Dunkle Vergangenheit von -Maru- (*ÜBERARBEITUNG UND NEUE FREISCHALTUNG ALLER KAPITEL*) ================================================================================ Kapitel 11: 11. Das Grauen in den Ferien ---------------------------------------- 11. Das Grauen in den Ferien Wurmschwanz betrat den Hauptversammlungsraum der Todesser und schaute sich begierig um. Da er für seinen Herrn gute Nachrichten hatte, war seine Nervosität sehr gering. Der Dunkle Lord schien zu schlafen, weil er noch immer nicht auf das Eintreten seines Dieners reagiert hatte. Wurmschwanz ging nach vorne und verbeugte sich. "Oh Herr, wir haben Euren Auftrag erfolgreich erfüllt. Die -" Er verstummte schlagartig, als plötzlich unter der Kapuze des bösen Zauberers eine riesige, hellgrüne Schlange herauskroch. Daraufhin war auch das fahle Gesicht des Dunklen Lords zu sehen. "Sie sind also unterwegs?", fragte dieser mit schwacher Stimme. "Ja, Meister, sie werden in wenigen Stunden in Hogwarts ankommen", antwortete Wurmschwanz noch immer etwas erschrocken über das plötzliche Auftauchen der Schlange. "Gut", murmelte Voldemort zufrieden. "Sollen sie Ihre Tochter hierherbringen?", wollte Wurmschwanz wissen. "Oh nein, sie sollen ein bisschen mit ihr und ihren neuen Freunden spielen. Ich habe schon einen anderen Plan, wie ich sie hierherbringen lasse. Mit Hilfe unseres Spiones wird das kein Problem sein", sagte Voldemort grinsend. "Ihr liebt es, sie zu quälen, nicht wahr?" "Natürlich. Vor allem jetzt, da meine kleine Mariah in einem kleinen ... Gefühlschaos steckt", fügte er mit einem süffisanten und irren Kichern hinzu. Selbst Wurmschwanz musste grinsen. Er konnte sich schon denken, was sein Meister meinte. "Geh jetzt los und hilf den anderen im Ministerium, damit keiner etwas von unserem Vorgehen mitbekommt. Und pass auf, dass dich kein Uneingeweihter erkennt." Der kleine Zauberer nickte, verbeugte sich noch einmal und verließ schnurstracks den Raum. Voldemort streichelte lieblich die grüne Schlange. Diese erhob sich zu seinem Gesicht und fing an zu zischeln. Der Dunkle Lord verstand, was sie ihm sagte. 'Ich will sie ... Ich will sie würgen ... Ich will sie beißen ... Ich will sie töten ...' "Nur Geduld, Nagini. Wir brauchen sie noch", flüsterte der schwarze Magier. *** Laura öffnete benommen ihre schweren Augenlider. Sie streckte sich vorsichtig und verspürte starke Gelenkschmerzen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie in einer Toilettenkabine saß und noch immer ihr dunkelblaues Ballkleid trug. Langsam kamen ihre gestrigen Erinnerungen wieder in ihr hoch. Sie war mit Draco Malfoy zum Weihnachtsball gegangen und hatte mit ihm getanzt, wodurch sie ihren Vater ganz schön verärgert hatte. Im Gemeinschaftsraum hatte sie Draco von der Ermordung ihrer Mutter erzählt. Daraufhin hatte er sie plötzlich geküsst - und sie hatte dies auch noch erwidert. Auch von Dracos schwerer Kindheit hatte sie erfahren und auch ... dass er sie liebte. Laura wurde rot, als sie sich daran erinnerte. Er liebte sie also ... und das schon seit Wochen... Aber ... was fühlte sie eigentlich für ihn? Seinen Kuss und seine Umarmungen hatte sie nach anfänglichem Wehren erwidert und sie hatten sich beide ihre größten Geheimnisse ausgetauscht. Aber das war doch schon alles gewesen ... oder nicht? Völlig durcheinander, stand Laura langsam auf. Ihr Gesicht verzehrte sich, da ihre Beine sehr schmerzten. Kein Wunder, immerhin hatte sie die ganze Nacht auf dem harten, kalten Kachelboden neben einer Toilette gehockt. Sie massierte ihre Beine kurz und drückte sachte gegen die Kabinentür, doch die ließ sich nicht öffnen. Laura drückte etwas kräftiger, doch es nützte nichts; irgendwas blockierte die Tür. Der Schließspruch konnte dafür nicht der Grund sein, da dieser sich automatisch aufhob, wenn sie selbst versuchte, die Tür zu öffnen. 'Na gut, dann eben anders', dachte Laura, sprang hoch und hielt sich an der obersten Kante der Tür fest. Sie zog sich hoch und schaute herunter. Sie erschrak leicht, als sie, an der Tür angelehnt, Draco auf dem Boden hocken sah. Laura sprang von der Kante runter und landete direkt vor Draco. Sie bemerkte, dass er schlief. 'Hat er etwa ... die ganze Nacht hier gesessen?', fragte sich Laura erstaunt. Diese Erkenntnis ließ ihr Herz auf einmal schneller schlagen. Seelenruhig betrachtete sie ihn. Seine blonden Haarsträhnen hingen ihm wirr ins Gesicht, wobei er so unschuldig und friedlich aussah. Wie ein Engel, der erst vor kurzem seinen Segen gefunden hatte. Laura legte ihre Hand auf seine kühle Stirn und streifte seine Strähnen sanft zur Seite. Plötzlich neigte sich Dracos Kopf ein wenig zur Seite und er öffnete seine Augen. Erschrocken, ließ Laura von ihm ab und starrte ihn mit roten Wangen an. Sein Blick hingegen war voller Ungläubigkeit. "Äh, guten Morgen", nuschelte Laura, da sie nicht genau wusste, was sie sagen wollte. "Morgen", murmelte Draco nach einiger Zeit. Beide schwiegen daraufhin beträchtlich lange. "Wir sehen uns", sagte Laura hastig und wollte gehen, doch Draco hielt sie am Handgelenk fest. Verwundert, drehte Laura sich zu ihm um. "Ich-ich war gestern sehr aufdringlich zu dir ... aber was ich dir alles erzählt habe ... war kein bisschen gelogen", sagte er und sah sie eindringlich an. Zuerst erwiderte Laura dies mit einem ausdruckslosen Blick. Doch dann ging sie wieder in die Hocke und legte ihre linke Hand auf seine, die immer noch ihr rechtes Handgelenk umklammerte. "Ich vertraue dir", sagte sie und lächelte zaghaft. Draco sah sie an, als ob er sich soeben verhört hätte. "Mein Hass deinem Vater gegenüber hat mich geblendet. Ich habe völlig übersehen, wie sehr du andauernd versucht hast, nett zu mir zu sein. Ich bin auch froh, dass du mir deine größten Geheimnisse offenbart hast, aber ..." Sie stoppte kurz und atmete tief ein. "Ich weiß nicht, ob ich deine Gefühle erwidern kann", fügte sie leise hinzu. Draco schwieg zuerst, bevor er kurz seine Augen schloss und lächelte. Nun ließ er auch ihr Handgelenk los. "Schon gut. Ich bin schon froh, dass du mir überhaupt die ganze Zeit zugehört hast", sagte er, obwohl Laura doch ein wenig Enttäuschung in seiner Stimme hören konnte. "Aber ich möchte gerne etwas für dich tun. Ich möchte dir und Riddle helfen. Im Kampf gegen Lord Voldemort." Laura bekam Telleraugen. "Wie bitte? Er und seine Anhänger werden dich, ohne mit der Wimper zu zucken, umbringen, wenn du dich uns anschließt! Für sie wärst du ein Verräter!", fuhr Laura ihn an. Eigentlich freute sie sich, dass Draco dies extra für sie auf sich nehmen wollte, doch auch ihr schlechtes Gewissen, ihn in dieser Sache mit reinzuziehen, war genauso groß. "Das ist mir egal. Außerdem war ich doch nie wirklich auf deren Seite, wie kann ich sie dann verraten?" Laura grinste zu diesem Argument. "Da hast du Recht. Ich muss mich aber erst mit Mariah darüber unterhalten und du solltest dich auch mal mit ihr auseinandersetzen", schlug sie vor und stand auf."Wie wäre es, wenn wir drei uns nach dem Frühstück vor dem Verbotenen Wald treffen. Da sieht uns wenigstens keiner." Draco nickte. "Wie bist du eigentlich aus der Kabine rausgekommen?", wollte er wissen. Laura nickte zum Spalt zwischen der Tür und der Decke und Draco schaute nach oben. "Oh, darauf hätte ich gestern auch selbst kommen können", murmelte er. Laura grinste schadenfroh. "Also bis nachher", sagte sie und verließ den Waschraum. Draco sah ihr schweigend hinterher. *** Harry wachte auf und rieb sich seine Augen. Wieso um alles in der Welt war schon wieder morgen? Er hatte gerade mal zwei bis drei Stunden schlafen können, weil er die ganze Zeit an dieser kleinen Panne mit Mariah gedacht hatte. Zumindest schien es für sie eine Panne gewesen zu sein. Er hatte ja eigentlich damit angefangen und es hatte ihm auch noch gefallen. Er hatte sogar versucht, den Kuss zu vertiefen, doch sie hatte ihn weggestoßen. Aber sie hatte diese Zärtlichkeit für kurze Zeit erwidert und das war bestimmt keine Einbildung gewesen. Harry streckte sich kurz und bemerkte, dass Ron auch soeben wach geworden war. "Morgen", murmelte dieser gähnend. "Morgen, konntest du auch nicht schlafen?" "Wieso?" "Na ja, es ist acht Uhr morgens und normalerweise schläfst du in den Ferien immer bis Mittag", meinte Harry. "Tja, mir ging diese Flaute mit Hermione nicht mehr aus dem Kopf", sagte Ron und fasste sich an die Wange, auf der am vorigen Abend noch ein glühendroter Handabdruck gewesen war. "Und du? Hattest du wieder Narbenschmerzen?" "Nein, aber einen Alptraum von Voldemort", log Harry zur Hälfte und ignorierte Rons Zusammenzucken. Schlagartig musste er sich wieder an den Traum erinnern, den er während seiner gestrigen Ohnmacht hatte. 