Coma-Boy and his pack von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 4: Noah – Ein stilles Haus ---------------------------------- Seit gestern Abend saß Sheriff Noah Stilinski bereits vollkommen regungslos auf der Kante des verwaisten Bettes seines Sohnes und lauschte. Ohne seinen Jungen war dies Haus kein Zuhause; es waren bloß vier Wände, Boden, Decke, Möbelstücke und ein Haufen Kram; kalt, unbelebt und bedeutungslos. Und dann diese Stille! Sie war der sicherste Hinweis, dass Stiles nicht im Haus war, denn von diesem Jungen ging immer Energie aus, selbst dann noch, wenn er schlief. Er war beinahe wie eine Art Summen. Wenn Noah nachhause kam, und sei es auch spät in der Nacht, er spürte es immer, ob Stiles zuhause war, oder nicht. Als Stiles noch ein kleiner Junge war, war es für Claudia und Noah beinahe unmöglich gewesen, ihn zu bremsen. Dieses Kind steckte so voller Leben und Energie, es hatte so viele kreative, spaßige und zumeist auch gefährliche Ideen, dass man ihn ständig im Auge behalten musste. Am Liebsten hätte Noah ihn damals dauerhaft in Luftpolsterfolie verpackt und mit Knieschonern und einem Helm versehen, um zu verhindern, dass ihm etwas zustieß. Doch dann war Claudia gestorben. Mit einem Mal waren sie nur noch zu zweit gewesen, Stiles hatte seine Mutter verloren und Noah selbst seine Gefährtin, seine große Liebe. Dies war eine sehr dunkle Zeit gewesen. Damals war mit dem neunjährigen Stiles etwas passiert. Er blieb selbstverständlich dasselbe Energiebündel, welches er immer schon gewesen war, doch es war, als habe er seine Heftigkeit, all das Ungestüme, welches ihn ausmachte zu einem kleinen festen Ball zusammengefasst und in seinem Inneren verstaut, so wie man einen gewaltigen Fallschirm nach dem Sprung aus einem Flugzeug wieder zu diesem kleinen Paket zusammenpackte, von dem man dann gar nicht mehr glauben mochte, was sich da tatsächlich im Inneren verbarg. Noah war sich überdeutlich bewusst, dass dies ein Geschenk war, welches sein Kind ihm machen wollte. Stiles hatte gespürt, dass der Verlust den Vater beinahe umgebracht hatte und so hatte er sich zurückgenommen, so gut er es eben konnte. Noah wusste, welchen Preis Stiles dafür bezahlte, doch ganz gleich, was er tat, es gelang ihm nicht, seinem Sohn diese Bürde wieder zu nehmen. Und war Stiles zu diesem nervösen, sich ständig an der Schwelle der Explosion befindlichen jungen Mann geworden, der unter Schlafstörungen litt und täglich seine ADHS-Tabletten nehmen musste. Manchmal ging der Fallschirm noch auf und das schien stets wie eine Befreiung für den Jungen zu sein, doch hinterher besann er sich immer darauf, seine Energie wieder zu zügeln. Aber nun war schlagartig alles anders. Gestern Nachmittag hatte dieser grimmige, junge Mann vor Noahs Tür gestanden; Derek Hale, der Werwolf, wie Noah mittlerweile wusste; mit angespannten Kieferknochen, geballten Fäusten, angezogenen Schultern und er hatte stammelnd erklärt: „Sir, es tut mir leid... Ihr Sohn... Wir wurden angegriffen, draußen im Reservat. Es war ein... Wesen? Ich habe versucht es zu bekämpfen, doch... ich konnte gar nichts tun!“ Dann hatte der große, starke Kerl tatsächlich den Kopf eingezogen, als erwarte er Schläge. Noahs Blut hatte sich augenblicklich in Eiswasser verwandelt, als er diese Worte vernahm: „Was ist mit Stiles?“ hatte er viel gefasster gefragt, als er sich gefühlt hatte: „Wo ist er jetzt?“ „Ich habe ihn ins Krankenhaus gebracht. Er ist gerade nicht bei Bewusstsein.“ hatte Derek erwidert und dann noch einmal versichert: „Es tut mir wirklich wahnsinnig leid Sir!“ ehe er sich umgedreht hatte und so schnell wie möglich verschwunden war. Noah war so unter Schock gewesen, dass er Derek nicht einmal zu den näheren Umständen befragt hatte, wie er es getan hätte, wenn dies hier ein Fall für den Sheriff gewesen wäre, denn diesem Moment war er einfach nur ein Vater, welcher um sein Kind bangte. Er hatte sich daraufhin sogleich in seinen Wagen gesetzt und war hinüber ins Beacon Hills Memorial gefahren, wo sein Sohn lag und tief und fest schlief, wie Dornröschen. Nur war dies hier kein friedlicher Schlaf. Vielmehr wirkte Stiles, als habe er schreckliche, furchterregende Träume. Nur leider ließ er sich daraus einfach nicht aufwecken, ganz gleich, was man auch versuchte. Er reagierte nicht auf Noahs beruhigende Worte und auch nicht auf dessen streichelnde Hände. Die Ärzte nahmen Stiles immer wieder zu Tests mit und Melissa war bei Noah geblieben, um ihm alles zu erklären. Als ihre Schicht zu Ende war, hatte sie gesagt: „Komm´ doch einfach mit mir Noah! Ruh´ dich aus! Du kannst hier gar nichts ausrichten, aber morgen früh kannst du ja wieder kommen. Und falls sich zwischenzeitlich etwas ändern sollte, wird man dich auf der Stelle informieren!“ Noah hatte einfach so gehorcht, wie ein Automat. Melissa hatte ihn zuhause abgesetzt und dort war er direkt hinüber in Stiles Zimmer gegangen, wo er nun immer noch saß, in der Hoffnung, seinem Sohn hier näher zu sein. Doch im Grunde hatte er hier nur umso deutlicher gespürt, dass Stiles nicht hier war. Melissa hatte gesagt, er solle morgen wiederkommen und nun war der neue Tag da, also erhob sich Noah, ging unter die Dusche, tauschte die zerknitterten Kleider vom Vortag gegen eine frische Uniform und ging in die Küche. Sein Blick fiel auf eine halbvolle Flasche Whiskey. Noah stellte sich vor, wie er sich ein Glas bis zum Rand mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit füllte und es dann in einem Zug hinunter schüttete. Der Alkohol wurde sich den Weg seine Kehle hinab in seinen Magen brennen, in seine Blutbahn gelangen und sehr bald wurde sich dieses falsche Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit einstellen. Noah schüttelte entschieden den Kopf. Was dachte er sich nur? Stiles brauchte ihn gerade bei vollem Bewusstsein und er durfte sich nicht so gehen lassen. Er griff sich also stattdessen eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und leerte sie in einem Zug, denn er hatte seit einer Ewigkeit nichts zu sich genommen. Etwas zu essen traute Noah sich dennoch nicht, denn er fürchtete, nichts bei sich behalten zu können. Er verließ das Haus, stieg in seinen Dienstwagen und startete den Motor. Als das Krankenhaus in Sicht kam, schauderte es ihn. Wie oft war er dienstlich bereits hier gewesen und immer ging es dabei um furchtbare menschliche Dramen. Noah musste auch daran denken, wie er Stiles hierher gebracht hatte, damals als sie dachten, er leide an frontotemporaler Demenz. Auch damals hatte ein fremdes Wesen seinen Sohn angegriffen und von ihm Besitz ergriffen. Und nicht zuletzt war seine geliebte Frau an diesem Ort gestorben und er war in diesem Moment nicht einmal bei ihr gewesen. Kurz geriet Noah in Panik. Was wenn es Stiles genauso ergangen war, während er nutzlos eine ganze Nacht lang bloß herumgesessen hatte. Seine Füße bekamen mit einem Mal Flügel, als er hinüber zum Krankenzimmer seines Sohnes rannte. Dort angekommen atmete er auf. Sein Junge lag immer noch in genau demselben Zustand da wie gestern Abend, als er gegangen war. Noah setzte sich auf den Stuhl neben dem Krankenbett und nahm Stiles Hand in seine eigene. Beinahe überrascht stellte er fest, dass es nun nicht mehr die Hand eines Kindes war, sondern die eines jungen Mannes. Es war, als würde es Noah erst jetzt, in diesem Moment klar werden. Er blickte hinauf in Stiles abgekämpftes Gesicht, welches zugleich sehr jung wirkte und auch schon den Erwachsenen erahnen ließ, zu welchem sein Sohn gerade heranreifte. Der Vater spürte, wie ihm die Kehle zu eng wurde: „Hey Stiles! Hier ist Daddy!“ sagte Noah leise: „Halt durch, mein Kleiner! Kämpf´ weiter! Ich kann dich nicht auch noch verlieren.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)