Take Me Out von Phoenix-of-Darkness (Die Datingshow) ================================================================================ Kapitel 1: Kandidat 01 ---------------------- Ich sitze in der Maske und lasse mir gerade meine lilafarbenen Haare zurück gellen. Natürlich lassen sich wieder mal nicht alle bändigen und so steht mein Pony relativ mittig nach oben. Ich hab mich an diesen Look bereits gewöhnt und nachdem mir Julia, meine Stylistin, unter akrobatischen Verrenkungen Make Up ins Gesicht geklatscht hat, kann ich mir nun meinen grünen Mantel über streifen. Ich verlasse meine Umkleide und begebe mich zu einem gläsernen Fahrstuhl. Die Melodie der Show beginnt und ich werde mit besagtem Fahrstuhl nach unten gefahren, direkt auf die Bühne. Die Tür schwingt auf und ich trete nun ins strahlende Rampenlicht. Das Publikum erhebt sich und bricht in Applaus aus. Ich räuspere mich und erhebe meine Stimme, um über die Lautstärke des Applauses hinweg zu sprechen. „Schönen guten Abend. Herzlich Willkommen zu Take Me Out!“ Ich breite einladend meine Arme aus und genieße das anhaltende Klatschen. Kurz verbeuge ich mich. „Dankeschön! Wooow!“ Ich lege meine Hände ineinander und fahre mit dem einstudierten Text fort. Dieser liegt mir sehr gut, denn er ist erfrischend und nicht so schnöde wie man es aus anderen TV Shows kennt. „Es geht los mit einer brandneuen Staffel von Take Me Out. Wir rasen wieder über den Asphalt und dies hier…“ Mit einer ausladenden Handbewegung deute ich auf die 30 Pulte hinter mir. „…ist die Luxuskarre der Liebe. Wir haben 30 Rennfahrer und ein paar Tuner. Alle spielen mit dem Gas und warten nur auf das Startsignal. Hier sind unsere 30 Ferrari, unsere 30 Singles!“ Die Kamera wendet sich von mir ab und richtet sich auf die Treppe, welche ins Studio führt. Unter tosenden Applaus und stimmiger Musik, laufen die 30 Singles ein. Einige von ihnen schreiten ganz gelassen die Stufen herunter. Andere wiederrum bewegen ihre Arme und Hüften rhythmisch zur Musik und einer…oh Gott…einer stolpert. Kurz bete ich, dass er nicht die komplette Treppe runter segelt. Doch zum Glück kann er sich an zwei, neben ihm laufenden Kandidaten festhalten und so kommen alle sicher unten an. Paarweise gehen sie an mir vorbei und reihen sich nacheinander hinter den Pulten ein. Ich selbst hake mich mit beiden Armen bei den letzten beiden Kandidaten ein. Zusammen mit ihnen schreite ich zu den Pulten und stelle mich mittig, so dass je 15 zu meiner Linken und 15 zu meiner Rechten stehen. „Noch einmal ein herzliches Willkommen bei TAKE ME OUT!“ Den Namen der Show hebe ich lautstark hervor. Immerhin ist dies hier zeitgleich eine Aufzeichnung und wenn die Leute da draußen an den Fernsehern durchschalten, dann sollen sie an meiner Show auch hängen bleiben. Auch mein Publikum scheint begeistert, denn noch immer klatschen sie und vereinzelnd grölen auch einige. Ich ergreife erneut das Wort. „Endlich geht es los. Wie immer - Am Anfang der ersten Sendung - frage ich mal in die Runde, weshalb die Jungs hier sind, was sie so generell im Leben bewegt und ob sie vielleicht die ein oder andere Macke haben.“ Ich löse mich aus der Mitte und schreite beschwingt die rechte Seite ab. „Ich schaue wen wir jetzt in dieser Staffel…“ Noch während meines Satzes fällt mir ein junger Mann mit bordeaux rotem Kopftuch auf. Über einen kleinen ‚Knopf‘ im Ohr erhalte ich sämtliche Namen und muss mich daher nicht bücken um den Namen am Pult zu lesen. „Hallo Hiruta. Ich komme zu dir.“ Und schon stehe ich neben ihm und lasse meine Hände auf dem Pult vor ihm ruhen. “Hallöschen.“ „Was für einen Typ Mann suchst du und warum bist du hier?“ beginne ich ein wenig Smalltalk. “Also es ist ja so… Isch trinke sehr gern Alkohol.“ Das Publikum fängt kurz an zu lachen. Da hab ich mir anscheinend den richtigen Kandidaten raus gesucht. Ein bisschen wirkt er ja wie ein Rowdy. Denn er trägt eine blaue Jeansweste mit weißem Fell an den Schultern und sein schwarzes T-Shirt ziert mittig ein totenkopfähnliches Gebilde in rot mit weißen Fangzähnen. “Es ist halt…es is‘ a Hobby. Andere gehen Fußball spielen oder angeln…“ „Es ist dein Hobby?“ Irritiert sehe ich von Hiruta zur Kamera. Habe ich hier einen kleinen Alki ausgewählt? Immerhin scheint er auch so seine Probleme mit Ch-Lauten zu haben. Ich hoffe ja inständig, dass der keine zu hohe Promillezahl hat. Denn das könnte ja sonst im Chaos enden. Allerdings rieche ich nichts dergleichen. Eventuell ist es ja sein spezieller Dialekt, welcher ihn ab und an zischen lässt. “Isch trink halt gerne.“ Okay der meint das ernst und das Publikum scheint von seiner Art amüsiert zu sein. Dann werde ich mich da mal drauf einlassen. Ich lehne mich daher etwas lässig an sein Pult und will weiter nachfragen. Allerdings fehlt mir noch ein bisschen der rote Faden. “Du suchst daher nach…“ “Joa, isch such einen, der halt och gerne trinkt. Es geht ja och darum, dass isch ´nen trinkfesten Typen…“ Der Rest des Satzes ging leider in begeisterten Pfeifen der Zuschauer unter. Ich vermute mal, dass es sich dabei um Freunde des trinkfesten Hiruta handelt. Dieser lässt sich auch gar nicht beirren und redet munter weiter. “Was bringt mir das, wenn der nach zwee Biern schon harte ist!?“ Harte? Bitte was? Also diese jugendliche Sprache ist nochmal der Tod der eigentlichen Sprache – furchtbar. „Das der was ist?“ frage ich daher nochmal nach und bekomme umgehend eine Erklärung. “Harte? Na besoffen…schon was intus hat.“ „Ja gut, ich würde dann kotzen…“ rutscht es mir raus. Oje, manchmal ist mein Mundwerk doch schneller als mein Bewusstsein. Ich werde mal schnell weiter machen. „Entschuldigung…ok…alles klar. Ich frag dann mal weiter.“ Und schon schreite ich zurück und begebe mich in die linke Fraktion. „Giancarlo!“ “Hi!“ „Hallo Giancarlo. Schön, dass du da bist.“ Oh dieser Blondschopf wirkt doch anders als ich dachte. Bis eben stand er ja noch gelassen da mit seinem senfgelben Pullover und der roten Jacke drüber. Doch jetzt, da ich ihn angesprochen habe kichert er sehr hoch und wackelt schüchtern mit den Schultern hin und her. „Jaaa~“ „Ich freu mich sehr, dass du bei uns bist und wo ich dich jetzt von Nahem sehe, musst du mir verraten wo du diesen tollen Pullover her hast. Diese Farbe ist ja der Hammer.“ Wieder kichert der verlegen. Zwangsläufig frage ich mich insgeheim ob das nicht vielleicht ein Tick ist. „Na ja eigentlich steh ich auf Leoparden Prints, aber das würde vom Muster her nicht zu meinem Outfit passen und – “ „Leoparden Print? Hast du ein Faible dafür? Ist das dein Ding?“ frage ich sichtlich überrascht. “Jaa ein kleines bisschen.“ Giancarlo untermalt das Bisschen auch indem er dies mit seinen Fingern anzeigt. Doch etwas in seinem Unterton lässt mich da doch sehr zweifeln und diese Zweifel werde ich auch gleich mal kundtun. „Sicher?“ “Jaa..also gut… Ich steh total drauf.“ Bestätigend soll an dieser Stelle anscheinend auch sein Abwinken mit der rechten Hand wirken und ich muss den richtigen Schalter betätigt haben, denn der Blondschopf plaudert munter aus dem Nähkästchen. “Leo Print ist der Hammer!! Pullover, Wände zuhause – aber nur im Schlafzimmer, das ist alles voll mit Leoparden…“ „Gott sei Dank NUR das Schlafzimmer…“ rutschen mir, wieder unüberlegt, die Worte raus. Aber ich konnte einfach nicht anders. Immerhin habe ich mir so das Lachen verkneifen können. Denn ich kam nicht umhin mir Giancarlos Bude vorzustellen und das wirklich komplett aus Leoparden Muster. Jedoch scheint mein Kommentar ihn auch gar nicht zu interessieren. “…Teppiche, Vorhänge…“ wieder dieses schrille Kichern. “Also egal was, ich steh da mega drauf, dass ich es mir sogar tätowiert habe…“ Moment!! Was hat er da gerade gesagt? Tätowiert!? Leoprint? Mein Blick gleitet über Giancarlo und ihm scheint nicht entgangen zu sein, dass sowohl das Publikum, als auch meine Wenigkeit ihn musternd betrachtet. “Es ist ein Leopardenkopf! Nicht das Muster.“ “U..und wo wenn man fragen darf?“ Eigentlich will ich das gar nicht wissen. Aber Show ist eben Show und – ach schau an – der Blondschopf errötet tatsächlich etwas. “Das darf dann der Mann ähm...heraus finden.“ Bingo!! Na das wollen doch die Leute hören. Denn durch die Zuschauerreihen geht ein interessiertes ‚Ohhh‘ und ‚Ahhh‘. Nun das ist doch genau die Reaktion, die ich hören will. „ Aaahhh~ Ist das dann auch so in deiner Veranlagung!? Ich meine, bist du ein Leopard und willst dir hier eine männliche Antilope reißen?“ Ok ich gebe es zu. Ich bin zwar deutlich älter, als die ganzen Anwesenden hier, aber so gewisse Anzüglichkeiten mache ich doch ganz gerne und auch Giancarlo kann sich ein anzügliches kichern nicht verkneifen. “ Ich bin schon ein kleiner Tiescher~“ Tiescher? Ach so… Tiger. Doch halt – da war doch was. „Ähm ja… ‚Tiescher‘ war da hinten, bei Hiruta!“ Na immerhin sprachlich scheinen sich meine Kandidaten anzupassen. Zumal Hiruta es anscheinend so witzig findet, dass seine Stirn bei dem Lachanfall fast das Pult knutscht. In der Hoffnung, dass es nicht zu Verletzungen kommt, wende ich das Wort auch wieder an den Blondschopf. „Was die Leute hier vielleicht noch interessiert. Wo kommst du her?“ “Ursprünglich komm ich aus Rom, Italy~ Aber ich will halt unbedingt einen festen Freund und da bin ich, mit meinem Kumpel Olivier, extra hier nach Moskau gereist.“ Ich weiß gar nicht warum der Italiener nun so freudig auf und ab hüpft. „ Aus Italien..soso..ja…“ Und bevor die kleine Hupftöle noch abhebt, gehe ich mal weiter nach links und deute mit der Hand auf eine Person in weiß gekleidet und mit orangefarbenen Haaren. „Hallo Brooklyn!!!” ”Hey~”” “Hallo Brooklyn! ... ja was frag ich dich den jetzt?“ Gespielt überlegend lege ich eine Hand an mein Kinn. Natürlich ist mir längst klar, was ich diesen jungen Mann fragen will. Daher trommel ich kurz mit den Fingern über das Pult und sehe ihn dann direkt an. „Was hast du denn so für Macken?“ “Also ja ich hab tatsächlich `ne Macke bzw. es ist eigentlich sogar eine Phobie.“ Hoppla. Noch so ein gesprächiger Kerl. Aber soll mir Recht sein. Umso leichter kann ich ihn ausfragen. „Oh was hast du denn für eine Phobie?“ “Nun ja…ich habe Angst vor Dreiecken. Der Fachbegriff für die Phobie ist mir gerade entfallen, aber – ja ich hab Angst vor diesen Dingern.“ „Dreiecken?“ überrascht ziehe ich eine Augenbraue hoch. So etwas ist mir auch noch nie untergekommen. Wie kann man denn vor – “Genau.“ „Wie äußert sich das?“ “Na ja ich bekomme Gänsehaut und zwar nicht die Gute. Mir wird schlecht, Schweißausbrüche…“ Ich bin echt baff. Sachen gibt es heutzutage. Allerdings fällt mir da grade etwas auf. „Aha…na dann empfehle ich dir nicht zu weit nach rechts zu sehen. Denn dort steht Kai und der hat, wie man doch sehr deutlich sehen kann, blaue Dreiecke im Gesicht. Nicht das du mir hier eine Panikattacke schiebst.“ Das wäre natürlich der Supergau. Aber ich habe auch noch ein Ass im Ärmel. Ich schreite auf einen grünhaarigen Jungen zu. Meiner Meinung nach, scheint er Franzose zu sein. Zumindest deutet seine blaue Kopfbedeckung darauf hin. Doch der Hammer ist das, was mir meine Regieassistentin Dr. K über ihn erzählt hat. Es handelt sich bei ihm um den Kumpel des Italieners und ich bin gespannt, ob sie sich charakterlich irgendwie gleichen. „Olivier.“ “Oh Gott!!“ „Olivier… Olivier, ich weiß etwas über dich.“ Grinse ich den kleinen Franzosen an und meine nicht die zuvor erwähnte Freundschaft zu Giancarlo. “Oh Gott!“ „Eigentlich darfst du gar nicht hier sein.“ Verkünde ich spannungsvoll und das Publikum steigt mit ein. Es geht ein Raunen durch die Zuschauerreihen. Ich kann sogar erkennen wie sich der ein oder andere interessiert nach vorn lehnt. Wieso sollte ein Single in einer Datingshow nichts zu suchen haben? “Eigentlich nicht, ja.“ Mit Genugtuung lasse ich eine kurze Pause entstehen um die Spannung zu schüren, ehe ich die Bombe hochgehen lasse. „Du bist schon verheiratet, stimmt‘s?“ “Ich bin verheiratet, ja.“ Geständig und etwas verlegen schaut Olivier in die Menge. „So… jetzt passt auf…“ Denkwürdig hebe ich dabei den Zeigefinger um das Publikum zum Schweigen zu bringen. Denn aufgrund des Geständnisses war es kurzzeitig etwas unruhig geworden. „Mit wem?“ “Mit mir selbst.“ Kleinlaut und mit leichtem Rotschimmer an den Wangen hebt der Franzose seine rechte Hand und ich muss sagen… Er hat sich da einen ordentlichen Klunker gegönnt. „Und warum?“ “Na ja schon mit 15 hab ich gesagt: Wenn ich mit 20 nicht verheiratet bin, heirate ich mich selbst.“ Ok, das verstehe wer will. Wo ist denn da die Logik? Daher ist meine intelligente Frage auch nur ein simples „Hä?“ “Mit 19 dann…uhm…na ja, war ich eben nach wie vor nicht unter der Haube. Also hab ich zu meinen 3 europäischen Freunden gesagt: Jungs…wir müssen planen...so richtig mit edlen Smoking…alles einfach.“ Ich muss lachen. Unterdrücken geht einfach nicht. Die Story ist einfach zu abgefahren. Mir kommt auch der Gedanke, dass vermutlich dieser Giancarlo den kleinen Olivier hier angemeldet hat und dieser eigentlich nur als Verstärkung mit angereist war. Nach der Nummer verständlich, oder? Mich interessiert jetzt aber schon wie es dann weiter ging. „ Ja und weiter?“ “Dann kam meine eigene Hochzeitsnacht.