'Wer war nur diese verhüllte Person?', fragte er sich, während er und Ron in den Waschraum gingen, um sich fertig zu machen. Wenn Harry Glück haben würde, würde er dies vielleicht noch einmal träumen, damit er das Gesicht dieser Person erkennen könnte. Nach einer Viertelstunde waren die zwei Freunde fertig und bemerkten ihre Zimmergenossen, die ebenfalls schon wach waren. Diese beeilten sich mit dem Waschen, da sie um elf Uhr den Zug nach London nehmen wollten. Die meisten Hogwartsschüler waren nämlich wegen des Balls extra über Weihnachten in Hogwarts geblieben und wollten wenigstens den Einstieg in das neue Jahr mit ihren Familien feiern. Ron knöpfte sich bei dieser Gelegenheit auch eiligst Dean vor. "Dean, ich möchte mit dir wegen gestern Abend sprechen", sagte Ron. Dean sah ihn überrascht an, nickte aber und schloss seinen Koffer, den er soeben gepackt hatte. "Ich war sehr überrascht, dass du und Ginny jetzt zusammen seid ... und ich hab gestern wirklich überreagiert, entschuldige", murmelte der Rotschopf beschämt. "Ach schon vergessen. Ich verstehe ja, dass das alles sehr seltsam auf dich wirkte. Erst ist sie jahrelang hinter Harry her und dann siehst du uns auf einmal Händchen haltend in der Eingangshalle. Aber eins verspreche ich dir: Ich liebe Ginny mit ganzem Herzen und ich würde es nie wagen, sie auf irgendeine Art zu verletzen", sagte Dean. "Wie lange läuft das eigentlich schon zwischen euch?" "Äh, na ja ... seit Ende des letzten Schuljahres. Da hab ich ihr zumindest gesagt, dass ich sie mag." "Aha, also ich habe ja nichts dagegen, wenn ihr beide zusammen seid, aber ...", Ron ging einen Schritt auf Dean zu und fixierte ihn mit blitzenden Augen, "... wenn du mit ihr irgendwas anstellst, was ihr nicht gefällt, dann bekommst du Schwierigkeiten mit mir", flüsterte er. Dean starrte ihn völlig konfus an und nickte heftig. "Gut, dann wäre das ja geklärt", beschloss Ron und ging, ohne weiterhin auf den etwas erschrockenen Dean zu achten, zu Harry in den Schlafsaal. Kurz darauf gingen die beiden in den Gemeinschaftsraum und entdeckten dort Hermione, die auf dem roten Sofa saß und ein Buch über Arithmantik las. Als sie Harry erblickte, lächelte sie, doch als ihr Blick auf Ron fiel, wurde sie rot und widmete ihrem Buch wieder ihre Aufmerksamkeit. "Guten Morgen, Hermione. Weißt du vielleicht, wo Mariah ist?" wurde sie von Harry gefragt. Daraufhin schlug sie grimmig ihr Buch zu, wodurch ein lauter Knall ertönte, der die Jungs und auch die restlichen Schüler im Gemeinschaftsraum zusammenzucken ließ. "Nein, aber sie ist heute früh um Punkt sechs Uhr aufgestanden und hat sich ihren Bademantel angezogen." Harry starrte Hermione stirnrunzelnd an. "Sie ist mit Sicherheit ins Bad der Vertrauensschüler gegangen. Da ich aber wegen ihr nicht schon wieder den Hauspokal riskieren will und ihr ja sowieso alle auf ihrer Seite steht, werde ich ihr keine Punkte abziehen", erwiderte Hermione kühl und verließ mit schnellen Schritten den Raum. Harry und Ron sahen ihr perplex hinterher. "Welche Laus ist ihr denn über die Leber gelaufen?", fragte Harry seinen besten Freund. Der zuckte mit den Schultern. "Wie auch immer, eine halbe Stunde in der Bibliothek und sie beruhigt sich wieder. Lass uns frühstücken gehen." "Willst du denn nicht auf Mariah warten?", fragte Ron. "Äh ... nein lieber nicht." Ron sah ihn verwundert an. "Ist gestern Abend irgendwas zwischen euch beiden vorgefallen?", fragte dieser. Harry wurde rot, was Ron aber zum Glück nicht sehen konnte, da Harry schon durch das Portrait der fetten Dame schritt. "Hey, ich habe dich was gefragt!", rief Ron und rannte ihm hinterher. "Es ist nichts passiert!", antwortete Harry klipp und klar. Ron gab sich mit dieser Antwort dennoch nicht zufrieden. "Mir kommt es aber so vor, als ob du Mariah aus dem Weg gehen willst -" "Ron, Mariah und ich sind keine siamesischen Zwillinge, die ständig aneinander kleben! Außerdem habe ich Hunger und möchte wegen ihr nicht auch noch auf mein Frühstück warten!", sagte Harry barsch. Rons Miene spiegelte immer noch Ungläubigkeit. Harry und Mariah hatten doch immer aufeinander gewartet und waren zusammen zum Essen in die Große Halle gegangen. Was war nur geschehen? *** "Pinienfisch!", sagte Laura und betrat das Bad der Vertrauensschüler. Sie blickte sich hastig um und entdeckte sofort Mariah, die ihren Bademantel trug und am Beckenrand saß. Die Jungs hatten also Recht gehabt. Da Laura ihre beste Freundin nämlich nicht am Gryffindortisch gesehen hatte, hatte sie Harry und Ron gefragt, wo sie sein könnte. Dass sie um diese Zeit im Vertrauensschülerbad war, überraschte Laura doch schon. Mitten am Tage war die Gefahr nämlich ziemlich groß, von jemandem hier erwischt zu werden, aber zum Glück waren die meisten Schüler mit ihrer Heimreise beschäftigt. Laura ging mit langsamen Schritten auf Mariah zu. Ihr musste sie nun versuchen, beizubringen, dass sie Draco vertraute. Um das glorreich über die Bühne zu bringen, musste Laura ihr bestimmt auch von dem Kuss erzählen. "Ähm ... morgen, Mariah", sagte sie vorsichtig. Ihre Stirn bildete Falten, da Mariah nicht auf sie reagierte. Laura hockte sich neben sie hin. "Mariah, hörst du mich nicht?" Laura zuckte etwas zusammen, als sie Mariah näher betrachtete. Ihre Augen waren stark gerötet und wirkten so wie ein leerer Ozeankrater. Als ob dieses Mädchen nie gelächelt hätte. "Mariah!", sagte Laura nun mit großer Sorge. Mariah riss ihre Augen vor Schreck auf und starrte irritiert in das Gesicht ihrer Freundin. "Oh, Laura, seit wann bist du denn schon hier?" "Äh, ich habe dich schon dreimal angesprochen und du bemerkst mich erst jetzt?", fragte Laura ungläubig. "Ja ... Entschuldigung, aber ich war leicht in Gedanken versunken." "Hast du ... etwa geweint?", fragte sie, obwohl Laura diese Frage überflüssig schien. "Ach was, mir ist nur etwas Badeshampoo in die Augen gekommen", behauptete Mariah und rieb sich mit ihrem Arm die Augen. "... Ich muss dir was erzählen, Mariah." "Ich bin ganz Ohr." "Schön ... Also ... Draco ... hat mir seine Hilfe angeboten, uns im Kampf gegen Voldemort zu helfen." Mariah sah Laura in diesem Augenblick so an, als ob alle Leute aus Hogwarts direkt vor ihnen splitterfasernackt um ein Lagerfeuer tanzen würden. "Willst du mich verulken?", fragte sie nur. "Nein." "Du machst Witze." "Ich schwöre, es war so!", sagte Laura nun leicht gereizt. "Wie-wieso?" "Weil ... er eigentlich nie auf der Seite der Todesser war. Lucius wollte es zwar, aber Draco hat sich immer dagegen gesträubt." "Da du ihn sogar schon beim Vornamen nennst, kann es ja nur ein Scherz sein", sagte Mariah. "Jetzt hör mir doch mal zu!", sagte Laura aufgebracht. "Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, doch ich glaube Draco und möchte seine Hilfe annehmen." "Wie kannst du dir so sicher sein, dass er die Wahrheit sagt?" "Wenn du gestern dabei gewesen wärst, hättest du ihm bestimmt auch geglaubt. Seine Augen spiegelten die blanke Wahrheit und er hat mir die Male seiner Misshandlungen von Lucius gezeigt. Und -" Laura stoppte schlagartig, da sie jetzt an dem Punkt angelangt war, der sie am meisten beschäftigte. "Und was?", hakte Mariah neugierig nach. "Er ... hat mir gestanden, dass er mich liebt", murmelte sie mit hochroten Wangen. Mariahs Kinnlade klappte herunter. "Was?", keuchte sie fassungslos. "Außerdem ... hat er mich geküsst ..." Mariah rutschte plötzlich vor Schreck am Beckenrand runter und fiel samt Bademantel mitten in den Pool. "Du auch?!", entfiel es ihr, als sie wieder auftauchte. "Wieso 'du auch'?", fragte Laura völlig perplex. Erschrocken, schlug sich Mariah ihre beiden Hände vor dem Mund. "Mariah, du verheimlichst mir doch etwas. Ich will das jetzt sofort wissen!", forderte Laura sie misstrauisch auf. Mariah sah sie entsetzt an und wurde rot wie eine Tomate. Wie sollte sie die Sache zwischen Harry und ihr nur erklären? Sie war die ganze Nacht kaum in der Lage gewesen, es selbst zu glauben. "Ich möchte dir doch nur helfen, Mariah. Also bitte sag mir, was los ist", bat Laura sie einfühlsam. Mariah sah auf und blickte ihrer besten Freundin ins Gesicht. "I-ich und Harry ... wir ... haben uns ebenfalls geküsst", murmelte sie mit glühendrotem Kopf, der schon beträchtlich heftiger dampfte als das heiße Badewasser. "Was?! Wie konnte das denn passieren??", fragte Laura mit großem Entsetzen. "Oh Mann, ich weiß es doch auch nicht! Vielleicht lag es bei ihm an seinem Fieber und bei mir an dem Butter -" "Moment!", wurde sie von Laura unterbrochen. "Im Butterbier ist kein Alkohol. Mit dieser Ausrede kannst du dich hier nicht aus der Schlinge ziehen." "Ist ja gut ... Na ja, zwischen uns war schon den ganzen Abend lang so eine merkwürdige Stimmung. So ungewohnt und verwirrend, aber auch zugleich aufregend und spannend", gab Mariah zu und kletterte wieder aus dem Pool. "Mensch, Mariah ... Wie konntest du dich nur darauf einlassen?! Was, wenn Harry das in den falschen Hals kriegt und sich auch noch Hoffnungen macht?!" "Denkst du, daran habe ich nicht gedacht?! Ich habe immerhin keinen Todesser geküsst!" "Draco ist kein Todesser!", fuhr Laura sie nun sehr wütend an. Mariah sah sie an, ohne eine Miene zu verziehen. "Außerdem ... war er es, der mich geküsst hat", sagte Laura gefährlich leise. "Tse, ich wette du warst daran nicht ganz unbeteiligt. Zu einem Kuss gehören immer noch zwei." "Muss wohl so sein, denn du sprichst ja aus Erfahrung!", sagte Laura spöttisch und bereute im nächsten Moment sofort ihre Worte. Mariah errötete erneut heftig und starrte Laura wütend an. "Mit dir hat es einfach keinen Sinn, darüber zu reden!", sagte sie, trocknete sich und ihren Bademantel mit einer Handbewegung und lief in Richtung Ausgang. "Mit wem könntest du sonst darüber reden?", fragte Laura nun trocken. Abrupt blieb Mariah stehen und sarrte erschrocken auf die Tür, durch die sie gerade verschwinden wollte. 