Der Söldner und das Vampirmädchen von Rikarin ================================================================================ Kapitel 3: Flug nach Rio ------------------------ Alucard und Walter standen im unbeleuchteten Raum und sahen aus dem Fenster, wo man noch die Rauchwolken des verbrannten Wagens sehen konnte. „Sie hat alles getroffen“ erzählte Alucard grinsend Walter. „Auch die Ziele, die sie vielleicht besser nicht hätte treffen sollen.“ „Ich sorge mich um die Zukunft“ sagte Walter trocken. „Nebenbei, wie planst du mit ihr nach Südamerika zu reisen? Es sieht nicht so aus, als wäre sie fähig, den Ozean zu überqueren. Mit einem Flugzeug?“ „Nein, momentan ist sie eher ein Halb-Mensch/Halb-Vampir. In ihrem Zustand….Staub zu Staub.“ „Hm, ich frage mich…“ Walters Überlegung wurde unterbrochen, als eine schreiende Seras ins Zimmer lief. „Walteeeeeeer“ „Oh, das Training ist beendet“ bemerkte der Butler stirnrunzelnd. „Walter, das ist sexuelle Belästigung. Dieser Soldat mit dem seltsamen Hut hat beim Rücklauf plötzlich einen unglaublich obszönen Gesang angestimmt. Das hat er nur getan, um mich zu ärgern. Und dann haben alle Männer…“ Pip tauchte hinter ihr auf, mit unbeteiligter Miene. Tänzelnd lief er in den Raum und flötete unmelodisch ein Lied über Eskimos und ihre kalten…. „Du SCHWEIN!“ rief Seras aus und hielt sich die Ohren zu. Das brachte ihr aber wegen ihres guten Gehörs nur wenig. „Walter, ich habe eine Idee“ unterbrach Alucard plötzlich den Lärm. Seine leise, aber dunkle Stimme sorgte sofort für Ruhe. „Es ist klassisch, aber es wird funktionieren.“ Die Anwesenden sahen ihn ratlos an. „Seras, meine Liebe. Wir haben eine Mission. Wir fliegen nach Rio de Janeiro, Brasilien“ erklärte Alucard. „Okay“ Seras hatte wieder ein ungutes Gefühl. Es wurde immer ausgelöst, wenn ihr Meister so fies lächelte. „Willst du nicht wissen, wie du nach Rio kommst?“ fragte Walter. „Äh, Flugzeug wird wohl am schnellsten gehen, oder?“ fragte Seras ahnungslos. „Ja, aber es gibt ein kleines Problem, über das wir uns gerade unterhalten haben“ erklärte Walter „Da bist nicht…vollständig“ umschrieb er ihren Zustand wegen Pips Anwesenheit vorsichtig. Damit meinte er, dass Seras, die noch nie Menschenblut direkt aus der Kehle getrunken hatte, kein vollständiger Vampir war. „Und fließendes Wasser gehört zu den Schwachstellen von Vampiren“ fuhr Alucard fort. „Schwache Vampire sind nicht in der Lage über fließendes Wasser zu gehen oder sonst wie zu überqueren.“ „Soll das heißen, sie kann über keine Brücke gehen, ohne sich geschwächt zu fühlen?“ fragte Pip interessiert nach. „Brücken, Schiffe und ja, auch Flugzeuge können problematisch sein“ antwortetet Walter. „Aber ihr habt eine Lösung, sonst würdet ihr mich ja nicht nach Rio schicken“ wandte Seras stirnrunzelnd ein. //Ich kann fließendes Wasser nicht überqueren? Scheiße, warum ist England eine Insel!?// Alucard lächelte sie an. „Hast du dich an deinen Sarg gewöhnt? Denn du wirst ihn mitnehmen. Genauer gesagt, wirst du die Reise darin überstehen.“ Seras sah abwechselnd von Walter zu Alucard und zurück. Keiner der beiden sah aus, als würden sie scherzen. Das wäre auch absolut unüblich für die beiden gewesen. „Moment, wie lang wird diese Reise denn sein? Südamerika, das ist doch auf der anderen Seite des Kontinents?“ überlegte sie laut. „Naja, je nachdem mit welchen Flugzeug kann das um die fünfzehn Stunden dauern: Mindestens“ sagte Pip. „Ihr wollte mich 15 Stunden lang in das Ding einsperren, während Ihr euch in der ersten Klasse gemütlich einen Film anseht?