte. Der Krebs war da und er hatte auch schon längst gestreut in meiner Brust...aber ich starb nicht obwohl ich längst hätte tot sein müssen. Er konnte es sich nicht erklären...und so begann ich mich mehr mit diesem Wesen auseinander zu setzen. Ich stellte schnell feste, dass dieses Wesen nicht böse war und dass es außer mir niemand sehen konnte. Ich begann mir die Fähigkeiten der Tinte zunutze zu machen und so projezierte ich meine Bewegungen auf die Tinte."

"Sprich...wenn du kämpfst wie beim Kickboxen, so könntest du die Tinte auch im Kampf einsetzen...so wie du es bei mir angewandt hast."

"Genau. Natürlich war es nie meine Absicht jemanden mit dieser Fähigkeit zu schaden. Aber ich merkte, wenn ich sie einsetzte, dass ich schnell die Kontrolle verlor. Weißt du, ich unterrichte Kinder in der Tanzschule. Ich selbst tanze leidenschaftlich gerne, vor allem Hip Hop und so unterrichte ich auch diese Kinder und als ich einen Abend Feierabend machte und nach Hause gehen wollte, sah ich, wie ein Vater seinen Sohn schlagen wollte weil wir einmal ein bisschen länger trainiert haben als sonst. Ich konnte es nicht ertragen...und ich hatte mich schon gewundert, warum dieser Junge nach dem Training immer noch ein wenig länger mit mir tanzen wollte. An dem Abend bekam ich meine Antwort. Als ich sah, wie er seinen Jungen am Arm griff und ihm eine klatschte brannte bei mir die Sicherung durch. Ich ging direkt auf den Mann zu und brüllte ihn an, er solle seinen Sohn nicht schlagen sollte. Darauf wollte er auf mich losgehen und beschimpfte mich als Schlampe. Der Junge kam auf mich zugerannt und presste sich weinend gegen mich und als er nicht hinsah spürte ich, wie dieses Wesen auf meinen Befehl hin auf meinem Rücken unzählige Fäuste bildete und kurz darauf sah ich nur, wie dieser Mistkerl von meinen Schlägen nur so eingehüllt wurde. Ich brachte ihn nicht um, hätte ich gar nicht gekonnt...aber ich richtete ihn übel zu. Keiner konnte es mir nachweisen weil für normale Menschen die Tinte nicht sichtbar war. Sprich, ich habe ihn noch nicht mal angefasst und das Schöne ist, dass ich egal, wo sich die Tinte befindet, ich sie immer wieder komplett in meinen Körper zurückziehen kann...als ob sie nie existiert hätte. Ich habe danach versucht mit ihr auf Papier zu schreiben als ich mal keinen Stift zur Hand hatte. Es war nicht möglich weil sie kurz darauf wieder in meinen Körper zurückkehrte. Sie ist ein Teil von meinem Körper geworden, deswegen bleibt sie nie da, wo ich sie hinterlassen habe. Irgendwann trainierte ich mit ihr und merkte, was ich für Fähigkeiten durch sie entwickelte. Ich konnte meinen Körper komplett mit Tinte einhüllen, verschwand im Boden, so dass ich plötzlich an einer anderen Stelle wieder auftauchte. Es war selbst für so unheimlich und ich konnte mit niemandem darüber reden. Aber mir war eine Sache klar. Ich wollte diese Fähigkeit nur für das Gute einsetzen. New York ist ein raues Pflaster und so kam es nicht selten vor, dass ich in Schlägereien selbst als Frau verwickelt wurde und je mehr ich kämpfte, desto stärker wurde ich aber auch unberechenbarer. So hab ich einen Typen so stark verprügelt, dass er das Bewusstsein verlor. Die Sache, wenn ich sauer bin, dann richtig und dann kann ich meine Kräfte, auch allgemein beim Boxen sehr schlecht kontrollieren. Ich weiß nicht, ob es eine innere Wut ist, die ich nie bekämpfen konnte und die dann raus will. Aber ich werde so unberechenbar, dass ich Angst habe jemanden irgendwann wirklich zu töten. Ich setze meine Fähigkeit mittlerweile nur im äußersten Notfall ein. Vor allem nachdem ich festgestellt habe, dass wenn sie sich in meinem Körper zurückzieht die Schmerzen in meiner Brust für wenige Augenblicke unerträglich werden. Du hast ja selbst gesehen. Es ist wie als ob mir jemand ein Messer unter die Brust drücken und umdrehen würde. Er raubt mir den Atem und ich habe immer das Gefühl der Ohnmacht nah zu sein. Ist bisher Gott sei Dank nie passiert aber mit jedem Mal, wo ich The Void einsetze werden die Schmerzen schlimmer und...ich bin mir sicher...auch wenn mich diese Fähigkeit beschützt und mich gerettet...sie wird sein, dass ich doch irgendwann sterben werde. Ich bin ihr dankbar, denn ich kann mein Leben weiterleben. Aber ich weiß, dass sie irgendwann mein Untergang sein wird aber dann kann ich wenigstens sagen, dass ich gelebt habe bis zum Ende...und kann darüber lachen wenn ich sterbe."

"..."

Als Nika sich lächelnd zu Rohan drehte, der aufmerksam neben ihr saß, bemerkte sie den schon fast schockierten Gesichtsausdruck, in dem aber auch Neugierde und Euphorie zu sehen war. Er hatte auf seinen Block Notizen geschrieben, doch jetzt sah er sie einfach nur an und war fasziniert, dass sich nach alldem überhaupt noch lächeln konnte.

"Das...das ist eine...großartige Geschichte."

"Es gefällt dir?"

"Sehr...sehr sogar! Das ist...die wundervollste Art der Realität! Ich würde es gerne in meinem Manga verarbeiten!"

"Wenn ich so darüber nachdenke wäre das sogar eine große Ehre für mich. Dann ist meine Geschichte in deinem Manga mein Vermächtnis."

"Kann ich dich eine Sache fragen?"

"Klar!"

"Du liest ja meinen Manga! Es ist nur so eine Idee aber...vielleicht hat sich dein Stand als Tinte manifestiert aufgrund dieser Tatsache, dass du meinen Manga liest."

Rohan bemerkte, wie Nika die Augen weit aufriss.

"Jetzt wo du es sagst...ja...da könnte vielleicht was dran sein. Billy hatte mir deinen Manga gezeigt kurz nachdem wir uns kennengelernt hatten. Er war sehr begeistert und las immer die italienische Fassung. Die Geschichte hat mich fasziniert, dass ich mir manchmal wünschte auch solche Fähigkeiten zu besitzen wie Pink Dark Boy. Alles durchschauen zu können. Die Geschichte zu ändern..."

"Vielleicht ist es genau das. Du warst fasziniert...und deswegen hat sich dein Stand als Tinte materialisiert. The Void...es wirklich ein passender für deinen Stand. Tiefschwarz...wie das Nichts..."

"Oder der Tod. Zumindest...war das mein Gedanke."

"Nika...du bist eine sehr mutige junge Frau. Glaub mir, du bist perfekt so wie du bist."

"Rohan..."

"Und das sage ich nicht zu jedem. Ich bin dankbar, dass du mich an deiner Geschichte hast teilnehmen lassen."

"Dabei ist sie gar nicht so interessant. Ich bin einfach ich. Auf meine Art."

Einen Moment lang blickte Rohan sie erneut einfach nur an.

"Stimmt etwas nicht?"

"Nein, wieso?"

"Weil du mich so anstarrst."

Er brachte keine Antwort heraus, stattdessen übernahm Nika das Reden.

"Weißt du eigentlich, dass du wunderschöne Augen hast?"

Mit dieser Frage brachte sie ihn durchaus aus der Fassung. Dann erhob und streckte sie sich.

"Ich sollte langsam zum Hotel zurück, es wird spät."

"Warte, wolltest du nicht noch etwas über mich erfahren?"

"Sehr gerne! Aber ich bin auch noch eine Weile in Morioh! Ich würde mich freuen wenn wir uns wiedersehen würden...Rohan Kishibe."

"Trinidad Zambrano...du bist wirklich außergewöhnlich."

"Komisch wenn man mich heute noch anspricht."

"Wie kam es eigentlich zu dem Namen Nika?"

"Das erzähl ich dir besser ein anderes Mal."

"Nein, ich möchte es wissen!"

"Da ist kein großer Gedanke hinter. Ich habe mit fünfzehn für den Sport meine ersten richtigen Nike Schuhe von meinem Vater geschenkt bekommen. Als ich Billy und Jared dann beim Sport kennenlernte auf dem College konnte ich trotz meines Englisch manche Begriffe nicht richtig aussprechen. Du hörst ja, dass in meiner Stimme ein Slang rauszuhören ist. So sagte ich statt Nike immer Nika! Du beiden fanden es so niedlich dass Nika mein Spitzname wurde. Ich fand ihn schön und er war einfach zu merken."

Tatsächlich konnte auch Rohan sich ein Lächeln bei dieser Geschichte nicht verkneifen.

"Ich habe die Schuhe bis heute immer noch aber am wichtigsten ist mir diese Beanie. Egal, was ich trage, welche Farbe oder wie heiß es draußen ist...sie ist ein Teil von mir...weil mein Vater sie mir zum elften Geburtstag geschenkt hat. Aber das Besondere an ihr ist, dass mein Vater sie selbst gestrickt hat. Ich nehme sie meist nur zum Schlafen ab...oder wenn ich Sport mache oder Sex habe. Nun gut, du kriegst sicher noch eine Reizüberflutung von meiner Geschichte. Ich sollte zurück."

"Kann ich dich das Stück noch begleiten? Das Hotel liegt auf dem Weg zum Villenviertel."

"Gerne. Wenn du möchtest."
 

*~*
 

Als sie das Hotel erreichten war es bereits dunkel geworden. Vor dem Morioh Grand Hotel blieben sie noch eine Weile stehen.

"Das war ein sehr ereignisreicher Tag."

"Das war es eindeutig. Nika? Ich möchte dich wiedersehen."

"Bin ich so interessant für dich?"

"Durchaus! Du bist eine sehr interessante Frau! Ich möchte mehr über dich und deine Persönlichkeit erfahren!"

Er bemerkte, wie sie arwöhnisch die Augen zusammenkniff.

"Nur...meine Persönlichkeit?"

"Eh..."

"Keine Sorge, ich verstehe dich schon. Aber...dann möchte ich auch mehr über mein Idol erfahren."

Mit einem Grinsen drehte sie sich um und ging in Richtung Hotel.

"Ach, Rohan?"

"Ja?"

"Danke nochmal...dass du mir das Leben gerettet und mir zugehört hast."

Stumm nickte Rohan nur als er Nika nachblickte bevor sie im Hotel verschwand. Gedankenverloren machte ich Rohan wieder auf dem Heimweg...und konnte nicht leugnen, wie sich sein Kopf an diese Frau klammerte, die ihn so faszinierte.

~The Button~

Der Bäcker, der sich in der Nähe vom Morioh Grand Hotel befand hatte eine sehr schöne Auswahl an japanischen Backwaren und Leckereien wie Nika am Folgemorgen feststellen musste. Nachdem sie aufgewacht war verspürte sie den Drang auf etwas Süßes, machte sich frisch und verließ das Hotel, um erneut in die Stadt zu gehen. Man merkte, dass es Sommer war, es war eindeutig zu heiß um mit einer Strickjacke durch die Straßen zu gehen und so entschied sie sich erneut für ihre Baggypants und ein weißes Top. Der kleine Reiseführer führte sie erneut an Reimi's Straße vorbei, wo sie ihre Silhouette erkannte als sich ihre Wege kreuzten. Sie nickte dem Geistermädchen begrüßend zu und schenkte ihr ein liebevolles Lächeln.

"Es ist so traurig. Ein so junges Mädchen und dann wird sie nie wieder die Wärme der Sonne fühlen können. Sie hat doch nie richtig gelebt. Es tut mir so furchtbar leid für sie. Ich wünschte, ich könnte ihr wirklich helfen. Ich frage mich allerdings..."

Zielsicher steuerte Nika zuerst den nahegelenden Friedhof an. Es ging sie zwar nichs an, dennoch wollte sie Reimi's Grab sehen und ihr die Ehre erweisen. Sie besorgte ein paar hübsche Blumen in einem Blumenladen an der Ecke und machte sich anhand des Reiseführers auf den Weg. Dort angekommen sah sie Rohan, der anscheinend dasselbe Ziel gehabt hatte.

"Rohan!"

"Nika, guten Morgen."

"Guten Morgen. Du hattest anscheinend dieselbe Idee wie ich."

"Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich Reimi tatsächlich irgendwann mal begegnet bin...aber...ich wüsste nicht wann das gewesen sein soll."

Vorsichtig legte Nika die Blumen ab und gesellte sich wieder neben den Mangaka.

"Vielleicht...vielleicht entfernte Erinnerung, die du vielleicht verdrängt hast."

"Bist du dir sicher?"

"Es ist nur eine Vermutung. Sie schien dich jedenfalls zu kennen sonst hätte sie dich nicht mit diesem japanischen Kosenamen angesprochen."

Nachdenklich blickte Rohan wieder auf den Grabstein bis sich eine ältere Stimme an die beiden wandte.

"Oh, du bist doch Rohan Kishibe, nicht wahr? Der berühmte Mangazeichner!"

Sowohl Rohan als auch Nika blickten sich fragend um und erblickten einen alten Mann, der den beiden ein sanftes Lächeln schenkte.

"Sie kennen mich?"

"Durchaus! Du bist der Junge, den Reimi als Kind gerettet hat."

"Wie...wie meinen Sie das?"

"Du warst gerade mal vier Jahre alt, deswegen ist es kein Wunder, dass du dich an den Vorfall nicht mehr erinnerst. Dein Elternhaus war seinerzeit in der Nähe des Hauses der Sugimoto's. An dem Abend, wo es passierte, hatten deine Eltern etwas eiliges wegen ihrer Geschäfte zu erledigen und mussten schnellstens abreisen, so dass sie dich bei den Sugimoto's unterbrachten. Ihr alle standet euch sehr nahe. An jenem Abend...bliebst du über Nacht bei den Sugimoto's...und du warst der einzige, der diese Nacht überlebt hatte."

Sowohl Rohan als auch Nika mussten hart schlucken und Nika entging nicht der schockierte Gesichtsausdruck Rohan's, für den diese Tatsache viel zu unwirklich vorkam.

"Ich...war dort gewesen...in jener Nacht?"

"Als die Polizei dich fand warst du furchtbar am weinen. Du hast so schlimm geweint, du hast nicht mehr aufgehört und immer und immer wieder dasselbe wiederholt: Reimi hat mir geholfen mich durch das Fenster rauszuschleichen!".

Tränen spiegelten sich in Rohan's Augen aber auch Nika ließ diese Geschichte nicht kalt.

"Reimi rettete dich bevor ihr Mörder dich finden konnte."

"Dieses...dieses Mädchen. Kein Wunder, dass sie so freundlich zu mir war. Sie kannte mich."

Ohne ein weiteres Wort wandte sich Rohan ab und verließ den Friedhof. Nika hingegen bedankte sich bei dem älteren Mann mit einer Verbeugung und er nahm Rohan seine Reaktion nicht übel. Es musste ein Schock für ihn sein, dass alles nun sechszehn Jahre später zu erfahren. Sie setzte ihm nach und versuchte mit Rohan Schritt zu halten.

"Rohan, ist alles in Ordnung?"

"Ich kann weder meine Vergangenheit noch mein bevorstehendes Schicksal mit Heaven's Door lesen. Ich konnte mich nicht daran erinnern weil ich es verdrängt habe."

"Rohan..."

Einen Moment lang blieben sie stehen.

"Möchtest du, dass ich dich begleite oder...willst du lieber alleine sein?"

"Entschuldige bitte, Nika aber...ich brauche einen Moment für mich alleine."

"Das verstehe ich. Aber bitte...komm ins Hotel wenn du jemanden zum reden brauchst."

Sie war sich sicher als Rohan sich kurz umdrehte und ihr zunickte. Trauer konnte man nicht verstecken...vor allem nicht wenn sie sich durch Tränen äußerte.
 

*~*
 

Eigentlich war ihr nach diesen Erkenntnissen nicht mehr nach Essen zumute, trotzdem suchte sie den Bäcker auf. Sie wollte sich einfach nur noch auf einer schönen Wiese niederlassen und die Sonne genießen während sie ein leckeres Sandwich oder ein Baguette gefüllt mit Garnelen oder Curry genoss. An die japanische Küche hätte sie sich eindeutig gewöhnen können und sie war sich sicher, dass Billy diese Köstlichkeiten auch zusagen würden.

"Was nehme ich denn jetzt nur? Die Auswahl ist nicht gerade gering. Melonenbrötchen vielleicht?"

"Was sollen wir nur nehmen, meine Schöne? Die Auswahl ist riesig. Oh, sagt dir etwa dieses Sandwich zu? Es ist ganz frisch und die Soße riecht schon köstlich. Sie bereiten hier die Ware schon sehr früh morgens zu, deswegen sind die Sachen um 11 alle immer noch sehr frisch. Was meinst du, sollen wir dies nehmen?"

Als Nika die Stimme neben sich erkannte, wagte sie es kaum sich umzudrehen. Sie hatte diese Stimme bisher nur einmal gehört als sie in Morioh angekommen war und sie war ihr seitdem nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Sie schielte leicht neben sich und sie war sich sicher. Der Mann stand zwar knapp zwei Meter von ihr entfernt, trotzdem erkannte sie ihn wieder und als sie aus dem Augenwinkel sah, mit wem oder besser was er da sprach, spürte sie nur noch wie ihr Magen sich von ein auf die andere Sekunde verkrampfte. Im nächsten Moment riss die Verpackung des Sandwiches auf, welches er gemeint hatte und Nika musste den Drang unterdrücken sich zu übergeben.

"Du bist wirklich ein schmutziges kleines Mädchen, kann das sein? Schau nur wie dreckig du dich gemacht hast. Das Sandwich können wir jedenfalls vergessen, wir nehmen das andere."

Beinahe ließ Nika ihre eigenen Sachen, die sie kaufen wollte fallen als sie erkannte, dass dieser Kerl...mit einer Hand sprach. Eine Hand...eine menschliche Hand! Und dann hob er sie an, führte sie zum Mund und...

"Oh mein Gott! Ich glaube, mir wird schlecht!"

Alleine die Tatsache, dass es eine menschliche Hand war ließ Nika erschaudern aber man konnte eindeutig erkennen, dass diese bereits angefangen hatte zu faulen. Und noch schlimmer wurde es als der Kerl an dieser anfing rumzulecken, die Soße des Sandwiches von den kalten Fingern leckte und genüsslich dabei die Augen verdrehte.

"Oh Gott...oh mein Gott! Dieser Kerl...was mach ich jetzt? Ich kann mich nicht bewegen! Meine Beine wollen sich nicht bewegen! Ist er vielleicht...nein, oder doch? Was ist...wenn er der besagte Mörder ist?"

Für einen Moment hätte sich Nika gewünscht, sie hätte nicht so neugierig in die Richtung des blondhaarigen Mannes mit dem lilafarbenen Anzug geschaut, denn in jenem Moment als er die Frauenhand wieder aus seinem Mund gleiten ließ bemerkte er Nika's Blick...und erkannte sie direkt. Im letzten Moment versuchte sie sich umzudrehen und ging zur Kasse, wo sie in Windeseile ihre Ware bezahlte und fluchtartig die Bäckerei. Ihr Herz raste und schlug ihr bis zum Hals, ihr Magen hatte sich seit dem Moment mindestens dreimal um sich selbst gedreht. Sie verstaute ihre gekauften Brötchen und Sandwiches in ihrem Rucksack und versuchte um die nächste Ecke zu eilen. Nervös blieb sie einen Moment lang an der Mauer gelehnt und als sie das Gefühl hatte außer Sichtweite zu sein, bahnte sie sich ihren Weg zur geplanten Wiese.
 

*~*
 

Das Sandwich blieb ihr fast im Hals hängen und hinterließ mehr oder weniger einen bitteren Nachgeschmack. Sie versuchte es allerdings runter zu schlingen um wenigstens etwas im Magen zu haben, trotzdem klammerten sich ihre Gedanken an diesen einen Moment.

"Vielleicht...vielleicht habe ich mir das alles auch eben nur eingebildet. Diese Stadt ist schon verrückt genug, also irgendwie im positiven Sinne aber das...Gott, ich wünschte, ich könnte einfach vergessen, was ich gesehen habe. Ich meine, manche Menschen haben schon komische Fetische und vielleicht...war es auch doch nur eine Plastikhand? Nein, Nika! Rede dir das nicht ein, der Geruch war unverkennbar. Sie war bereits am faulen und...diese Hand...ich konnte einen Ring erkennen. Welche Plastikhand trägt solche Ringe?"

Der letzte Bissen wollte nicht so richtig seinen Weg nach unten finden, so spühlte sie den Rest mit einem großen Schluck Wasser herunter. Eigentlich wäre sie liebend gerne auf der Wiese geblieben aber mit ihrem Aussehen und auf so einer riesigen Fläche, wo sich zurzeit kaum Menschen aufhielten, wäre sie sicher leicht zu erkennen. So erhob sie sich und wollte bereits gehen als sich ihr Magen ein weiteres Mal einmal um sich selbst drehte und die Wärme der Sonne sich auf einmal wie eine eiskalte Dusche am Morgen anfühlte.

"Guten Tag die Dame! Wir hatten bereits das Vergnügen als wir uns am Bahnhof trafen, nicht wahr? Sie waren eben so schnell aus der Bäckerei gestürmt, da hatte ich keine Gelegenheit mit Ihnen zu sprechen."

Die blauen Augen, die auf ihr ruhten, hatten etwas an sich, was Nika gar nicht gefiel. Zumal empfand sie es mehr als unangenehm dass dieser Mann gerade mit einem Abstand von nicht mal einem Meter vor ihr stand. Er wirkte durchaus ruhig gelassen...wie ein wildes Tier, das kurz davor war sich auf seine Beute zu stürzen.

"Gu-guten Tag. J-ja, ich erinnere mich an Sie."

"Was haben Sie denn? Ist es Ihnen nicht gut?"

Nika hatte gerade nur noch einen Gedanken: "LAUF, LAUF, LAUF! LAUF UM DEIN LEBEN!"

Aber ihre Beine wollten sich nicht vom Fleck bewegen. Sie war wie versteinert und hätte am liebsten laut geschrien, unterbannt aber den Drang, denn sie wusste selbst, dass das nicht ihre Art war.

"Was für ein wunderschöner Tag, nicht wahr? Wunderbar geeignet für ein kleines Picknick! Diese Stadt ist wirklich traumhaft. Ich könnte mir vorstellen ewig hier zu bleiben."

Auf seine Aussage hin folgte keine Antwort von Nika's Seite. Ihr Mund war trocken und die Worte wollten nicht raus. In jenem Moment bemerkte sie jedoch, wie der Blondhaarige ihre Hand nahm und sie erneut sanft streichelte. Der Drang sich zu übergeben nahm Überhand.

"Welch wunderschöne weiche Hände! Sie haben wirklich durchaus ein paar wünderschöne Hände. So makellos, so weiß wie Schnee! Und diese olivgrüne Farbe ihrer Fingernägel passt perfekt zu Ihnen!"

Sie wollte sich ihm entreißen, doch er ließ nicht locker.

"Bitte lassen Sie mich los!"

Und als sich ihre Blicke trafen sah sie diesen irren Ausdruck in seinem Blick.

"Sie haben sie gesehen, nicht wahr?"

Nika wusste genau, wovon er sprach, das Zittern ihres Körpers wurde stärker.

"Eigentlich wollte ich Sie zu einem Teil meiner Sammlung machen. Da ich mich eh nach einer neuen Freundin umsehen musste waren Sie das perfekte Ziel. Ich konnte von jenem Tag an nicht aufhören an Ihre makellosen Hände zu denken...aber jetzt, wo Sie sie gesehen haben...bleibt mir nichts anderes übrig als sie auszulöschen."

"W-wer sind Sie?"

Sie konnte das Zittern in ihrer Stimme nicht unterdrücken und sie merkte, wie ihr schlecht wurde als der Mann mit den Fingerspitzen sanft ihren Handrücken streichelte.

"Wenn ich es Ihnen sage, müssen Sie dieses Geheimnis mit ins Grab nehmen! Niemand kennt meine Identität aber weil ich...DICH gerne habe, werde ich es dir sagen. Mein Name...ist Yoshikage Kira."

Mit dem Namen konnte Nika bisher leider nichts anfangen, da Reimi den Namen ihres Mörders nicht kannte aber die Tatsache, dass er sich ihr gerade offenbart hatte half Nika ein Stück weiter. Vorausgesetzt sie kam lebend aus dieser Situation heraus.

"Verzeihen Sie, Ihr Name sagt mir leider gar nichts..."

"Dann wirst du es eben spüren müssen. Siehst du, wie meine Fingernägel wachsen? Immer wenn ich den Drang verspüre jemanden zu töten wachsen sie ins Unermässliche und gerade habe ich das Verlangen, meine Finger eng um deinen Hals zu schließen und langsam das Leben aus dir zu pressen!"

Es war ein Reflex, der sie dazu trieb. In jenem Moment wusste Nika, es ging hier ums Überleben und wenn sie nicht handelte, wäre sie tot. So beschwor sie kurzfristig The Void, stieß den Irren mit einem gewagten Stoß von sich weg, wobei sie dabei einen seiner Knöpfe an seinem Jacket herausriss und löste sich selbst mithilfe der Tinte in Luft aus. Sie steuerte die Tinte um eine nahegelende Häuserecke bevor sie sich dort wieder zu sich selbst materialisierte und panisch die Luft durch ihre Lunge sog.

"Oh Gott! Oh Gott, hilfe! Was mache ich jetzt nur? Was soll ich jetzt nur tun? Ich muss zu Rohan! Oder Josuke, Jotaro! Ich brauche Hilfe!"
 

*~*
 

Nachdem Josuke und Okuyasu sich in der Pause in den Geräteraum der Schule geschlichen hatten, um dort in Ruhe reden und essen zu können, hatten sie sich wieder im Klassenraum eingefunden. Die Pause war nicht ganz beendet, so saßen sie schließlich noch eine Weile am Fenster und genossen die warme Mittagssonne bis Okuyasu eine bestimmte Person auf der Straße auffiel, die gerade an der Schule vorbei ging.

"Oi Josuke, sieh mal! Ist das nicht...das Mädel aus dem Hotel? Das ist doch Nika, oder?"

"Stimmt, du hast recht! Sie sieht ziemlich mitgenommen aus! Wo will sie denn hin? Schau, sie läuft als ob sie vor jemandem auf der Flucht wäre."

"Sollen wir ihr nach?"

"Auf jeden Fall! Komm, lass uns gehen!"

Sie war durchaus sehr schnell, dementsprechend war es für Josuke und Okuyasu nicht einfach sie einzuholen. Sie hörte allerdings auch nicht auf zu rennen, so warf Josuke Okuyasu einen schnellen Blick zu.

"Lauf du dort lang, ich nehme die Abkürzung! Ich werde sie am Ende der Straße abfangen!"

"Verstanden, Josuke!"

Damit stürmte Okuyasu weiter geradeaus während Josuke eine andere Route einschlug. Der Weg würde ihn genau vor Nika führen wenn er schnell genug wäre. Einen Moment lang schien es allerdings doch so als ob er sie verpasst hätte. Dann bog er um die nächste Ecke...und die junge Frau rannte regelrecht außer Atem in ihn hinein. Der Zusammenstoß war so hart dass sie beinahe zu Boden ging, doch Josuke hielt sie im letzten Moment feste und presste sie an sich. Blind begann sie um sich zu schlagen mit ihrer freien Hand.

"AUA! WER...HILFE! NEIN, LASS MICH LOS!"

"Nika, alles ist gut! Ich bin es, Josuke! Bitte beruhige dich!"

"Jo-Josuke...Gott sei Dank!"

Er sah Tränen und die blanke Panik in ihren Augen und legte vorsichtig seine Hände auf ihre Schultern.

"Was ist passiert? Du bist ja vollkommen außer Atem."

"Josuke, bitte hilf mir! Hilf mir bitte!"

"Nika, ganz ruhig. Ich bin da. Du brauchst keine Angst mehr haben."

Er spürte, wie sie zitterte aber ihr Körper beruhigte sich nicht. Im nächsten Moment legte er sanft seine Arme um sie und hielt die junge Frau bis das Beben ihres Körpers nachließ.

"Nika...alles ist gut. Hab keine Angst. Was auch immer passiert ist, du bist jetzt in Sicherheit."

Mittlerweile hatte Okuyasu die beiden auch eingeholt und als er Nika's gequälten Gesichtsausdruck sah, legte auch er ihr einen Arm um die Schulter.

"Hey, es ist alles gut! Wir sind für dich da! Was ist denn nur geschehen?"

Nur langsam hob sie den Kopf. Die beiden Männer erkannten, wie ihre Unterlippe zitterte und die Worte nur wie ein Flüstern über ihre Lippen glitten.

"I-i-ich glaube...ich habe etwas gesehen, was ich...nicht hätte sehen sollen. Bitte...helft mir. Ich glaube, ich werde verfolgt. Bitte..."

"Alles ist gut. Ich denke, ich werde dich erst mal mit zu mir nach Hause nehmen. Dort bist du in Sicherheit."

"Josuke, soll ich Jotaro Bescheid sagen?"

"Noch nicht. Ich möchte mir erst einmal anhören, was ihr passiert ist. Ich melde mich bei euch. Geh du bitte erst einmal zur Schule zurück und geb den Lehrern Bescheid, dass ich nach Hause gegangen wäre."

"Alles klar. Bitte lass mich wissen, wenn ich etwas für euch tun kann."

"Danke, Okuyasu."

Mit tränenerfüllten Augen schaute Nika die beiden an.

"Ich habe zu danken...Josuke...und Okuyasu."

Und während Josuke sie langsam zu sich nach Hause brachte, registrierte Nika, wie sie unaufhaltsam mit dem Knopf, dem sie Kira entwendet hatte, in ihrer Jackentasche zwischen ihren Fingern spielte.

~Lovely Diamond~

Sie versuchte nicht zu zittern als sie bei Josuke Zuhause auf der Couch saß. Er hatte ihr nach ihrer Ankunft einen Tee gekocht und saß ihr nun gegenüber. Obwohl ihr Gesicht keine Regung zeigte merkte der junge Japaner dennoch die Anspannung. Ihre Augenlider zitterten und in den grünen Augen konnte Josuke immer noch ihre Tränen erkennen.

"Meine Mutter ist arbeiten, du kannst aber gerne erst mal hierbleiben wenn dir das lieber ist."

Ein stummes Nicken gefolgt von einem leisen "Danke" war zu hören.

"Möchtest du mir erzählen, was geschehen ist?"

Dabei legte Nika die Stirn in Falten. Ihre Zeigefinger rieben nervös über die glatte Oberfläche der Tasse, die sie mit beiden Händen festhielt.

"Ich...ich habe mir überhaupt nichts dabei gedacht. Ich dachte, dieser Typ wäre nur ein Mann mit einem dummen Fetisch...und dass ich ihm nicht mehr begegnen würde. Ich habe mich wohl getäuscht."

"Was meinst du?"

"Erinnerst du dich noch an unser erstes Treffen als wir das unsichtbare Baby zusammen gerettet haben? Danach habe ich dir doch erzählt, dass ich eine Begegnung mit einem fremden Mann am Bahnhof gehabt hätte. Er hatte...sich mir gegenüber schon sehr merkwürdig verhalten. Ich dachte, er wäre nur so ein Typ mit einem Fetisch und es hätte nichts zu bedeuten aber...ich glaube...ich glaube, ich habe wirklich etwas gesehen, was ich nicht hätte sehen sollen."

"Möchtest du es mir sagen?"

Sie hätte es ihm zu gerne gesagt aber zum ersten Mal in ihrem Leben verspürte Nika eine furchtbare Angst in sich. Sie wusste nicht, ob diese Sache etwas mit Reimi's Mörder zu tun hatte aber das war ihr in dem Moment auch egal. Nicht weil es sie nicht interessierte, sondern weil sie immer noch unter Schock stand und gerade um ihr eigenes Leben bangte.

"Lass dir Zeit, Nika. Wenn du noch nicht bereit bist darüber zu reden, verstehe ich das. Du kannst aber sicher sein, dass du so lange hierbleiben kannst, wie du möchtest."

"D-danke, Josuke. Das ist wirklich sehr nett von dir. Ich möchte mich auch nicht aufdrängen, so gesehen kennen wir uns gar nicht richtig und ich bin eigentlich eine Fremde in deinem Haus."

"So fremd bist du gar nicht mehr, Nika. Irgendwie gehörst du ja jetzt schon dazu."

"Ich werde dir alles erzählen...aber ich fühle mich gerade noch nicht bereit dafür. Tut mir leid."

"Das ist okay. Sag mir einfach Bescheid. Ich bin für dich da."

"Du, Okuyasu und Jotaro...ihr seid alle so nett zu mir!"

"Warum sollten wir das nicht sein?"

"Ich weiß auch nicht. Tut mir leid, ich...rede solchen Unsinn weil ich so irritiert bin und mega verwirrt und..."

Doch in jenem Moment nahm Josuke sie sanft in den Arm und sie verfiel in Schweigen. Nur zaghaft erwiderte sie seine Umarmung, merkte aber direkt, wie gut es sich anfühlte einfach mal gehalten zu werden.

"Das...fühlt sich sehr gut an."

"Ich bin nicht gut in sowas aber...ich dachte, dass du sowas vielleicht mal gebrauchen könntest."

Sie wollte nicht aber konnte nicht anders und drückte sich fester gegen den jungen Mann. Dabei spürte sie wieder, wie Tränen ihre Wangen hinabliefen.

"Ich...ich bin eigentlich keine Heulsuse! Ich hasse es zu heulen aber..."

"Ist schon okay. Du musst etwas furchtbares durchgemacht haben."

Einen Moment später schaute sie auf und blickte Josuke direkt in die Augen. Erst jetzt registrierte sie erst einmal wie wunderschön er war. Diese kobaltblauen Augen, dieses Lächeln...er war wirklich traumhaft schön...und so reinen Herzens. Für einen Moment wollte sie sich in seinem Blick verlieren und in dem Duft seiner Haut, doch dann löste sie sich vorsichtig aus seinem Griff.

"Ich...wäre es in Ordnung wenn ich mich kurz frischmachen könnte? Ich fühle mich irgendwie dreckig."

"Das bist du zwar nicht aber wenn du möchtest, das Bad ist dort drüben. Ich gebe dir gerne Handtücher."

"Danke, das ist sehr lieb."

Sie versuchte sich ein Lächeln abzugewinnen, doch in jenem Moment, wo sie hinter der Türe im Bad stand sackte sie auf dem Boden zusammen und weinte leise vor sich hin. Sie dachte an Billy und Jared und hoffte einfach nur, dass sie die ganze Sache heil überstehen würde.
 

*~*
 

"Ich weiß, es ist etwas groß aber für eine Nacht sollte es reichen."

Nika empfand es alles andere als schlecht, dass Josuke ihr eines seiner Shirts geliehen hatte zum schlafen. Nachdem er ihr angeboten hatte für eine Nacht in seinem Bett schlafen meinte sie, dass ihr das Sofa im Wohnzimmer vollkommen reichen würde und er nicht weichen müsste wegen ihr.

"Alleine, dass du mir für heute Nacht Unterschlupf gibst bedeutet mir sehr viel. Aber ich hab zu viel Angst heute im Hotel zu schlafen."

"Das verstehe ich. Ich habe Jotaro Bescheid gesagt, dass er ein Auge auf dein Zimmer haben soll. Er und mein Vater haben ja dort ihre Zimmer, deswegen sei unbesorgt was deine Wertgegenstände angeht oder deinen Koffer."

"Danke. Ich wünschte, ich könnte mich dafür erkenntlich zeigen."

"Das könntest du sogar!"

"Wie denn?"

"Hättest du Lust eine Runde mit mir an der Konsole Computerspiele zu spielen? Ich bin gerade dabei meinen Highscore zu knacken!"

Irgendwie fand sie die Idee schön und musste lächeln.