“ Hochzeitsnacht? Ich scheine mich nicht verhört zu haben und so schaue ich erwartungsvoll ins Publikum. Dieses scheint sehr angetan von der Geschichte und einer in der ersten Reihe hat sogar die Augenbrauen bis zum äußersten Limit hochgezogen. Olivier räuspert sich kurz und ich lache ihn gespielt verlegen an. „Ok…die Bilder bekomm ich nie wieder aus meinem Kopf..aber ja… Dankeschön.“ “Oh, das tut mir leid.“ Peinlich berührt senkt der Franzose den Kopf. Doch ich winke gelassen ab, lasse die Story ohne weiteres Nachfragen so stehen und gehe wieder nach vorn. Vier völlig verschiedene Singles habe ich nun vorgestellt und Dr. K. gab mir über den ‚Knopf‘ im Ohr ein Signal, dass es Zeit wird wieder nach vorne zu gehen. „So.“ Ich habe mein kleines Plateau erreicht und wende mich wieder der Kamera zu. „Jetzt erkläre ich euch wie das Ganze hier abläuft.“ Meine folgende Ansprache untermale ich mit gelegentlicher Gestikulierung meiner Hände. „Hier werden sich einige andere Männer vorstellen. Ihr lernt sie mit Einspielern, kleinen Filmchen über ihr Leben und vielleicht auch mit der ein oder anderen Aktion hier vorne auf der Bühne besser kennen. Ihr…“ Ich deute auf die 30 Kandidaten und die Kamera schwenkt nochmal auf sie. „… könnt jedes Mal in den 3 Runden quasi entscheiden, ob ihr mit diesem jungen Mann ein Date wollt oder nicht.“ Der Kameramann wechselt wieder in meine Richtung und ich deute mit meinen Händen an auf etwas vor mir drücken, während ich die Basis der Show weiter erläutere. „Sagt euch der Kandidat hier vorne nicht zu, dann drückt ihr auf den Buzzer. Ansonsten einfach nix machen - das hab ich am allerliebsten.“ Grinse ich. Denn wird der Buzzer betätigt, färbt sich das weiße Licht am Pult rot und der Kandidat hat keine Chance mehr auf das Date. „Irgendwann am Schluss drehen wir das Ganze dann um. Dann darf die Person hier vorne sich bei den Typen die noch wollen, jemanden raussuchen und die anderen raus buzzern und am Schluss, wenn alles gut läuft, haben wir hier ein Date. Ok? Alles klar? Gut! Dann fangen wir jetzt an mit unserem ersten Hottie.“ Es erklang das Intro. Dieses wird aber nicht von mir oder meiner Produktionsfirma ausgesucht. Die Kandidaten suchen sich ihre Einspielermusik selbst raus. In diesem Fall erklang „Bad Timing“ von der chinesischen Band P.K. 14. Der Fahrstuhl, aus welchem schon ich stieg, kommt wieder herunter und ein in chinesischen Klamotten gekleideter junger Mann tritt aus diesem heraus. Er hebt seine Hand zur Begrüßung an das Publikum, ehe er sich abwendet und die Hände der 15 Kandidaten zur Rechten, eine nach der anderen abklatscht. Dasselbe macht er auch auf der linken Seite. Danach schreitet er selbstbewusst auf mich zu und mit einer eleganten Drehung seinerseits stehen wir nebeneinander. Das Publikum klatschte und ich bitte ihn, sich einmal für die 30 Singles vorzustellen. „Hi, ich bin Rei und komme aus China.“ Das war kurz und bündig. Aber umso besser. „Das ging schnell, Rei aus China.“ Lache ich um eine heitere Stimmung zu verbreiten. „Das war die 1. Runde. Es geht um den ersten Eindruck und ich bin gespannt wie du bei den Jungs ankamst.“ Gedanklich reibe ich mir die Hände. Immerhin ist es schon spannend, wie die 30 Kandidaten auf den Chinesen reagieren. „Vorstellungsrunde! Ist Rei euer Mann – lasst die Lampe an. Drückt ihr aus – seid ihr raus~“ Mit diesem Satz gebe ich den Startschuss und die 30 haben jetzt die Gelegenheit zu buzzern. Tatsächlich erklingen auch kurz nacheinander 3 Signale, ähnlich eines Zonktones. Rei neben mir bleibt gelassen und sieht mich an. „Ist doch vertretbar, oder?“ Ich grinse und mache mich auf den Weg um diejenigen zu befragen, die sich raus gebuzzert haben. „Na das wollen wir mal herausfinden. OB das vertretbar ist?“ Mein Weg führt mich zu dem ersten Kandidaten, der in rötlichem Licht steht und damit symbolisiert, dass er kein Interesse an Rei hat. „Eddy! Warum hast du gedrückt?“ Frage ich den großen, schlaksigen und dunkelhäutigen Mann vor mir. “Also, dass was ich an Fruchtzwergen zu viel in meiner Kindheit hatte, hattest du leider zu wenig.“ Oh!! Eine direkte Ansage von Eddy in Richtung Rei. Doch dieser lässt sich nicht verunsichern und grinst nur gelassen. Ich richte meinen Kragen und frage nochmal etwas genauer. „Was heißt das?“ “Er ist mir einfach ein bisschen zu klein.“ Wenn ich das so betrachte, dann wäre zwischen den beiden schon ein erheblicher Größenunterschied. „Du brauchst einen großen Mann? Warum? Willst du mit ihm Basketball spielen?“ “ Joa Basketball spiele ich an sich sehr gerne. Aber darum geht es nicht. Ich möchte einen großen Mann weil...weil ich das möchte, ne?“ „Weil du das möchtest? Ja das ist ein Grund.“ Mein Unterton ist etwas sarkastisch und um dies zu unterstreichen, wende ich mich beim weiter gehen an den Chinesen. „Mit Pumps sähest du ja auch Kacke aus, nicht wahr Rei?“ „Kane, auch du hast gedrückt.“ Ich stelle mich neben einen blauhaarigen Jungen. Augenblicklich kann ich den Geruch von Haarspray wahrnehmen und seine Frisur macht auch deutlich, weshalb ich diesen Geruch in der Nase habe. “Ja, ich steh nicht so auf Accessoires und Stirnbänder gehören dazu. Das ist mir zu viel Blingbling. Wahrlich eine klasse Begründung. Wo gräbt die Produktion solche Typen nur aus? „ Ja, ja stimmt. Blingbling…kann kaum hingucken. Wie das Stirnband blendet – unfassbar!!“ Wenn Ironie einen Namen hätte – es wäre meiner! Mein Weg führt mich zu einem dunkelhäutigen Mann mit weißen Haaren. Er ist muskulös und auch nicht gerade klein. „Tja Rick. Du willst Rei also auch nicht daten? Darf ich fragen wieso?“ “Nun…er ist mir auch ein bisschen zu klein. Ich mag zwar nicht so aussehen, aber ich bin auch gern mal der, der sich anschmiegt. Tja und dafür hat er mir auch zu kleine Hände.“ Der junge Mann scheint außer Muskeln auch ein Gehirn zu haben. Ich persönlich finde seine Erklärung nachvollziehbar. Aber ein bisschen amüsant muss ich das Gespräch gestalten. Ich möchte ja schließlich, dass meine Gäste hier auf ihre Kosten kommen. „Seine Hände sind dir also zu klein. Hmmm, müssen das riesige Schaufeln sein?“ Dabei hebe ich meine linke Hand und zeichne mit der rechten Hand einen Kreis um die Linke. Ich selbst habe jetzt nicht gerade kleine Hände und den Radius, welchen ich `gezeichnet` habe war übertrieben riesig. [i“]Das ist übertrieben. So riesig natürlich nicht. Aber eben schon größer als meine eigenen.“ Mein Blick fällt auf Ricks Hände. Diese sind nicht gerade klein und wenn ich mir größere vorstelle… „Suchst du `nen Gärtner oder einen Partner? Manno man…Pranken…er sucht Pranken. Wenn man ihn streichelt, dann muss es reiben…“ Ich scherze natürlich nur. Wer will schon von rauen Händen angefasst werden, so dass es bei der Berührung kratzt. “Genau.“ Bitte? Rick sieht mich todernst an. Okaaay, dann ist er die einzige Person die gern gekratzt wird bei….was auch immer. Ich lass seine Aussage so stehen, sehe skeptisch zum Publikum und zeige den Vogel. Freilich ist das nur Spaß und das Publikum fasst es auch so auf. Von Rick ist es auch kein weiter Weg zu meinem persönlichen Liebling unter den Kandidaten. „Hiruta~“ Ich muss bei dem Typen einfach grinsen. Er hat einfach so wunderbar einen an der Klatsche. Ich klopf ihn auf die Schulter und deute zu Rei. Hiruta lehnt sich auch interessiert und nachdenklich guckend vor. „Hiruta, ich vermute mal du wartest noch ab um rauszukriegen wie viel der Chinese verträgt? So an Alkohol natürlich.“ “Das wäre natürlisch geil, ne. Aber ernsthaft… Er hat ja bisch jetzt noch nischt falsch gemacht.“ Uuuh jetzt überrascht er mich aber. Ich dachte ja, dass nach diversen Kampfsporttrink – Turnieren nicht mehr viel Hirn im Oberstübchen vorhanden ist. „Richtig. Das hat er noch nicht und genau so muss es sein. Schön abwarten.“ Bestätige ich seine Aussage in Richtung Zuschauer. Danach gehe ich summend weiter und frage mich zu wem ich jetzt gehen soll. „Ah bei dir war ich noch nicht. Du bist Yusuf, nicht?“ Ich bleibe bei einem kleinen Kerl stehen und der ist wirklich klein. Denn was dem Publikum verborgen bleibt ist, dass er auf einem kleinen Schemel steht um ausreichend über das Pult zu ragen. “Hallo~ Ja es passt…alles schick!“ Er stammelt etwas und ich merke, dass er sichtlich nervös ist. Die flüchtigen Blicke in Richtung Rei, sagen mir doch deutlich, dass ich hier richtig bin. „Merkst du was?“ Ich sehe zu Rei und er lächelt in Yusufs Richtung. „Der Kleine weiß gar nicht was er sagen soll. Es ist alles schick.“ Absichtlich wiederhole ich nochmal Yusufs Aussage und gehe weiter. „Mihaeru, grüße dich. Du möchtest ihn treffen?“ überschwänglich klatsche ich ihm auf den Rücken. “Joa sympathisch wirkt er. Seine Haare gefallen mir jetzt zwar nicht, aber-“ Ich schaue irritiert. „ Was gefällt dir daran nicht?“ “Nun die sind mir einfach zu lang. Also er sieht ein bisschen wie ein Mädchen aus. Vielleicht kann man die ja auch noch kürzen.“ „Kürzen? Ja klar...die hat er sich bestimmt wachsen lassen um sie dann zu kürzen….“ Ich wende mich zum Publikum und deute mit meinen Fingern eine Schere an, die Haare schneidet. „…Mihaeru will also einen Mann mit Glatze.“ Die Aussage lässt den jungen Mann leicht in Panik geraten. “Neee~” Das ruft er mir noch nach. Doch ich bin bereits bei Aaron angekommen. Dieser ist ein wenig untersetzt und hat eine etwas knubbelige Nase. Doch sein Outfit mit dem honiggelben Pullover unterstreicht seinen Teint perfekt. “Jo, ich finde Rei hat voll das schöne Gesicht und von der Größe her hmm.. ja das ist auch noch im Rahmen.“ So langsam frage ich mich, was die alle mit der Größe haben und ob es hier auch wirklich nur um die Körpergröße geht. „Tz tz tz..“ Entweicht es mir. Ich will schon zu Rei zurückkehren, da teilt mir Dr. K. über das Mikro in meinem Ohr mit, dass ich noch zu den Kandidaten mit dem Namen Claude und Boris gehen soll. Ihr Wunsch ist mir natürlich Befehl und mit einer galanten Drehung komme ich bei Claude an. „Claude, schön das du da bist.“ Dieser Junge sieht mich etwas emotionslos an und auch seine Stimmlage zeigt wenig von seinen Gefühlen. Monoton geht er auf meine Konversation ein. “Borcloff? Warum soll ich ihn raus drücken? Er hat einen interessanten Musikgeschmack.“ Verarscht der mich jetzt oder meint er das ernst? Ich kann an seiner Mimik einfach nichts ablesen. „Weißt du…das klingt ein bisschen wie: Die Musik ist toll, aber die Kleidung sieht kacke aus.“ Ich versuche ihn mit dieser Aussage etwas aus der Reserve zu locken. “Nein! Also optisch.. Die Kleidung steht ihm super. Bis jetzt bin ich voll begeistert.“ Na wie gut, dass er selbst gesagt hat, dass er begeistert ist. Er sieht weder so aus, noch hört er sich so an. Ich drehe mich zu Rei und hebe mit fragendem Blick den Daumen nach oben. Doch auch Rei scheint nicht ganz überzeugt und zuckt nur mit den Schultern. Die machen es mir echt nicht leicht. Daher hoffe ich inständig, dass dieser Boris es mir jetzt leichter machen wird. „Boris ist das so dein Typ Mann, wo du sagst auf den hab ich gewartet?“ “Hmmm..“ Boris schüttelt zweifelnd den Kopf und ich hebe fragend eine Augenbraue. Wenn der Chinese ihm nicht gefällt, warum hat er dann noch nicht gebuzzert? “… Haare: gut, ja. Augen: sehr interessant. Stirnband joa….hmmm ansonsten…irgendwas fehlt noch.“ Wenigstens gibt er uns einen Einblick in seine Gedanken und ich kann mit ihm besser Reden, als mit diesem Claude. „Am Hals hast du also aufgehört zu gucken?“ Ich versuche witzig zu sein und der junge Mann, mit den interessanten Augenbrauen geht darauf ein. “Ach da ist noch mehr? Ne mal im Ernst. Ich will abwarten was noch im Film kommt.“ Plausibel. Der ist mir sympathisch. „Abwarten? Ja das ist vernünftig in dieser Sendung. Sehr, sehr gut.“ Endlich kann ich wieder nach vorne gehen. Ich stelle mich neben dem Chinesen und die Kameras nehmen uns ins Visier. Wir sehen uns an und ich spreche kurz zu ihm. „Jetzt kommt der erste Film und in dem stellst du dich im Prinzip weiter vor.“ Danach sehe ich wieder zu den Kandidaten. „Und ihr Jungs denkt daran. Drückt ihr aus – seid ihr raus.“ Das Studiolicht wird gedämmt und auf der großen Studioleinwand beginnt nun ein Film, welchen Rei mit unserem Kamerateam gedreht hat und für dessen Inhalt er selbst verantwortlich ist. Der Film startet und Rei steht dabei an einem Wasserfall. Er trägt eine schwarze Hose, ähnlich der die er gerade jetzt trägt. Ansonsten ist da lediglich noch sein Stirnband, wenn man dieses zur Kleidung zählen möchte. Oh und was sehe ich da? Der Chinese hat tatsächlich einen Nippelpiercing!!! Das müssen auch die Kandidaten gesehen haben, denn es geht ein Raunen durch die Reihe und es wird gebuzzert. „Ich bin gebürtiger Chinese und ich liebe es unter Wasserfällen zu sitzen und zu meditieren. Ansonsten arbeite ich auf den Reisfeldern oder verbringe meine Freizeit mit meiner besten Freundin Mao und ihrem Bruder Lai.“ Kurz werden die Genannten eingeblendet. Das Mädchen namens Mao lächelt und winkt ganz aufgeregt in die Kamera. Ihr Bruder hält sich eher im Hintergrund und hat die Arme verschränkt. Doch Moment…dieser Lai… „Die Meditation ist mir sehr wichtig, denn sie stärkt Körper und Geist. Da kann es schon mal sein, dass ich stundenlang auf einem Bambusrohr stehe. Solltest du dich für mich entscheiden winkt dir eine harmonische Beziehung in einem wunderschönen Land.