'Ja, mit wem eigentlich, wenn es sonst niemanden gibt?', wurde sie von einer inneren Stimme gefragt. Auf einmal weinte sie haufenweise Tränen. Gerade eben war diese eiskalte Erkenntnis über sie gekommen, dass sie ohne Laura doch in Wirklichkeit ganz allein auf der Welt war. Ganz alleine ohne Familie und mit Freunden, die sowieso nicht wahrnahmen, wer sie wirklich war und was in ihr vorging. Plötzlich fühlte Mariah, dass Laura hinter ihr stand und sie ganz zärtlich von hinten umarmte. "Entschuldigung, das wollte ich nicht sagen ... Ich möchte dir ja keine Vorwürfe machen, denn ich habe mich ja auch nicht besser verhalten. Ich kann dich ja nicht dazu zwingen, Draco zu vertrauen, ich möchte dich nur darum bitten ... Ich habe ihm vorgeschlagen, dass wir uns nach dem Frühstück vor dem Verbotenen Wald treffen. Dann können wir überlegen, ob wir drei zusammen gegen Voldemort kämpfen werden. Und was Harry betrifft ... ihm solltest du am besten schnell klarmachen, dass der Kuss für dich keine Bedeutung hatte und dich so normal wie möglich verhalten. Denn du weißt, je mehr er für dich fühlt, desto mehr wirst du ihn eines Tages mit der Wahrheit verletzen", flüsterte Laura. Mariah schluckte schwer und nickte. "Ja, es tut mir auch Leid, was ich vorhin gesagt habe. Auf deinen Wunsch hin gehe ich mit dir zu diesem Treffen, aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich Draco glauben werde", sagte Mariah. Laura lächelte zufrieden und löste die Umarmung. "Ist klar. Ich glaube, Draco ist mit dem Frühstück schon fertig, also holen wir noch schnell unsere dicken Winterschulumhänge und gehen dann zum Treffpunkt", schlug sie vor. Mariah nickte und beide machten sich auf zu ihren Gemeinschaftsräumen. Mariah rannte dorthin und war heilfroh, dass sie ihr kleines Geheimnis nicht mehr alleine mit sich rumschleppen musste. Aber die Nachricht, dass Draco Laura geküsst hatte und auch noch angeblich liebte, hatte sie schon sehr schockiert. Erschöpft kam sie vor dem Portrait der fetten Dame an. "Ach, wieder zurück? Oh, du siehst aber viel besser aus, als heut früh", sagte diese. Mariah starrte das Bild zuerst überrascht an,, bevor sie lächelte. Das Portrait hatte Recht. Heute früh, als sie den Gemeinschaftsraum verlassen hatte, war ihr Gesicht tränenverschmiert gewesen, da sie wegen des gestrigen Vorfalls sehr lange geweint hatte. Sie hatte sich unzählige Vorwürfe gemacht. "Danke. Lulatsch!", sagte sie und ging hindurch in den großen Raum. Sie erstarrte sofort, als sie, auf den roten Sesseln sitzend, Harry, Ron und Hermione entdeckte. Harry sah auf und erblickte Mariah. Sofort wurde er rot und senkte hastig seinen Blick. Ron und Hermione bemerkten dieses Schauspiel. Rons Blick spiegelte Ahnung, Hermiones hingegen Misstrauen. Mariah war nämlich ebenfalls rot geworden und versuchte, sich zu sammeln. 'So normal wie möglich verhalten', dachte sie nervös und ging auf das Trio zu. "Guten Morgen alle zusammen!", sagte sie gut gelaunt. "Morgen", sagten Ron und Hermione. Harry hingegen starrte Mariah irritiert an, da ihn ihre plötzliche gute Laune sehr überraschte. "Mein Morgengruß gilt auch für dich, Harry", grinste Mariah. Harry errötete dadurch noch heftiger. "Äh ja - Guten Morgen", nuschelte er. Mariah musste gar nicht so tun, als ob sie grinsen musste, denn bei Harrys Verhalten hätte bestimmt jeder geschmunzelt. "Wieso warst du nicht beim Frühstück?", fragte Hermione auf einmal. Mariah sah ihr ins Gesicht. Erst jetzt fiel ihr das gestrige Gespräch mit Ron ein. Hermione war also eifersüchtig auf sie. Wenn sie erstmal von dem Kuss erfahren würde ... Na dann Mahlzeit. "Ich hatte keinen Hunger und wollte ein bisschen für mich sein", antwortete sie. "Und deswegen warst du im Vertrauensschülerbad?", fragte Hermione und betrachtete Mariahs Bademantel. Mariah schwieg verbissen. Vielleicht sollte sie in Zukunft auf ihre kleinen Badestunden verzichten. "Dieses eine Mal sehe ich noch darüber hinweg, aber wenn ich noch einmal mitbekomme, dass du schon wieder dort warst, bin ich gezwungen, dir dafür Punkte abzuziehen. Ja, von unserem eigenen Haus!", sagte Hermione, als Mariah zum Protest ansetzte. Doch sie unterließ dies lieber und nickte. "Ron, hast du dich eigentlich wieder mit Ginny vertragen?", wollte sie von Ron wissen, einerseits aus Neugier, andererseits, um Hermione keinen Freiraum mehr für eine weitere Anschukldigung zu lassen. "Nein, leider noch nicht. Am Gryffindortisch war sie nicht. Ich vermute, sie möchte noch ein bisschen Zeit mit Dean verbringen bevor er nach Hause fährt." "Na gut, ich wollte mir eigentlich nur was anziehen und nach draußen gehen", sagte Mariah und ging die ersten Stufen der Treppe hoch. "Was willst du denn jetzt draußen?", fragte Ron. "Ich geh ein wenig mit Elisha spazieren", antwortete sie und lief in ihren Schlafsaal. Dort zog sie sich noch schnell einen frischen weißen Rollkragenpullover und einen knielangen Jeansrock an. Auch ihre goldene Schnatzkette legte sie sich nach kurzem Zögern um. Sie schnappte sich noch schnell ihren Schulwinterumhang und kam wieder zurück in den Gemeinschaftsraum. "Na dann, wir sehen uns!", sagte sie zu den dreien und lief eilig durch das Portraitloch. "Irgendwie benimmt sie sich merkwürdig", meinte Hermione. Harry sah währenddessen nachdenklich in das prasselnde Kaminfeuer. So wie es aussah, wollte Mariah ihm ebenfalls aus dem Weg gehen. Aber lange würde das nicht mehr so weitergehen können. Am besten hielt er es, sofort mit ihr zu reden, wenn sie wieder zurückkam. 'Falls sie zurückkommt', sagte plötzlich eine innere Stimme zu ihm und versetzte ihm dadurch einen kleinen Schreck. "Harry, bist du taub?" Harry zuckte zusammen und bemerkte, dass Hermione ihn gerade angesprochen hatte. "Hä, was? Hast du was gesagt?" "Ja, ich habe dich gerade dreimal gefragt, was das für ein Traum war, den du letzte Nacht gehabt hast. Also?", fragte sie ihn erwartungsvoll. "Äh, na ja, so schlimm war der gar nicht. Woher weißt du eigentlich davon?" Hermione nickte zu Ron. "Plappermaul", sagte Harry zu ihm. Ron schaute unschuldig drein. Harry seufzte und stand auf. Blitzartig erinnerte er sich daran, dass Mariah ja gerne mit ihm über dem Traum hatte sprechen wollen. Ob sie sich daran überhaupt noch erinnerte? Harry erschrak leicht, als er begriff, dass er ja schon wieder an sie dachte. Seit gestern ging sie ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Und zwar seit diesem Kuss... Nein ... Es hatte schon viel früher angefangen. Wahrscheinlich schon damals, als er diesen seltsamen Traum von ihr gehabt hatte. Dieser hatte sich ja fast genauso erfüllt. Nur diese rätselhaften Worte am Ende des Traumes hatte sie nicht wiederholt und sie waren für Harry immer noch ein Rätsel. Auf einmal packte ihn ein starker Drang, ans Fenster zu gehen. Er schaute hinaus in die weite Ferne und hatte auch einen guten Blick auf den Verbotenen Wald. Direkt vor den ersten Bäumen standen zwei Personen. Harry sah genau hin und erkannte die beiden als Draco Malfoy und Elisha Blaine. Moment mal ... Wollte sich Elisha denn nicht mit Mariah treffen? Wenn man vom Teufel sprach, denn genau in diesem Moment kam Mariah auf die beiden zugerannt. Die drei sahen sich um, als ob sie nicht wollten, dass jemand sie bei ihrem Treffen beobachtete. 