"Sehr gerne! Das ist eine sehr schöne Idee!"

Kurz darauf bereitete Josuke noch ein paar diverse Snacks vor, die sie beim Zocken verzehren konnte und es tat gut die junge Frau einen Moment lang mal wieder lächeln oder laut lachen zu sehen.

"Ich bin nicht sonderlich gut in solchen Spielen!"

"Das war doch gar nicht mal so schlecht! Ich finde deinen Akzent mega cool!"

"Wirklich? Es stört dich nicht?"

"Keineswegs!"

"Naja, dann kommt die Jamaikanerin in mir durch! Mein Vater hat mir im Laufe meines Lebens diesen Slang beigebracht und diese Heliumstimme...naja, die habe ich von Natur aus. Manche fühlen sich genervt wenn ich zu krass mit meinem Slang und dieser Stimme rede aber damit müssen die Leute zurechtkommen. Ich bin halt so."

"Ich finde das sehr interessant!"

"Ich kann auch ein wenig den afrikanischen Slang weil mein Vater mal eine Weile ich Afrika gelebt hat. Das verwirrt die Leute manchmal sehr sowie die Tatsache, dass ich trotz meiner Abstammung komplett weiß bin. Das liegt aber daran, dass sich da extrem die Gene meiner Mutter durchgesetzt haben, was mich wundert. Mein Vater, er könnte nicht männlicher sein. Er ist ein typischer Rastaman. Halt wie man sich einen Bewohner Jamaika's vorstellt. Wenn man uns zusammen sieht, dann ist die einzige Gemeinsamkeit die pechschwarzen Haare. Aber er ist mein leiblicher Vater und ich liebe ihn dafür."

"Du bist jemand ganz Besonderes."

"Nein, das bin ich nicht. Ich bin einfach ich. Ich bin Trinidad. Ich bin Nika."

"Und macht dich diese Einzigartigkeit nicht zu einem besonderen Menschen?"

"Josuke...hör auf, ich bin doch auch nur ein Teil von etwas großem."

"Ich glaube, dass deine Eltern sehr stolz auf dich wären. Auch deine Mutter..."

"Es sieht nicht so aus aber ich denke jeden Tag an sie. Ich wünschte, ich könnte sie noch einmal sehen. Mein Vater ist bis heute nicht über ihren Tod hinweg. Dementsprechend hat er nie mehr eine richtige Beziehung gehabt. Vielleicht ein paar Liebschaften aber nichts festes. Ich verurteile ihn nicht dafür, dass man sich Nähe zu anderen Menschen sucht ist normal, ich kenne das selbst. Aber ich verstehe ihn. Die beiden waren so unterschiedlich und hätten nicht perfekter sein können. Sie waren wundervolle Eltern...und sie eine wundervolle Mutter. Ich bin so froh, dass ich wenigstens ein paar Jahre ihre Liebe und Zuneigung genießen durfte. Hast du...schon mal jemanden verloren, der dir wichtig war?"

"Ja. Meinen Großvater. Es ist noch nichmal lange her. Ehrlich gesagt...erst vor ein paar Wochen. Ein anderer Stand hatte ihn auf dem Gewissen. Eine Schande. Mein Großvater hatte sich für diese Stadt eingesetzt, er war Polizist und das ein sehr Guter! Ich habe versucht ihn mit Crazy Diamond zu retten...aber es war zu spät. Wenn ein Mensch tot ist...kann selbst ein Stand ihn nicht wieder zurückholen."

"Josuke..."

"Nach seinem Tod habe ich mir geschworen, meine Mutter und diese Stadt zu beschützen. Und deswegen...möchte ich auch dich beschützen!"

Für einen Moment hatte Nika das Gefühl, dass ihr Herz einen Hüpfer machte.

"Das...das ist so süß von dir. Du hast wirklich...ein gutes Herz. Es gibt nicht viele Menschen, die so denken. Und dabei...bist du noch so jung."

"Du doch auch."

"Ich bin 18, Josuke! Wie alt bist du?"

"16!"

"Echt jetzt? Du bist gerade mal 16 Jahre alt?"

"Ja! Wieso schockiert dich das so?"

"Naja, du wirkst schon so reif und erwachsen. Ich dachte, du wärst schon...25 Jahre alt oder so."

"Nein, tatsächlich nicht."

"Ich bin etwas platt jetzt."

Sie bemerkte, wie Josuke sich verlegen am Hinterkopf kratzte. Als sie zu ihm hochsah und er sie erneut direkt ansah, musste sie die ganze Zeit auf diese wundervollen fülligen Lippen schauen. Sie wusste, dass es falsch war und doch konnte sie das Verlangen nicht unterdrücken. Sie wollte ihn küssen. Nur für einen Moment...

"Nika? Was ist los?"

"Eh...tu-tut mir leid, ich war in Gedanken! Ich sollte schlafen gehen. Das wäre wohl das Beste!"

"Ja, ich sollte mich auch langsam hinlegen. Es ist spät und ich muss morgen wieder zur Schule."

Als Nika sich hinlegte, legte Josuke ihr sanft eine Decke über den Körper.

"Danke, das ist so lieb von dir."

"Brauchst du noch etwas?"

"Nein, ich denke, ich habe alles. Danke. Danke für alles."

"Sehr gerne! Wenn irgendetwas ist, geb einfach Bescheid. Ich bin nebenan."

"Danke, Josuke. Gute Nacht."

"Gute Nacht, Nika-chan."

Seine Worte hinterließen auf Nika's Brust eine wohlige Wärme und als er den Raum verließ fühlte sie sich sicher und lächelte bevor sie in einen tiefen traumlosen Schlaf fiel.
 

*~*
 

Vollkommen schlaftrunken ging Josuke über den Flur in Richtung Bad und ihm entging dabei vollkommen, dass letzte Nacht jemand auf der Couch geschlafen hatte. Nika hatte, nachdem sie wach geworden war, die Couch so ordentlich zurückgelassen, dass man gar nicht dachte, dass dort jemand geschlafen hätte und so öffnete Josuke die Türe zum Badezimmer und wunderte sich nicht wenig als er die vollkommen nackte Frau vor sich stehen sah, die anscheinend eben eine warme Dusche genossen hatte.

Sie hatte ihn noch nicht bemerkt nachdem Josuke die Türe geöffnet hatte und eigentlich wollte Josuke sie gar nicht so anstarren, konnte es aber nicht verhindern und langsam wanderten seine Augen von ihren nackten Schultern runter über ihren schmalen Rücken bis zu ihrem wohlgeformten Po und den schier unendlich langen Beinen. Er bemerkte, wie die Wassertropfen auf ihrer Haut glänzten und wie sie sich langsam die Haare mit dem Handtuch, welches er ihr letzten Abend noch gegeben hatte abtrocknete. Er konnte nicht anders und seufzte in jenem Moment als ihr angenehmer Geruch in seine Nase stieg. In jenem Moment drehte sie sich zu ihm und schaute ihn aus diesen riesigen giftgrünen Augen an, die ihn regelrecht in den Bann zogen. Er blickte auf ihre vollen Lippen, die geschwungenen Wimpern und die nasse schwarze Haarpracht, die auf ihren Schultern ruhte, doch konnte er sich auch einen Blick auf ihre wohlgeformten Brüste nicht verkneifen und in jenem Moment bemerkte er erst einmal, wie er sie anstarrte damit rechnete eine schallernde Ohrfeige zu kassieren.

"Guten Morgen!"

"Eh...guten...guten Morgen!"

"Tut mir leid, habe ich dich geweckt?"

"Ne-nein, ganz und gar nicht! Tu-tut mir leid, ich wollte nicht...ich wollte..."

"Was denn?"

"...dich nicht so anstarren! Das tue ich eigentlich sonst nicht!"

"Ist doch alles in Ordnung! Mach dir keinen Kopf."

Eine Sache war sich Josuke sicher, Nika legte eine sehr ruhige und gelassene Mentalität an den Tag. Er hatte noch nicht so viel Erfahrung aber er war sich sicher, dass Nika so viel Erfahrung hatte, dass sie ihr Schamgefühl verloren hatte. Dass es sie überhaupt nicht störte, dass er sie nackt sah wunderte ihn zutiefst.

"Stimmt etwas nicht, Josuke?"

"Nein, ganz und gar nicht! Du....tut mir leid, es ist nur..."

"Du hast noch nie eine Frau nackt vom Nahen gesehen, oder?"

"Ehrlich gesagt ist das mein erstes Mal!"

"Stört es dich?"

"Ganz und gar nicht.. Du...du bist...du bist wunderschön."

"Du bist wirklich niedlich, Josuke."

"Ich...tut mir leid, ich sollte..."

Er hatte seinen Satz noch nicht beendet aber als sie sich zu ihm drehte und er Blick auf ihr nacktes Zentrum erhaschen konnte, raubte ihm der Anblick so den Atem dass er die Flucht ergriff. Er atmete schwer als er vor der Badezimmertüre saß und dort langsam zu Boden ging, wobei ihm nicht entging, wie etwas gegen seine Jogginghose pochte als er da so saß.
 

*~*
 

"Josuke, du hättest mir ruhig sagen können, dass du Frauenbesuch empfangen hast!"

"N-nein, Mutter! So war das nicht! Das siehst du völlig falsch!"

"Diese junge Frau ist so nett, sie hat mir sogar beim Aufräumen und Putzen im Wohnzimmer geholfen! Ich wünschte, mein Sohn würde dein Herz erobern!"

Eine Sache war sich Nika sicher, sie kam durchaus gut mit Josuke's Mutter zurecht, die an diesem Morgen gerade von der Arbeit kam als Josuke ins Bad gegangen war. In der Zeit hatte Nika Tomoko aufgeklärt, jedoch ohne den Vorfall mit dem Fremdem zu erwähnen, der sie verfolgt hatte, doch Tomoko zog daraus die völlig falschen Schlüsse! Typisch Mutter halt aber irgendwie fand Nika es süß.

"Deine Mutter ist echt klasse! Du kannst froh sein so eine tolle Mutter zu haben!"

"Sie ist manchmal sehr extrem und fährt schnell aus der Haut aber ich liebe sie dafür! Sie ist die beste Mutter, die man sich vorstellen kann!"

"Das habe ich gehört, du Schleimer! Erwähne das nochmal wenn du mir wieder mal meinen Pudding wegisst!"

"Hey, das war ich gar nicht!"

"Wer denn dann? Außer dir und mir lebt niemand...mehr hier. Tut mir leid, ich wollte die Stimmung nicht runterziehen."

"Oh nein, Miss Higashikata, das haben Sie nicht!"

"Bitte, nenn mich Tomoko!"

"Gerne, dann nenn mich bitte auch Nika!"

"Nika, ein außergewöhnlicher Name für eine wunderschöne Frau. Josuke, ich an deiner Stelle würde mich ranhalten! So eine Frau findest du nie wieder oder ein zweites Mal!"

"MUTTER!"

"Nun gut, ich muss in die Stadt! Pass auf dich auf, mein Goldjunge! Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, Nika! Schön, dass wir einen Kaffee zusammen trinken konnten!"

"Es hat mich ebenfalls sehr gefreut und danke für deine Gastfreundschaft!"

Tomoko hatte das Haus nicht ganz verlassen, da verfiel Nika ins Schmunzeln als sie Josuke's Schmollmund sah.

"Weißt du, dass du echt süß aussiehst wenn du so schmollst?"

Dabei bemerkte sie die Röte auf den Wangen des jungen Mannes und in jenem Augenblick gab sie ihm einen sanften Kuss auf die Wange, was Josuke erstaunt aufblicken ließ.

"Vielen Dank nochmal für alles. Aber ich sollte wohl langsam ins Hotel zurück."

Doch als Nika gehen wollte ergriff Josuke ihre Hand und zog sie zu sich.

"Bitte...bleib."

"Jo-Josuke."

"Bleib hier...bei mir."

"Was wird das?"

"Was tue ich denn hier? Sie brauchte meine Hilfe und ich...ich nutze das schamlos aus! Ich bin nicht so! Ich mag es doch eher romantisch! Aber sie...sie ist so wunderschön! Ihre Augen...ihre Lippen! Ich...will sie nur einmal...einmal küssen!"

Sie wollte ihm ausweichen doch Josuke legte seine Hand auf ihre Wange und blickte Nika tief in die Augen. Wie gerne hätte sie ihm nachgegeben und sich auf dieses Spiel eingelassen...in seinen Armen fühlte sie sich wohl. Er gab ihr Geborgenheit und Sicherheit...und doch...

"Es geht nicht. Es ist falsch...Josuke."

"Warum ist es das?"

"Weil ich...dich nur verderben würde. Dich und dein reines Herz. Ich verdiene dich nicht."

"Du verdienst mehr als du denkst."

"Wir kennen uns doch kaum."

"Aber du..."

"Ich bin verdorben, Josuke. Mit einem Menschen wie mir an deiner Seite...würdest du niemals glücklich werden."

Er sah eindeutig, wie ihr diese Worte schmerzhaft über die Lippen gingen...aber er beließ es dabei, auch wenn er es nicht wahrhaben wollte.

"Mir tut es leid. Ich bin dir zu nahe getreten."

"Nein, das bist du nicht. Ich wollte dir keine falschen Hoffnungen machen. Es tut mir leid. Du warst...sehr gut zu mir. Das hätte nicht jeder getan und für diese Geste bin ich dir sehr dankbar. Ich möchte mich gerne dafür irgendwann erkenntlich zeigen. Aber ich möchte dich auch nicht weiter von der Schule abhalten. Ich sollte zurückgehen."

"Nika...kann ich dich...wenigstens zurück zum Hotel begleiten?"

"Ich möchte...noch ein wenig deine Gesellschaft genießen. In deine Augen schauen...und mich im Klang deiner Stimme verlieren. Bitte...nur für einen kurzen Moment. Lass mich...noch einen Moment bei dir bleiben."

"Sehr gerne...Josuke. Darüber würde ich mich sehr freuen."

Sie versuchten sich nichts anmerken zu lassen aber jener Moment hatte wohl etwas zwischen ihnen gebrochen, was sie etwas näher kommen ließ und auf einmal hatte Nika das Gefühl, dass die Welt, so wie sie sie kannte, durch Erscheinen dieses glänzenden Diamants vollkommen aus ihren Fugen geraten war.

~Shining Tears~

Im Hotel angekommen nahm Nika endlich ihren Mut zusammen und erzählte zumindest Jotaro schon einmal von ihrer Begegnung mit dem Fremden, der sich Kira Yoshikage nannte. Sie vermied es sich hierzu gegenüber Josuke zu äußern. Nicht weil er sie ihm nicht vertraute aber alleine durch diesen einen Abend, den sie zusammen verbracht haben, war er ihr so ans Herz gewachsen, dass sie ihn nicht der Gefahr aussetzen wollte.

"Wäre...wäre es möglich, dass du diese Information erst einmal für dich behälst, Jotaro? Nach allem, was du mir erzählt hast weiß ich ja, dass Josuke sich an den Nachforschungen, was die Standuser und diesen mysteriösen Mörder angeht beteiligt aber...ich möchte nicht, dass ihm etwas zustößt. Bitte..."

"Und wenn er gerade dadurch, dass du ihm nichts sagst gefährdert wird? Irgendwann solltest du es ihm sagen."

"Ich weiß...und ich weiß auch, dass das hier nicht der richtige Weg ist. Ich sage es ihm. Wenn ich soweit bin."

"Du hast eine schlimme Erfahrung gemacht, junge Frau. Das Wichtigste ist nun deine und die Sicherheit anderer Frauen beziehungsweise Menschen in dieser Stadt zu garantieren. Hast du eventuell noch weitere Hinweise für mich? Etwas, was dir an ihm aufgefallen ist neben der Sache mit der Hand und seinem Aussehen?"

Darauf zuckte Nika zusammen, ihr fiel tatsächlich etwas ein und grub in den Tiefen ihrer Jackentaschen bevor sie den Knopf, den sie Kira vom Jacket gerissen hatte hervorholte.

"Den hier hab ich ihm vor seiner Flucht von seiner Jacke abgerissen. Er hielt mich feste, da habe ich ihn mit The Void weggedrückt. Mein Stand muss den Knopf dabei irgendwie erwischt haben."

Sie reichte den Knopf Jotaro, der diesen eingehend musterte.

"Das könnte uns vielleicht sogar sehr weiterhelfen! Wenn der Mörder hier lebt, so wie du erzählst, dann wird sein Schneider auch in dieser Stadt leben. Es sollte nicht schwer sein, diesen hier in der Stadt auszumachen."

"Kann ich helfen? Bitte, ich möchte helfen! Ich möchte nicht, dass noch mehr Menschen verletzt werden!"

"Du weißt aber, dass du damit ein Risiko eingehst, dich zu gefährden."

"Ich weiß aber ich möchte es so."

"Du bist sehr mutig und dass du uns helfen möchtest ist sehr aufrichtig von dir."

"Danke..."

"Ich werde mit den anderen Standusern der Stadt sprechen, wir müssen dafür sorgen, dass Kira Yoshikage aufgehalten wird!"
 

*~*
 

Als Nika am vereinbarten Treffpunkt, dem Eingang zu Reimi's Gasse eintraf, war sie durchaus erstaunt, wieviele Standuser sich in dieser Stadt aufhielten. Als sie unter den anderen Rohan ausmachte, musste sie tatsächlich lächeln. Als er sie bemerkte, konnte sie eine vage Regung erkennen, sogar die Andeutung eines Lächelns, doch auch Josuke entging das kurze Augengeflecht der beiden nicht und wandte sich Nika zu.

"Hey Nika! Schön dich zu sehen! Geht es dir gut?"

"Josuke! Danke, es geht. Es ist interessant zu sehen, wieviele Standuser es in dieser Stadt gibt!"

Unter den Umstehenden erkannte Nika diverse Schüler sowie einen Koch. Schließlich stießen auch Jotaro und Joseph Joestar hinzu, der das unsichtbare Baby auf dem Arm trug als ob es sein eigenes wäre.

"Ich bin froh, dass Ihr euch alle hier versammelt habt. Wir haben alle einen gemeinsamen Feind, den es gilt dingfest zu machen! Er ist sehr gefährlich und scheint es auf eine von uns abgesehen zu haben!"

"Haben wir schon irgendwelche Anhaltspunkte, an denen wir uns bei unserer Suche orientieren können?"

Dabei blickte Jotaro Nika an. Er verstand, dass sie furchtbare Angst hatte. Sie war eine Touristin in einer fremden Stadt und wurde nun von einem Mörder verfolgt. Er behielt den Namen erst mal für sich denn in einem Punkt hatte sie recht. Je nachdem, welche Fähigkeit Kira Yoshikage an den Tag legen würde könnten andere Standuser schwach erscheinen und er scheint es größtenteils auf die Personen abgesehen zu haben, die seine wahre Identität kennen."

Darauf wandte sich Rohan an Nika.

"Hast du irgendetwas bemerkt, Nika? Dein Blick..."

"Ich...habe ihn gesehen. Er hat mich...bedroht..."

Sogar Rohan merkte, dass sie sich bei der Konversation unwohl fühlte. Er war durchaus kein Gefühlsakrobat und kennen tat er Nika bisher auch nur von ihren Geschichten und Erlebnissen aber er hätte nie gedacht sie einmal so panisch und verzweifelt zu sehen.

"Dies hier hatte Nika ihm bei ihrer Begegung entwenden können. Einen Knopf von seinem Jacket. Ich werde morgen den Schneider versuchen ausfindig zu machen, der das Jacket hergestellt hat. Vielleicht kann er uns Auskunft über seinen...treuen Kunden geben."

"Ich werde auch Nachforschungen anstellen!"

"Ich werde in meinem Restaurant die Gäste beobachten!"

"Und ich in meinem Kosmetiksalon!"

"Ja, auch wir werden in der Schule nach ihm Ausschau halten!"

Nika war erstaunt, wie ambitioniert die Umstehenden waren und fühlte sich umso mehr schlecht, dass sie ihnen nicht mehr als das hier preigab.

Als am Ende nur noch Josuke, Rohan und Okuyasu um Nika und Jotaro standen, wandte Jotaro noch einmal das Wort an die Schwarzhaarige, deren Blick besorgt auf den drei jungen Männern ruhte. Es schien als ob Josuke mit dem Mangazeichner ins Gespräch gekommen war, dieses aber schnell in einem Wortgefecht ausartete.

"Ich hoffe, es war richtig, dass wir ihnen den Namen noch nicht genannt haben."

"Und wenn sie gerade deswegen in Gefahr geraten? Jotaro, ich habe nicht besonders viel Erfahrung mit Standusern gemacht aber...in jenem Moment, wo er meine Hand hielt...habe ich etwas gefühlt. Eine...ganz furchtbare Energie. Ich glaube, dass da mehr hinter steckt als ein gewöhnlicher Killer. Ich bin nicht sicher aber...für einen Moment...hatte ich das Gefühl so etwas wie eine Silhouette hinter ihm zu sehen...und sie starrte mich an...mit glühenden Augen. Wir wissen nicht, was dieser Kerl für Kräfte hat und wenn es wirklich dieser Killer ist, der auch Reimi auf dem Gewissen hat..."

Damit schaute Nika in die Richtung der Gasse, wo Reimi immer noch mit Arnold stand und die beiden beobachtete.

"Es muss einen Grund haben, warum er bisher nie geschnappt werden konnte in 16 Jahren. Dass seine Opfer nie gefunden worden. Das Risiko, dass nun jeder seine Identität weiß...es würde die anderen nur in Gefahr bringen und reicht es nicht, dass du und ich es wissen?"

Einerseits stimmte Jotaro ihr zu, andererseits...

"Du weißt schon, dass du gerade von uns am meisten in Gefahr bist, richtig?"

"Das weiß ich. Und glaub mir, es ist nur der Schock! Ich habe keine Angst! Ich werde mich auch wieder bekriegen."

"Ich kann dir nur einen guten Rat geben aus eigener Erfahrung, Nika. Gefühle sind wichtig aber im Krieg vollkommen fehl am Platz! Wenn in den Kampf geht, lass dich nicht von ihnen beeinflussen. Ein Fehler und es könnte dich das Leben kosten."

Dabei blickte sie zu den Jungs, denen mittlerweile aufgefallen ist, dass sie zu ihnen rüberschaute.

"Ich...hab sie alle drei so gerne..."

"Ich weiß..."

"Ich...weiß, ich sollte gerade im Moment nicht alleine sein aber...ich brauche gerade mal ein paar Minuten für mich."

"Dann bleib aber bitte in der Nähe des Hotels."

Ein stummes Nicken brachte sie Jotaro entgegen bevor sie sich ohne ein weiteres Wort abwandt und in Richtung Hotel schritt.

"Nika?"

Sie hörte Josuke's Stimme in weiter Ferne, reagierte ab nicht drauf. Er schaute ihr lange nach, ebenso wie Rohan, dem es eigentlich hätte vollkommen egal sein können, wie es ihr ging...tat es aber nicht.

"Ich gehe ihr nach."

"Und wenn sie das gar nicht will, Josuke Higashikata?"

"Woher willst du das wissen, du Möchtegern Mangaka?"

"An deiner Stelle wäre ich schön vorsichtig!"

"Sie braucht uns jetzt. Wir sind die einzigen, die ihr helfen können."

"Komisch, ich kenne dich noch nicht lange und ich kann mir nicht helfen aber ich kann dich einfach nicht leiden, Josuke! Drängst du dich den Menschen immer so sehr auf?"

"Sagte der, der das Leben der Menschen wie Bücher liest und sich daran aufgeilt!"

"Hälst du dich für jemand Besseres nur weil du Menschen heilen kannst? Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen aber vielleicht gibt es auch Wunden, die selbst dein Crazy Diamond nicht heilen kann!"

Dabei zuckte Josuke leicht zusammen, er erinnerte sich nur zu gut daran, dass er seinen Großvater nach dem Angriff von Angelo ebenfalls nicht retten konnte aber im Hinblick auf Nika war es klar...ihre Krankheit war unheilbar und ihr Herz verletzt.

"Vielleicht kann Crazy Diamond nicht alle Wunden heilen aber...ich kann immerhin versuchen für sie da zu sein. Denk mal drüber nach, Rohan. Sie ist ganz alleine."

"Das weiß ich..."

In jenem Moment mischte sich Okuyasu ein.

"Okay okay, Leute. Es ist gut. So, wie ihr beide klingt, könnte man fast denken, dass ihr beide in Nika verknallt seid! Gebt ihr einen Moment. Sie ist stark, da bin ich mir sicher."

Auf Okuyasu's Bitte und Jotaro's mahnenden Blick, der sich aber bewusst aus der Sache herausgehalten hat, waren sowohl Rohan als auch Josuke zusammengefahren, doch entgegen Josuke, den diese Tatsache gerade mehr schockierte, setzte Rohan wieder seine Maske der Unantastbarkeit auf.

"Sie hat einfach einen tollen Charakter und ein Wesen, das ich zu schätzen weiß. Ich werde ebenfalls auf sie Acht geben."

"Tu doch nicht so, Rohan-Sensei! Als ob dir jemand etwas bedeuten würde."

Die beiden tauschten drohende Blicke aus, beließen es dann aber dabei.

"Warum gehst du ihr nicht nach wenn sie dir ja so wichtig ist, Josuke Higashikata?"

"Das werde ich auch im Gegensatz zu dir."

Damit trennten sich ihre Wege, doch in jenem Moment, wo Josuke sich abwendete sah Rohan ihm nach. Irgendwie war da etwas in ihm, ein eigenartiges Gefühl, welches er vorher noch nie so gefühlt hatte und ihn letzten Endes dazu brachte Nika und Josuke nachzulaufen.
 

*~*
 

Der Sportplatz, der sich neben dem Morioh Grand Hotel befand besaß war ein großer aber zur späten Uhrzeit wenig besuchter Ort. So suchte Nika diesen nach ihrer Rückkehr auf und setzte sich dort auf eine Tischtennisplatte. Nachdenklich schaute sie auf ihre Hände und spürte, wie erneut Panik in ihr hochkam und sich breit machte. Ihr Atem ging schwerer als sie erneut an diesen Kerl dachte.

"NEIN! NEIN, ICH...ich darf keine Angst haben! Ich darf mich nicht fürchten! Ich...möchte mich nicht fürchten! Ich bin immer so stark, wieso heule ich jetzt so rum? Ich will das nicht!"

Sie war wütend auf sich selbst und am liebsten hätte sie das alles hinter sich gelassen. Immer wieder fragte Nika sich, warum gerade ihr das passiert war. Es hätte nicht so kommen müssen und trotzdem tat es das und wenn es etwas gab, was sie noch mehr hasste als heulen, war es dieses verfluchte Selbstmitleid! Die Tränen flossen und flossen und hörten nicht auf.

"Ich...ich habe solche Angst..."

In jenem Moment begann es unter ihrer Brust zu schmerzen und dieser plötzliche Stich raubte ihr den Atem bevor sie nach Luft ringend zu Boden ging.

"Scheisse! SCHEISSE!"

Sie wusste sich nicht zu helfen, sie wollte einfach nur, dass der Schmerz vergeht. So raffte sie sich auf und tat das, was sie am besten konnte und schlug auf die harte Betonwand mit ihren Fäusten ein. Sie schlug und schlug, einfach nur damit sich der Schmerz auf ihre Hände überlagerte und den Schmerz in ihrer Brust übertünchte. Nika bemerkte nicht, wie sie mit jedem Schlag mehr anfing zu schreien und zu weinen und als sie atemlos zu Boden ging bemerkte sie erst einmal, dass sie sich die kompletten Fäuste blutig und rissig geschlagen hatte. Einen Moment lang pumpte ihr Herz mit tausend Sachen als sie ihre zitternden Hände sah und sie ihr Blut in den Ohren rauschen hören konnte. Dann kamen die Tränen...und der Schmerz ging auf ihr Herz über.

"Ich...ich habe solche Angst! Ich habe...so furchtbare Angst! Warum? Ich wollte leben und glücklich werden! Ich wollte...nur mein Idol treffen! Muss ich...muss ich jetzt hier so sterben?"

Sie hatte vor lauter Angst und Panik nicht gemerkt, wie ein Schatten sich vor ihr aufgebaut hatte und sich langsam zu ihr herunterbeugte. Kurz darauf ergriff jemand so sanft wie möglich ihre Hände, doch Nika konnte nicht vermeiden panisch aufzuschauen.

"WAS ZUM...Josuke..."

Sie wusste nicht warum aber auch wenn sie es nicht laut aussprach war sie froh, dass der junge Japaner ihr gefolgt war. Seine sanfte Aura gab ihr Ruhe und sie spürte eindeutig, wie ihr Körper langsam aufhörte zu zittern.

"Tut mir leid wenn ich dich erschreckt habe. Ich weiß, du wolltest lieber alleine sein aber..."

"Sag nicht, dass du dir Sorgen um mich gemacht hast! Es reicht schon, dass ich mich selbst so armseelig verhalte und bemitleide!"

"Nein. Ich wollte einfach nur bei dir sein...denn du bist nicht alleine, Nika."

Irgendwie berührten seine Worte ihr Herz. Sein Blick war konstant auf ihre Hände gerichtet.

"Füg dir selber keine Schmerzen zu. Ich verstehe, dass das alles dir gerade sehr unwirklich erscheint. Es ist auch nicht schlimm Angst zu haben. Das ist menschlich. Aber wenn du traurig bist oder Angst hast...dann kannst du beruhigt sein, denn wir sind für dich da. Du musst...nicht allein trauern."

Mit Staunen sah Nika zu, wie Josuke mithilfe seines Stands Nika's Hände immer mehr heilte bis von den Wunden an ihren Händen nichts mehr übrig geblieben war. Als sie ihre Hände daraufhin betrachtete lockerte sich der Knoten in ihrer Brust und ein Lächeln erschien auf ihren Lippen.

"Josuke...ich danke dir. Es tut mir so leid. Ich...ich bin eigentlich nicht so. Ich bin immer so stark! So selbstbewusst weil ich mich immer alleine durch das Leben schlagen musste. Und jetzt...jetzt knicke ich ein und fühle mich so furchtbar alleine. Ich...fühle mich so hilflos und das will ich gar nicht! Ich...ich habe Angst, Josuke! Ich habe so furchtbare Angst! Ich weiß, ihr wollte mich nur beschützen aber wenn ich euch damit nur in Gefahr bringe? Das möchte ich nicht! Ihr sollt nicht...nicht meinetwegen..."

Doch da hatte er sie schon an sich gedrückt und hielt sie feste.

"Ich halte dich so lange bis der Schmerz vergangen ist."

"Jo-Josuke...bitte..."

"Ich lasse dich nicht alleine. Ich habe mir geschworen diese Stadt und ihre Bewohner zu beschützen und so...werde ich auch dich beschützen."

Nur zaghaft erwiderte Nika diese intime Umarmung. Erneut sog sie den Duft des jungen Mannes ein und ließ sich in seinen Armen ganz fallen und während sie so in seinen starken Armen ruhte, bemerkten die beiden nicht, wie der Mangazeichner abseits stand und beinahe wütend und einem Hauch von Eifersucht in der Brust die Hände zu Fäusten ballte.

~Crazy Noizy Love~

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

~Killer Queen vs. The Void~

"Wieso...musste es dazu kommen? Warum nur? Jotaro..."

Am liebsten hätte sie laut geschrien aber sie konnte es nicht. Der Schrei blieb ihr im Hals stecken. Es war ein Wunder, dass sie noch lebte. Nachdem Josuke sie am Folgemorgen verlassen hatte um zur Schule zu gehen hatte sich Nika Jotaro angeschlossen, um sich zu dem Schneider zu begeben, von dem Kira Yoshikage seinen Anzug hatte. Der Laden war nicht schwer zu finden, doch Kira musste ihnen bereits auf der Spur gewesen sein. Der liebevolle ältere Herr, dem der Laden gehörte, konnte ihnen nur mitteilen, dass dieser Knopf tatsächlich zu einem seiner besten Kunden gehörte bevor dieses "Ding" auftauchte...und den alten Herren in tausend Teile zerfetzte. Jotaro schützte Nika daraufhin mit seinem Stand Star Platinum. Sie fanden heraus, dass es eine Art Fähigkeit von Kira war, die sich "Heart Attack" nannte. Dieses verdammte Drecksding reagierte auf warme Körpertemperatur und explodierte dann unmittelbar in der Nähe seines Opfers. Irgendwie hatte Jotaro es geschafft es zu vermeiden, dass er und Nika bei dem Versuch nach draußen zu flüchten von Heart Attack erwischt worden, allerdings musste er einiges einstecken als eines dieser Teile ihm und Nika zu nahe kamen. So warf er sich regelrecht auf die junge Frau um sie zu schützen und als die Explosion Nika regelrecht in den Ohren dröhnte, spürte sie nur noch wie massenweise Blut auf ihren eigenen Körper lief. Nur dass es nicht ihr Blut war. Panisch hatte sie Jotaro aus dem Centipede Shoes Laden herausgezogen bis er wieder einigermaßen auf die Beine kam. Ihn so zu sehen tat ihr furchtbar weh. Sie hatte das doch alles nicht gewollt! Im letzten Augenblick bevor die Explosion den Schuhladen erschütterte hatte Jotaro, nachdem er mithilfe von Star Platinum und seiner Fähigkeit "The World" die Zeit für einen Moment anhielt, Josuke über Telefon erreichen und ihm mitteilen können, wo er und Nika sich befanden und dass er sofort dahinkommen sollte. Dieser wiederrum informierte Okuyasu und so machten sie die beiden Männer auf den schnellsten Weg zum Treffpunkt. Die Frage war, ob sie es so schnell schaffen würden. Nika wollte Jotaro nicht alleine lassen, sein Kleidung war durchgehend mit Blut getränkt und der verzweifelte Versuch Heart Attack's Explosion mit The Void abzuwehren ging durchaus nach hinten los. Anscheinend war Nika's Fähigkeit nicht stark genug um einer Explosion Stand zu halten aber immerhin hat sie Schlimmeres verhindern können. Wer weiß, ob Jotaro danach überhaupt noch gelebt hätte.

Es wäre zu schön gewesen wenn sie sich hätten in Sicherheit wiegen können aber das war ein Fehler, denn es dauerte nicht lange bis Kira Yoshikage höchstpersönlich Nika und Jotaro seine Aufwartung machte und zuerst Jotaro mit einem weiteren Heart Attack Angriff außer Gefecht setzte. Er stieß Nika beiseite damit sie nicht von der Druckwelle getroffen wurde und im nächsten Moment sah Nika nur noch mit Panik in den Augen, wie Jotaro ohnmächtig zu Boden ging. Ein breites Grinsen lag auf Kira's Lippen.

"Endlich allein. Ich muss schon sagen, dieser Jotaro ist mir ganz schön auf die Schliche gekommen. Aber nun zu dir, meine Hübsche. Du hast mich ganz schön in Schwierigkeiten gebracht! Hätte ja nicht wissen können, dass du ebenfalls so eine Fähigkeit wie ich besitzt und dich so rasend schnell aus dem Staub machst. Bei der Schnelligkeit konnte man ja gar nicht mithalten! Sag, hast du noch jemandem von meiner Identität erzählt?"

Nika schluckte hart. Die Worte wollten nicht über ihre Lippen und sie spürte, wie eine eisige Kälte sich ihrem Körper bemächtigte.

"Du willst also nicht reden, oder? Vielleicht warst du ja auch so schlau und hast es sonst niemandem mehr gesagt. Gut für die anderen, schlecht für dich. Denn nun, da du und Jotaro meine wahre Identität kennen bleibt mir nichts anderes übrig als euch außer Gefecht zu setzen! Aber keine Sorge, deine wunderschöne Hand wird danach einen Platz an meiner Seite haben. Ich werde mich gut um dich kümmern!"

"DU DRECKSSCHWEIN! DU BIST DOCH KRANK! FAHR ZUR HÖLLE, DU VERDAMMTER PSYCHOPATH! WENN DU MICH NUR EINMAL ANFASST BIST DU TOT!"

