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Alles was bleibt

[Wieder|holen] | ⚠️ Spoiler für Apollo 3!
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Wichtig! In dieser Fanfiction werden wichtige Inhalte aus Die Abenteuer des Apollo - Das brennende Labyrinth aufgegriffen. Wenn du das Buch noch nicht gelesen hast und dich nicht spoilern möchtest, dann bitte ich darum, das Kapitel zu schließen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es waren eigentlich nur drei Kapitel für diese Fanfiction geplant, aber das letzte wurde doch etwas zu voll und mir schien es so, dass die Geschehnisse dadurch an Gewicht verloren. Daher habe ich mich dazu entschieden, das Kapitel noch einmal aufzuteilen.
Keine Sorge! Bei vier Kapiteln wird es bleiben. :) Und die Hälfte vom Letzten steht auch schon. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Und hier gleich das letzte Kapitel. Da es schon zur Hälfte fertig war, als ich das Dritte aufteilte, ging es jetzt ganz schnell. :) Komplett anzeigen

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Er ist fort

Es war Nachmittag als sich alle Bewohner von Camp Half-Blood am großen Lagerfeuer versammelten. Waren es am Vormittag noch milde Temperaturen, während die Erdbeerfelder im Sonnenschein badeten, hatte inzwischen der Wind aufgefrischt und dicke dunkle Wolken bahnten sich über den Horizont heran. Allmählich verdeckten sie die Sonne und tauchten das Camp in einen grauen Schleier.

Passend, wie Nico fand. Sicher war das die Absicht von Zeus.

Ein Leichentuch wurde gebracht – himmelblau wie seine Augen und golden bestickt mit einem Adler. Aus den Wolken ertönte ein Grollen, als das Tuch den Flammen übergeben wurde. Es verbrannte und ein elektrisierendes Knistern lag in der Luft.

Nicos Brust zog sich schmerzhaft zusammen, sodass ihm das Atmen schwerfiel. Zu wissen, dass er fort war, doch das Gefühl, ihn um sich zu haben, glich einer Tortur. Nach den letzten Tagen hatte er geglaubt, zu erschöpft zu sein, um weiter zu trauern.

Erst in der Nacht war er aus Camp Jupiter zurückgekehrt, nachdem er dort die Bestattung von Jasons Leichnam betreut hatte. Er war kein römischer Halbgott und nie Teil der Legion gewesen, trotzdem hatte er darauf bestanden diese Aufgabe zu übernehmen. Es ließ ihm keine Ruhe und Reynas Herz war weicher als sein Sturschädel.

»Du übernimmst dich«, sagte sie zu ihm vor seinem Abschied.

Sie standen allein am Caldecott-Tunnel.

Wie immer, wenn Nico sie traf, trug sie ihre Rüstung mit violettem Umhang, die sie als Praetorin der zwölften Legion auszeichnete, und bewahrte Haltung. Normalerweise war ihre stoische Miene schwer zu deuten, doch dieser Tage war ihr Gesicht von Kampf und Verlust gezeichnet. Ihre Augen waren matt, Schatten zeichneten sich auf ihrer Haut ab und ihre Wangen wirkten eingefallen, wodurch ihre Wangenknochen noch stärker hervorgehoben wurden. Wer sie weniger kannte, würde befürchten, sie könnte zerbrechen, aber so anmaßend würde Nico nie sein. Reyna war zäh.

Von jedem anderen hätten ihre Worte bei Nico zu einem Schnalzen der Zunge geführt. Er wurde gerne von seinen Mitmenschen unterschätzt. Reyna würde das nie und ihre Sorge war aufrichtig. Ihm blieb nichts außer hilflos die Schultern hochzuziehen.

Sie seufzte ergeben und legte die Hand auf seinen Arm. »Pass bitte auf dich auf, Nico.«

Er brachte kein Wort zustande und begnügte sich mit einem schwachen Nicken.

Behutsam zog sie ihm am Arm zu sich und drückte ihn. Es war ein seltener Moment, in dem Nico eine Umarmung zuließ und Reyna ihre weichere Seite offenlegte.

»Ich versuch’s«, murmelte er gegen ihre Schulter. Mehr konnte er nicht versprechen, wenn er kein Lügner sein wollte.

Nachdem er zurück in Camp Half-Blood war, warteten bereits die Vorbereitungen für die hiesige Bestattung. Jason war in beiden Camps geachtet, weshalb Chiron entschieden hatten, dass zu Ehren des Jupitersohnes auch im griechischen Lager ein Leichentuch verbrannt werden sollte.

Seit Nico fest im Camp lebte, gehörte die ordnungsgemäße Durchführung der Bestattungsriten zu seinen Aufgaben. Er hatte sie sich ausgesucht und kümmerte sich zuverlässig darum. Bisher hatte niemand ihm diese Aufgabe abnehmen wollen, doch als es um Jason ging, ertönten zum ersten Mal zweifelnde Stimmen.

»Ihr wart Freunde«, war die Begründung. »Du solltest dich nicht damit quälen.«

Nico wusste, dass man mitfühlend sein wollte, aber es machte ihn wütend. Keiner konnte verstehen, dass er das machen musste. Für sich.

Die letzte Faser war verbrannt und das Feuer wog gleichmäßig im Wind. Es wirkte friedlich.

Zum ersten Mal ließ Nico seinen Blick über die anwesenden Camper schweifen. Die meisten von ihnen kannten Jason aus der Zeit als die Argo II gebaut wurde. Ein halbes Jahr hatten sie mit dem römischen Halbgott zusammen trainiert, gegessen, Lagerfeuerlieder gesungen. Es fiel ihm nicht schwer, sich vorzustellen, dass Jason mit vielen von ihnen mindestens eine lose Freundschaft verband.

Er war jemand, der sich immer um andere bemühte – auch um die Götter. Trotz dass er zu den sieben Halbgöttern zählte, die Gaia besiegten, blieb er bescheiden und gönnte sich selbst keine Pause. Nico erinnerte sich an ihr Gespräch über die Schreine und seine Motivation, dass er vorbeugen wollte, damit kein Halbgott mehr zum Spielball einer verdrossenen Gottheit würde. Und während er an diesen Plänen arbeitete, begab er sich auf die Suche nach Leo, an dessen Tod er nicht glaubte.

Leo lebte, aber er und Jason hatten sich nicht mehr getroffen.

Auf seiner Zunge bildete sich der bittere Geschmack von Eisen. Das ist nicht fair.

Die Wolkendecke zog sich dicht zu, sodass kein Sonnenstrahl mehr hindurch kam. Lediglich das Lagerfeuer und ein paar Laternen spendeten weiterhin Licht. Die Aussicht auf einen Wolkenbruch trieb die Camper dazu an, das Lagerfeuer zu verlassen und einen geschützteren Ort aufzusuchen.

Als sich die Reihen immer weiter lichteten und das Feuer zu einer Glut zusammenschrumpfte, wandte sich schließlich auch Nico ab. Je weiter er sich vom Lager entfernte, desto schwächer wurde das Ziehen in seiner Brust. An seine Stelle trat ein stetiges dumpfes Pochen, von dem er wusste, dass es ihn länger begleiten würde. Er fühlte diesen Schmerz nicht zum ersten Mal.

In der Hades-Hütte begrüßten ihn Dunkelheit und Stille. Selbst der grüne Schein der Fackeln wurde von den Wänden aus massiven Obsidian verschluckt. Nach wie vor war er der einzige Bewohner, wenn Hazel nicht gerade aus Camp Jupiter zu Besuch war. Inzwischen machte er sich wenig Gedanken darüber, aber dieses Mal wusste er nicht, ob ihn das Fehlen von Gesellschaft freuen oder traurig stimmen sollte.

Es fiel ihm leicht, sich in der Hütte zu orientieren, und so fand er ohne anecken und Umwege zu seinem Bett. Darauf lag sein gepackter Rucksack, den er nach seiner Rückkehr bloß abgelegt hatte. Nico schaltete das Nachtlicht über seinem Bett ein und öffnete den Verschluss der Tasche. Darin lag das Skizzenbuch für die ganzen Tempel. Bisher hatte er vermieden hineinzusehen. Es graute ihm davor, sein letztes Bisschen Kontrolle zu verlieren.

Hazel übergab ihm das Skizzenbuch, als er dabei war seine Tasche zu packen. Ihre Augen waren gerötet. Während der Bestattung weinte sie stumm an Franks Schulter, ohne viel Aufsehen darum zumachen. Sie bedachte Nico mit sorgenvollen Blick. Auch wenn er nicht geweint hatte, gab er kaum ein besseres Bild ab als seine Schwester.

»Ich bin immer für dich da, wenn du reden möchtest«, sagte Hazel mit fester Stimme.

Nico wusste, das Angebot kam von Herzen. Seine Schwester war viel stärker, als es den Anschein machte. »Danke.«

Zum Abschied nahm sie ihn in den Arm. Er war dankbar dafür, dass Hazel da war. Sie würde Bianca nie ersetzen, doch mit ihr fühlte er sich weniger einsam. Für nichts auf der Welt würde er sie hergeben.

Abwesend strich Nico über die Kanten des Skizzenbuches. An einigen Stellen war das Leder aufgeplatzt und die Seiten hingen unordentlich heraus. Sicher war kein Blatt mehr weiss und unbenutzt. Es zeigte ihm, wie viele Gedanken Jason sich gemacht hatte. Nun sollte es an Annabeth liegen, diese Ideen in konkrete Pläne umzuwandeln.

Man könnte von Glück sprechen, dass alles vorher fertig wurde, sodass die Umsetzung ohne Unterbrechung fortgeführt werden konnte. Aber was Nico empfand, war ein unangenehmes Brennen, dass sich in seinen Bauch fraß. Es machte ihn wütend.

Dieses Projekt gehörte Jason. Es sollte nicht ohne ihn problemlos zu verwirklichen sein. Er musste dabei sein. Nie könnte Annabeth ihn ersetzen, so wie Hazel nie Bianca ersetzen konnte.

Seine Lippen pressten sich zusammen zu einer schmalen Linie. Als er damals im Asphodeliengrund nach seiner Schwester suchte, fand er Hazel.

Durch den grauen Schleier der Unterwelt leuchteten ihm ihre bernsteinfarbenen Augen entgegen und hielten ihn fest. Sie war bereits in den 1940ern gestorben, aber konnte sich als Tochter des Plutos erinnern und er konnte als Sohn des Hades‘ ihr Leben lesen wie ein Buch. Er musste sich konzentrieren, um von den Emotionen, die über ihn hinweggespülten, nicht mitgerissen zu werden. Da war viel Trauer, Schmerz und Einsamkeit in ihrem Leben – wie bei ihm.

»Du hast eine zweite Chance verdient«, entschied er und nahm Hazel bei der Hand, um sie zurückzuholen. Von den Toten zurück in die Welt der Lebenden.

Nicos Griff um das Skizzenbuch wurde fester, dass seine Knöchel weiss hervortraten. Auch nach Thanatos‘ Rückkehr durfte Hazel bleiben. Sein Vater tolerierte den Regelbruch, den er begangen hatte. Für seine Tochter und seinen Sohn. Damit sie die Möglichkeit bekamen, glücklich zu werden. Als eine Ausnahme.

Gewisse Tode mussten passieren, das hatte ihm sein Vater einmal gesagt, aber es war nie die Rede davon, dass die Toten auch tot bleiben mussten. Wenn es etwas Wichtiges gab, dass sie im Leben zu erledigen hatten, dann musste es doch erlaubt sein, noch einmal zurückzukehren.

Bei Hazel war sein Vater bereits mit ihm einer Meinung. In den letzten Jahren seit der Schlacht von Manhattan hatte Nico sich den Respekt des Herren der Unterwelt verdient. Er war der Geisterkönig.