“ Rei legt in diesem Film die Handflächen aneinander und verbeugt sich höflich. Danach sieht er wieder auf und ich finde, dass er neben seinem trainierten Körper, in dieser Umgebung einfach perfekt aussieht. „Ich bin pflegeleicht und brauche nicht sonderlich viel, außer Harmonie, Ruhe, Liebe und Reis.“ Damit endet der Film und die Lichter im Studio erhalten ihre vorherige Intensität zurück. Ich sehe kurz zu den Kandidaten und kann 5 neue rote Lichter aus machen. Diese hat auch Rei registriert und hat nachdenklich seine Hand an sein Kinn gelegt. “Piercing?“ Schlussfolgert er und sieht zu mir auf. „Ja...es haben einige gedrückt, als du mit nacktem Oberkörper gezeigt wurdest. Ich geh mal fragen ob es tatsächlich an den Dingern lag oder ob es andere Gründe gab.“ Ich gehe wieder los. An dieser Stelle kommt mir kurz der Gedanke, dass ich Metergeld verlangen sollte. Doch so schnell der Gedanke kam, verschwand er auch wieder. „Boris, du hast schon früh gedrückt...ich weiß nur nicht mehr wann.“ Ich stelle mich direkt neben ihn, sodass die Kamera uns beide im Bild hat. “Bei Wasserfällen.“ „Bei den Wasserfällen?“ Ungläubig sehe ich ihn an. Hier ging es doch um Rei und nicht vorrangig um die Natur. “Ja, Wasserfälle sind bestimmt super toll. Aber stell dir das mal hier in Russland vor. Der würde hier im Winter auf einer gefrorenen Pfütze sitzen und Hagelkörner würden auf ihn herab rieseln. Da käme der ja immer grün und blau nach Hause.“ Gelassen erklärte Boris seine Sicht der Situation und ich muss etwas schmunzeln bei seiner Beschreibung. „Ähm..ja ich glaube, du sollst eher mit nach China ziehen.“ Daran hat Boris wohl nicht gedacht. Denn er sieht mich fassungslos an. “Nach China? Ich? Lieber würde ich mich erschießen.“ „Wäre eine Maßnahme…“ Ich kann mir ein etwas fieses Lachen nicht verkneifen und gehe schnell weiter. Der kalte Blick, mit dem mich dieser Boris angesehen hatte, ließ es mir doch kalt den Rücken runter laufen. Aber weit komme ich nicht. Denn Dr. K. schreit regelrecht in mein Ohr, dass ich doch zu dem Typ neben Boris soll. Ich halte in meiner Bewegung inne, rudere zurück. „Ach hier wollt ich hin“ Ich stehe nun neben einem weiteren Muskelpaket und blöder Weise muss ich Boris den Rücken zuwenden. Jedoch ganz profimäßig witzel ich: „Warum renn ich auch soweit? Hier wollte ich doch hin. Na ja das Alter..“ Ich räuspere mich. „Dunga, du hast gedrückt.“ Dieser seufzt. “Nippelpiercing…“ Das ist seine simple Erklärung. Doch ich möchte das nicht so stehen lassen. Ein bisschen ausführlicher will ich da schon drauf eingehen. „Was haste denn dagegen?“ “Das geht gar nicht bei Männern. Bei Frauen ja ok…aber nope…nicht bei Männern.“ Seine Aussage unterstreicht er dabei mit einem Kopfschütteln. Doch ein kleines Detail lässt mich interessiert zu ihm sehen. „Ach stehste auch auf Frauen!? Na sag das doch einfach.“ “NEIN!! Um Gottes Willen.“ Ich muss wahrlich bei den kräftigeren Kandidaten aufpassen. Irgendwann bekomm ich noch eine geballert und um dem zu entgehen, versuche ich es etwas beschwichtigender weiter. „Warum ist es bei Frauen ok?“ Anscheinend habe ich da einen Punkt getroffen, denn der Blonde gerät leicht ins Schwitzen und ich biete ihm ein Taschentuch an. Dieses nimmt er dankend an und tupft sich seine Stirn. Anschließend will er es mir tatsächlich zurück geben, doch ich lehne mit einer simplen Handbewegung ab. “Ja ist halt schöner bei denen. Da macht es dann Blingbling-“ Das ist mein Stichwort und ich unterbreche ihn. „Bling Bling? Na das bringt mich doch wieder zu der Ecke dort drüben.“ Meine Schritte führen mich weg von Boris und Dunga. “Bei wem war das nochmal?“ frage ich überlegend und zum Glück arbeitet meine Regieassistentin gründlich. Denn schon teilt sie mir mit zu wem ich muss.“Ach ja Kane!!“ Angesprochener zuckt kurz zusammen. Anscheinend hat er nicht damit gerechnet, dass ich nochmal zu ihm komme. „Hast du auch bei Blingbling gedrückt?“ “Neee…“ Er verzieht das Gesicht. “Ich hab schon vorher gedrückt. Aber da hätte ich dann definitiv gedrückt.“ „Ja das dachte ich mir.“ Und schon bin ich auch an ihm vorbei und stelle mich zu einem blassen jungen Mann mit dunkelroten, grauschwarzen Haaren. „Sanguinex Blood – interessanter Name! Auch du hast gedrückt, wieso?“ “Ja…“ Er schaut direkt zu Rei. “Du machst zu viel Meditation. Außerdem ziehe ich gern nachts um die Häuser und dann bin ich nicht spontan genug um in Reisfeldern zu arbeiten und die Sonne…“ Ich muss lachen und kann es – mal wieder – nicht zurück halten. „Alles klar, Dracula…“ Oje mein Publikum buht kurz. Doch ich hebe beruhigend die Hände und mit einem „Hey hey ist nur Spaß.“ Geben sie sich auch zufrieden. Gedanklich schmolle ich jedoch etwas. Denn immer wenn ich zur Hochform auflaufe, muss ich meine verbalen Attacken zügeln. Das ist nicht fair. Habe ich denn so einen miesen Humor? Erneut komme ich bei meinem Liebling an und meine Stimmung ist schlagartig wieder da wo sie hingehört. „Hiruta, was los? Ah ich weiß: Sake!! Es ist nicht der richtige Alkohol.“ “Eben nisch, Eben nisch…“ „Hiruta, ich bin mir wirklich sicher, dass auch dir Sake schmecken könnte.“ Mir ist natürlich klar, dass der Kleine keine Chance mehr hat zurück ins Spiel zu kommen. Denn gebuzzert ist nun mal gebuzzert. “Es ist wirklich nisch wegen dem Sake.“ Ich bin erstaunt. Sollte es hier tatsächlich am Piercing liegen? „Sondern?“ “Mir ging es darum…wo er dann davon erzählte, wie er meditiert und dann noch auf diesen Stöcken… Das ist ja wie Sport und der einzige Sport den isch mache ist halt Kampfsporttrinken.“ Ich kann gar nicht so schnell reagieren wie die Zuschauer in schallendes Gelächter ausbrechen. Mein Blick sucht den von Rei und selbst dieser lacht verhalten hinter vorgehaltener Hand. „Ja, Rei…trinkst du denn ab und an mehr als ein Schüsselchen Sake?“ Diese Frage kam mir ganz spontan in den Sinn und ich muss zugeben, dass mich das selbst interessiert. “ Schüsselchen?“. Doch Hiruta scheint schockiert von meiner Portionsangabe bezüglich des Alkohols. “Ja klar. Ich komm aus China.“ Er grinst und zeigt dabei seine perfekt, weißen Zähne. Heißt das jetzt, dass Chinesen ordentliche Trinker sind? Doch Rei geht nicht weiter ins Detail und so bleibt mir nichts anderes übrig, als einen witzigen Kommentar abzugeben und dann weiter zu Hirutas Nachbarn ziehen. „Was meinste was da abgeht, Hiruta?“ Ich winke ab. „Sake zu jeder Feier in Massen und sogar zum normalen Essen. Du könntest immer was trinken.“ Jetzt stehe ich am Nachbarpult und es fällt mir wie Schuppen von den Augen. Ich wusste doch, dass mir der Typ aus Reis Film bekannt vorkam. „Lai, du bist noch drin. Aber warte mal. Lai?“ Ich sehe fragend zwischen den beiden Chinesen hin und her. „Bist du nicht der Lai aus dem Film von Rei?“ “Ja.“ Ich sehe, dass sich der Chinese geniert und sehe nochmal kurz zu Rei. Auch diesem scheint es etwas unangenehm zu sein. Jedoch spüre ich wie das Publikum den Atem anhält und ganz gebannt auf die Situation sieht. „Also kennst du ihn ja schon.“ Stelle ich klar und Lai scheint etwas aufzutauen. “Ja, aber so als Kumpel kennt man ja auch nicht alle Seiten. Klar ein paar, weswegen er ja auch total interessant ist.“ Mit jedem Wort scheint der Schwarzhaarige aufzutauen und er sieht direkt zu Rei, welcher sich gerade mit der Hand durchs Haar streift. Anscheinend ist es neu für ihn, solche Komplimente von seinem Kumpel zu hören. Tja und dieser Kumpel gerät richtig ins Schwärmen. “Hach und diese Haare.“ Herrje, der sabbert mir gleich aufs Pult. Ich ziehe meine Hände weg, welche bis eben auf besagtem Pult ruhten und gehe zu Lais anderem Nebenmann. „Mystel, hallo. Schön das du da bist.“ Begrüße ich den jungen Mann. „Wäre Rei was für dich?“ Elegant wirft dieser seinen langen Zopf über die Schulter und zwinkert den Chinesen an. “Ja warum nicht? Er hat lange Haare, die hab ich auch und bis jetzt passt alles.“ Wenn ich mir die beiden so ansehe… Joa die geben ein schönes Paar ab. Doch eine Kleinigkeit kommt mir da in den Sinn. „Nur der Shampooverbrauch ist wahrscheinlich dann extrem, nicht?“ Die beiden schmunzeln und ich wende mich an einen Kandidaten mit stechend grünen Augen. Seine Haarfarbe gleicht dabei ein wenig denen von Blood. Ob die verwandt sind? „Ozuma!“ Er begrüßt mich ganz höflich mit Handschlag. „Was gefällt dir an ihm?“ Mit einem Nicken deute ich in Reis Richtung. “Die Meditation. Ich selbst meditiere sehr gern und dann könnten wir das auch zusammen machen.“ Mit einem gezielten Daumen hoch, deute ich dem Chinesen an, dass Ozuma doch eine gute Wahl wäre. „Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. So wen frage ich noch?“ Ach der kleine Kerl ist ja auch noch drin. „Na gefällt er dir weiterhin?“ “Oh ja~ Er hat so was Beschützerisches.“ Yusuf ist nach wie vor total begeistert von Rei und ich denke, dass er wirklich jemanden braucht der ihn beschützen kann. „Ja, ja..und sexy ist er auch.“ Ich bin bereits auf den Weg nach vorne, da fällt mir Olivier wieder ins Auge. Der sabbert vor Begeisterung. Memo an mich selbst…für die nächste Sendung unbedingt Sabbereimer aufstellen. „Olivier, mein Freund…“ “Ja?“ Hach, der schmilzt tatsächlich gleich dahin. Sein Ja trieft ja regelrecht vor Schmalz. „Du schmilzt regelrecht dahin.“ “Ja!“ „Warum?“ Doch der Franzose wendet sich direkt an Rei. „Nimm es mir bitte nicht böse, aber deine Haare erinnern mich an meinen flauschigen Pudel zu Hause.“ Ok, das habe ich nicht kommen sehen und Rei auch nicht. Denn ihm entgleitet die Mimik und er schaut sehr, sehr irritiert aus. Das Publikum jedoch muss herzlich lachen. Jedoch wirkt Olivier etwas überrascht aufgrund der Situation. “Was denn?“ Nun ich versuche in dem Ganzen mal etwas zu vermitteln. „Ich weiß nicht, ob das jetzt DAS ultimative Kompliment war. Willst du dann abends auf der Couch liegen rechts er und links dein Pudel oder wie?“ „Och ja wieso nicht?“ Franzosen sind schon seltsame Leute. Aber das wird ja auch von uns Russen behauptet. „ Aber nicht das du sie verwechselst und irgendwann bekommt er den Napf und der Pudel sitzt am Tisch. Das wäre ja auch blöd.“ Ich gehe weiter und mir fällt auf, dass ich noch gar nicht bei Kai war. Kurz drehe ich mich zu Brooklyn. „Schau jetzt bitte nicht hierher.“ Warnend sehe ich zu ihm und hoffe, dass seine Phobie gegen Dreiecke nicht ausbricht. Kai hingegen lehnt lässig an seinem Pult und hat die Arme verschränkt. „Kai! Gefällt er dir auch, weil er aussieht wie ein Pudel oder warum käme er für dich infrage?“ “Zu seinem Glück sieht er nicht aus wie mein Hund.“ „Wieso? Was hast du für einen Hund?“ “Ich habe einen Wolfshund daheim.“ Ich bin erstaunt. „Einen Wolfshund?“ Die sollen ja nicht ganz so leicht zu handlen sein. “Ja einen mit stechenden, eisblauen Augen.“ „Ok und was gefällt dir an Rei? Ich meine er wirkt dann doch eher katzenhaft oder?“ “Das schon, aber mir gefällt, dass er so intensiv trainiert bzw. meditiert. Meditation ist auch eine Art von Training und den Geist trainieren hat noch niemandem geschadet. Gut das Piercing…ist jetzt nicht meins…aber man kann es tolerieren.“ Dieser Kai ist wirklich die Ruhe selbst. Er wirkt so analysierend und fokussiert. Ob ich ihn aus der Reserve locken kann? „Du kannst ja warten bis er schläft.“ Skeptisch wendet er seinen Blick von dem Chinesen zu mir. Urgs dieser durchdringende Blick. “Und das Piercing dann heimlich raus machen oder wie?“ Eigentlich war es als Witz gemeint. Doch bei der Art wie er das jetzt gesagt hat… Ich bin mir nicht sicher, ob er das tatsächlich machen würde. Ich deute mit meiner Hand und passenden Quietschgeräuschen an, das Piercing raus zu drehen. “Oder wenn er böse ist, dann einmal ordentlich dran ziehen.“ Ein emotionsloses Grinsen huscht über das hübsche Gesicht mit den Dreiecken und ich sehe entsetzt zu Rei, welcher sichtbar schluckt. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher. Hat der Chinese vor Angst geschluckt oder hat ihn der Gedanke angemacht? Steht Rei vielleicht auf SM? „Rei! Ich komm zu dir zurück. Das ist mir hier etwas zu brenzlig.“ Als ich bei Rei ankomme, klopfe ich ihm aufmunternd auf die Schulter. „Mit dem Hund, dass tut mir wirklich leid.“ Doch der Chinese sieht es locker. “Schon gut. Besser als der Vergleich zu Rapunzel.“ Auf den Gedanken war ich noch gar nicht gekommen. „Rapunzel? Ja gut, das wäre Nahelie-“ Ich schaffe es nicht mal meinen Gedanken komplett auszusprechen, da ermahnt mich Dr.K. schon lautstark. Daher wechsel ich das Thema. „Wir schauen uns noch etwas über dich an, Rei.“ “Genau einen 2. Film.“ „Wir lernen dich also noch ein bisschen besser kennen.“ Ich drehe mich zu den Kandidaten. „Denkt dran. Ist er euer Mann – lasst die Lampe an. Drückt ihr aus – seid ihr raus.“ Erneut dämmt sich das Studiolicht und auf der Leinwand wird der 2. Film abgespielt. Rei ließ sich hierbei beim kochen filmen. „Nun mein chinesisches Sternzeichen möchte ich nicht verraten, aber bei euch wäre es wohl der Schütze.“ Es ertönt der Ton des Buzzers. Doch der Film läuft weiter und Rei erzählt noch ein wenig über den „Schützen“ und die Sterne. Im Anschluss wird das Studio wieder erhellt und ich erkenne sofort wer gebuzzert hat. Ich wende mich Rei zu. „Soll ich dir was sagen? Du hast ein Date!!“ Die Zuschauer applaudieren und der Chinese hat noch einige Interessenten. „5 sind noch drin – einer hat gedrückt und genau den werde ich jetzt mal fragen.“ Ich gehe zu dem neuen roten Licht. „Olivier, der Pudelliebhaber hat gedrückt.