"Ganz schön störrisch, das muss man dir lassen! Du hast Kampfgeist, meine Schöne. Eigentlich ist dein Tod viel zu schade. Ich wollte eigentlich nur ein ruhiges Leben in dieser Stadt führen aber mit dem Wissen, dass du meine Identität weißt, wird mich nachts nicht mehr gut schlafen lassen. Deswegen nehm es mir nicht übel wenn ich dich töten muss."

"Tss, soweit werde ich es gar nicht erst kommen lassen, Kira Yoshikage! Ich lasse nicht zu, dass du noch jemanden umbringst!"

"Willst du etwa gegen mich antreten? Deine Fähigkeit...The Void hieß sie, nicht wahr? Denkst du wirklich, sie wäre stark genug um gegen meine Killer Queen anzutreten?"

"Killer...Queen?"

"Ich werde sie dir gerne zeigen. Als Abschiedsgeschenk bevor du aus diesem Leben scheidest."

Die nächsten Sekunden vergingen wie in Zeitlupe für Nika. Gebannt starrte sie auf das Wesen, welches sich hinter Kira materialisierte. Eine Kreatur, die Ähnlichkeit mit einem Wrestler hatte begann an Form anzunehmen. Langsam wurde aus einem skellettartigen Grinsen ein Gesicht bis Nika zwei grelle rote Augen, die sie irre anstarrten erkennen konnte. Sie hatte zwar noch nicht viel Erfahrung mit anderen Standusern aber in Sache war sie sich sicher, diese Killer Queen war unglaublich mächtig und wenn Kira die Fähigkeit hatte, solche Bomben wie Heart Attack auf Distanz zu nutzen, dann wollte Nika gar nicht erst wissen, welche Fähigkeit dieses Wesen beherrschte. Sie ging einen Schritt zurück und spürte, wie ihre Lippe nervös anfing zu beben.

"Das ist Killer Queen. Mein Stand, so wie ihr es nennt. Mit ihr habe ich die letzten Jahre unzählige junge Frauen getötet und niemand ist mir auf die Schliche gekommen. Killer Queen's Fähigkeit besteht daraus alles, was sie berührt in eine Bombe zu verwandeln und explodieren zu lassen. Sprich, ich muss nur schauen, dass ich einen Teil deiner Kleidung, deines Haares oder deiner Haut berühre und du wirst im nächsten Moment aus dem Leben scheiden, ohne dass jemand erfährt, durch was du wirklich gestorben bist. Es wird einfach nichts mehr von dir übrig bleiben."

Panik machte sich Nika's Körper breit aber sie wollte standhaft bleiben. Sie musste es, sie hatte kein Wahl. Sie schaute rüber zu Jotaro, der ohnmächtig und immer noch stark blutend am Boden lag. Danach...lächelte sie und schenkte Kira ein siegessicheres Grinsen.

"Aus dem Leben scheiden? Ich bin sowieso schon fast so gut wie tot, Kira. Ich fürchte mich nicht vor dem Tod. Aber weißt du was? So weit werde ich es gar nicht kommen lassen! Ich lasse es nicht zu, dass du mir irgendetwas antun wirst! Vielleicht werde ich heute nicht gegen dich siegen aber der Tag wird kommen! Du wirst niemandem mehr schaden, das verspreche ich dir!"

Auf Kira's Lippen war ein sinnliches Lächeln zu sehen und seine blauen Augen funkelten Nika bedrohlich an.

"Du hast meinen Respekt, junge Frau! Ich bin gespannt, was dein Stand alles zu bieten hat.

Innerlich betete Nika bevor sie The Void beschwor. Sie wusste, dass sie nicht stark genug war aber sie würde sich nicht kampflos geschlagen geben.

"Jotaro, Josuke, Okuyasu, Rohan...Billy...Jared...Vater...bitte gebt mir Kraft! Ihr habt mich immer beschützt! Nun bin ich es, die euch beschützen wird! Ich werde heute nicht sterben!"
 

*~*
 

"Hast du wirklich gedacht, dass du gegen Killer Queen ankommst?"

Nika konnte kaum atmen. Mit aller Macht hatte sie versucht die Kraft The Void's gegen Killer Queen einzusetzen. Die Tinte war vielleicht gut im Schläge zu verteilen, doch nicht stark genug um eine Explosion solchen Ausmaßes zu verhindern. Es war wirklich ein Wunder, dass sie die Explosion überlebt hatte, schließlich hatte Kira einen von Nika's Haarsträhnen zu einer Bombe umtransformiert, nachdem sie durch ihre Angriffe ihm zu nahe gekommen war und er sie mit Killer Queen packen konnte. Doch ihr Überlebenswille war einfach zu groß, so verdeckte sie mit The Void den ganzen Körpers Killer Queen's, raubte ihr damit die Sicht und wandte sich aus deren Griff bevor ihr Kira zuwarf, dass er einer ihrer Haarsträhnen zu einer Bombe gemacht hätte. Ihr durchdachter Plan erst einmal wieder auf Distanz zu kommen war somit hinfällig, also blieb nur eine Möglichkeit. Sie wusste, welche Strähnen gemeint waren, es konnte nur diese eine sein, die Killer Queen berührt hatte. So riss Nika an dieser und mit einem schmerzerfüllten Schrei und als ob ihr das Fleisch von der Kopfhaut gerissen würde, riss sie sich selbst die Haare aus bevor sie mit blutgetränkten Augen, welches ihr die Sicht nahm das Büschel Haare in Kira's Richtung warf. Sie flogen nicht weit aber immerhin weit genug, dass Nika beim Auslösen der Explosion nicht zu Tode kam. Sie vernahm nur ein lautes "Klick" bevor um sie herum die Hölle entfesselt wurde. Sie wurde gegen eine Mauer geschleudert und blieb anschließend liegen ohne sich zu regen. Als das Grollen der Explosion abklung war die junge Frau der Ohnmacht nah. Sie spürte, wie jeder Teil ihres Körpers schmerzte, Blut weiter über ihre Augen floss und ihre Kleidung tränkte. Als sie merkte, wie Kira näher kam, hatte sie nicht mehr die Kraft um sich zu bewegen.

"Eines muss ich dir lassen, du hast wirklich Mut und meinen Respekt! Man sieht, dass du eine Kämpferin bist und ich muss dir wirklich lassen, dass du dich gut geschlagen hast. Aber vertrau mir, deine wunderschöne Hand wird nach deinem Ableben mir eine wundervolle Erinnerung sein! Und trotzdem..."

Am liebsten wollte wäre es ihr gewesen wenn ihr der Schädel gebrochen wäre als Kira sie beim Schopf packte und ihr Gesicht dreimal mit voller Wucht hintereinander auf den Boden stieß. Ihre Nase war mindestens gebrochen und und Blitze zuckten vor Nika's Augen. Kurz darauf spürte sie, wie Kira sie auf den Rücken drehte und die junge Frau direkt anschaute. Ein siegessicheres Lächeln lag auf seinen Lippen als er ihre Hand ergriff und sanft streichelte. Das Blut hatte mittlerweile Nika's Sicht eingeschränkt und ließ sie nur verschwommen sehen.

"Das nur dafür, damit du weißt, mit wem du dich angelegt hast."

Doch ihm entging nicht das Grinsen auf Nika's Lippen als sie unter Schmerzen zu ihm hochschaute.

"Als ob...als ob diese Schmerzen mir was ausmachen würden. Das...ist nichts im Vergleich zu den Schmerzen, die ich bereits durchmachen musste. Immerhin...habe ich die Lacher auf meiner Seite, Kira. Du hättest vielleicht...ein bisschen besser aufpassen sollen. Leider...habe ich nicht mehr genug Kraft dich komplett zu töten aber...immerhin kann ich den Mörder von...Reimi Sugimoto außer Gefecht setzen bis...Okuyasu und Josuke hier auftauchen."

"WAS? DU KENNST REIMI SUGIMOTO? WER WEIß NOCH ALLES DARÜBER BESCHEID?"

Eine Antwort auf seine Frage erhielt Kira nicht, stattdessen sah er nur noch das irre Grinsen auf Nika's Lippen. Als Kira an dieser runterschaute, bemerkte er, wie sie etwas in der Hand hielt und als er erkannte was es war, lief es ihm eiskalt den Rücken herunter.

"Meine...meine Geldbörse! Wann hast du..."

"Du hättest mich direkt töten sollen, Kira. Denn jetzt..."

Und damit löste Nika den Führerschein aus der Geldbörse, bevor sie diese zur Seite warf.

"...wird jeder über deine Identität Bescheid wissen, Kira Yoshikage."

"DU...DU MISTSTÜCK! ICH WERDE DICH TÖTEN!"

KLICK!

Kira rührte sich nicht mehr als er den Druck fühlte, der gegen seine Brust ausgelöst wurde. Nika wusste, dass sie nicht mehr viel tun konnte, ihr Leben stand auf Messers Schneide aber so konnte sie sich etwas Zeit verschaffen. Es war das erste Mal, dass sie eine Pistole mit The Void erstellte aber wenn sie sie korrekt einsetzte, konnte auch diese Art von Pistole lebensgefährlich werden.

"Fahr zur Hölle...Kira Yoshikage."

Und löste sich ein Schuss bevor Kira hochgeschleudert wurde und beim Aufprall mehere Mülltonnen umwarf. Regungslos blieb er liegen. Die Tinte, die zu der Kugel wurde, die Kira niederstreckte, kehrte wieder in Nika's Körper zurück und als Nika in der Ferne die Stimmen von Josuke und Okuyasu wahrnahm, lächelte sie bevor ihre Kraft sie endgültig verließ und sie für einen Moment die Augen schließen wollte.
 

*~*
 

"NIKA! NIKA, WACH AUF!"

"Keine Sorge, sie ist nur ohnmächtig. Ich kümmere mich um Jotaro und sie."

"Die beiden haben ganz schön was abbekommen."

"Sie hat sich...sehr gut geschlagen. Nika, du hast es echt drauf!"

Während Josuke die junge Frau sowie Jotaro anfing mit Crazy Diamond zu heilen, wandte sich Okuyasu Kira zu, der anscheinend gerade auf dem Weg war sich fortzuschleichen. Sein Glück, dass Nika's Kugel sein Herz verfehlt hatte, so konnte er sich immer noch von Ort und Stelle wegrobben bis die Jungs eintrafen und es ihm eiskalt über den Rücken lief als die beiden zu ihm sprachen. Natürlich fand Josuke trotz Kira's List heraus, dass es sich bei ihm um den Mörder handelte. Die Tatsache, dass Kira Josuke bat ihn zu heilen, war Josuke Gewissheit genug, dass es sich hierbei um den Mörder handelte. Er konnte Crazy Diamond sehen, das war alles, was Josuke brauchte.

"Verdammt, ich bin zu ungeduldig geworden! Dann bleibt mir nur noch eine Möglichkeit! KILLER QUEEN!"

Mit Schrecken sahen die anderen zu, wie sich Kira selbst die Hand abhackte. Zwischenzeitlich waren auch Jotaro und Nika, die von Crazy Diaomond geheilt wurden, wieder zu sich gekommen und sahen nun fassungslos zu, wie weit Kira ging um sich aus dieser heiklen Situatuion herauszuwinden.

"Wa...WAS TUST DU DA, DU MISTKERL?"

"D-das sieht man doch, oder nicht? Ich habe mir die Hand abgeschlagen! Es tut furchtbar weh, ich weine sogar und blute sehr stark! Aber das...ist nur ein kleiner Rückschlag! Heute werde ich nicht gut schlafen können aber ab morgen werde ich wieder ein ruhiges Leben führen können...auch wenn das heißt, dass ich den Drang zu töten unterdrücken muss. Ich werde weiterleben."

Die abgeschlagene Hand wurde transformiert und panisch sah Jotaro, wie diese die Form eines neuen Heart Attacks annahm und während dieses auf Josuke zuflog ergriff Kira die Flucht.

"PASS AUF, JOSUKE! DIESE TEIL REAGIERT AUF WARME KÖRPERTEMPERATUR! ES WIRD EXPLODIEREN WENN ES DIR ZU NAHE KOMMT! MAN KANN ES NICHT ERSCHLAGEN!"

"Wer hat denn gesagt, dass ich es erschlagen will, Jotaro?"

Zwar schlug Crazy Diamond auf Heart Attack ein, dieses wurde kurz darauf in seine ursprüngliche Form zurückverwandelt.

"Die Hand! Das ist Kira's Hand!"

"Es ist zwar ein bisschen ekelhaft aber sie wird uns zu Kira führen! Kommt, hinterher!"

Nika, die mittlerweile auch wieder auf den Beinen war lief neben Josuke her. Dieser besorgt zu ihr während sie zu ihm sprach.

"Sein Name ist Kira Yoshikage, er wohnt hier in Morioh und ist 33 Jahre alt! Sein Stand, Killer Queen, ist ein Stand mit kurzer Reichweite!"

"Woher weißt du das?"

"Es stand alles in seinem Führerschein, den ich ihm entwenden konnte!"

Okuyasu war voller Zorn während sie der Hand durch die Straßen Morioh's folgten.

"Verdammt, wo will der Kerl nur hin?"

"Wohin er auch will, der ist am Arsch!"

Doch als sie schließlich am Salon Cinderella ankamen, blickte die Truppe mehr als verwirrt drein.

"W-was will er denn hier?"

"Was ist das für ein Laden, Josuke?"

"Ein Salon einer Standuserin, die das Aussehen ihrer Kunden verändern kann."

"Sowas wie ein Schönheitssalon? Aber...wieso?"

"AYA! DR. AYA, SIND SIE DA?"

Josuke stieß die Türe auf, im Vorraum lagen Kira's Klamotten blutüberströmt. Als sie sich ihren Weg weiter in den Salon bahnten, kam jede Hilfe zu spät. Aya lag am Boden, ihr Körper in einem merkwürdigen Winkel verdreht und Blut floss aus ihrem Mund. An ihrem Hals konnte Josuke ein tiefes Loch ausmachen.

"AYA! Was ist hier geschehen?"

Geschockt schaute Nika auf die junge Frau herab, deren Blick starr zur Decke gerichtet war. Dann fiel ihr Blick auf den Mann, der am Tisch saß.

"Ist das...Kira Yoshikage?"

Doch Jotaro schüttelte den Kopf.

"Nein, das ist jemand anderes! Der hier hat noch seine linke Hand!"

"ABER...OH GOTT, IHM FEHLT SEIN GESICHT! Auch die Rillen an seinen Fingern fehen! Was ist...was ist hier passiert?"

Zitternd lehnte Nika sich gegen die Wand hinter sich. Am liebsten hätte sie sich übergeben. Dann fiel ihr auf, dass die Frau am Boden sich bewegte.

"Er...er hatte den gleichen Anzug an. Dieser Mann...Kira...er brachte diesen Mann hier zu mir und tötete ihn vor meinen Augen! Es war furchtbar! Er zwang mich mit Cinderella sein Gesicht zu verändern sowie Haare und die Papillarleisten!"

"Er...er ist also nun...jemand anderes?"

"J-ja. Sein Gesicht...er ist...er ist..."

Mit letzter Kraft versuchte Aya sich aufzurichten und Josuke reagierte sofort um sie zu heilen, doch Jotaro hielt ihn zurück.

"FASS SIE NICHT AN, JOSUKE! DAS IST EINE FALLE! KOMM DA WEG!"

Im letzten Moment konnte Okuyasu mit The Hand die Truppe zu sich ziehen, so dass sie gegen die Wand schleuderten als die Explosion den Laden erschütterte und Aya in tausend Teile riss. Kira hatte vorsorglich gehandelt, ansonsten wäre seine Tarnung endgültig aufgeflogen.

"AYA!"

"JOSUKE, HINTER DER TÜRE!"

"DU ENTKOMMST UNS NICHT, KIRA DU FEIGES SCHWEIN!"

Wütend und voller Zorn lief die Gruppe nach draußen...doch dort fanden sie nur eine Horde Geschäftsleute vor. Alle ähnlich gekleidet und dieselben Haare...doch keine Spur von Kira.

"Er ist weg. Er ist weg! Wir haben ihn verloren!"

Verzweifelt stellte sich Nika in die Menge und weinte.

"KIRA, DU DRECKIGER FEIGLING! ZEIG DICH, DU MISTKERL!"

In jenem Moment nahm Okuyasu sie von hinten in den Arm.

"Alles ist gut. Wir...sollten besser nach Hause gehen. Wir sind hier nicht sicher. Kira könnte nun jeder von diesen Männern sein."

Voller Angst blickte Nika in die Menge. Sie hatte versagt und nun standen sie wieder am Anfang aber eins war ihr klar, Kira musste aufgehalten werden! Wie auch immer sie das anstellen sollten...und obwohl sie versuchte in jenem Moment voller Hoffnung zu sein, so erlischte auch der letzte Hoffnungsschimmer in ihrer Brust als sie in die Menge sah, die die Truppe verwirrt anblickte. Kira war fort und mit die Hoffnung in jemals zu fangen."

~Hide~

Das Hotelzimmer wirkte am nächsten Tag wie ausgestorben. In Gedanken versunken saß Nika auf ihrem Bett und krallte ihre Fingernägel in den Stoff ihrer Baggypants während sie immer wieder auf den Führerschein starrte, den sie Kira entwenden konnte. Josuke suchte sie am frühen Morgen auf, nachdem Jotaro regelmäßig ihr Zimmer prüfte. Als die Truppe sich in Nika's Zimmer eingefunden hatte und einen Schlachtplan ausarbeitete, setzte sich Josuke schweigend zu Nika. Eine Weile schwiegen beide bis die junge Frau das Wort an Josuke richtete.

"Danke."

"Wofür?"

"Dass du mich gerettet und geheilt hast. Ich habe...gestern nicht mehr daran gedacht mich bei dir zu bedanken."

"Jetzt hör auf. Das war das Mindeste, was ich tun konnte. Er hat dich ziemlich übel zugerichtet."

"Ich...weiß auch nicht, wie ich es geschafft habe, so lange zu überleben. Ich wusste, dass ich keine Chance habe und trotzdem..."

"Du hast durchgehalten und du hast Jotaro beschützt. Du bist...unglaublich, Nika."

"Aber...letzten Endes konnte ich Kira nicht aufhalten..."

Nach einer Weile blickte Josuke Nika ernst an.

"Wieso hast du es uns verschwiegen?"

"Was meinst du?"

Kira's wahre Identität. Er hat es dir an jenem Tag gesagt als wir dich aufgelöst auf der Straße erwischt hatten, erinnerst du dich? Als du auf der Flucht warst."

"Woher...woher weißt..."

"Jotaro hat es mir gesagt."

Traurig wandte Nika das Gesicht zur Seite.

"Wieso hast du es nicht gesagt, Nika? Wieso hast du es gerade mir nicht gesagt?"

"Weil ich Angst um euch hatte! Natürlich wusste ich damals noch nicht über Kira's Fähigkeit Bescheid aber ich habe es gespürt! Etwas...furchtbar starkes! Und ich hatte Angst! Ich wollte nicht...dass euch was passiert! Es hatte doch schon gereicht, dass er es auf mich abgesehen hatte!"

"Das mag stimmen aber du vergisst, dass auch wir Standuser sind, Nika. Wir hätten dich und Jotaro viel mehr unterstützen können wenn ihr uns einfach den Namen genannt hättet."

"Ich weiß. Ich weiß, dass es dumm war das euch zu verschweigen und es tut mir so leid! Ich...ich wollte nur...meinen neuen Freunde...nicht in Gefahr bringen. Und vor allem nicht nachdem, was zwischen uns beiden passiert ist."

Schweigen erfüllte den Raum. Kurze Zeit später stand Josuke auf.

"Hier im Hotel bist du nicht sicher. Wir sollten dich irgendwo unterbringen, wo Kira dich für's erste nicht findet."

"Nicht zu dir. Ich würde nur deine Mutter und dich in Gefahr bringen."

"Das möchte ich auch gar nicht. Aber ich wüsste vielleicht, wo wir dich unterbringen könnten für eine Weile. Vorausgesetzt derjenige lässt sich darauf ein aber das wird er sicher!"

Nika wusste nicht, worauf Josuke hinauswollte aber eines war sie sich sicher. Er war wütend, auch wenn er es ihr nicht zeigte. Sie konnte den schmerzerfüllten Unterton leicht raushören und zum ersten Mal bereute sie es, dass sie so weit gegangen war.

"Es war ein Fehler. Es tut mit leid wenn ich mich dir so aufgedrängt habe. Wenn du willst dass ich gehe, dann gehe ich. Ich weiß, dass du Gefühle für mich hast, Josuke. Und nun hasse ich mich dafür."

Doch in jenem Moment legte Josuke einen Arm um sie.

"Ich hasse dich nicht. Für mich ist das selbst so neu. Aber...ich denke, es wäre besser wenn du woanders als bei mir unterkommst. Diese Gefühle...sie werden mich nur daran hindern auf dich aufzupassen und vielleicht begehe ich sogar Fehler. An meiner Seite...wärst du nicht sicher. Aber...ich kann nicht leugnen, dass ich sauer bin! Dass..es weh tut. Ich möchte nicht denken, dass du mich ausgenutzt hast weil es nicht fair dir gegenüber wäre aber...im Moment..."

"Schon gut, Josuke. Es...es tut mir so leid."

Sie wusste, dass sie nicht das Recht dazu hatte und doch legte sie ihre Arme um den jungen Mann. Er blickte sie nicht an als ihr die Tränen über die Wangen liefen und mit einem Mal fühlte sich Nika noch mehr wie ein verdammtes Miststück, was zu nichts mehr in der Lage war als anderen Menschen mit ihrer Anwesenheit weh zu tun.
 

*~*
 

"Bei mir? Und warum sollte ausgerechnet ich dir diesen Gefallen tun, Josuke Higashikata?"

Es war klar, dass Rohan Kishibe sich quer stellen würde aber Josuke war sich einfach sicher, dass es nicht gut wäre Nika bei ihm unterzubringen.

"Weil ich dich darum bitte. Um ihretwillen. Nicht für mich."

"Warum auf einmal dieser Sinneswandel? Ich dachte, du könntest mich nicht leiden!"

"Das ist es, was du immer behauptest oder was du dir einredest. Aber hier geht es jetzt nicht um mich sondern um Nika."

Obwohl Rohan mit der Sache nicht einverstanden war entging ihm trotz seiner kühlen Art nicht, dass etwas nicht stimmte. Die Stimmung zwischen Nika und Josuke war schon angespannt seit sie an seiner Türe geklopft haben und gerade Nika schien es sehr unangenehm zu sein.

"Ist...etwas zwischen euch vorgefallen? Ich dachte, du und Nika verstündet euch so gut."

"Bitte...tu mir den Gefallen! Nur dieses eine Mal, Rohan-Sensei!"

"Meine Güte, Josuke! Du klingst echt verzweifelt, das ist doch sonst nicht deine Art!"

Während Nika in der Küche wartete, ihren Rucksack eng an sich gepresst zog Josuke den Mangazeichner um die nächste Ecke.

"Nika...sie ist gestern von dem Mörder angriffen worden."

"Bitte was?"

"Okuyasu und ich kamen gerade noch rechtzeitig. Sowohl sie als auch Jotaro waren übel zugerichtet als wir dort ankamen. Nika wäre jetzt tot wenn wir sie nicht gerettet hätten. Sie hat sich wirklich gut gegen Kira zur Wehr setzen können aber...sein Stand...er muss unheimlich stark sein. Nika hätte mit The Void keine Chance gehabt. Sie konnte ihn verletzen aber..."

Nach einer kurzen Pause weihte Josuke über die Geschehnisse im Salon Cinderella ein und dass Nika ihm den Namen verheimlicht hatte.

"Oh...ich verstehe. Aber...das ist doch irgendwo verständlich, oder nicht? Sie mag dich und hat sich Sorgen gemacht."

"Ja...das weiß...wenn wir nicht..."

Beinahe hätte Josuke sich verquatscht, doch auch wenn er schwieg konnte Rohan anhand der Röte seiner Wangen ausmachen, was passiert ist.

"Eh...Josuke...hast du etwa...mit ihr..."

"Verstehst du jetzt, warum ich sie nicht in meiner Nähe haben will? Ihre Nähe macht mich schwach...wenn sie bei mir ist...wird nicht nur sie, sondern auch meine Mutter und alle anderen zur Zielscheibe! Wir wissen nicht, wie Kira aussieht und er könnte jeden Moment auftauchen! Und da Nika so viel über ihn weiß wird er nicht ruhen bis er sie in die Finger bekommen hat! Deswegen...sie muss irgendwo versteckt bleiben, wo Kira sie vorerst nicht vermutet. Er weiß nicht, dass ihr beide Kontakt hattet. Deswegen bitte ich dich...bitte, Rohan...pass auf sie auf. Lass sie bei dir bleiben bis wir weitere Hinweise gefunden haben. Alles andere...würde sie nur in Gefahr bringen. Sie wirkt sehr gefasst im Moment aber...alles, was die letzten Tage passiert ist wiegt schwer auf ihren Schultern."

Rohan schwieg, sein Gesicht wechselte immer wieder zwischen Josuke und Nika hin und her und aus irgendeinem Grund, den er nicht beschreiben konnte schmerzte es plötzlich in seiner Brust. Er versuchte das Gefühl zu ignorieren und wandte sich wieder Josuke zu, dem dieses Gespräch wohl mehr kostete als er glaubte.

"Nun gut, ich will nicht so sein. Aber ich mache das nicht für dich, Josuke! Ich mache das für Nika!"

"Es ist schon gut, Jungs. Ihr müsst nicht hinter meinem Rücken reden. Ihr seid schließlich nicht zu überhören."

Als Nika plötzlich im Raum stand, lief es den beiden Männern eiskalt den Rücken runter, dennoch wirkte ihre Miene wie eingefroren.

"Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du mich solange bei dir wohnen lässt, Rohan. Wenn ich etwas tun kann als Ausgleich...ich könnte vielleicht dein Haus putzen wenn das okay für dich wäre."

Als sie die Worte aussprach schaute sie weder Rohan noch Josuke in die Augen. Die Situation war ihr durchaus unangenehm.

"Nun, wenn du das machen möchtest...warum nicht? Das Haus ist riesig und ich könnte wirklich jemanden gebrauchen, der mir hilft."

"Ich schlafe auch auf dem Boden, das ist mir egal."

"Das musst du nun wirklich nicht. Du kannst auf dem Sofa im Wohnzimmer übernachten."

Sie versuchte mit den Tränen zu kämpfen und nickte nur als Rohan ihr das Sofa anbot.

"Ich lasse euch beide für einen kurzen Moment alleine. Vielleicht habt ihr ja noch was zu besprechen."

Rohan verließ das Zimmer, blieb aber nicht weit entfernt als Josuke nochmal das Gespräch zu Nika suchte.

"Nun, es ist so, wie du es wolltest, Josuke."

"Nika, ich...es ist nur zu deinem Besten!"

"Ja, das du mich vor Rohan bloßstellst."

"Das...das habe ich doch gar nicht..."

"Denkst du, ich hätte es nicht gehört? Er weiß es doch! Weißt du, es könnte mir egal sein, was er nun von mir denkt! Wenn das alles vorbei ist bin ich eh weg und glaub mir, ich werde nicht zurückkommen! Aber dass du mich jetzt vor ihm wie...wie jemand darstellst, der mit dir geschlafen hat nur um Sicherheit zu haben...ich habe dir gesagt, dass ich nicht aus Liebe mit dir schlafe. Du hattest die Wahl, du hättest nicht mit mir schlafen brauchen! Ich habe Kira's Namen nur geheimgehalten weil ich nicht wollte, dass dir etwas passiert und nicht weil ich dir nicht vertraue! Wenn du dich deswegen jetzt ausgenutzt fühlst, dann lass deinen Frust nicht an mir aus! Weißt du...ich wollte mich entschuldigen...dafür, dass ich verletzt habe, weil ich dich mag. Aber jetzt gerade...hast du dich nicht anders verhalten als meine Exfreund."

"Nika, ich habe nichts erwähnt, er hat es einfach gemerkt."

"Und wenn schon, Josuke! Deswegen wollte ich mich nicht mehr verlieben! Liebe macht blind und zwingt Menschen dazu Dinge zu tun, die andere Menschen verletzen! Du gehst jetzt besser...bevor ich noch ganz vor Scham im Boden versinke. Ich habe irgendwo auch meine Würde. Ich habe nicht mit dir geschlafen weil ich eine Absicherung wegen Kira haben wollte, sondern weil es mit dir wollte und weil ich dich mag! Aber...am Ende bist du...doch nicht anders als gewöhnliche Männer und denk nicht, dass du so besonders bist weil du mit deinem Stand Verletzungen heilen kannst! Denn selbst Crazy Diamond kann nicht alle Verletzungen heilen...vor allem nicht die Seelischen. Bitte...geh jetzt."

Nika drehte sich weg, sie wollte nicht, dass Josuke ihre Tränen sah. Er sagte kein Wort als er an ihr vorbeiging. Als er bei Rohan ankam, blickte er diesen nicht an.

"Jotaro und ich...wir werden morgen zu Kira's Wohnhaus gehen und dort nach Hinweisen suchen. Ich werde danach nochmal vorbeikommen und nach ihr sehen. Bitte...pass auf sie auf. Tu mir den Gefallen."

Rohan nickte nur schweigend. Egal, was er jetzt sagen würde, es würde eh falsch rüberkommen. Als Josuke das Haus verließ ging er zu Nika, die immer noch im Wohnzimmer stand. Als sie ihn bemerkte, schaute sie nur schwerfällig auf.

"Ich weiß, es kommt dir sicher ungelegen aber ich danke dir trotzdem, dass du mich aufnimmst."

"Ist schon gut, du musst dich nicht dauernd bedanken. Ich gebe dir eine Decke und Kissen, dann kannst du es dir auf dem Sofa gemütlich machen."

Der Mangaka wollte sogleich das Wohnzimmer verlassen als Nika sich zu ihm drehte.

"Du musst keine Sorge haben, dass ich dich in irgendeiner Form von der Arbeit ablenken werde. Ich werde auf Distanz gehen und dir nicht in die Quere kommen. Du kannst deinen Alltag so weiterleben als ob ich gar nicht da wäre."

"Ehrlich gesagt hatte ich das auch vor. Ich kann es mir nicht leisten abgelenkt zu werden!"

"Gut, dann sind wir uns ja einig."

Schweigend brachte Rohan ihr eine Decke und genanntes Kissen, worauf Nika Platz auf dem Sofa nahm.

"Danke."

"Du...kannst aber trotzdem Bescheid sagen wenn du etwas brauchen solltest. Soll ich dir einen Tee machen?"

"Nein danke."

"...es tut mir leid, dass Josuke und du euch gestritten habt."

"Warum entschuldigst gerade du dich dafür? Du hast doch wohl gar nichts damit zu tun und mein Idol war das letzte Wesen, was ich in diese Angelegenheit reinziehen wollte! Du magst Josuke doch eh nicht, dann kann es dir ja auch egal sein, dass ich ihn flach gelegt habe!"

"Nein, ihn mag ich auch nicht...aber..."

"Was?"

"Gar nichts..."

"Gut, dann brauchen wir auch nicht weiter darüber zu sprechen."

"Aber es scheint dich zu belasten."

"Das ist eine Sache zwischen Josuke und mir und ich will nicht noch jemanden damit reinziehen!"

"So gesehen stecke ich schon mit drin!"

"Ach, du willst es also wissen? Wahrscheinlich siehst du nur wieder gutes Material für deinen Manga darin, oder? Na, willst du noch irgendwelche Details?"

"Eh...ich kann dich auch direkt wieder rauswerfen, wie fändest du das? Wenn du Probleme mit dem Kerl hast, dann regel die gefälligst mit Josuke! Ich bräuchte dich nicht hierhaben aber ich habe das nicht für Josuke, sondern für dich getan und deine Lage scheint ja nicht besonders gut auszusehen!"

Nika senkte den Blick und entspannte sich etwas.

"Du hast recht. Es tut mir leid, ich bin zu weit gegangen. Du kannst nichts für meine Probleme. Ich habe nur...langsam das Gefühl, dass seit ich hergekommen bin alles nur schlimmer gemacht habe. Ich wollte niemandem schaden. Weder Josuke, noch dir oder jemand anderem. Ich wollte doch...einfach nur ein Autogramm von meinem Idol. Ich wollte doch nur...ein Andenken falls ich doch sterben sollte und wenn nicht durch Kira, dann durch Brustkrebs. Ich werde so oder so sterben, Rohan und ich weiß selbst, dass es nichts bringt zu heulen und dass das so gar nicht meine Art ist aber...aber..."

Bevor sie zu Ende sprechen konnte nahmen die Tränen und der Druck auf ihrer Brust Überhand. Sie warf sich die Hände ins Gesicht und fing an bitterlich zu weinen. Für einen Moment konnte Rohan mit der Situation überhaupt nichts anfangen, schließlich jedoch legte er vorsichtig die Decke um sie und lächelte als sie irritiert zu ihm aufschaute.

"Ruh dich erst mal aus. Ich mache dir gerne einen Tee, der wärmt dich etwas auf. Du bist jetzt erst einmal in Sicherheit und morgen sieht die Welt vielleicht schon ganz anders aus. Du kannst dich hier im Haus gerne frei bewegen und wenn irgendetwas ist, dann geb mir einfach Bescheid, okay?"

"Ja. Danke...Rohan..."

Als Rohan schließlich mit einer warmen Tasse Tee zu ihr kam und neben Nika Platz nahm, hatte sich die junge Frau etwas beruhigt.

"Der ist köstlich."

"Das freut mich. Du hast viel durchgemacht, da ist es nur klar, dass man verzweifelt ist."

"Ich...ich war noch nie in so einer Situation. Wenn Josuke mit nicht gerettet hätte...dann wäre ich jetzt tot. Ich bin ihm sehr dankbar dafür...aber ich muss irgendwo lachen. Ich rede immer so leichtsinnig darüber, dass es mir nichts ausmachen würde zu sterben wenn es soweit wäre aber...in Wirklichkeit...habe ich solche Angst davor. Ich liebe mein Leben, Rohan. Mit meinen Fehlern und meinen Macken. Natürlich gibt es Dinge, die ich mir schöner vorstellen könnte...aber ich lebe damit, jeden Tag. Ich wollte Josuke nicht verletzen und seine Gutmütigkeit ausnutzen. Ich habe...mich einfach wohl bei ihm gefühlt. Ich wollte...einfach nur für eine Nacht vergessen. Ich hatte ihn gewarnt. Und nun...hat sich sein wundervolles Herz in mich verliebt. Das, was ich eigentlich verhindern wollte. Eigentlich dürfte ich gar nicht sauer auf ihn sein, denn irgendwo hat er ja recht. Das Recht verletzt zu sein."

"Liebst du...ihn denn auch?"

"Nein...ich mag ihn. Ich mag ihn wirklich sehr! Er erinnert mich unheimlich an meinen besten Freund Billy! Dieses gute Herz, dieser wundervolle Charakter, auch wenn die beiden sich in vielen Dingen doch nicht ähnlich sind aber auch Billy hat mir immer Ratschläge gegeben. Letzten Endes...habe ich wieder den falschen Weg eingeschlagen und seine Entscheidung mich bei dir leben zu lassen als seinen Fehler aussehen lassen, damit ich einen Grund habe wütend auf Josuke und im Recht zu sein. Ich bin...wirklich ein Miststück! Eigentlich habe ich es noch nicht mal mehr verdient bei dir unterzukommen."

Rohan blickte zur Seite. Er gab keine Antwort auf Nika's Aussage und aus seinem Blick war nicht zu erkennen, was er gerade dachte. Doch er versuchte sein stetiges Pokerface zu wahren.

"Du kannst...von mir aus so lange bei mir bleiben, wie du möchtest."

"Eh...wirklich?"

"Ja. Du befindest dich in einer verzwickten Lage. Ich denke, es würde auch nichts bringen wenn du deinen Urlaub abbrichst und nach Hause fliegst, denn ich könnte mir vorstellen, dass Kira dich in der Stadt sucht beziehungsweise dir sogar nach New York folgen würde. Vielleicht aber auch nicht. Wenn Josuke recht hat, wird Kira vielleicht sogar in dieser Stadt unter seinem neuen Namen leben, ohne je aufzufallen. Er wird weitermachen so wie bisher. Aber deine Sicherheit geht jetzt gerade erst mal vor. Deswegen...nimm dir die Zeit, die du brauchst. Aber fass nichts an ohne meine Erlaubnis!"