Sein Urteil über Hazel galt.

Wieso sollte es bei Jason anders sein?

Wider jeder Vernunft

Nico warf sich seinen Rucksack über die Schulter und legte sein Schwert aus stygischen Eisen um. In Gedanken ging er sein Vorhaben im Schnelldurchlauf durch; in die Unterwelt gehen, Kerberos einen neuen Spielball schenken (das Tier bekam viel zu wenig Aufmerksamkeit) und Jason holen. Schnell und einfach.

Auf dem Weg zur Tür, überlegte er, welcher Eingang zur Unterwelt am günstigsten lag. In New York gab es die Tür des Orpheus, aber dafür fehlte ihm das musikalische Talent. Über den Haupteingang in Los Angeles würde er sich mit Charon konfrontiert sehen. Mit Sicherheit würde Jason mit der Fähre übergesetzt sein und es gab eine geringe Chance, dass er ihn noch vor dem Gericht abfangen konnte.

Ist ja fast ein Katzensprung, dachte Nico sich mit einem leisen Knurren. Er vergewisserte sich, dass er in der Hosentasche eine Packung von Wills Kaugummis bei sich trug. Für den Notfall.

Dank des Wetterumschwungs war es im Camp so dunkel, dass er von überall aus per Schatten verschwinden konnte. Trotzdem war es ihm lieber Thalias Fichte hinter sich zu lassen und im Schutz der Bäume zu verschwinden. Es gab mehrere Camper, die verstört schienen, wenn er durch die Schatten trat.

Gepackt vom Tatendrang ging Nico eiligen Schrittes durch die Hades-Hütte und riss die Tür ungewollt schwungvoll auf. Er war zu schnell, dass er nicht mehr rechtzeitig bemerkte, wie jemand im Eingang stand und stieß mit der Person zusammen.

Beide stolperten erschrocken einen Schritt zurück und starrten sich aus großen Augen an.

Ein heißes Prickeln lief Nicos Wirbelsäule hinunter. »Was machst du hier, Will?«, fragte er. Seine Verwirrung schwang deutlich in seinen Worten mit. Wäre er in diesem Moment weniger aufgewühlt, hätte er es sich vermutlich denken können.

»Ich wollte nach dir sehen?« Will lupfte eine Augenbraue und richtete sein Shirt, wie immer, wenn er seine Gedanken neu ordnete. »Immerhin bist du seit gestern zurück im Camp und …« Er ließ den Satz unvollendet.

Nico hatte eine Ahnung. Aus den gegebenen Umständen heraus, ging es ihm wohl nicht anders als Reyna oder Hazel. Er machte sich Sorgen. Zudem betreute er als Heiler nun schon seit Längerem seinen Gesundheitszustand und wusste, dass Nico sich gerne übernahm und vernachlässigte.

Wills Blick glitt prüfend über seine Gestalt, bis sich seine Stirn kräuselte. »Du siehst …«, begann er und rang um Worte.

»Scheiße aus?«, half Nico aus. Es war nicht nötig, die Tatsachen zu beschönigen.

Ein verräterisches Zucken ging durch Wills Lippen, bevor er ihm nachgab und ein schiefes Grinsen zeigte. »So ziemlich, ja.«

Aus Nicos Schulterblättern löste sich die Anspannung und für einen Augenblick konnte er den pochenden Schmerz in seiner Brust vergessen. Er würde nicht der Illusion erliegen, dass er damit verschwand, aber es genügte, damit er einen Schritt zurück in die Hades-Hütte machte, um seinen Besuch hereinzubitten.

Nachdem der sich ungeniert auf Nicos Bett setzte, schaltete er dort die kleine Lampe an, sodass die beiden Jungen sich überhaupt erkennen konnten, während sie redeten. Sobald die Tür geschlossen war, wandte Will erneut das Wort an ihn. »Hast du heute schon etwas gegessen?«

Mit unsicheren Schritten trat Nico ihm gegenüber, blieb jedoch stehen. Zögerlich setzte er zu einem Nicken an. Er hätte ihm nicht mehr sagen können, was es war, aber er erinnerte sich, dass er beim Frühstück etwas zu sich genommen hatte.

»Und hast du die Nacht geschlafen?«

Die Antwort blieb er schuldig und gab Will damit alle Information, die er brauchte.

Ein tiefes Seufzen entwich ihm. Das Thema Schlaf war schwierig.

Nico zuckte mit den Schultern und schob die Hände in seine Hosentaschen. »Hol ich nach.«

Zwischen Wills Augenbrauen bildeten sich kleine Fältchen und bekundeten seine Zweifel an den Worten. Trotzdem nickte er und schenkte damit sein Vertrauen, dass sein Freund es wenigstens versuchen würde. »Du kannst immer gerne in Hütte 7 vorbeischauen.«

Ein leises Grunzen entwich Nicos Kehle, als er den Kopf einzog und ein verhaltenes Lachen unterdrückte. »Wegen Schlafmangel? Die Feldbetten sollten für bedeutendere Fälle freigehalten werden. Außerdem – so Leid es mir tut – mein Bett hier ist bequemer.«

»Ich dachte eher zum Reden«, erwiderte Will. Seine klaren blauen Augen schienen ihn zu durchleuchten. »Das kann helfen, damit besser klarzukommen.«

Um Nicos Herz legte sich ein eiskalter Griff. Er scheute die Antwort, trotzdem fragte er: »Womit?«

»Jasons Tod.« Mitfühlend lächelte er seinen Freund an. »Ich nehme mir gerne so viel Zeit, wie du brauchst, wenn du quatschen magst. Und das bleibt zwischen uns. Ärztliche Schweigepflicht.«

Das Angebot war aufrichtig und Nico schätze es sehr, dass er für ihn da sein wollte. Es fiel leicht, mit Will zu reden. Sein Situationsgespür trog ihn selten, er tastete sich mit Feingefühl an die Probleme seiner Gesprächspartner heran und nahm sie ernst. Mit Sicherheit würde es ihm helfen, besser mit dem Schmerz zurechtzukommen, wenn er mit Will darüber sprach. Auf lange Sicht hatte er aber einen besseren Plan, den er nur noch umsetzen musste.

Unruhig huschten seine Augen über den Boden, während er vermied, nach der Tür zu sehen. Er wollte nicht mehr Zeit verschwenden als nötig. »Ich komm klar.«

»Okay.« Die Worte klangen ungewöhnlich gepresst für Will. »Und wohin wolltest du dich gerade auf den Weg machen?«

Nicos Kopfhaut begann zu prickeln und er fühlte sich, als wurde er bei etwas Verbotenen erwischt. Seine Hand schloss sich in seiner Hosentasche fest um die Packung Kaugummis. »Nirgendwohin.«

Langsam verschwand das Verständnis aus Wills Gesicht und seine Mimik nahm einen verhärteten Zug an. Natürlich glaubte er Nico nicht. Mit der lahmen Antwort glaubte er sich selbst nicht.

»Wem willst du das erzählen?«, fragte er und verschränkte seine Arme vor der Brust. Seine Stimme war gefasst und ruhig, aber mit der Zeit hatte Nico die Nuancen zu lesen gelernt. Innerlich war Will bereits am Brodeln.

Intuitiv wich er einen Schritt zurück und wagte es nicht, ihn direkt anzusehen. »Das geht dich einfach nichts an.«

»Wie bitte?«

Als Nico den Blick hob, erkannte er in den blauen Augen Unglauben. Er straffte die Schultern und schob trotzig das Kinn vor. »Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig.«

In einer fließenden Bewegung war Will vom Bett aufgestanden und stellte sich vor ihn. Die meisten würden den Sohn des Apollos als einen umgänglichen und ausgelassenen Jungen beschreiben. Allerdings besaß er genug Schneid, um sich von der düsteren Aura seines Freundes niemals einschüchtern zu lassen und ihm die Stirn zu bieten. Insbesondere, wenn abzusehen war, dass er etwas Dummes plante.

Er streckte die Hand nach Nico aus, doch der wich zurück. Misstrauisch kniff er die Augen zusammen. »Du kommst mit mir zur Krankenstube«, entschied er.

Mit einem zischenden Gurgeln gab Nico kund, was er davon hielt. »Nein.« Dafür hatte er keine Zeit.

Tief atmete Will ein, um seine Kontrolle zu wahren. »Du hast in den letzten Tagen zu wenig geschlafen, nicht genug gegessen und viel geleistet. Ich muss dich nicht berühren, um zu wissen, dass es dir schlecht geht.«

Den Vortrag kannte Nico bereits und wandte sich um. Wenn er sich geschickt anstellte, würde er ihn abhängen, bevor er per Schattenreisen das Camp verließ. Nach drei Schritte hatte Will ihn fest am Arm gepackt und zum Halten gezwungen. Wütend starrte er ihn über die Schulter hinweg an.

»Wie schlecht, das sehen wir, wenn wir in der Krankenstube sind«, endete der Apollosohn und ließ nicht von ihm ab.

Die Ruhe in seiner Stimme machte Nico noch wütender. »Ich hab’s eilig«, knurrte er ihm entgegen und riss sich mit einem Ruck los.

»Dann komme ich mit.«

»Auf gar keinen Fall!«

Will schüttelte unwillkürlich den Kopf, sodass seine Locken wild umhersprangen. »Okay, jetzt bin ich absolut sicher, dass du dabei bist etwas Dummes zu tun.« Als er wieder nach ihm greifen wollte, wich Nico aus, woraufhin er sich energisch vor die Tür schob, um den Fluchtweg zu versperren.

Zwischen zusammengebissenen Zähnen entwich Nico ein frustriertes Seufzen. »Du kannst so nervig sein.«

»Und du bist stur. Nico, ich schwöre dir beim Styx, ich fessle und kneble dich mit Wundbandagen bis du mit der Sprache rausrückst.«

Sein Mundwinkel zuckte kurz. »Sehr clever. Mit einem Knebel lässt es sich so gut sprechen«, erwiderte er zynisch.

»Dann mach es für uns beide einfacher und sag mir, was du vorhast. Wenn ich dir nicht helfen kann, vielleicht kann ich dich wenigstens decken.«

Es brachte Nico dazu, die Schultern hängen zu lassen. Wills Hartnäckigkeit nervte ihn immer noch, trotzdem rechnete er es ihm hoch an, so um ihn bemüht zu sein, obwohl er sich störrisch dagegen wehrte. In anderen Fällen, würde er sich darauf verlassen, mit Will Pferde stehlen zu können – aber nicht in diesem.

»Bitte, Nico.« Seine Hand streckte sich nach ihm aus und griff nach dem Bund seiner Fliegerjacke.

Mit einem einfachen Schritt zurück, würde diese Verbindung reißen, aber Nico blieb ruhig stehen. Sein Blick traf den von Will und er konnte den inneren Kampf des Apollosohns erahnen. Alles in ihm sträubte sich dagegen, ihn ziehen zu lassen, weil er wusste, dass Nico unter ärztliche Aufsicht gehörte.

Beinahe ließ er sich in alte Muster zurückfallen, als er den Impuls niederrang und seinen Trotz herunterschluckte. »Ich muss in die Unterwelt.« Seine Stimme war viel zu leise und er befürchtete schon, dass Will ihn nicht gehört hatte.

Die Verwirrung, die ihm ins Gesicht stand, räumte diese Bedenken aus. Falten bildeten sich zwischen den hellen Augenbrauen, während er wartete. Mit einem sachten Zupfen forderte Will ihn auf, weiterzusprechen.

