Weltenspringer von _Min-Min_ ================================================================================ Step four: Schlimmer geht immer! -------------------------------- Mit einem japsen reiße ich meine Augen auf und setzte mich Kerzengerade hin. Im Augenwinkel kommt jemand zu mir. Ich wende der Person meinen Kopf zu. Es ist Sophia. Bedacht setzt sie sich neben mich hin. » Hallo süße. « sanft streicht sie mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr. » Möchtest du reden? « erschöpft schließe ich meine Augen. » Weißt du es denn nicht schon? « erdrückt von dem Gefühl der Trauer schließe ich meine Seelenspiegel wieder. » Nissa`s Vater ist tot. Ja, das weiß ich. « irritiert ziehe ich meine Stirn kraus. » Nissa ist auch tot. « mir gleitet dieser Satz wie ein Betonklotz von den Lippen. Es ist schwer daran zu denken, man könnte es sagen. Doch dann flutscht es nur so. Sophia schnappt entsetzt nach Luft. » Oh Gott …« ohne zu zögern nimmt mich meine Adoptivmutter in die Arme. » Es tut mir leid. « mit sanftem Druck streichelt sie meinen Kopf. Meine Trauer freien lauf lassen, weine ich mich bei ihr aus. Und es ist ein befreiendes Gefühl.   Mit einer Reisetasche bewaffnet verlasse ich das Krankenhaus. Nachdem ich eine Nacht zur Beobachtung wegen meines Schocks dort geblieben bin und nichts weiter passiert ist, haben sie mich wieder entlassen. Meine Familie wartet vor dem Gebäude auf mich und strahlt mich an. Doch mir war nicht nach lächeln. Nadia reiche ich meine Tasche. » Ich bin noch etwas unterwegs… ich kann jetzt noch nicht Heim… « Dad wollte ansetzten und etwas sagen, aber Sophia unterbricht ihn. » Lass sie… « sie gab mir noch eine Uhrzeit, wann ich zuhause zu sein habe und ging dann los. Einfach nur los. Der Nase nach, so zu sagen.   Meine Beine brachten mich zum Lieblingsplatz, den ich mit Nissa hatte. Ein abgelegener Spielplatz hinter einem verlassenen Kindergarten. Ich setze mich auf die kleine Schaukel und starre in den Himmel. An sich hat sich hier nichts verändert, nur eines – es würde keine Nissa mehr auf mich hier warten und mit mir schimpfen, weil ich mal wieder verschlafen habe. Ich wusste nicht, was ich hier tun soll. Aber das Gefühl hier Abschied nehmen zu können, tat mir gut. Also blieb ich. Blieb lange.   Mit einem unguten Gefühl überprüfe ich die Uhrzeit. 21.30 Uhr. Scheiße, ich bin eine Stunde zu spät! Mit einem Ruck pirsche ich hoch und verlasse wie eine Marathonläuferin den Spielplatz und das Gelände. Ein Klirren ertönt hinter mir. Erschrocken drehe ich mich um. Ist da gerade ein Schatten hinter den Baum gesprungen?! Einen Schritt nach vorne und das Klirren gelangt diesmal gedämpft zu meinen Ohren. Verwundert gehe ich nach hinten, gehe in die Knie und finde die Kette, welche mir Nissa gegeben hat. Habe ich die gerade ernsthaft verloren? Mit einem leichten schrecken hebe ich diese sofort auf und lege sie nun endlich an. Ein unglaublich gutes Gefühl über kam mich und ich musste glücklich lächeln. Fühlt sich beinah so an, als wäre man fast daheim… Ich frag mich, was ich dann fühlen würde, wenn ich ganz- von mir selbst entsetzt ziehe ich reflexartig die Luft ein. Nissa sagte doch, wenn ich erstmal zuhause sei, würde ich nie wieder hier herkommen können! Rasch schüttele ich meinen Kopf und stehe wieder auf. Mit einem seufzen mach ich mich nun wirklich auf den Heimweg.   Am Haus angekommen war es komischer weise sehr still. Eigentlich sollten Nadia, Mom und Dad noch wach sein. So früh geht doch niemand von dieser Familie an einem Wochenende zu Bett. Mit gerunzelter Stirn will ich den Schlüssel in das Loch schieben, als diese von meiner Bewegung leicht aufgeht. Nun gänzlich verwirrt wird mir ein wenig mulmig zu mute. Urplötzlich steigt nackte Panik in meinen Herzen auf. Wurde hier… etwa eingebrochen?! Mit beginnender Schnappatmung halte ich mich am griff der Haustür fest. Als ich merke, wie ich die Fassung verliere atme ich einmal tief fest ein und aus. Wenn die noch da sind, wird meine Familie Hilfe benötigen! Nicht ganz dumm in der Birne rufe ich vorsichtshalber die Polizei an. Mit dem Versprechen, in 10 min hier zu sein, lege ich halbwegs zufrieden auf. Noch mal tief durch schnaufen und rein! So leise wie möglich drücke ich die Haustür auf und ignoriere diesmal die Höflichkeit und meine gute Erziehung, dass ich eigentlich meine Schuhe ausziehen sollte.   ( https://www.youtube.com/watch?v=tAeBlIml_rA )   Ein stumpfer Knall und ein Lachen kommen aus der Richtung, wo das Wohnzimmer ist. Mit pochendem Herzen gehe ich langsam darauf zu. Erschrocken weiche ich seitlich nach vorne aus. Hat… hat mich gerade eine Hand an meinen Schultern angefasst?! Hektisch sehe ich mich um. Mein Blick gleitet über unsere Einrichtung. Über die Treppe, die nach oben führt, die Kommode, auf der immer die Schlüssel liegen. Über das Fenster an dem draußen eine Krähe sitzt und die Haustür. Moment, KRÄHE?! Wie erstarrt sehe ich diesem Tier mit schwarzen Federn in die Augen. Sie breitet ihre Flügel aus und krächzt. Ihr Kopf dreht sich wieder zu mir und- SHARINGAN?! Erneut schrecke ich zurück. Kurz legt das Tier den Kopf schief und wendet sich der Haustür zu. Wie hypnotisiert wende ich langsam meinen Blick zu dieser. Mein Herz wollte nicht mehr aufhören so wild mein Blut durch den Körper fließen zulassen. Meine Hände zittern wie verrückt. Ein entferntes Donnergrollen ist zu hören. Meine Augen waren nun ganz bei der Tür angekommen als der Himmel von einem hellen Blitz erhellt wird. Und da sah ich es. Die Silhouette eines Mannes. Er steht ganz ruhig vor der Haustür, am Treppenansatz. Gefühlt hatte ich meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle. Da funktionierte gar nichts mehr! Er hebt den Arm und deutet auf die Tür zum Wohnzimmer. Mit einem schnellen Blick dahin und wieder zu ihm zurück, beginnt er langsam und sachte den Kopf zu schütteln. Wie? Was meint er damit? Soll ich... da etwa nicht rein gehen? Sprachlos wende ich meinen Kopf wieder zur Tür. Auf einmal ertönt ein Schuss. Geschockt drehe ich mich in einem Ruck ganz zur Tür hin und will da sofort rein stürmen. Die Krähe beginnt heftigst zu krächzen und schlägt wie wild geworden mit ihren flügeln. Erschrocken bleibe ich stehen und starre sie an. Erneut taucht ein Blitz den Himmel in leuchtenden Fäden ein und der Mann steht diesmal im Türrahmen. Er schüttelt wieder den Kopf, nur dieses Mal energischer. » Tut mir leid… « ich hauche ihm die Wörter zu. Bewusst, dass er mich vor etwas warnen wollte. Er lässt seine Schultern fallen und senkt seinen Kopf. Er und die Krähe verschwinden. » Mir auch. « sprachlos von diesen Worten blicke ich unentwegt auf die Stelle, an der er vorher gestanden ist. Wieder ertönt ein Schuss. Diesmal reist es mich gänzlich und ich schleiche mich an die Tür. Langsam stoße ich sie auf und-   (  https://www.youtube.com/watch?v=5Yo5SoZcAUg  )   NADIA?! SOPHIA?! Sie beide… lagen tot auf dem Boden. Und vor ihnen standen fünf Maskierte Männer mit Schusswaffen. » Wo ist sie? Ich frage nun zum letzten Mal. Wo ist das Mädchen, das durch Welten springt? « einer der Männer steht vor meinen Adoptivvater – eine Pistole an seinem Kopf gedrückt. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Vor mir, wurde gerade meine Familie ermordet, weil diese Männer nach jemanden suchen! Aber warum werden sie alle gleich erschossen? Wo ist… wo ist Daniel?! Liegt er noch krank im Bett und wird übersehen?! » Ich weiß nicht, wovon ihr Spricht! « seine Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. » Nun gut… ich werde dir das Mädchen beschreiben. Pass gut auf! « ich begreife, dass ich in dieser Situation nichts ausrichten kann. Fünf bewaffnete Männer, durchtrainiert und stark gegen ein kleines Schulmädchen? Es … es tut mir so unendlich leid! Leise stehe ich auf und höre nicht auf das, was geredet wird. Ich schleiche mich die Treppen