"Du...du verurteilst mich also nicht?"

"Sollte ich das? Wo du es sagst, eigentlich sollte ich das. Du hast es schließlich auch bei mir getan."

Dabei merkte Nika, wie sie verlegen rot wurde, doch auch Rohan musste ein wenig lächeln.

"Tut mir leid."

"Schon gut."

"Wir sind wohl beide etwas verrückt, oder?"

"Sieht so aus."

"Nun, es wird wohl nicht schlimm sein ein paar Tage mit meinem Idol unter einem Dach zu leben. Aber wie gesagt, wenn ich dir irgendwo bei helfen kann, zögere bitte nicht es zu sagen! Ich möchte nicht einfach nur hier leben und nichts dafür tun."

"Ist schon okay. Ruh dich erst mal aus und wir schauen morgen weiter."

"Rohan?"

"Ja?"

"Danke nochmal."

"Jetzt hör schon auf. Schau lieber, dass du dich mit diesem Idioten wieder verträgst. Ich glaube, dass eure Freundschaft euch auf beiden Seiten sehr wichtig ist. Da sollte ein One-Night-Stand nicht der Auslöser für einen Bruch sein."

Seine Reaktion ließ Nika lächeln und sie fühlte sich direkt etwas besser. Vorsichtig legte sie ihre Beanie beiseite und machte sich mit der Decke auf dem Sofa lang.

"Gute Nacht, Rohan."

"Gute Nacht...Nika."

Als Rohan das Wohnzimmer verließ horchte Nika noch eine Weile, wie Rohan in seinem Zimmer am zeichnen war. Sie vernahm das Geräusch einer Bleistiftmine auf Papier und irgendwie...gab es ihr Sicherheit und beruhigte sie. Es dauerte nicht lange bis sie eingeschlafen war und in einen traumlosen Schlaf fiel.

~Friendship~

"Ja. Ja, genau. Ja, ich weiß aber es ging nicht anders. Wie gesagt, ich musste den Urlaub um eine Woche verlängern, das geht aber klar. Ich habe auch schon mit der Tanzschule gesprochen und Sommerferien sind ja gerade eh, da muss ich ja nicht zum College. Nein, Billy. Nein, du machst dir zu viele Gedanken. Es ist alles in Ordnung, es...mach dir einfach nicht so viele Sorgen. Ich stecke nicht in Schwierigkeiten. Ich melde mich zwischendurch. Ja, auf jeden Fall! Und sag auch Jared, dass er sich keine Sorgen machen soll. Alles klar. Ich hab dich auch lieb, Billy. Tschau!"

Mit einem furchtbaren Gefühl in der Magengegend legte Nika am Folgemorgen den Hörer auf die Station und bemerkte den besorgten Blick Rohan's erst als sie wieder die Küche betrat.

"Denkst du, es war eine gute Idee deinen besten Freund anzulügen?"

"Nein aber Billy kennt mich eh gut genug. Er weiß sicher, dass es gerade nicht gut um mich steht aber er weiß auch, dass ich nicht auf den Kopf gefallen bin! Er vertraut mir. Aber ja, es fiel mir nicht leicht ihn so in Sicherheit zu wiegen."

Sie nahm am Küchentisch Platz und schaute nachdenklich aus dem Fenster. Während Rohan ihr eine Tasse schwarzen Kaffee vor die Nase stellte fiel ihm auf, dass Nika sehr blass um die Nase wirkte.

"Alles in Ordnung? Du siehst etwas angegriffen aus. Konntest du nicht schlafen?"

"Doch schon aber die Schmerzen unter meiner Brust machen mir zurzeit wieder schwer zu schaffen. Ich denke, dass es so oder so nicht mehr lange dauern wird bis mich der Sensenmann holen kommt."

"Sag sowas nicht! Hier, trink erst mal den Kaffee, der wird dir gut tun."

"Oh, vielen Dank!"

Aus irgendeinem Grund war ihr Lächeln sehr entspannend und hatte eine beruhigende Wirkung auf Rohan, worauf er ihr Lächeln mit seinem erwiderte.

"Sag, ich weiß zwar, dass Josuke wollte, dass du hierbleibst und ich auf dich aufpasse aber...da ich nun ebenfalls in den Nachforschungen hinsichtlich Kira involviert bin, habe ich gedacht, dass ich dich heute Mittag mit in die Stadt nehme. Jotaro bat mich Fotos von verdächtigen Geschäftsleuten zu machen, dementsprechend müsste ich eine Weile das Haus verlassen."

"Ich würde eigentlich sehr gerne mitkommen. So sehr, wie Josuke auch wünscht, dass ich hierbleibe aber ich werde sonst unrastig und ruhelos."

"Das dachte ich mir schon irgendwie! Naja, solange ich auf dich aufpasse sollte nichts passieren!"

"Du bist auf einmal so fürsorglich! Ist doch sonst nicht deine Art!"

"Eh...ich mache mir vielleicht auch in gewisser Hinsicht Sorgen um dich!"

"Das ist süß von dir. Danke, Rohan. Ich weiß das alles wirklich sehr zu schätzen."

"Bedank dich nicht andauernd. Schau lieber, dass du dich mit Josuke wieder verträgst. Er scheint dir sehr wichtig zu sein."

"Ich dachte, du magst Josuke nicht?! Warum das Interesse auf einmal?"

"Es geht mir dabei eher um dich. Ich sehe doch, wie es dich quält."

"Ich möchte mich auch wieder mit ihm vertragen...aber..."

"Hm?"

"Nichts...es ist nicht so, wie du denkst."

"Nika?"

"Ja?"

"Dass Dr. Aya gestorben ist war nicht deine Schuld. Du hast getan, was du konntest und wenn ich Josuke Glauben schenke, dass musst du wirklich hart gekämpft haben."

"Das habe ich...aber am Ende...konnte ich ihn doch nicht aufhalten. Mein Stand...ist einfach nicht stark genug. Ich kannte diese Frau nicht aber ich weiß, dass ich sie nicht retten konnte und...und...ihr Anblick hat sich in meinen Kopf gebrannt. Ich kann...es nicht vergessen."

"Nika, es ist nicht deine Schuld! Rede dir das nicht ein!"

"Aber ich hänge da jetzt auch mit drin! Wenn...ich diesem Kerl nicht begegnet wäre, vielleicht wäre das alles nicht passiert."

"Nun...wenn du nicht nach Morioh gekommen wärst, wären wir uns auch nicht begegnet...und wärst Josuke nicht begegnet."

"Rohan...fändest du es schade, wenn wir uns nicht begegnet wären?"

"Ja. Weil du...irgendwie anders bist als andere Menschen. Aufrichtig, ehrlich, du stehst zu dir und du bist unglaublich mutig. Du hättest dich in all das nicht einmischen brauchen aber du hast getan weil dir diese Menschen hier in kurzer Zeit ans Herz gewachsen sind."

Ein Grinsen machte sich auf Nika's Lippen breit.

"Heißt das, du magst mich?"

"Das habe ich nicht gesagt!"

"Aber angedeutet!"

"Du...du faszinierst mich! So ein Charakter würde sich gut in meinem Manga machen!"

"Ach ja?"

Als Rohan ihr Lächeln auffiel erhob er sich.

"Hast du vielleicht Hunger?"

"Irgendwie schon. Bacon und Egg...das ist genau das, was ich jetzt gebrauchen könnte!"

"Was? Aber...das ist so einfaches Essen."

"Aber es schmeckt mega gut!"

"Damit kann ich leider nicht diesen aber ich müsste eh noch in der Stadt einkaufen gehen. Wenn wir unsere Nachforschungen angestellt haben gehen wir einkaufen."

"Danke, Rohan."

"Jetzt hör schon auf!"
 

*~*
 

Nika blieb in der Stadt ständig in Rohan's Nähe, wo sie von einigen Passanten neugierige Blicke erntete. Es kam nicht oft vor, dass Rohan mit einer Frau in die Stadt ging und gerade jetzt sah das ungleiche Duo noch merkwürdiger aus weil Rohan konstant heimlich Fotos von Geschäftsleuten machte, die sich dort aufhielten. Auch Nika hielt die Augen nach verdächtigen Personen auf.

"Es wird nicht leicht sein Kira zu finden."

"Wir müssen einfach jeden Hinweis analysieren. Anders wird es uns nicht möglich sein, Nika."

"Ich weiß. Ich hoffe, dass Jotaro und Josuke mehr Erfolg beim Durchsuchen von Kira's Wohnhaus hatten und nich auf unangenehme Überraschungen gestoßen sind."

"Selbst wenn. Ich denke, die kommen schon klar!"

"Hoffentlich..."

"Mach dir nicht so viele Sorgen."

"Das sagst du so leicht."

In dem Moment richtete Rohan seine Kamera auf Nika und nahm ein Foto von ihr auf.

"Hey, wofür war das?"

"Wenn du so besorgt schaust leuchten deine Augen richtig. Das wollte ich nur festhalten."

"Du bist doch verrückt."

"Aber du lachst!"

"Es ist merkwürdig wie nett du einfach zu mir bist. Dabei ziehst du doch nur deinen eigenen Nutzen für deinen Manga heraus...oder?"

Auf die Frage erhielt Nika allerdings keine Antwort. Auf eine gewisse Weise mochte sie Rohan aber er war manchmal so undurchschaubar. Mochte er sie jetzt wirklich oder war das alles nur gespielt?

"Ich bin kein Mensch großer Worte, Nika. Ich habe schon meine Gründe, warum ich bisher immer alleine gelebt habe. Ich komme mit Menschen einfach nicht zurecht und vielleicht ist es auch das Beste so. Du bist mir ja regelrecht aufgezwungen worden aber trotzdem versuche ich nett zu dir zu sein. Ich müsste es nicht aber ich tue es!"

"Wieso kannst du dann nicht einfach sagen, dass du mich ein wenigstens ein bisschen magst? Du brauchst mir keine Antwort geben, ich weiß es ja schon! Weil es einfacher ist jemanden zu sagen, dass man ihn nicht mag oder hasst als sich einzugestehen, dass man denjenigen mag."

"Ich...habe nie behauptet, dass ich dich mag! Ich bin...einfach nur fasziniert von deiner Lebensweise, das ist alles!"

"Ja...das ist alles! Ich weiß so gut wie gar nichts über dich!"

"Vielleicht weil es dich nichts angeht!"

"Ach, es geht mich nichts an? Aber es in Ordnung wenn du mit deinem Stand in meinen Erinnerungen rumwühlst! Hast du dich mal gefragt, ob ich das wollte?"

"HEY, KÖNNTET IHR BEIDE EUCH JETZT MAL AUFHÖREN ZU STREITEN?"

Ihrer beiden Köpfe gingen in dieselbe Richtung aus der in jenem Moment Josuke auftauchte.

"Das war nicht das, was ich wollte als ich dich bat Nika aufzunehmen."

"Sei froh, dass ich es getan habe! Ich habe sie wenigstens nicht aufgegeben so wie du!"

"Jungs, bitte..."

Ein tiefes Seufzen entglitt dem jungen Japaner.

"Genau deswegen bin ich auch hergekommen. Ich war eigentlich auf dem Weg zu seinem Haus aber als ich euch hier sah..."

"Josuke, du bist verletzt!"

Beim näheren Hinsehen konnte Nika einige Wunden in seinem Gesicht ausmachen sowie kleinere Schnitte unter seiner Kleidung.

"Mir geht es gut. Es ist einiges passiert. Ich erzähle euch alles aber...Nika, kann ich kurz mit dir alleine reden?"

"Tut euch keinen Zwang an, ich werde indessen weiter Fotos schießen! Lasst euch nicht ablenken!"

"Rohan!"

Doch da hatte Rohan schon eine andere Richtung eingeschlagen und so sehr er sich versuchte mit seiner Kamera abzulenken...

"Es ist besser so...wenn du dich mit ihm verträgst. Er kann besser auf dich aufpassen als ich es könnte."
 

*~*
 

In der Nähe gab es einen kleinen Spielplatz mit Hügeln, wo man sich hinsetzen konnte. Nika war Josuke gefolgt und hatte sich neben ihn gesetzt während sie beide einen Kaffee tranken, den Nika den beiden besorgt hatte.

"Es tut mir leid."

"Hm? Was meinst du?"

"Was ich getan habe. Es war dir gegenüber nicht fair. Du hast recht, ich war verletzt weil du mir nicht die Wahrheit gesagt hast. Ich hab mich ausgenutzt gefühlt nachdem wir miteinander geschlafen haben. Ich weiß, dass du es nicht so gemeint hast, wirklich. Aber...es tat weh. Weil ich dachte, du vertraust mir und meinen Fähigkeiten. Ich rechne dir unheimlich hoch an, was du getan hast. Ich hatte solche Angst, dass du gegen Kira nicht standhalten könntest. Aber du hast es. Eigentlich...setzte du seit deiner Ankunft jeden Tag dein Leben auf das Spiel. Eine Außenstehende, die irgendwie in diese Sache reingeraten ist. Aber...ich mag diese Außenstehende...weil sie so anders ist als andere. Ich wollte auf deine Worte hören...aber am Ende...kann ich nicht leugnen dass ich dich mehr mag als ich eigentlich wollte. Ich...bereue unsere gemeinsame Nacht nicht. Sie war einzigartig und besonders...aber mein falscher Stolz...hat mich zu dieser Aktion getrieben. Das ist eigentlich nicht meine Art und eigentlich wollte ich dich nicht von mir wegstoßen aber...ich konnte deine Nähe, nachdem du mir die Wahrheit gesagt hast nicht ertragen. Es hat zu sehr weh getan. Es tut mir leid, Nika. Ich wollte dir nicht schaden."

"Josuke..."

"Ich weiß, dass du nicht dasselbe wie ich empfindest und das ist in Ordnung. Vielleicht bin auch nur so voreilig weil ich selbst noch so jung bin und kaum Erfahrungen mit solchen romantischen Gefühlen habe. Vielleicht rede ich es mir auch nur ein, ich weiß es nicht. Aber...eines weiß ganz sicher. Dass ich dich beschützen möchte und selbst wenn nicht mehr aus uns wird möchte ich, dass wir Freunde bleiben. Ich wünsche mir, dass es dir genauso geht."

Darauf nahm Nika einen tiefen Schluck von ihrem Kaffee bevor sie sich Josuke mit einem erleichterten Blick zuwandte.

"Deine Worte...erfreuen mein Herz wirklich sehr, Josuke. Natürlich nehme ich deine Entschuldigung an...aber ich kann nicht leugnen, dass ich mich nichtsdestotrotz schlecht fühle. Freundschaft war mir immer wichtiger als eine Beziehung...aber wenn eine Person anders fühlt...dann ist es nicht so einfach. Ich möchte sehr gerne mit dir befreundet bleiben weil ich dich sehr mag und sehr schätze. Aber glaubst du, dass alles wieder normal sein könnte?"

"Ich wünsche es mir. Alleine wegen unserer Freundschaft!"

Darauf glitt Nika's Blick weit in die Ferne.

"Als mein bester Freund Billy noch Single war, gab es mal eine Zeit, wo ich mich in ihn verliebt hatte. Ich habe es ihm nie gesagt weil ich nicht wollte, dass unsere Freundschaft darunter leidet. Ich habe nie viele Freunde gehabt und wenn nur wenige und Gute, denen ich vertrauen konnte. Billy war irgendwie mein Seelenverwandter geworden und auch wenn ich wusste, dass er mehr auf Männer als auf Frauen stand...schlug mein Herz eine ganze Weile bis zum Hals wenn ich ihn sah. Ich habe diese Gefühle immer für mich behalten. Heute ist mir klar, dass er es irgendwann rausgefunden hatte. Billy ist nicht dumm, kein Mensch durchschaut mich so wie er. Aber nie haben wir das Thema angerissen und irgendwo war ich dann froh als er Jared kennenlernte. So viel es mir leichter Billy loszulassen und ihm den besten Freund zu sehen. Was ich damit sagen will, Josuke...das, was du gerade empfindest, kenne ich zu gut. Ich kann mich also gut in deine Lage gerade versetzen und es tut mir leid, dass ich dir nicht das geben kann, was du dir wünscht. Wobei ich nicht leugnen kann, dass ich dich auch sehr mag. Aber ich bin ein Feigling, Josuke! Es ist nicht so, dass ich mich nie wieder verliebt hatte nach der Pleite mit meinem Ex. Ich hätte die Chancen gehabt nochmal neu anzufangen...aber ich konnte nicht mehr vertrauen und am wenigstens hatte ich Vertrauen in mich selbst. Wenn es um Liebe geht bin ich ein riesen Feigling. Dabei...würde ich mich so gerne nochmal richtig verlieben. Aber ich trau mich einfach nicht. Ich habe immer die große Fresse aber wenn es um Gefühle geht..."

"Nika..."

"Ja?"

Darauf nahm Josuke die junge Frau in den Arm.

"Es ist okay. Du musst dich nicht rechtfertigen. Ich möchte sehr gerne ein guter Freund für dich sein weil ich dich unheimlich gerne habe und du mir wichtig bist. Irgendwann werde ich sicher mit diesen Gefühlen zurechtkommen...aber möchte, dass du mir eine Sache versprichst. Dass du keinen Rückzieher machst solltest du dich mal wieder Hals über Kopf in jemanden verlieben. Ich wünsche mir, dass du dich so sehr in jemanden verliebst, dass du ohne denjenigen nicht mehr leben möchtest."

"Wer weiß, ob das jemals passieren wird wenn ich nicht vorher dem Krebs erliege."

"Denk da nicht dran! Du hast Kira einmal besiegt, wirst ihn sicher nochmal besiegen! Dann werden wir auch gemeinsam deine Krankheit besiegen!"

"Das ist süß von dir, Josuke..."

"Und einer Sache kannst du dir gewiss sein. Du trägst keine Schuld an Dr. Aya's Tod."

"Ich weiß, das hat Rohan auch schon zu mir gesagt."

"Wie ist er so zu dir...abgesehen von eben?"

"Eigentlich sehr nett. ich denke, er versucht es besser zu machen, nachdem unsere erste Begegnung so ausgeartet ist und gibt sich wirklich Mühe dabei. Eigentlich...würde ich ihn auch schon gerne näher kennenlernen aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es mir keinen Zugang zu sich gibt. Als ob er nicht möchte, dass ich mehr über ihn erfahre. Er verschließt sich total und verbirgt sich hinter dieser Maske."

"Nun...vielleicht könntest du es sein, die mehr zu ihm durchdringt. Vorausgesetzt du möchtest erst mal bei ihm bleiben."

"Eigentlich schon. Denn mal unabhängig von unserem Streit möchte ich dich und deine Mutter wirklich nicht in Gefahr bringen. Außerdem...habe ich nun aus dem Hotel ausgecheckt. Sprich ohne Rohan säße ich auf der Straße!"

"Auch wahr. Wenn du es mit ihm nicht aushälst, gib mir Bescheid."

"Alles gut, Josuke. Ich werde Rohan schon nicht auf die Nerven gehen. Ich habe ehrlich gesagt das Gefühl, dass diese raue und abweisende Art, die er so an den Tag legt, seine Art ist Gefühle zu verbergen. Entweder hat er auch schon schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht oder...naja, ich weiß es nicht. Aber ich würde es gerne herausfinden. Und mach dir um mich bitte keine Sorgen. Natürlich sind das alles Dinge, mit denen ich noch nie konfrontiert wurde. Diese Ärztin sterben zu sehen...das war alles andere als einfach für mich aber ich komme klar." "Wenn du weinen musst, dann komm zu mir. Lass mich wenigstens deine Schulter zum Anlehnen sein."

"Du bist so süß, Josuke. Ich wünsche mir auch für dich, dass du eines Tages jemanden findest, der dich glücklich macht und der deine Güte wirklich verdient. Nicht jemand wie ich."

"Glaub mir, du verdienst mehr als du denkst."

Mit diesen Worten klopfte Josuke der jungen Frau auf die Schulter und zusammen gingen sie mit einem Lächeln wieder zurück in die Stadt, wo sie sich mit Rohan trafen. Es tat gut zu wissen, dass sie sich ausgesprochen hatten, denn endlich konnte Nika wieder lächeln.
 

*~*
 

"Kira's Haus war wie ausgestorben. Zumindest dachten wir das. Wir haben einiges über ihn und seinen Charakter herausgefunden. Er war immer irgendwie ein Durchschnittsschüler und hielt sich immer sehr bedeckt, umgab sich nicht viel mit anderen Leuten aber konnte er seine Mordlust nicht ewig geheimhalten. Doch seit damals konnte er auch das Wachsen seiner Fingernägel nicht richtig kontrollieren."

"Was heißt das, Josuke?"

"Das heißt, dass er seit 15 Jahren zwar seine Fingernägel regelmäßig geschnitten aber diese in Gläsern aufbewahrt hat. Mit den Jahren wurden es immer mehr. Er hatte eine ganze Schublade mit Gläsern voll mit seinen Nägeln, die er mit Jahreszahlen gekennzeichnet hatte. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ekelhaft das war."

Selbst Rohan verzog es die Mundwinkel als Josuke von seinem Besuch in Kira's Haus erzählte.

"Habt ihr sonst noch etwas rausgefunden?"

"Ja. Wir sind auch angegriffen worden. Sein Vater...scheint seit Jahren über Kira zu wachen und seine Taten zu fördern. Er lebt in eine Art Polaroidfoto, durch das er sich durch die Luft frei bewegen kann. Wir steckten ganz schön in der Klemme als er uns angriff. Jotaro und ich wären beinahe drauf gegangen. Wir konnten uns gegen ihn erwehren aber...leider ist er entkommen. Und das Schlimme ist, dass er im Besitz des Bogens ist, der Menschen zu Standusern macht."

"WAS?"

Sowohl Rohan und Nika sprangen erschrocken auf als Josuke dieses Detail erwähnte.

"Jotaro hatte den Bogen mir gegenüber einmal erwähnt aber da wusste ich noch nicht, dass er von solcher Wichtigkeit ist! Aber wenn sein Vater im Besitz des Bogens ist...dann könnte er ja..."

Und Josuke nickte. Er wusste ganau, was Nika sagen wollte.

"Richtig, Nika. Er wird alles tun um seinen Sohn zu beschützen. Wir müssen damit rechnen, dass er wahllos Menschen sucht, die Potenzial haben und diese zu Standusern macht. Deswegen müssen wir jetzt doppelt auf der Hut sein!"

"Nun, wenn dem so ist, bin ich natürlich bereit Nika noch eine Weile bei mir im Haus unterkommen zu lassen. Es wäre nicht gut sie in der jetzigen Situation wieder nach draußen zu schicken."

"Danke, Rohan."

"Hör doch auf dich dauernd zu bedanken, das ist ja unerträglich! Wichtig ist, dass du in Sicherheit bist!"

Doch Nika konnte nicht aufhören zu lächeln während Rohan sich wegdrehte.

"Auf jeden Fall danke für die Information, Josuke! Auch wenn ich momentan bei Rohan lebe, ich werde trotzdem die Augen aufhalten und euch so gut es geht unterstützen!"

"Ich danke dir, Nika. Und wenn irgendetwas ist...bitte geb Bescheid."

"Das werde ich. Danke. Und lass deine Wunden versorgen wenn Crazy Diamond es schon nicht kann!"

Nika bemerkte nicht, wie Rohan ihr einen bösen Blick zuwarf als sie Josuke dieses Lächeln schenkte. Auf dem Weg zu ihm nach Hause sagte Rohan kein Wort, denn er war immer noch dabei herauszufinden, warum es ihn so wütend stimmte, wenn Nika in Josuke's Nähe lachte.

~Blooming Feelings~

An sich hatte Rohan die letzte Nacht sehr gut geschlafen. Die Sonne weckte ihn wie jeden Morgen als er aufwachte und er verspürte den Drang nach einem guten Tee sowie Frühstück. Bevor er allerdings aufstand starrte er eine Weile gegen die Decke.

"Ich muss die ganze Zeit an das Gespräch mit Nika von gestern denken. Warum muss ich dauernd daran denken? Es könnte mir so egal sein, was sie von mir denkt!"

Langsam erhob er sich, richtete sein Bett, nahm eine erfrischende Dusche und machte sich anschließend auf den Weg in die untere Etage, wo er nach kurzer Zeit ihm bisher unbekannte Geräusche zu Ohren kam. Einen Moment lang blieb er im Flur stehen und lauschte.

"Moment...ist das...Nika? Singt sie etwa?"

Einen Blick ins Wohnzimmer werfend bemerkte er zuerst, dass ihr Sofa gemacht war, auf welchem sie schlief. Im nächsten Augenblick betrat er den Raum...und bemerkte überrascht die junge Schwarzhaarige, die mit einem Mop bewaffnet durch das Wohnzimmer lief und dabei sang. Sie hatte Kopfhörer auf den Ohren und einen Walkman in ihrer schwarzen kurzen Shorts stecken, wobei es Rohan im nächsten Moment die Röte um die Nase trieb. Neben der kurzen Hose trug sie ein bauchfreies weißes Top und während sie sang tanzte sie mit dem Mop in den Händen unaufhaltsam durch den Raum. Irgendwie schaffte sie es dabei noch etwas den Boden zu wischen und Rohan bemerkte, wie ihm ihr Anblick ein Lächeln auf die Lippen trieb. Nicht nur, dass sie eine sehr schöne Stimme hatte, sie hatte eine unglaublich elegante Körpersprache und wirkte mit ihren wuscheligen ungemachten Haaren sehr natürlich. Sie wirkte so frei während sie tanzte und schien ihn noch gar nicht bemerkt zu haben. Langsam lehnte sich der Mangazeichner gegen die Wand, verschränkte die Arme und beobachtete die junge Frau eine Weile.

"Schade, dass ich jetzt meinen Block nicht zur Hand habe."

Schließlich legte Nika den Mop beiseite und begann zu dem Lied, was Rohan in die Kategorie Reggae einordnete, zu tanzen. Geschmeidig glitt sie durch den Raum, schien komplett von der Musik gefangen zu sein und gab sich ihr ganz hin.
 

Vibes is right, it's a saturday night

and you know my baby soon come knocking my door.

Yuh, think we should all go dancing,

Anywhere the music's playing! Yeah, go on!

So me get dressed for coming along,

I definitely feel like getting it on.

My feet is on fire!

I've got to off uptire!
 

Als die junge Frau Rohan endlich registrierte, nahm sie verlegen sowie blitzartig die Kopfhörer aus den Ohren.

"Oh, guten Morgen, Rohan! Ich habe saubergemacht und dann..."

"Tanz ruhig weiter."

"Was?"

"Du sahst...gerade wunderschön aus...wie du dich bewegt hast. So natürlich und so frei."

"Es hat dir gefallen?"

"Ich hätte es sehr gerne gezeichnet."

Beide mussten lächeln, in Nika's Fall wurde sie sogar etwas rot um die Nase. So wie Rohan sie gerade anlächelte, so hatte sie ihn noch nie gesehen.

"Soll ich denn noch...das Wohnzimmer zu Ende putzen?"

"Wenn du möchtest kannst du das gerne tun. Ich würde in der Zeit Frühstück anrichten."

"Oh, sehr gerne!"

"Ich habe gestern extra noch Bacon und Egg besorgt."

"Danke! Dann werde ich mir jetzt noch mehr Mühe geben!"

Sein Blick fiel noch einmal auf die junge Frau bevor Rohan das Zimmer verließ, dennoch konnte er das Lächeln auf seinen Lippen nicht so schnell ablegen.
 

*~*
 

"Das schmeckt wahnsinnig gut!"

"Habe ich es richtig zubereitet?"

"Perfekt! Der Bacon ist schön knusprig, das Rührei...einfach lecker!"

"Es freut mich, dass man dir mit so einfachem Essen eine Freude machen kann. Dabei dachte ich, gerade du als so sportliche Person würdest nur Proteine und Eiweiße zu dir nehmen!"

"Um Gottes Willen, nein! Wer tut sowas? Dafür gibt es einfach zu gutes Essen auf dieser Welt!"

"Stimmt, da hast du recht!"

"Das ist ja schön!"

"Was denn?"

"Dich mal lachen zu sehen, Rohan! Ich komme ja eher selten in den Genuss."

"Und? Ist das so ungewöhnlich?"

"Nun, seid ich dich kenne habe ich dich noch nie richtig lachen sehen. Du hast ein sehr hübsches Lächeln, du solltest definitiv mehr lachen."

Der Mangazeichner warf einen verlegenen Blick zur Seite, doch konnte er das Grinsen auf Nika's Lippen kaum ignorieren.

"Du...bist mir also nicht mehr böse?"

"Wofür?"

"Gestern hatten wir uns noch gestritten weil ich zu sehr mit Heaven's Door in deine Privatsphäre eingedrungen bin."

"Stimmt, da war was...ja, es...tut mir leid, dass ich damit wieder angefangen habe. Es ist nur...sei mir nicht böse wenn ich das sage aber...ich kann manchmal so schlecht einschätzen, ob...du es ernst meinst wenn du etwas nettes zu mir sagst. Ich möchte dir gerne glauben aber...dann kriege ich immer wieder das Gefühl, dass ich wirklich nur deiner Kunst diene und du auf Engelszungen auf mich einredest. Ich bin dabei gestern einfach wieder aus der Haut gefahren, das wollte ich nicht."

Doch Rohan schüttelte den Kopf.

"Es ist verständlich. Ich gebe schließlich auch nicht viel von mir preis weil es eigentlich niemanden etwas angeht."

"Aber...vielleicht wird es mal Zeit, dass du dich jemandem öffnest."

"Und dieser jemand solltest du sein, oder?"

"Warum nicht? Ich bin hier, wir haben Zeit...und ich würde gerne mehr über dich erfahren. Eigentlich...wollte ich das schon die ganze Zeit, vor allem nachdem ich mich dir gegenüber am Hafen so geöffnet habe."

"Stimmt, da war was. Was möchtest du denn wissen?"

"Alles, worüber du bereit bist zu reden."

"Da gibt es nicht viel, Nika."

"Komm schon, da muss es mehr geben außer den verkorksten Mangazeichner! Warum fällt es dir so schwer dich jemandem zu öffnen, der dich mag? Ich würde gerne mehr über den Mann hinter der Maske erfahren. Nicht über den Mangazeichner, sondern den Mann Rohan Kishibe."

Natürlich entging Nika der irritierte Blick ihres Gegenübers nicht, vor allem weil er mit so einer Aussage nicht gerechnet hatte. Rohan war es gewohnt, dass man ihn immer als den berühmten Mangaka sah aber nicht als der Mensch, der sich dahinter verbarg.

"Du...du bist wirklich anders, Nika. Obwohl du auch ein Fan meiner Werke bist."

"Ja, das bin ich durchaus aber selbst als ich herkam wollte ich nicht nur von meinem Idol ein Autogramm haben. Alleine den Menschen kennenzulernen, der mir solche Hoffnung gab war mir so viel wert. Das meine ich ernst."

Auch wenn er es nicht wollte hatte er Tränen in den Augen.

"Es ist lange her...seit ich mich...ach, was rede ich da? Eigentlich habe ich mich noch nie jemandem geöffnet. Es gibt eigentlich nicht viel über mich zu erzählen. Meine Eltern waren immer geschäftlich unterwegs und hatten daher nie viel Zeit für mich. Dennoch hatten sie hohe Ansprüche. Sie wollten, dass ich was werde wenn ich älter bin aber schon als Kind habe ich mich für das Zeichnen begeistern können. Abgesehen von Reimi, die scheinbar damals oft auf mich aufgepasst hat, habe ich mich sowohl als Kind als auch später nie viel mit anderen Menschen umgeben weil ich alleine einfach am besten arbeiten konnte. Auch gab es sowas wie...intime Beziehungen für mich nicht."

"Wirklich nicht? Nicht mal eine Frau?"

"Es...es gab eine Frau. Also nicht direkt. Aber eine, die ich mochte. Das ist jetzt drei Jahre her. Ihr Name...war Nanase. Ich lernte sie kennen gerade als ich meine ersten Projekte bzw. Manuskripte als Mangazeichner für einen Verlag anfertigte. Sie war...bildschön und...faszinierte mich mit ihrer Art. Bis dahin wusste ich nicht, dass ich so empfinden konnte, allerdings habe ich mich ihr auch nie wirklich geöffnet. Dennoch...sie brachte in mir Gefühle hervor, von denen ich der Meinung war sie nie empfinden zu können wie..."

"Leidenschaft? Lust?"

"Genau. Aber dann...eines Nachts...verschwand sie. Ich habe seit damals nie ihre Beweggründe herausgefunden. Ich traf sie als ich in der Herberge meiner Großmutter in den Sommerferien übernachtete. Nanase war...naja, sie machte gerade eine Scheidung durch. Sie war auf eine gewisse Art speziell und irgendwie geheimnisvoll. Ich...werde den Anblick ihrer azurblauen Tränen nicht vergessen."

"Rohan, du schwärmst ja richtig. Du warst...anscheinend wirklich verliebt."

"Ja, ich war aber auch noch drei Jahre jünger. Um genau zu sein 17 Jahre alt und naiv. Ich habe mich gefragt, ob ich diese Frau eines Tages wiedersehen werde aber mittlerweile ist sie eine verblasste Erinnerung. Ich zog mich hier nach Morioh zurück um mich in Ruhe auf meine Arbeit konzentrieren zu können. Diese Stadt...sie ist so vielfältig und einzigartig. Perfekt für einen Mangaka wie mich."

"Du hast...viel durchgemacht, nicht wahr, Rohan? Bist du deswegen Menschen gegenüber so distanziert?"

Als sich ihre Blicke trafen, wusste Nika, dass sie mit ihrer Frage recht hatte. Rohan antwortete nicht aber diese erübrigte sich danach auch.

"Warum erzählst du mir nicht noch was über dich?"

"Ich habe dir schon alles über mich erzählt."

"Fähigkeiten? Abgesehen von The Void und deinen sportlichen Aktivitäten?"

"Hmmm...also ich kann vieles aber nicht kochen!"

"Wie, du kannst nicht kochen?"

"Jaaaaa das hat Billy in unserem Haushalt immer übernommen! Ich bin schon froh wenn ich Wasser nicht anbrennen lasse!"

"Kaum zu glauben eigentlich."

"Das ist so meine Macke. Da häng ich wohl ein bisschen hinterher."

"Soll ich es dir beibringen?"

"Was?"

"Das Kochen natürlich!"

"Wenn es dir keine Umstände macht, Rohan?!"

"Soll das ein Scherz sein? Ich koche sehr gerne aber sei gewarnt, ich bin bei Essen sehr wählerisch und eigen. Bei mir gibt es nur ausgelesene Küche, Nika!"

"Aha, also so Edelfrass wie bei den Reichen!"

Darauf konnte Rohan sich ein Lachen nicht verkneifen.

"So ungefähr. Aber glaub mir, es wird dir sicher schmecken!"

"Und wenn ich versage?"

"Das kannst du gar nicht."
 

*~*
 

So stand Nika Abends mit Rohan in der Küche mit einem Schneidemesser bewaffnet, vor ihr Fleisch und Gemüse sowie eine Schüssel Reis.

"Wir machen heute Curry. Und von alldem alles selbst. Würdest du das Fleisch und das Gemüse schneiden?"

"Ich...kann es gerne versuchen."

Es dauerte nicht lange bis Nika sich das erste Mal in den Finger schnitt aber nach einem bisschen kaltem Wasser und einem Pflaster war es wieder gut.

"Tut mir leid, manchmal bin ich schon ungeschickt."

"Ist schon gut, du machst das toll. Halt das Messer besser so, dann gleitet es regelrecht durch das Fleisch."

Als Rohan sich so hinter sie stellte und ihre Hände führte, wurde ihr im nächsten Moment ganz anders. Sie spürte eine angenehme Wärme als sie Rohan's Brust an ihrem Rücken fühlte. Allgemein hatte er einen sehr angenehmen Duft an sich und war durchaus gepflegt.

"Danke, ich denke, ich kriege es jetzt hin."

Eine Weile beobachtete Rohan Nika und obwohl sie strahlte wurde er das Gefühl nicht los, dass sie etwas bedrückte.