“ Meinen Arm lege ich um den Franzosen und ich spüre, dass es dem Kleinen peinlich ist. Denn er macht sich etwas kleiner. „Du hast bei `Schütze`regelrecht den Buzzer zerschmettert.“ Ein Schmunzeln huscht über mein Gesicht. “N..nein..so, so brutal bin ich nicht.“ stottert der Grünhaarige verlegen. “Ich glaube halt nicht an Horoskope und hatte eigentlich gehofft, dass er vielleicht noch irgendwo ein Piercing hat und das Preis gibt.“ Olivier läuft knallrot an. Würde ich eine Tomate daneben halten, gäbe es keinen Unterschied. Daher grinse ich auch nur. „Verstehe. Das lass ich jetzt mal so stehen.“ Damit wären nur noch die Herren mit weißem Licht im Spiel. „Kai! Es hat sich durch den Schützen nix verändert. Du hast nicht gebuzzert.“ “Ich bin Löwe und soweit ich weiß, verstehen sich diese beiden Feuerzeichen am besten. Als Löwe bin ich eine große Herausforderung und der Schütze liebt eh mehr den Flirt und die Eroberung. Also kann er ja mal versuchen zu erobern.“ Ähm….ja… „Das klingt eher nach einer Kampfansage. Du machst mir nicht den Eindruck, als würdest du irgendwann klein bei geben.“ Das ist zumindest meine subjektive Einschätzung. Dieser Halbrusse hat eine unheimliche Ausstrahlung. Irgendwas lauert da. “Wer weiß?! Da ist es wieder. Dieses Unberechenbare. Ich kann den Typ einfach nicht einschätzen. „ Yusuf!“ Der Kleine stellt sich kerzengerade hin. Ganz nach dem Motto – Brust raus – “Ich finde es nett mit dem Gedöns über Sternzeichen und auch in der Zeitung…. Ich lese jeden Morgen mein Horoskop.“ „Was bist du denn?“ “Ich bin Wassermann.“ Etwas aufgeregt hibbelt Yusuf auf seinem kleinen Hocker. Ich hoffe, dass er nicht umfällt. „Schützen und Wassermann….passt das denn gut zusammen?“ Der Kleine lacht. „Keine Ahnung. Allerdings hab ich vorm Schützen auch ein bisschen Angst.“ „Und warum?“ Wieder lacht der Kleine. Jedoch ist es ein sympathisches Lachen. “Na ja vielleicht erschießt er mich ja auch.“ Ok, irgendwie ist er doch niedlich. Daher ist meine Antwort auch ungewohnt sanft. „Ich glaube nicht, dass er dich erschießt, Yusuf.“ Nun gehe ich wieder zu Rei. Denn nun ist er an der Reihe. „Rei, wir kommen jetzt zu einer sehr schönen Situation. Denn jetzt drehen wir das Ganze einmal um. 5 Herren sind noch im Spiel und jetzt darfst du entscheiden, welche 2 Lichter an bleiben. Die anderen musst du bitte raus buzzern.“ Der Chinese nickt und ich denke, dass er es verstanden hat. Das Spannungslicht wird angemacht und Musik wird abgespielt. Gleichzeitig beginnt das Publikum rhythmisch zum Beat zu klatschen. Rei geht nun den Weg entlang, welchen ich schon gefühlt 1000 Mal heute gelaufen bin. Ich bleibe zurück und an dieser Stelle bin ich sehr gespannt, wen er jetzt aussortiert. Zuerst läuft er auf Mihaeru zu und betätigt seinen Buzzer. Es folgt auch Mystel und dann geht der Chinese auf Yusuf zu. Doch er grinst und läuft an diesem vorbei. Oh jetzt wird es spannend. Er steht vor dem Pult von Lai. Ich sehe wie sich ihre Lippen bewegen, doch leider verstehe ich kein Wort. Im nächsten Moment betätigt er auch schon den Buzzer und Lai ist raus. Ich applaudiere und Rei kommt zurück zu mir. „Ahhh Kai oder Yusuf sind noch im Rennen.“ Das ist wirklich interessant. Wenn ich mir die beiden so ansehe, sind sie von Grund auf verschieden. „Sehr schön. Du hast eine Frage an die beiden mitgebracht und danach wirst du entscheiden, wen der beiden du mit auf ein Date nimmst.“ “Geht klar.“ „Gut, dann stell deine Frage, bitte jetzt.“ Ich trete etwas zurück und die Kamera zoomt nochmal auf Kai und Yusuf. Anschließend richtet sie sich wieder auf den Schwarzhaarigen. “Ja, also…habt ihr einen Kosenamen und wenn ja wie kam es dazu?“ Oh! Das ist interessant. Kosenamen verraten ja doch einiges über die Person. Die Frage von Rei hat somit auch mein Interesse geweckt. „Yusuf! Du bitte zuerst.“ “Oh ok. Also…meine Eltern haben mich früher Gartenzwerg genannt.“ „Gartenzwerg? Früher?“ Ja gut…das ist gemein. Aber der Kleine scheint mit sich im Reinen. “Ja…keine Ahnung.“ Lachend zuckt er mit den Schultern. „Nun ich hab da eine Ahnung wieso sie dich so genannt haben….aber weißt du auch weshalb?“ Yusuf sieht mich fragend an. “Öhm, naja andere heißen halt Mausi oder Süßer und ich war halt der Gartenzwerg.“ Nun gut. Ich komme zu dem Schluss, dass er es nicht weiß. „Ja ok. Du hast ihn dir ja nicht selbst ausgesucht. Nun Kai. Wie sieht es bei dir aus?“ Ich will nicht weiter auf dem Thema rum reiten und außerdem ist Kai uns ja auch noch eine Antwort schuldig. “Ich hab jetzt keinen nennenswerten Kosenamen oder Spitznamen. Dafür ist mein Name zu kurz. Also gibt es auch keine wirklich lustige Geschichte. Es gibt nur eine Person die mich ab und an als Kratzbürste betitelt….weiß der Geier warum.“ Kratzbürste? Oha… Leider muss ich mir eingestehen, dass ich mich nicht traue Kai jetzt damit aufzuziehen. Daher wende ich mich wieder an Rei. „ Also du musst dich jetzt entscheiden zwischen „Kratzbürste“ Kai und „Gartenzwerg“ Yusuf.“ Wieder ist es an Rei loszulaufen und das Publikum klatscht erneut im Takt. Zielsicher läuft er auf Kai zu. Ich frage mich ob er blufft oder ob er den Halbrussen raus wählt. “Tut mir leid, Kai.“ Dieser nickt dem Chinesen zu. “Schon gut.“ Das weiße Licht über Kai färbt sich rot und somit ist die Entscheidung gefallen. Ich treffe mich mit Rei in der Mitte von den 30 Pulten. „Yusuf!! Komm bitte zu uns.“ Der Kleine springt von seinem Hocker und kommt zu uns nach vorne gelaufen. Er kommt bei uns an und streicht sich verlegen durch die Haare. Wie es aussieht scheint er selbst nicht damit gerechnet zu haben. Nun jedoch stehen die beiden an meiner Seite. Rei zu meiner Rechten und Yusuf zu meiner Linken. Ich nehme ihre Hände in die meinen. „Yusuf! Ich frag ja immer wahnsinnig gern an dieser Stelle. Bist du glücklich, dass er sich für dich entschieden hat und wusstest du es von Anfang an?“ “Ähm nein, ich wusste es nicht von Anfang an. Aber ich bin glücklich und freu mich aufs Date.“ Das glaube ich ihm sofort. Denn er hüpft leicht auf und ab. Seine positive Energie ist unglaublich. Ich wende an mich Rei. „Wie kam es dazu, Rei? Oder hast du dir ihn von Anfang an ausgeguckt und gehofft: bitte, bitte er muss drin bleiben?“ Man mag es nicht glauben, aber es interessiert mich tatsächlich. Vielleicht hat ja auch Yusufs positive Energie so auf Rei gewirkt. Immerhin sollte der, dank der vielen Meditation, für so etwas empfänglich sein. “Na ja nicht von Anfang an. Aber es hat sich so entwickelt und hey…er heißt auch nicht ‚Kratzbürste‘!“ Oh, oh! Das war eine harte Ansage gegen Kai. Vorsichtig schiele ich in dessen Richtung und kann gerade noch erkennen wie er amüsiert schnaubt. Uff…ich dachte echt, dass der explodieren könnte. Aber anscheinend ist er sowas wie Mister Eisklotz. Ich sehe die beiden wieder an. „Ihr zwei lernt euch jetzt besser kennen und zwar in unserer Luxuslimousine. Im Anschluss natürlich auch beim Luxusdinner. Ich wünsche euch ganz viel Spaß.“ Ich übergebe die Hand des Kleinen an Rei und trete in den Hintergrund. „Das waren: Rei und Yusuf!!“ Der folgende Applaus gehört den beiden und sie schreiten Händchen haltend die gegenüber liegenden Treppe hinauf. Rei winkt nochmal ins Publikum in Richtung seiner BF Mao. So wie ich das sehe, konnte sie sich vor Freude nicht mehr halten und applaudiert im Stehen. Die Kamera schwenkt noch einmal zu den Kandidaten, welche nicht ausgewählt worden. Ich kann erkennen, dass Lai den beiden traurig nachsieht. Mystel scheint zu schmollen, wohingegen Kai ganz gelassen applaudiert. Oh und Boris pfeift den beiden nach, indem er die Luft durch seinen Daumen und Zeigefinger presst. Das erste Paar der Sendung ist oben angekommen. Sie winken beide nochmals und dann verschwinden sie aus dem Blickfeld, hinter die Bühne. Nun sind hier vorne nur noch 29 Singles und das geht natürlich nicht. Ich möchte ja schließlich, dass jeder Kandidat, der hier vorne bei mir ist, aus 30 Singles auswählen kann. Ich warte bis die Kamera wieder auf mich schwenkt. „Yusuf haben wir an Rei verloren. Doch keine Sorge meine Damen und Herren. Begrüßen sie mit mir Makkusu!“ Mit einer langen Armbewegung deute ich zu den Pulten. Ein junger blonder Mann tritt soeben hinter das Pult und Dr. K. ließ, von unserer Technikerin Mariam, das Namensschild am Pult austauschen. Kapitel 2: Kandidat 02 ---------------------- Nachdem der Applaus für Makkusu abgeebbt ist, ergreife ich wieder das Wort. „Und hier ist unser Krokodil für den Nil. Hier ist unser neuer Singlemann.“ Wie schon bei Rei, ertönt auch jetzt Musik, welche sich der Kandidat selbst ausgesucht hat. Soweit ich das richtig in Erinnerung habe, handelt es sich um Walk Like An Egyptian von The Bangles. Der Fahrstuhl kommt wieder herunter und in ihm befindet sich ein Kraftprotz. Sein Gesicht ist allerdings durch eine schwarze Kapuze verdeckt. Ansonsten ist er wirklich das Kontrastprogramm zu dem Chinesen. Die Tür schwingt auf und er tritt aus dem Fahrstuhl. Wie Rei klatscht er zuerst die 15 Kandidaten der rechten Seite ab. Ich muss innerlich schmunzeln, denn unser Kandidat ist wirklich richtig kräftig und so scheint auch sein Handschlag Power zu haben. Denn Giancarlo, zum Beispiel, verzieht das Gesicht und schüttelt seine schmerzende Hand. Der Mann mit der Kapuze hingegen ist am äußersten Rand angekommen, dreht sich galant, setzt seine Kapuze ab und begibt sich zur linken Seite um auch dort die ausgestreckten Hände abzuklatschen. Wir treffen uns wieder auf dem kleinen Plateau. Ich zeige auf ihn und strecke beide Daumen nach oben. „Schön, dass du da bist.“ Er bedankt sich bei mir, doch seine Worte gehen im Jubel der Zuschauer unter. „Die Musik hat er sich selbst ausgesucht und mitgebracht.“ Erinnere ich alle Zuschauer und Kandidaten. „Hört gut zu, denn er stellt sich nun bei euch vor.“ “Ich bin Moses und komme aus der wunderschönen Hauptstadt Ägyptens – Kairo!“ „Das ist fantastisch, ein Ägypter! Du hast auch einen super Teint.“ Moses nickt und ich bin euphorisch. Es ist doch Wahnsinn woher meine Kandidaten so her kommen. Man könnte beinahe behaupten: aus aller Welt. “Ja danke. Aber im Vergleich zu dir, wirke ich sicher noch gebräunter.“ Der gefällt mir. Er hat genau meinen Humor und ich lache. „Ja das ist ja keine Kunst.“ Doch ich habe keine Zeit für weiteren Smalltalk und wende mich wieder der Kamera und den Kandidaten hinter den Pulten zu. „Das war die Vorstellungsrunde. Ist er euer Mann – lasst die Lampe an. Drückt ihr aus – seid ihr raus.“ Die Zuschauer brüllen den letzten Satz fieberhaft mit und ich trete einen Schritt zurück, sodass Moses alleine im Rampenlicht steht. Die Zonktöne überschlagen sich regelrecht. Das ist definitiv kein guter Start. Ganze 23 rote Lichter erstrahlen. Ich bin geschockt und stammle etwas vor mich hin. Doch Moses sieht mit einem Lächeln zu mir. “Alles gut.“ Eine Erklärung…. Ich muss mir ganz schnell eine plausible Erklärung ausdenken und zwar eine die nicht unter die Gürtellinie geht. „Moses, das ist bestimmt die Entfernung. Die denken sicher alle: Oh nein, ist zu weit weg.“ Mein Nebenmann lacht. Anscheinend ist mir die richtige Erklärung eingefallen. Puh! Ich bin erleichtert. Hoffentlich macht mir das die Befragung nicht kaputt. „Das gibt es doch einfach nicht.“ Gespielt stemme ich die Hände in die Hüften und sehe die Kandidaten, hinter ihren Pulten, böse an. Natürlich gehört das nur zur Show und so mache ich mich auf den Weg. Unweigerlich fällt mir auch das Metergeld wieder ein und ich schüttle gedanklich den Kopf. „Garland! Hast du gedrückt, weil Ägypten so weit weg ist? Sei ehrlich.“ Oh ja bitte lass dies der Grund sein. Ich stelle mich neben einen langhaarigen jungen Mann und frage mich ob er aus Indien stammt, denn er hat einen roten Punkt auf der Stirn. Allerdings sind seine Haare keineswegs schwarz. Im Gegenteil. Sie blenden regelrecht. Na ja und selbst wenn es Indien wäre… Ägypten und Indien trennen bestimmt an die 5000 km Luftlinie. “Ja Borcloff, es ist definitiv die Entfernung. Weißt du, ich arbeite viel. Selbst am Wochenende bin ich oft unterwegs.“ „Was machst du denn, wenn ich fragen darf?“ “Ich bin Profilkickboxer.“ „Ah. Kann man das nicht auch in Ägypten? Vielleicht nur in einem anderen Stil?“ Ich versuche witzig zu sein und mache ein paar typische Bewegungen, ganz im Zeichen der Hieroglyphen. Das scheint auch gut anzukommen, denn neben Garland lacht auch das Publikum und Moses. Ich gehe zu Gordo, welcher direkt neben Garland steht. „Gordo, warum hast du gedrückt?“ “Ich hab gedrückt, weil er ein Tattoo im Gesicht hat und darauf steh ich überhaupt nicht.“ „Na gut, deswegen hat er ja das Tattoo und nicht du.“ Was Besseres ist mir tatsächlich nicht eingefallen und der Gag kommt auch nicht so wirklich an. Daher versuche ich das Thema zu wechseln. „Ihr könntet ja per Flugzeug euch treffen.“ “Nein. Ich steh nicht so auf Fernbeziehungen. Ich bin da eher so eine Klette. Ich muss meinen Mann schon jeden Tag sehen.“ Ich sehe zu Moses. „Eine Klette!! Na hast du ein Schwein, dass dir das erspart bleibt!“ Ach Dr. K. brüllt mir schon wieder ins Ohr, dass ich mich zusammen reißen soll. Daher gehe ich lieber schnell weiter. „Takao!“ Die Zuschauer fangen an begeistert zu pfeifen und ich schaue etwas irritiert. Der Japaner zieht sein Cap und verneigt sich. Hab ich da was nicht mitbekommen? Ich räuspere mich. „Takao. Auch du willst Moses nicht treffen! Wieso?