Weltenspringer von _Min-Min_ ================================================================================ Step one: Die Wahrheit ---------------------- Genervt sitze ich vor meinem Schminktisch und starre in meinen Spiegel. Meine Bürste in der Rechten und eine dicke Haarsträhne in der Linken, versuche ich mein bestes um die ganzen Knoten raus zu bekommen. Diese Tortur tat ich mir jeden Tag an. Auch heute, um 6 Uhr Frühs beginnt mein Alltag aufs neue. Haare bürsten, zusammenbinden, Gesicht waschen, anziehen… Routine einfach. Ich freue mich schon wenn die Schule vorbei wäre – ich will meine Haare schneiden lassen. Sie sind mir mittlerweile einfach zu lang geworden. Nach dem meine Morgenroutine beendet ist, gehe ich lahmen Schrittes die Treppen des großen Einfamilienhauses runter in die Küche. » Guten Morgen liebes. « Mama steht mitten im Raum, ein Korb mit Brot in der Hand. Sie lächelt mich an und stellt den Korb auf dem Tisch ab. » Morgen. Ist Papa schon weg? « mit dieser Frage nehme ich auf meinem Stuhl platz und beginne mit dem Frühstück. » Ja, schon sehr früh. Aber er kommt morgen Nachmittag wieder Heim; so seine Aussage. « ich nicke und beiße von meinem Brot ab. Weitere Schritte kamen auf uns zu und meine ein Jahr ältere Schwester betritt den Raum. Nadia nimmt neben mir ihren Stuhl in Anspruch und füllt sich Tee in ihre Tasse ein. » Wo ist eigentlich der kleine? « Nadia nuschelt und reibt sich noch verschlafen die Augen. » Krank. Er bleibt heute zuhause. « Mama, Sophia ihr Name, sitzt bereits gegenüber von uns. » Sagt mal ihr zwei, was haltet ihr von einem, naja, neuem Geschwisterchen? « verlegen schaut sie uns nach einander an. » Ist das eine Andeutung? « erstaunt blinzelt Nadia. Mama errötet ein bisschen » Vielleicht? « Ich überlege und schlucke meine zerkaute Nahrung runter. » Ich finde, das ist deine und Papas Entscheidung ob ihr nochmal ein Baby wollt. Wenn es aber so ist, werde ich euch selbstverständlich unterstützen. « zufrieden damit trinke ich meinen Kaba fertig und stehe auf. » Danke Cassandra. « meine Schwester steht empört auf » Hey! Ich bin auch für dich da! « Mama lächelt sie liebevoll an. » Das weiß ich doch. « Während die beiden das aushandeln, räume ich meinen Platz ab und schlendere in die Diele. Ich prüfe noch schnell meinen Schulranzen und ziehe mir meine Schuhe an. Nadia folgt meinem Beispiel. » Wir sind dann weg! « rufe ich, während ein Kampf mit dieser dicken Jacke ausgetragen wird – ich gewinne. » Bis später; Cassandra, keinen Blödsinn heute, verstanden? « streng äugelt sie mich. » Ja~ « mit Nadia im petto bewältigen wir den Weg zur Schule. Laut dem Direx, ein alter Freund meines Vaters, bekommt meine Klasse eine „neue“ Klassenleitung. Unsere vorherige hat aufgehört; ist in den Mutterschutz gegangen und möchte erstmal bei dem Kind zuhause bleiben. Schade eigentlich, denn sie war eine sehr gute Lehrkraft. Die Klasse, auch ich, mochten sie sehr. Bei dem Ausbildungsgebäude angekommen erfasst mich schließlich die Neugier auf die neue Klassenleitung. Wir gehen davon aus, dass es erneut eine Frau wird. Durch einen relativ witzigen „Unfall“ am Schuljahresanfang sind wir eine reine Mädchenklasse. » Wir sehen uns in der Pause – vielleicht. « verabschiedet sich Nadia. In