"Ist alles in Ordnung, Nika?"

"Hm? Wieso fragst du?"

"Nichts, du...wirkst nur etwas blass um die Nase."

"Es geht mir gut. Aber danke der Nachfrage. Ich glaube, die letzten Tage haben mir mehr zu schaffen gemacht als wie ich mich eigentlich erholen wollte. Von meinem erhofften Urlaub hatte ich so gesehen nichts."

"Hast du denn Schmerzen?"

"Ein wenig...aber es ist auszuhalten."

"Ich...es tut mir leid."

"Warum entschuldigst du dich?"

"Ich kann mit Heaven's Door nicht nur die Persönlichkeiten und Erfahrungen einer Person lesen, ich kann sie auch ändern aber...ich kann...weder einen Menschen von seinen Krankheiten heilen, noch einen Menschen von den Toten zurückkehren lassen."

"Rohan..."

"Ich...mache mir einfach nur Sorgen, das ist alles!"

Eine Weile lang ruhte Nika's Blick auf dem jungen Mangazeichner. Er war durchaus besorgt um sie und trotzdem überspielte er diese Gefühle in jenem Moment. Er versuchte bewusst sie nicht näher an sich ranzulassen und beließ es bei einer gewissen Distanz. Damit sie nicht verletzt wurde...damit er sich nicht selbst verletzte.

Schweigsam schnitt Nika noch die letzten Reste vom Fleisch und dem Gemüse bevor sie alles zusammen in einen Wok gefüllt mir Reis gab und Rohan dort die letzten Zutaten wie Currygewürz, Limettensaft und Chilipulver hinzufügte.

"Das riecht jetzt schon sehr gut."

"Das tut es. Wirklich."
 

*~*
 

"Hmmm...das war wirklich ausgezeichnet!"

Rohan nach dem Essen strahlen zu sehen hinterließ bei Nika ein angenehmes Glücksgefühl. Sogar ihr hatte ihre neue Kreation sehr gemundet.

"Ich hätte selbst nicht gedacht, dass ich zu sowas imstande bin."

"Ich denke, dass du viel mehr tun könntest. Du hast solch vielfältige Fähigkeiten."

Eine Antwort von Seiten Nika's blieb aus. Stattdessen erhob sie sich und begann den Tisch abzuräumen und ging in die Küche.

"Hey, das musst du nicht tun."

"Ich bin froh, dass du mich für diese Zeit überhaupt in deinem Haus wohnen lässt, dann lass mich wenigstens etwas für dich tun. Wirklich, das ist kein Problem für mich. In unserer WG teilen wir uns den Haushalt wochenweise ein."

"Na gut. Wie du möchtest aber ich möchte nicht, dass du dich wie eine Putzhilfe fühlst."

"Das tue ich nicht, glaub mir. Ich empfinde die Zeit mit dir als sehr angenehm und...sie lenkt sehr vom eigentlichen Geschehen ab. Auch wenn es keine Dauerlösung ist aber es hilft mir ein wenig zu vergessen."

"Tut mir leid, dass du in all das reingezogen bist. Ich habe manchmal das Gefühl, dass es meine Schuld ist. Spätestens ab dem Moment, wo wir die Straße entlanggingen, wo wir Reimi trafen."

"Nein, Rohan. So darfst du das nicht sehen. Ich..."

Doch in jenem Moment vernahm Rohan nur noch ein ohrenbetäubendes Klirren, welches aus der Küche herrührte sowie ein darauf gefolgtes schmerzerfülltes Stöhnen.

"NIKA? Oh...oh mein Gott!"

Rohan tat, was hoffentlich jeder in dieser Situation getan hätte. Er rannte zu der jungen Frau, die sich am Boden vor Schmerz krümmte, die Hand auf die linke Brust gedrückt und leichenblass im Gesicht. Ein Schmerzschub muss sie durchfahren haben, denn bevor sie zu Boden gegangen war war ihr jegliches Besteck sowie die Teller aus der Hand zu Boden gefallen. Vorsichtig versuchte der Mangazeichner sie auf den Rücken zu drehen, jedoch war das Risiko zu groß, dass sie sich an den Scherben verletzen könnte, die um sie herum lagen. Grob schob Rohan die naheliegenden Scherben mit dem Handrücken beiseite und nahm Nika vorsichtig in den Arm.

"Nika! Nika, ganz ruhig! Atme, Nika! Du musst atmen!"

"I-ich...ich kriege...keine Luft!"

Rohan war bewusst, dass er mit Heaven's Door nicht viel ausrichten außer vielleicht ihre Schmerzen etwas lindern konnte aber dies wäre auf Dauer auch keine Lösung. So griff er widerwillig zum Telefon und rief die einzige Person an, die eventuell helfen könnte.

"Josuke? Hier ist Rohan! Es geht um Nika, wir brauchen deine Hilfe! Bitte...bitte komm sofort her!"

Er hatte den Hörer nicht ganz aufgelegt, da war er wieder zu Nika gegangen, die zitternd am Boden saß und Tränen in den Augen hatte. Sehr zaghaft und vorsichtig legte er ihr einen Arm um die Schulter und versuchte sie zu wärmen.

"M-mir...mir ist so kalt..."

"Ruhig, alles wird gut. Ich bin da. Josuke ist unterwegs, er wird dir helfen."

Doch da griff Nika Rohan voller Angst ans Shirt und blickte ihm tief in die Augen.

"Rohan! Bitte...lass mich nicht allein! Bitte...verlass mich nicht! Ich habe...solche Angst!"

In dem Moment wurde Nika klar, dass es nicht der Tod war, vor dem sie sich fürchtete. Es war die Angst zu wissen, wen sie zurücklassen würde wenn sie nicht mehr da war. Sie wollte leben und doch fehlte ihr in jenem Moment jegliche Kraft. In ihren Augen schwand das Licht, was eben noch geleuchtet hat, doch Rohan hielt sie, wog sie im Arm und ließ sie nicht los mit Josuke eintraf. In jenem Moment erinnerte er sich an jenen Abend als Nanase verzweifelt und mit Tränen in den Augen in seinem Arm lag und ein Schmerz, der ihn an vergangene Zeiten erinnerte und von dem er hoffte, diesen nie wieder spüren zu müssen, durchfuhr Rohan.

"Nein...ich lasse dich niemals alleine. Es gibt nichts wovor du dich fürchten musst. Ich beschütze dich vor jeder Angst. Vor...jeder Angst."

~Endless Void~

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

~A Helping Hand~

"OH GOTT, HERR KISHIBE! IHR HAUS STEHT IN FLAMMEN!"

Als Nika diese Worte hörte, gingen bei ihr die Alarmglocken an. Der Tag hätte eigentlich so schön und vor allem unterhaltsam verlaufen können als Josuke gegen Nachmittag vorbeikam und Rohan anflehte, eine Runde Cee-Lo mit ihm zu spielen, da Schüler in seinem Alter nicht genug Geld hätten und die beiden am Ende um eine Menge Geld spielten. Nachdem Rohan auch Nika die Regeln erklärte, hatte diese sich zwischen die beiden jungen Männer gesetzt, eine Tasse Grüntee in ihrer Hand ruhend und beobachtete sie haargenau. Es wunderte sie gar nicht, dass Rohan während des Spiels immer skeptischer wurde, denn wenn die Schwarzhaarige es richtig einschätzte, so schien Josuke immer auf der Gewinnerseite zu sein. Kein Wunder, dass Rohan irgendwann vermutete, dass Josuke betrügen würde. Als der Mangazeichner sich kurz abwandt, um die Würfel zu untersuchen, die Josuke vorsorglich vorher mit denen Rohan's ausgetauscht hatte, beugte sie sich mit zusammengekniffenen Augen zu ihm herüber.

"Was spielst du hier? Ich merke ebenfalls, dass hier was nicht stimmt."

"Lass mich nur machen, Nika. Das klappt schon."

"Wie, das klappt schon? Mogelst du etwa?"

Das breite Grinsen auf seinen Lippen verriet seine Absichten doch Nika lehnte sich ebenfalls mit einem Grinsen zurück.

"Du Schuft."

"Du scheinst die letzten Tage sehr glücklich zu sein, Nika."

"Das bin ich auch."

"Ist etwas passiert?"

"Also...eigentlich schon. Etwas schönes."

"Darf ich fragen, was?"

Doch da tauchte Rohan wieder auf und ließ die Würfel in die kleine Schüssel fallen.

"Und, Rohan-Sensei?"

"Nun, ich habe nichts merkwürdiges gefunden. Dennoch, ich werde das Gefühl nicht los, dass mich diese Würfel irgendwie beobachten..."

Josuke warf Nika einen flüchtigen Blick zu. Er hätte es ihr ja gerne anvertraut, dass die Würfel eigentlich ein Alien aus einer anderen Welt waren...dann dachte er sich aber, dass sie ihn sicher nur auslachen würde und beließ es dabei.

Während sie weiterspielten bemerkten beide Männer, dass Nika ab und an schwer atmete und sie waren sich einig.. Sie hinterfragten nicht weil sie Nika nicht dauernd mit dem Thema konfrontieren wollten aber es war deutlich zu sehen, dass es ihr von Tag zu Tag schlechter ging und es war nicht zu übersehen, dass ihr unter der Beanie bereits ein paar Haarbüschel ausgefallen sind. Auch wenn sie es nicht zeigte, der Krebs machte ihr zu schaffen.

Schließlich war Rohan kurz davor Josuke auffliegen zu lassen. Um Josuke's Betrug auffliegen zu lassen holte sich der Mangazeichner schließlich Hilfe von einem weiteren Standuser, dessen Fähigkeit es war Lügen im Herzen sowie Betrug auffliegen zu lassen, doch bevor es überhaupt so weit kommen konnte, hatte die Reflexion der Sonne in der Lupe, die Rohan zur besseren Begutachtung der Würfel benutzt hatte, ein Feuer in seinem Wohnzimmer ausgelöst. Nachdem Nika allgemein schon geschockt genug durch die Aktion gewesen war, dass Rohan sich den eigenen kleinen Finger abhackte, nachdem er Josuke's Betrug nicht ausfindig machen konnte, war der Brand im Anschluss die Spitze des Eisberges. Sie registrierte beinahe zu spät, dass ihr Hab und Gut noch im Wohnzimmer stand und machte einen Satz nach vorne bevor sie in den Flammen verschwand.

"MEINE SACHEN SIND NOCH DA DRIN!"

Gott sei Dank kam sie unversehrt und mit Rucksack und Koffer wieder aus dem brennenden Haus, doch da bemerkte sie, dass sich Josuke bereits heimlich aus dem Staub gemacht hatte, nachdem er es sich aber nicht nehmen ließ Rohan's Finger noch zu heilen. Nun standen sie da, umgeben von Feuerwehr und konnten nur fassungslos zusehen, wie die Flammen sich langsam vom Wohnzimmer aus in die obere Etage züngelten.

"Das ist ja echt super gelaufen, Rohan."

"Konnte man das absehen?"

"Sicher nicht. Aber wo sollen wir jetzt hin?"

"Ich weiß es nicht aber eins weiß ich sicher! Das letzte Wort mit Josuke ist noch nicht gesprochen! Dieser Mistkerl macht sich einfach feige aus dem Staub und ich kann jetzt zusehen, was mit meinem Haus geschieht!"

Ein wenig musste Nika grinsen, verkniff es sich dann aber direkt wieder.

"Soll ich für's erste wieder ins Hotel zurückgehen?"

"Kommt nicht in Frage! Josuke hat diesen Mist verbockt! Entweder du kommst bei ihm unter oder..."

"Ja?"

"Wir finden schon was. Wenn...das Schlafzimmer es überlebt hat, kannst du gerne bei mir mit im Bett schlafen."

"Danke, Rohan."

"Du siehst ziemlich fertig aus. Ich mache mir große Sorgen um dich, Nika. Ich will nicht, dass du in ein Hotel gehst. Ich will auch eigentlich nicht, dass du zu Josuke gehst! Aber..."

"Ich komme zurecht, Rohan."

"Aber du hast Schmerzen, oder?"

Nika sagte kein Wort. Stattdessen glitt ihr Blick auf das brennende Haus.

"Ich helfe dir gerne beim Wiederaufbau. Mir ist egal, wie lange es dauert und wie schmerzhaft es für mich wird. Ich möchte einfach nur bei dir bleiben."

Dabei konnte Rohan nicht übersehen, dass die junge Frau Tränen in den Augen hatte.

"Deine Worte...freuen mich sehr."

Nur zögerlich berührte der Mangazeichner mit seinem kleinen sowie dem Ringfinger die Hand der jungen Frau. Wenngleich es eine kurze Geste war, sie gab Nika Wärme und das Gefühl von Sicherheit.
 

*~*
 

"WAS HAST DU DIR BITTE DABEI GEDACHT?"

"Ruhig, du musst doch nicht so brüllen!"

"DOCH, MUSS ICH! MACHST DICH EINFACH AUS DEM STAUB ALS OB NICHTS GEWESEN WÄRE! DU HÄTTEST HELFEN KÖNNEN DAS FEUER ZU LÖSCHEN!"

Nika entging nicht, wie peinlich berührt Josuke bei der Feststellung war. Eigentlich hatte er sie am Folgetag aufgesucht weil er ihr etwas wichtiges mitteilen wollte aber sie war so aufgebracht, dass sie gar nicht mit sich reden ließ. Ihr entging sogar beinahe, dass Okuyasu neben Josuke im Türrahmen stand.

"Hör zu, Nika, ich weiß, du bist sauer und es tut mir auch leid. Das Haus...ist wirklich in keinem guten Zustand."

Dabei wanderten seine Augen durch den Vorraum, der an der Haustüre angrenzte.

"Das ist es definitiv nicht! Rohan und ich haben es seit gestern iwie geschafft einige Wertgegenstände zu retten nachdem die Feuerwehr das Feuer gelöscht hatte! Trotzdem, es ist lebensgefährlich in der oberen Etage herumzulaufen! Der Boden ist eingestürzt, das Wohnzimmer liegt in Schutt und Asche und ich weiß nicht, wo Rohan ist! Er wollte Nachforschungen anstellen hinsichtlich eines mysteriösen Tunnels, ist aber bislang nicht zurückgekommen und ich mache mir Sorgen!"

"Wenn du aufhören würdest dich aufzuregen und mir einfach zuhören würdest, dann könnte ich es dir auch erklären!"

"Weißt du etwa, wo er ist?"

"Das versuche ich dir doch die ganze Zeit zu sagen, Nika! Bitte beruhige dich! Du bist ganz blass im Gesicht!"

"Weil ich mir Sorgen mache! Wo ist Rohan, Josuke? Wo ist er?"

Josuke war sich bewusst, dass die Wahrheit Nika nicht gut tat, trotzdem verheimlichte er ihr diese nicht. Kreidebleich und schwer atmend lehnte sie sich gegen die Hauswand neben der Haustür und Okuyasu bemerkte, wie es ihr zunehmend schlechter ging.

"Dieser Stand...Highway Star...was wird er Rohan antun?"

"Er ernährt sich von seinen Nährstoffen. Wenn ich mich nicht beeile, wird Rohan sterben! Ich muss den User finden bevor es zu spät ist! Eigentlich rede ich auch schon viel zu lange mit dir, Rohan hat mir einen Vorsprung mit Heaven's Door verschafft, sonst hätte mich der Stand auch drangekriegt! Ich konnte ihn eine Weile in ein leeres Auto sperren, deswegen habe ich nicht viel Zeit. Ich muss einen Abstand von 60 Kilometer pro Stunde von ihm entfernt sein, ansonsten bin ich in seiner Reichweite."

"Ich will dir helfen! Bitte, lass mich dir helfen, Josuke!"

"Nein, Nika. Das schaffst du nicht!"

"Doch, ich...ich..."

In jenem Moment fiel sie Okuyasu regelrecht in den Arm, der sie gerade so festhalten konnte.

"Oi, Nika. Ganz ruhig. Josuke, ihr geht es ziemlich schlecht."

"Nika, ich weiß, dass du dir Sorgen um Rohan machst aber in deinem Zustand würdest du dich eher in Gefahr bringen. Ich verspreche dir, ich werde Rohan retten!"

"Bitte...Josuke...bitte rette ihn! Rohan...er...bedeutet mir alles!"

Und als er ihre Tränen sah, wusste Josuke Bescheid. Auch wenn er einerseits einen Stich im Herzen fühlte war er dennoch erleichtert und irgendwie glücklich, denn wie es schien hatte sich die junge Frau doch noch verliebt entgegen all ihren Worten.

"Ich bringe ihn dir zurück aber du solltest so lange nicht alleine sein."

"Josuke, wenn ich einwerfen dürfte...ich weiß, mein Haus ist nicht das Schönste aber...Nika könnte doch eine Weile bei mir unterkommen! Ich passe auf sie auf."

"Das wäre super, Okuyasu! Ich muss weiter!"

"Bitte, kommt beide wieder gesund zurück, hast du versanden, Josuke?"

"Das werden wir, Nika!"

Und damit rauschte Josuke auf Rohan's rotem Motorrad der Sonne entgegen.
 

*~*
 

Das Haus von Okuyasu war durchaus ein Wrack wie Nika feststellen musste aber in der momentanen Situation war es wohl ihr einziger Zufluchtsort.

"Wahnsinn, das ist ja noch überholungsbedürftiger als Rohan's Haus!"

"Nun ja, wir hatten leider nie die Gelegenheit es besser zu machen aber ich hoffe trotzdem, dass ich es dir angenehm wie möglich bereiten kann."

"Tut mir leid, ich wollte nicht fies sein, Okuyasu. An sich ist es wirklich ein schönes Haus. Man könnte sehr viel hier rausholen!"

"Ach, das hast du gar nicht, Nika! Ich verstehe dich schon. Mein Bruder, mein Vater und ich haben eine Ewigkeit in diesem verlassenen Haus gelebt. Ich habe mich daran gewöhnt."

"Fühlst du dich denn wohl damit?"

"Wie gesagt, man gewöhnt sich an alles."

"Hmmm...ich könnte dir helfen das Haus auf Vordermann zu bringen!"

"Was? Wieso solltest du das tun?"

"Naja, du bist ein netter Kerl und ich denke, wir werden jetzt etwas Zeit haben. Außerdem kann ich sehr gut Sachen reparieren!"

"Nika, du bist selbst sehr erschöpft. Vielleicht solltest du dich erst einmal ausruhen. Du...du musst das nicht wirklich tun."

"Komm, lass mich dir helfen. Ich mache das gerne! Außerdem...hilft es mir sicher mich ein wenig abzulenken."

"Von Rohan-Sensei?"

"Von den Schmerzen."

Okuyasu verstand. Nach einer Weile konnte Nika nur ein stummes Nicken von ihm aus erkennen.

"Nun gut, wir haben sicher noch irgendwo Werkzeuge rumfliegen. Aber bitte erschreck dich nicht wenn wir auf die obere Etage gehen."

"Wieso das denn?"

"Wegen dem Wesen, was dort sitzt. Dieses Wesen...ist mein Vater."
 

*~*
 

Tatsächlich reagierte die junge Frau ganz anders als Okuyasu dachte als sie seinen Vater zu Gesicht bekam. Manch einer wäre wohl angewidert gewesen, doch nachdem Nika Okuyasu's Geschichte gelauscht hatte empfand sie eher Mitleid und behandelte dieses Wesen wie einen normalen Menschen. Kurz darauf fand Okuyasu dann auch schließlich Werkzeug und sie machten sich ans Werk. Wie Nika bereits gesagt hatte war einiges an dem Haus überholungs- sowie renovierungsbedürftig. Es war ein Wunder, dass sie mit Hammer und ein paar Nägeln doch schon so weit kamen. Mit The Void hielt Nika das Dach zusammen während Okuyasu Holzlatten festnagelte, damit es nicht hereinregnete. Des Weiteren putzte Nika die Fenster und putzte Staub sowie die Böden feucht ab. Am Ende des Tages schauten die beiden erschöpft auf ihr Werk.

"Wahnsinn! Ich hätte nicht gedacht, dass man so viel aus dieser alten Lady noch rausholen könnte! Sie strahlt richtig!"

"Ja, es fehlen zwar ein paar Möbel, nichtsdestotrotz sieht es doch direkt viel schöner und vor allem bewohnbar aus."

"Danke, Nika."

"Du musst dich nicht bedanken. Das habe ich gerne getan."

"Aber ich nehme das nicht als selbstverständlich. Ich...ich kann verstehen, warum Josuke...sich in dich verliebt hat."

Bei den Worten fuhr Nika hart zusammen.

"Hat er...hat er das etwa gesagt?"

"Er hat es einmal erwähnt und dann nie wieder. Vielleicht weil er versucht hat über dich hinwegzukommen. Ich habe es ja gesehen als du Rohan erwähnt hast. Er weiß jetzt, dass du Rohan-Sensei sehr magst, dennoch...er konnte dich noch nicht aufgeben."

"Ich...ich fühle mich immer schlechter deswegen. Egal, wo ich auftauche, ich mache alles nur schlimmer."

"Nein, das tust du nicht! Du hast mir mit dem Haus geholfen obwohl ich dich nicht darum gebeten habe. Ich glaube, dass du dich vielmehr für andere aufgibst als mal für dich selbst."

"Weil mir die Menschen, die mich umgeben unheimlich wichtig sind. Und sie...eines Tages zurückzulassen wenn ich sterbe...den Gedanken kann ich nicht ertragen."

"Nika...du hast furchtbare Schmerzen, oder?"

Ihr gequälter Blick sagte alles. In ihren Augen spiegelten sich Tränen.

"Ich werde sterben, Okuyasu. Der Krebs...ich spüre, wie er mich jeden Tag mehr auffrisst. Meine Haare sind bereits büschelweise ausgefallen. Aber ich muss den Tatsachen ins Auge sehen. Irgendwann musste es ja soweit sein. Ich hatte nur eigentlich gehofft, dass ich bis dahin noch eine schöne Zeit hier in Morioh verbringen könnte bevor ich..."

Einen Moment lang hielt die junge Frau inne wobei Okuyasu ihr mit einem mitfühlenden Blick aufmerksam zuhörte.

"Ich hätte alles dafür gegeben einen Tag mal wieder frei atmen zu können ohne Schmerzen aber selbst nachdem The Void aufgetaucht war war mir dies nicht vergönnt. Ich bin bereit zu sterben, Okuyasu. Ich...habe mich nur nie damit abfinden können, was für wundervolle Menschen, denen ich in meinem Leben begegnet bin, zurücklassen werde."

Okuyasu versuchte nachzudenken. Diese Frau war so stark, sie konnte doch nicht einfach sterben. Und dann in jenem Moment hatte er eine Idee.

"Nika, du hast mir bei meinem Haus geholfen und dafür danke ich dir sehr. Ich würde mich gerne dafür erkenntlich zeigen. Dürfte ich als Dankeschön zum Essen einladen?"

Auf die Frage hin blickte die junge Frau Okuyasu fragend an.

"Okuyasu, das ist sehr nett aber ich...ich habe noch nicht mal Hunger."

"Ich kenne ein sehr gutes italienisches Restaurant die Straße runter, da würde es dir sicher sehr schmecken!"

"Okuyasu, ich..."

"Bitte, ich bestehe darauf! Lass mich dir mit dieser Geste meine Dankbarkeit ausdrücken."

Einen Moment lang überlegte Nika noch. Dann zuckte sie mit den Schultern und lächelte.

"Warum eigentlich nicht? Ein kleiner Bissen wird sicher nicht schaden. Lass mich nur eben duschen gehen, die Arbeit hat mich ganz schön ins schwitzen gebracht."

Ein erleichtertes Grinsen machte sich auf Okuyasu's Lippen breit und endlich hatte er mal die Gelegenheit jemandem zu helfen, der ihm wichtig geworden ist.

"Glaub mir, du wirst es nicht bereuen!"

~Italian Healing~

Das kleine italienische Restaurant lag ein bisschen weiter die Straße hinunter. Nika beschloss für den Abend mal wieder ihre Lieblingsklamotten anzuziehen, die sich Ewigkeiten nicht mehr getragen hatte. Darunter eine olivgrüne Bomberjacke mit Fellbesatz, die sie einst von ihrem Vater neben der selbstgestrickten olivgrünen Beanie geschenkt bekommen hat und eine gleichfarbige Baggypants mit roten Chucks. Die Beanie hatte sie sich tief auf den Kopf gezogen, denn beim Duschen war ihr aufgefallen, wieviele Haare ihr eigentlich mittlerweile ausgefallen waren.

"Hier ist es."

"Oh, das sieht wirklich sehr einladend und gemütlich aus!"

"Tonio ist der beste Koch, den ich mir vorstellen kann. Ich denke, dass auch dir seine Kochkunst zusagen wird."

"Danke, Okuyasu. Das ist wirklich sehr lieb von dir."

Darauf kratzte sich der junge Mann verlegen am Hinterkopf.

"Nun, du hast mir geholfen und eigentlich hättest du es nicht tun müssen aber du hast es und...ich möchte mich einfach dafür erkenntlich zeigen. Außerdem...denke ich, dass du nach all dem, was die letzten Tage passiert ist eine kleine Auszeit gebrauchen könntest. Ich sehe vielleicht nicht so aus aber mir ist nicht entgangen, dass es dir zunehmend schlechter geht."

Bei seinen Worten musste Nika lächeln.

"Du hast wirklich ein gutes Herz, Okuyasu. Ich kann verstehen, dass du und Josuke so gute Freunde seid."

"Sag sowas nicht, Nika. Ich habe viele schlimme Dinge im Auftrag meines Bruders getan als er noch im Besitz dieses Pfeils war, von dem Jotaro gesprochen hatte. Ich stand immer im Schatten meines Bruders, habe nie eigene Entscheidungen getroffen. Seit seinem Tod...fühle ich mich irgendwie...befreit. Natürlich war ich traurig als er ermordet wurde von einem anderen Standuser...dennoch...er hat es verdient."

"Okuyasu..."

Vorsichtig legte Nika Okuyasu eine Hand auf die Schulter und schenkte ihm ein warmes Lächeln.

"Du hast eine harte Schale aber anscheinend einen sehr weichen Kern. Der Verlust deines Bruders tut mir sehr leid...auch wenn er nicht immer das Richtige getan hat, er war dein Bruder und ich finde deine Einstellung ihm gegenüber sehr bemerkenswert. Nicht viele denken so über Menschen, durch denen ihnen schlechtes wiederfahren ist."

"Das...hast du sehr schön gesagt, Nika. Mein Bruder hat immer auf mich aufgepasst aber...ich weiß, dass ich ihm irgendwie immer ein Klotz am Bein war. Seit ich Josuke kenne habe ich meine Einstellung durchgehend verändert. Ich möchte Gutes tun und ebenfalls helfen, diese Stadt sicherer zu machen."

"Das wirst du, da bin ich mir ganz sicher. Josuke kann sich sehr glücklich schätzen so einen lieben und treuen Freund zu haben."

"Ich verdanke Josuke sehr viel! Ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich jetzt wäre."

"Mir scheint es, dass Josuke eine hiesige Last auf seinen Schultern trägt, indem er sich als Wächter dieser Stadt berufen hat. Deswegen ist es gut zu wissen, dass er einen Freund wie dich an seiner Seite weiß."

"Oi, hör auf sonst kommen mir noch die Tränen! Wollen wir langsam reingehen?"

"Sehr gerne. Okuyasu?"

"Hm?"

"Danke nochmal."

Es war nicht zu übersehen, wie der junge Mann rot wurde.

"Nicht dafür, das ist doch selbstverständlich! Außerdem...bist du ein ziemlich heißer Feger! Es wundert mich sowieso, dass sowohl Josuke als auch Rohan noch nicht auf den Gedanken gekommen sind dich auf ein Essen einzuladen!"

"Ich weiß, was du meinst. Aber es ist schon in Ordnung, das ist mir nicht so wichtig. Die beiden...ihr alle habt schon zu viel für mich getan. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich mich dafür jemals erkenntlich zeigen soll."

"Erst mal solltest du endlich was essen! Komm schon, du siehst so aus, als ob du was Gutes zwischen die Kiefer gebrauchen könntest!"

Mit einem geschlagenen Seufzer aber einem Lächeln auf den Lippen folgte Nika Okuyasu, der ihr liebevoll einen Arm auf die Schulter gelegt hatte. Vielleicht würde ein kleiner Happen ihr tatsächlich gut tun, so langsam kam doch der Hunger mit der aufmunternden Unterhaltung zurück.
 

*~*
 

Im Inneren des Restaurants brannten gemächlich Kerzen auf den Tischen und Nika erkannte direkt, dass dieses nette Etablissement einen angenehmen und ruhigen Flair hatte. Die ruhige Atmosphere passte perfekt zu ihrer Stimmung und so nahm sie mit Okuyasu an einem der Tische Platz, wobei die Auswahl riesig war denn außer den beiden waren sonst keine Gäste zu sehen.

"Und wie ist dein erster Eindruck?"

"Es ist wirklich sehr schön aber findest du nicht auch, dass dieses Restaurant zu wenig Gäste hat? Anscheinend sind wir die einzigen Gäste zurzeit."

"Keine Sorge, das hat nichts zu bedeuten."

"Du bist dir ja sehr sicher?!"

"Vertrau mir."

Etwas irritiert blickte Nika den jungen Mann an bevor sich jemand zu ihnen gesellte und mit einem starken, italienischen Akzent zu ihnen sprach.

"Bon Giorno, Signora und Signore! Es freut mich, Sie in meinem Restaurant begrüßen zu dürfen! Mein Name ist Tonio Trussardi, ich bin der Chefkoch dieses italienischen Restaurants. Okuyasu, da hast du aber eine wirklich hübsche Gesellschaft für den heutigen Abend gewählt! Darf ich die Signora nach ihrem Namen fragen?"

Etwas überrascht schaute Nika zu dem gutaussehenden Mann namens Tonio hoch, der sie direkt mit strahlenden blauen Augen und einem Lächeln begrüßte.

"Sehr gerne, mein Name ist Trinidad aber Sie können mich Nika nennen! So nennen mich eigentlich alle hier. Es freut mich sehr Sie kennenzulernen!"

"Signora, das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite!"

"Tonio, ich denke, die junge Dame braucht für den heutigen Abend etwas richtig Gutes!"

"Ich denke, damit kann ich dienen. Doch...wenn Sie es mir erlauben dürfte ich einmal einen Blick auf die Hände der hübschen Signora werfen?"

Es wunderte Okuyasu nicht, dass Nika irritiert in seine Richtung schaute doch er nickte mit einem vertrauenswürdigen Lächeln und so streckte Nika dem freundlichen Herren ihre Hände entgegen. Einen Moment lang betrachtete er sie, dann bemerkte sie den durchaus geschockten sowie besorgten Blick.

"Signora, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf...mittlerweile haben schon viele Gäste mein Restaurant besucht aber Sie sind wirklich besonders!"

"Eh...wieso? Was macht mich denn so besonders? Was sagen Ihnen meine Hände?"

"Sie haben die letzten Nächte unter großen Schmerzen gelitten und haben kaum geschlafen. Ihre Haut hat ihren natürlichen Ton verloren und Ihre Haare..."

"Wa-was ist mit meinen Haaren?"

"Signora, verzeihen Sie meine Direktheit aber...leiden Sie an einer schweren Krankheit?"

"Woher..."

"Hände sind die Spiegel unseres Körpers. Durch sie kann ich genau erkennen, was einem Menschen fehlt."

Okuyasu bemerkte, wie Nika sich etwas nervös zurücklehnte und in seine Richtung blickte.

"Hab keine Angst."

"Das sagst du so einfach. Was geht hier vor?"

"Bitte Signora, ich wollte Ihnen wirklich keine Angst machen! Ich denke, Sie könnten auf jeden Fall eine gute Vorspeise gebrauchen und im Anschluss einen mundigen Hauptgang!"

"Verstehe ich das richtig, dass es keine Karte gibt?"

"Si, Signora! Aber seien Sie unbesorgt, ich bereite meinen Gästen immer das zu, was sie gerade brauchen. Hätten Sie gerne ein Glas Wasser?"

"Ehrlich gesagt ist mir persönlich gerade nach einer Tasse guten Kaffee."

"Oh capito! Und was hättest du gerne, Okuyasu?"

"Ein Glas Wasser bitte!"

Damit verbeugte sich der Koch und verschwand in der Küche. Fragend blickte Nika zu Okuyasu.

"Ich verstehe deinen skeptischen Blick. So habe ich auch reagiert als ich das erste Mal hier mit Josuke nach der Schule essen war. Aber glaube mir, Tonio versteht sein Gebiet! Er ist ein fabelhafter Koch!"

"Wenn du das sagst. Ich möchte dir gerne vertrauen."

Während sie auf den ersten Gang warteten überlegte Nika, ob dieser freundliche Koch vielleicht ein Standuser hätte sein können. Durch die Hände die Gebrechlichkeiten eines Menschen zu lesen war nicht so leicht. Sie hatte aber nicht die Kraft sich großartig mit diesem Gedanken auseinander zu setzen, denn sie spürte, wie eine sie übermannende Müdigkeit überkam und sie für einen Moment die Augen schloß.

"Nika? Hey, Nika! Alles in Ordnung?"

"Ich...bin nur so furchtbar müde. Ich wünschte, ich würde einfach einschlafen und nicht mehr aufwachen."

Sie verschränkte die Arme von sich auf dem Tisch und legte den Kopf hinein während sie auf das Essen warteten.

"Ich hoffe, Rohan geht es gut...und Josuke. Hoffentlich...sind sie in Sicherheit."

"Ihnen geht es gut, da bin ich mir sicher."

Besorgt blickte Okuyasu auf die junge Frau und er war sich sicher, dass sie ihre Kräfte beinahe verlassen wollten. Er hatte Sorge, dass sein Vorhaben nicht rechtzeitig klappen würde und dass Nika tatsächlich einschlafen und nie wieder aufwachen würde. Das könnte und wollte er nicht verantworten, vor allem nicht, nachdem diese Frau den Morioh Jungs so ans Herz gewachsen war. Doch schon kurze Zeit später kam Tonio um die Ecke und brachte zwei köstlich aussehende Teller, auf dem sich einmal Tomate Mozarella an Balsamico Dressing befand und auf dem anderen ein außergewöhnliches Fischgericht verzierrt mit Muscheln.

"Verzeihen Sie, dass ich Sie warten lassen habe. Hier sind Ihre Speisen, ich habe sie gut gewählt für die junge Signora!"

Nika bemerkte kaum, wie Okuyasu sich zu Tonio rüberlehnte.

"Tonio, wird es helfen?"

"Meine Kochkünste haben mich nie im Stich gelassen. Eigentlich serviere ich ungerne den ersten Gang mit dem Hauptgericht zusammen aber...es steht wirklich schlecht um sie."

"Du bist vielleicht ihre einzige Rettung. Selbst Josuke konnte sie nicht heilen."

"Oh capito! Dann lassen wir das Essen den Rest erledigen."

Ein Lächeln legte sich auf Okuyasu's Lippen, dabei bemerkten sowohl er als auch Tonio wie Nika sich langsam aufrecht hingesetzt hatte und vorsichtig die Gabel in die Hand nahm.

"Entschuldigen Sie bitte mein Verhalten, ich...ich bin sehr müde und fühle mich besonders gut."

"Signora, ich denke, dass ich der Letzte bin, der Sie deswegen verurteilen würde, vor allem weil man Ihnen durchaus ansieht, dass es Ihnen schlecht geht. Ich hoffe, dass ich Ihnen mit meinem Essen eine Freude machen und Ihnen Ihr Lächeln wieder zurück auf Ihr Gesicht zaubern kann. Ich wünsche guten Appetit! Der Kaffee und das Wasser kommen sofort."

Damit verschwand Tonio erneut in der Küche und ließ Nika und Okuyasu zurück. Etwas verwirrt schaute die junge Frau auf die leckeren Köstlichkeiten vor sich und selbst Okuyasu merkte, wie ihr beim Anblick der Speisen doch wieder etwas besser zumute wurde.

"Das sieht wirklich gut aus. Tomate Mozarella...das hat Billy zum Frühstück oder an warmen Sommertagen oft vorbereitet."