“ Interessiert stütze ich meinen Arm auf Takaos Pult ab und lege mein Kinn in die Handfläche. “Ja also ich glaube wir haben überhaupt nichts gemeinsam und ich bin auch überhaupt nicht sein Typ.“ Hä??? Er ist nicht sein Typ? Moment mal. Ich lache kurz und wende mich an Moses. „Na wie schön, dass er weiß, dass er nicht dein Typ ist.“ Alle lachen, aber mal ehrlich…genau das war doch Takaos Aussage, oder nicht? Jedenfalls bin ich froh, dass es Moses nicht wirklich kränkt. „Nun gut, dann schau ich mal auf der anderen Seite.“ Kurz laufe ich gespielt ganz langsam, ehe ich dann mit 3 großen Schritten, ganz außen, wieder bei Rick lande. „Rick! Was soll das, Mann?! Der ist groß und hat auch große Hände!“ Ich zeige nochmal auf Moses und der hebt auch seine Hände. Donnerlittchen, die sind wirklich groß. „Siehste! Pranken!!! Das war doch genau das was du wolltest, oder nicht?“ “Ja schon. Aber ich glaube er ist mir einfach etwas zu alt.“ Zu…alt.. Ich verziehe das Gesicht und sehe Rick mit einer Mischung aus ‚Ist das dein Ernst‘ und ‚Du spinnst ja‘ an. Er lacht gespielt. Denn anscheinend ist es wirklich nur eine Ausrede um nicht sagen zu müssen, dass Moses einfach nicht sein Typ ist. Na ich will mal nicht so sein und wende mich einfach an den Nächsten. „Goki!“ “Ja, hi! Also das Tattoo ist geil, die Klamotten sind cool. Aber –“ „Aber?“ Na jetzt bin ich mal gespannt. Ist es, dass er zu aufgepumpt wirkt? Die Hautfarbe? „..er ist mir einfach etwas zu alt. Er wirkt, als könnte er mein Vater sein.“ Kann mich bitte mal jemand kneifen? Ich sehe zwischen den beiden hin und her. Was soll ich sagen? So alt ist Moses jetzt wirklich nicht. „Ich dachte manche stehen darauf, wenn der Partner etwas älter ist?“ “Das mag sein, aber ich gehöre nicht dazu.“ Bitte! Dann halt nicht. Bleib doch Single. Ich schnaube abfällig. Ein bisschen gehen mir die Ausreden ja doch auf den Zeiger. Daher stiefel ich an einigen Kandidaten vorbei und bleibe bei Hitoshi stehen. „Hitoshi. Du hast nicht gedrückt.“ “Ja ich liebe Männer, die zu ihrer Glatze stehen und mit dem Tattoo – klasse!“ Mir fällt ein Stein vom Herzen. „Ah, dass höre ich gern.“ Damit lasse ich das Kompliment so stehen und ziehe weiter. „Blood, mein Freund.“ Lächelnd stelle ich mich neben Sanguinex. “Ja ganz nett. Kann man angucken.“ Uh ich spüre da etwas. Na hoffentlich fällt er dem nicht gleich um den Hals und saugt ihn aus. Ich gluckse. Nein jetzt bloß nicht lachen. „Und die Sonne in Ägypten wäre kein Problem?“ Aargh ich kann es mir nicht verkneifen. Warum sieht dieser Typ auch aus wie Dracula. “Ach es gibt doch große Hüte und Sonnencreme.“ „Das finde ich eine gute Einstellung.“ Es freut mich wirklich, vor allem für Moses. Diese 23 roten Lichter müssen echt ein Schock gewesen sein. Auch wenn er es sich nicht anmerken lassen hat. Ich komme zu unserem Neuling. „Makkusu! Du bist noch bei uns.“ “Yes! Ich habe noch nicht gedrückt.“ „Das freut mich. Was gefällt dir denn so gut, an unserem Moses?“ “Das ist mal ein kräftiger Mann! Meine Mutter sagt ja immer: Well, Makkusu. Wenn du einen Typen haben willst, dann achte darauf, dass er dich auch beschützen kann.“ „Jawohl!“ Zustimmend schlag ich auf das Pult und Makkusu gerät kurz in Panik, dass ich dabei den Buzzer betätigt haben könnte. Doch ich kann ihn beruhigen. Denn sollte dies passieren, dann wäre Makkusu natürlich nicht raus. Sicherheitshalber nehme ich aber dennoch meine Hand von dem Pult und gehe weiter. Schließlich bleibe ich bei Aaron hängen und sehe ihn auffordernd an. “Ägypten ist doch ein schönes Land und ich würde auch gerne noch etwas mehr über ihn erfahren.“ Sehr gut. Diese Aussage kann ich guten Gewissens so stehen lassen. Denn die Herren da hinter den Pulten wissen ja noch gar nichts über Moses. So eile ich wieder zu dem Ägypter. „So wir lernen dich alle noch etwas besser kennen. Wir sehen uns jetzt deinen Film an und ihr liebe Singles, denkt dran: Ist er euer Mann – lasst die Lampe an. Drückt ihr aus – seid ihr raus!“ Ich gebe mit diesen Worten wieder das Signal und das Studiolicht fährt herunter und auf der Leinwand startet Moses Film. Kurz wird der Sonnenaufgang über einer Pyramide eingeblendet. Ich muss sagen, dass die Aufnahme fantastisch aussieht. Allerdings hat mein Team schon einen kleinen Hang zu Klischees. Weiter geht es dann mit Moses, welcher offensichtlich durch die Straßen Kairos läuft. „Ich bin ein sehr offener Mensch und sehr kontaktfreudig.“ Er betritt eine Wohnung und mehrere Kinder stürmen auf Moses zu. Sind die alle miteinander verwandt? Diese Frage stellen sich wohl auch 2 Kandidaten und drücken sicherheitshalber ihren Buzzer. „Ich bin Betreuer in einem Kinderheim und es wäre schön, wenn mein Partner die Leidenschaft für Kinder teilt.“ Ah, das ist die Erklärung für die vielen Kinder. Tja hätten die Zwei mal gewartet mit den Buzzern. Ich sage es ja immer wieder. Man sollte nicht voreilig auf diesen Knopf drücken. Doch Moment!! Da haben sich doch eben zwei weitere Kandidaten raus gedrückt. „Dazu habe ich auch noch eine kleine Schwester um die ich mich kümmere. Es ist nicht immer leicht, aber die funkelnden Augen der Kinder machen doch vieles wieder weg.“ Ein weiterer Buzzer wurde betätigt. Anscheinend können auch Geschwister ein No-Go sein. Oh man, ich hoffe, dass am Ende überhaupt noch ein Licht brennt. Viele sind ja nicht mehr übrig – zwei um genau zu sein. “Ein Partner hat natürlich auch Platz in meinem Leben und ich hoffe, dass er meine Fürsorglichkeit Kindern gegenüber teilt. Zumal ich bei so einer Rasselbande definitiv Hilfe gebrauchen könnte.“ Ich muss zugeben, dass ich das Engagement Moses sehr bewundere. Ich verfolge weiterhin den Film. Mein Team hat mehrere Sequenzen zusammen geschnitten, sodass die Kandidaten im Schnelldurchlauf sehen können, was der Ägypter so alles für Kinder macht. Anschließend haben sie auch seine Schwester kurz interviewt. “ Ja der Moses brauch einen Partner, weil er sonst zuhause nicht aufräumt und es manchmal unordentlich ist.“ Der vorletzte Buzzer ertönt. Die Aussage, der kleinen Monica war wirklich nicht so gut. Klar ist sie sich dem nicht bewusst gewesen, dennoch wirkt es eher als suche er eine Putze. “Dafür spielt er aber super mit einem und man kann viel mit ihm lachen.“ Damit fällt der Fokus wieder auf Moses. „Mein zukünftiger Partner sollte auf keinen Fall zu ernst sein, sondern jeden Spaß mitmachen. Man lebt ja nur einmal und ich bin jemand der die Sonnenseiten des Lebens genießen möchte.“ Mit diesem Satz endet der Film und das Studiolicht erstrahlt wieder. Das Publikum applaudiert und ich kann sehen wie der Kameramann kurz auf das letzte weiße Licht zoomt. Ich hingegen wende mich wieder an Moses und ich muss sagen – ja auch er wirkt etwas verunsichert. „Ein wirklich schönes Video. Ein ganz toller Film“. Enttäuscht sehe ich zu den Pulten und mache mich auf den Weg. Doch ich habe das Bedürfnis nochmal zu Moses zu sehen. „Also ich würde dich nehmen.“ Das war jetzt keineswegs ein ernsthaftes Angebot, doch charakterlich schätze ich diesen Ägypter sehr und dieser scheint meine Aussage auch als Aufheiterung aufgefasst zu haben. Denn die Unsicherheit verschwindet aus seiner Körperhaltung. Er strafft die Schultern und nickt mir zu. „Ich frag mal den Makkusu. Eben wollte er ja noch einen Beschützer und nun!?“ Gesagt, getan. Ich geselle mich zu dem Blondschopf und sehe ihn fragend an. “Yes, nix gegen den kontaktfreudigen Beschützer, aber ich wollte mir meine Kinder schon selber machen.“ O…kay… wie meint er denn das jetzt?! „Das sind doch nicht alles seine Kinder. Er betreut sie doch nur und ihr könnt doch dann ein paar davon adoptieren.“ Anscheinend hatte Makkusu das nicht in Betracht gezogen. Denn ich kann sehen, wie bei ihm der Rubel fällt. Nun Pech gehabt. Gedrückt, ist gedrückt und ich ziehe weiter. „Hmm…ich meine mich zu erinnern…Hitoshi!!! Hitoshi, du hast gedrückt.“ “Jaaa…“ „Sag mal…was denn los? Glatze, toll! Tattoo, geil….“ Ich hebe irritiert die Arme. “Ist ja auch so. Es hat sich alles super angehört.“ „Und woran lag es?“ Er seufzt. Anscheinend scheint er es wirklich zu bedauern. “Es lag tatsächlich auch an den Kindern. Mir ist klar, dass das nicht seine sind und auch, dass man sie adoptieren könnte.“ Ich nicke eifrig und frage mich wo dann genau das Problem ist. “Aber das ist mir dann doch zu viel. Versteh mich nicht falsch, Borcloff.. Ich finde Kinder toll. Jedoch ist mir das ein Tick zu viel. Die Betreuung, dann noch die kleine Schwester. Wo bleibt da Zeit für Zweisamkeit?!“ Ehrlich gesagt kann ich Hitoshi verstehen und daher lasse ich seine Aussage unkommentiert und gehe zu dem weißen Licht. „Blood!“ Ich lehne mich an sein Pult und bin froh, dass er nicht gedrückt hat. „Du bist begeistert von Moses.“ “Joa..“ Alle im Studio lachen kurz. Die Antwort hätte ich mir jetzt auch ausführlicher vorgestellt. Na aber ich kann ja zum Glück etwas genauer nachharken. „Warum bist du denn begeistert?“ “Ich hab nichts gegen Kinder. Je mehr, desto besser. Die kleine Schwester fand ich sympathisch und ich genieße ebenfalls gern das Leben.“ Ich sehe zu Moses und forme mit meinen zwei Daumen und Zeigefingern ein Herz. Hier scheinen wirklich die inneren Werte zusammen zu passen. Blöd nur, dass ja jetzt noch Runde 3 folgt. Mir bleibt nur die Hoffnung, dass nichts kommt, was Sanguinex buzzern lässt. Ich gehe wieder zu Moses. „Du hast jemanden mitgebracht.“ “Ja genau.“ Er lächelt. „Das hatten wir bis jetzt auch noch nie, aber gut. Dann hol mal deine Begleitung zu uns.“ Der Ägypter wendet sich ab und läuft die Treppe hoch, welche sonst immer die Paare zusammen hinauf laufen. Ich wende mich an Blood. „Also Blood, du bist der Einzige um den es hier geht. Ist er dein Mann – lass die Lampe an. Drückst du aus – bist du raus.“ Sanguinex nickt und gespannt verfolgt das Publikum Moses Weg nach oben. Oh!!! Damit habe ich nicht gerechnet. In einem bezaubernden rosa Kleid, schreitet Monica an der Hand von Moses die Treppen herunter. Ihr Lächeln ist atemberaubend und sie wirkt einfach nur zuckersüß! Man könnte dem Ägypter einen brillanten Schachzug unterstellen. Ich meine, wer buzzert schon bei diesem niedlichen Mädchen? Dennoch glaube ich, dass dies nicht seine Absicht war. Es würde auch gar nicht zu ihm passen, dass er seine Schwester als Druckmittel nimmt. Die beiden kommen bei mir an und ich gehe etwas in die Knie. Mariam hatte mir ein Mikrofon gebracht, als Moses die Treppe hochging und eben jenes halte ich jetzt dem kleinen Mädchen entgegen. „Willkommen, Monica. Schön, dass du da bist.“ “Da..dankeschön…“ Schüchtern spricht sie ins Mikrofon und wirft zaghafte Blicke in Richtung Sanguinex. „Was möchtest du uns denn mitteilen? Wieso bist du hier?“ Ich hoffe, dass die Kleine der Situation gewachsen ist und jetzt nicht zusammen bricht. Doch sie belehrt mich eines besseren. Schneller als ich reagieren kann, entwendet sie mir das Mikrofon aus der Hand und wendet sich ganz direkt an Blood. „Bitte, entscheide dich für meinen Bruder!!!“ Holla!! Fest umschließt sie das Mikro mit ihren kleinen Händen und sieht den Angesprochenen direkt an. Ich muss gestehen, dass ich ihr so viel Mut nicht zu getraut habe. Daher lasse ich sie gewähren und halte mich zurück. Denn die Kleine scheint noch etwas auf dem Herzen zu haben und sowohl ich, als auch die Zuschauer sind sehr gespannt. “Mein Bruder ist so ein toller Kerl. Er ist immer für mich da und sorgt sich um mich. Ich möchte, dass er auch jemanden hat. Bitte gib ihm eine Chance.“ Monica wendet sich an mich und streckt mir das Mikro entgegen. Ihre Wangen sind leicht gerötet. Ich vermute mal, aufgrund der Aufregung. „Das hast du toll gesagt.“ Ich lächle sie an und nehme das Mikro wieder an mich. Sie verbeugt sich vor mir und dann nochmal vor den Kandidaten, ehe sie kurz ihren Bruder anlächelt und dann die Treppe wieder hinauf läuft. Oben angekommen, winkt sie nochmals und verschwindet hinter der Bühne. Wirklich ein liebenswertes Mädchen und ich denke: „Moses du hast ein Date!!!“ Denn das weiße Licht leuchtet noch immer. Ich kann zwar nun nicht beurteilen, ob Sanguinex nicht gedrückt hat, weil er es schlichtweg vergessen hat oder ob er nicht drücken wollte bezüglich der kleinen Monica oder ob er tatsächlich sich für Moses entschieden hat. Was für mich zählt ist, dass ich die beiden jetzt zusammen bringen kann. Daher platziere ich mich unter tosendem Applaus wieder mittig vor den Pulten. „Blood, komm zu meiner rechten Seite. Moses, du bitte zu meiner Linken.“ Die beiden begeben sich zu mir und Sanguinex grüßt mit einem umwerfenden “Hi!“ „Du bist als Einziger übrig geblieben, Blood.“ Schockiert legt er seine Hand an den Mund. Doch ich kann erkennen, dass er dahinter grinst. „Du hast von Anfang an, an ihn geglaubt. Du hast direkt gedacht – Das ist er. Tja und zum Schluss hat sich das Schicksal auch für euch entschieden. Bist du denn glücklich?“ Nun ist er gekommen – der Moment der Wahrheit! Immerhin ist dies Sanguinex letzte Chance zu sagen, ob er mit Moses mitgehen will. “Ja, sehr!“ Wundervoll! Das höre ich gern. „Und du Moses? Ich meine, du hattest jetzt nicht so richtig die Wahl. Immerhin ist ‚nur‘ Blood übrig geblieben. Aber….bist du zufrieden?“ “Ich bin sehr zufrieden, ja!