'Was besprechen die beiden bloß mit Malfoy?', fragte er sich. Sorge breitete sich in ihm aus. Was, wenn er den Mädchen etwas antun wollte? Harry wandte sich vom Fenster ab. "Ich ... habe was in der Großen Halle vergessen. Bin gleich wieder da", sagte er zu seinen beiden Freunden und rannte eilig, ohne ihre Reaktion abzuwarten, aus dem Gemeinschaftsraum. *** Mariah starrte Draco misstrauisch an. Er erwiderte ihren Blick mit dem gleichem Misstrauen. "Soso, du willst dich uns also anschließen?", fragte sie provozierend. "Ja, was dagegen?", konterte er gleichgültig. "Allerdings ... Normalerweise beurteile ich niemanden nach seiner Abstammung, aber da dein Vater einer unserer größten Feinde ist, traue ich dir nicht über den Weg." "Für dich gilt das ebenfalls", meinte Draco. Mariah wurde wütend und packte ihn am Kragen. "Laura hast du vielleicht um den Finger gewickelt mit deiner angeblichen Liebeserklärung, aber bei mir wirst du dir gehörig die Zähne ausbeißen, damit ich dir glaube", flüsterte sie gefährlich leise. Obwohl Draco alles versuchte, um sich nichts anmerken zu lassen, ließen die eiskalten grauen Augen dieses Mädchens in kurz erschadern. "Mariah ... Draco setzt sein Leben damit aufs Spiel, dass er uns beistehen will", sagte Laura ruhig. Mariah ließ Draco los und beruhigte sich wieder etwas. "Ich kann es euch leider nicht wirklich beweisen, dass ich es ernst meine. Also bleibt euch wohl nichts anderes übrig, als mir einfach zu vertrauen", sagte Draco gewissenhaft. "Tut mir ja Leid, aber solange du mir keinen handfesten Beweis vorzuweisen hast, werden wir dich weder bei uns aufnehmen, noch in unsere Pläne einweihen", entgegnete Mariah. Draco seufzte. Dieses Mädchen war vielleicht misstrauisch und stur. Wie man es eben von jemanden erwartete, der wie er bei Todessern aufgewachsen war. "Meinetwegen. Ich zeige dir einen der Gründe, warum ich meinen Vater hasse und deswegen nie in seine Fußstapfen treten will." Mariah sah ihn fragend an. Draco öffnete sein weißes Hemd und entblößte somit seine Brust. Mariahs Augen weiteten sich. Eine riesige Narbe kennzeichnete fast die gesamte Brust. Ein eindeutiges Überbleibsel einer Misshandlung. Mariah war sprachlos und fing an zu überlegen. Diese Narbe war bestimmt schon mehrere Jahre alt, also konnte sich Draco diese bestimmt nicht selbst zugeführt haben, um Laura und sie hinters Licht zu führen. Draco knöpfte sein Hemd wieder zu, da ihm schon ganz schön kalt wurde. Auch Laura kuschelte sich in ihren Umhang. "Nun ... ich will es versuchen, dir zu glauben, doch ... Sagt mal, kommt es mir nur so vor oder wird es immer kälter?", fragte Mariah die beiden und ließ durch ihren warmen Atem kleine Dampfwolken entstehen. "Nein, das bildest du dir nicht ein. Mir kommt es auch -" Laura stopte in ihrem Satz und sah völlig entgeistert über Mariahs Schulter. Draco bemerkte dies und sah ebenfalls in diese Richtung. Auch sein Blick wirkte wie erstarrt. "Oh Merlin -", keuchte er. Mariah starrte die beiden mit gerunzelter Stirn an. "Was habt ihr denn?", fragte sie und drehte sich um, nachdem sie keine Antwort erhalten hatte. Nun entfiel auch ihr ein geschocktes Keuchen. "Was zum -", brachte sie nur hervor. Gerade mal zehn Meter vor ihnen schwebten mindestens dreißig Dementoren, die langsam auf die drei zukamen. "Wa-was machen die denn hier?", keuchte Laura, die wegen der Kälte schon mächtig zitterte. "Wahrscheinlich hat der Dunkle Lord sie auf seine Seite gezogen. Vermutlich hat dein Mal gestern deswegen so stark gebrannt", befürchtete Draco und holte seinen Zauberstab hervor. "Stupor!", rief er und traf einen der vorderen Dementoren. Doch dieser taumelte nur leicht nach hinten und schritt weiter. "Verdammt! Wisst ihr vielleicht, wie wir diese Viecher aufhalten können?", fragte Draco die Mädchen. "Wir müssen einen Patronus heraufbeschwören! Ich habe nur keine Ahnung, wie der Spruch lautet!", schrie Laura nun fast, da sie plötzlich kaum noch was hören konnte. In ihren Ohren rauschte es, als ob riesige Meereswellen auf sie einschlagen würden. Weit entfernt hörte sie laute Stimmen: 'VERSTECK DICH - AVADA KEDAVRA!' Laura hielt sich krampfhaft die Ohren zu. Schleierhafte Erinnerungen kamen in ihr hoch und ihr wurde immer kälter. Ein zerreißender, lauter Schrei brachte sie wieder teilweise zur Besinnung. Sie sah sich um und entdeckte Mariah, die auf dem Boden hockte und krampfhaft ihren Körper mit ihren Armen umklammerte. Sie war leichenblass und starrte seelenlos vor sich hin. Sie schrie öfters und zitterte wie Espenlaub. Laura war sich bewusst, was in ihr und soeben auch in Mariah vorging. Von ihrer Mutter hatte sie gehört, dass man sich durch die Nähe der Dementoren an die schlimmsten Erlebnisse seines Lebens erinnern musste. Sie konnte sich schon denken, woran sich Mariah gerade erinnerte. Laura sah zu Draco, der seine Erinnerungen noch einigermaßen verdrängen konnte. "Wir müssen hier verschwin - Oh Gott! MARIAH!", schrie er plötzlich. Laura drehte sich rasch zu Mariah um und erstarrte. Vor dem zusammengekauerten Mädchen schwebte einer der Dementoren und streckte seine dünnfingrige, klebrige Hand nach ihrem Gesicht aus. "MARIAH! BITTE KOMM ZU DIR!", schrie Laura mit Tränen der Verzweiflung. Doch Mariah hörte sie nicht. Zu sehr war sie in ihren Erinnerungen versunken. Die Hand des Dementors war nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt. "EXPECTO PATRONUM!", schrie plötzlich jemand und ein riesiger, weißer, durchsichtiger Hirsch sprang auf die Dementoren zu. Diese schreckten zurück und entfernten sich von den dreien Meter für Meter. "Was zum Henker ist das denn für ein Hirsch?", fragte Draco völlig perplex. "Das ist ein Patronus! Aber wer -" Lauras Frage wurde beantwortet, als Harry wie aus dem Nichts auf die drei Mitschüler zurannte. "Harry! Was machst du denn hier?", fragte Laura ihn erstaunt. "Das tut jetzt nichts zur Sache - Seid ihr alle in Ordnung?" "Draco und ich ja, aber Mariah ..." Erst jetzt bemerkte Harry seine gute Freundin, die immer noch wie ein Häufchen Elend auf dem Boden saß. "Mariah, alles in Ordnung?", fragte er und berührte ihre Schulter. Ruckartig drehte sie sich zu ihm um und schlug seine Hand weg. Er wich erschrocken zurück. Mariah atmete schnell und starrte ihn mit einem gehetzten Blick an. "Du solltest sie lieber nicht berühren", wurde Harry von Laura gewarnt. Der schaute sie zuerst fragend an, sagte jedoch nichts. Vielmehr fragte er sich, woran sich Mariah wohl gerade erinnerte. Urplötzlich hörte diese auf zu zittern, was wohl daran lag, dass die Dementoren nun ungefähr zwanzig Meter von ihnen entfernt waren. "Wa-was war das?", fragte sie erschöpft und völlig durch den Wind. "Deine schlimmsten Erinnerungen", antwortete Harry. Mariah erschrak sichtlich, als sie bemerkte, dass er neben ihr stand. "Harry? Wieso bist du denn hier?", fragte sie und errötete leicht. "Ich habe mir Sorgen gemacht, als ich vom Fenster aus gesehen habe, dass Malfoy bei euch ist", sagte er und half ihr vorsichtig hoch. "Keine Angst, Potter, ich hätte deiner kleinen Freundin schon nichts getan", schnarrte Draco. "Halt's Maul, Malfoy!" "Hört auf, euch hier wie zwei kleine Bengel zu streiten!", fauchte Laura die beiden an. "Oh nein! Die kommen zurück!", rief Mariah auf einmal. Sie und die anderen schauten entsetzt auf das Szenario. Der weiße Hirsch versuchte weiterhin, die Dementoren zu vertreiben, doch es waren einfach zu viele. Einer dieser vermummten Gestalten hob nun seine schleimige Hand und ließ mit einem Hieb den Hirsch in einer kleinen Rauchwolke verschwinden. Nun kam die gesamte Horde auf die vier Schüler zu und es sah so aus, als ob es immer mehr wurden. "So viele von denen habe ich noch nichtmal vor zwei Jahren hier gesehen", murmelte Harry. "Ich wusste gar nicht, dass es so viele von denen überhaupt gibt", gab Laura mit offenem Mund zu. Erst jetzt registrierten sie, dass sie von den Dementoren fast vollkommen umzingelt waren. Der einzige Fluchtweg, der ihnen möglich war, war hinter ihnen. Der Verbotene Wald. Was anderes blieb ihnen ja wohl nicht übrig und wie auf Kommando rannten sie schnurstracks in den Wald. Doch die Dementoren schwebten ihnen hinterher und waren auch noch unheimlich schnell. "Verdammt, sind die schnell! Wir müssen uns trennen und versuchen, sie zu verwirren! Ihr beide geht da lang und wir hier lang!", rief er zu Mariah und die anderen taten ihm wie geheißen. Da Mariah immer noch sehr benommen wegen vorhin war, zog Harry sie an der Hand mit sich, damit sie mit ihm Schritt halten konnte. Plötzlich blieb sie ruckartig stehen. "Was hast du?", fragte Harry sie völlig atemlos. "Hast du das nicht gehört? Da hat jemand geschrien. Ich glaube, es war ein Mädchen", sagte sie und sah sich suchend um. Harry wollte gerade etwas erwidern, als er plötzlich wieder diese eisige Kälte fühlte. "Sie sind wieder in der Nähe - Tut mir Leid, Mariah, aber wir müssen weiter" Mariah nickte zögernd und rannte mit ihm weiter. Sie liefen eine Ewigkeit durch das winterliche Dickicht und sprangen schließlich über einen umgestürzten Baumstamm. Als ihre Füße wieder den Boden berührten, stürzte dieser plötzlich unter ihnen ein und sie fielen in eine metertiefe Erdgrube. Harry landete auf dem Rücken und Mariah direkt auf ihm. Durch den Aufprall verloren beide das Bewusstsein. *** "Verschwindet, ihr hässlichen Nachtgeister!", keifte Laura die fünf Dementoren an, die sie gerade umzingelten. Sie war an einem Baum gelehnt und sah keine Chance zu entkommen. Ihre vermummten Feinde kamen langsam auf sie zu. Schon wieder wurde Laura von diesen Stimmen gepeinigt. 