"Oi, Mozazza ist verdammt lecker, vor allem zusammen mit der Tomate!"

"Mozazza?"

"Ich vergesse immer wieder, wie man das Wort ausspricht. Wir Japaner haben es nicht so mit europäischen Wörtern!"

Dabei musste Nika lächeln.

"Nun denn..."

Zögerlich führte Nika die Gabel zum Mund und nahm einen Bissen. Es dauerte nicht lange, da riss sie die Augen auf und merkte, wie ihre Wangen warm wurden.

"Das...das ist...köstlich!"

"Sag ich doch!"

"Das ist...besser als alles, was ich bisher gegessen habe! Sehr erfrischend!"

Erleichtert beobachtete Okuyasu, wie Nika den Teller mit Tomate Mozarella leerte und sich anschließend dem Fisch mit den Muscheln zuwandt. Es erfreute ihn sehr, dass sie doch noch Gefallen an Tonio's Kochkunst gefunden hatte und hoffte, dass sein Plan aufgehen würde.

Nach einer Weile ließ Nika sich satt und zufrieden in den Stuhl zurückfallen, auf ihren Lippen ein Lächeln.

"Das war außergewöhnlich gut! Einfach großartig!"

"Es freut mich, dass es dir geschmeckt hat. Ich denke, es wird auch Tonio sehr freuen."

Kurz darauf tauchte auch Tonio auf und brachte Nika sowie Okuyasu den Kaffee und das Wasser und stellte mit Freunden feste, dass Nika die Teller tatsächlich geleert hatte.

"Oh Signora, hat es Ihnen geschmeckt?"

"Durchaus, Tonio, es war ausgezeichnet!"

"Das freut mich sehr! Vielleicht...sollten Sie sich die nächsten Minuten etwas ruhig halten."

"Hm? Was...was meinen Sie?"

"Gönnen Sie sich ein paar Minuten Ruhe. Ich werde sodann den Nachtisch vorbereiten."

Endgültig verwirrt ließ Tonio Nika zurück, welche ein weiteres Mal ihren Gegenüber anstarrte.

"Okay, hier geht doch irgendetwas vor! Okuyasu, war was in dem Essen?"

"Nika...ich mag zwar nicht der Intelligenteste der Truppe sein aber selbst ich habe gemerkt, wie du dich quälst. Du hilfst uns obwohl du unter schlimmen Schmerzen leidest und bewahrst dir immer deine Stärke obwohl du so leidest. Ich respektiere dich und achte dich dafür, deswegen...hatte ich gehofft, dir hiermit vielleicht einen Wunsch zu erfüllen. Den Wunsch ohne Schmerzen zu leben. Wäre es nicht schön wenn du endlich wieder schmerzfrei wärst und das Leben genießen könntest?"

"Wie...wie meinst du das? Was geht hier...ah...AAAAAAAAAHHH!"

Der Schmerzensschub, der jäh unter ihrer Brust ausbrach erschütterte Nika so sehr, dass sie beinahe die Tasse Kaffee aus der Hand fallen ließ, die sie soeben zum Mund führen wollte, doch nun krampfte sich jeglicher Teil ihres Körpers zusammen und sie konnte nichts anderes tun als panisch nach Luft zu ringen. Ein weiterer schmerzerfüllter Schrei drang aus ihrem Mund und Tränen schoßen ihr in die Augen. Zitternd krallte sie sich in die Tischkante, auf ihrer Stirn sammelten sich Schweißperlen und ihre Brust drohte ihr regelrecht aufzubrechen.

"WA-WAS PASSIERT MIT MIR? HILFE! HILFE!"

Als sie ihr Gesicht in der Spiegelung des Untertellers auf ihrem Tisch sah, griff sie sich reflexartig an den Kopf bevor sie mit Schrecken feststellte, wie ihr ihre kompletten Haare büschelweise ausfielen.

"MEINE HAARE! OH GOTT, MEINE HAARE! WAS PASSIERT MIT MEINEM KÖRPER?"

Sie sah nur wie die schwarzen langen Strähnen auf den Boden fielen, daraufhin wagte sie sich nicht mehr in die Spiegelung zu schauen. Der Schmerz in ihrer Brust wurde unerträglich, sie setzte sich wieder auf den Stuhl und krampfte sich angsterfüllt zusammen. In ihren Ohren dröhnte es, irgendetwas arbeitete in ihrer Brust und löste einen solchen Schmerzensschauer aus, dass sie kaum atmen konnte.
 

"Oh Gott, was passiert nur mit mir? Ich habe solche Angst? War es das jetzt? Muss ich jetzt...sterben? Ich kriege keine Luft! Oh bitte, es soll aufhören! Ich...will nicht sterben!"
 

Ein weiterer schmerzerfüllter Schrei drang aus ihrer nahezu trockenen Kehle. Mittlerweile hatte sich Tonio zu Okuyasu gestellt und die beiden konnten nur zusehen, wie Nika ihre Wandlung vollzog. Mehr besorgt schaute Okuyasu zu Tonio hoch.

"Sie hat furchtbare Schmerzen, Tonio! War es das Richtige?"

Doch der Koch lächelte und deutete auf Nika's Kopf, wo sich langsam einige Haarsträhnen ihren Weg durch ihre Kopfhaut bahnten.

"Nur Geduld. Sieh nur, ihre Haare!"

Natürlich war sich Okuyasu bewusst, was gerade mit Nika passierte, da er so etwas auch schon durchgemacht hatte. Viel erstaunlicher war es allerdings als die beiden Männer bemerkten, dass ihre Haarpracht blutrot statt schwarz nachwuchs. Zeit verging und das letzte krampfartige Stöhnen Nika's verhallte. Sie hatte das Gesicht auf ihren Armen ruhen und atmete schwer. Als sie sich wenige Minuten später immer noch nicht regte, tippte Okuyasu sie sachte wenn auch besorgt an.

"Nika? Ist...ist alles in Ordnung?"

Doch dann hob sie langsam den Kopf und als sie die beiden Männer anschaute, konnten diese ihren Augen kaum glauben.

"Okuyasu...was ist geschehen? Ich...ich musste es erst einmal verarbeiten aber...wieso...habe ich keine Schmerzen mehr?"

Doch dem hatte es die Sprache verschlagen bei der Ausstrahlung, die Nika von sich gab.

"Wow...Nika...du bist...wunderschön!"

"Va Bene! Ich habe zwar schon viele Wandlungen miterlebt seit ich damals das Restaurant hier eröffnet habe aber diese der Signora ist wirklich etwas ganz besonderes!"

"Wovon sprecht ihr? Was ist geschehen?"

"Signora, dürfte ich Sie bitten einmal in die Spiegelung des Tellers zu sehen?"

Und als Nika tat wie ihr geheißen konnte sie nur noch fassungslos ihr eigenes Spiegelbild anstarren. Ihre Lippen bebten als sie ungläubig mit einer Hand ihre Wange berührte.

"Meine Haare...sie sind nachgewachsen!"

"Und was eine Haarpracht. Aber...warum sind sie rot, Tonio?"

"Nun, vielleicht...weil diese Farbe ihr wahres Ich wiederspiegelte. Wie fühlen Sie sich, Signora?"

"Ich...ich weiß es nicht. Tonio...was ist geschehen?"

"Du wurdest geheilt durch meinen Stand Pearl Jam. Seine Fähigkeit erlaubt es mir Menschen durch die Zubereitung meiner Speisen von Krankheiten aber auch anderen Beschwerden wie Müdigkeit, Muskelverspannungen oder Kopf- und Zahnschmerzen sowie Hautkrankheiten zu heilen. Okuyasu hatte mir vor einigen Tagen bereits mitgeteilt, dass eine hübsche Signora der Suche nach dem berüchtigten Mörder Kira beiwohnt aber unter schlimmen Schmerzen leidet ausgelöst durch eine schwere Krankheit. Es freut mich jedenfalls zu sehen, dass diese schlimme Last dir von den Schultern genommen wurde. Deine Haare sind nachgewachsen, obwohl es mich selbst überrascht dass sie blutrot sind. Deine Haut hat wieder eine natürliche Farbe und das Krebsgeschwür...nun, es sollte verschwunden sein. Hast du noch Schmerzen?"

Doch Nika konnte nicht antworten. Abrupt erhob sie sich und rannte zum nächstgelegenen Spiegel, in dem sie sich selbst betrachtete.

"Oh...mein Gott! Ich...ich...Okuyasu...also hast du...das alles geplant...für mich?"

"In gewisser Weise schon. Ich denke, dass die Jungs und ich uns alle einig sind dass du ein wahrhaft besonderer Mensch bist mit außergewöhnlichen Fähigkeiten aber einem wundervollen Wesen. Alleine schon wegen Josuke und Rohan aber auch wegen deiner Familie in New York und weil du mir so selbstlos geholfen hast...wollte ich dir helfen."

Eine Weile lang betrachtete sie sich noch im Spiegel, im nächsten Moment flossen die Tränen unaufhaltsam über ihre Wangen und ohne jegliche Worte fiel sie Okuyasu dankbar um den Hals. Sie musste nichts sagen, denn Okuyasu wusste, was sie mit dieser Geste ausdrücken wollte und lächelte in Tonio's Richtung. Sie war geheilt und hatte eine zweite Chance auf ein glückliches Leben erhalten. Dann fiel sie allerdings auch Tonio in den Arm, der die Umarmung erfreut erwiderte.

"DANKE! ICH DANKE EUCH BEIDEN! DAS...DAS..."

"Ich verstehe Sie auch ohne Worte. Grazie, Signora! Ich bin sehr erleichtert und es erfüllt mein Herz mit Freude, Sie lächeln zu sehen."

"Bitte lass doch dir Förmlichkeiten, Tonio! Nenn mich einfach Nika! Gott, ich...kann euch gar nicht sagen, wie erleichtert ich bin!"

"Oi, wie fühlst du dich denn, Nika?

"Wie...wie ein neuer Mensch, der eine zweite Chance erhalten hat. Das erste Mal seit langem in meinem Leben habe ich das Gefühl...endlich wieder frei atmen zu können."

"Das freut mich, Signora! Die Genesung ihres Brustkrebs gibt mir Hoffnung einen wichtigen Menschen eines Tages ebenfalls von dieser schlimmen Krankheit zu befreien."

"Tonio...das wirst du, ganz sicher! Du und Okuyasu...ihr habt mir das größte Geschenk auf Erden gemacht und mir meine Gesundheit...mein Leben zurückgegeben! Wie kann ich euch jemals dafür danken?"

"Dein Lächeln und deine Freude zu sehen ist das größte Geschenk, Signora. Aber wenn du deine Dankbarkeit zeigen möchtest...dann hilf uns den Mörder aufzuspüren, der hier sein Unwesen treibt."

"Glaub mir, Tonio...das werde ich und jetzt sogar noch mehr! Ich fühle mich wie neu geboren! Ich werde...wir alle zusammen werden Kira aufhalten!"

"Danke...Signora Nika."

Dann wandte sich Nika nochmal Okuyasu zu, die Freude, die sie mit ihren Tränen ausdrückte, war nicht zu übersehen.

"Okuyasu...vielen Dank. Ich danke dir von ganzem Herzen."

"Oi, hör schon auf! Ich hätte die langen Gesichter von Josuke und Rohan nicht ertragen wenn du irgendwann...naja, reden wir nicht weiter darüber. Ich bin froh, dass ich helfen konnte."

"Du bist...ein wundervoller und herzensguter Mensch. Ich hoffe, du weißt das, Okuyasu."

"Danke, das kriege ich nicht oft zu hören...eh..oi oi oi, Nika!"

Da fiel die junge Frau Okuyasu erschöpft in die Arme.

"Keine Sorge, Okuyasu. Das ist nur die Erschöpfung von allem, was gerade passiert ist. Halt sie besser gut feste wenn ihr nach Hause geht."

"Danke, Tonio. Es tut gut zu wissen das Richtige getan zu haben."

"Durchaus und sie hat noch nicht mal einen Schluck von meinem Wasser gebraucht! Ich denke, der Glanz in ihren hat von ganz allein seinen Weg zu ihr zurückgefunden."

"Auf jeden Fall! Nun, schade um den guten Kaffee. Aber mein Wasser trinke ich noch aus bevor wir gehen. Wieviel kriegst du für das Essen und die Getränke?"

"Das habt ihr mir schon gegeben. Eure Dankbarkeit und Ihre Genesung."

"Danke, Tonio. Aber wenigstens die Getränke!"

"Oh capito, Okuyasu!"

Und so verließ Okuyasu das Restaurant mit einer glücklichen wenn auch erschöpften Nika im Arm.
 

*~*
 

"Verdammt, wo könnten sie nur sein?"

"Ich hätte sie euch niemals überlassen dürfen, Josuke!"

"Hey, du bist jetzt mal still, Rohan-Sensei! Denk mal darüber nach, wer dir eben das Leben gerettet hat! Außerdem habe ich Okuyasu gebeten auf sie aufzupassen während ich auf der Suche nach dem User von Highway Star war! Ich vertraue Okuyasu, er würde nicht zulassen, dass Nika zu Schaden kommt!"

"Ich schwöre dir, wenn ihr was passiert ist, dann..."

Doch mitten auf der Straße wo das Haus von Okuyasu lag, zu dem sich Josuke und Rohan gerade begeben wollten tauchte dieser mit einer müden Nika auf dem Arm auf und begrüßte die beiden fassungslosen Männer mit einem breiten Grinsen.

"Oi, ihr zwei seid euch aber wirklich nur am streiten, oder? Ihr solltet euch lieber freuen!"

"Okuyasu, Gott sei Dank! Wo seid ihr gewesen? Und...oh...was...was ist geschehen?"

"Wir sind...bei Tonio gewesen. Es war meine Idee. Ich wollte ihr helfen."

Und darauf blickten sowohl Rohan als auch Josuke erstaunt sowie erleichtert drein.

"Okuyasu...heißt das, Nika ist...sie ist...geheilt? Sie ist...gesund?"

Und als ihr Gegenüber zustimmend nickte sah er nur noch das Lächeln in den Gesichtern der beiden Männer. Im nächsten Moment erwachte Nika aus ihrem Sekundenschlaf und schaute verwirrt zu Okuyasu hoch.

"Oi Nika, ausgeschlafen?"

"Okuyasu, wo bin ich?"

"Fast Zuhause aber...ich denke, hier gibt es jemanden, der dich sehen möchte."

Vorsichtig kam Nika wieder auf die Beine und als sie den beiden Männern vor sich ins Auge fiel, spürte vor allem Rohan im jähen Augenblick einen Stich ins Herz. Er sah das Glänzen in ihren giftgrünen Augen, wie ihr blutrotes Haar im Licht der untergehenden Sonne strahlte...und sein Herz pochte. Erleichtert rannte Nika den beiden Jungs in den Arm und weinte, denn sie waren in Sicherheit. Josuke hatte Rohan zu ihr zurückgebracht und ein weiteres Mal floßen Tränen der Dankbarkeit. Diesen Abend, und da war sich Nika sicher, würde sie nie mehr im Leben vergessen und als sie Okuyasu nochmal einen Lächeln zuwarf, welches heller strahlte als die Sonne, wusste er, dass er das Richtige getan hatte. Sie waren alle wieder zusammen und darauf kam es an. Freunde, die sich und die Stadt zusammenhielten.

~Heaven's Crazy Void~

Lange Zeit blickte Rohan auf das Polaroid, welches Nika in ihrem kleinen Reisealbum hinterlegt hatte. Es war eine Art Notizbuch, was an einigen Stellen schon Macken aufwieß, daraus konnte Rohan allerdings schließen, dass sie dieses intensiv nutzte. Sie gab es ihm weil sie ihm sehr gerne Bilder von ihren Freunden als auch von ihrem Vater zeigen wollte. Dabei fiel ihm direkt auf, dass Nika alle Polaroids mit Daten versehen hatte. Er saß hinter dem Haus auf der Terrasse, wo er auch mit Josuke Cee-Lo gespielt hatte und schaute hin und wieder von dem Buch auf um Nika beim Training zu beobachten. Seit ihrer Genesung dank Okuyasu und Tonio war sie wie ein ganz neuer Mensch und ihre Fähigkeiten, die sie dank The Void erhalten hatte, übertrafen ihre vorherige Kraft um Längen. Während er sie so beobachtete bemerkte er, wie flink sie allgemein kämpfen konnte.

"Erstaunlich."

"Was denn?"

"Ich mag mich erinnern, dass du mir einst erzählt hattest, dass du kickboxen würdest."

"Das stimmt, du hast mich nur noch nie kämpfen gesehen."

"Jetzt tue ich es und was ich sehe ist wirklich faszinierend! Deine Bewegungen sind alle durchdacht und obwohl sie schnell sind strahlen sie Ästhetik aus."

"So sprach Rohan Kishibe! Ich bin sowieso der Meinung, dass tanzen und kämpfen ebenfalls zur Kunst gehören, nicht wahr?"

"Durchaus."

"Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich wieder vollkommen geheilt bin. Es ist...als ob ich nie diese furchtbare Krankheit besessen hätte und...alle meine Sinne sowie jeglicher Teil meines Körpers gehorcht mir wieder ohne Probleme!"

"Ich freue mich sehr für dich. Aber..."

Sein Blick wanderte auf ein älteres Foto, wo Nika schon einmal die Haare blutig rot gefärbt hatte. Dann wiederrum betrachtete er ein anderes, wo sie die Haare auf einmal schwarz hatte.

"...wieso hast du aufgehört dir die Haare zu färben? Diese roten Haare...sie strahlen Feuer und Leidenschaft aus. Sie gehören irgendwie zu dir, als ob sie ein Teil von dir sind."

"Sowas ähnliches hat Billy auch einst zu mir gesagt. Irgendwie...naja, wenn ich jetzt so darüber nachdenke...dann glaube ich, dass es ein Ausdruck dafür war, dass ich mit der Krankheit mein wahres Ich aufgegeben habe. Die roten Haare waren immer mein Markenzeichen. Mit dem Krebs starb dieses Ich...also gab ich auch meine roten Haare auf."

"Das ist sehr schade."

"Ich wollte es mir nie eingestehen. Letzten Endes...habe ich mich immer selbst belogen wenn ich so im Nachhinein darüber nachdenke. Es ist schön, dass ich sie wiederhabe...und ich wieder ich bin."

Ein Lächeln huschte dem Mangazeichner über die Lippen. Vorsichtig fuhr er der Rothaarigen durch die lange Haarpracht bevor er sich ihr langsam näherte und ihr einen zaghaften Kuss auf die Lippen drückte. Dabei verschloss Nika ganz versonnen die Augen und legte Rohan ihre Arme um den Nacken. Als sie sich von ihm löste, hatten beide eine angenehme Röte im Gesicht.

"Das hast du das letzte Mal gemacht als wir miteinander geschlafen haben."

"Erzähl es bloß keinem!"

Grinsend blickte Nika Rohan in die Augen bevor ihr Gesicht wieder sanfte Züge annahm.

"Ich bin froh, dass wir in Sicherheit sind. Dass wir Kira schnellstmöglich ausfindig machen müssen steht außer Frage und ich werde euch nun mehr denn je mit meinen Fähigkeiten unterstützen."

"Wir werden ihn schon finden, Nika. Wobei deine Wandlung auch wirklich von Vorteil ist. Er kannte dich nur mit schwarzen Haaren, nicht wahr? So wird es ihm schwieriger fallen dir auf die Schliche zu kommen."

"Daran hatte ich auch schon gedacht. Da hast du recht."

"Und selbst wenn...ich werde nicht zulassen, dass er dir etwas antut."

"Nun, ich denke, dass ich wohl noch eine Weile bei dir leben werde, richtig? Es gibt da nämlich etwas, was ich dich fragen wollte."

"Und das wäre?"
 

*~*
 

"Nun, was genau möchtest du wissen?"

Sie saßen auf dem Bett im Schlafzimmer, vor ihnen ein japanisches Wörterbuch. Während Rohan einen leckeren Tee zu sich nahm, hatte Nika sich für einen starken Kaffee entschieden.

"Also am liebsten eigentlich die Basics. Ich bin nach Japan gekommen ohne mich vorher ein wenig mit der Sprache auseinander zu setzen. Ein paar Wörter habe ich hier und da mal aufgegriffen aber...es ist doch schon eine schwere Sprache."

"Ja, das liegt aber größtenteils an den Kanji und Kana. Es gibt so viele verschiedene Schreibweisen in der japanischen Sprache. Das Schreiben ist meist das Komplizierte. Sprechen ist das kleinere Übel. Aber du sprichst gutes fließendes Englisch, damit kommst du auf jeden Fall auch gut durch die Welt."

"Englisch ist auch die einzige Sprache, die ich beherrsche aber dafür mit drei verschiedenen Akzenten. Ich beherrsche normales Englisch, Patois, also die Sprache, die auf Jamaika gesprochen wird und Afrikaans. Letzteres habe ich mir von meinem Vater beibringen lassen, da er selbst mal zwei Jahre in Afrika gelebt hat aber dafür, dass ich NUR Englisch spreche, spreche ich alle drei Varianten fließend."

"Deswegen habe ich dich letztend kaum verstanden als du in der Küche standest und angefangen hast auf...Afrikaans war es glaube ich, zu singen."

"Richtig!"

"Sehr interessant. Vielleicht kann ich von dir auch noch was lernen."

"Bestimmt, ich würde mich freuen. Aber...jetzt würde ich gerne erst mal von dir in Japanisch unterrichtet werden. Zumindest ein paar Grundbegriffe."

"Gut, dann frag mich was du möchtest."

"Guten Tag?"

"Konnichiwa."

"Freut mich sehr Sie kennenzulernen."

"Hajimemashite."

"Es ist wirklich...nicht so leicht."

"Das Leben sollte auch nicht einfach sein. Hindernisse wird es immer wieder geben aber du kannst sie bewältigen."

"Mit dir?"

Einen Moment lang schauten sich beide tief in die Augen. Als Nika merkte, wie Rohan sie verträumt anschaute, blickte sie verlegen weg.

"Tut mir leid, ich...ich habe mich ablenken lassen. Machen wir weiter."

"Nika, ikanaidekudasai."

"Bitte? Ich verstehe dich doch nicht."

"Dann...hör genau hin."

Vorsichtig nahm Rohan sie in den Arm.

"Ikanaidekudasai...Nika-chan."

"Wie gerne...würde ich dich jetzt verstehen."

"Dann...sprech mit dem Herzen. Dann wirst du es verstehen."

Sachte löste Nika sich aus seinem Griff und schaute ruhig zu Rohan hoch.

"Hast du...hast du Angst davor wenn ich gehe?"

Rohan versuchte sich nichts anmerken zu lassen aber er schaute für einen kurzen Moment weg und verriet sich damit. Doch statt weiter auf das Thema einzugehen versuchte Nika auf ein neues Thema zu lenken, auch wenn es ihr begann schwer zu fallen.

Und...wenn ich mich bei dir bedanken möchte?"

"Arigatō."

"Und...was heißt...auf wiedersehen?"

"Sayonara."

"Und...ich liebe dich?"

Nika war sich in jenem Moment durchaus bewusst, wie unangenehm die Frage war. Dennoch schlug ihr Herz ihr bis zum Hals, vor allem als ihr Gegenüber sie direkt und intensiv anblickte und zaghaft seine Hand auf ihre legte. Rohan sah sie, die Tränen in Nikas Augen. Tränen der Erleichterung, dass er lebte. Sie sprach es nicht aus aber er wusste es. Er ließ lange mit einer Antwort auf sich warten und Nika war erneut kurz davor vor lauter Verlegenheit seinem Blick auszuweichen, doch da fühlte sie, wie etwas ihre Finger berührte und als sie aufsah bemerkte sie, dass es Rohan's Hand war. Zärtlich legte er seine Finger auf die seiner Gegenüber und schaute der jungen Frau sehnsüchtig und doch ernst in die Augen.

"Ai shiteru."

"Bitte?"

"Ai shiteru...Nika."

"Rohan...tust du das wirklich?"

Als seine Hand ihr Kinn ergriff konnte sie die Tränen nicht zurückhalten.

"Rohan...mi love yuh."

Der Mangazeichner schwieg. Stattdessen legte er eine Hand auf die Wange der jungen Jamaikanerin und näherte sich langsam ihren Lippen. Beide spürten es, das Herzrasen in ihrer Brust. Als ob er etwas zerbrechliches berühren würde legten sich Rohan's Lippen auf die der Rothaarigen und als er sich an sich drückte und sie ihre Arme um seinen Nacken schlung bedurfte es keiner Worte mehr um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
 

*~*
 

Sanfte Küsse bedeckten ihren Körper, Nika's Atem ging schwer als sie Rohan's Lippen auf ihrer Haut fühlte.

"Ro-Rohan..."

Immer wieder fuhren ihre Hände durch sein schwarz grünes Haar während sie mit den Augen seinen Bewegungen folgte. Einige Zeit später kam er zu ihr hoch und blickte der Rothaarigen tief in die Augen. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen.

"Darf ich dir etwas sagen?"

"Was denn? Du darfst mir alles sagen, Rohan."

"Ich will nicht, dass du etwas falsches denkst aber...ich möchte nur, dass du weißt, dass ich dich bereits wunderschön fand mit deinen schwarzen Haaren und der schneeweißen Haut."

Nika verstand, wie er es meinte und lächelte gütig bevor sie ihre Hände auf seine Wangen legte.

"Auch wenn ich so schwer krank war?"

"Spielt das denn eine Rolle?"

"Rohan..."

Doch bevor sie weitersprechen konnte legte dieser seine Arme um ihren Rücken und presste sich gegen sie.

"Bitte weine nicht! Ich ertrage es nicht dich weinen zu sehen! Ich möchte...ich möchte, dass du lächelst. Weil du...in allem, wie du bist einfach wunderschön bist. Als ich...als ich von Highway Star gefangen genommen wurde...da warst du mein Licht am Ende dieses Tunnels. Ich wollte leben...damit ich dich wiedersehen konnte."

Als er Nika jedoch in die Augen sah und sanft ihre Wange streichelte, entlockte er ihr ein trauriges Schluchzen und Tränen rannen ihr über das Gesicht.

"Rohan...ich hatte furchtbare Angst um dich! Ich wollte dir so gerne helfen. Als Josuke meinte, dass du in Gefahr seiest...ich hätte alles getan, um dich zu retten! Ich...ich will nicht gehen wenn das hier vorbei ist."

Rohan verschloss die Lippen der jungen Frau mit einem Kuss bevor er ihre Tränen wegküsste.

"Ich weiß."

Als seine Lippen das verschnörkelte Tattoo unter ihrer linken Brust küssten, zuckte Nika überwältigt zusammen. Ein Schauer jagte ihr diese Geste über den ganzen Körper bis Rohan ihre Beine packte und sie spreizte. Als sie zu ihm aufsah, konnte sie den Blick nicht abwenden als er sie angrinste.

"Ich wage mich zu erinnern, dass ich etwas gelesen habe in deinen Seiten, was du besonders gerne beim Sex hast."

"Da hast du tatsächlich recht."

"Was ist denn, Nika? Du wirst ja rot."

"Ich mag vielleicht verdorben sein...verlegen kann ich trotzdem werden. Vor allem...wenn du mich so..."

Sie konnte den Satz kaum zu Ende sprechen als sie in seine grünen Augen schaute. Seine Haare fielen ihm tief ins Gesicht wobei man auf einer Seite den Undercut sehr schön sehen konnte.

"Rohan Kishibe...du bist wunderschön."

Ein Lächeln umspielten die Lippen den Mangazeichners.

"Ich werde ganz vorsichtig sein. Ich möchte, dass du heute genießt, Nika."

Langsam verschwand sein Kopf zwischen Nika's Beinen. Als sie seine Zunge fühlte, ging ihre Stimme in ein leises Wimmern unter. Sie wusste, dass es für ihn das erste Mal war, dass er das tat aber der Moment wie er tat verpasste Nika eine Gänsehaut am ganzen Körper. Er war nicht schnell, eher sehr sanft und erforschte sie mit der Zunge. Instinktiv spreizte sie ihre Beine weiter, damit er besser Zugang zu ihr hatte. Kurz darauf legte er seine Arme um ihre Schenkel und sie konnte genau sehen, wie seine Zunge über ihren Kitzler glitt. In jenem Moment stöhnte Nika erregt auf und warf den Kopf in den Nacken während sie sich links und rechts ins Bettlaken krallte und Rohan das entzückte Zittern ihres Körpers wahrnahm.

"Ro-Rohan!"

Ihre Stimme, wie eine sinnliche Symphonie und Rohan genoss jedes einzelne Wort sowie jeden einzelnen Seufzer, den Nika von sich gab. Er ließ nicht von ihr ab, ließ sich Zeit bis er spürte, wie sich langsam ihr Körper anspannte und sich ihre Hände in seine Haare krallten. Er stimulierte ihren empfindlichsten Punkt, bemerkte wie sich ihr Körper hob und ihre Stimme und sie dem Höhepunkt nahe war.

"Rohan, ich komme! Ich...ich komme!"

Ihre Lust befreite sich mit einem sinnlichen Aufschrei. Ihre Haut vibrierend und zuckend lag sie unter ihrem Liebsten und atmete schwer als der Orgasmus langsam abklung. Verspielt leckte sich Rohan die Lippen ab, kroch langsam zu der Rothaarigen hoch bis er ihr tief in die Augen sehen konnte.

"War das...wie du es dir vorgestellt hast?"

"Nein...viel besser."

Ein wenig verlegen schaute Rohan auf Nika herab, die Röte in ihrem Gesicht war nicht zu übersehen, doch wollte er sie noch ein wenig ärgern während er zärtlich ihre Wange streichelte.

"Du schmeckst sehr gut."

"Hör auf!"

"Wieso wirst du denn auf einmal so rot, Nika?"
 

"Ja, das stimmt. Warum...bin ich auf einmal so verlegen? Ich weiß es. Weil...weil ich das erste Mal nach so vielen Jahren endlich wieder liebe...und das erste Mal aus Liebe mit einem Menschen das Bett teile. Rohan...Rohan!"
 

Als sie ihm ihre Arme entgegenstreckte und diese um ihn legte, war das Rohan Antwort genug. Vorsichtig legte er sich auf sie, küsste ihre Stirn und ihre Lippen und liebte sie anschließend leidenschaftlich und innig während sie beide alles um sich herum vergaßen.
 

*~*
 

"Bitte...erzähl mir die Geschichte."

"Ich habe sie doch wohl nun schon mehrere Male erzählt!"

"Aber nicht mir! Ich möchte sie hören, Jotaro! Bitte, erzähl sie mir."

Eigentlich hatte Nika nur zufällig mitbekommen, wie Jotaro und Joseph über die "alten Zeiten" geredet hatten. Nachdem sie sich etwas ausgeruht und frisch gemacht hatten beschlossen sowohl Rohan als auch Nika einigen Nachforschungen nachzugehen. Rohan hatte zwar etwas Sorge, dass Kira sie doch erkennen könnte falls er sich in der Stadt aufhielte, gab aber schließlich nach und vertraute einfach auf Nika's Fähigkeiten. Nach einer Weile traf sie auf Josuke, Okuyasu und den Rest der Truppe, mit dem sie dann eine Weile mitzog. Nachdem sie allerdings mehrere Stunden mit der Suche verbracht hatten gaben sie es schließlich auf und kehrten ins Hotel zurück, wo Nika der Geschichte der Stardust Crusaders lauschte und es ihr Tränen in die Augen trieb.

"Wieso...wieso weinst du denn jetzt?"

"Weil...weil es...es ist...so schön...und doch so traurig. Ihr habt eure Freunde im Kampf gegen Dio verloren, die euch auf eurer Reise immer zur Seite standen! Ich weiß nicht, ob ich es ertragen könnte wenn ich meine geliebten Menschen auf solche Weise verlieren würde."

"Jeder Krieg fordert manchmal ein Opfer, auch wenn es für das Gute ist. Aber...du darfst nie vergessen, dass sie durch uns und unsere Herzen immer weiterleben."

"Da hast du recht. Du und Joseph...ihr habt viel durchgemacht. Ich kann verstehen, dass man dann...so wird wie du."

"Wie meinst du das?"

"Du wirkst auf mich...wie ein Soldat, der schon sehr viel erlebt...und gesehen hat. Als ich dich kennengelernt habe dachte ich, dass du sehr kühl seiest...aber in Wirklichkeit bist du herzensgut und sorgst dich um die Menschen, die dich umgeben. Ihr Joestar's...ihr seid wirklich einzigartig."

Die anderen hatten ebenfalls ihren Worten gelauscht und für einen Moment erfüllte Schweigen den Raum. Josuke und Okuyasu lächelten und Joseph trieb es einige Tränen in die Augen als er sah, wie Jotaro sich die weiße Cap ins Gesicht zog um seine eigenen Tränen zu verbergen und sich von Nika abwandt.

"Mach mal halblang. Mann oh Mann, warum müsst ihr Frauen immer so überreagieren?"

Einige Zeit später gesellte sich Nika zu Joseph, der das unsichtbare Baby auf dem Arm hielt.

"Wie geht es ihr?"

"Soweit ganz gut. Ich glaube, sie hat sich an mich gewöhnt aber ihre Mutter konnten wir immer noch nicht ausfindig machen."

"Und...wenn Sie sie adoptieren?"

"Ich? Ich...weiß nicht. Ich war ja bisher...kein besonders guter Vater. Weder zu Josuke, noch zu meiner Tochter Holly."

"Das ist nicht wahr, Herr Joestar. Nachdem, was Jotaro eben erzählt hat haben Sie Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um Ihre Tochter zu retten. Sie sind ein guter Mensch."

"Sag das nicht, Nika. Wenn ich so ein guter Mensch wäre, hätte ich meine Ehefrau damals nicht mit Josuke's Mutter betrogen."

"Ja, fremdgehen ist scheisse und sowas tut man einfach nicht aber...bereuen Sie es?"

"Was meinst du?"

"Bereuen Sie Josuke?"

Doch dann hellte sich seine Miene auf und lächelte sanft durch die Brillengläser hinweg.

"Nein, auf keinen Fall! Neben Holly...ist Josuke das Beste, was mir passieren konnte. Dieser junge Mann...er hat solch ein gutes und reines Herz. Solange er in dieser Stadt lebt wird es immer jemanden geben, der auf sie aufpasst."

"Er ist...ein wundervoller Mensch...das seid Ihr alle."

"Du aber auch...Trinidad."

"Es ist selten, dass mich jemand mit meinem normalen Namen anspricht."

"Aber das bist du, nicht wahr? Genauso wie Josuke. Du bist einzigartig."

"Herr Joestar..."

"Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du uns hilfst. Ich hoffe sehr, dass du eines Tages wieder heil nach Hause kommst und Kira dir kein Leid antun wird."

"Keine Sorge, Herr Joestar! Ich habe eine zweite Chance erhalten und diese werde ich nutzen! Genauso wie Josuke und Jotaro werde ich diese Stadt beschützen so lange ich hier bin. Einfach nur...um diese Menschen hier, die mir so ans Herz gewachsen sind, wieder lächeln zu sehen."

Dabei schaute sie in Josuke's Richtung, der ihr Lächeln zögerlich erwiderte.
 

*~*
 

"Soll ich dich zurück zu Rohan's Haus bringen?"

Nika hatte nicht bemerkt, wie Josuke hinter ihr stand als sie am Eingang des Hotels dabei war ihre Jacke anzuziehen.

"Danke aber ich denke, dass ich es von hier aus nun alleine schaffe."

"Okay..."

"Josuke...bist du immer noch sauer auf mich?"

"Nein...nein, das könnte ich gar nicht. Ich denke nur...dass..."

"Ja?"

"Du und Rohan...ihr passt sehr gut zusammen."

Dabei entging ihr nicht der traurige Unterton in seiner Stimme.

"Wenn das alles hier vorbei ist werde ich nach New York zurückfliegen und...ihr könnt euer Leben ohne mich weiterleben."

"Und was ist mit Rohan?"

"Die Frage ist eher, was ist mit dir? Du kannst dich verstellen, wie du willst, Josuke. Du fühlst dich unwohl in meiner Nähe weil...du Gefühle für mich hast. Und es ist meine Schuld, dass es so ist. Aber glaub mir...irgendwann wird jemand kommen, dem du dein Herz schenken wirst und dieser Jemand...wird dein Diamantenherz zu schätzen wissen."