“ „Soll ich Touristenklasse fliegen bei all dem Pöbel?! Was erwartetest du denn von mir? Es ist nicht mein Problem, dass du so schwach bist. Unser Meister Integra hat uns den Befehl gegeben und der führt uns nach Rio. Dein Sarg ist mittlerweile deine Zufluchtsstätte und wird dich schützen. Die paar Stunden wirst du schon überleben“ befahl Alucard ruhig. „Ich….ich will aber nicht“ Seras wandte sich um und lief aus dem Raum. Die Männer sahen ihr ratlos oder stirnrunzelnd nach. „Sie wird sich schon beruhigen“ war alles was Alucard sagte und verließ den Raum. „Na, der nimmt das aber sehr gelassen hin“ staunte Pip. „Ja, weil ich mich wie üblich um seinen Mist kümmern muss“ murmelte Walter niedergeschlagen. Hilfesuchend sah er Pip an. „Käptn Bernadotte, Sie sollen ebenfalls mit nach Rio kommen und die beiden unterstützen. Ich bitte sie daher um ihre Hilfe. Wenn wir Seras nicht freiwillig in den Sarg bekommen, wird Alucard sie zwingen. Und das möchte ich den armen Mädchen nicht antun. Seien Sie ein Gentleman und überzeugen Sie Seras.“ „ICH soll sie überzeugen? Na, da überschätzen Sie mich aber, Butler. Na gut, ich will nicht so sein. Ich schaue mal nach, ob ich sie finden kann“ Pip hob zwei Finger an den Hut und verließ grinsend den Raum. „Fangen Sie am besten mit dem Dach an“ rief ihm Walter noch nach. „Der Butler weiß alles, was im Hellsing-Anwesen vor sich geht“ murmelte Pip, als er auf dem Dach tatsächlich ihre Gestalt ausmachen konnte. Leise schlich er näher. „Wenn du dich an mich schleichen willst, dann ist es sinnlos“ sagte Seras laut, ohne sich umzudrehen. Sie saß am Rand und sah auf die Landschaft. „Merde, bin ich zu laut?“ Pip kam vorsichtig näher. Die Vampirin machte nicht den Eindruck, als würde sie vor ihm weglaufen, aber anderseits war sie sehr schnell…sie konnte ohne Probleme vom Dach springen und er würde ihr nicht folgen können. „Nicht besonders, es war dein Geruch. Wenn du dann noch gegen den Wind stehst…“ erklärte Seras. Pip schnüffelt kurz an seiner Jacke: Zigarettenrauch, Schießpulver und Schweiß. Vermutlich konnte man ihn sogar auf 2 km Entfernung riechen. „Naja, ich hatte auch eigentlich vor gehabt, nach dem Training unter die Dusche zu springen, aber das war bevor du...“ „Bevor ich mich geweigert habe, eingesperrt in einen Sarg nach Südamerika zu reisen. Sooooory“ beendete sie den Satz sarkastisch. Pip schwieg, setzte sich neben sie und holte eine Zigarette raus. Erst als der Glimmstängel brannte und er einen Rauchstoß ausblies, antwortete er. „Hast du Platzangst?“ „Nein.“ „Fühlst du dich unwohl in deinen Sarg?“ „Ich habe ihn erst seit einigen Tagen, aber bislang nicht.“ „Was ist dann dein Problem?“ Nun wandte sich Seras ihm zu, ihre Augen blitzen wütend auf. „Mein Problem? Mein Problem ist, dass einfach über meinen Kopf entschieden wird, mich wie ein Gepäckstück zu verfrachten, ohne sich um meine Meinung zu scheren.“ „Deine Meinung ist irrelevant. Dein Auftrag befindet sich in Rio, du musst da hin und auf diese Weise kommst du auch in einen Stück an“ antwortete Pip, der seinen Blick stur geradeaus auf die Landschaft vor sich hielt. Da er rechts von Seras sah, konnte sie nur die Gesichtshälfte mit der Augenklappe sehen. Weil sie dadurch kaum Emotionen, besonders nicht die gewünschte Anteilnahme an ihrem Problem erkennen konnte, wurde sie noch wütender. Besonders, weil Pip auch noch recht hatte. Sie wollte aber gerade nicht hören, dass sie im Unrecht war. Das war weibliche Logik. Leise grummelte sie vor sich hin. Alle Männer waren gemein. „Dir ist schon klar, dass dein gruseliger Meister dich morgen ohne Umstände in deinen Sarg packen wird, egal wie deine Meinung dazu ist?!“ meldete sich Pip nun wieder zu Wort. „ist es da nicht würdevoller, wenn du es aus freien Stücken tust?