'Du musst mit Mariah so schnell wie möglich nach Hogwarts - Wo ist eigentlich deine süße Tochter - AVADA KEDAVRA - Ich wollte sie ebenfalls um die Ecke bringen - KLATSCH - DU HAST SIE ZU EINER TODESSERIN GEMACHT!' Laura versuchte, sich zu konzentrieren und diese Stimmen zu überhören. Obwohl ihr allmählich auch immer kälter wurde, gelang ihr dies auch zaghaft. Sie drehte zitternd ihr Gesicht zu Draco und bemerkte, das mindestens sieben Dementoren ihn ebenfalls umzingelt hatten. Ganz plötzlich ließ er seinen Arm mit dem Zauberstab sinken und fing an zu zittern. Oh nein - Hatte es ihn jetzt auch noch erwischt? Da Draco auch kaum noch wahrnahm, was um ihn herum passierte, konnte einer der Dementoren ihm ganz leicht seinen Zauberstab wegnehmen, den er dann ins Gebüsch warf. Nun war Draco den Dementoren schutzlos ausgeliefert. Einer von ihnen legte seine widerliche Hand um Dracos schlanken Hals, packte zu und hob ihn somit in die Luft. Draco kam dadurch einigermaßen wieder zur Besinnung und versuchte, die Hand von seinem Hals wegzuzerren. Doch der Dementor umschloss den Hals noch fester und drückte dabei seine langen Krallen hinein bis die dadurch entstandenen Wunden heftig zu bluten anfingen. "DRACO!! LASST IHN LOS!! IHR BRINGT IHN JA UM!!", schrie Laura verzweifelt. Draco keuchte und hustete. Er versuchte, krampfhaft zu atmen und plötzlich fing er an, Blut zu spucken. "NEEIIN!! DRACO!!" Draco versuchte weiterhin, sich von dem Griff des Dementors zu befreien, doch es war sinnlos. Zu allem Überfluss musste er auch noch versuchen, die Stimmen in seinem Kopf zu verdrängen. Weit entfernt vernahm er auch das Wimmern einer Frau. 'Du bist zu nichts zu gebrauchen! – Hör auf zu flennen! Ein Malfoy heult nicht! - Du Mistkerl! - Schnell! Holt einen Arzt! Er stirbt uns sonst weg! OH GOTT! ER ATMET NICHT MEHR! ER STIRBT!!' Laura wurde langsam wahnsinnig vor Verzweiflung und versuchte, an den Dementoren vorbeizukommen, doch diese schubsten sie so heftig zurück, dass sie mit dem Rücken an den Baum prallte und näherten sich ihr noch mehr. "AU! VERDAMMT NOCHMAL, IHR SOLLT IHN LOSLASSEN!", schrie sie erneut, doch die Dementoren reagierten nicht. Auf einmal wurde ihr heiß vor Wut. "LASST IHN LOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOS!!!!!!!", schrie sie irrsinnig laut. Nun fuhren die Dementoren alle zu ihr rum. Lauras Haut leuchtete heller als der Schnee und auch ihre Augen schimmerten heftig. Grüne, verschnörkelte Zeichen bildeten sich auf ihrem Gesicht. Ihr Körper ließ dieses seltsame Licht so stark erstrahlen, dass es sich um sie herum blitzschnell ausbreitete und die Dementoren, die direkt vor ihr standen, zu Staub werden ließ. Die anderen schreckten panisch zurück und verschwanden. Der Dementor, der Draco immer noch in die Höhe hielt, wurde ebenfalls von dem Licht erfasst und wurde wie die anderen zu Staub. Draco fiel hart auf den Boden und röchelte. Laura beruhigte sich allmählich wieder und spürte, wie die Hitze aus ihrem Körper verschwand. Ihre Haut und ihre Augen nahmen wieder die gewohnte Farbe an und auch die seltsamen Zeichen waren bald nicht mehr zu sehen. Verwirrt, blickte sie umher. Die Dementoren waren verschwunden und Draco lag keuchend auf dem Boden. "Draco!", schrie sie, beugte sich zu ihm runter und legte seinen Kopf vorsichtig auf ihren Schoß. Das Blut tropfte auf ihren schwarzen Rock. Sie tastete nach seinem Puls, der sehr schwach war. "Draco, hörst du mich?", fragte sie ihn zitternd. Er antwortete nicht. "Draco, bitte antworte mir!" Doch er reagierte nicht. Nun fing Laura hemmungslos an, zu weinen und drückte seinen leblosen Körper fest an sich. "Mensch, Draco ... Was fällt dir eigentlich ein aufzugeben? Ich wollte doch mit dir und Mariah gegen Voldemort kämpfen ... und dich wollte ich aus den Klauen deines Vaters befreien ... Denn ... ich liebe dich ... Hörst du mich? Ich liebe dich ... Ich liebe dich", schluchzte sie immer wieder leise. "Ich dachte schon, ich würde das nie zu hören kriegen." Laura riss erschrocken ihre Augen auf und schaute in das Gesicht des blonden Slytherins in ihren Armen. Draco hatte seine Augen geöffnet und grinste sie mit blutverschmierten Lippen an. "Draco ... hast du etwa die ganze Zeit so getan, als ob du sterben würdest?!", fragte sie völlig verdattert. "Na ja, auf jeden Fall ab da, wo du mich gebeten hast, dir zu antworten", sagte er und grinste immer noch. "Du wolltest mir dieses Geständnis abluchsen!", unterstellte sie ihm. "Oh nein, damit hast du selbst mich überrascht", sagte er und sah sie eindringlich an. "Hast du ... das wirklich ernst gemeint?", fragte er sie. Sie starrte ihn überrascht an und errötete ein wenig. "Natürlich, du Blödmann", murmelte sie leise und weinte weiter. Er setzte sich keuchend auf und betrachtete sie. "Oh, und jetzt weinst du, weil du es bereust?" "Nein, du Idiot! Ich weine vor Glück, dass du noch lebst! Ich hätte es einfach nicht ertragen, wenn ich noch jemanden verloren hätte, der mir sehr am Herzen liegt." "So viel bedeute ich dir?", fragte er sie sanft lächelnd und legte seine Hand auf ihre kalte, von Tränen durchnässte, Wange. Laura nickte schluckend und lächelte ebenfalls. Dracos Hand wanderte zu ihrem Nacken und ganz sachte zog er sie zu sich ran. Zu seiner Freude wehrte sie sich nicht und kam seinem Gesicht aus eigenem Willen näher. Kurz darauf berührten sich ihre Lippen. Sie küssten sich so zärtlich und vorsichtig, als ob die beiden Angst hätten, den anderen zu verletzen oder zu bedrängen. Doch das warme Glücksgefühl, was sie soeben empfanden, verdrängte diese Ängste. Laura bereute es keineswegs, dass sie ihm ihre Liebe gestanden hatte. Sie wusste, dass das, was sie gerade tat und fühlte, richtig war. Selbst als sie den warmen Geschmack seines Blutes wahrnahm, wagte sie es nicht, sich von ihm zu lösen... *** Mariah öffnete langsam ihre Augen. Wo war sie nur? Was war überhaupt geschehen? Langsam hob sie ihren Kopf und erstarrte. Sie hatte mit ihrem Kopf auf Harrys Brust gelegen und auch ihr restlicher Körper lag auf ihm. Erschrocken, krabbelte sie von ihm runter. Sie betrachtete sein Gesicht und bemerkte, dass er ohnmächtig war. "Harry, kannst du mich hören?", fragte sie besorgt. Harry reagierte nicht. "Harry!", schrie sie beinahe. Da ... Harry fing langsam an, seine Augen zu öffnen. Benommen, sah er hoch zu Mariah. "Mariah ...", murmelte er. "Bist du verletzt?", fragte sie ihn. "Mein ... linker Arm schmerzt sehr. Ich glaube, er ist gebrochen", sagte er, setzte sich vorsichtig auf und legte langsam und mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen verletzten Arm auf seinen Schoß. "Warte kurz - Schön stillhalten", bat Mariah ihn und legte ihre rechte Hand auf seinen Arm. Schlagartig musste sich Harry daran erinnern, wie Gilderoy Lockhart ihm damals im zweiten Schuljahr ebenfalls einen gebrochenen Arm heilen wollte. Das Resultat war gewesen, dass am Ende seine ganzen Knochen im Arm verschwunden waren. Doch Mariah vertraute er, da er sich ihrer Fähigkeiten bewusst war. "Ferula!", sagte sie und nach wenigen Sekunden war der Arm mit Verbänden umwickelt und wurde von einer Schiene gerade gehalten. "Danke", sagte Harry zu ihr. "Nicht der Rede wert. Leider habe ich nicht genug Kraft, um deinen Arm zu heilen. Nur kleine Wunden kann ich verschwinden lassen. Außerdem ist es noch gar nicht sicher, ob dein Arm gebrochen ist", meinte sie und stand auf. Harry stand ebenfalls auf und sah nach oben. "Wo sind wir hier?", fragte er sie. "Hmm, so wie es aussieht, sind wir in eine Erdgrube gefallen und bei dem Aufprall ohnmächtig geworden", vermutete sie. "Das ist nicht nur eine Erdgrube", sagte Harry. "Wieso?", fragte Mariah verwundert. Harry zeigte auf eine Stelle hinter ihr. Sie drehte sich um und entdeckte einen riesigen Tunnel. "... Ob der hier rausführt?" "Ein anderer Weg bleibt uns