Insgeheim hatte Nico gehofft, dass die Information ausreichen würde, um passieren zu dürfen, obwohl er es besser wusste. In seiner Anspannung kaute er unbewusst auf seiner Wange, bis er Blut schmeckte. »Ich werde Jason zurückholen.« Diesmal war seine Stimme lauter. Sicherer. Sein Gegenüber sollte nicht glauben, dass er an diesem Entschluss irgendeinen Zweifel hegte.

Will ließ seine Jacke los und seine Arme hingen kraftlos an seinen Seiten herunter. Die blauen Augen fixierten ihn. Die Information schien langsam in sein Bewusstsein zu sickern - oder aber er bezweifelte ihren Wahrheitsgehalt. Als wäre es bloß einer von Nicos schlechten Witzen. Aber die Pointe blieb aus. »Das kannst du nicht machen«, meinte Will mit brüchiger Stimme.

»Sicher kann ich das. Hazel habe ich auch zurückgeholt«, erwiderte er locker. An der Umsetzung würde sein Plan nicht scheitern. In den letzten Jahren hatte er viel Zeit in der Unterwelt verbracht und kannte sich aus. Er könnte Führungen abhalten.

»Ich meine; du darfst das nicht«, korrigierte Will seine Aussage. Seine Stimme war fester als beim ersten Mal.

Nico verengte die Augen zu Schlitzen. »Und wieso nicht? Hazel-«

»Deine Schwester ist eine Ausnahme!«, fuhr Will ihm über den Mund.

Mit verschränkten Armen trat Nico einen Schritt zurück. »Weil ich es entschieden habe. Genau wie ich darüber entschied, Bryce Lawrence in die Unterwelt zu schicken. Und jetzt entscheide ich, dass Jason zurückkehren muss.«

Bryce war ein Thema, über das er nicht gerne sprach. In dem Moment hatte sich seine hässlichste Seite gezeigt. Reyna und Trainer Hedge hatten sich damals bemüht, trotzdem war es ihm aufgefallen. In ihren Augen flackerte Unbehagen.

»Das ist widernatürlich«, erklärte Will sachlich.

Nico suchte in seinen Worten nach Ablehnung. Dass der Sohn des Apollos ihn abstoßend fand. Das hätte es für ihn einfacher gemacht. »Wer entscheidet das?«, fragte er aufmüpfig.

Unwillkürlich zuckte sein Gegenüber mit den Schultern. »Dein Vater vielleicht?«

»Er respektiert meine Entscheidungen«, entgegnete Nico mit vorgeschobenem Kinn. Für gewöhnlich steckte in diesen Worten Stolz. Wer konnte von sich schon behaupten, dass der Herr über die Toten ihm Respekt entgegenbrachte. Doch dieses Mal trieften sie vor Trotz.

Auf Will zeigten sie nicht die gewünschte Wirkung. Mit einer hochgezogenen Augenbraue demonstrierte er seine Skepsis. »Ja, wenn sie vernünftig sind! Du bist im Moment viel zu emotional, um solch eine Entscheidung treffen zu können.«

»Bin ich nicht!«, fauchte Nico, als habe Will ihn zutiefst beleidigt. Seine Emotionen hatten keinen Einfluss auf seine Entscheidung. »Es ist notwendig. Und vernünftig. Jason wird gebraucht.«

»Lee und Michael wurden auch gebraucht!«

Nachdem Will die Stimme erhoben hatte, fühlte sich die aufkommende Stille erdrückend an.

Seine gewohnte Selbstkontrolle war verschwunden. Die Schultern zitterten vor Anspannung und die Fingerknöchel traten weiss hervor. In den blauen Augen lag Schmerz, den er sonst nie an die Oberfläche ließ. In zwei Sommern hat er zwei Brüder und viele Kameraden verloren. Seit Micheal fort war, empfand er keine Freude mehr am Bogenschießen, auch wenn er sich Kayla zu liebe weiter bemühte. »Wieso darfst du entscheiden, dass Jason wichtiger ist als ein anderer?«

Die Wut, die Nico entgegenschlug, hätte ihn zum Wanken bringen müssen. Statt dass Zweifel in ihm laut wurden, verspürte er tiefe Ruhe. Die Hitze in seinen Wangen verschwand und mit ihr sanken die Temperaturen im Raum. Laute Warnungen, die sein Unterbewusstsein ihm entgegenschrie, erreichten ihn nicht. Aus dunklen Augen sah er sein Gegenüber an. »Du entscheidest auch darüber, wen du zuerst behandelst, wenn Leben davon abhängen.«

Wills Schultern erschlafften und der Mund stand ihm einen Moment offen, ohne dass er Worte fand. Er starrte Nico an, als habe er ihm ins Gesicht geschlagen. Es fiel ihm schon schwer genug, sich nicht ständig selbst Vorwürfe zu machen, weil er nicht jeden retten konnte. »Das ist nicht fair von dir.«

»Es ist die Wahrheit«, erwiderte er kühl.

Von draußen ertönte ein Donnergrollen. Der Himmel war so schwarz, dass kein Licht mehr durch die Fenster fiel. Nico trat einen weiteren Schritt von Will zurück. Dort wo er stand, erreichte ihn der Schein der Nachttischlampe nicht und Schatten legten sich über seine Gestalt.

In der düsteren Umgebung stachen Wills blaue Augen hervor. Sie fixierten ihn, versuchten, ihn festzuhalten. Nico sah in ihnen immer noch den Schmerz und den Zorn.

»Tu das nicht.« Es klang mehr wie eine Drohung als eine Bitte.

Die Silhouette von Will verschwand und auch das blaue Augenpaar wurde von tiefer Schwärze verschluckt, als er durch die Schatten trat.

Vor Elysions Toren

Nicos Hoffnungen erfüllten sich leider nicht. Er war zu spät dran.

Als er in die Lobby der DOA-Aufnahmestudios hineinwankte, sah er auf den ersten Blick, dass keine der Seelen Jason war. Nachdem er Charon Aussehen, Abstammung und Todesursache schilderte, konnte sich der alte Fährmann erinnern.

»Durch die ausgesprochen korrekte Bestattung, erhielt der Knabe doch noch sein Fährgeld und setzte gestern Abend mit der letzten Fähre über. So viel Glück hatten in den letzten Jahren wenige Helden. Da haben die Sterblichen endlich jemanden, der sein Handwerk versteht«, sagte er und knetete seine Hände.

Wirsch strich Nico sich durch das schwarze Haar und erstickte ein fluchen mit einem langen Zischlaut. Für die schmeichelnden Worte über die Bestattung hatte er kein Gehör. »Wann geht die nächste Fähre?«

Charons Augenbrauen blitzten hinter seiner Sonnenbrille hervor.

Die Antwort ließ für Nicos Geschmack viel zu lang auf sich warten und so setzte er drängend hinzu: »Ich muss in die Unterwelt. Sofort.«

Der Vorteil als Sohn des Hades' war, dass der alte Fährmann nicht wagte ihm zu widersprechen. Immerhin war sein Vater der Herr der Unterwelt und zudem der Chef. Es gab sicher einige Bewerber auf den Posten des Fährmanns. Des Weiteren verzichtete er bei ihm und seinen Geschwistern auf den Obolus, der von allen zu zahlen war, die mit der Fähre übersetzen wollten. Nico bezahlte ihn trotzdem. Nicht zuletzt, da ihm bekannt war, wann Charon seine letzte Gehaltserhöhung erhalten hatte.

Der Nachen war zur Hälfte besetzt, als sie ablegten und dem Strom des Styx' folgten. So hatte Nico genügend Freiraum, um von den Toten Abstand zu nehmen. Sie neigten dazu, ihm ihr Leid zu klagen und im Augenblick fühlte er sich nicht stark genug, um sich davon abzuschotten. Die Schattenreise vom Camp nach Los Angeles hatte ihn aufgezehrt - nicht überraschend. Ihm fielen immer wieder die Augen zu, wenn er sich nicht darauf konzentrierte, sie offen zu halten.

Durch das dunkle Wasser trieben aufgeweichte Diplome, zerbrochene goldene Platten und andere verlorene Dinge. Eine leise Stimme in seinem Herzen fragte sich, ob Jason auch Träume und Wünsche aufgegeben hatte, die durch den Styx trieben. Der Gedanke setzte sich fest und lag schwer in seiner Magengrube. Bisher hatte Nico sich noch nie seekrank gefühlt, doch er stellte es sich in etwa so vor.

»Wir sind gleich da«, versicherte Charon und hielt auf das Ufer aus schwarzem Sand zu.

Der Sohn des Hades' nickte. Zu mehr war er nicht im Stande, denn sobald er den Mund öffnete, würde er kotzen. Als der Rumpf aufsetzte, wartete er nicht lange, sprang an den Strand und ging im Stechschritt weiter. Der feste Boden unter seinen Füßen und die körperliche Bewegung beruhigten seinen Magen.

Geister hatten ihr eigenes gemäßigtes Tempo, weshalb er die restlichen Passagiere auf dem Weg zu den Sicherheitsschaltern schnell abhing. Die Schlangen vor den beiden Schaltern zum Gericht hatten eine gewohnte Länge. Am Schalter für ›Direkter Tod‹ standen wenige. Überall auf der Welt starben Menschen - mal mehr, mal weniger.

Für gewöhnlich gab es ihm ein wenig Hoffnung, wenn es nur eine geringe Zahl Toter gab, die auf ihr Urteil warteten. Diesmal erkannte er darin nichts Erfreuliches. In keiner Schlange sah er Jason. Da Nico absolut sicher war, dass sein Freund sich dem Gericht stellte (aus Überzeugung, aber was hatte er schon zu befürchten?), konnte er ausschließen, dass er über den ›Direkter Tod‹-Schalter gleich in den Asphodeliengrund ging. Er musste also auf dem Weg zu seinem Prozess sein. Oder schlimmer - er war bereits durch.

Ohne Rücksicht stiefelte Nico zum Anfang der Schlange. Die Geister, die er dabei streifte, waberten für einen kurzen Moment. Wenn sie ihre Form zurückerlangten, wollten sie in gewohnter Manier pöbeln, doch sie verloren den Elan, bevor sie das erste Wort herausbrachten. Welchen Sinn hatte es noch?

Vorne bei den Metalldetektoren wand er sich um die Geräte herum und versetzte die Sicherheitsgeister in einen Sekundenschlaf, damit sie ihn nicht aufhielten. Sonst verhielt Nico sich umsichtiger, damit er keine Unruhe in den Arbeitsablauf brachte. So fiel er selbst auch viel weniger auf und hatte mehr Ruhe. Aber in diesem Augenblick hatte er keinen Kopf dafür, sich einzugliedern und Rücksicht zu nehmen.

Die letzte Bastion vor dem Gericht der Toten war der dreiköpfige Wachhund. Die roten Augen leuchteten ihm im grünen Nebel entgegen. Die Schnauze des mittleren Kopfes zuckte, nahm die Witterung auf. Mit einem Satz war er von seinem angestammten Platz vorgesprungen und ließ die Erde beben, dass es Nico beinahe von den Füßen riss. »WUFF!« Sein rechter Kopf neigte sich zu dem Sohn des Hades‘ hinunter und stupste ihn sacht an. Diesmal landete er wirklich auf dem Hosenboden.

»Aus! Zurück auf deinen Platz«, wies Nico ihn an. Er sah nacheinander in jedes Paar roter Augen, bis das Tier zaghaft einen Schritt zurückmachte. »Du weißt genau, dass du nicht einfach deinen Platz verlassen darfst. Das haben wir extra trainiert. Oder möchtest du wieder an die Kette?«

Zur Antwort drückte ihm der rechte Kopf die Nase beschwichtigend gegen den Bauch, bevor der Hund zurück an seinen Platz trabte. Die Geister teilten sich wieder vor seinen Beinen auf und sein wildes Wedeln mit dem Schwanz wirbelte den grünen Nebel auf.