rauf. In das Zimmer meines kleinen Bruders. Auf den Weg finde ich kein tropfen Blut. Haben sie ihn nicht gefunden? Oh Gott, bitte lass es so sein! Das Gewitter kommt immer näher und so auch der Donner immer lauter wird. » Beeile dich. « vor schreck zucke ich zusammen. Am Flur ende steht er. Schnell nicke ich und mache die Tür auf. » Daniel? « leise hauche ich in das Zimmer hinein. » Cassi? « unter dem Bett kommt mein kleiner Bruder hervor. Ich mache leise die Tür zu, schließe sie leise ab und nutze den nächsten Donner aus, um die kleine Kommode davor zu schieben. Dann halte ich meinen Zeigefinger vor meinen Mund `sch~´. Daniel nickt und kommt zu mir gekrabbelt. Der achtjährige schmiegt sich an mich und zittert. Sanft streichle ich seine Haare. Sollen wir hier bleiben bis sie fort sind? Oder raus? Die Krähe von vorhin pickt mit ihrem Schnabel gegen die Scheibe. Ich stehe, bedacht kein Geräusch zu machen, auf und deute dem kleinen nochmal leise zu sein. Vorsichtig öffne ich das Fenster. Wieder ein Blitz. Ich schaue nach draußen und musste augenblicklich meine Augen voller Unglauben reiben. Da draußen waren Hunderte Krähen, die sich vor dem Fenster scharen. Die Krähe vor mir Hüpft auf und ab und krächzt aufdringlich. Wenn ich das hinter mir habe, suche ich mir eine Klinik! Ich halte Daniel die Hand hin, welche er sofort ergreift und zu mir huscht. » ICH SAGE EUCH DOCH DIE WAHRHEIT! « gehetzt drücke ich ihn zum Fenster. » Ich vertraue ihn euch an! Daniel, du musst jetzt ganz tapfer sein und aus dem Fenster springen! « ich flüstere, hoffend dass uns niemand hört. Ängstlich schluckt er und nickt. Und dann springt er. Voller Sorgen schaue ich raus – die Krähen fangen ihn auf und setzten ihn sanft ab. Dann ich! » NEIN! NICHT MEIN SOHN! « ohne nach zu denken springe ich. Als ich auf die Krähen falle, tauchen vor mir Erinnerungen auf. Erinnerungen die ich so noch nie sah.   (https://www.youtube.com/watch?v=a8rQ6JFZ4hQ )   » Das ist sie. Unsere Tochter. XXXXXX. Schau nur. « eine Frau, welche verschwommen ein Baby in ihren Armen hält, sieht einen jungen an. Er ist noch sehr jung und klettert auf das Bett. » Sie ist ja ganz klein! « er war begeistert. Voller Bewunderung. » Das ist normal, XXXXXX. Babys sind nach der Geburt immer so klein. « Ein Mann, der Vater, streichelt seinen Kopf. » Das ist jetzt deine kleine Schwester, XXXXXX. Pass gut auf sie auf. « der junge beugt sich über das Neugeborene und hält ihr einen Finger hin. Typisch Baby greift sie danach und führt sich die Hand zum Mund. » Ja. Das werde ich, Vater. «   » Ich passe auf dich auf, Cassandra. «   Mit einem sanften Ruck stehe ich auf den Boden. Daniel kommt zu mir und krallt sich in mein T-Shirt. Noch ganz benebelt höre ich einen Schuss. » Lauft. « schnell greife ich nach der Hand und laufe mit ihm hinter das Haus, in Gebüsche und Sträucher. Die Straße wäre zu gefährlich und man würde uns sofort entdecken. Als dieses Gefühl der Gefahr weg war, halten wir dennoch erst weitere Hundertmeter an. Wir beide brechen vor Erschöpfung zusammen. Mein Kreislauf streikt. Daniel neben mir ist bereits ohnmächtig geworden. Ich versuche wach zu bleiben. » Ich muss… auf dich aufpassen, Daniel… « mit schwerem Atem rutsche ich zu ihm. Meine Lunge schmerzt und meine Augen tränen. Neben ihm angekommen streichele ich durch sein Haar. » Du warst tapfer. « Die Müdigkeit macht mir einen Strich durch die Rechnung. Meine Augen kann ich kaum noch offen halten. » Schlaf. Ich passe auf. « die Stimme ertönt hinter mir. Langsam drehe ich mich um und erkenne erneut die Gestalt. Mir war augenblicklich klar, dass diese mir – nein – uns, das Leben gerettet hat. » Danke, für alles. « letztendlich konnte ich es nicht mehr schaffen. Meine Augen fallen zu und ich versinke in der Dunkelheit. » Ich habe es versprochen. «   » Hier liegen zwei Personen! Ein Mädchen und ein kleiner Junge! << Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)