"Und wenn ich nicht irgendjemanden will sondern dich?"

Doch Nika ging gar nicht mehr darauf ein.

"Schönen Abend noch...Josuke..."

"Ich bin nicht sauer auf dich, Nika! Ich hätte Rohan in diesem Tunnel auch einfach seinem Schicksal überlassen können aber ich habe es nicht getan...weil ich ihn mag auf irgendeine Weise und besonders weil...ich gemerkt habe, dass da mehr zwischen euch beiden ist. Ich wollte dein trauriges Gesicht nicht mehr sehen! Aber...ich kann es nicht leugnen und es tut mir leid, dass ich dir damit so weh tue."

Darauf drehte sich Nika nochmal mit tränenverschmierten Gesicht zu Josuke um.

"Du machst es mir nicht leicht, weißt du das? Denkst du, ich fühle mich nicht schlecht für das, was ich dir angetan habe? Ich hätte es nicht tun dürfen aber ich kann es nicht mehr rückgängig machen! Seit ich in Morioh angekommen bin habe ich Dinge gesehen und erlebt, die ich mir in meinen Träumen nicht mal ausmalen hätte können. Ich habe Menschen kennengelernt, die mir in solch kurzer Zeit ans Herz gewachsen sind. Aber ich weiß auch, dass ich nicht bleiben kann...weil ich meine eigene Familie und Verantwortung habe! Und...vielleicht ist es sogar das Beste! Ich hatte nie vor dir weh zu tun. Ich bereue nicht, dass wir miteinander geschlafen haben. Es war schön und besonders...aber ich bereue, dass ich dir dieses Messer in die Brust gerammt habe. Das hast du nicht verdient. Du hattest recht, ich habe mich verliebt! Ich habe mich sogar sehr verliebt und es tut weh zu wissen, dass ich gehen werde und...vielleicht sehe ich dich und Rohan nie wieder! Aber...vielleicht ist es für uns alle am besten!"

Ohne ein weiteres Wort drehte Nika Josuke den Rücken zu und zog weiter, doch bevor sie weitergehen konnte, wurde sie von hinten in den Arm genommen.

"Es tut mir leid!"

"LASS LOS, JOSUKE!"

"Es tut mir leid, Nika! Bitte wende dich nicht ab von mir!"

"JOSUKE, HÖR AUF! DAS IST LÄCHERLICH! DU VERLETZT UNS BEIDE! Bitte...lass mich los."

Vorsichtig entglitt Nika dem jungen Mann, schaute ihm aber nicht in die Augen als sie mit dem Rücken vor ihm stand.

"Wie kann ich mit dir befreundet sein wenn du so fühlst? Das wird nicht funktionieren."

"Ich weiß...aber...ich werde damit zurechtkommen."

"Wirst du das? Kannst du das wirklich, Josuke? Wenn du mich mit Rohan zusammen siehst? Denk darüber nach. Ich gehe nach Hause."

"Verzeih mir..."
 

"Wieso entschuldigst du dich dauernd bei mir? Du solltest mir verzeihen!"
 

Mit diesen Gedanken verschwand Nika um die nächste Ecke und ließ Josuke zurück. Dabei bemerkte sie nicht, wie sie jemand durchgehend beobachtete...und ihr folgte.

~The Pure Saviour~

Der Weg nach Hause kam Nika allgemein schon viel zu lange vor nachdem sie und Josuke sich getrennt hatten. Ihr Kopf tat weh und sie fror furchtbar, selbst als sie ihre Bomberjacke enger um sich schlung. Kalt stieß sie die Luft aus ihren Lungen und atmete tief durch.

"Wieso...hab ich das getan? Ich habe nie eine Entscheidung bereut! Ich wollte ihn nicht verletzen! Wenn hier jemand jemanden verzeihen muss, dann er mir! Er hat doch nichts falsch gemacht! Josuke...du hast dich doch nur...in mich verliebt! Es...es tut mir so leid! Es tut mir so leid, Josuke!"

Sie spürte, wie ihre Beine sich schneller in Bewegung setzen wollten, ihr nahendes Schluchzen ging in ihren schweren Atemzügen unter, die sie von sich gab als sie anfing zu rennen. Eine Weile später bog sie um die nächste Ecke und blieb atemlos dort stehen. Verzweifelt warf sie sich die Hände vor das Gesicht und ging in die Hocke während sie den Tränen freien Lauf ließ.

"Ich wollte niemals, dass es so kommt. Ich habe es nie bereut. Nie bereut wenn ich mit jemandem Sex hatte. Wieso...wieso fällt es mir bei Josuke so schwer? Warum...tut es so weh? Ich...ich liebe ihn doch gar nicht! Ich liebe Rohan! Ich möchte...bei Rohan bleiben! Warum...warum habe ich es getan? Ich..."

Darauf starrte sie auf ihre Hände, die unter der Kälte der späten Nachtluft zitterten.

"Ich bin...wirklich ein verdorbenes Miststück. Ich...mache alles kaputt. Josuke...du sollst mir nicht verzeihen! Ich...ich kann mir ja selbst nicht verzeihen! Es war ein Fehler nach Morioh zu kommen, ich...ich habe mit meiner Krankheit und meinen Problemen nur belastet. Dabei...wollte ich doch nur...mein Idol treffen und wieder nach Hause. Mehr wollte ich doch nicht. Rohan...Josuke..."

Langsam erhob sie sich wieder und richtete die grüne Beanie auf den roten Haaren. Mit dem Handrücken wischte sie die Tränen von ihrem Gesicht und wollte weiter ihres Weges gehen.

"Ich komme mir so lächerlich und jämmerlich vor. Ich heule vor Selbstmitleid, dabei sollte ich es mit Fassung tragen. Komm schon, Nika! Das ist sonst nie deine Art gewesen! Es liegt einfach an dem furchtbar schlechten Gewissen weil ich...weil ich mich nach Jahren endlich einmal wieder richtig verliebt habe und...weil jemand, der solch ein reines Herz ohne böse Absichten und Hintergedanken sich in mich verliebt hat. Josuke...du musst mir nicht verzeihen aber...du, Rohan, Okuyasu...ihr alle in dieser Stadt habt mir eine zweite Chance gegeben und um wieder gut zu machen, was ich getan habe...werde ich Kira aufhalten! Damit diese Stadt wieder in Frieden leben kann. Das bin ich euch schuldig. Ich sollte zurück zu Rohan, er macht sich sicher schon Sorgen."

Doch als sie ihren Weg weiter fortsetzen wollte, fiel ihr jemand ins Auge. Er war nicht weit entfernt aber Nika war sich sicher, dass sie diese Silhouette kannte.

"Was zum...ist das...Josuke? Nein, das kann nicht sein. Ich sollte weiter."

Auf dem Weg versuchte sie sich nicht ablenken zu lassen, Nika beschleunigte ihre Schritte ein wenig, doch sie merkte auch, wie ihr Verfolger an Geschwindigkeit zunahm.

"Wer ist das? Ein Stalker? Oder vielleicht sogar...Kira?"

Eilig bog sie um die nächste Ecke und fand einen kleinen Platz mit Überdachung, wo sie sich hinter den Mauern versteckte. Sie hoffte inständig, dass ihr Verfolger damit ihre Spur verloren hatte und wenn nicht, wäre sie bereit zuzuschlagen. Für einen Moment hoffte Nika durchatmen zu können, im nächsten Moment spürte sie, wie jemand ihre Hand packte, sie zu sich zog und festhielt.

"NEIN! LOSLASSEN! ICH WILL, DASS DU MICH LOSLÄSST!"

"Nika! Nika, bitte beruhige dich! Ich bin es!"

Als sie die Stimme erkannte riss Nika erschrocken die Augen auf und als sie merkte, wer sie da an den Schultern ergriffen hatte und ihr nun tief in die Augen schaute. Ihre Unterlippe zitterte als sie den Mann erkannte, der vor ihr stand. Diese wunderschönen kobaltblauen Augen waren einfach unverkennbar.

"Jo-Josuke? Bi-bist du das? Aber wie...du hast doch eben noch...deine Schuluniform getragen. Wer bist du?"

Langsam ließ der anscheinend Fremde sie los und ging ein Stück zurück.

"Ganz ruhig, Nika. Ich wollte dich nicht erschrecken aber...es gab bisher keine Gelegenheit, wo ich mich dir zu erkennen geben konnte. Du hast recht. Ich bin...Josuke Higashikata...wenn auch vielleicht nicht der, den hier in Morioh kennengelernt hast."

"Ich verstehe nicht."

"Ich habe so viele Jahre gewartet, Nika. Bitte...lass es mich dir erklären. Ich muss es dir sagen...sonst schwebt ihr alle in Gefahr."
 

*~*
 

Dieser Josuke hatte Wunden im Gesicht und trug einen grauen Strickpullover, der an diversen Stellen Blutflecke und kleinere Risse aufwies. Die Jacke, die er trug, war, wie sie dann doch erkennen konnte, die Jacke der Schule von Morioh, nur etwas anders gestaltet als die, die sie vom eigentlich Josuke kannte. Er wirkte anders aber es war Josuke. Er nahm ihr gegenüber Platz und blickte bedrückt zu ihr herüber.

"Ich bin...so froh, dass ich endlich die Gelegenheit habe mit dir zu sprechen. Viele Jahre sind mittlerweile durch das Land gezogen und Kira's Morde konnten bislang nicht aufgehalten werden. Ich wäre dir gerne früher begegnet aber ich durfte mich dir nicht zu erkennen geben wenn jemand anderes oder gerade Josuke in deiner Nähe war."

Ein tiefer Seufzer drang aus seinem Mund. Mit einer Hand fuhr er sich durch den Pompadour, aus dem mittlerweile schon vereinzelte Strähnen fielen.

"Wieso...wieso durftest du es nicht?"

"Weil ich...nicht aus dieser Zeit stamme. Ich bin Josuke Higashikata...aber der, der bereits vor 11 Jahren gegen Kira gekämpft hat. Allerdings...in einer anderen Zeit."

Nika wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie wollte ihrem Gegenüber gerne glauben, gerade weil sie sich sicher war, dass es Josuke war, der hier vor ihr saß. Kira wäre sicher nicht so dumm gerade den Körper desjenigen zu übernehmen, der am meisten Rache an ihm üben wollte weil er sich als Wächter von Morioh ernannt hatte.

"Ich weiß, du glaubst mir nicht. Ich würde es ja selbst kaum glauben wenn ich dies zum ersten Mal hören würde. Aber...ob du mir glaubst oder nicht, bitte höre mir zu. Es ist sehr wichtig. Es könnte sonst sein, dass ihr alle sterben werdet."

"Ich...möchte dir ja gerne glauben. Ich meine, ich habe in dieser Stadt so viel erlebt und gesehen...da würde mich ein Josuke aus der Vergangenheit auch nicht mehr überraschen aber...ich kann es irgendwie nicht verarbeiten."

"Das ist schon okay. Ich bin einfach froh, dass ich endlich mit dir sprechen kann."

"Dann...erzähle es mir. Von Kira."

Einen Moment lang schloß Josuke die Augen und atmete tief durch.

"Es ist so lange her aber ich habe das Gefühl, als ob es erst gestern gewesen ist als Kira in meiner Stadt Morioh aufgetaucht ist. Genauso wie ihr haben wir versucht Kira in dieser Zeit aufzuhalten...aber wir haben versagt. Ich...habe versagt. Am Ende...konnte ich weder meine Mutter, noch meine Freunde, Familie...dich beschützen."

"Mich?"

"Nika...es tut mir so leid. Es tut mir so furchtbar leid, dass ich dich nicht retten konnte."

"Josuke...was ist geschehen? Ich war...auch da?"

"Ja...aber im Gegensatz zu dieser Zeit...haben wir dich nicht von dieser furchtbaren Krankheit geheilt weil...Tonio ebenfalls Opfer von Kira wurde. Du hast deine Krankheit und den nahenden Tod immer mit Fassung getragen. Das fand ich immer sehr beachtlich. Es war wohl...dein Selbstbewusstsein und dein unerschütterlicher Lebenswille, der mich so sehr an dir fasziniert hat."

Sehnsüchtig schaute Josuke in ihre Richtung.

"Du bist...genauso wunderschön wie damals. Ich bin so froh, dass ich es geschafft habe Josuke damals zu retten, damit ihr euch eines Tages treffen würdet."

Diese Worte fuhren wie ein Blitz durch Nika's Körper und abrupt erhob sie sich.

"Mo-Moment! Du hast...Josuke gerettet? Soll das heißen, dass...du derjenige warst, der Josuke als kleines Kind von seinem Fieber gerettet hat?"

"Genau. Das war ich. Es war nie ein Fremder gewesen."

"Wie...wie kann das sein? Wie kannst du..."

"Nika, bitte hör mir zu. Das ist sehr wichtig. Du wurdest geheilt und die Kräfte deines Stands übersteigen die manch anderer bei Weiten! Ihr habt eine Chance das alles lebend zu überstehen! Kira...er wird keinen Halt machen euch zu verschonen!"

Nika bemerkte die Tränen in den Augen des Mannes sowie das Zittern in seiner Stimme bevor er weitersprach.

"Vor 11 Jahren als ich selbst noch in dem Alter von dem Josuke war, den du kennst, also 16, habe ich selbst gegen Kira gekämpft und kläglich versagt. Wir haben eisern gegen ihn gekämpft aber dieser Mistkerl hat solch unbeschreiblich starken Kräfte erhalten, dass es keiner von uns geschafft hat. Weder Crazy Diamond, noch Jotaro mit Star Platinum. Am Ende...fielen wir ihm alle zum Opfer und ich habe als Wächter von Morioh versagt. Auch dich...konnte ich nicht beschützen. Ich habe zugesehen...als er dich in die Luft gesprengt hatte."

"In die...Luft gesprengt hatte?"

"Nika...ich beschwöre dich sowie die anderen auf der Hut zu sein. Die Kraft, die Kira entwickelt ist so gefährlich, dass sie kaum aufzuhalten sein wird. Niemand wird ihn aufhalten können wenn ihr nicht aufpasst."

"Was...ist es für eine Fähigkeit?"

"Ihr Name...ist Bites the Dust. Er muss diese Fähigkeit entwickelt haben als er sich im Körper von Kosaku Kawajiri befand."

"Kosaku Kawajiri? Ist das der Mann, den er getötet und dessen Körper er übernommen hat?"

"Genau."

"Das ist ein Hinweis. Wir können ihn finden!"

"Halte ein, Nika. Er ist gefährlich. Ich weiß, du willst die anderen warnen aber hör mir zu. Bites The Dust ist eine schreckliche Fähigkeit. Schon vorher konnte Kira Gegenstände und Teile des Körpers berühren und sie in Bomben verwandeln aber Bites The Dust ist um Weiten schrecklicher! Er hat den Sohn von Kosaku Kawajiri benutzt um Bites The Dust gegen uns zu verwenden. Mit dieser Fähigkeit hat Kira versucht alle zu töten, die über seine Identität Bescheid wussten."

"Was kann diese Fähigkeit? Sag es mir!"

"Mit Bites The Dust hat Kira den Sohn Kosaku Kawajiri's in eine Bombe verwandelt aber nicht so, dass wenn man ihn berührt er in die Luft gesprengt wird. Sobald jemand versuchte aus seinem Sohn die Identität Kira's herauszufinden, wurde Bites The Dust aktiviert und Killer Queen festigte sich im Auge desjenigen, der der Fähigkeit von Bites The Dust zum Ofper fiel. Sobald Killer Queen im Auge seiner Opfer war...gab es kein Zurück mehr. Sie starben...alle...und nahmen die wahre Identität Kira's mit ins Grab. Das Schlimme an der Sache war nur, dass Bites The Dust einem Timeloop kreeirte. Sobald jemand neues Bites The Dust zum Opfer fiel, wurde der Sohn Kosaku's wieder an den Anfang des Tages zurückgeworfen, wo er die Tode von denen, die bereits einmal gestorben sind, erneut miterleben musste wie in einer Zeitschleife. Es gab kein Entkommen. Niemand war vor Bites The Dust sicher. Rohan, Okuyasu, Jotaro...du...ihr alle...habt es nicht geschafft."

Zitternd und starr vor Angst blickte Nika Josuke an, der mittlerweile Tränen in den Augen hatte.

"Wie...wie war der Name des Jungen?"

"Hayato...Hayato Kawajiri. Er kam dem merkwürdigen Verhalten seines Vaters auf die Schliche und merkte, dass er sich verändert hatte. Als er Kira eines Nachts stellte, als dieser seine Mordlust nicht mehr kontrollieren konnte und Hayato Zeuge eines Mordes wurde, an dem Kira beteiligt war, muss Kira mithilfe des Pfeils, den sein Vater immer noch besaß, neue Kräfte entwickelt haben, die ihm halfen zu verhindern, dass Hayato redete. Dieser Junge...für einen Grundschüler hatte er wirklich Mut."

"Hayato Kawajiri..."

"Du musst ihn finden, Nika. Auch jetzt wird er dabei sein, seinen Vater zu enttarnen. Du musst ihm helfen...uns allen helfen."

"Aber...was kann ich gegen solch eine Übermacht tun? Wir haben ja noch nicht mal Kira's Vater gefunden, der mit dem Pfeil abgehauen ist, nachdem Josuke und die anderen Kira's Haus durchsucht haben. Er wird weitere Standuser beschwören, um Kira zu schützen und damit versuchen uns aufzuhalten!"

"Das stimmt aber du unterschätzt deine Fähigkeiten, Nika. The Void...ist nicht so schwach wie du denkst, denn sie hat sich aus etwas manifestiert, was dir einst Kraft und Hoffnung gegeben hat."

"Was meinst du?"

"Warum denkst du wohl, hat sich The Void als schwarze Tinte manifestiert?"

"Vielleicht...vielleicht weil ich...aus Rohan's Manga...Kraft geschöpft habe."

"So ist es. In der Zeit, wo du am meisten Hilfe benötigt hast hat er dir Kraft gegeben, um weiterzuleben...und gerade Rohan...wird deine Hilfe brauchen."

"Wieso?"

"Weil er der Erste sein wird, der Bites The Dust zum Opfer fallen wird..."

"Nein, das werde ich nicht zulassen! Ich lasse nicht zu, dass er stirbt! Niemals!"

"Nika...ich bewundere dich. Du bist...genauso wunderschön und mutig wie damals. Du hast...dich immer für andere aufgegeben. Wahrscheinlich...war es das, warum ich mich in dich verliebt habe?"

Tränen floßen über Josuke's Wangen als er den traurigen Blick seiner Gegenüber sah.

"Wieso...wieso bist du hier? Wie bist du in diese Zeit gekommen, Josuke?"

"Als ihr alle fort wart und ich Kira alleine gegenüberstand, spielte dieser seine letzte Trumpfkarte aus. Er benutzte Bites The Dust um ein letztes Mal die Zeit zurückzudrehen und wieder auf Anfang zu gehen. Dabei geriet ich allerdings dazwischen und wurde von der Zeitschleife erfasst, die mich zwar in meine Zeit nicht an den Anfang zurückversetzt aber diese Welt gebracht hat. Ich fand mich an jenem Abend auf dieser schneebedeckten Straße wieder, wo...meine Mutter mit meinem damals fünf Jahre alten Ich auf dem Weg ins Krankenhaus war. Als ich die beiden sah, wurde mir eins klar. Für meine Welt gab es keine Hoffnung mehr aber immerhin konnte ich versuchen es für eine andere Welt besser zu machen. So schob ich das Auto an...und rettete mein jüngeres Ich...in der Hoffnung, dass er eines Tages Kira besiegen wird. Seit damals hänge ich in dieser Zeit feste."

"Wieso hast du es Josuke nie gesagt? Er wollte immer wissen, wer sein Retter war! Sein Idol! Der, dem er alles verdankt!"

"Das geht nicht! Ich dürfte eigentlich gar nicht hier sein, Nika! Es ist nicht meine Zeit und ich bin nicht der Josuke, der in diese Zeit gehört. Würde ich Josuke begegnen, würde das Zeitgefüge durcheinander geraten und ein Zeitparadoxon entstehen! Deswegen musste ich warten...bis ich dich treffen könnte."

Langsam erhob er sich und kam der Rothaarigen näher. Immer wieder sah Nika Tränen in seinen Augen glänzen, auch als er seine Hand auf ihre Wange legte und ihr tief in die grünen Augen schaute.

"Josuke..."

"Es tut mir so leid...dass ich dich damals nicht retten konnte. Ich habe...ich habe dich so sehr geliebt. Ich tue es immer noch. Ich würde alles dafür geben, dich noch einmal in meiner Welt wiederzusehen."

"Josuke, aber...ich...ich..."

"Ich weiß. Du liebst Rohan und vielleicht ist es so sogar das Beste. Ich wollte, dass du für immer bei mir bleibst. Ich wollte, dass du bleibst wenn wir Kira besiegen. Ich habe dich so sehr geliebt. Deine grünen Augen, deine dunkeln schwarzen Haare...alles an dir. Aber ich konnte dich nicht beschützen und in jenem Moment, als du mich am meisten gebraucht hattest, konnte ich nichts anderes tun als zusehen, wie Kira dich in tausend Stücke riss...und trotzdem...hast du gelächelt bevor du starbst. Du hast gelächelt. Du hast...mich angelächelt...weil du deinen Frieden geschlossen hattest. Weil du...für einen Moment in deinem Leben glücklich warst...an meiner Seite."

"Hör auf. Bitte hör auf."

"Josuke braucht dich, Nika. Sie alle brauchen dich. Ich habe dir alles gesagt, was ich weiß. Jetzt liegt es an dir Kira aufzuhalten."

"Und...was ist mit dir?"

"Ich werde weiterleben wie bisher, durch die Straßen dieser Stadt ziehen und auf den Morgen warten. Vielleicht...vielleicht werde ich dann eines Tages auch in meine Welt zurückkehren können. Ich konnte es 11 Jahre nicht, ich bin mittlerweile 27. Aber...wer weiß, was das Schicksal für mich bereit hält wenn Kira stirbt."

Als er den Augenkontakt zu Nika suchte, weinte sie furchtbar.

"Ich weiß, dass du mich nicht liebst und dich das schlechte Gewissen plagt. Aber vertraue mir, Josuke hat dir längst verziehen. Er ist stark. Wahrscheinlich sogar stärker als ich es je war. Auch ich wünsche mir, dass du dein Glück findest."

"Und...was ist mit dir?"

"Ich...werde für immer an die wenige wenn auch schöne Zeit zurückdenken, als ich glücklich war mit dir an meiner Seite. Und egal, was passiert, ich werde dich immer lieben, Nika. Ich habe nie aufgehört...dich zu lieben."

Als sich seine Lippen sanft auf die der Rothaarigen legten, war Nika überhaupt nicht in der Lage sich zu wehren. Die Tränen liefen ihr unaufhaltsam über die Wangen und ihr Körper zitterte, doch wollte sie diesem Mann diesen Wunsch nicht verwehren. Für einen Moment hatte sie das Gefühl, dass alles, was er mit ihr an seiner Seite in seiner Welt erlebt hatte vor ihrem geistigen Auge sah. Wie ein Film, der vor ihrem inneren Auge abspielte. Als er sich von ihr löste, schaute er ihr mit einen sanften Lächeln intensiv in die Augen.

"Es tut mir leid, Josuke. In einer anderen Welt...in einer anderen Zeit...waren wir glücklich zusammen. Es tut mir leid, dass ich dir nicht dasselbe in dieser Zeit geben kann...und es mir das Herz noch schwerer macht weil Josuke mich so sehr liebt."

"Du brauchst kein schlechtes Gewissen haben. Es ist gut, so wie es ist. Mach dir keine Vorwürfe. Ich wünsche mir nur eins. Frieden für Morioh und das größte Glück für dich. Bitte...halte Kira auf und mach Morioh wieder zu dem blühenden sicheren Ort, den diese Stadt schon immer war. Ich bitte dich nur kein Wort über mich zu verlieren. Ich habe dir alles gesagt, was ich weiß. Nun...liegt es an dir diese Stadt und ihre Bewohner zu beschützen. ich weiß, ich lade dir damit eine große Bürde auf deine Schultern aber ich weiß, dass du es schaffen kannst. Das ist alles, was ich mir wünsche. Ich liebe dich, Nika. Ich liebe dich...so sehr."

Kurz darauf löste sich der Mann von ihr und ging seines Weges. Nika sah ihm lange nach als er in die Dunkelheit verschwand. Er war schon nicht mehr zu sehen, da wurde Nika erst einmal richtig bewusst, dass er fort war.

"Josuke...JOSUKE!"

Ihr Schrei hallte an den Wänden der Häuser wider, die links und rechts von der Straße standen, doch sie erhielt keine Antwort. Schweigend und in sich gekehrt führte sie ihr Weg zu Rohan nach Hause, der panisch die Treppe heruntergesprungen kam als die Rothaarige endlich durch die Haustüre kam.

"Nika, um Himmels Willen, wo bist du gewesen? Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht! Ich dachte, du wärst noch im Hotel aber Josuke sagte schon vor über einer Stunde, dass du auf dem Weg nach Hause wärst."

"Tut...tut mir leid, Rohan. Es tut mir so leid."

"Nika...ist alles in Ordnung?"

Doch da fiel sie dem Mangazeichner weinend in den Arm.

"Ich liebe dich, Rohan! Ich liebe dich so sehr!"

"Oi oi oi, Nika. Was ist denn geschehen?"

Sie gab ihm keine Antwort, stattdessen weinte sie lange an seiner Schulter und er hielt sie bis ihr Schluchzen verklang.

"Es tut mir leid, dass ich so lange fort war aber es geht mir gut. Ich...es überkam mich einfach. Aber mir geht es gut. Hast du...hast du etwas Neues herausgefunden?"

Rohan merkte, dass Nika etwas umging aber hinterfragte nicht weiter und er hielt sich zurück Heaven's Door einzusetzen, denn das war das letzte, was er wollte. Er hielt seine Neugier im Zaun und kam zu der Erkenntnis, dass er einfach nur froh war, dass die junge Frau wieder sicher an seiner Seite war und so gingen sie gemeinsam in die Küche, wobei Nika auffiel, dass das Wohnzimmer wirklich sehr vom Feuer in Mitleidenschaft gezogen wurden war und setzte sich mit ihr an den Küchentisch, wo der Mangaka ihr erst mal einen warmen Tee zur Entspannung vorbereitete. Nika hingegen schwieg...und vergrub die Identität sowie das Gespräch mit dem geheimen Retter, der sich als Josuke herausgestellte, tief in ihrem Herzen. Sie würde sich das Wissen, welches er ihr zukommen lassen hat, zunutze machen. Aber nicht heute Nacht. Der Tag würde bald kommen.

"Oh, glaub mir, ich habe einen furchtbaren Tag hinter mir."

"Wieso das denn?"

"Ich hätte nie gedacht, dass eine Runde Schnick-Schnack-Schnuck mal so über mein Leben entscheiden würde..."

~The Cheap Trick~

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

~Bites The Dust~

"Wie konnte das nur passieren? Wie konnte ich es...nur passieren lassen? Ich wollte...ich wollte doch nur alle beschützen. Rohan...Josuke...Okuyasu...Jotaro...es tut mir so leid. Es tut mir...so furchtbar leid.
 

Ich wollte mich Josuke aussprechen, nachdem wir uns im Hotel zusammengesetzt und den weiteren Plan besprochen hatten. Der Plan sah vor, dass wir am Folgetag, den 18. Juli 1999 das Haus der Kawajiri's unter die Lupe nehmen wollten. Doch...ich wollte wieder nicht hören. Ich wollte aus eigener Kraft handeln. Josuke...er hatte mir noch versucht ins Gewissen zu reden aber ich wollte nicht hören. Und so suchte ich das genannte Haus auf. Das Haus, in dem Kira sein Dasein fristete seit er seine eigene menschliche Hülle abgelegt hatte. Es war früh. Zu früh. Ich denke, es war ungefähr 7:30 Uhr als ich dort ankam. Zaghaft klopfte ich an die Türe, doch als man mir öffnete stand ein kleiner Junge im Grundschulalter vor mir. Schulterlange braune Haare sowie gleichfarbige Augen zierten sein müdes Gesicht aber er schien etwas zu ahnen als er mich sah."
 

"Entschuldige bitte, bist du...Hayato Kawajiri?"

"Wer...wer möchte das wissen?"

"Mein Name ist Trinidad Zambrano, du kannst mich aber Nika nennen. Ich weiß, das kommt etwas direkt aber...kennst du den Mann auf diesem Foto?"

"Um...um Gottes Willen! Das ist...das ist..."

"Du weißt, wer er ist, nicht wahr?"

"Gehörst du...gehörst du zu Josuke Higashikata und...Jotaro Kujo?"
 

"Hayato vertraute mir. Wie konnte ich ihn nur so enttäuschen? Er erzählte mir, was er am vorherigen Abend gesehen hatte, dass ihm das Verhalten seines Vaters schon seit geraumer Zeit merkwürdig vorgekommen war und er letzte Nacht den Beweis für seine falsche Identität erhalten hatte. Dieser Mann...war nicht sein Vater. Yoshikage Kira hatte den Platz von Kusako Kawajiri eigenommen und letzte Nacht war er nicht mehr in der Lage gewesen seine Mordlust zu unterdrücken. Armer Hayato. Während Rohan und ich mit Cheap Trick beschäftigt gewesen waren, war Hayato Kira in ein Apartment gefolgt, wo er mit seiner Kamera den Mord an zwei unschuldigen Menschen beobachtet hatte. Durch Jotaro wusste ich, dass Kira tatsächlich dort gewesen war, denn kurz nach dem Anschlag hatte Jotaro das Apartment aufgesucht und Blutspuren dort entdeckt. Er hatte uns an diesem Morgen, bevor wir uns treffen wollten, im Hotel aufgeklärt. Ich konnte nur den Kopf schütteln als Hayato mir zitternd von den vergangenen Ereignissen berichtete. Das Zittern seines Körpers wollte nicht enden und wurde das Gefühl nicht los, als ob noch etwas weiteres Furchtbares dem Jungen wiederfahren war. Ich versuchte ihn zu beruhigen und redete ihm ein, dass wir ihn und seine Mutter Shinobu beschützen wollen würden. Ich lächelte. Ich war so zuversichtlich. Rohan...Josuke...ihr habt mir solche Kraft gegeben. Ich dachte, ich wäre fähig. Ich wollte euch doch nicht erneut enttäuschen. Ich bat Hayato über einen anderen Weg uns an der Straße mit der Pepsi Reklame zu treffen, er musste uns von Kira erzählen. Der Junge vertraute mir und kehrte ins Haus zurück während ich meinen Weg zum vereinbarten Treffpunkt einschlug, doch dazu sollte es gar nicht erst kommen.
 

Wie konnte ich so blind sein und denken, dass Kira es nicht bemerken würde? Ich war dumm, dass ich einfach so das Haus alleine aufsuchte. Auf meinem Rückweg...begegnete ich ihm und seine Aura...seine Aura wirkte bedrohlicher als je zuvor. Er zerrte mich in eine Gasse, ergrif meine Handgelenke. Ich bemerkte die schwarzen spitzen Haare, das Aussehen von Kosaku Kawajiri bevor er diese lässig nach hinten kämmte und seine Haare weiß wie Schnee und nur noch von wenigen schwarzen Strähnen durchzogen wurden. Zitternd stand ich da, unfähig mich zu rühren und ich war mir sicher, das war es jetzt für mich..."
 

"Sieh an, sieh an! Da sucht man wochenlang nach einer bestimmten Person und dann rennt sie einem regelrecht in die Arme. Ich hätte dich beinahe nicht erkannt mit den roten Haaren. Dieses Feuer, was du ausstrahlst...aber es wird dir nichts nützen! Hayato mag mir auf die Schliche gekommen sein aber das wird ihm und dir nichts nützen! Der Pfeil...er hatte mir letzte Nacht neue ungeahnte Kräfte bescherrt! Eigentlich...wollte ich dich töten. Deine Hände...sie sind sogar noch schöner geworden als wie ich sie mir in meinen kühnsten Träumen ausmalen könnte. Aber nun...habe ich andere Pläne! Du wirst niemandem mehr von meiner wahren Identität erzählen können, Nika! Bites The Dust...wird es nicht zulassen! Jeder, dem du versuchst von mir zu erzählen, wird sterben! Möchtest du diese Verantwortung wirklich tragen? Ich würde zu gerne sehen, wie du daran zerbrichst...wenn du Josuke und Jotaro...vielleicht sogar Rohan...für mich aus dem Weg räumst."
 

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hätte ihn mit meinem Stand angreifen sollen, irgendetwas tun sollen aber ich war wie gelähmt vor Angst. Ich dachte in jenem Moment, dass er mich töten würde, doch das tat er nicht. Stattdessen rannte ich in Richtung des Treffpunkts, hoffte dort Hayato und Rohan anzutreffen...doch als ich Rohan sah, packte mich das blanke Entsetzen. Was wäre wenn es wahr ist? Wenn Rohan sterben würde wenn ich etwas über Kira's Identität preisgebe? Er blickte mich verwundert und irgendwie erleichtert an als ich ihm entgegen kam, doch meine Lippen zitterten nur und blieben stumm"
 

"Nika, was ist los? Du benimmst dich merkwürdig."

"Rohan...ich..."

"Was ist? Du bist ganz blass um die Nase."

"Es ist...wegen..."

"NIKA! BIST DU ETWA SCHON ALLEINE DORT...WARUM? WARUM HAST DU NICHT GEWARTET?"

"Ich dachte, ich könnte euch helfen."

"DU...das hättest du auch getan wenn wir zusammen zum Haus der Kawajiri's gegangen wären! Was ist geschehen!"

"Ich...Rohan, es...es tut mir leid, ich..."

"Nika, weißt du etwas? Etwas über Kira?"

"NEIN, ICH WEISS NICHTS!"

"Tut mir leid, Nika aber das ist ernst."
 

"Es war das zweite Mal, dass Rohan Heaven's Door an mir einsetzte. Ich war starr vor Schreck als er mich in sein Auto zerrte und begann meine Seiten zu lesen. Ich wollte ihn warnen. Warnen, dass er meine Seiten nicht weiterlesen dürfte und dass es gefährlich sei aber er hörte nicht auf. Mit The Void versuchte ich ihm unterbewusst eine Warnung in meine Seiten zu schreiben aber es half nichts. Warum...warum musste Rohan nur so neugierig sein? Wieso? Ich werde es niemals vergessen, was in jenem Moment geschah. Und dann...wollte einfach nur noch, dass die Zeit endet..."
 

~Du darfst nicht weiterlesen! Dies ist eine Warnung! Wenn du weiterliest...wirst du sterben, Rohan! Bitte...lese nicht weiter!~
 

"Was zum...? Nika, was bedeutet das? Wieso warnst du mich?"
 

"Doch er blätterte immer weiter. Und dann...war sein Schicksal besiegelt. Ich weiß nicht, was Kira mit mir angestellt hatte aber...ich wusste, dass er mit dem, was er getan hatte seine Identität schützte. Ich konnte nur voller Schmerz und Verzweiflung zusehen als Rohan...als er..."
 

~Kira Yoshikage...ist Kosaku Kawajiri. Aber es wird dir nichts nützen, denn...Rohan Kishibe...wird sterben! Um 8:30 Uhr wird ein Mann niesen und "Verdammt!" rufen und zwei Frauen ihn auslachen. Regen wird fallen und ein Blitz in die Pepsi Reklame einschlagen. Dann wird Bites The Dust aktiviert...und Rohan Kishibe wird sterben!~
 

"Was hat das alles zu bedeuten? Heaven's Door kann nicht die Geschehnisse in der Zukunft sehen! Wie...wie kann das sein? Der Mann, die Frauen, es beginnt zu regnen! Ein Blitz schlägt ein! VERDAMMT! HEAVEN'S DOOR!"
 

"DU BIST ZU SPÄT, ROHAN KISHIBE! TERTIÄRBOMBE WURDE AKTIVIERT! BITES THE DUST!"
 