“ Moses strahlt übers ganze Gesicht. Wahrscheinlich hat er selbst nicht mehr damit gerechnet, dass er ein Date bekommt. Ich nehme die Hände der beiden. „Ich muss sagen, dass ihr beide sehr sympathisch seid und ich freue mich, dass ihr euch gefunden habt.“ Beherzt drücke ich die Hände der beiden und übergebe sie dann aneinander. „Viel Spaß bei unserem Luxusdinner. Lernt euch kennen und bleibt so wie ihr seid.“ Damit verabschiede ich die beiden und wie zuvor schon Rei und Yusuf, gehen auch Moses und Blood gemeinsam die Treppe rauf. Das Publikum erhebt sich und klatscht beherzt in die Hände. „Das waren Blood und Moses!!!“ Die Kamera verfolgt noch ihren Weg die Treppe rauf. Erst oben lösen sie ihre Hände voneinander und winken. Ich muss zugeben, dass sie äußerlich sehr verschieden wirken. Doch manchmal ziehen sich Gegensätze an und solange die Chemie stimmt –warum nicht!? Die Kamera schwingt wieder auf mich und ich klatsche in die Hände. „Wir haben wieder einen Single verloren. Doch das macht nix! Wir haben einen neuen Herrn dazu bekommen. Applaus für Howling!“ Ich deute mit meiner Hand zu den Kandidaten und augenblicklich wird unser neuer Single eingeblendet. Er übernimmt Sanguinex Platz zwischen Mihaeru und Brooklyn. Kapitel 3: Kandidat 03 ---------------------- „Und hier ist unser Zar, für die 30 hungrigen Bolschewiki! Hier kommt unser neuer Single!“ Noch während ich diesen Vergleich ausspreche, schreit Dr. K. mir aufs Ohr, dass ich diesen Satz doch nicht bringen kann. Ja es hat einen faden Beigeschmack für uns Russen. Aber eigentlich will ich damit nur erreichen, dass wir über der ganzen Zarengeschichte stehen. Der Fahrstuhl setzt sich in Bewegung und...ist das Gestöhne!? Eigentlich wäre jetzt der Zeitpunkt, an dem die Musik einsetzt. Allerdings kann ich nur diese obszönen Geräusche vernehmen. Unsicher fasse ich mir ans Ohr. Das ist das Zeichen an Dr. K., dass ich nicht weiter weiß. Aber sie kann mich beruhigen. Ich erfahre, dass es sich um Rammsteins ‚Rein – Raus‘ handelt. Diese Wahl finde ich interessant. Rei hatte eine chinesische Band gewählt und Moses hatte ebenfalls einen Song gewählt, der ein wenig zu ihm passte. Sollte das nun bedeuten, dass der Kandidat ein guter Stecher ist? Immerhin sind Rammstein für ihre anstößigen Texte berühmt und werden hierzulande gefeiert. Die Glastür öffnet sich und ein junger, rothaariger Mann steigt heraus. Ich bin von seiner Erscheinung geflasht. Er hat nicht nur leuchtend, rote Haare. Was mir sofort ins Auge sticht, sind diese kühlen, stechend blauen Augen. Kurz lässt der Rothaarige seinen Blick über die Zuschauer gleiten. Dann wendet er sich ab und schreitet den Gang vor den Pulten entlang. Doch anders als Rei und Moses, klatscht er nicht die Hände ab. Der Rotschopf hat die seinen in den Hosentaschen und läuft lässig an ihnen vorbei. Die ersten Singles sind noch etwas irritiert. Doch so haben sie einen besseren Blick auf dessen Körper und wenn ich mir die hechelnden Gesichter mancher Kandidaten ansehe, dann würde ich fast behaupten, dass da das Hirn in die Hose gerutscht ist. Der Rothaarige beendet seinen Catwalk und wir treffen uns wieder auf dem kleinen Plateau. Ich will ihm zur Begrüßung die Hand reichen, aber in diesem Moment wendet er sich schon an die Kandidaten. Was ist das für ein kühler Blick? Ich schaudere, während ganz offensichtlich ein Kandidat entzückt quietscht. Verblüfft sehe ich in die Richtung. Hiruta!? Anscheinend trifft der kühle Single neben mir Hirutas Geschmack. Denn dieser hüpft begeistert hinter seinem Pult auf und ab. So ein Verhalten hätte ich eher Makkusu zugeschrieben, aber eventuell hat ja auch mein Lieblingskandidat noch andere Seiten. Der Applaus senkt sich und ich will das Wort ergreifen. “Ich bin-“ Was zum…!? Ich räuspere mich und bekomme einen eiskalten Blick aus den eisblauen Augen zugeschmissen, dass ich das Gefühl habe, dass die Temperatur auf -50°C sinkt. „N..noch…moderiere ich die Sendung.“ Meine Stimme versagt fast. Doch ich erlange meine Fassung zurück. Der Typ neben mir hat eine Aura an sich, dass sich mir die Nackenhaare aufstellen. Doch er schließt die Augen und atmet kurz durch. “Sorry..“ Die dunkle Aura verschwindet und ich kann freier atmen. Ich lächle und gebe den Startschuss. „Stell dich bitte vor.“ “Ich bin Yuriy Ivanov und lebe hier in Moskau.“ Applaus und begeisterte Pfiffe dringen an mein Ohr. „Yuriy, also.“ Ich klopfe ihm freundschaftlich auf die Schulter und wünsche mir augenblicklich, dass ich das unterlassen hätte. Ich schwöre, wenn Blicke töten könnten…. Schnell wende ich mich an die 30 Singles. „Vorstellungsrunde – check! Ihr wisst ja mittlerweile wie es läuft. Ist er euer Mann- lasst die Lampe an. Drückt ihr aus – seid ihr raus.“ Kurz hintereinander ertönen 8 Signale und sofort bin ich auf den Weg zu den roten Lichtern. Ich muss mich sogar etwas zusammen reißen, dass es nicht so wirkt, als ob ich fliehen würde. „22 Leute wollen mit dir ausgehen. Lediglich 8 Singles nicht und genau die werde ich jetzt mal befragen.“ „King! Was ist los?“ “Ja also…es…nun…“ Wieso stottert der denn jetzt und traut sich nicht zu Yuriy zu sehen? Hab ich mir diese finstere Aura vielleicht nicht nur eingebildet? Aber eventuell ist King auch nur etwas eingeschüchtert. Verübeln kann ich es ihm nicht. “Sorry, aber es sind die Haare….ich steh einfach nicht auf rot. Ich meine...“ Der Weißhaarige schluckt und ich bin gespannt was jetzt kommt. “…man kennt doch die Aussage, dass Rothaarige keine Seele besitzen.“ Es trifft mich wie ein Blitzschlag. Auf so einen Kommentar war ich nicht gefasst und bevor ich irgendetwas darauf erwidern kann, vernehme ich ein abfälliges Schnauben. “Du bist vielleicht ein Weichei.“ Wer hat das gesagt? Ich sehe mich um und mein Blick fällt auf Kai. Ich geh zu ihm und bleibe neben ihm stehen. „Warum ist King ein Weichei?“ Insgeheim bin ich dem Halbrussen dankbar, dass er zügig von dieser dezent rassistischen Aussage ablenkt. “Ganz einfach. Sieh ihn dir doch mal an. Ihm schlottern bereits die Knie und das nur beim Anblick von diesem Yuriy.“ Wenn man zwischen den Zeilen liest, heißt das dann dass Kai Interesse an Yuriy hat? Immerhin steht Kai noch unter dem weißen Licht. „Heißt das, dass Yuriy dein Typ ist?“ Doch Kai schnaubt nur erneut und verschränkt die Arme. “So weit würde ich jetzt nicht gehen.“ Ich verdrehe innerlich die Augen. Ich werde aus ihm einfach nicht schlau. Dieser Kai und dieser Yuriy würden echt zusammen passen. Sie bringen beide mein Blut zum kochen bzw. zum erfrieren. Ich wende mich ab und fahre fort, die Personen zu befragen, welche den Buzzer betätigt haben. „Dunga! Du willst Yuriy auch nicht treffen!“ Es ist keine Frage meinerseits. Denn Dunga steht in rötlichem Licht. „Ja…also ich hab auch, dass Problem mit den Haaren. Jedoch nicht wegen der Haarfarbe.“Ein bisschen habe ich den Eindruck, dass der zweite Satz eher an Kai gewendet war, welcher den Rothaarigen zuvor verteidigt hatte. “Ich steh halt nicht so auf Männer, die ihre Haare mit Gel oder Haarspray tyrannisieren.“ Mein Blick gleitet nach vorne zu Yuriy. Jetzt wo Dunga das angesprochen hat. Ich glaube er hat recht. Das muss wahnsinnig viel Arbeit gewesen sein, dass die Haare so fixiert abstehen. „Joa…gut..na ja…du kannst ja auch nichts dafür, dass du das nicht magst.“ Ich seufze theatralisch. „Alle wollen sie einen großen Mann. Dann haben wir hier einen und dann passt die Haarfarbe nicht. Irgendwas ist einfach immer.“ Ich murmel das so vor mich hin. Dennoch ist mir bewusst, dass mich alle hören können und dem Publikum scheint es zu gefallen. Unter der Begleitung des Applauses, komme ich beim Nächsten an. „Kane. Du hast ebenfalls gedrückt und jetzt sag mir nicht, dass es die roten Haare sind. Mit dem Thema sind wir durch.“ “Nein es sind nicht die Haare. Die finde ich sogar gut“ „Aha und warum hast du gedrückt?“ “Mir gefällt dein Aussehen, wirklich! Deine Haare, die eisblauen Augen. Dein Körper – wow!“ Ich räuspere mich, denn Kane driftet in Schwärmerei ab, während er Yuriy direkt anspricht. „Ich wiederhole: Warum hast du dann gedrückt, Kane?“ Dieser seufzt. “Wegen seiner Ausstrahlung.“ „Seiner Ausstrahlung?“ Ich kann mir denken, was er meint. Doch da wir uns hier in einer Unterhaltungsshow befinden, soll Kane auch alles aussprechen. Dieser sieht mich auch an. “Schüchtert er dich denn nicht ein, Borcloff? Also ich hab irgendwie Angst ihn auch nur falsch anzusehen.“ Na wenigstens ein Kandidat der ehrlich ist. Doch ich winke ab. „Ach was. Er wird dir schon keine rein hauen oder so.“ “Ich meinte damit nicht, dass er gewalttätig wirkt.“ Kane protestiert noch, aber ich ziehe summend weiter. Denn ich habe mir meinen Liebling raus gesucht. „Na Hiruta.“ Ich muss grinsen. „Du hast ja vorhin ganz aufgeregt gequietscht. Lass mich raten… Russe, Vodka, saufen, geil!?“ Wenn ich keine Ohren hätte, würde ich an dieser Stelle wohl im Kreise grinsen. Aber ich finde die Kombination sehr passend. Vorurteile hin oder her. Ich bin auch Russe und ja, auch ich vertrage einiges. “Ja isch steh auf Russen. Die vertragen einiges und isch liebe seine Kleidung – 1a!“ Wusste ich es doch. Allerdings würde mich Yuriys Meinung dazu interessieren und so wende ich mich an ihn. „Trinkst du denn gerne?“ Hiruta hibbelt nervös von einem auf das andere Bein und der Rothaarige überlegt gespielt lange. “Kommt drauf an.“ Er äußert sich geheimnisvoll und Hirutas Nervosität ist für mich fast greifbar und so kann er seinen Kommentar auch nicht für sich behalten. “Überleg dir gut was du sachst!“ Augenscheinlich fährt er wirklich auf Yuriy ab. Abschätzend mustert dieser Hiruta. “Ich trinke nur mit Freunden.“ Der Unterton saß. Unmissverständlich hat der Russe damit klar gemacht, dass mein Lieblingskandidat für ihn nicht infrage kommt und auch alle anderen haben es verstanden und amüsieren sich prächtig. Ich kann nur hilflos die Hand vors Gesicht halten. “Dann eben nischt.“ Oje, Hiruta ist angefressen. Ich versuche noch im Weggehen ihn zu besänftigen. „Das sagt Yuriy nur so. Er wollte nicht direkt angeben. In Wirklichkeit ist er bestimmt ‚harte‘ noch zu allem fähig.“ Bewusst habe ich diese Wortwahl gewählt und erhasche ein flüchtiges Grinsen auf Yuriys Gesicht. Der kann also auch anders. „Hallo Giancarlo.“ “Jaaa~“ Wieder kichert der. „Gefällt er dir gut?“ “Jaaa, mega!! Der Body ist der Hammer und…ach Borcloff…stell ihn dir doch mal in Leoparden Print vor.“ Meine linke Augenbraue hebt sich von alleine. Das möchte ich mir einfach nicht vorstellen. Doch der Italiener ist so hin und weg, dass er hinter seinem Pult zusammen rutscht und eine Speichelspur hinterlässt. Ich schaue über das Pult nach ihm und fächere ihm etwas Luft zu. „Geht’s?“ Ein wenig Besorgnis schwingt in meiner Stimme mit. Nur sehr ungern würde ich die Show jetzt unterbrechen. Doch Giancarlo rappelt sich wieder auf und nickt mir zu. Da ich somit etwas Zeit vergeudet habe, wende ich mich direkt an Mihaeru. „Dir gefällt er auch? Auch ohne die Vorstellung von Leo-Print?“ Nochmals ein kleiner Seitenhieb zu Giancarlo. “Tendenziell nicht so mein Typ, a-“ „Gut dann geh ich zu deinem Nachbarn.“ Schon bin ich bei dem Neuen. „Howling! Du bist frisch bei uns.“ “Er macht doch einen super Eindruck. Irgendwas finde ich anziehend an ihn. Ich weiß nur noch nicht was genau es ist.“ Ich bin froh, dass es doch noch normale Antworten gibt. Zwar weiß ich nicht, was genau Lupinex Howling an ihm findet, aber okay. Zielstrebig laufe ich auf die andere Seite und geselle mich zu Olivier. Hoffentlich reagiert er etwas verhaltener als sein italienischer Kumpel. „Nun Olivier. dir gefällt Yuriy auch. Warum?“ Allerdings läuft der Franzose nur knallrot an, öffnet den Mund und schließt ihn zugleich wieder. Ich sehe zu dem Russen und diesen scheint es zu amüsieren. Daher gehe ich weiter und erhoffe mir von Manabu etwas mehr. „Manabu!“ Angesprochener richtet seine Brille. „Was gefällt dir an Yuriy?“ “Einfach alles! Ich hab das Lied vom Anfang analysiert und das macht definitiv Lust auf mehr.“ Ich halte inne und versuche mich an den Text zu erinnern. Doch mehr als die Worte ‚rein‘, ‚raus‘ und ‚tiefer‘ fallen mir nicht mehr ein. „Ähm…sonst noch was?“ “Das Outfit, die Haare, die Augen…100% perfekt.“ Ein bisschen hat der Braunhaarige was von einem Computer. Allerdings scheint Yuriy sehr empfänglich für solche Komplimente zu sein. Er wirkt nicht mehr so unterkühlt und unnahbar. Vielleicht musste er auch erst auftauen. Denn Yuriy ergreift das Wort. “Danke für die Komplimente, Manabu.“ Das klang ja richtig nett. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, als würde etwas unter Yuriys Haut lauern, etwas Animalisches. Doch darüber darf ich mir jetzt keine Gedanken machen. Soll er doch so mysteriös bleiben. Ich sollte zusehen, dass ich ihn an den Mann bekomme. Immerhin ist das hier mein Job. „Also Boris. Wie findest du Yuriy?“ Kumpelhaft lehne ich mich an sein Pult. “Er ist groß. Sieht gut aus. Ich will noch ein bisschen was von ihm sehen.“ „Na das klingt doch toll und dein Wunsch ist mir Befehl!“ Ich verneige mich und gehe wieder nach vorne zu Yuriy. „Mein Lieber…“ Ich untersage mir selbst den Rothaarigen zu berühren. Daher stelle ich mich einfach nur neben ihn. „…wir schauen uns etwas an…über dein Leben, was dich ausmacht. Ich bin gespannt was wir über dich erfahren werden.