“ Seras Antwort war ein dunkles Knurren. Dann seufzte sie und nickte. Sie würde sich fügen müssen. Und es war tatsächlich würdevoller, wenn sie sich nicht dagegen wehren würde. Sie hatte gegen Alucard sowieso keine Chance. „Wie…wie lange werden wir unterwegs sein?“ fragte sie. Pip zog noch mal an seiner Zigarette, während er überlegte. „Das Problem ist der Sarg mit dir drin. Damit kommt man nicht so einfach durch den Zoll. Wahrscheinlich werden wir per Schiff aufs Festland gebracht und von dort mit einem Jet oder so ähnlich nach Brasilien fliegen. Das verzögert die Reise noch mehr.“ „Also länger als 15 Stunden?“ fragte Seras ängstlich. „Schlaf doch in der Zeit“ schlug er vor. „Wir fliegen teilweise auch tagsüber. Oder nimm dir was zum Lesen mit.“ „Der Sarg ist zu eng, da kann ich mich kaum umdrehen, geschweige denn ein Buch lesen. Und ich werde auch nicht schlafen können, denn….ich bin nervös“ flüsterte sie die letzten Worte. Jetzt drehte sich Pips Kopf zu ihr um. Sein grünes Auge war vor Überraschung groß. „Vorm Fliegen? Du hast Flugangst?“ „Nein, ich bin nur nervös, nicht ängstlich. Ich bin noch nie geflogen. Und dann muss ich meinen ersten Flug auch noch Holzklasse fliegen“ erklärte Seras leise. „Warst du schon mal auf einer Achterbahn?“ Seras nickte. „Der Start und die Landung fühlen sich von der Beschleunigung so ähnlich an. In der Luft merkst du bei einem guten Flug nur wenig. Aber nimm dir Ohrstöpsel mit, damit du den Lärm besser ausblenden kannst. Und wenn du Angst bekommst, schließ die Augen und stell dir deinen Lieblingsplatz vor. Oft beruhigt das“ gab Pip ihr Tipps. Seras nahm sie stumm, aber dankend an. Sie hatte sich wieder unter Kontrolle und ihre Wut war fast verflogen. Pip schnippte den Zigarettenstummel weg und stand jetzt auf. „Also Mignotte, hast du noch mehr Probleme auf dem Herzen? Wenn nicht, würde ich gerne unter die Dusche gehen und noch ein paar Stunden schlafen, bevor wir aufbrechen.“ Seras stand auf und ignorierte Pips helfende Hand. Sie war kein hilfloses, kleines Mädchen mehr. Sie schaute Pip fest in die Augen. „Ich werde morgen bereit sein“ sagte sie und verließ vor ihm das Dach. Einige Stunden später wurde an Seras Sarg geklopft. Verschlafen richtete sie den schweren Deckel auf und sah in Pips Gesicht. „Bonjour Mignotte, mach dich bereit. Länger darfst du nicht mehr schlafen. In einer halben Stunde wollen wir los. Bis dahin musst du kuschelig verpackt sein.“ „Was, jetzt schon? Ich muss noch eine frische Uniform anziehen. Und was ist mit meiner Waffe?“ „Darum kümmert sich Walter. Er packt dir da was zusammen mit Munition ein. Und irgendwas in Rio ist brenzlig, deswegen haben wir sogar einen kleinen schnellen Privatjet, der uns von Frankreich direkt nach Rio fliegt“ erklärte er, während er die süße Blondine dabei beobachtete, wie sie in einen kurzen Pyjama und mit strubbeligen Haaren aus den Sarg schlüpfte und sich aus dem Schrank frische Kleidung heraus zog. Seras war so nervös, dass sie noch nicht fertig für die Reise war, dass sie nicht zögerte und aus ihrem Pyjama schlüpfte. Dass gerade ein halbfremder Mann in bester Blüte mit im Raum war und ihren nackten Rücken und ihren Hintern in einen einfachen Baumwoll-Schlüpfer sehen konnte, interessierte sie gerade nicht. Der Raum war so karg eingerichtet und hatte kein eigenes Badezimmer, so dass Seras keine andere Möglichkeit sah. Es musste jetzt schnell gehen. Pip konnte es dagegen nicht fassen, was er da vor sich sah. Ein zierlicher Rücken und ein Hintern geformt wie ein knackiger, kleiner Apfel. Er hätte ja auch ein Gentleman sein können und sein Auge verschließen oder sich wegdrehen können. Aber Pip war weder Gentleman noch Idiot. Leider war der Augenblick zu schnell vorbei. Seras hatte sich BH, Bluse, Rock und Jacke in Sekunden und mit geübten Griffen angezogen und bürstete sich noch routiniert die Haare durch. Dann drehte sie sich um, suchte ihre Stiefel und zog sie auch noch an. Frisch gestriegelt salutierte sie vor dem Käpt’n. „Fertig und abmarschbereit.