Nico kam auf die Beine und klopfte sich schwarzen Sand von der Jeans, während er die letzten Meter zu Kerberos zurücklegte. »Guter Junge«, lobte er ihn. In einer fließenden Bewegung zog er seinen Rucksack von den Schultern und holte drei Hundekuchen in der Größe von Bagels hervor.

Die Köpfe neigten sich zu ihm und Speichel tropfte auf den Boden. Mit einer wischenden Handbewegung ließ Nico ihn erneut zurückweichen, bevor er den ersten Hundekuchen zum linken Kopf hochwarf. Es folgten in Kürze die für den Mittleren und Rechten. Schmatzend wurde der Snack vertilgt.

Zufrieden sah Nico zu ihm auf und rang sich ein müdes Lächeln ab. Er schulterte seinen Rucksack. »Ich muss jetzt weiter, aber ich komm gleich noch mal vorbei«, erklärte er und behielt Augenkontakt, damit er die Aufmerksamkeit des Wachhundes hatte. »Ich hab dann jemanden bei mir und wir spielen ein wenig, okay?« Es war unvermeidlich, dass Kerberos Jasons Seele bemerkte und so, wie er trainiert war, müsste er verhindern, dass sie gemeinsam die Unterwelt verließen. Mit etwas Glück ließ er sich jedoch durch etwas Zuwendung bestechen.

Kerberos ließ ein Brummen von sich hören, dass dem Geräusch eines Rasenmähers ähnelte. Vielleicht ahnte er, was Nico vorhatte.

»Dann bis gleich, Junge«, verabschiedete er sich, ging an Kerberos vorbei und ließ sich vom Strom der Geister zum Pavillon ziehen.

Am Gericht ging die Schlange nur langsam voran und Nico löste sich aus der Menge, um einen besseren Überblick zu erhalten. Links vom Pavillon wurden eine Menge Geister auf die Felder der Bestrafung zu ihrer ganz persönlichen Folter für die Ewigkeit geführt, während die meisten jedoch auch nach einem Prozess zum Asphodeliengrund gingen. Nur ein ganz kleiner Teil Seelen erhielt ein Urteil für Elysion. Gerade einmal eine Seele verließ den Pavillon zur rechten Seite und sollte zum Paradies geleitet werden.

Nicos Herz krampfte, als er ihn erkannte. Während sich bereits die Tore zu Elysion öffneten, schüttelte Nico seine Müdigkeit ab und setzte zu einem Sprint an. Er musste ihn zwingend erreichen, bevor sich die Tore wieder schlossen. Selbst für ihn würde es schwer, ins Paradies einzubrechen. »Jason!«

Er hatte ihn gehört. Vor dem Eingang blieben er und sein Begleiter stehen. Jason wandte sich um und ließ den Blick vom Pavillon über die Toten schweifen, bis er den Urheber der Stimme fand und seine Augen groß wurden. Nico hatte ihn lange nicht so verblüfft gesehen.

Keuchend hielt er vor seinem Freund und stützte die Arme auf seinen Knien ab. Seine Kondition war nicht so schlecht, aber mit der Schattenreise und dem Weg hier her hatte er sich schlichtweg übernommen. Sein Herz hämmerte schmerzhaft gegen seine Brust. »Gut, dass ich dich noch erwische«, schnaufte er und strich sich das wirre schwarze Haar aus dem Gesicht. Er war rechtzeitig - auf die letzte Minute.

Der Begleiter von Jason trat vor und zwischen ihn und seinen Freund. Er trug die schwarze Kutte der Richter, aber durch die Maske war nicht zu erkennen, wer sich ihm da in den Weg stellte. »Nico di Angelo.« Seine Stimme klang frostig und blechern, dass sich dem Sohn des Hades' die Nackenhaare aufstellten. »Wenn du zu deinem Vater möchtest, sei es drum, aber hier hast du nichts verloren, mein Junge.«

Mühsam richtete Nico sich auf und streckte das Kreuz durch, um größer und breiter zu wirken, als er es war. Seine Hände ballte er zu Fäusten und jeder Muskel stand unter Spannung. Auf keinen Fall sollte die Kutte glauben, dass er sich von ihm einschüchtern ließ. »Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, aber Jason Grace ist mein bester Freund.« Stolz reckte er das Kinn. »Ab hier übernehme ich.« Er brauchte keinen Richter als Zeugen, wenn er eine Seele entführte.

Mit einem leichten Schütteln des Kopfes erzeugte der Richter ein gespenstisches Schattenspiel auf der Maske. Unbeeindruckt von seinen Worten wich er nicht von der Stelle und faltete die Hände ineinander. »Es zählt seit jeher zu meinen Privilegien, die ehrbaren Kinder meines Vaters ins Elysion zu geleiten«, erklärte er und klang dabei, als stünde vor ihm ein kleines Kind.

Nicos Kopfhaut prickelte bei seinen Worten. Folglich stand vor ihm ein Kind des Zeus'. Die waren ihm schon immer unangenehm (es gab nur eine goldene Ausnahme!).

An der Seite des Richters trat Jason hervor. Seine Hand bewegte sich zur Schulter seines Begleiters, doch er hielt inne, bevor er ihn berührte. »Nico und ich hatten keine Gelegenheit mehr, uns zu sehen«, meinte er mit einem ergebenen Lächeln. »Er möchte sich nur verabschieden.«

Nein, sicher nicht, widersprach Nico trotzig, hielt es aber für unklug, das laut auszusprechen.

Wieder schüttelte die Kutte nur den Kopf. »Seit er weiß, welches Amt sein Vater bekleidet nimmt sich der Junge zu viel heraus. Er muss lernen, wo die Grenzen liegen.«

»Die wird mir dann mein Vater zeigen und nicht einer seiner Angestellten«, zischte Nico ihm giftig entgegen. Es gefiel ihm gar nicht, wenn man von ihm sprach, als wäre er nicht anwesend.

Die goldene Maske wandte sich ihm zu. »Eltern haben nicht immer die Zeit, ihren Kindern die nötige Aufmerksamkeit entgegenzubringen, die sie eigentlich bräuchten.« Er hob die Hände, was Nico dazu veranlasste nach seinem Schwert zu greifen, doch statt irgendwelcher unheilvollen Zauber zog der Richter bloß die Maske von seinem Gesicht. Scharf geschnittene Wangenknochen und blaue Augen so hell, dass sie fast weiss waren, kamen zum Vorschein. Seine Lippen waren zu einer schmalen harten Linie verzogen. »Ich für meinen Teil, werde dich nicht einfach gewähren lassen, nachdem was du meinem Bruder angetan hast.«

Da erkannte Nico erst die Ähnlichkeit zum alten Minos. Dem selbsternannten Geisterkönig, bevor er ihm diesen Titel nahm (und nebenbei seine Pläne vereitelte). Sein Griff um das Schwert wurde fester. Die Klinge aus stygischem Eisen konnte auch bei Geistern kurzzeitig für Schaden sorgen oder sie gar ganz verschlingen. Wenn es sein musste, würde er Platz für eine Neubesetzung der Stelle als Richter machen, um seinen Freund von hier fortzubringen.

Die Veränderung in seiner Haltung bemerkte Jason und er trat noch einen Schritt vor. Die Geschichte von Nico und Minos kannte er nicht und ebenso wenig wusste er, was der Plan war, aber einen Kampf mit dem Gericht der Toten, konnte nichts Gutes bedeuten. Er streckte die Hand nach Nico aus, doch zögerte abermals damit einen Kontakt herzustellen.

Bevor die Situation sich weiter zuspitzen konnte, trat eine junge Dame durch die Tore von Elysion und mit ihr wehte ein milder Wind, der nach Frühlingsblumen duftete hindurch. »Verzeihung die Herren«, machte sie sich mit glockenheller Stimme bemerkbar und drei Paar Augen wandten sich ihr zu.

Mit dem hellen Schein aus Elysion, der einen starken Kontrast zur restlichen düsteren und grauen Unterwelt bildete, blendete ihre Erscheinung und Nico blinzelte. Ihre warme Ausstrahlung und das einnehmende Lächeln waren für ihn Indizien, die ihn misstrauisch machen sollten. Doch bei ihr ließ er – entgegen seiner Gewohnheiten – die Deckung fallen. Aus seinen Schultern löste sich die Spannung.

Sie ließ den Blick über die Szene schweifen, erfasste die Situation und wandte sich schließlich an den Richter. »Bin ich richtig in der Annahme, dass das Jason Grace ist?«

Einen Moment blieb es still, bevor der uralte Geist mit einem Zögern nickte. »Richtig. Herrin Makaria. Das ist Jason Grace - Sohn des Jupiters«, stellte er ihn vor. »Während seines Lebens bewies er mehrmals seine Qualitäten als Held.«

Nico sah, wie die Worte seinem Freund unangenehm waren. Wenn es möglich wäre, würde ihm wohl die Röte den Hals hochlaufen.

Mit zusammengekniffenen Augen musterte er die Gestalt der jungen Frau. Sie trug einen weißen Chiton, wie die meisten Götter in ihren älteren Formen. Ihr ebenholzfarbenes Haar fiel ihr in Wellen über die Schulter und war geschmückt mit einer Krone aus Ringelblumen, die nicht mit den Flechtkränzen von Kindern zu vergleichen war. Als sie ihn ansah, konnte er das strahlende Grün ihrer Augen und goldene Lichtpunkte auf ihren bronzefarbenen Wangen erkennen. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er meinen, seine Stiefmutter Persephone stand vor ihm. Sie war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten.

»Hab dank, Rhadamanthys, dass du ihn zum Tor geleitet hast. Ab hier werde ich die Führung durch Elysion übernehmen«, erklärte sie und bedeutete dem Richter mit einer Handbewegung, dass er gehen durfte.

Rhadamanthys blieb wie angewurzelt stehen und starrte die Göttin aus großen Augen an. Er öffnete den Mund, doch brachte kein Wort hervor. Erst langsam fand er seine Sprache wieder. »Sehr wohl«, presste er hervor, als wäre es nicht das, was er eigentlich sagen wollte. Seine blassen Augen huschten zu Nico. »Ich werde mich darum kümmern, dass der Junge zu Eurem Vater kommt«, fügte er kühl hinzu.

Nico war schon wieder dabei, sein Schwert zu ziehen, als Makaria sich ein weiteres Mal einmischte. »Nicht doch. Ich bekomme so selten Besuch von meinen Geschwistern.« Sie trat aus dem Eingang von Elysion heraus, stellte sich an seine Seite und legte die Hand auf seinen Arm. Es war, als schwebte sie über ihm, sodass er den Körperkontakt nicht als unangenehm empfand. »Beide Herren kommen mit mir«, entschied sie mit einem Lächeln, doch trotz des freundlichen Klanges ihrer Stimme, glaubte Nico nicht, dass er ihr Widersprechen durfte. Das gefiel ihm nicht.

Dafür gefiel ihm, dass Rhadamanthys sich ebenso nicht wagte zu widersprechen. Seine Wangenknochen traten noch stärker hervor, als er den Kiefer anspannte und mit steinerner Miene den Sohn des Hades' taxierte. »Wie Ihr wünscht.«

Nico ließ sich zu einem höhnischen Lächeln herab.

Makaria behielt ihn an ihrer rechten Seite, nahm Jason an ihre Linke und schritt mit beiden Jungen durch das Tor von Elysion.

