Crack!Pairing Bingo von Calafinwe ================================================================================ Kapitel 2: Des Kaisers neuer Hexer [Emhyr var Emreis & Lambert] --------------------------------------------------------------- Warum hatte er Geralt von Riva nur gesagt, ihn nie wieder sehen zu wollen? Jetzt hatte Emhyr das Problem, sich mit diesem Dreikäsehoch von einem Hexer herumschlagen zu müssen. Lambert! Wie sehr er Geralt doch vermisste. Aber seine Späher hatten ihn einfach nicht ausfindig machen können. Und dieser Lambert gab vor, nicht zu wissen, wo Geralt ist. Obwohl er von der selben Hexer-Schule kam. „Pah!“ Emhyr konnte sich noch sehr gut an sein erstes Treffen mit Lambert erinnern.  Es war einige Monate, nachdem sie gegen die Elfen der Wilden Jagd gekämpft hatten, die seiner Tochter Cirilla zu Leibe rückten. Nie hätte sich der Kaiser erträumt, einmal Seite an Seite mit Skelligern zu kämpfen. Der Friede hatte nur solange gedauert, als die Wilde Jagd besiegt war. Danach waren die beiden verfeindeten Reiche wieder mit der üblichen Inbrunst aufeinander losgegangen. Auf dem Festland sah es für Nilfgaard nicht besser aus. Novigrad, die größte Stadt der nördlichen Königreiche, war unter die Fittiche des Redanischen Adlers gekrochen. Und Radovid V., seines Zeichens König von Redanien, wurde nicht müde, der nilfgaarder Armee mit seinen zahlenmäßig eigentlich unterlegenen Truppen so sehr zuzusetzen, dass sich die Nilfgaarder bis nach Wyzima zurückziehen mussten. Derzeit bereiteten Emhyrs Männer den Abzug aus der früheren Hauptstadt Temeriens vor. In dieses Chaos hinein war Lambert geplatzt, den seine Späher als Hexer der Wolfschule identifiziert hatten und ihn daraufhin nach Wyzima eskortierten. Emhyr brummte genüsslich. Sein Kammerdiener, Mererid, hätte einiges dazu zu sagen gehabt. Aber der Kaiser war mit seinen Gedanken allein. Er hatte sie alle hinausgescheucht, nachdem ihm ein Bote vom Nahen Lamberts berichtet hatte. Eigentlich wäre es die Aufgabe von Vattier de Rideaux gewesen, Hexern Aufträge zu erteilen. Aber bei ganz besonderen Aufträgen musste der Kaiser mit den Mutanten selbst reden, um jeden Zweifel an der erteilten Aufgabe von vornherein auszuschließen. Und weil nicht jeder über seine Aufträge Bescheid zu wissen hatte. Emhyr wetzte auf seinem Stuhl herum. Seit Tagen schlief er schlecht, was er seiner politischen Lage zuschrieb. Die Opposition wollte ihm seit jeher ans Leder. Und jetzt, da seine Truppen nicht mehr jede Schlacht für sich entschieden, sahen sie ihre Chance gekommen. Der erste Attentatsversuch war zum Glück fehlgeschlagen. Doch der Nächste würde nicht lange auf sich warten lassen. Jemand klopfte an die schwere Eichentür. Sie wurde von außen geöffnet und herein kam Mererid, gefolgt von dem Hexer. Sein Kammerdiener kündigte ihn überflüssigerweise an, und gab ihm unmissverständlich zu verstehen, dass er sich jetzt zu verbeugen habe. Doch Lambert tat nichts dergleichen. Statt wenigstens ehrerbietig den Kopf zu senken, verschränkte er nur die Arme und sah Emhyr unverwandt ins Gesicht. Wie schon bei ihrem ersten Treffen. Geralt hatte seinerzeit wenigstens den Anstand gehabt, den Blick des Kaisers entsprechend ehrfürchtig zu erwidern. Auch wenn er sich ebenfalls nicht verbeugt hatte. „Du kannst gehen, Mererid.