“ Begeistertes Klatschen seitens des Publikums. Doch ich bin noch nicht fertig und so gestikuliere ich mit meinen Händen, dass die Zuschauer sich gedulden sollen. „Ihr schaut aufmerksam zu. Ist er euer Mann – lasst die Lampe an. Drückt ihr aus – seid ihr raus!“ Dieser Satz wirkt zwar auf Dauer nervig. Aber er gehört nun mal zu dieser Show. Außerdem ist er das Signal an die einzelnen Techniker. Denn augenblicklich dämmt sich wieder das Licht im Studio und auf der Leinwand startet der Film. Anders als erwartet hat mein Team den rothaarigen Russen nicht vor einen von Russlands Sehenswürdigkeiten gefilmt. Soweit ich das erkennen kann, befindet sich Yuriy am Rande des Waldes nahe dem Dorf Jekaterinovka. Eine dichte Schneedecke bedeckt den Waldboden und Yuriy lehnt lässig an einer Kiefer. „Meine Freizeit verbringe ich viel in der Natur.“ Sofort vernehme ich 4 Zonktöne. „Hier in den Wäldern Russlands habe ich einen super Ausgleich zum Großstadttrubel Moskaus. Mein Partner sollte also der Kälte etwas entgegensetzten können.“ Wieder 2 Buzzer. Ich frage mich: Was hat die Jugend nur gegen die Natur? Oder liegt es daran, dass sie sich der russischen Kälte nicht aussetzen wollen? Die Umgebung im Film wechselt und augenscheinlich befinden wir uns nun bei Yuriy zu Hause. Sein Zuhause wirkt sehr groß und ist modern eingerichtet. Unweigerlich frage ich mich, ob man in so einer großen Bude alleine leben kann. Das Team folgt dem Rotschopf in die Küche. „Ich muss gestehen, dass ich kein Händchen fürs Kochen habe. Daher wäre es gut, wenn ich jemanden an meiner Seite hätte, der diese Aufgabe übernimmt.“ BÄMM! Sofort ertönen 3 weitere Zonktöne. Ich glaube Kochen will heutzutage niemand mehr. Denn schon in den Staffeln davor, war das Thema Kochen ein Streitpunkt. „Eventuell würde ich mich auch als Küchenhilfe anbieten.“ Oh ich glaube jetzt bereuen einige, dass sie gebuzzert haben. Denn deutlich sieht man das anzügliche Grinsen. Damit endet auch der kurze Film und alle im Studio richten ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich. Es geht weiter und ich zähle kurz durch. „13 möchten mit dir weggehen. Doch ich frage erst einmal diejenigen, die gedrückt haben.“ „Takao, altes Haus.“ “Eeehh..ich kann mein Lieblingsessen echt gut kochen-“ Ich sehe ihn an und hebe den Zeigefinger. „Eins?“ “Eins…genau….japanisches Curry. Also das kann ich wirklich, wirklich gut und das bekommen auch all meine Gäste, immer…“ „Immer?“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Na da darf man nicht allzu oft im Monat zu Gast sein. “Ja immer. Aber ich kann ja nun nicht immer, 7 Tage die Woche, wenn er bei mir ist japanisches Curry essen. Gut ich kann das und meine Freunde haben sich damit abgefunden, aber ich denke…du nicht.“ Und damit wendet sich Takao schulterzuckend direkt an Yuriy. „Wie wäre es denn mit einem anderen Gericht, welches du zubereitest?“ “Ach nö. Ich lass mich dann lieber einladen.“ Takao winkt lachend ab und vor meinem inneren Auge versuche ich gerade zu überschlagen, was das kosten mag, wenn man ständig irgendwo essen geht. Anscheinend errät der Japaner auch in welche Richtung meine Gedanken gehen und so versucht er noch einzulenken. “Ja also Basics gehen da schon auch noch.“ Ich wende mich ihm zu und sehe ihn fragend an. „Was sind denn bei dir Basics?“ “Na Salat und so.“ „Wow!“ Übertrieben beeindruckt sehe ich ihn an. “Du kannst ernsthaft Salat waschen? Ist nicht wahr!!!” Der Cap Träger kratzt sich verlegen am Hinterkopf. “Na immerhin, oder?“ „Ja, ja, ja….“ Ich ziehe weiter. „Manabu!! Eben warst du noch völlig hin und weg. Du sagtest so etwas wie 100%!“ Ich lege einen Arm um den Brillenträger und deute mit meiner anderen Hand zu Yuriy. „Musstest du Prozente abziehen wegen dem Kochen?“ “Nein, nicht nur wegen dem Kochen. Kochen kann ich auch nicht, dafür aber super bestellen. Aber er ist mir, im Nachhinein betrachtet, doch zu groß.“ Ich werde stutzig und löse mich von Manabu, damit ich ihn ansehen kann. „Das fällt dir jetzt erst auf? Was war los? Hast du dir jetzt erst die Brille geputzt?“ “Nee…also ja…also…ich hab überlegt, wenn ich so neben ihm stehe und ständig nach oben gucken muss….da bekomme ich ja Nackenstarre und das ist zu 100% ungünstig.“ „Dann legt ihr euch halt hin.“ Upps… Manabu und die Zuschauer müssen lachen. Doch Yuriy verzieht nur etwas gequält das Gesicht. Ich glaube die Komplimente vorhin hat er gerne angenommen, doch den Brillenträger als Date oder sogar als Partner möchte er nicht. An und für sich eh egal, da Manabu den Buzzer ja betätigt hat. Ich schlendere also zum nächsten roten Licht. „Ozuma, Ozuma. Du hast auch gedrückt. Was stört dich denn?“ “Er sieht ja echt gut aus und ist auch wirklich voll mein Typ…“ „Aber?“ “Aber auch ich kann leider gar nicht kochen…ich bin darin wirklich schlecht…also sorry.“ Mit einem charmanten Lächeln überbringt Ozuma diese Entschuldigung und Yuriy applaudiert ihm anerkennend. Mein Weg führt mich wieder zu dem Italiener. Eigentlich wollte ich ja an ihm vorbei gehen. Doch die Auswahl ist kleiner geworden, sodass ich ihm noch eine Chance gebe. „Du stehst nach wie vor auf Yuriy?“ Bitte lass ihn nicht wieder von Leoparden anfangen. “Ja klar.“ Er wendet sich mit einem Augenzwinkern an den Russen. “Pasta, Pizza…von mir bekommst du alles was du willst.“ Grinsend wende auch mich nach vorn. „Da hörst du es. Ein waschechter Italiener und du bekommst alles was du willst.“ Auch ich kann mir ein Augenzwinkern dabei nicht verkneifen. Tja und was soll ich sagen. Zum ersten Mal wirkt es so, als würde es Yuriy kalt den Rücken runter laufen. Denn er sieht demonstrativ in eine andere Richtung. Nur wo schaut er da denn hin? Ich versuche den Kandidaten ausfindig zu machen. Es befinden sich jedoch noch zwei weiße Lichter in dieser Richtung. „Sergej, ich grüße dich.“ “Hey.“ Boah, was für eine tiefe Stimme. „Sergej, Russe. Yuriy, Russe. Ein stattlicher Mann! Passt doch wie die Faust aufs Augen.“ “Wie die Faust vielleicht nicht. Aber er ist interessant. Allerdings bezweifel ich etwas, dass er Interesse an mir haben könnte.“ Verwirrt sehe ich den blonden Hünen an. „Nun ja du hast nicht gedrückt. Aber wieso, wenn du doch Zweifel hast?“ “Na ja, ich bin eher der dominante Typ und ich glaube darin liegt das Problem!“ Ah, ich verstehe. Sergej ist der Meinung, dass auch Yuriy eher der dominante Part in einer Beziehung ist. Diesen Einwand kann ich nachvollziehen und anscheinend will Sergej es darauf ankommen lassen. “Zudem…ich will nicht wissen was er für Training macht, bei dem athletischen Körper. Aber glaub mir Borcloff…der macht’s die ganze Nacht. Ich hab da ein Auge für.“ Bei so viel Direktheit entweicht mir glatt die Gesichtsfarbe und während das Publikum grölt, erhasche ich nur ein kurzes selbstbewusstes Grinsen auf Yuriys Gesicht. „Ha..hast du gerade wirklich gesagt, was ich gehört habe?“ stottere ich und Sergej bejaht gelassen. Ich kann nur sagen, dass die Zuschauer schier ausflippen. Tja…jeder wie er es mag. „Die Bilder bekomme ich dann auch nicht mehr aus dem Kopf, aber dankeschön!“ Ich gehe weiter zu Kai, dem zweiten weißen Licht. Doch ich komme gar nicht zu Wort und er würdigt mich nicht mal eines Blickes. Stattdessen ruht sein Blick auf dem Rothaarigen. “Wenn du jetzt wissen willst, ob ich kochen kann…ja kann ich.“ Uiuiui. Dabei war ich mir unsicher ob ich ihn danach frage. Ich sehe unschlüssig von Kai zu Yuriy und wieder zurück. Also irgendwie hab ich das Gefühl, dass wir bei den beiden auch ein Dominanzproblem hätten. Doch wieso hat der Rotschopf dann in diese Richtung gesehen, wenn sowohl Sergej, als auch Kai eher dominant sind?! Doch darauf werde ich wohl keine Antwort erhalten und so gehe ich weiter. Ich lasse meinen Blick über die weißen Lichter gleiten und bleibe schließlich bei Garland stehen. Dieser wendet sich auch direkt an Yuriy. “Was hörst du denn so für Musik?“ Ich lache und sehe zu ihm. „Na das hast du doch vorhin gehört. Rammstein!! Rein – Raus…und wie Sergej es beschrieben hat…die ganze Nacht!“ Prustendes Gelächter erfüllt das Studio. Ich habe diesen Satz so trocken rausgehauen und niemand hatte damit gerechnet. Vor allem Dr. K. nicht. Denn eigentlich hätte sie mich jetzt ermahnt, doch ich vermute mal, dass sie sprach- und fassungslos auf ihrem Stuhl zusammen gerutscht ist. Zumindest stelle ich mir das so vor. Eigentlich trifft Garlands Gesichtsausdruck meine Vorstellung bezüglich meiner Regieassistentin. Daher lasse ich ihn so schockiert zurück und gehe zu Raul. „Raul! Was gefällt dir gut?“ “Mir gefällt, dass er sowohl in Großstädten, als auch in der Natur zuhause ist. Ich trete mit meinen akrobatischen Künsten gern in Städten auf. Da könnte ich mir vorstellen, dass so ein Spaziergang im Wald auch ein guter Ausgleich für mich wäre.“ Ja das klingt doch, als würde er zu Yuriy passen. Ich mustere Raul nochmal kurz und joa…joa die passen zusammen. Mein Weg führt mich wieder zu dem Rothaarigen und ich wende mich an ihn. „Wir werden keinen 2. Film von dir sehen.“ “Nein, das ist richtig. Ich werde etwas ‚vorführen‘!“ Ich wende mich an die Singles hinter ihren Pulten. „Seid bitte nicht traurig. Wir schicken Yuriy kurz hinter die Bühne. Aber keine Sorge er ist gleich zurück.“ Damit startet noch einmal der Song von Rammstein und Yuriy lässt es sich nicht nehmen gediegenen Schrittes zum Fahrstuhl zu gehen. Während der Rotschopf hinter der Bühne ist, habe ich kurz Pause. Natürlich sind auch die Kameras aus und die Kandidaten können etwas miteinander quatschen. Ich hingegen beobachte gerade wie Mariam mehrere Zielscheiben hier vorne auf dem Plateau montiert. Was Yuriy wohl vorführt? Ein bisschen mulmig ist mir ja schon zumute. Doch ich kann keinen Gedanken weiter daran verschwenden, denn hinter mir höre ich schon die unheilvolle Stimme von Dr. K. „Borcloff!!! Spinnst du!?“ Schnaubend kommt sie zu mir. „Du kannst doch nicht so viele Zweideutigkeiten in der Show bringen.“ Hach sie wirkt schon süß, wie sie vor mir steht. Die Wangen gerötet vor Wut und mit dem Fuß stampfend, um ihre Empörung zu verdeutlichen. „Es tut mir leid. Allerdings bin ich nicht alleine schuld. Manch einer der Kandidaten ist da schlimmer als ich.“ Sie seufzt und ihre Wut scheint ein wenig zu verrauchen. „Und was sollte das mit dem Zar und den Bolschewiki? Ich fasse es einfach nicht.“ Beruhigend lege ich meine Arme auf ihre Schultern. „Mach dir keinen Kopf. Das ist schon so lang her. Unsere Zuschauer sind jung und ich denke, dass sie damit klar kommen.“ Sie sieht mich an. „Ich hoffe für dich, dass der Sender diese Formulierung durchwinkt. Ansonsten können wir diese Folge nicht ausstrahlen.“ Ich rolle dezent mit den Augen. Sie macht sich wirklich um alles Sorgen und sollte lieber etwas lockerer werden. „Sollte es Ärger geben, dann regel ich das – keine Sorge, ok?“ Ihre Schultern sacken etwas ab. Anscheinend lässt ihre Anspannung nach. „Na gut. Aber bitte keine Überraschungen mehr in den letzten Minuten, ok?“ Ich nicke. „Gut.“ Damit wendet sie sich ab und will gehen. Doch da fällt mir meine Überlegung wieder ein. „Ach warte mal!“ Schnell habe ich die Distanz zu ihr wieder verkürzt. „Sag mal, was bedeuten denn die ganzen Zielscheiben?“ Oh, ihre Lippen umspielt ein süffisantes Lächeln. „Wart‘ es ab! Ich an deiner Stelle wäre jetzt mit Kommentaren sehr, sehr vorsichtig.“ Damit lässt sie mich stehen und ihr Unterton lässt nichts Gutes erahnen. Auch das mittlerweile aufgestellte Panzerschutzglas vermittelt mir keine Sicherheit. Der Countdown ertönt und die Kandidaten beziehen wieder Stellung hinter ihren Pulten. Auch ich setzte mich in Bewegung und platziere mich wieder auf dem kleinen Plateau. Allerdings wende ich mich von dem Fahrstuhl ab und sehe zu der Treppe. Die Kameras gehen wieder an und ich spreche in diese. „Wollen wir doch mal sehen, was Yuriy uns mitgebracht hat. Denkt dran liebe Singles – Ist er euer Mann – lasst die Lampe an. Drückt ihr aus – seid ihr raus.“ Ich beende diesen Satz und kurz darauf vernehme ich Rammsteins ‚Feuer frei‘. Mir schwant übles und in dem Moment betritt Yuriy das Studio, oberhalb der Treppe. Lässig hat er ein Gewehr über der Schulter und sein Becken ziert ein Waffengürtel. Ich vernehme 3 kurz aufeinander folgende Zonktöne. Doch Yuriy scheint dies nicht zu interessieren. Gelassen kommt er die Treppe zu mir runter und ich höre mich schlucken. Ich sehe zu, dass ich das kleine Plateau verlasse und der Rotschopf schwingt das Gewehr von seiner Schulter. Routiniert legt er es an und….. OH MEIN GOTT!! Er nimmt die Kandidaten ins Visier und ich höre wie sich Eddy und Manabu schreiend ducken. Augenblicklich halte ich die Luft an. Ich bin nicht mal fähig mich zu bewegen. Doch Yuriy grinst nur und wendet sich zu den Zielscheiben. Er entsichert das Gewehr und ich höre wie einige Kandidaten den Moment nutzen und sich selbst raus buzzern. Ich brauche Luft…Sauerstoff… Ach ja, ich sollte es mit atmen versuchen. Ich höre auf die Luft anzuhalten und sehe zu wie Yuriy eine Zielscheibe nach der anderen trifft. Was für ein Glück, dass es sich nur um aufgedruckte Umrisse eines Menschen handelt. Denn Yuriy trifft jedes Mal ins Herz. Die Kapazität seines Gewehrs erreicht ihr Ende und einen Moment hoffe ich, dass es vorbei ist. Doch da zieht er seine Waffe aus dem Halfter an seinem Gürtel. Mit ihr trifft er auch noch bei den letzten Zielscheiben ins Schwarze. Die Musik verstummt und der Rothaarige wendet sich zu mir. Doch ich bewege mich kein Stück. „I…ist die Munition alle?