Abschied für immer

Nico wusste nicht wie, aber in Elysion herrschten völlig andere Verhältnisse als im Rest der Unterwelt. Das Deckengewölbe war hoch und unter hellem Dunst verschleiert, dass man glauben mochte, dahinter verstecke sich die Sonne. Es herrschte gemäßigtes Klima und der seichte Wind roch nach Blumen und frisch gemähten Rasen. Die Wege waren aus Naturpflasterstein und führten zu einem Platz mit Springbrunnen. Die Wiesen waren gespickt mit Blumen aus Gold und Silber. Es gab Cafés und Boutiquen und in der Ferne konnte er Bauten aus verschiedenen Epochen erkennen. Hinter ihnen fiel das Tor zu und ihn überkam das Gefühl gefangen zu sein.

Die Göttin ließ von Jason und ihm ab und schnippte mit ihren Fingern. Daraufhin änderte sich die Gestalt des Chitons zu einem cremefarbenen Kostüm und ihr offenes Haar flocht sich zu einem Zopf zusammen. Die Blumenkrone blieb und bildete einen Kranz um den Rosebun. »So!« Geschäftig klatschte sie in die Hände und wandte sich zu den Neuankömmlingen um. »Es freut mich sehr, dich persönlich begrüßen zu können, Jason.«

»Es ist mir eine Ehre«, stammelte er und strich sich mit der Hand über den Nacken. »Aber woher wusstet Ihr, dass ich kommen würde?«

Mit einem schelmischen Grinsen ließ sie ihren Kopf zur Seite wippen. »Ja, eigentlich bekomme ich nicht viel mit. Aber nachdem Ker dich bei Charon ablieferte, hat sie mich kurz besucht und Bescheid gesagt, dass du auf dem Weg bist.«

Seine hellen Augenbrauen zogen sich zusammen. »Aber da stand der Prozess doch noch aus.«

Nico verdrehte die Augen. So ein Dussel.

Die Göttin winkte ab. »Ach, das Urteil der Richter war doch eine reine Formalität.« Als sie die Hände zusammenlegte, erschien eine neue Blumenkrone aus weissen Lilien. Sie trat vor den Jungen und war eine Handbreit kleiner als er.

Wie aus einem Reflex heraus, neigte er sich vor und ließ sich von Makaria den Blumenkranz aufsetzen. Die graue Kutte, die alle Seelen nach ihrem Tod trugen, veränderte ihre Form und Farbe. Das triste Gewand wich einem weissen schlichten Shirt und Hosen aus Leinenstoff.

»Willkommen in Elysion.« Ihr Blick schweifte über die neuen Kleider. »In deinem Zuhause werden die Schränke bereits mit Kleidern gefüllt sein, in denen du dich wohlfühlst.« Sie bedeutete den beiden Jungen, ihr zu folgen und so spazierten sie über den gepflasterten Weg zu dem großen Platz, der das Herzstück von Elysion darstellte.

Über die Schulter sah Nico zurück zum Tor. Es war der einzige Ein- und Ausgang, den er kannte. Wenn er mit Jason verschwinden wollte, musste er dorthin zurück. Sie würden sich einen Plan zu Recht legen müssen, aber dafür mussten sie erst einmal Makaria loswerden. Er schob die Hände in die Taschen seiner Fliegerjacke und warf den Blumen am Wegesrand einen verdrießlichen Blick zu.

Am Platz gab es einen Straßenstand, an dem Broschüren auslagen. Die Göttin reichte Nico und Jason je eine und setzte ihren Weg gleich fort zum Einkaufsviertel, während sie im Plauderton über das Paradies erzählte.

Im Einkaufsviertel konnten die Bewohner uneingeschränkt einkaufen und essen gehen. Alle Läden hatten rund um die Uhr geöffnet. Es gab zwar keine Nacht in Elysion, aber sollte man den Wunsch nach Schlaf verspüren, ließen sich die Wohnungen abdunkeln. Damit keine Langeweile aufkam, konnte man sich zu Freizeitaktivitäten anmelden oder in einem Sport-Club einschreiben. Gelegentlich wurden Barbecues am See veranstaltet.

»In der Broschüre steht alles Weitere. Über Events wirst du per Mail informiert. Wenn dir etwas in Elysion fehlen sollte oder dir irgendwelche Anregungen einfallen, kannst du über dein Tablet an den Service schreiben und wir kümmern uns schnellstmöglich darum. Deine Meinung, ist uns wichtig!« Erwartungsvoll lagen ihre grünen Augen auf Jason.

Der hatte schon während des Vortrags die Nase in das Programm gesteckt und immer abwechselnd gelesen und zugehört. Die Menge an Information stürzte auf ihn nieder und verschlug ihm die Sprache.

Makarias Lippen kräuselten sich. »Ich sehe schon. Du musst erst einmal sacken lassen.« Daraufhin wandte sie sich an Nico. »Hast du vielleicht Fragen?«

Am liebsten wäre er hinter Jason in Deckung gegangen, um einem Gespräch mit ihr aus dem Weg zu gehen. Stattdessen zog er bloß den Kopf ein und wich ihrem stechend aufreizenden Blick auf. »Nein.«

Sie ließ die Schultern hängen, versuchte aber einen zweiten Versuch. »Wie ist denn dein Eindruck von Elysion? Sagen wir auf einer Skala von 1 bis 5, wobei 5 'einfach paradiesisch' bedeutet.«

Seine Augenbrauen zogen sich tief in die Stirn. »Wieso interessiert Euch das? Ich bin noch nicht tot.«

Ihre Hand glitt zu einer gelockten Strähne, die sich aus dem Rosebun gelöst hatte. Das Grün ihrer Augen verlor an Intensität und für einen Moment huschte ihr Blick zur Seite. »Mir fehlen ein bisschen die Eindrücke aus der Oberwelt. Ich komme nur sehr selten vor die Tür. Elysion braucht meine volle Aufmerksamkeit.« Ihr entwich ein tiefer Seufzer. »Und die Seligen sind alle so genügsam. Das macht es schwer, sich stetig zu verbessern.«

»Verstehe.« Er konnte nicht anders als den Ehrgeiz von Makaria zu bewundern.

Ihre Augen gewannen ihr Leuchten zurück. »Aber dir liegt sicher am Herzen, dass es für deinen Freund das absolut perfekte Paradies ist. Deshalb wirst du viel kritischer sein.«

Nico verzog das Gesicht, als habe er eine bittere Pille geschluckt. Die Vorstellung, dabei zu helfen, dass dieser Ort so schön wurde, dass Jason nicht mehr gehen wollte, gefiel ihm nicht. Gut, dass er sich nicht als qualifizierten Kritiker betrachte, der beurteilen konnte, was das Paradies perfekt machte. Bisher hatte es keinerlei Anziehung auf ihn ausgeübt. Er wollte vielmehr flüchten. Trotzdem widerstrebte es ihm, seine Halbschwester zu enttäuschen. »Ich denk darüber nach.«

Das schien ihr zu genügen und sie strahlte ihn an wie die Sonne. »Wie wundervoll!« Nach diesem Zugeständnis ließ sie den Blick von ihm zu Jason schweifen und wieder zurück. Sie musterte Nico auf eine Weise, als bemesse sie seinen Wert. Mit einer ausladenden Geste deutete sie auf ein Café, das Abseits der breiten Fußgängerzone lag. »Ich empfehle euch, dort euer Gespräch zu führen«, erklärte sie.

Sie betrachteten das kleine Rondell mit der filigranen weissen Möblierung, die unter blühenden Magnolienbäumen im Schatten stand, bevor sie einander ansahen und schließlich wieder zur Göttin. Makaria aber war verschwunden.

Nico schnaubte. Das passte wieder einmal zu den Göttern. Kamen und gingen, wie ihnen danach war. »Das ist unhöflich«, meinte er und spielte mit dem Gedanken, das in seiner Bewertung von Elysion zu erwähnen.

Jason tat schließlich den ersten Schritt und sah ihn über die Schulter an. »Wenn die Göttin Makaria eine Empfehlung ausspricht, wird das Café gut sein«, folgerte er und ging auf den kleinen Laden zu.

Nur mit Widerwillen folgte Nico ihm und unterdrückte den Drang, nach seinem Handgelenk zu greifen, um einfach den Weg zurück zum Tor zu gehen. Die Möglichkeit, dass Jason sich in Elysion wohlfühlte, ließ seinen Magen rumoren. Diese ganze Idylle hatte für ihn den Charme einer Venusfliegenfalle und sein Freund war dabei von ihr geschnappt zu werden.

Sie sahen niemanden vom Personal, doch am Eingang des Cafés stand das Ladenschild auf ›Geöffnet‹ und so setzten sie sich an einen der freien Tische.

Jason wischte ein loses Blütenblatt von der Tischplatte und verschränkte die Finger ineinander. Das Lächeln auf seinen Lippen war zaghaft und ließ seine kleine Narbe zucken.

Zum ersten Mal seitdem Nico ihn am Tor abfing, nahm er sich die Zeit seinen Freund wirklich anzusehen. Im Gegensatz zu den Seelen im Asphodeliengrund war er nicht blass und durchscheinend - im Gegenteil. Seine Haut hatte einen gesunden Ton. Stünden sie nebeneinander, würde Nico eher als lebender Tod durchgehen. »Gut siehst du aus«, murmelte er und sank auf seinem Stuhl zusammen.

Jason blinzelte über die Worte, griff sich unwillkürlich an die Schläfe und blinzelte erneut. Seitdem er eine Brille trug, rückte er sie aus Gewohnheit unnötig zurecht. Aber in Elysion brauchte er keine Brille mehr. Bisher hatte er das nicht bemerkt. Und es war nicht die einzige Veränderung. Narben, die er von Verletzungen davon getragen hatte, waren verblasst.

Woran auch immer der Sohn des Jupiters bis eben dachte, mit einem einfachen Augenaufschlag war die Verwirrung aus seinem Blick verschwunden. Seine Haltung war aufrecht, doch die Schultern entspannt und seine Hände lagen beide auf dem Tisch wie, um zu zeigen, dass er nichts verbarg. »Ich habe nicht damit gerechnet, dass du am Tor auftauchst«, gestand er und kräuselte die Stirn. Hinter dieser Feststellung steckten viele Fragen.

Aus einer Marotte heraus zuckte Nico bloß mit den Schultern.

Da er weiter stumm blieb, versuchte Jason einen erneuten Vorstoß. »Ich freu mich, dich noch einmal zu sehen.« Es waren aufrichtig nett gemeinte Worte.

Tief gruben sich Nicos Augenbrauen in seine Stirn und bildeten deutliche Zornesfalten. In seinem Magen kochte Wut auf, ätzend wie Magensäure. Sie kroch brennend seinen Hals hinauf und brachte ihn schließlich zum Sprechen. »Willst du mir sagen, du hast deinen Frieden gemacht?« Er spuckte ihm die Worte entgegen. »Ich bin nicht hier, um dir leb‘ wohl zu sagen!«

Sein Gegenüber wurde starr und riss die Augen auf. Mit einem solchen Ausbruch hatte er nicht gerechnet. Aber Nico kam gerade erst in Fahrt. Er griff in seinen Rucksack, holte das Skizzenbuch hervor und legte es auf den Tisch.

Jason erkannte es sofort. Das Himmelblau seiner Augen flackerte wie bei einem Gewitter. »Wieso hast du das hierher gebracht?« Seine Stimme klang brüchig.