“ Der Kaiser glaubte, so etwas wie ein Fluchen zu hören, ehe sich die Tür hinter dem Kammerdiener schloss. Emhyr musterte den Hexer vor sich. Inzwischen hatte er sich an dessen jugendhaftes Aussehen gewöhnt. „Was gibt es?“, fragte Emhyr den Hexer. „Ich hab, was du wolltest.“ Emhyrs Augenbrauen zuckten verräterisch. Der Kaiser verfluchte sich innerlich dafür, dass er sich nicht besser unter Kontrolle hatte. Der Hexer ließ sich nicht anmerken, ob er die Gefühlsregung bemerkt hatte. Langsam erhob sich Emhyr. „Darf ich sie sehen?“ Es war eine Aufforderung. „Du kannst mit mir drum spielen!“, entgegnete Lambert. Der Hexer verschränkte die Arme und sah den Kaiser gelangweilt an. „Das war so nicht abgemacht“, belehrte Emhyr ihn. „Wir hatten Gold für die Karte vereinbart, und ...“ „Ich hab’s mir anders überlegt.“ Der Kaiser sah sein Gegenüber an. Die Falten auf seiner Stirn vertieften sich merklich. „Ich zerreiß‘ die Karte schneller, als deine Wachen hier aufkreuzen ...“ Der Hexer war nicht dumm, wie Emhyr feststellen musste. „Also gut“, meinte er genervt. „Ich lass mir nur schnell von Mererid meine Karten bringen, dann können wir loslegen. Aber erwarte nicht, dass du dann noch Gold als Belohnung bekommst.“ „Gut!“ Lambert schien aus irgendeinem unerfindlichen Grund trotzdem erfreut zu sein. Emhyr ging an ihm vorbei zur Tür, um nach seinem Kammerdiener rufen zu lassen. ~ Eine halbe Stunde später saßen Kaiser und Hexer an dem wuchtigen Eichentisch, zwischen sich verschiedene Spielkarten ausgelegt. „Du Lump!“, kommentierte Emhyr verärgert. Nachdem er die erste Runde klar für sich entschieden hatte, war es Lambert gelungen, die zweite Runde zu gewinnen. Die Dritte würde nun alles entscheiden. Emhyr verfluchte sich innerlich, seine Karten kaum zu bespielen. Er sammelte sie mehrheitlich nur. Als er erfahren hatte, dass es eine Karte seiner Tochter Cirilla gab, nur eine einzige, musste er sie unbedingt haben. Doch dieser Hexer hat ihn zum Spielen gedrängt und er, der sonst immer als weiße Flamme über die Grabhügel seiner Feinde tanzte, war in die Falle getappt. Lambert spielte sein Scoia’tael-Deck mit den Elfen und Zwergen und sonstigen Anderlingen gerissen gut. Nachdem Emhyr in der vorherigen Runde gepasst hatte, in dem Glauben, genügend Punkte zu haben und mit Nebel die Fernkampfkarten seines Gegners ausgeschaltet zu haben, hatte dieser die Fähigkeit seiner Anführerin eingesetzt. Womit die Fernkampfeinheiten zu Nahkampfeinheiten wurden und Lambert mehr Punkte und damit den Sieg der Runde einbrachten. Jeder von ihnen hatte nur noch drei Karten in der Hand. Emhyr beglückwünschte sich innerlich dafür, alle seine Spione rein gepackt zu haben. Vattier de Rideaux würde ihm zwei neue Handkarten von seinem Nachziehstapel bescheren. Dummerweise würde sie Lambert auch vier Punkte einbringen und Emhyr hatte nur noch eine Regen-Karte, um Artillerie zu schwächen und die Letho von Guleta Karte, die ihm selbst zehn Punkte bringen würde. Jetzt konnte er nur noch hoffen, keine Schrottkarten auf die Hand zu bekommen. „Also, Hosen runter, Kaiser!“, forderte Lambert. Der Kaiser sah ihn empört an. Am liebsten hätte er ihn erwürgt. Mit bloßen Händen. Emhyr bezweifelte aber, dass er weit kommen würde, weshalb er es bei einer mündlichen Ermahnung beließ. Vorerst. „Ich muss doch sehr bitten! Mäßige dich in deiner Ausdrucksweise, Hexer!“ „Du bist dran!