der Klasse selbst war Chaos. Meine Mitschülerinnen nutzten den Umstand aus, dass keine Lehrkraft anwesend war. Ich musste tief seufzen. Kann ja was werden... Bruh... Mit einem räuspern machte ich auf mich aufmerksam und bat um ein wenig ruhe. Anschließend wurde ich begrüßt und ich machte es mir auf meinem Stuhl bequem. Neben mir sitzt meine Beste Freundin Nissa. Ihre Familie kommt gebürtig aus Japan bzw. ihr Vater aus Korea. » Guten Morgen Klassensprecherin. « mit einem teuflischen lächeln klopft sie mir auf die Schulter. » Morgen. Weißt du, meine Mom war heute ein wenig komisch. Sie hat Nadia und mich gefragt was wir von einem kleinem Geschwisterchen halten. « nebenbei krame ich meine Notwendigen Sachen heraus. » Oh, echt? « verwundert schaut Nissa in meine Augen. Ich nicke um ihr die Bestätigung zu geben. » Da ist was im Busch. Warum sonst sollte sie euch beide das fragen? « zweifelnd zieht sie die Stirn kraus. » Gut möglich... « meine Gedanken lernten fliegen. Mein Blick wandert ziellos durch den Raum und bleibt an unserem Rektor hängen. » Guten Morgen 7d. Ihr habt bestimmt mitbekommen, dass ihr eine Neue Lehrkraft bekommt. Hier ist Sie. « Es kommt eine Dame rein - nicht die schönste. » Ich bin Frau Ficht. Hallo zusammen. « sie lächelt uns an und will augenblicklich mit dem Unterricht beginnen. Der Direx verlässt den Raum wieder und die neue teilt uns schon Arbeitsblätter aus. Großartig. Mit knurrendem Magen esse ich mein Knoppers. Nissa tratscht mit einer Freundin und verabschiedet sie. Lachend erzählen wir uns dinge vom Wochenende. Unser Bus fährt an uns wir steigen ein. Nadia winkt uns dezent und wendet sich gleich wieder ihrem Kreise zu. Nisse sucht sich einen Platz und zieht mich neben sich. Das Gespräch von heute morgen kommt zurück - wir vermuten eine Schwangerschaft meiner Mutter. Außerdem verabredeten wir uns später um ins Schwimmbad zugehen. Mit einer kleinen Verabschiedung steige ich zusammen mit meiner Schwester aus. Den Heimweg über erzählten wir von unseren Erlebnissen. Zuhause riecht es schon verdammt gut; mit Euphorie verschlingen wir das Mittagessen. » Cassandra? Ich... müsste dir da mal was erzählen. « verwirrt nicke ich ihr zu und warte bis Nadia im Zimmer ist. » Es ist schwer dir das zu sagen. Aber du legst wert darauf es gleich ohne viel drum Gerede zu erfahren. Also hier hast du es: Du bist Adoptiert. « entsetzt weiten sich meine Augen. » Im ernst? « Sophia nickt. » Wow... « sprachlos senke ich den Blick und begutachte meine Hände. » Ich brauche Zeit.. okay? « - » Natürlich. Wenn du soweit bist, komm zu mir, ja? « während ich aufstehe nicke ich und gehe rauf in mein Zimmer. Eine leere breitet sich in meinem inneren aus. Adoptiert. Eine, mehr oder weniger, kleine bis große lüge. Tja, jetzt verstand ich alle die nicht mehr wussten wer sie sind, nach dem sie erfahren haben, dass sie Adoptiert wurden. Sowas ist nun wirklich nicht leicht zu verdauen. Ich stelle mir tausend fragen; was wäre, wenn ich bei meinen leiblichen Eltern aufgewachsen wäre. Wäre ich anders? Ich suche meine Badebekleidung raus und beeile mich diese anzuziehen. Mit ach und krach schaffe ich es alles zusammen zu packen und das Haus zu verlassen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)