Nico beugte sich über das Skizzenbuch und sah seinen Freund mit steinerner Miene an. »Als Erinnerung daran, dass du dir etwas ziemlich Großes vorgenommen hast.«

Kraftlos sanken Jasons Schultern und er fiel in den Stuhl zurück. Die Augen huschten unruhig über das Skizzenbuch zu seinem Gegenüber und zu einem undefinierten Punkt an seiner Seite. »Apollo sollte sie nach Camp Jupiter bringen.«

»Das hat er und mir wurde das für Camp Half-Blood anvertraut, bis Annabeth zurück ist.« Seine Fäuste lagen auf dem Buch und zitterten vor Anspannung. »Glaubst du, damit ist es getan?«

Jason zog seine Hände zurück und massierte sich den Nacken. Dünne Falten bildeten sich auf seiner Stirn. »Annabeth hat das Wissen, um die Pläne zu realisieren. Sie liebt Architektur.«

Nico stieß die Luft durch zusammengebissene Zähne. »Die studiert ab August in Neu Rom. Mit Percy. Sie wird das sicher nicht verschieben, um dein Versprechen zu halten.« Seine dunklen Augen loderten vor Zorn. »Ich dachte, dir ist das wichtig.«

Damit traf er bei Jason einen Nerv. »Ist es! Aber mir sind nun einmal die Hände gebunden.« Seine Lippen wurden zu einer schmalen Linie. »Mir bleibt nichts als darauf zu vertrauen, dass meine Freunde sich darum kümmern.«

Die Art wie er Nico ansah, gab ihm zu verstehen, dass er ihn in seinen Worten miteinschloss. Er setzte nicht bloß auf Annabeth, sondern auch auf ihn. Dass er sich ebenso darum bemühte, die Tempel der Götter zu errichten, weil er Jasons Wunsch verstand. Weil sie Freunde waren.

Der Gedanke ließ das Blut in Nicos Ohren rauschen. Es bedeutete ihm viel, wenn Jason ihm dieses Vertrauen entgegenbrachte und er wollte ihm gerecht werden. Aber viel mehr, wollte er ihm dabei helfen, sein Ziel selbst zu verwirklichen. »Dir müssen nicht die Hände gebunden sein«, murmelte er kaum hörbar.

Es dauerte einen Moment, bis sein Gegenüber die Tragweite dieser Aussage verstand. »Was meinst du damit?«

Fahrig strichen Nicos Finger über das Skizzenbuch. Sein Blick war gesenkt. »Ich bin nicht hier, um dich zu verabschieden, sondern weil ich dich zurückbringen will«, offenbarte er seinen Plan. Die Worte waren langsam und bedeutungsschwer über seine Lippen gerollt. Sein Herz raste in seiner Brust und er hoffte, dass Makaria nicht überall in Elysion ihre Ohren hatte. Der Göttin würde es sicher nicht gefallen, wenn er einen ihrer Helden entführte.

Jason starrte ihn an, suchte in seinem Gesicht nach Hinweisen und wog die Worte genau ab. Es fand keine Erwiderung darauf.

Tief atmete Nico ein und schob das Skizzenbuch näher an seinen Freund heran. »Ich gehe nicht ohne dich hier weg und wir bauen diese Tempel gemeinsam oder gar nicht«, sagte er mit Bestimmtheit. Jedoch in seinem Blick lag etwas Bittendes.

Es fiel Jason gar nicht auf, da sein Blick gesenkt auf dem Buch lag. Sanft strich er mit den Fingern die Kanten entlang. Dann schloss er die Augen und zog seine Hand wieder zurück. Sein Atem stockte.

Nico beugte sich weiter zu ihm vor. »Ich kann dich hier raus holen«, beteuerte er. Und wenn er dafür die Erde aufbrechen musste.

»Ich weiß.« Jason strich sich mit den Händen durchs Gesicht und wirkte unendlich erschöpft. »Nico, bei dem Prozess fiel mein Urteil nicht gleich auf Elysion.« Er legte den Kopf in den Nacken und sah hinauf zu den Magnolienblüten. »Mir wurde die Möglichkeit geboten, ein Richter der Toten zu werden. Wie Rhadamantys und Minos es sind. Weil ich ein Sohn von Jupiter bin.«

Nico entwich ein leises Schnauben. »Du würdest das besser machen als die«, meinte er und verschränkte die Arme vor der Brust.

Jasons Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. »Ich meine damit, dass selbst nach meinen Tod der Einfluss meines Vaters noch Auswirkungen auf mich hat. So wie es schon immer der Fall war. Deshalb habe ich abgelehnt.«

»Gut. Die Urteile, die du bis in alle Ewigkeit fällen müsstest, hätten dich sicher deprimiert.« Insgeheim erleichterte ihn die Entscheidung seines Freundes. Hades würde sich keine Seele mit solcher Stellung unterm Hintern wegschnappen lassen. Nicht ohne Konsequenzen.

Mit gerunzelter Stirn betrachtete Jason ihn. Er setzte sich gerade auf und fokussierte Nico. »Was ich dir zu erklären versuche; Ich will keine Sonderbehandlung.« In den himmelblauen Augen lag Schmerz, als er das Skizzenbuch von sich schob. »Auch jetzt nicht. Ich möchte nicht von hier fort dürfen, weil ich mit einem Sohn von Hades befreundet bin.«

Es kostete Nico große Selbstbeherrschung, nicht zu schreien. Die Muskeln seines Kiefers waren so angespannt, dass seine Zähne malmten. Als Kind von Hades hatte man es nie leicht. Tiere mieden einen, weil sie die Aura des Todes spürten. Menschen fehlte dieser Sinn, doch instinktiv gruselten sich die meisten von denen. Als Kind der Großen Drei war man dafür wie ein Leuchtfeuer für Monster. Man war schnell isoliert und neigte dazu ein Einzelgänger zu werden. Freunde waren etwas Besonderes. Wozu hielt man das alles aus, wenn man aus der Position seines Vaters, dem Herrscher der Unterwelt, nicht einen Vorteil gewinnen konnte?

Seine Augen brannten, doch er hielt Jasons Blick stand. »Ich will dir eine zweite Chance geben«, sagte er mit bebender Stimme. »Lass mich doch etwas zurückgeben.«

Mit einem Mal zog Jason scharf die Luft ein. Seine Augen waren geweitet, als habe ihn der Blitz getroffen. »Du schuldest mir nichts.«

Trotzig schob Nico das Kinn vor. »Natürlich nicht«, knurrte er abfällig. »Für dich war das keine große Sache. Für mich schon!« So deutlich hatte er dieses Zugeständnis nie machen wollen. Wieso musste Jason Grace auch nach seinem Tod noch so nervig korrekt sein?

Mitfühlend sah der seinen jungen Freund an, bis er schließlich lächelte. Ein trauriges Lächeln. »Du könntest dich um die Tempel kümmern, statt deine Drohung wahr zu machen«, versuchte er es erneut. »Damit würdest du mir einen großen Gefallen tun.« Er nickte zu dem Skizzenbuch.

Langsam sanken seine Schultern ein, je klarer die Aussichtslosigkeit seines Vorhabens wurde. Als lastete die Einsicht schwer auf ihnen. »Ich werde dich nicht umstimmen.«

In Jasons Miene lag etwas Reuevolles. »Nein.«

Der Sohn des Hades' nickte lahm. In seinem Hals bildete sich ein Kloß, der ihn daran hinderte, etwas zu erwidert. Sein letztes Bisschen Wut richtete er auf das Skizzenbuch, das er schroff zurück in seinen Rucksack stopfte. All seine Macht und der Respekt seines Vaters brachten ihm nichts, wenn sein Freund ihm nicht folgen wollte.

Jason erhob sich von seinem Platz. »Wollen wir dann zurück zum Tor?«

Wieder konnte Nico nur nicken.

Schweigend verließen sie das Café und gingen durch das Einkaufsviertel zurück zum Platz. Dieses Mal begegneten sie einigen anderen Seligen, die einen Schaufensterbummel machten oder auf den Wiesen picknickten. Jeder von ihnen wirkte ausgelassen und glücklich. Es hatte Ähnlichkeit mit den Bildern von Reiseportalen, die ihre Angebote anpriesen.

Trotzdem waren es nicht die Verlockungen, die Jason ihn abweisen ließen, sondern seine Überzeugungen. Damit verdiente er mehr als jeder andere dieses sorglose Nachleben.

Das Tor zum Elysion war vom Platz aus bereits zu sehen und je näher sie ihm kamen, desto schwerer fiel es Nico einen Fuß vor den anderen zu setzen. Es war, als füllten sich seine Schuhe mit Blei und als sich die Erkenntnis, dass sich ihre Wege in Kürze für immer trennten, festsetzte, blieb er auf halber Strecke stehen.

Erst nach ein paar Schritten merkte Jason, dass sein Freund zurückfiel, und warf einen Blick über die Schulter. Er ging zurück und blieb vor ihm stehen, neigte den Kopf und runzelte die Stirn. »Alles in Ordnung?«

Blöde Frage.

Gar nichts war in Ordnung.

Nico schluckte und versuchte so den Kloß hinunterzudrücken. Sein Hals war trocken und er wünschte, im Café hätte man ihnen etwas zu trinken angeboten. Den lausigen Service würde er in seiner Kritik erwähnen. »Ich will nicht«, presste er schließlich hervor und atmete zitternd ein. Er bekam einen Schluckauf.

Nico di Angelo war 15 Jahre und fühlte sich wie ein kleines jammerndes Kind.

Ähnlich überfordert stand Jason vor ihm und wusste nicht, wie er reagieren sollte. Seine Augen huschten nervös über die Gestalt seines Freundes. Die Hände schwebten hilflos in der Luft.

Bevor er irgendwelche Worte fand, machte Nico einen Satz nach vorn und drückte das Gesicht an seine Brust. Seine Finger krallten sich mit der Verzweiflung eines Ertrinkenden in das Leinenhemd. Ein Schluchzer durchdrang den Schluckauf. Das brennen in seinen Augen wurde stärker und schließlich brach der Damm, sodass ihm die Tränen über die Wangen rannen. Jason schloss die Umarmung mit einer Heftigkeit, dass es Nico die Luft aus der Lunge presste. Er musste husten, schluchzte und hustete wieder. Als er nach Luft rang, schob er das Kinn auf Jasons Schulter.

»Es tut mir leid«, murmelte Jason dicht an sein Ohr. Seine Stimme klang ungewohnt rau.

Nico wusste darauf nichts zu erwidern, aber brachte ohnehin kein Wort heraus. Die Sicht verschwamm vor seinen Augen.

Nur sehr zaghaft lösten sie sich voneinander und eine warme Hand wischte ihm die Tränen von der Wange, obwohl immer wieder Neue kamen. »Ich will nicht allein sein«, quetschte er unter schluchzen hervor.

»Das bist du nicht«, beteuerte sein Freund. Seine Narbe zuckte unter dem wackeligen Lächeln auf seinen Lippen. »Und das weißt du.«

Aus Trotz schüttelte Nico den Kopf.

Jason zog ihn wieder an sich und legte die Arme um seine schmächtige Gestalt. Diesmal sanfter. »Doch. Da sind Hazel und Reyna in Neu Rom, die immer für dich da sind. Und in Camp Half-Blood gibt es Will, der sich sicher schon Sorgen um dich macht, weil du auf diesem Kamikaze-Einsatz bist.«

Ein besonders tiefes Schluchzen entwich Nicos Kehle. »Will hasst mich«, nuschelte er in den Leinenstoff.

»Niemals«, widersprach Jason. Die Vorstellung war für ihn so absurd, dass ein Lachen in seiner Stimme mitschwang. Liebevoll strich er über das schwarze Haar. »Wie kommst du darauf?«

»Ich hab was Schlimmes zu ihm gesagt.« Er weigerte sich, es zu wiederholen.

»Dann musst du dich nur entschuldigen.«

Mit glasigen Augen sah Nico zu ihm auf und hatte tiefen Falten auf der Stirn. Als wäre das so einfach aus der Welt zu schaffen.

»Das wird funktionieren«, versicherte er ihm mit einem Lächeln, das seine himmelblauen Augen zum Leuchten brachte.

Langsam verebbte der Tränenfluss und Nico löste ihre Umarmung, um einige tiefe Atemzüge zu nehmen. Die letzten Salzspuren wischte er sich selbst von der Haut.