ja wohl nicht übrig", meinte Harry. Mariah nickte und gemeinsam betraten sie den Tunnel. Sofort bemerkten sie, dass die inneren Wände ganz verbeult waren. "Der ist wohl von Tieren gegraben worden", stellte Mariah fest. "Stimmt. Aber bei der Größe dieses Tunnels will ich lieber gar nicht wissen, was das für ein Tier war", murmelte Harry leicht beunruhigt. "Oder was es frisst", fügte Mariah hinzu. Danach liefen beide eine halbe Stunde lang weiter, ohne auch nur ein Wort zu wechseln. Doch dann brach Harry das Schweigen. "Ich habe irgendwie das Gefühl, dass Voldemort die Dementoren hierhergeschickt hat." "Hmm, könnte sein", murmelte Mariah nervös. "Ähm ... Mariah?" "Hm?" "Du hast mir gestern doch angeboten, dir meinen Traum von ihm anzuhören." Er wusste selbst nicht, warum es ihm so wichtig war, mit ihr darüber zu reden. Vermutlich einfach deswegen, weil sie es ihm angeboten hatte? "Ach ja ... Und? Was hast du geträumt?" "Nun ja ... also ... ich lag auf dem Boden und mehrere lachende Todesser hatten mich umzingelt. Dann stand Voldemort vor mir und neben ihm eine vermummte Person." Mariah sah ihn erschrocken an. War diese vermummte Person etwa sie gewesen? "Und? Konntest du deren Gesicht erkennen?", fragte sie leise. "Nein, nicht direkt. Voldemort wollte gerade ihr Gesicht enthüllen, doch bevor ich irgendetwas erkennen konnte, habe ich dich plötzlich rufen hören", erzählte er gedankenversunken. Mariah atmete leise auf vor Glück. Er hatte sie also nicht gesehen. Plötzlich fühlte sie etwas langes Haariges, was ihr Bein umschloss. Sie sah hinunter und entdeckte eine riesige Spinne, die sich an ihrem Bein festklammerte. Mariah schrie vor Schreck auf und versuchte, die Spinne abzuschütteln. Harry wurde durch den Schrei ebenfalls auf die Spinne aufmerksam und holte seinen Zauberstab hervor. "Stupor!", rief er und ließ die Spinne erstarren, die somit Mariahs Bein losließ. "Hauen wir ab! Mit diesen Viechern ist nicht zu spaßen!", sagte er und nahm sie an der Hand. Gemeinsam rannten sie den Tunnel entlang und bemerkten, dass hinter ihnen immer mehr Spinnen in den ungewöhnlichsten Größen auftauchten. Diese wurden leider auch immer schneller. Plötzlich war eine von ihnen direkt hinter Mariah und versetzte ihr mit den scharfen Beinklauen einen Hieb in den rechten Unterschenkel. "Au!", schrie Mariah und taumelte. Harry hielt sie jedoch fest, damit sie nicht zu Boden stürzte. "Geht's?", fragte er besorgt. Mariah nickte, obwohl es doch erheblich schmerzte. Völlig unerwartet war der Tunnel nach wenigen Sekunden zu Ende und die beiden Gryffindors waren schon wieder in einer hohlen Erdgrube. "Sackgasse!", stellte Harry panisch fest. "Und jetzt?" Mariah und drehte sich besorgt zu den Spinnen um, die immer näher kamen. Plötzlich kam ihr eine Idee. "Ich werde einfach den Tunnel einstürzen lassen", sagte sie entschlossen und hob ihre Hand. Sie schloss kurz ihre Augen und nach wenigen Sekunden stürzte der Tunnel mit einem lauten Knall und dem ohrenbetäubenden Schrei der Spinnen ein. Es dauerte lange, bis der Hall in der tiefen Stille verschwand. "Puh, Das wär geschafft. Doch leider sitzen wir jetzt hier fest", sagte Harry und sah nach oben. An der Erddecke war nur ein Loch, das ungefähr einen Meter groß war. Mariah hatte diesen einzigen Ausgang ebenfalls bemerkt. "Tja, es ist viel zu steil, um da hochzukommen. Also müssen wir hier wohl warten, bis da oben jemand vorbeikommt", meinte sie und setzte sich auf den kalten Boden. Sie zog sich ihren blutdurchtränkten, zerrissenen Kniestrumpf aus und betrachtete ihre Wunde. "Ist es sehr schlimm?", fragte Harry und setzte sich neben sie. "Es geht", sagte sie und legte ihre Hand darüber. Die Wunde hörte auf zu bluten und wurde etwas kleiner. Doch sie verschwand nicht. "Tja, ich habe letzte Nacht kaum geschlafen und gefrühstückt habe ich auch nicht. Dadurch ist meine Heilkraft natürlich sehr eingeschränkt", erklärte Mariah und lehnte sich im Sitzen wie Harry an die Wand. Mariah ärgerte sich über diese Situation so sehr. Dementoren waren auf sie losgegangen, eine Spinne hatte sie schlimm verletzt und dann hatte sie auch noch das Pech, ausgerechnet mit Harry allein in einer unterirdischen Erdhöhle eingeschlossen zu sein. Was würde wohl als nächstes geschehen? *** "Ah - Ich habe ihn gefunden!", rief Laura vom Gebüsch her. Draco lehnte an einem Baumstamm und drückte einige große Kräuterblätter gegen seine Wunden. Diese Blätter hatte Laura ihm gegeben und sie unterdrückten den Schmerz und die Atemnot sehr gut. Laura kam auf ihn zugerannt und hielt seinen Zauberstab in der Hand. "Dieser Dementor hat ihn zum Glück nicht zu weit weggeschmissen", sagte sie und gab ihn Draco zurück. "Danke. Auch dafür, dass du mir vorhin schon wieder das Leben gerettet hast. Das war Druidenmagie stimmt's?" Laura nickte und setzte sich neben ihn. "Sind ... wir jetzt eigentlich ... naja ... zusammen?", fragte sie ihn schüchtern. Draco sah sie verwundert an, bevor er lächelte. "Wenn du es möchtest, möchte ich es allemal", antwortete er. Laura nickte glücklich und lehnte sich an seiner Schulter. "Doch wir müssen vorsichtig sein. Die anderen Slytherins wurden von ihren Eltern nämlich dazu verdonnert, mich für eine Zeit lang im Auge zu behalten. Wenn die mitkriegen, dass wir beide zusammen sind, werden sie es auch meinem Vater mitteilen. Weil er ja schon so eine Vermutung hatte, dass du und Mariah hier in Hogwarts seid, wird er bestimmt nicht tatenlos rumsitzen. Ich wette, meinem Brief hat er auch nicht so viel Glauben geschenkt, wie wir es uns erhofft haben", sagte Draco ernst und legte seinen Arm um Laura. "Ja, stimmt. Dein Vater ist zwar gemein, aber nicht dumm", gab sie wütend zu. Draco nickte grimmig. "Hoffentlich geht es Mariah und Harry gut", sagte Laura besorgt. "Sag mal ... läuft da was zwischen den beiden", fragte Draco neugierig. "Wie kommst du denn darauf?" "Bei einer Gegenfrage heißt es wohl 'ja'", sagte Draco mit Triumph. "Nein! Na ja ... sie haben sich am Ende des Weihnachtsballs geküsst, aber das ist nur ein Ausrutscher gewesen", sagte Laura überzeugt. Draco grinste spöttisch. "Und warum sind die beiden zusammen zum Weihnachtsball gegangen?", fragte er. "Weil sie sehr gute Freunde sind." "Hey, Weasley ist Potters bester Freund. Deswegen ist er auch nicht gleich mit dem zum Weihnachtsball gegangen." Bei dem Gedanken musste Laura leise lachen. Draco hatte ja doch Recht. So was konnte man einfach keine normale Freundschaft mehr nennen und genau das bereitete ihr Sorgen. "Mariah wird ihm auf jeden Fall klarmachen, dass ihr der Kuss nichts bedeutet hat", erzählte sie. "Ja, das wäre wohl das Beste. Wer weiß, wie Potter reagiert, wenn er erfährt, wer sie wirklich ist." Laura nickte wehmütig. "Sag mal, vorhin als dieser Dementor auf sie losgegangen ist ... Weißt du vielleicht, woran sie sich da erinnert hat?", fragte Draco. Laura senkte den Blick. "Ich glaube ... es ist in Ordnung, wenn ich es dir erzähle ... Du weißt doch bestimmt auch, dass Mariah bei den Reasons aufgewachsen ist? Jedenfalls ... hat Raven Reason sie brutal vergewaltigt, als sie gerademal sechs Jahre alt war", erzählte sie sehr leise. Draco sah sie entgeistert an. "Natürlich hat er es nicht nur bei diesem einen Mal belassen. Und nach einiger Zeit hat er sie auch noch an andere Todesser für eine bestimmte Geldsumme verliehen. Meine Mutter konnte sie nach einiger Zeit zwar vor diesen Schweinen verstecken, doch, dass Raven sich weiterhin an ihr verging, konnte sie leider nicht verhindern. Das letzte Mal ist zwar schon ein wenig her und Mariah versucht, es so gut wie es geht zu verdrängen, doch du hast ja vorhin gesehen, wie sehr es sie noch immer quält." "Kein Wunder, dass sie endlich aus diesem Wahnsinn raus wollte", murmelte Draco. Laura nickte wehmütig. "Glaubst du, dass die Lehrer uns schon suchen?", fragte sie. "Bestimmt. Wahrscheinlich keifen sich gerade McGonagall und Snape an, welche beiden von uns vieren Schuld daran sind, dass wir hier gelandet sind." "Apropos, woher wusstest du damals eigentlich, dass Snape mein Vater ist?", wollte Laura wissen. Damals, als Draco sie zum ersten mal darauf angesprochen hatte, war sie ihm mitten in der Nacht regelrecht auf der Flucht vor ihrem Vater in die Arme gelaufen und hatte wegen all der Aufregung gar nicht darauf geachtet. "Mein Vater hat mich ja erst im Oktober beauftragt, euch genauestens zu beobachten. Da hat er mir natürlich die wichtigsten Fakten über euch geschrieben. Aber schon vorher hatte ich so eine geringe Ahnung, dass du mit Snape verwandt bist. Du hast nämlich ganz genau diesen dunklen, einsamen, aber kämpferischen Blick wie er", erzählte Draco. Laura