“ „Gut, dann wirst du das vielleicht auch noch brauchen“ sagte Pip und holte etwas aus seiner Tasche. Überrascht hielt Seras die Hand auf. „Ohrstöpsel und Kaugummi?“ Fragend sah sie ihn an. „Die Ohrstöpsel gegen den Lärm und Kaugummi kauen hilft gegen den Druck auf den Ohren und kann auch beruhigend wirken“ erklärte er. Seras schenkte ihn zum ersten Mal aus lauter Dankbarkeit ein breites Lächeln. Deswegen tat es Pip nun auch leid, als er streng befehlen musste: „Mignotte, wir haben einen strengen Zeitplan. Ab, in den Sarg!“ Kaum war sie wieder drin, half er ihr, den Deckel hoch zuschieben. Dann rief er die drei Männer rein, die draußen vor der Tür gewartet hatten und den Sarg raus trugen. „Wie habt ihr euch entschieden, die Polizistin zu transportieren?“ fragte Lady Integra ihren Butler. Walter führte sie in einen Raum, wo die Vorbereitungen zugange waren. „In einen Sarg“ erklärte er und Integra sah dabei zu, wie drei Männer den Sarg vernagelten, während Alucard in einem schicken schwarzen Anzug grinsend drauf saß. Ein leises, gequältes „Lasst mich raus, ich habe es mir anders überlegt“ war aus dem Sarg hörbar. „Das kriegt ihr doch nie durch den Zoll“ meinte Intergra stirnrunzelnd, während sie sich Alucard in seinem ungewohnten Outfit genauer ansah. Elegant, aber er wirkte immer noch wie der Teufel persönlich. „Es gibt keinen Zoll“ antwortete Walter. „Wieso nicht?“ „Es ist ein Schmugglerschiff. Es wird sie nach Frankreich bringen und von dort aus mit einer Privatmaschine nach Rio. Auf diese Weise sollten wir den Zoll und mögliche Spione abhängen können.“ „Ob das gut geht?“ zweifelte Integra, während das Seras Schreie lauter wurden. Von ihrer Zuversicht am Vorabend war nichts mehr übrig gebelieben. „Wir müssen auch die Waffen transportieren und meinen Sarg ebenfalls“ mischte sich Alucard ein. „Zwei Fliegen mit einer Klappe.“ „ Es ist ein Schmugglerschiff, was wir schon häufig genutzt haben. Solange sie bezahlt werden, sind sie zuverlässig“ beruhigte Pip sie. „Lasst mich raus“ heulte Seras. „RUHE!“ befahl Alucard ungeduldig. Sofort wurde es still. „Du bist anders gekleidet“ sagte Integra zu ihren treuen Diener. „Ich dachte, Sonnenlicht ist der schlimmste Feind der Vampire.“ „Ich kann doch nicht in ein Flugzeug steigen in meiner üblichen Kleidung. Und schon gar nicht mich damit in der Öffentlichkeit bewegen. Außerdem ist Sonnenlicht für mich nicht tödlich. Ich hasse es bloß.“ Integra sah ihn streng an. Genug der Scherze. Sie wusste was ER wollte. Und so verfügte sie: „Dein einziger Befehl lautet: Suchen und Zerstören. Over“ „Verstanden, mein Meister“ Glücklich über diesen wundervollen Befehl verbeugte er sich. Integra verließ die Männer. Bevor Walter ihnen folgte, warf er Pip noch einen Kleidersack zu. „Alucard wünscht, dass Sie es für ihre Reise ab dem Flugzeug tragen“ erklärte er. Pip öffnete den Reißverschluss und sah einen hellen Leinenanzug mit dunklem Hemd drin. „Wir reisen schließlich inkognito“ sagte Alucard. „Da sollte mein Begleiter, auch wenn er nur ein Diener ist, angemessen gekleidet sein.“ //Wer ist hier dein Diener?// dachte sich Pip angesäuert. Im Gegensatz zu Seras durfte er gleich ungewohnt luxuriös reisen, aber dafür musste er allein mit Alucard auf engen Raum sein. Ein wenig beneidete er Seras. Aber nur ein wenig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)