“ “Jetzt mach dir nicht ins Hemd, Borcloff.“ Yuriy sichert seine Waffe und steckt sie wieder ein. “Schau mich mal genau an. Fällt dir nicht irgendetwas an meiner Kleidung auf?!“ Seine Kleidung!? Ich mustere ihn und es fällt mir wie Schuppen von den Augen. „Du gehörst zu den Russia Special Forces!? Der Spezialeinheit der GRU?“ “Ganz genau!“ Grinsend verschränkt Yuriy die Arme und ich bin baff. Nie hätte ich erwartet, dass der zu dem Spezialeinsatzkommando der Russischen Förderation gehört. Völlig beeindruckt fehlen mir die Worte und ich sehe zu den Kandidaten. Ach herrje!!! Nur ein weißes Licht. Was soll ich denn jetzt sagen? Yuriys Auftritt hat mich völlig aus der Bahn geworfen und die Kandidaten sind auch alle verstört….vom Publikum will ich gar nicht erst sprechen. Viele von denen trauen sich nur langsam unter ihren Stühlen hervor. „Ja ähm…also..“ “Ich würde sagen, dass ich ein Date habe.“ Ich lache verzweifelt. „Du hast es erfasst!“ Mit einem Räuspern erlange ich meine Fassung wieder und gehe mit Yuriy zusammen in die Mitte. Ohne, dass ich ihn extra aufrufen muss, kommt Yuriys Date zu uns nach vorne. Wie bei den anderen Paaren will ich auch hier nach den Händen der beiden greifen, doch sie werfen mir tödliche Blicke zu. Daher lege ich meine Hände einfach ineinander. „Tja meine Damen und Herren. So schnell kann es gehen. Unsere Sendung erreicht nun ihr Ende und ich freue mich, dass wir auch für den 3. Kandidaten ein Date gefunden haben.“ Ich wende mich an den Rotschopf. „Yuriy, bist du zufrieden mit deinem Date?“ Angesprochener sieht an mir vorbei. „Sehr! Ich kann mich nicht beschweren. Für mich ist er die perfekte Wahl. Ich hätte niemand anderen gewollt.“ Ich sehe den Russen mit großen Augen an. So ein Geständnis hätte ich nicht erwartet und auch Yuriys Wahl scheint etwas überrumpelt. „Nun…du hast dich für Yuriy entschieden. Ist er dein Typ?“ Kai scheint seine Selbstkontrolle zurück zu erlangen und der leichte Rotschimmer auf seinen Wangen, welchen er durch Yuriys Aussage bekommen hatte, verblasst. „Er ist zumindest wesentlich interessanter als die vorherigen Typen.“ Ach ich geb es auf. Die beiden machen mich fertig. „Nun gut, dann wünsche ich euch ein schönes Date.“ Da ich ihre Hände nicht aneinander übergeben kann, trete ich zurück und bin gespannt wie die beiden das Studio verlassen. Der Rotschopf wendet sich Kai zu und hält ihm seine Hand entgegen. Ich rechne bereits damit, dass der Halbrusse sich schnaubend abwendet und einfach voraus stiefelt. Doch zu meiner Verwunderung ergreift er die ausgestreckte Hand nach kurzem Zögern. Beide schreiten den Weg zur Treppe entlang und gehen diese nach oben. Natürlich verzichten die beiden auf das Winken. Dennoch scheinen die Zuschauer von diesem Paar sehr angetan. Vergessen scheint Yuriys beunruhigende Vorführung. Denn die Leute stehen und klatschen Beifall. Die beiden kommen oben an und drehen sich zu uns. Ihre Hände lösen sie nicht und während Kai seine freie Hand lässig in der Hosentasche hat, streckt Yuriy seinen Arm empor. Ich folge dieser Geste und kann erkennen wie sich aus seiner Faust das Victory Zeichen bildet. Ich muss schmunzeln. So wenig wie die beiden hier an Emotionen gezeigt haben, bekomme ich den Eindruck, dass sie sich doch irgendwie gut tun. Die Kamera schwenkt wieder auf mich. Ich warte bis sich die Zuschauer wieder auf ihren Plätzen eingefunden haben. „Wie es mit unseren Paaren weiter geht, sehen Sie liebe Zuschauer daheim, nächste Woche. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend und kommt gut nach Hause!“ Ich verbeuge mich und im Anschluss winke ich freundlich in die Kamera. „Bis zum nächsten Mal!“ Die Techniker spielen die Melodie der Sendung ab und ich jogge in einem lockeren Tempo zu dem Fahrstuhl. Ich steige ein, die Tür schließt sich und mit einem letzten Winken, bringt mich der Fahrstuhl aus dem Studio. Hinter den Kulissen steige ich aus und atme erst einmal durch. Diese Sendung ist ganz schön anstrengend und der ein oder andere Kandidat hat dazu beigetragen. Ich ziehe meinen grünen Mantel aus, falte ihn und lege ihn mir über den Unterarm. Meine Schritte führen mich durch den Backstagebereich. Gerade komme ich an einer Flurkreuzung an, als ein Poltern mich innehalten lässt. Ich sehe nach links und erkenne sofort das letzte Paar aus der heutigen Sendung. Unsicher sehe ich mich um und presse mich an die Wand. Inständig hoffe ich, dass die beiden mich nicht bemerkt haben. „Yuriy, was soll der Scheiß!?“ Ich kann Kais Fauchen hören und sehe zögerlich um die Ecke. Der Halbrusse lehnt mit dem Rücken an der Wand und vor ihm steht Yuriy, welcher ihn regelrecht an der Wand fest nagelt. Eine Fluchtmöglichkeit für den jungen Halbrussen ist damit ausgeschlossen. Dabei berühren sie sich nicht. Denn der Rotschopf stützt sich mit beiden Händen links und rechts von Kai ab. „Das könnte ich dich fragen! Hattest du tatsächlich vor mit diesem Chinesen mitzugehen!?“ Was soll das? Es wirkt fast so als würden die beiden sich kennen und der Russe wirkt äußerst angepisst. Doch der Jüngere grinst ihn nur selbstbewusst an. „Ach hattest du Angst, dass ich die Chance ergreife und mir jemand anderen aussuche?“ Wie bitte!? Die scheinen sich nicht nur zu kennen. Nein…ich glaube…die beiden sind tatsächlich bereits schon länger ein Paar. Ich fasse es einfach nicht. Jedoch kann ich mich nicht weiter über dieses Geheimnis der beiden echauffieren. Denn ich vernehme ein drohendes Knurren und der Rotschopf beugt sich zu Kai hinunter. Nur wenige Millimeter trennen sie voneinander und ich halte die Luft an. „Treib es nicht zu weit, Hiwatari. Auch meine Geduld hat Grenzen.“ Dies scheint mir keine leere Drohung zu sein, denn auch Kai hält kurz inne. Ich kann sehen, wie sie sich in die Augen sehen. Es wirkt als würden sie sich auf nonverbaler Ebene duellieren. „Ja ich hatte tatsächlich Angst.“Yuriy scheint ihr Duell verloren zu haben und seine Hand legt sich dabei an Kais Wange. Mit dem Daumen streicht er über die zwei blauen Dreiecke. „Ich könnte dich niemals hergeben.“ Ich bin verblüfft über die Zärtlichkeit in Yuriys Stimme und auch, dass Kai sich augenscheinlich dezent an die Hand des Rothaarigen schmiegt. Doch dieser Moment ist nicht von Dauer. Denn die roten Augen blitzen kampflustig. „Mir war doch klar, dass kein anderer mit dir zurechtkommt. Daher musste ich doch bis zum Schluss in diesem grellen Licht stehen bleiben. Denn dein Ego hätte wohl einen riesen Knacks bekommen, wenn du ohne Date hättest abziehen müssen.“ Oh Gott!! Ist der lebensmüde? Ein erneutes Poltern und ich brauche einen Moment um zu realisieren, dass Yuriys Hand blitzschnell von Kais Wange zu dessen dunklen Haaren geglitten ist. Mit einem beherzten Ruck hat er den Kopf des Halbrussen in den Nacken gezogen. Dabei muss der Schädel des Jüngeren Bekanntschaft mit der Betonwand gemacht haben. „Aargh…Yu.“ Ich kann erkennen wie Kais Hand Yuriys Handgelenk umschließt, um den Zug an seinen Haaren zu minimieren. Doch der Rothaarige beugt sich zu der Kehle des Rotäugigen. „Du elende, kleine Kratzbürste! Ich bin so kurz davor dir in deinen schönen Hals zu beißen und dich als ‚Meins‘ zu markieren.“ Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und ich presse mich enger an die Wand. Ich sollte eingreifen und Kai aus dieser brenzligen Lage befreien. Allerdings… Mein Blick fällt auf die Waffe an Yuriys Gürtel und ich muss gestehen, dass ich mir nicht sicher bin ob die nicht doch noch geladen ist. „Lass den Mist….nicht hier, verdammt!“ Ivanov’s Lippen gleiten an dem blassen Hals entlang und wenn ich mich nicht täusche verteilt er neben sanften Küssen auch kleine fiese Bisse. Ein Blick in Kais Gesicht und mir wird bewusst, dass diesen das anscheinend anmacht. Wie vorhin im Studio, ziert auch jetzt ein kleiner Rotschimmer seine Wangen. Na die haben ja seltsame Vorlieben. „Dir gefällt doch die Vorstellung, wie ich dir in die Kehle beiße, während du nicht fliehen kannst.“ Anscheinend ist die angespannte Stimmung verschwunden. Denn der Rothaarige entlässt den Halbrussen aus seinem eisernen Griff und nimmt seine vorherige Position ein. „ Außerdem ist hier doch niemand. Ergo könnten wir doch-“ Ich vernehme ein leises Klicken und meine Augen weiten sich, als ich erkenne, dass Kai sich der Waffe an Yuriys Gürtel bemächtigt hat. Er hält diese an Yuriys Schläfe. „Hmm…da war ich wohl einen Moment unachtsam.“ Wie kann der rothaarige Russe da jetzt bitte grinsen?! Ich verstehe die Welt nicht mehr. Was sind das für Typen und warum lauf ich nicht einfach weg. “Du bist echt eine Schande für unsere Spezialeinheit. Immer lässt du dir deine Waffe von mir abnehmen und außerdem scheint dir entgangen zu sein, dass wir seit geraumer Zeit einen Zuschauer haben.“ „Das liegt halt an dir.“ Ich sehe wie Kai die Waffe von Yuriy löst und den Arm in meine Richtung hält. Oh fuck!!! Yuriy richtet sich zu voller Größe auf und sieht kalt in meine Richtung. „Borcloff, komm raus.“ Ich schlucke. Mit erhobenen Händen komme ich aus meiner Ecke und sehe die beiden an. Zu meinem Entsetzen sehe ich direkt in den Lauf der Waffe. „W..wer seid ihr beide?“ Meine Stimme zittert und die beiden sehen herablassend zu mir. „Mein Name ist Yuriy Ivanov und das neben mir ist Kai Hiwatari. Wir sind beide Mitglieder der Spezialeinheit der GRU.“ “Und da du unsere Identität kennst, müssen wir dich leider beseitigen.“ Was!? Ich fange an zu zittern. Ich will nicht sterben!!! „N..nein bitte…i..ich verrate es niemandem….“ Ich bettel um mein Leben und gehe vor den beiden auf die Knie. Mit gesenktem Kopf wimmere ich immer wieder, dass sie mir doch mein Leben lassen sollen. “Was für ein Weichei…“ „Komm Kai, lass den armen Mann. Der bekommt noch einen Herzinfarkt. Außerdem ist das meine Dienstwaffe, also mach keinen Scheiß.“ Zögernd sehe ich auf und erschrecke. Der Rotschopf hat sich vor mich gehockt, während Kai die Waffe sinken lässt. „Also du wirst unser kleines Geheimnis nicht verraten. Wir beide..“ Er deutet auf sich und Kai. „…gehen jetzt auf dieses Luxusdinner und spielen das frische Paar weiter für das Kamerateam, dass uns dahin begleitet, ok?“ Ich nicke. Denn ich vertraue meiner Stimme nicht. „Prima!“ Yuriy erhebt sich wieder und geht zu Kai. Dieser übergibt ihm auch die Waffe. Zaghaft richte ich mich auf. Die Waffe ist verstaut und ich kann mir etwas sicherer sein, dass ich am Leben bleiben werde. Ich sehe zu den beiden und wenn ich sie so ansehe, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob der Russe wirklich der Gefährlichere von beiden ist. “Wenn du uns verrätst, bist du dran.“ Kais Blick macht deutlich, dass er seiner Drohung auch Taten folgen lässt. „I…ich halte dicht. Aber warum, habt ihr an dieser Show teilgenommen, wenn ihr bereits ein Paar seid?“ Yuriy legt grinsend einen Arm um den Jüngeren. „Ganz einfach. Meine kleine Kratzbürste hat kein Bock immer für mich zu kochen und da kam mir der geniale Gedanke, dass wir hier das gratis Luxusdinner abstauben könnten.“ Ich verstehe nur Bahnhof und dementsprechend sehe ich die beiden an. “Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, war Yuriys Devise. Üppiges Essen und dafür keinen Rubel zahlen.“ Das war der Grund!? Ich sacke wieder auf die Knie. Die ganze Situation hat mich alles an Kraft gekostet und da ich nicht mehr der Jüngste bin, war das definitiv zu viel des Guten. „Sollten wir ihm einen Arzt rufen?“ Ich winke ab. „Geht einfach und keine Sorge…ich verpfeife euch nicht.“ “Du hast ihn gehört. Steck dein Handy wieder ein und lass uns endlich gehen.“ Die beiden wenden sich ab und lassen mich zurück. Ich denke, dass ich nach dieser Staffel in Rente gehe. Wenn da jetzt in jeder Folge so durchgeknallte Typen antreten, dann habe ich nicht mehr viel von meiner Altersvorsorge. Langsam richte ich mich auf und klopfe den Staub von meiner Hose. Ich gehe zurück in meine Umkleide und schließe die Türe ab. Vodka! Ich benötige definitiv Alkohol. „Waren wir nicht etwas zu hart zu dem Moderator?“ “Du warst doch so unvorsichtig und hast uns auffliegen lassen.“ „Ach komm. Hättest du nicht wieder die Kratzbürste raus gelassen, dann wäre es nicht dazu gekommen. Du weißt doch, dass du mich damit anmachst.“ “Tzz…hör auf mich so zu nennen.“ „Wieso? Du hast es doch akzeptiert. Immerhin hättest du deinen Spitznamen sonst nicht in der Show verraten.“ “Du bist der Einzige der mich so nennt. Demzufolge ist es nicht mein Spitzname.“ „Sag mal…wieso hast du eigentlich gelogen?“ “Was meinst du?“ „Wir haben gar keinen Wolfshund.“ “Wir nicht. Aber ich…“ Yuriy blieb stehen und nach wenigen Schritten blieb auch Kai stehen. “Du bist mein Wolfshund.“ „Das mit dem Wolf verstehe ich….aber Hund?“ Skeptisch schloss Yuriy zu Kai auf und dieser nahm dessen Hand. Er hob sie an und hauchte einen sanften Kuss auf die Hand des Rotschopfes. “Du hast die Natur eines Wolfes. Doch mir läufst du nach wie ein treudoofer Hund.“ Grinsend sah Kai zu seinem Partner auf. „Pass auf, dass der Hund sein Herrchen nicht beim nächsten Einsatz über den Haufen schießt.“ “Das würdest du nicht wagen. Denn dann wärst du ja alleine.“ Der Rothaarige seufzte gespielt. „Du kennst mich einfach zu gut.“ “Natürlich. Immerhin halte ich dich seit 3 Jahren aus.“ „Kai?“ “Hm?“ „Ich liebe dich.“ “Ich dich auch.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)