Da Jason nichts weiter mit seinen Armen anzufangen wusste, schob er die Hände in die Hosentaschen seiner Leinenhose. Er ließ diskret den Blick schweifen und gab Nico Zeit.

Seit ihm die Nachricht über Jasons Tod erreicht hatte, waren ihm kein Mal die Tränen gekommen. Die Erkenntnis, dass er fort war, hatte eine Narbe in seiner Brust aufgerissen. Es hatte gebrannt und mit den Vorbereitungen für die Bestattung verdrängte er den Schmerz, bis er zu einem dumpfen Pochen im Hintergrund wurde. In diesem Moment konnte er das erste Mal seit ein paar Tagen einen klaren Gedanken zu dem Abschied fassen.

»Besser?«, erkundigte sich Jason und musterte ihn mit unverhohlener Neugier.

Nico rümpfte die Nase und zog den angesammelten Rotz hoch. Sein Blick schweifte an seinem Freund vorbei zum Tor von Elysion. Wenn er hindurchging, dann allein.

Jason folgte seinem Blick. Sein Lächeln wurde melancholisch. »Ich würde dich gerne noch um etwas anderes bitten.«

Überrascht gingen Nicos Augenbrauen in die Höhe und die dunklen Augen wurden groß. »Was denn?« So gern er ihm den Gefallen tat, war er über die Jahre zu misstrauisch geworden, um blind zuzustimmen.

Der Sohn des Jupiters sah weiterhin zum Tor und strich sich mit der Hand durch den Nacken. Eine reine Verzögerungstaktik. Die dünne Falte zwischen seinen Brauen verriet, dass er um die richtigen Worte rang. »Schaffst du es, dass ich mir keine Sorgen um dich machen muss?«

Eine von Nicos Augenbrauen schob sich noch weiter in die Höhe. »Bitte was?«

Jason lachte und eine leichte Röte kroch seinen Hals hinauf. »Du machst mir ständig Sorgen, seit wir uns kennen«, erklärte er mit schelmischer Stimme. »Wenn ich wüsste, dass es dir gut geht, ginge es mir besser. Könntest du das versuchen? Der Versuch würde mir schon reichen.«

Als sich ihre Blicke trafen, blinzelte er ihn mehrmals an. Für einen kurzen Augenblick hatte er diese Bitte für einen Scherz gehalten, aber damit lag er falsch. So absurd die Worte in seinen Ohren klangen, von Jason waren sie ernst gemeint. Seine Miene wurde weicher. »Wie soll ich das machen?«

Jason ließ den Blick schweifen und schien zu überlegen. Wenn er ihm eine Herakles-Aufgabe stellte, brachte das seinem Seelenfrieden gar nichts. »Nimm etwas mehr am Leben teil«, antwortete er ihm. »Wie wäre es, wenn du zusammen mit Will die High-School besuchst? Ein Schulabschluss ist auch als Halbgott nicht verkehrt.«

»Die High-School besuchen«, echote Nico. Er bezweifelte stark, dass der Besuch einer Lerninstitution mit überfüllten Klassen, überforderten Lehrern und Büchern, die er dank Legasthenie nur schwer lesen konnte, sein Leben bereichern würde. Von den Monstern, die er anzog wie das Licht die Motten, ganz zu schweigen. »Und wenn ich es nicht schaffe?«

»Du musst es nur versuchen«, beteuerte Jason ihm nochmals. »Das reicht mir.«

»Und wenn ich es schaffe?« Das Blut rauschte in Nicos Ohren und seine Kopfhaut prickelte. »Wenn ich die High-School schaffe, aber ...« Nicht glücklich bin? Wollte er so den Satz vollenden?

»Dann komme ich zurück.«

Nico sah zu ihm auf. Verwirrt.

»Wenn du es versuchst, aber es dir nicht gut geht, dann werde ich zurückkommen. Ich werde aus eigener Kraft zurückkommen.« Er zog aus seiner hinteren Hosentasche die Broschüre von Elysion und hielt sie ihm hin. ›Durch Wiedergeburt auf die Insel der Seligen!‹ stand dort in geschwungenen Lettern.

Der Sohn des Hades' nahm das Papier in beide Hände und starrte auf das Informationsblatt. Die Idee war ja ganz nett, aber hatte eine Menge Haken. »Du wirst dich nicht erinnern können«, erklärte er mit monotoner Stimme. »Vor der Wiedergeburt werden all deine Erinnerungen im Lethe weggespült.«

Jason legte ihm eine Hand auf die Schulter und suchte den Blickkontakt mit ihm. »Versprich du mir, dass du dein Bestes gibst und ich verspreche dir, dass ich mich erinnern werde.« Seine Stimme war fest und ließ keine Zweifel an seinen Worten.

Ein Stromstoß jagte Nicos Rückenmark hoch. Er schluckte. »Okay.«

Das genügte und Jasons Lächeln wurde zuversichtlich. »Gut.«

Gemeinsam legten sie das letzte Stück Weg zum Tor zurück. Währenddessen drehte Nico unwillkürlich den silbernen Ring an seinem Finger. Er streifte ihn ab und betrachtete das Stück Metall von allen Seiten, sah jede Kratzspur, die sich über die Jahre hineingefressen hatte, und schätze seinen persönlichen Wert.

Ohne ein Wort der Erklärung griff er nach Jasons Handgelenk und zwang ihn so erneut stehen zu bleiben. Verwirrt blinzelte der, als der Ring in seiner Hand lag.

»Ein Pfand«, erklärte er knapp und schob die Hände in die Taschen seiner Fliegerjacke. »Heb‘ ihn für mich auf.«

Die Geste erschloss sich Jason nicht, doch er entschied, nicht zu fragen, sondern nickte bloß. »Werde ich.«

Am Tor wartete Makaria und empfing sie lächelnd. »Ich hoffe, ihr konntet alles klären?« Falls die Göttin die Antwort wusste, ließ sie es sich nicht anmerken. In ihren grünen Augen blitze die Neugier, doch die beiden Jungen waren nicht bereit sie zu stillen.

Nico schenkte seiner Halbschwester die Andeutung eines Lächelns. »Danke, dass ich hier sein durfte.«

Emsig klatschte die in die Hände. »Nicht doch. Gerne! Vielleicht haben wir bei deinem nächsten Besuch etwas mehr Zeit zum Plaudern.«

Ob sie damit sein Nachleben meinte? Er kam nicht dazu, die Frage zu stellen, da öffneten sich hinter ihr die Tore und ein Mann trat an die Schwelle. Seine Haut war braun wie Teakholz und er war in einer schwarzen Tunika gekleidet.

Makaria wandte sich zu ihm und ein zarter Rotton legte sich auf ihre Wangen. »Schön dich zu sehen, Thanatos«, grüßte die den Gott des Todes.

Schön. Das beschrieb ihn sehr gut.

Er nickte der Göttin zu und schenkte ihr ein Lächeln. »Ich hoffe, der Grund für mein Erscheinen bleibt bei einem Verdacht«, sagte er und richtete seine goldenen Augen wissend auf Nico.

Der hatte augenblicklich das Gefühl, dass seine Haut brennen würde. Anscheinend war sein Vater nicht bereit, für das Glück seines Sohnes jede Regel zu brechen.

»Nico war nur auf einen kurzen Besuch in Elysion«, versicherte Makaria ihm und zwinkerte ihrem Halbbruder verschwörerisch zu.

Der Blick des Todesgottes schweifte weiter zu Jason, der neben dem Sohn des Hades' stand und starrte. »Und er möchte sich nur verabschieden«, vermutete er.

»Genau«, meinten die beiden Jungen unisono. Da Thanatos sich nicht von der Stelle bewegte, vermuteten sie, dass er darauf wartete, dass Jason wieder ging.

Ein letztes Mal ließ Nico sich von seinem Freund in den Arm nehmen und hielt ihn fest. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf das warme Pochen in seiner Brust.

»Bis dann«, flüsterte Jason ihm verheißungsvoll ins Ohr und löste die Umarmung. Weniger vertraut verabschiedete er sich von beiden Göttern und ging zurück ins Elysion. Jedoch nicht, ohne Nico noch ein letztes Mal anzusehen.

Er hob die Hand zum Abschied. Wie es auch ausging, es war kein Abschied für immer.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Free hugs für Nico. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe mich auf den Auftritt von Makaria wie ein kleines Kind gefreut. x'3 Hoffentlich gefällt meine Interpretation der Göttin. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorbei!

Weiter geht es mit den beiden in Wiederfinden

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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Von:  FreeWolf
2019-08-12T22:28:30+00:00 13.08.2019 00:28
Ich bin gerührt: Im Endeffekt konnte nur Jason Nico von seinem verrückten Plan abbringen. Und die verheulte Umarmung wie auch das Versprechen am Ende deuten voraus in so viel mehr. :D Jetzt bin ich neugierig geworden.

Natürlich habe ich auch hier einen Lieblingssatz: "»Ich habe nicht damit gerechnet, dass du am Tor auftauchst«, gestand er und kräuselte die Stirn. Hinter dieser Feststellung steckten viele Fragen."
Antwort von: Norrsken
13.08.2019 09:56
Nico hat es Jason echt schwer gemacht seinen Prinzipien treu zu bleiben. ùwú Böser Junge. Aber die Probleme, die das gegeben hätte, wäre er mitgegangen. Uff.
Geplant war ein etwas würdevolleres stummes Weinen, aber dann wurde es doch ein richtiges Rumheulen ... aber ich hätte mich gern auch in diese Umarmung geschmissen. ;n; Gemeine Welt!

So gut Jason und Nico auch befreundet sind, ist es schon kurios, wenn da auf einmal ein Sohn des Hades' vor den Toren auftaucht. Ist ja jetzt nicht die gewöhnliche Stadtrundfahrt, die man buchen kann. Jason hatte sicher schon ein Bauchgefühl dafür, dass Nico vor hat, die Regeln zu brechen, aber ist zu gutgläubig.

Noch einmal ganz ganz lieben Dank für deine Kommentare! Du hast mir den Morgen damit sehr versüßt und das hält mindestens noch den ganzen Tag an. ♥
Antwort von:  FreeWolf
13.08.2019 11:45
Ich stelle mir den inneren Konflikt in Jason sehr schwierig vor und bewundere ihn ein bisschen dafür, dass er so ruhig geblieben ist. Respekt. Es macht auch sehr viel Sinn, nachdem Nico buchstäblich auseinanderfällt kaum umarmt Jason ihn - das spricht für das tiefgehende Band, das sie beide miteinander verbindet.

Die Umarmung ist gerade deshalb, weil sie kein würdevolles stilles Weinen ist, so realistisch: Ich hatte ganz kurz das Gefühl beim Lesen, dass er mir jetzt auch die Rippen quetscht, weil er Nico so fest hält und nicht loslässt, bis es raus ist.

Ich bin normalerweise unglaublich kommentierfaul, aber hier konnte ich es mir nicht verkneifen. :3 Ich freu mich, dir den Tag versüßt zu haben, und freu mich auch darauf, mehr über diese wundersame Welt der Götter im Olymp zu lesen!
Von:  FreeWolf
2019-08-12T22:16:05+00:00 13.08.2019 00:16
Makaria ist die coolste! (Auch wenn ich sie erstmal googlen musste). Ich hatte das leise Gefühl, dass hier irgendwas nicht so gehen kann, wie Nico es sich vorstellt.
Es gibt so vieles, was ich an diesem Kapitel mag, es ist so schwer es alles aufzuzählen: Die Interaktion mit Charon, die fließenden Erinnerungen und Träume im Styx, Kerberos, der einfach nur Liebe braucht und sich danach sehnt, die Konfrontation mit Minos' Bruder, die komplett an Jason vorbeigeht, und schlussendlich Makaria. Ich bin gespannt, was jetzt noch passiert - und was sie tut, um Nico von seinem wahnsinnigen Plan abzubringen.