“ Emhyr spielte den Spion und verkniff sich ein Grinsen. Neben einem jungen Gesandten mit fünf Punkten bekam er Morvran Voorhis. Letztere brachte ihm wie die Letho Karte zehn Punkte. Außerdem waren beide nicht von schlechtem Wetter betroffen. Lambert konnte also Eiseskälte oder Regen ausspielen, so viel er wollte. Lediglich der junge Gesandte würde bei Eiseskälte von fünf auf einen Punkt heruntergestuft werden. „Nett ...“, kommentierte der Hexer. Täuschte sich der Kaiser oder hörte er da so etwas wie Unsicherheit bei seinem Gegner? Er ließ sich nichts anmerken und wartete Lamberts nächsten Zug ab. Dieser entschied sich etwas theatralisch für eine Karte und legte sie auf den Tisch. „15 Punkte!!“, rief Emhyr und sprang von seinem Platz auf. Ungläubig starrte er auf die Karte. Lamberts süffisantes Grinsen entging ihm. Emhyr sah noch mal genauer hin. „Geralt von Riva?! 15 Punkte? Soll das ein Witz sein?“, entrüstete er sich weiter. „Nein“, erwiderte der Hexer gelassen. „Die Karte von Ciri bringt genauso viele Punkte, wenn du es genau wissen willst.“ „Und warum hast du die nicht gespielt?“ Emhyr setzte sich wieder. „Hättest du dann anders reagiert?“ Der Kaiser antwortete nicht darauf. Stattdessen sah er sich seine Karten an und war sich nun gar nicht mehr so sicher, ob er die letzte Runde gewinnen würde. Insgesamt hatte Lambert jetzt 19 Punkte. Emhyr würde mit all seinen Karten nur auf 25 kommen und Lambert hatte noch zwei in petto. Wie viele davon Einheiten-Karten waren, konnte er nicht wissen. Alles hing davon ab, wie viele Sonderkarten Lambert in sein Deck gemischt hatte, die ihm keine Punkte einbrachten und ob er davon welche auf der Hand hatte.  Der Hexer lehnte sich entspannt zurück. Emhyr spielte Morvran Voorhis aus. Der Hexer lehnte sich wieder nach vorne und pfiff anerkennend. „Nicht schlecht, das ist deine erste Helden-Karte, die du spielst.“ Lambert zog eine Karte und legte Gaunter O’Dimm auf die Reihe für die Artillerie-Karten. Emhyr beugte sich interessiert nach vorne.  „Eine Musterungskarte?“ „Natürlich!“ Der Kaiser sah seinem Gegner dabei zu, wie er seinen Nachziehstapel-Stapel durchsuchte und eine weitere Karte zu Tage förderte. ‚Gaunter O’Dimm: Finsternis‘ stand auf ihr und Lambert legte sie zu den Fernkampfeinheiten. Sechs weitere Punkte für den Hexer, womit er jetzt bei 25 war. Emhyr überlegte nicht lange und spielte Letho von Guleta. „Oh, du holst noch auf!“ „Spar dir dein Grinsen und zieh die nächste Karte!“ Lambert hatte noch zwei und legte eine Schön-Wetter-Karte auf den Tisch. Anscheinend hatte er nur noch Schrott-Karten. Siegessicher zog der Kaiser seinen jungen Gesandten und legte ihn auf den Tisch.  „Ich passe!“, meinte er dann. Damit hatte er alles gegeben, was er hatte und war nun gleichauf mit dem Hexer. Beide hatten sie 25 Punkte. Emhyr würde die Runde also gewinnen, denn bei Gleichstand gewann ein Nilfgaard-Deck, wenn der Gegner mit einer anderen Fraktion spielte. Er hätte zwar die Regen-Karte spielen können, die jede Artillerie-Karte auf einen Punkt herunter stufte, doch ob Lambert nun mit 24 Punkten verlor oder mit 25 war ihm im Grunde egal. Endlich sah der Hexer einmal angemessen besorgt aus. Wie Emhyr es sich gedacht hatte, seine letzte Karte war nur irgendeine unbedeutende Wetterkarte, die ihm nichts brachte. Lambert spielte sie. Und legte sie auf den Platz des Spions Vattier de Rideaux. Diesen nahm er auf die Hand und spielte ihn umgehend aus. „Du Arsch!