sah stumm vor sich hin. Ungefähr dies hatte Lucius damals auch zu ihr gesagt. "Ich hasse ihn. Er ist damals vor vierzehn Jahren einfach abgehauen und hat mich und meine Mutter bei den Todessern gelassen. Für mich ist es eine Beleidigung, mit ihm verwandt zu sein." Draco drückte sie sanft an sich. Auf einmal begann es zu schneien; und wie es schneite. "Na toll, jetzt schneit es auch noch!", maulte Draco und stand vorsichtig auf. Laura sagte nichts dazu. Irgendwie beruhigte der Schnee sie. "Am besten gehen wir endlich los. Bevor der Schnee unsere Spuren verdeckt, verfolgen wir sie zurück und suchen die beiden", schlug Draco vor. Laura stand ebenfalls auf. "Glaubst du, dass du nach dem Blutverlust lange laufen kannst?", fragte sie besorgt und stützte ihn. "Ich habe schon Schlimmeres überlebt", sagte er und legte seine Hand auf seine Brust. Laura sagte daraufhin nichts mehr und gemeinsam machten sie sich auf den Weg. *** "Hatschi!" "Gesundheit", sagte Mariah. "Danke." "Warum hast du dir auch keinen Winterumhang angezogen?" "Ich wollte doch nur schnell rausfinden, was Malfoy von euch beiden wollte. Dass ich in eine feuchte, kalte Erdgrube falle, habe ich nunmal nicht erwartet", schnaubte Harry. "Malfoy war nur da, um Elisha und mich ein wenig zu triezen. Mit dem wär ich auch allein fertiggeworden", behauptete Mariah. "Schon, aber ... ich habe mir halt Sorgen um dich gemacht", murmelte er und errötete leicht. Mariah sah ihn überrascht an. 'Oh nein! Lass ihn jetzt bitte nicht dieses Thema anschneiden! Bitte nicht!' "Mariah?", fragte Harry. "Ähm, ja?" "Was ... ist jetzt nun eigentlich mit uns? Ich meine ... wegen gestern?", fragte er und sah sie ernst, aber mit geröteten Wangen an. Mariah errötete heftig und sah zu Boden. Kurz schwieg sie ... doch dann... "Wenn ... du den Kuss meinst ... Der hatte für mich überhaupt keine Bedeutung", antwortete sie trocken. Wieder trat ein großes Schweigen ein. Harry sah sie ohne jede Emotion an. Doch im Inneren war gerade gegen seinen Willen eine Welt zusammengebrochen. 'Keine Bedeutung', dachte er. 'Keine Bedeutung.' "Aha", sagte er nur und wandte seinen Blick von ihr ab. "Verstehe mich bitte nicht falsch, Harry. Ich mag dich sehr, aber eben nur als guten Freund. Ich habe mich gestern nur darauf eingelassen, weil ich dich damit trösten wollte, denn du hast so fertig ausgesehen. Als du dann auch noch ... weitergehen wolltest, hatte ich Angst, dass du dir auf einmal Hoffnungen machst und deshalb habe ich mich so plötzlich von dir gelöst", sagte sie. Mariah wunderte sich, dass sich ihre eigenen Worte wie Dornen in ihr Herz bohrten, doch dies ignorierte sie verbissen. "T-tut mir Leid, falls ich dich sehr bedrängt habe", sagte Harry und nun war er es, der wieder rot wurde. "Ist schon gut. Also bleiben wir Freunde, ja?", fragte sie. Harry sah sie an, lächelte und nickte. Mariah war wirklich mehr als froh, dass Harry ihr das alles nicht so übel nahm. Trotzdem hatte sie ihm gegenüber immer noch ein schlechtes Gewissen. Sie selbst behauptete, sie beide wären Freunde. Aber log man einen Freund so an? Völlig unerwartet kam in ihr plötzlich das Bedürfnis hoch, ihm endlich die Wahrheit zu erzählen. Vielleicht würde er sie ja verstehen... "Harry?" "Ja?" "Ich ... ich muss dir unbedingt was sagen ..." "W-was denn?". fragte er uns sah sie mit so einem seltsamen Funkeln in den Augen an. "Ich ... also ... in Wirklichkeit ... bin ich ..." Sie und Harry erschraken, als sie plötzlich leise Stimmen wahrnahmen. Sie standen auf und horchten. "Wäre es vielleicht nicht doch besser gewesen, wenn wir in dieses Erdloch geklettert wären?", hörten sie von oben. "Das ist Elisha! ELISHA! WIR SIND HIER UNTEN!", rief Mariah. Kurz darauf sahen beide Laura beziehungsweise Elisha, die durch das Erdloch auf die beiden herabsah. "Ach, da seid ihr ja endlich. Was macht ihr denn da unten?" "Das erklär ich dir später, hilf uns hier bitte lieber schnell heraus!", bat Mariah. Laura nickte und sah sich um. Sofort entdeckte sie eine lange, lockere Efeugeranie, die um einen Baum drum rum wuchs. Draco prüfte, ob die Geranie auch wirklich fest genug war und gab Laura ein Zeichen. Sie zog vorsichtig an der Pflanze und ließ sie in die Höhle gleiten. "Klettert an der Geranie hoch!", rief sie. Mariah hielt sich als erste daran fest und kletterte vorsichtig daran hoch. Das war gar nicht so einfach, da ihre Wunde noch sehr schmerzte. Harry wartete unten, bis er auf einmal ein sehr bekanntes Klacken hinter sich hörte. Er drehte sich um und bemerkte, dass einige Spinnen gerade dabei waren, aus den Trümmern des Tunnels hervorzukriechen. "Beeil dich! Die Spinnen graben sich aus den Trümmern aus!", warnte Harry Mariah, die durch diese Worte eilig rauskletterte. Harry hatte es nun schwieriger, denn er musste mit nur einem Arm hochklettern, was auch Mariah bemerkte. "Harry, halt dich an der Geranie fest! Wir ziehen dich hoch!", rief sie. Harry nickte und packte mit seinem gesunden Arm hastig die Geranie. Mariah, Laura und Draco zogen ihn gerade noch rechtzeitig hoch, bevor eine der Spinnen Harrys Bein mit den gefährlich Giftklauen erreichte. Als Harry wieder an der frischen Luft war, atmete er laut auf vor Erschöpfung. Plötzlich kam dieses widerliche Klacken erneut näher und die vier begriffen, dass die Spinnen gerade versuchten, aus der Erdgrube herauszukrabbeln. Mariah richtete ihre Hand auf das Erdloch. "INCENDIO!", schrie sie. Eine riesige Feuerwalze flog aus ihrer Hand in die Höhle. Die Spinnen schrien und der Schnee über der Höhle schmolz dampfend dahin. "Los, lasst uns endlich aus diesem Wald verschwinden", sagte Mariah und so liefen sie gemeinsam los. Unterwegs erzählten sie sich gegenseitig, was sie währenddessen alles erlebt hatten. Natürlich wurden 'bestimmte Einzelheiten' ausgelassen. Sie irrten mehrere Stunden umher, da der Schneefall inzwischen noch stärker geworden war und ihre Spuren nun vollkommen verdeckt hatte. Langsam wurde es auch dunkel. "Ich habe irgendwie das Gefühl, dass wir im Kreis rumlaufen", meinte Laura nach einer Weile. "Ich auch. Wir haben uns vollkommen verirrt", sagte Mariah. "Pssst! Hört ihr das?", sagte Draco. Harry und die Mädchen lauschten. Ganz nahe hörten sie schwache Stimmen und dumpfe, laute Schritte. "Was ist das?", fragte Harry. "Auf jeden Fall etwas Großes. Kommt, verstecken wir uns hier im Gebüsch", flüsterte Draco und setzte sich mit den anderen in einem mittelhohen Busch. Draco und Harry zückten langsam ihre Zauberstäbe. Mariah und Laura hoben ihre Hände auf Brusthöhe an. Auf einmal hörten sie, wie jemand auf sie zukam. Nervös, machten sich die vier zum Angriff bereit. Plötzlich wurden über ihnen die Zweige weggeschlagen und blitzschnell streckten sie ihre Zauberstäbe beziehungsweise Hände nach oben. Über ihnen stand, mit gezücktem leuchtenen Zauberstab, Professor Snape. Überrascht, starrten er und die vier Schüler sich gegenseitig an. "Ist ja furchtbar, was hier alles rumspukt", entfiel es Laura. Von den anderen ertönte ein Prusten. "Fünf Punkte Abzug für Ihren ach so lustigen Witz, Miss Blaine", schnarrte Snape, der sich von seiner Überraschung bereits erholt hatte. Laura starrte ihn herausfordernd an. "Los, aufstehen!", fuhr er die vier an. Sie standen ruckartig auf, denn keiner hatte große Lust, ebenfalls Punkte abgezogen zu bekommen. Snape streckte seinen Zauberstab in die Höhe, aus dem nun grüne Funken zum Himmel flogen. Nach wenigen Sekunden ertönten diese seltsamen dumpfen Schritte wieder. Harry und die anderen sahen Snape misstrauisch an. Jeder dachte in diesem Moment dasselbe. Lockte Snape vielleicht irgendwelche Monster, vielleicht sogar Todesser gerade zu ihnen? Kurz darauf kamen jedoch auf einmal Professor Dumbledore, Remus Lupin, Sirius in seiner Hundeform und Hagrid zwischen den riesigen Bäumen hervor. Von ihm waren also diese lauten Schritte gewesen. "Ach, hier haben wir euch endlich", brummte Hagrid glücklich. "Ihr wurdet ja ganz schön zugerichtet", stellte Remus fest. "Ach was, sind nur ein paar Kratzer", sagte Harry abwimmelnd. "Ja", bestätigte Draco ironisch mit einem Husten. "Könnten wir nach dieser Tätschelei mal wieder zurückgehen?", sagte Snape genervt. "Natürlich, Severus. Kommt, gehen wir", bat Dumbledore. *** Nachdem sie alle wieder im Schloss waren, wurden Harry, Mariah, Laura und Draco erstmal in den Krankenflügel verdonnert. Harry hatte sich tatsächlich den Arm gebrochen und eine leichte Unterkühlung, Dracos Pulsschlagadern waren leicht betroffen, Mariah hatte zum Glück nur eine Fleischwunde und Laura war mit mehreren Kratzern davongekommen. Madam Pomfrey heilte sie alle innerhalb weniger Minuten. Danach mussten sie sich einer