Meine Lieblingsstelle: "Da haben die Sterblichen endlich jemanden, der sein Handwerk versteht«, sagte er und knetete seine Hände.

Ob Charon bewusst ist, dass es sich hier um Nico handelt, den er lobt, der gerade dabei ist, etwas diesem Ruf sehr entgegengerichtetes zu tun?
Antwort von: Norrsken
13.08.2019 09:54
Über Makaria bin ich auch nur durch Zufall gestoßen und habe mich in sie verliebt. ♥ Es ist schade, dass es zu ihr so wenig gibt. Aber die Götter der Unterwelt wurden halt immer etwas ... totgeschwiegen. :DDD Umso mehr Freiheit für mich, ha! Ich freue mich sehr, dass dir meine Interpretation von ihr gefällt. Sie hat sich auch etwas verselbstständigt und mir damit viel Freude bereitet. xD

Dieses dritte Kapitel so wie es jetzt ist, war gar nicht geplant. Nach dem Konflikt mit Will und Nico hatte ich quasi direkt zu Elysion und Jason springen wollen, aber ... ich bin selbst so froh, es nicht so gemacht zu haben, weil Charon, Kerberos, Minos' Bruder und Makaria. >w< Sie haben alle so viel Spaß gemacht zu schreiben und wenn du beim Lesen auch solchen Spaß an ihnen hattest, bin ich glücklich!

Tja, weiß Charon es?
Mit seinem Job hat er viel zu tun und kommt nicht viel rum, aber sein Boss hat nicht viele lebende Kinder und kann sich da sicher schon 1 und 1 zusammenzählen. Aber klug wie er ist, reibt er es Nico nicht direkt unter die Nase, sonst hieß es noch, er würde schleimen. ;DD
Was Nicos Pläne in der Unterwelt sind ... da ist er vermutlich zu gutgläubig. Aber das fällt auch nicht in sein Aufgabengebiet.
Antwort von:  FreeWolf
13.08.2019 11:43
Nun, wer in der Unterwelt lebt, hat es eben nicht leicht heutzutage: Totgeschwiegen werden ist wohl auch nicht für die Totengötter so superduper. :D Aber ich freu mich, dass du einen Charakter gefunden hast, den du für dich ausbauen konntest.
Makaria klingt ein bisschen wie ein Booking-Portal, das dich nach seiner Meinung fragt. Das hat mich wahnsinnig amüsiert. :D

Eskalierende und entgleisende Kapitel machen unglaublich viel Spaß, finde ich. :D Ich würde auch gern mehr über die Götter der Unterwelt lesen, und die Unterwelt generell.
Von:  FreeWolf
2019-08-12T22:04:18+00:00 13.08.2019 00:04
Wills und Nicos Freundschaft ist spürbar in diesem Kapitel, und ich bin hin- und hergerissen, zu wem ich jetzt halten soll. So eine Zwickmühle aber auch!
Ich finde, du gestaltest die Interaktion zwischen ihnen beiden wahnsinnig dynamisch: Ich merke, dass sie beide sehr unterschiedlich sind, aber zugleich auch durch eine enge Freundschaft miteinander verbunden. Am Schluss des Kapitels ist mein Herz ein bisschen gebrochen, obwohl das, worauf Nico Will hinweist, durchaus stimmt. Er entscheidet, wer zuerst behandelt wird. Zugleich gebe ich Will recht damit, dass Nicos Entscheidung willkürlich und stark emotional ist.

Es gibt so viele gute Stellen in diesem Kapitel, aber eine meiner liebsten war: "In Gedanken ging er sein Vorhaben im Schnelldurchlauf durch; in die Unterwelt gehen, Kerberos einen neuen Spielball schenken (das Tier bekam viel zu wenig Aufmerksamkeit) und Jason holen. Schnell und einfach."
Ich habe bei dem Nebensatz zu Kerberos hell aufgelacht. :D Zugleich mag der PLan "einfach" klingen, aber das ist er bei weitem nicht.

Ich hätte auch gern Schatten-Transport-Kräfte, geht das?
Jedenfalls muss ich jetzt weiterlesen. :D Dabei wollte ich gerade ins Bett. Na, muss ich das eben noch etwas aufschieben.
Antwort von: Norrsken
13.08.2019 09:53
ill und Nico ... beim Schreiben war ich selbst überrascht, wie gut mir die Dialoge der beiden von den Fingern gingen, weil ... ich sie eigentlich nicht mag? XD
Dazu die Erklärung: Ich mag Nico. Ich mag Will. Riordan hat die Freundschaft der beiden aber überhaupt nicht ausgebaut, sondern dem Leser einfach vor die Füße geschmissen. Das hat mich sehr geärgert beim Lesen.
Nachdem ich sie jetzt selbst einmal geschrieben habe, kann ich aber die Freude an den beiden verstehen, weil ... sie schreiben sich quasi von selbst, lol.

Dass du hin und her gerissen bist, finde ich gut! Ich mag das, wenn ein Konflikt zwei nachvollziehbare Seiten hat, sodass nicht einer der Böse ist. =w= Objektiv betrachtet hat natürlich eigentlich Will Recht, aber wenn man die Möglichkeit hätte den Tod zu betrügen ... wer würde da objektiv bleiben?
Nico als Sohn von Hades und Will als Mediziner im Camp sind da natürlich ein Geschenk für diesen Konflikt, weil Will schon mehr als einen Patienten verloren hat und das akzeptieren musste (sollte man erwähnen, dass er 15 Jahre alt ist? Armes Baby).

Jaah, der einfache Plan! xD Wenn Percy Jackson involviert wäre, würde Nico ihn vermutlich auch nicht für so einfach halten, aber er ist ja ein Kind des Hades' und quasi unfehlbar, wenn es um Unterweltkram geht (seiner Meinung nach). Kerberos braucht wirklich viel mehr Liebe. ♥
Insgesamt ist Nico zwar etwas unsozial aber gerade in der Unterwelt bin ich mir sicher, gibt er sich Mühe, diejenigen wert zuschätzen, die viel zu wenig Wertschätzung erhalten (die meisten haben halt doch eher Angst vorm Tod, ne?).

Schattenreisen kann ich dir btw. nicht empfehlen, weil es unheimlich Kräftezehrend ist. Nico kippt danach nicht selten um ins Koma oder hat nur noch Pudding in den Beinen (aber er ist ein Trotzkopf und deshalb macht er es weiter). Zitat Nico: Aus großer Kraft..! Folgt ein großes Bedürfnis an Schlaf. Gute Nacht.

Tut mir leid, dass dich die FF um deinen Schlaf gebracht hat (/)u(\)
Antwort von:  FreeWolf
13.08.2019 11:40
Was, du magst Will und Nico nicht? :D Das ist überhaupt nicht so rübergekommen anhand der Dialoge, ich finde, ihre Freundschaft ist sehr nachvollziehbar in dem Dialog und man merkt, wie viel ihnen aneinander liegt.

Es ist wirklich wichtig, dass du beide Seiten darstellst: Es gibt in so einer Situation keine Objektivität, denke ich. (Und dass Will erst 15 ist, vergisst man sehr leicht, das hab' ich auch nicht realisiert. Armes Baby. D:)

Schattenreisen klingt sehr anstrengend. Jetzt wäre ich aber auch neugierig, wie sich das anfühlt. Ich sollte diese Bücher doch lesen... (/)u(\)

Dass die FF mich um meinen Schlaf gebracht hat, muss dir echt nicht leidtun, das war gut investierte Zeit. :)
Von:  FreeWolf
2019-08-12T21:54:16+00:00 12.08.2019 23:54
Hugs für Nico!
Ich finde es immer spannend, in Texte hineinzuschauen, von denen man selbst wenig Ahnung hat, deshalb musste ich mich jetzt auf das wenige verlassen, was ich aus den Percy-Jackson-Filmen kenne und über Mythologie weiß, aber das hat jetzt durchaus geholfen und auch gereicht, um zu verstehen worum es geht.

Du öffnest mit diesem Text eine Frage, mit der man sich nur ungern beschäftigen will: Es geht um Ableben und Nachleben, und ich finde dir gelingt die Gratwanderung zwischen den vielen Gefühlen, die Nico hat, sehr gut. Zugleich machst du mich mit dem Schluss unendlich neugierig auf den nächsten Teil der Geschichte.

Und meine Lieblingsstelle möchte ich dir nicht vorenthalten: Nico wusste, dass man mitfühlend sein wollte, aber es machte ihn wütend. Keiner konnte verstehen, dass er das machen musste. Für sich.

Ich lese jetzt ganz fröhlich weiter, nachdem das erste Kapitel mich sehr neugierig darauf gemacht hat, was Nico jetzt bitteschön vor hat. :D
Antwort von: Norrsken
13.08.2019 09:51
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar! ;//; Damit habe ich tatsächlich gar nicht gerechnet. Dass Film- und Mythologiewissen ausreichen fürs Verständnis ist gut zu wissen. °U° Aber ich hoffe, du bist "spoilerresistent" solltest du die Bücher noch lesen (oder Hörbücher hören), weil die FF verrät echt viel? X'D

Das Thema Ableben, Nachleben und auch Trauerbewältigung ist für mich eigentlich außerhalb meiner Komfortzone, da ich bisher selbst nur den Tod meiner Haustiere erlebt habe. Darüber bin ich natürlich froh, nur entsprechend war ich beim Schreiben besorgt, ob ich überhaupt die Empathie habe, dass richtig zu transportieren. Du machst mich sehr glücklich, wenn du die Gratwanderung zwischen Nicos Gefühlen als gelungen empfindest. u//u

Die Zeile mag ich in diesem Kapitel tatsächlich auch unheimlich gerne! :D Das beschreibt Nico für mich einfach sehr, um den sich ständig alle sorgen machen, weil er es immer übertreiben muss. Aber er ist auch nicht der Typ, der still Trauern kann. Bissl Selbstfolter muss sein. Und bevor jemand anders die Bestattung versaut und es seinem Kumpel dadurch erschwert wird, ins Nachleben zu gelangen, macht er es lieber selbst.

Kleiner Life Goal für mich, dass der Schluss so neugierig macht, dass man weiter lesen möchte. Yes!
Antwort von: Norrsken
13.08.2019 09:57
PS: Nico hasst btw eigentlich Körperkontakt. Selbst von den Menschen, die er mag. Da muss schon einiges im argen liegen, wenn er das über sich "ergehen" lässt. :D Also: free hugs für Nico! ♥
Antwort von:  FreeWolf
13.08.2019 11:36
Ich war neugierig auf das, was du so machst, und ich lese gerne auch in Fandoms, in denen ich nicht so viel Hintergrundwissen habe. Deshalb bin ich auch Spoiler-resistent, höhö. :3 Ich bin jetzt wirklich ein bisschen sehr neugierig auf die Buchreihe und werd' mir bei Gelegenheit mal einen oder zwei Bände aus der Stadtbibliothek holen.
Für wen ist das Thema Trauerbewältigung schon innerhalb der Komfortzone? Ich finde, es ist ein wahnsinnig schwieriges Thema, an das du dich da heranwagst, einerseits weil Charaktere dabei gezwungenermaßen in einer emotionalen Extremsituation nicht immer ic handeln (auch im canon nicht), andererseits, weil man mit seinen eigenen Vorstellungen dazu konfrontiert ist - als Leserlis wie auch als Autoren. Von daher erstmal: Respekt, dass du dich daran herangewagt hast, und Respekt dafür, dass dir das so gut gelungen ist! :)


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