“, entfuhr es dem Kaiser. Lambert hatte eine Finte gespielt und sich mit ihrer Hilfe des Spions bemächtigt, den Emhyr zuvor gegen ihn verwendet hatte. Der Hexer lag nun um acht Punkte zurück. Lambert ignorierte Emhyrs Gefühlsausbruch und zog zwei Karten vom Nachziehstapel. „Knappe Sache“, kommentierte er und legte die nächste Karte auf den Tisch. Ida Emean aep Sivney. Eine Fernkampfkarte, die Lambert sechs Punkte brachte. Damit schmolz Emhyrs Punktvorsprung gefährlich zusammen. Als Nächstes spielte der Hexer den Zwergen-Scharmützler. Emhyr sprang von seinem Sessel auf, als Lambert wieder zum Nachziehstapel griff und die restlichen Karten heraussuchte, die durch die Musterungskarte hinzukamen, die er zuletzt gespielt hatte. „Ist das denn zu glauben?! Du Betrüger!!“ Der Kaiser war kurz davor, Schaum vor dem Mund zu bekommen. Lambert seinerseits war ebenfalls aufgestanden. „Ah ah ah ah ah!“, mahnte er mit erhobenem Zeigefinger. „Sei still oder ich zerreiß die Ciri-Karte gleich hier und jetzt!“ Emhyr starrte ihn wutentbrannt an, setzte sich nach einem Augenblick aber wieder. Er hatte verloren, nach allen Regeln der Kunst, die dieses vermaledeite Kartenspiel zuließ. „Damit wär es wohl entschieden, ich behalte die Ciri-Karte“, meinte Lambert. Wenigstens hatte der Hexer einen neutralen Gesichtsausdruck angenommen. Hätte er gegrinst, Emhyr hätte die Wachen gerufen, Ciri-Karte hin oder her. „Und was willst du?“, frage er lapidar. „Die Karte behalten, natürlich!“ Emhyr sah Lambert verdrießlich an. „Du gewährst mir keine Revanche?“, fragte er hoffnungsvoll. Der Hexer sah ihn nachdenklich an. „Vorerst nicht, nein. Vielleicht, wenn ich das nächste Mal in der Gegend bin.“ „Und wann wird das sein?“ „Weiß noch nicht, vielleicht in einem halben Jahr.“ Emhyr sagte nichts. Der Hexer musste nicht wissen, dass Wyzima in einem halben Jahr zu Redanien gehören würde. Lambert würde es früh genug erfahren. „Darf ich sie wenigstens einmal sehen?“, fragte er stattdessen. Der Hexer sammelte seine Spielkarten ein. „Nein“, antwortete er, ohne Emhyr anzuschauen. „Ich hab noch einen Termin in der Stadt, zu dem ich nicht zu spät kommen will.“ „Verstehe ...“ Der Kaiser sah dem Hexer nach, der mit schnellen Schritten zur Tür eilte und dahinter verschwand. ~ Lambert lachte sich ins Fäustchen. Er freute sich darauf, Geralt unter die Nase zu reiben, dass er den Kaiser von Nilfgaard genarrt hatte. Dem Hexer war es ein Leichtes gewesen, die Spione, die Emhyr ihm hinterhergeschickt hatte, in Wyzima abzuhängen. Danach hatte er die Stadt verlassen und die Ruine eines Bauernhofs aufgesucht, wo er sein Pferd versteckt hatte. Jetzt ritt er gemächlich in Richtung Ellander und grinste dümmlich vor sich hin. Natürlich hatte er die Ciri-Karte nie gehabt. Als Lambert herausgefunden hatte, dass Geralt die Karte besaß, hatte er es nicht übers Herz gebracht, mit seinem Freund und Hexer-Kollegen um sie zu spielen. Nur weil der Kaiser von Nilfgaard die Karte haben wollte. Geralt war für Ciri viel mehr wie ein Vater. Die junge Frau würde den Kaiser, ihren Erzeuger, nie als ihren Vater ansehen. Zumal Emhyr auch überhaupt keine Ahnung hatte, wer seine Tochter überhaupt war. Das hatte ihm dieses lächerliche Gemälde von Ciri als Kind in einem seidenen, rosafarbenen Rüschenkleid, das in Emhyrs Empfangszimmer hing, bewiesen. Zufrieden mit sich selbst ritt der Hexer dem Sonnenuntergang entgegen.   ~ ENDE ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)