ausführlichen Befragung Dumbledores unterziehen. Natürlich wurden wieder 'bestimmte Einzelheiten' ausgelassen. Snape, Remus, Sirius und Hagrid waren ebenfalls dabei. Als Mariah und Harry von den Spinnen erzählten, senkte Hagrid schuldbewusst den Blick, was die anderen Lehrer zum Glück nicht bemerkten. Nach einer halben Stunde waren die vier Schüler mit ihrer Erzählung fertig. "Wieso haben Sie denn keine Funken zum Himmel geschossen? So hätten wir Sie spielend gefunden", fragte Snape sie, als ob sie nichts im Kopf hätten. "Auf die Idee sind wir auch gekommen, Professor. Wir wollten nur nicht riskieren, dass diese widerlichen Dementoren uns schon wieder auf die Pelle rücken", sagte Harry mit einem Ton der übermenschlichen Beherrschung. Snape schnaubte verächtlich. "Sie beherrschen doch den Patronus, oder, Mr. Potter? Damit hätten Sie die Dementoren doch vertreiben können", sagte er mit gespielt überzeugter Stimme. Harry wandte einfach seinen Blick von seinem Zaubertranklehrer ab. Er und die anderen hatten vorhin lang und breit erklärt, dass der Hirschpatronus gegen so viele Dementoren keine Chance gehabt hatte. Er hatte keine Lust, sich für diesen arroganten Schleimbeutel zu wiederholen. Snape wollte ihn gerade wieder gegen den Kopf stoßen, als plötzlich die Krankenflügeltür mit einem lauten Knall aufsprang. In der Tür standen Hermione, Ron und Ginny. Gerade wollte Snape sie auffordern, draußen zu bleiben, doch schon waren die drei bei Harry und Mariah. "Gott, Harry, wir haben auf Kohlen gesessen, als wir dich nirgends im Schloss gefunden haben! 'Ich habe was in der Großen Halle vergessen.' Also wirklich!", sagte Ron kopfschüttelnd. "Ron", sagte Harry genervt. Auf solche Moralpredigten hatte er jetzt nun wirklich keine Lust. Schon gar nicht von seinem besten Freund und auch noch vor den anderen. "Was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht, euch im Verbotenen Wald herumzutreiben?! Und auch noch um diese Tageszeit!", fuhr Hermione die beiden an. "Hermione", sagte Harry, dem gerade beinahe rausgerutscht wäre, dass sie schon wie Professor McGonagall quatschte. "Wir hatten solche Angst, dass es euch ebenfalls erwischt hat", sagte Ginny, die den Tränen nahe war. Harry, Mariah, Laura und Draco sahen sie irritiert an. "Was meinst du mit 'ebenfalls'?", wollte Mariah wissen. Nun schauten Hermione, Ron und Ginny sehr verwundert aus. "Ihr ... wisst es noch gar nicht?", fragte Ron. Harry und die anderen sahen ihn immer noch fragend an. "Damit wollte ich eigentlich gerade anfangen", sagte Dumbledore betrübt. Die vier Unwissenden sahen ihn erwartungsvoll an. "Außer Ihnen war noch jemand während des Angriffes draußen ... Und wurde von den Dementoren ... geküsst", flüsterte er deutlich. Harrys Blick spiegelte blankes Entsetzen. Auch Mariah, Laura und Draco waren sprachlos. "Wer?", fragte Harry. "Ein Mädchen aus Ravenclaw", antwortete der Schuldirektor, dem man die Trauer gut ansah. Harrys Körper erstarrte nun vollkommen. Ravenclaw? Doch nicht etwa... "Hallo?" Alle drehten sich zum Eingang, wo Cho Chang stand. Harry atmete auf. Gerade hatte ihn die kalte Angst ergriffen, dass sie das Mädchen gewesen sein könnte. "Sind alle gesund zurück?", fragte Cho und trat ein. Professor Dumbledore nickte. "Zeige ihnen bitte das Opfer", bat er sie traurig. Cho, zuerst überrascht, nickte. Sie ging an den Leuten vorbei und kam vor dem letzten Bett im Krankenflügel an. Erst jetzt bemerkte Harry, dass bei diesem Bett der Vorhang zugezogen war. Eine Gänsehaut überkam ihn. Cho drehte sich um und winkte ihn, Mariah, Laura und Draco zu sich. Diese gingen widerwillig zu ihr. Cho zog den Vorhang zur Seite und Harry schreckte leicht zurück. Auf dem Bett lag ein kleines Mädchen mit lockigen, blonden Haaren, das ihm irgendwie bekannt vorkam. Ihre Haut war leichenblass und ihre Augen waren leicht geöffnet, leer und dunkel. "Magret Abdulla, erste Klasse", sagte Cho. Jetzt fielen Harry und den anderen förmlich die Schuppen von den Augen. Dieses Mädchen war die Erste gewesen, die sich am Anfang des Schuljahres den Sprechenden Hut aufgesetzt hatte. "Bevor sie heute nach Hause fahren würde, wollte sie draußen gerne noch etwas spazieren gehen. Sie liebte die Ländereien von Hogwarts sehr", erzählte Cho, wobei Tränen in ihren Augen glänzten. Plötzlich spürte Harry eine Hand, die seinen Arm krampfartig festhielt. Er drehte sich zur Seite und bemerkte, dass diese Hand Mariah gehörte. "Harry ... Das ist dieses Mädchen, was ich im Wald schreien hörte", sagte sie. Die anderen sahen sie fragend an. "Kurz nachdem wir in den Wald gerannt sind, habe ich jemanden schreien hören", erklärte Mariah geistesabwesend. Ihr war auf einmal sehr schlecht bei der Vorstellung. Wahrscheinlich hätten sie und Harry dieses Mädchen retten können. "Was wird jetzt mit ihr geschehen?", fragte Laura. "Ihre Seele kann nie wieder zurückgeholt werden. Professor Snape wird einen Trank zubereiten, der sie langsam in dieser Nacht sterben lässt. Für sie wird der Tod eine Erlösung sein. Ihre Eltern kommen morgen vorbei, um ihre Leiche abzuholen", antwortete Cho leise. Daraufhin sagte keiner ein Wort mehr. Mit trauernden Herzen sahen sie auf das kleine Mädchen und Harry, Mariah, Laura und Draco spürten, dass mit dieser armen Seele auch ein großes Stück Hoffnung auf Frieden verloren gegangen war. *** Harry lag in seinem Bett und sah stumm vor sich hin. Die anderen Jungs in seinem Schlafsaal waren bereits eingeschlafen. Durch den Dementorenangriff war die Heimreise nämlich abgesagt und auf den nächsten Tag verlegt worden. Ron war ebenfalls noch wach. Ihm und Hermione hatte Harry vor dem Schlafengehen noch lange erzählt, was im Verbotenen Wald passiert war. Er hatte aber behauptet, dass er, nachdem er aus der Großen Halle gegangen war, die Dementoren vom Fenster aus gesehen hatte. Aus Sorge um Mariah und Elisha wär er daraufhin rausgerannt. "Harry?", fragte Ron, der zu Harrys Bett rüber geschlichen war. "Hm?" "Willst du mir nicht endlich erzählen, was da zwischen dir und Mariah passiert ist, bevor ich gestern Abend in den Gemeinschaftsraum kam?" "Da gibt's nichts zu erzählen, Ron", sagte Harry genervt. Warum musste Ron jetzt ausgerechnet mit dem Thema anfangen? "Verkohl mich nicht, ich merke doch, dass da irgendwas im Busch ist. Zum Beispiel warst du heute morgen so schroff, wenn ich ihren Namen erwähnt habe. Außerdem bist du knallrot geworden, als du sie heute Morgen gesehen hast. Also? Hast du mir nun wirklich nichts zu erzählen?", hakte Ron begierig nach. Harry stöhnte genervt und beschloss nachzugeben. Ron setzte sich am Fußende von Harrys Bett und zog den Vorhang zu. Harry legte rasch einen Stillezauber um sein Bett, damit die beiden nicht mehr zu hören waren. Harry erzählte Ron nun alles. Von dem Kuss, von seinen ständigen Gedanken über Mariah und von dem Gespräch in der Erdgrube. Ron bekam währenddessen Telleraugen. Er hatte ja manches erwartet, aber das echt nicht. Nach einer halben Stunde war Harry fertig. "Und? Was wirst du jetzt tun?", fragte Ron ihn ernst. "Was soll ich schon tun? Mariah und ich bleiben ganz normale Freunde und werden über diesen Ausrutscher hinwegsehen", antwortete er trocken. "Willst du das denn?" "... Ich weiß es einfach nicht. Es hat sich ... so richtig angefühlt. Außerdem hat es mir sehr gefallen, ihr so nahe zu sein. Umso mehr hat es geschmerzt, als sie zu mir sagte, es hätte ihr nichts bedeutet." Ron sah ihn mitleidig an. "Tja, wenn du so fühlst ... hast du dich wohl in sie verliebt", flüsterte er leise aber verständlich. Harrys Kopf drehte sich ruckartig zu dem Rotschopf. Er wusste nicht, warum, aber in diesem Augenblick war er nicht mehr fähig, etwas zu sagen. Ron grinste und stand auf. "Gute Nacht", sagte er und ging zu seinem Bett zurück. Harry legte sich immer noch völlig verdattert hin. Lange schweiften seine Gedanken immer wieder zu nur einer Person. Harry begriff es endlich und ließ dieses Gefühl zu. Er hatte sich in Mariah verliebt. ******************************************************** Endlich ist das gesamte Kapitel fertig! Es ist bis jetzt mein längstes. Ganze 66,9 KB (letztes größtes war 54,7 KB). Das ungefähre Handlungsschema ist mir eingefallen, als ich auf dem Weg zu einer Freundin war. Ich wette, die meisten haben sich gar nicht an das Mädchen erinnert, das angegriffen wurde *hihi*. WARNUNG: Das nächste Chap wird wahrscheinlich ein Adultkapitel werden. Verzeiht mir bitte, falls wieder einige Rechtschreibfehler dabei sein sollten. Ich freu mich schon auf eure Kommis! Vergesst bitte nicht, eure Lieblingsszenen zu erwähnen. Kuss, eure Maru^-°! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)