"Es ging alles so schnell. Mein Körper war starr vor Schreck als ich die Explosion vernahm, die von Rohan's Rücken herrührte. Es war als ob Kira's Stand Killer Queen aus meinem Auge treten würde. Da Heaven's Door immer noch an mir aktiviert war konnte ich mich nicht bewegen. Ich konnte nur hilflos zusehen, wie Rohan zu Boden ging und Blut aus seinem Rücken zu Boden tropfte. Zitternd raffte er sich auf, seine Lippen zitterten als er sprach. Dass er wüsste, wer Kira wäre und streckte seine Hand hilfesuchend in Richtung Jotaro, der soeben eingetroffen war. Doch er sollte ihn nie erreichen, denn in jenem Moment löste Killer Queen den Auslöser der Bombe und ich sah nur noch Rohan's hilflosen Blick als sein Körper in tausend Stücke zerrissen wurde bis nichts mehr von ihm übrig war. Ich hörte mich nur noch laut selber seinen Namen schreien, Tränen rannen über mein Gesicht und dann...befand ich mich auf einmal wieder in der Gasse. Kira war bei mir und blickte mich grinsend an."
 

"Na, angenehme Träume gehabt? Moment, vielleicht war es ja gar kein Traum. Bist du schockiert? Es würde mich wahrlich brennend interessieren, wen du mit Bites The Dust in die Luft gesprengt hast! Möchtest du es mir sagen? Du wirs niemals...niemals irgendjemandem von mir erzählen können. Mit Bites The Dust kann ich die Zeit eine Stunde zurückdrehen nachdem die Bombe, die ich in dir hinterlegt habe, gezündet wurde."

"Dann...dann habe ich noch eine Chance..."

"Glaubst du das wirklich?"
 

"Mit Tränen in den Augen und zitternd rannte ich an Kira vorbei bis ich die Straße erreichte, in der Rohan auf mich wartete. In der Hoffnung, dass sein Tod ungeschehen bleiben würde, blieb ich hinter einer Mauer versteckt...doch da öffneten sich die Seiten in meinem Gesicht, obwohl mich Heaven's Door noch nicht mal berührt hatte. Ich fragte mich wieso es passierte. Ich wollte Rohan warnen aber als ich spürte, wie Kira seine Hand auf meinen Hals legte, konnte ich mich nicht rühren...und sah, als die Uhr erneut 8:30 Uhr schlug, wie Rohan zum zweiten Mal, diesmal unwissend von allem in die Luft gesprengt wurde. Er würde nie erfahren, was ihn getötet hatte...und ich wollte einfach nur laut schreien.
 

"Armer Rohan Kishibe...er wird nie erfahren, was ihn das Leben kostete. Ich frage mich, was in seinen letzten Augenblicken in seinem Kopf vor sich ging. Wahrscheinlich, dass er nie wieder Manga zeichnen würde. Du mochtest ihn, nicht wahr?"

"Wieso...WIESO IST ES TROTZDEM PASSIERT? ICH VERSTEHE ES NICHT! WIESO...WIESO KONNTE ICH IHN NICHT RETTEN?"

"Schicksal, meine Hübsche. Was einmal zerbrochen ist, wird auch ein weiteres Mal zerbrechen. Das ist die Fähigkeit von Bites The Dust. Ich bin gespannt, wen du als nächstes in die Luft sprengst."
 

"Noch nie in meinem Leben hatte ich mich bisher so hilflos gefühlt. Ich wünschte, ich hätte einfach alles enden lassen können. Ich hatte Rohan verloren ohne ihm hätte sagen zu können, was geschehen war. Ich war nicht in der Lage gewesen den Menschen zu beschützen, der mir am wichtigsten war. Hayato war bislang nicht aufgetaucht aber das spielte auch keine Rolle mehr. Ich wäre nie in der Lage die wahre Identität von Yoshikage Kira preiszugeben...auch nicht als Josuke, Okuyasu und Jotaro auftauchten, die mich nur starr anblickten als sie meinen leeren Blick sowie das leere Auto Rohan's vorfanden. Ich hatte Angst...solche Angst. Dass Josuke verschlafen hatte hörte ich nur aus weiter Ferne und als sie mich anfingen zu fragen, ging ich panisch auf die Knie. Sie bemerkten, dass ich etwas wusste und begangen zu fragen...und zu fragen...und zu fragen...bis Killer Queen erneut zuschlug als sie mich genug unter Druck gesetzt hatten und mir erneut vorwarfen, dass ich ihr Vertrauen missbrauchen würde so wie damals als ich schon nach meiner ersten Begegnung nicht sagen wollte, wer Kira Yoshikage wirklich ist...nur dass ich es in diesem Moment ihnen wirklich nicht sagen konnte. Und dann...sah ich nur noch zu, wie Bites The Dust Josuke, Okuyasu und Jotaro in der Luft zerfetzte...und ich wieder nichts tun konnte. Ich schrie...ich schrie weil einfach alles enden sollte bevor Kira ein weiteres Mal die Zeit zurückdrehte und ich wieder in der Gasse landete. Er grinste als er mich sah, ergötzte sich an meinen Tränen und fragte mich, wen ich diesmal getötet hätte. Er dachte, ich sei ungefährlich für ihn, doch irgendetwas in mir wollte sich trotz der Angst nicht geschlagen geben. Er entfernte sich als er mich zusammengekauert am Boden liegen sah und wollte seinem gewöhnlichen Alltag nachgehen, indem er zur Arbeit ging. Für einen Moment wollte ich nur schreien und weinen, das Zittern meines Körpes ebbte einfach nicht ab. Doch dann...fiel es mir ein. Es musste eine Möglichkeit geben. Der Josuke aus der Vergangenheit...er hatte mich damals vor Bites The Dust gewarnt! Und nun war ich die einzige, die die anderen retten konnte. So wartete ich wenige Sekunden an der Ecke und rannte dann wieder zum Haus der Kawajiri's, wo der erstaunte Hayato mich aus großen Augen anblickte als ich ihn bat Josuke anzurufen und diesen aus dem Bett zu scheuchen und danach zu mir an die Kreuzung des Treffpunkts kommen sollte. Er tat wie geheißen und wir trafen uns dort. Mir entging nicht, dass Kira bereits auf der Lauer gelegen und auf uns gewartet hatte. Bevor die Uhr 8:30 Uhr schlagen konnte kam er auf uns zu weil er der Meinung war, dass eine junge Göre sowie ein dämliches Balg eh keine Chance gegen ihn hätten, doch da lag er falsch. Hayato ergriff die Chance und attackierte Kira mit einer Art Standblume, die explosive Luftblasen zerschoss, welche ihn für einen Moment lahm legten. Ich näherte mich ihm langsam und bat Hayato auf Rohan Acht zu geben. Ich näherte mich und in jenem Moment wollte Kira mir die Faust ins Gesicht rammen, doch da ich immer noch unter dem Schutz von Killer Queen's Bites The Dust stand, traf mich der Schlag nicht. Wie siegessicher er sich fühlte und dann tat er den Fehler seines Lebens..."
 

"Ich, Kira Yoshikage, werde immer weiterleben und sobald alles vorbei ist werde ich endlich mein ruhiges und friedliches Leben weiterleben können!"

"Du hast gerade gesagt, dass dein Name Kira Yoshikage ist, nicht wahr?"

"Ups, ist mir mein Name gerade eben rausgerutscht? So ein Pech aber auch. Ja, ich bin Kira Yoshikage."

"Und ich...ich habe es niemandem erzählt. Du hast dich gerade selbst verraten, Kira Yoshikage! Und er dort drüben...hat alles mitbekommen!"
 

"Panisch drehte er sich um als ich in die Richtung hinter ihn blickte und Josuke erkannte, die Augen voller Zorn und Hass auf den Mörder, der ihm gegenüber stand. Ich hatte gewettet und gewonnen und als ich um die Ecke schaute, das Herz bis zum Hals schlagend, sah ich Rohan, der sich gerade in den Nacken griff. 8:30 Uhr war durch...wir hatten gewonnen. Ich hatte die Menschen, die mir wichtig waren gerettet und nun stand uns der letzte Kampf gegen den schlimmsten Serienmörder bevor, den Morioh je erlebt hatte."
 

"Ieh, der Regen rutscht mir in den Nacken! Wo bleiben Nika und die anderen nur?"

~Farewell, Morioh~

"Nika? NIKA! NIKA, BITTE WACH AUF!"
 

Die Stimme Josuke's klang wie ein weit entferntes Echo als sie langsam die Augen öffnete. Nika erblickte zwei Silhouetten, die über ihr gebeugt waren, die eine davon blutverschmiert und schwer verletzt. Als sich ihr Blick klärte, schreckte sie hoch bis sie in aufrechter Haltung und mit aufgerissenen Augen zwischen Josuke und Rohan saß.

"Was...was ist passiert?"

"Nika, Gott sei Dank! Wir dachten schon, dass wir dich verloren hätten!"

"Was...was ist denn nur geschehen? Ich kann...ich kann mich kaum an was erinnern. Ich glaube, dass ich für einen Moment...nicht mehr am leben war."

"Das warst du durchaus nicht. Du bist wirklich ein Teufelsweib, weißt du das?"

"Was ist mit Kira? Wo ist er?"

"Kira...ist tot."

"Kira...ist tot?"

"Nika, kannst du dich wirklich nicht mehr erinnern?"

Während Josuke ihr alles erzählte, wobei die Rothaarige sich wunderte, wie er bei den Verletzungen immer noch stehen konnte, begann Nika sich zu erinnern. Wie Kira Okuyasu angriff, Josuke weinte weil er wusste, dass sein bester Freund tot war. Wie Kira sie in dieses Haus gedrängt hatte und sie mit seinen explosiven Seifenblasen angegriffen hatte und sie mit Geschick den Vater Kira's töteten. Sie erinnerte sich, wie Josuke von einer Explosionswelle ergriffen wurde und Teile der Brüstung der oberen Etage sich tief in sein Bein und seinen Bauch gruben Wie sie Kira schließlich, nachdem Josuke seine letzten Kraftreserven geofpert hatte um einen letzten Schlag gegen Kira zu starten und Nika schließlich wie eine Irre auf den Mörder mit The Void eingeschlagen hatte um ihn einigermaßen kampfunfähig zu machen. Der Moment, als Okuyasu wieder auftauchte, seinen besten Freund rettete und alle vor Glück weinten bevor Kira versuchte von seinem letzten Schlag mit Bites The Dust Gebrauch zu machen und die Zeit zurückdrehen wollte, indem er die Ärztin eines ankommenden Krankenwagens zu einer Bombe wandelte. Doch er war nicht schnell genug. Jotaro hielt ihn auf, stoppte die Zeit in jenem Moment als Nika instinktiv handelte und The Void durch die von Explosionen entstandenen Risse im Boden schlängeln ließ um Kira festzuhalten bevor er Bites The Dust aktivieren konnte. Dann prasselten unzählige Schläge von Star Platinum auf Kira ein und brachen ihm die Hand, dass er nicht mal mehr in der Lage war den Auslöser zu drücken. Als er am Boden lag, blutend und zitternd und versuchte ein letztes Mal den Auslöser zu drücken, sprang Nika auf ihn zu und wollte ihm den Rest geben, doch sie bemerkte nicht, wie der Krankenwagen sich näherte und nicht nur Kira, sondern sie mit in den Tod riss...
 

Sie erwachte auf der Straße. Die Straße, auf der man sich keineswegs umdrehen durfte und so stellten Reimi und Nika ihren Feind, gaben ihm den Rest nachdem er mit Schrecken feststellen musste, dass er gestorben war anstatt in der Zeit zurück zu gehen. Er wollte Reimi trügen, da er ja wüsste, wie diese Straße funktionierte, doch er hatte die Rechnung ohne Reimi's Hund Arnold gemacht, der ihm kurzum die Hand abbiss und Kira zwang in die verbotene Richtung zu schauen.

"Ich hoffe, dass du für all deine Taten für immer in der Hölle schmoren wirst, Kira Yoshikage! Du wolltest die ganze Zeit meine Hand. Nun...dann werde ich dir ein letztes Mal die Hand reichen und dich eigenhändig in die Hölle befördern!"

Nika drehte sich nicht um aber sie spürte, wie The Void den Mörder packte und ihm nächsten Moment vernahmen sie sowie Reimi und Arnold nur noch laute, knirschende Geräusche gefolgt von Blut, das zu Boden spritzte. The Void riss Kira auseinander bevor die rachsüchtigen Seelen, die jahrelang auf diesen Moment gewartet hatten, ihren Häscher mit ihren dunklen Händen packten und verschleppten. Nika hörte nur noch einen erstickenden Schrei bevor Stille einkehrte und als es endlich ruhig wurde atmete sie erleichtert mit einem Lächeln auf den Lippen auf. Langsam ging sie auf die Knie und begann zu weinen.

"Du solltest gar nicht hier sein, Nika."

"Ich weiß...aber...ich habe all jene, die ich liebe, in Gefahr gebracht. Ich wollte...wenigstens ein einziges Mal von Nutzen sein. Auch wenn das heißt, dass es mich den Tod kostet. Ich wäre ja eigentlich sowieso gestorben wenn Tonio mich nicht gerettet hätte. Aber...einen Mörder zur Strecke zu bringen und die zu schützen, die mir lieb sind...auch wenn ich mein Versprechen einer bestimmten Person gegenüber nicht halten konnte...damit kann ich leben. Immerhin...kannst du jetzt endlich in den Himmel aufsteigen, Reimi. Du hast es verdient."

"Aber, Nika...du bist noch nicht soweit. Da oben...wartet jemand auf dich. Und ich wünsche mir, dass du mit ihm glücklich wirst. Bitte...du musst zurück. Kümmere dich...um Rohan-chan. Bitte..."

Nika sah die Tränen in Reimi's Augen und wollte besänftigende Worte an sie richten, doch dann spürte sie, wie sie etwas zurückholte. Etwas, was sich warm anfühlte und sie wieder in die Realität zurückbrachte bis sie die Silhouette der beiden Männer über sich knien sah. Josuke und Rohan...

"Ich konnte dich mit letzter Kraft mit Crazy Diamond heilen während Rohan mit Heaven's Door dich dazu brachte wieder zu Bewusstsein zu kommen. Du bist ziemlich heftig mit dem Kopf gegen den heranfahrenden Krankenwagen gestoßen. Wir dachten, es wäre vorbei mit dir!"

"Ihr...ihr habt mich wirklich...gerettet?"

"Nika...das war doch selbstverständlich."

Es dauerte nicht lange, da brach die junge Frau vor Erleichterung in Tränen aus. Lange weinte sie in den Armen der beiden Männer, die ihr über die letzten Tage so wichtig geworden war. Es war vorbei, Morioh war in Sicherheit.
 

*~*
 

Die Verabschiedung von Reimi als sie endlich in den Himmel aufsteigen konnte ließ niemanden wirklich kalt. Sogar Rohan hatte Tränen in den Augen als sie gen Himmel fuhr, doch Nika legte ihm eine Hand auf die Schulter.

"Freu dich für sie. Endlich kann sie nach Hause zu ihren Eltern."

"Ja...da hast du recht."

"Brauchst du einen Moment?"

"Ehrlich gesagt...ja, ein wenig. Aber...ich bin so froh, dass du lebst. Ich wollte dich beschützen, doch am Ende hast du uns alle beschützt."

"Rohan..."

"OI, ROHAN-SENSEI! Du solltest etwas einfühlsamer zu deinem Mädchen sein! Ihr seid doch jetzt ein Paar, oder?"

Sowohl Josuke als auch Okuyasu sahen, wie die beiden rot um die Nase wurden, doch keiner sagte ein Wort. Stattdessen grinste Nika nur und ging auf Okuyasu zu.

"Ich bin so froh, dass du lebst. Danke nochmal...für alles, Okuyasu."

"Oi, das war nicht nur mein Verdienst. Es war auch Tonio."

"Ich weiß und ich kann euch beiden nicht genug dafür danken, dass ihr mir eine neue Chance ermöglicht habt. Aber...ich habe mich für meinen Weg entschieden. Rohan...würdest du mir noch einmal mit Heaven's Door helfen?"

"Was? Wieso?"

"Ich denke, dass ich The Void nicht mehr brauchen werde. Ich habe endlich meinen Mut gefunden. Ich möchte...nicht diese Kraft besitzen. Ich möchte mein Leben aus eigener Kraft leben."

"Aber...Nika..."

"Bitte, Rohan. Tu mir den Gefallen. Ich möchte es so."

"...nun gut. Wenn es das ist, was du möchtest."

Auch Josuke versuchte Nika ins Gewissen zu reden.

"Eigentlich schade, dein Stand ist zwar schwarz wie die Nacht aber sehr mächtig wenn man ihn für das Gute einsetzt. Du könntest eine ausgezeichnete Standuserin sein."

"Ich weiß. Aber...ich möchte diese Chance nutzen und neu anfangen. Das heißt auch, dass ich The Void aufgeben muss...und aus eigener Kraft meinen Weg gehe. Ich habe endlich meinen Mut gefunden. Und dabei habt ihr mir geholfen."

Ein sanftes Lächeln lag auf Josuke's Lippen. Sie wusste genau, was er gerade dachte. Dann wandte sie sich wieder Rohan zu und nickte.

"Ich bin soweit."

"Gut...dann schließ die Augen. HEAVEN'S DOOR!"

Es fühlte sich merkwürdig an als Rohan ein weiteres Mal ihre Seiten öffnete, doch irgendwie fühlte Nika nur Erleichterung als Rohan ihr die Worte hineinschrieb und als sie wieder zu sich kam frei atmen konnte. Es war nicht so als ob The Void verschwunden wäre, im Gegenteil, es wirkte eher wie eine Seele, die vor Nika's Augen schwebte und stets an ihrer Seite blieb. Ein Teil ihrer Persönlichkeit, der sie nun verließ.

"Ich danke dir. Danke, dass du mir damals das Leben gerettet hast. Aber ich brauche dich noch für einen Moment. Du musst mir...einen letzten Gefallen tun."
 

*~*
 

Die Standuser verteilten sich und Nika suchte jenen Ort auf, an dem sie ihn zuletzt traf. Sie lächelte glücklich an sie Josuke sah...und dieser sie erleichtert anblickte. Tief verbeugte Nika sich und hatte Tränen in den Augen als sie ihren Gegenüber aus der Vergangenheit anblickte.

"Du hast es geschafft, Nika."

"Nein, wir haben es geschafft. Weil du uns geholfen hast."

"Ich habe nicht viel getan."

"Aber ohne dich wäre ich nie dahinter gekommen, wie Bites The Dust funktioniert."

"Ich bin auch sehr erleichtert. Ich werde wahrscheinlich niemals in meine Zeit zurückgehen können aber...immerhin kann ich jetzt...mit einem Lächeln auf den Lippen wieder Nachts ruhig schlafen. Du bist stärker geworden. Ich weiß, warum ich mich damals in dich verliebt habe, Trinidad Zambrano."

"Und deswegen bin ich jetzt hier, Josuke. Du hast mir geholfen. Jetzt möchte ich dir einen letzten Wunsch erfüllen."

Darauf zog sie die schwarze Silhouette von The Void aus ihrer Tasche. Sie leuchtete golden am Rand und Josuke blickte Nika geschockt an als er erkannte, um was es sich bei dieser schwarzen Masse handelt.

"Nika! Das ist doch...dein Stand! Aber ohne Stand...kannst du doch nicht überleben!"

"Keine Sorge, ich bin immer noch ich. Ich habe mich mein Leben lang immer auf The Void gestützt aber ich bin bereit meine Zukunft zu ergreifen und ihr ins Auge zu sehen, indem ich auf eigenen Beinen stehe. Doch...ich könnte es nicht ertragen, wenn du deinen Weg für immer alleine gehst. Deswegen...möchte ich dir sie geben. Meine Kraft. Damit ein Teil von mir immer bei dir bleibt."

"Nika..."

"Ich wünschte mir, ich hätte deinen Wunsch erfüllen können aber...ich liebe Rohan, Josuke. Ich liebe ihn so sehr."

"Und das freut mich sehr für dich. Es ist in Ordnung. Du...du bist wirklich sehr stark. Ich werde dieses Geschenk für immer in Ehren halten."

"Ich bin sehr glücklich darüber dich kennengelernt zu haben...Josuke Higashikata. Was wirst du jetzt tun?"

"Mach dir um mich keine Sorgen. Ich werde in Morioh im Verborgenen bleiben, denn so gesehen hat die Stadt ihren Beschützer. Wer weiß, wo es mich eines Tages hinzieht."

"Naja...vielleicht ist es nicht ganz unmöglich und...vielleicht ergibt sich irgendwann die Möglichkeit für dich wieder in deine Zeit zurück zu kehren."

"Das wird wohl unmöglich sein. Der Gedanke ist sehr schön aber das wird wohl nicht gehen."

Nika schwieg, doch lächelte sie. Sie zwinkerte Josuke liebevoll zu und drückte ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange.

"Lass dich nicht unterkriegen, du verrückter Diamant."

"Ich werde immer über dich wachen, Nika-chan. Bitte...pass auf dich auf. Werde glücklich."

"Versprochen. Auf Wiedersehen...Josuke. Ich bin sehr froh dich kennengelernt zu haben."

Er sah ihr lange nach bevor sie hinter den Häusern von Morioh verschwand. Er hielt The Void's Seele lange in der Hand bis er sich dem Sonnenuntergang zuwandt.

"Ich sollte auch gehen, nicht wahr?"

Doch es dauerte nicht lange bis The Void hell zu leuchten begann und sich vor Josuke's Augen etwas oder besser gesagt jemand vor ihm materialisierte.

"Nein...das kann nicht sein!"

Er streckte der Silhouette seine Hände entgegen als sie mehr an Gestalt annahm und er diese schwarzen Haare gefolgt von diesen grünen Augen erkannte.

"Josuke...mein Josuke!"

"Nika! Nika-chan! Ich habe dich so sehr vermisst!"

"Josuke...tut mir leid, dass ich dich warten lassen habe. Sollen wir...endlich nach Hause gehen?"

Sanft streichelte seine Geliebte ihm die Tränen aus dem Gesicht bevor er sie in den Arm nahm und erleichtert weinte. Dann spürte er, wie er sich langsam mit ihr aufzulösen schien. Es war Zeit nach Hause zu gehen. Zu ihr...wo auch immer das sein mochte. Ob im Himmel oder in seiner Zeit. Zuhause war, wo auch Nika war.

"Nika-chan...du hast also...einen Teil ihrer Seele gerettet. Sie war...die ganze Zeit bei dir gewesen. Ich danke dir. Ich danke dir von ganzem Herzen."
 

*~*
 

"Wirst du in New York ohne uns zurecht kommen?"

"Ich kam bevor ich nach Morioh kam auch zurecht, da werde ich es jetzt alle Male schaffen!"

Sie saßen nebeneinander am Hafen und tranken Eiskaffee. Josuke schaute noch lange in die Ferne zu dem Boot, auf dem sich Joseph Joestar und Jotaro Kujo auf dem Heimweg befanden nachdem Josuke Joseph kurz vor der Abreise noch die Geldbörse geklaut hatte. Eigentlich hätte Nika direkt mitfahren können, da Herr Joestar eh nach New York musste aber sie wollte die restlichen Tage in Morioh noch in Frieden genießen. Außerdem gab es immer noch einige Dinge, die zwischen ihr und dem Josuke aus der Gegenwart unausgesprochen waren.

"Wirst du mich vermissen wenn ich weggehe?"

"Die Frage ist eher, ob du uns vermissen wirst. Du und Rohan...ihr seid doch zusammen...oder etwa nicht?"

"...ich liebe Rohan, Josuke."

"Ich weiß...und ich werde dich trotzdem sehr vermissen wenn du die erste Zeit wieder nach New York zurückgehen wirst."

"Es tut mir nach wie vor leid, dass ich dir falsche Hoffnungen gemacht habe. Es war nie meine Absicht dein reines Herz zu brechen. Dafür...habe ich dich viel zu gerne, Josuke Higashikata."

Ich weiß. Und ich habe dir schon längst verziehen. Vielleicht ist es auch ganz gut so. Du gehörst einfach zu Rohan und ich gönne es ihm. Er braucht jemanden wie dich um auf den Boden der Tatsachen zurück zu kommen."

"Scheint so, nicht wahr?"

"Ich liebe dich, Nika. Ich werde dich irgendwo immer lieben aber ich komme damit zurecht. Ich würde mich sogar sehr freuen wenn du eines Tages zurück nach Morioh kommen würdest. Auch wenn wir nicht zusammen sein könnten...aber...dich einfach in der Nähe...hier in Morioh zu wissen...das würde mich sehr glücklich machen."

"Josuke..."

Sie konnte nicht anders. Sie wollte ihn ein letztes Mal drücken bevor sie es nie wieder tun würde.

"Ich werde immer bei dir sein, Josuke. Ob in New York oder hier. Du wirst immer einen speziellen Platz in meinem Herzen einnehmen. Du bist...wirklich jemand ganz besonderes. Bleib immer so wie du bist, du verrückter Diamant."

"Und du lass dich niemals verdrehen, Rotschopf."

"Niemals!"

Schweigend tranken sie danach noch ihre Eiskaffees, doch auch wenn sie nichts sagte ließ sie es ein letztes Mal zu, dass Josuke ihre Hand nahm und sie eine Weile festhielt.

"Ein Herz aus Gold und unzerbrechlich, rein und strahlend wie ein Diamant. Morioh hat wirklich...einen wundervollen Schutzengel."

~Great Day, 2000~

"Musst du wirklich schon gehen?"

Ein paar letzte Griffe benötigte es bevor Nika ihren Koffer endgültig verschloss und sich Rohan mit einem Lächeln zuwandt.

"Leider wartet in New York viel Verantwortung auf mich und ich muss noch das College zu Ende machen bevor ich eine neue Richtung in meinem Leben einschlage."

"Du...wirst mir sehr fehlen...Nika."

Es war nicht das erste Mal, dass Nika Rohan mit solch einem gequälten Gesichtsausdruck sah und selbst wenn es nur für wenigen Sekunden anhielt. Doch sie löste die traurige Stimmung auf indem sie ihn sanft auf den Mund küsste und tief in die Augen blickte.

"Ich liebe dich...Rohan Kishibe. Und ich verspreche dir..."

"NEIN!"

Ruckartig nahm der Mangaka die Rothaarige in den Arm, die nicht erstaunter hätte dreinblicken können.

"Rohan?"

"Bitte...versprech mir nichts, was du am Ende vielleicht nicht halten kannst. Denn wenn du doch nicht zurückkommst...dann würde es mir nur das Herz brechen."

Am liebsten hätte sie laut angefangen zu weinen aber er hatte recht. Was wäre, wenn sie wirklich nie nach Morioh zurückkäme? In der Zeit, wo sie wieder in New York leben würde könnte noch viel passieren. Sie war sich sicher ein leises Schluchzen von Rohan's Seite aus zu vernehmen, der sie für einen Moment noch feste drückte. Sie wusste, warum er sich nicht daran festhalten wollte, denn in der Vergangenheit gab es einfach auch für ihn zu viele Vorkommnisse, wo ihm wichtige Menschen verloren gegangen war. So wie Reimi oder Nanase. Dann löste sie sich langsam aus seinem Griff. Auch Nika's Augen funkelten.

"Es war...eine außergewöhnliche Zeit. Es ist viel passiert. Ich werde dich, die anderen und Morioh in guter Erinnerung halten. Glaubst du denn an ein Wiedersehen?"

"Ich glaube an die Realität. Wenn du mich vergessen solltest, dann müsste ich damit leben aber...ich möchte nicht, dass du ich vergisst."

"Rohan...das könnte ich auch gar nicht mehr. Als ich dich...durch Bites The Dust sterben sah...da wollte ich am liebsten auch nicht mehr leben. Ich hätte nie gedacht, dass ich einen Menschen eines Tages mal wieder so sehr von ganzem Herzen lieben würde. Ich möchte dich...unbedingt wiedersehen. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird...aber eines Tages werde ich nach Morioh zurückkehren."

"Ich möchte nicht, dass du mir versprichst, dass du wiederkommst aber...versprich mir mich nicht zu vergessen. Auch wenn wir uns nicht hören werden."

"Ich verspreche es, Rohan. Ich werde dich niemals vergessen."

"Nika...du bist...wirklich ein wundervolles Meisterwerk!"

"Rohan..."

Noch einmal küssten sie sich innig bevor Nika sich aus seinem Griff löste, ihre Tasche griff und Richtung Taxi ging, welches sie zum Bahnhof bringen sollte.

"Eigentlich...möchte ich gar nicht gehen. Ich möchte...so gerne bei dir bleiben."

Sie drehte sich nicht um, doch in jenem Moment als sich die Türe des Taxi's schloss spürte sie einen Riss im Herz und konnte die Tränen nicht zurückhalten.

"Rohan...ich liebe dich! Ich liebe dich so sehr!"
 

*~*
 

Auch heute war der Bahnhof von Morioh sehr belebt. Nika hatte am Fenster Platz genommen und schaute ein letztes Mal auf die kleine Stadt, die ihr so ans Herz gewachsen ist nebst ihrer Bewohner. Verträumt wartete sie darauf, dass der Zug endlich losfuhr bevor sie noch einmal nach draußen blickte und zwei Personen erkannte, die ihr freudig zulächelten und zuwunken.

"OI, NIKA!"

"NIKA-CHAAAAAAN!"

"Hm? Das sind doch...Josuke und Okuyasu!"

"HEY ROTSCHOPF! PASS AUF DICH AUF! KOMM GUT ZURÜCK NACH HAUSE!"

"DAS WERDE ICH, DU VERRÜCKTER DIAMANT!"

"ALLEINE FÜR ROHAN! ICH GLAUBE NICHT, DASS DU IHN SO LANGE ALLEINE LASSEN SOLLTEST!"

"ICH VERSUCHE ES, JOSUKE! DANKE FÜR ALLES! UND VIELEN DANK NOCHMAL, OKUYASU!"

"DAS WAR DOCH EHRENSACHE! FÜR SO EINEN SCHARFEN FEGER TUT MAN DAS DOCH GERNE!"

"Bleib...nicht zu lange fort, Nika. Morioh wird immer ein Zuhause für dich sein und auf dich warten."

"Josuke..."

Der Zug setzte sich in Bewegung, da rannte sie nochmal zu einer der offenen Türen. Sie wunk den beiden wie eine Verrückte zund lachte unter Tränen.

"PASST AUF EUCH AUF! ICH WEISS, DASS BEI EUCH DIE STADT IN GUTEN HÄNDEN IST!"

"DU AUCH, ROTSCHOPF! VERGISS UNS NICHT!"

"Das...das könnte ich gar nicht, Josuke. Auf Wiedersehen...du verrückter Diamant."

"Auf Wiedersehen...Nika-chan."

Lange schaute sie zurück. Die Sonne wärmte ihr Herz und gab ihr neue Kraft. Diese Stadt war wirklich etwas ganz besonderes. Nika war sich sicher, diese wenigen Wochen, die sie hier verbracht hatte, hatten sie verändert und sie wollte diese Chance nutzen.

"Eines Tages...eines Tages werde ich nach Morioh zurückkehren."

Und während sich der Zug langsam in Bewegung setzte und sie einen letzten Blick auf den Leuchtturm von Morioh warf, war sie sich für einen Moment sicher, die Silhouette des anderen Josuke's zu sehen, der zusammen mit einer Gestalt, die Nika sehr ähnlich sah dankend zuwunk.
 

*~*
 

"Wieder anstrengendes Training heute?"

Nika warf Billy nur ein erschöpftes Lächeln zu. Ein Jahr war durch das Land gezogen seit Nika zurück nach New York gegangen war. Zwischenzeitlich hatte sie das College beendet und eine Festanstellung an ihrer Tanzschule angenommen, wo sie allgemein neben dem College her gejobbt hatte, um sich Geld dazu zu verdienen. Allerdings aus einem bestimmten Grund. Billy warf ihr ein Handtuch zu. Da Jared heute Violinenunterricht an seiner Musikschule gab, wo er einen guten Job gefunden hatte, beschlossen Nika und Billy heute zusammen essen zu gehen.

"Sehr anstrengend aber ich fühle mich danach immer so befreit."

"Du wirkst seit deiner Rückkehr aus Morioh allgemein sehr glücklich, Nika. Du hast dich verändert. Ich finde es schön dich endlich wieder lächeln und mit deinem roten Haaren zu sehen. Ich denke mal, dass dein Entschluss nach wie vor feststeht, oder? Du wirst nach Morioh zu Rohan ziehen wenn du das Geld zusammen hast."

"So weh es auch tut euch zurückzulassen aber...ich liebe Rohan. Ich möchte so gerne wieder an seiner Seite sein."

"Ich freue mich für dich, dass du dein Glück gefunden hast aber warum meldest du dich nicht einfach bei ihm? Seit du wieder nach Hause gekommen bist hast du ihn weder angerufen, noch ihm geschrieben."

"Weil...weil ich sein Lächeln sehen möchte wenn wir uns wiedersehen. Es ist schon schlimm genug, dass ich so lange von ihm getrennt war, da reicht mir ein einfaches Telefonat nicht. Deswegen muss ich sparen und mir meinen Wunsch erfüllen."

"Irgendwo ein schöner Gedanke aber denkst du nicht, dass er glauben könnte, du hättest ihn vergessen?"

Dabei blickte Nika ihren Gegenüber lächelnd an.

"Ich könnte Rohan niemals vergessen, Billy. Und ich bin mir sicher, dass Rohan das auch weiß."

"Ich finde es immer noch erstaunlich, dass du dich in den Mann verliebt hast, dessen Manga ich so gerne lese. Einfach unfassbar! Ich wünsche mir aus tiefsten Herzen, dass sich dein Wunsch eines Tages erfüllt. Ach ja, da fällt mir ein..."

Billy griff in seine Tasche und reichte Nika einen Briefumschlag, der die Größe und Breite eines Notizbuches hatte.

"Das ist heute für dich angekommen."

"Für mich? Von wem kann das nur sein?"

Langsam setzte sie sich und öffnete den Umschlag. Langsam faltete sie das Blatt auseinander, welches sorgsam im Umschlag verstaut worden war und staunte nicht schlecht als sie die Skizze vorfand, die Rohan damals von ihr angefertigt hatte an jenem Tag als sie sich das erste Mal begegnet waren. Daneben befand sich ein goldener Anhänger in Form einer Füllerfeder. So wie Rohan sie als Ohrring trug und Nika trieb es die Tränen in die Augen als sie die Zeilen las, die sich unter der Skizze befanden.
 

~Dort, wo alles angefangen hat und unvergesslich bleibt. Ich warte auf dich.~
 

Billy bemerkte nur, wie Nika sich gerührt die Tränen aus dem Gesicht strich.

"Billy...jetzt bin ich mir sicher...er hat mich niemals vergessen. Bald werde ich zu ihm gehen. Es wird nicht mehr lange dauern."

Und während sie beide die Tanzschule verließen bemerkte Nika, wie jemand am Eingang stand und bereits auf sie gewartet hatte. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen. Ein Moment des Schweigens lag zwischen ihnen und als Nika erkannte, dass er es wirklich war, fiel sie ihm vor Freude weinend in die Arme. Billy schmunzelte, schließlich war er es gewesen, der Billy das Paket an jenem Morgen in die Hand gedrückt hatte. Ein Blick auf das Paar sagte alles, um zu wissen, wie groß die Sehnsucht gewesen war.

"Am Ende...war er es doch, der nicht mehr warten konnte. Ich hoffe, du wirst glücklich, Nika."

Er ließ die beiden für einen Moment allein, doch er würde nie die Worte vergessen, die ihr Liebster an jenem Tag zu ihr sagte.

"Ich konnte nicht mehr warten, Nika. Bitte...wirst du mit mir gehen? Ich bin hier...um dich nach Hause zu holen. Bitte komm mit mir. Dort, wo alles angefangen hat und unvergessen bleibt. Zurück...nach Morioh."

Ein neuer Anfang, eine zweite Chance. Sie nahm seine Hand und schwor sich diese nie wieder loszulassen. Sie hatte gewartet. Geduldig gewartet und nun war es soweit. Sie war endlich Zuhause.
 

*~Fin~*



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück