Alarm im Darm von Pragoma ================================================================================ Kapitel 1: Chilliger Tag mit Bohnen ----------------------------------- Derzeit hat mich irgendwie der Humor gepackt. Nicht nur Arabisch kann lustig sein, sondern auch Bohnen, wenn sie einem bei Instagram in diversen Storys unterkommen. Besonders dann, wenn man einen Tag freihat, sich mal eben ne Schüssel voll davon gönnt und sich keinerlei Gedanken über seinen Job macht. Herzlichen Glückwunsch, wenn das die Hose aushält oder in dem Fall, der Schlüpper. Weihnachten war überstanden, ebenso zwei quirlige Neffen und zwei Schwestern, die ihm einiges abverlangt hatten. Zwar liebte er seine Familie, aber er war auch durchaus glücklich darüber endlich wieder in Prag zu sein und zwei volle Tage für sich selber nutzen zu können, bevor die Arbeit erneut losging. Nicht nur die Wäsche rief, auch sein Auto hatte es mal wieder bitter nötig gewaschen zu werden. Und dann war da noch etwas anderes. Etwas, worauf er sich seit einiger Zeit freute und es kaum erwarten konnte, diese Sucht zu frönen. Auch, wenn er wusste, dass das ganz böse enden könnte. Aber er hatte zwei Tage frei und so schlimm würde es schon nicht werden. Es waren nur Bohnen, dazu in einer Suppe mit Frittaten. Da ging schon nichts schief, ging es sonst auch nicht und erstmal war chillen und Netflix angesagt. Kochen konnte er später auch noch, es war gerade mal zehn Uhr morgens und da war nicht viel mit ihm anzufangen. Anders als vor zwei Tagen. Seine beiden Neffen hatten ihn gut abgelenkt, mit ihm gespielt und da blieb gar keine Zeit, sich über irgendwas den Kopf zu zerbrechen. Besonders nicht über eine gewisse Person, die er viel zu lange nicht gesehen hatte, vermisste und es sich doch nicht eingestehen wollte. Vielleicht kannte man sich auch schon zu lange und sah es als selbstverständlich an, dass man sich oft sah oder beruflich miteinander telefonierte. Mit den anderen war es schließlich auch so, man ging zusammen zum Sport oder aber man schoss dumme Selfies für Instagram. Alles normal unter Kollegen. Da war nichts anderes, schon gar keine Gefühle oder Sehnsüchte. Nur die Sehnsucht nach Bohnen. Nach den grünen, köstlichen Dingern, die nicht nur schmeckten und gesund waren, sondern hin und wieder für ordentlichen Wind in den Hosen sorgten. Alles halb so wild, Chilltag und da dachte man weder an Wind, noch an flatternde Unterhosen. Über sich selber grinsend, trank er seinen Kaffee, schaltete dann doch den Fernseher aus und zog es vor, erst sein Auto waschen zu wollen. Der kleine, rote Flitzer musste zudem endlich wieder bewegt werden, durch Prag fahren und in die Waschanlage. Ein guter Plan, der sich jedoch ganz böse rächen sollte. Kapitel 2: Wenn es mal wieder schnell gehen soll ------------------------------------------------ Gute zwei Stunden später und sein geliebtes Auto war wieder sauber und konnte sich durchaus sehen lassen. Er war zufrieden, stellte das Wasser ab und setzte sich hinter das Steuer, drehte den Zündschlüssel und fuhr zurück nach Hause. Nichts konnte ihn jetzt noch aufhalten, die warme Bohnensuppe wartete und wollte gekocht werden. Wohlgemerkt mit wenigen Zutaten, denn heute war man irgendwie faul und obendrauf bequem. Und hungrig. Sein Magen knurrte bereits, sagte deutlich, dass er Futter brauchte und es grollte beinahe schon laut und verzweifelt unter der dicken Jacke heraus. Fast wie das Röhren eines paarungsbereiten Elchs. Es wurde allerhöchste Eisenbahn, er fuhr schneller als geplant, parkte jedoch halbwegs sauber vor dem Haus ein und flitzte schon zum dritten Stock hinauf. Wie ein wildes Tier stürmte er beinahe in die Küche, stürzte sich auf den Kühlschrank, holte die Frittaten heraus, welche er in feine Streifen schnitt und unter die Bohnensuppe gab. Eine Tütensuppe der Marke Knurr. Alles andere kostete zu viel Zeit und der Hunger würde es schon irgendwie rein und irgendwann wieder heraustreiben. Noch fünf lange Minuten, dann war es so weit und die Suppe wäre fertig. Das Wasser lief ihm bereits jetzt schon im Mund zusammen und sein Magen rebellierte voller Erwartung auf die heiße Suppe. Noch zwei Minuten, es kochte bereits, nahm Form an und die ganze Küche roch herrlich nach etwas Essbarem. Wäre da nicht das Schellen an der Türe gewesen, hätte er den Tisch decken können. So aber musste er in den Flur, riss die Tür auf und sah verwirrt seinen Kollegen an, der wie ein begossener Pudel vor ihm stand. Die rechte Augenbraue wanderte in die Höhe, er sah skeptisch sein Gegenüber an und nach reiflicher Überlegung ließ er ihn schließlich doch rein. "Egal was los ist, ich hab Hunger. Meine Bohnen warten und ich freu mich den ganzen Tag schon darauf." Verdutzt sah der Kollege mit den sanften, braunen Augen hinterher, folgte ihm jedoch in die Küche und verzog beim Anblick der Bohnensuppe das Gesicht. "Dir ist klar, dass die Dinger blähen?" "Dein Hirn bläht auch gleich", erwiderte er, nahm sich einen Teller, endlich seine Suppe und setzte sich an den Tisch. "Sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt." Ein gehässiges Grinsen legte sich auf die Lippen des Größeren und einer winzigen Bohne auswich, die ihn fast an der Nase getroffen hätte. Kapitel 3: Attila der Hunnenkönig --------------------------------- Himmlisch diese Ruhe, die ihn umgab, dazu animierte noch länger in seinem Bett liegenzubleiben und gar nichts tun zu wollen. Der letzte freie Tag wollte immerhin sinnvoll genutzt werden, denn morgen rief erneut die Arbeit, dazu der Computer und Leute, von denen er keine Ahnung hatte, dass sie überhaupt existierten. Dennoch waren sie da, schrieben ihm, folgten auf Instagram und einige auf Twitter, wo sie fleißig seine Bilder und Videos teilten und teils kommentierten. Trotzdem hatte er zu diesen Menschen keinerlei Bezug, war aber durchaus dankbar, dass sie ihn unterstützten, Fans waren und ihm Aufmerksamkeit schenkten. Genau wie sein Handy. Es vibrierte erbarmungslos, zeigte an, dass es wichtig war und Augen rollend nahm er das Gespräch an. Attila. Dazu ziemlich aufgeregt und scheinbar in Rage. "Was ist mit Sauerkraut?" Irritiert sah er sein Handy an, verstand erstmal gar nichts und forderte seinen Gesprächspartner auf, sich zu beruhigen. Nachdem er endlich ruhig und sachlich reden konnte, sickerte langsam durch, was der andere von ihm wollte. Nichts mit frei, kein zweiter Tag, an dem er sich ausruhen und vorbereiten konnte. Karma fick dich doch bitte und das hart, dachte er sich, ehe er grummelnd aus dem Bett stieg, ins Badezimmer verschwand und duschte. Viel Zeit hatte er nicht, aber Sauberkeit war in seinem Job das A und O und niemand wollte irgendwie stinken oder sonst negativ auffallen. Schon gar nicht aus dem Mund, wie die Kuh aus dem Arsch. Die Zähne wurden daher direkt mit unter der Dusche geputzt und das gründlich. Andere Körperstellen ebenso und nicht zu vergessen, die Füße. Kurz schaute er nach unten, dann aber stieg er aus der Dusche, trocknete sich ab und sah in den Spiegel. "Ich seh aus wie ein Hamster auf Koks." Zerknittert obendrauf und seine Augen wirkten, als wäre er gar nicht im Bett, sondern nächtelang im Club gewesen. "Fuck", zischte er, rubbelte sich seine blonden Haare trocken und griff zum Kamm. Eincremen war auch nicht mehr drin, wobei keiner den Geschmack von Deo und Bodylotion mochte und schon gar nicht auf der Zunge oder den Lippen. Nur noch anziehen und runter zum Set. Wobei anziehen so eine Sache war, er sich in wenigen Minuten wieder aus den Klamotten schälen musste und das sogar nach Regieanweisung. Möglichst erotisch und so, dass der Drehpartner auch etwas davon hatte. Wer es heute war? Keine Ahnung, meist bekam man das erst am Set gesagt oder aber die Person saß bereits auf dem Sofa und sah ihn an, als käme er vom Mond. Gut man kannte ihn, er war beliebt und viele wollten mit ihm drehen, dennoch gab es immer noch Neulinge, die anders dachten und ihn wie einen Popstar anhimmelten. Die hörten eindeutig zu oft Somewhere over the rainbow und hörten, wie gefühlt tausend andere auch: "I wish i was a pornostar". Den Wunsch hatten scheinbar viele, das Geschäft lief und man konnte gar nicht so schnell gucken, wie junge Männer kamen und wieder gingen, sich das große, schnelle Geld erhofften und doch daran scheiterten. Man durfte eben auch nicht vergessen, dass es ein Kraftakt war und man sich seine Partner nicht immer aussuchen konnte. Da gab es schon oft böse Überraschungen und unrasierte Achseln waren da das kleinere Übel. Er schüttelte sich, verwarf die Gedanken Haare verknoten zu wollen und zog sich endlich an. Attila ließ man nicht warten, er war ungeduldig und dennoch voll der Profi, wenn es um gute Bilder und Aufnahmen ging. Außerdem hatte er eine Engelsgeduld mit neuen Jungs, gab ihnen das Gefühl gut aufgehoben zu sein und doch war er zu alteingesessenen schon mal knallhart und konnte richtig böse werden. Toppen konnte das nur noch einer und wenn er darüber nachdachte, so war er froh, dass dieser noch Urlaub hatte. Die Erinnerung an den Billard-Queue saß da noch zu tief. Ebenso der Schrecken, den er damals empfunden hatte und wer war daran schuld? Er schweifte ab, zog hastig ein Paar Turnschuhe an und fegte in Rekordzeit die Treppe und in den ersten Stock runter. Fast wäre er stolpernd ins Set gerasselt, konnte sich jedoch noch fangen und sah entsetzt auf die Couch, beziehungsweise die Person, die auf dem schwarzen Leder saß und ihn angrinste. Kapitel 4: Feuer frei --------------------- Da saß er, dazu mit diesem bezaubernden Lächeln, welches sein Markenzeichen war und er zig Leute mit um den Finger wickelte und in seinen Bann zog. Eingeschlossen ihn selber und das seit Jahren. Seit sie sich 2011 kennengelernt und das erste Mal zusammen gedreht hatten. Gemeinsam mit noch zwei Jungs, die mittlerweile sowas wie seine besten Freunde und nicht mehr wegzudenken waren. Aber er? Er war anders. Schüchtern, dazu dieser Blick, der einem Reh glich und das ganze durch braune Augen unterstrichen. Grübchen und ... "Was ist? Du wirkst etwas angespannt." Attila sah ihn von oben bis unten an, runzelte die Stirn und baute seine Kamera zusammen, welche er gleich brauchen würde. Die verdammten Bohnen machten sich bemerkbar, grummelten scheinbar vom Magen bis zum Darm runter und stauten sich zu irgendwas zusammen. Blähungen konnte er jetzt gar nicht gebrauchen, schon gar nicht bei IHM. "Ist dir schlecht?" Attila legte die Linse weg, trat hinter der Lampe hervor und wies den braunhaarigen jungen Mann bereits an, sich auf die linke Seite der Couch zu setzen. Wieder sah er zu seinem Star, der unbeholfen auf derselben Stelle stand und irgendwie wirkte, als müsse er dringend auf die Toilette. Und irgendwie musste er das auch, es zwickte, es drückte und es wollte verdammt nochmal raus. Zwar leise, aber nicht unbemerkt. "Sodom und Gomorrha", fluchte Attila und hielt sich die Nase zu. "Was zum Kuckuck hast du bitte gestern gegessen?", verlangte er anschließend zu wissen, da eine Bohne die andere jagte und in einem fürchterlichen Dunst herauskam. Knallrot und sich am Genieren stand er da, blähte ungehört weiter aber nicht unbedingt so, dass es keiner mitbekam. Sein Drehpartner riss bereits die Fenster auf, fächelte sich Frischluft zu und war am überlegen, ob er nicht lieber die Räumlichkeit wechseln sollte. Es stank bereits fürchterlich und Attila kämpfte sich durch den Gestank, zur Tür und riss diese galant auf. "Den Dreh vertagen wir auf morgen!" Fluchtartig folgte auch der andere, hastete an ihm vorbei und würdigte ihn keines Blickes. Und die Moral von der Geschichte? Esse besser Bohnen, nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)