My light von Schwabbelpuk (I found in you) ================================================================================ Epilog: My light (Mein Licht) ----------------------------- Die Nächte vergingen wie im Flug. Die Tage zogen sich in schiere Unendlichkeit. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich sie dort festhielt. Wusste nicht mehr, wie oft ich sie bis dahin geschändet hatte. Das Mädchen, das ich so sehr verehrt und bewundert hatte, starb mit jedem Tag mehr und mehr. Mein Verstand war gebrochen, mein Körper der einer Bestie, die sich nahm, was sie wollte. Ich hatte jedes Gefühl für Raum und Zeit verloren. Nahm nicht mehr an Veranstaltungen teil, vernachlässigte meine Pflichten, ging eigentlich gar nicht mehr aus dem Haus. Da waren nur noch die Tage, an denen ich schlief, trank oder badete. Manchmal starrte ich stundenlang einfach nur an die Decke oder ins Feuer. Mein Kopf war leer gefegt, mein Körper in einer stetigen Waage aus Erschöpfung und Befriedigung. Die Nächte verbrachte ich bei ihr. Nahm sie mir immer und immer wieder. Manchmal schlief ich einfach neben ihr ein, genoss ihre Wärme und blendete die bittere Wahrheit für ein paar Stunden aus. Erst am nächsten Morgen holte sie mich dann ein, als ich ihre getrockneten Tränen und ihre ausdruckslosen Augen sah. Ihr Körper, übersät von unzähligen blauen Flecken und Kratzern. Die Decke voller Blut, als ich gierig von ihr trank. Mein Leben verlief in eine Art Trance und irgendwie hoffte ich, dass es endlich vorbei sein würde. Dass sie sich wehren würde, mir mein schmerzendes Herz aus der Brust reißen würde und mit diesem hämischen Grinsen auf mich herabsehen würde, wie sie es früher so oft getan hatte. So kam der Tag, als ich ihre Fesseln löste, um sie baden zu lassen. Sie war verdreckt und für meine Dienste unansehnlich geworden. Sie schien mir so gebrochen, dass ich sie sogar alleine im Bad ließ. Erst zu spät hörte ich das Klirren eines Fensters. Hastig rannte ich nach oben, schlug die Tür auf und sah nur noch einen blonden Haarschopf, der im Wind wehte. Ich stürmte regelrecht zu dem eingeschlagenen Fenster, riss mir die Füße an den Scherben auf, sodass sich direkt eine beachtliche Blutlache bildete. Dort sah ich sie, wie sie hinabsprang, als sei sie ein goldener Engel. Ihre langen Haare, die in letzter Zeit bei mir gelitten hatten, wehten hinter ihr her. Etwas unelegant landete sie auf dem Boden und rannte los. Ohne sich umzusehen, verschwand sie allmählich aus meinem Blickfeld. Ich ging ihr nicht nach. Mein Körper war zum Zerreißen gespannt, bereit, ihr nachzujagen, sie einzufangen. Ich wollte sie bestrafen, sie demütigen und sie nie wieder von ihren Fesseln lassen für ihr Vergehen. Doch stattdessen krallte ich meine Finger in das Fensterbrett, bis dieses splitternd unter mir zerbrach. Der letzte Funken Verstand in mir ließ sie gehen. Ich sah ihr hinterher, bis ich sie nicht mehr erkennen konnte. Erst dann merkte ich, wie sich Tränen in meinen Augen bildeten. Ungeachtet ließ ich es einfach geschehen. Die Kraft, mich jetzt noch gegen meine Gefühle zu wehren, war schon vor langer Zeit verloren gegangen. Ich wusste nicht, wie lange ich an diesem Fenster stand und wann ich zu Boden sank, direkt in die tausend Scherben. Meine Beine wurden aufgeschnitten, meine Hände, mit denen ich mich am Boden abstütze, wurden durchbohrt, doch ich bemerkte es kaum. Es war fast so, als würde dieser Körper keinen Schmerz mehr empfinden. Als hätte sie jegliche Empfindungen mit sich genommen. Tonlos fielen die Tränen auf meine Hände, vermischten sich mit dem frischen Blut. Langsam öffnete sich mein Mund, es war nur ein Flüstern, das meine Lippen verließ und doch ließen mich die Worte erschaudern. "Ich liebe dich...", die drei Worte, die ich ihr schon so oft sagen wollte, es aber nie geschafft hatte. Dieses tiefe Gefühl, das endlich einen Namen bekam. Ja, ich liebte diese Frau und ich war mir sicher, dass ich dieses Gefühl bis zu meinem Tod mit mir rumtragen müsste. Das war meine Strafe für all das, was ich ihr angetan hatte und so war es auch richtig. Erst Monate später sah ich sie wieder. Es hatte ewig gedauert, bis ich anfing, das Haus wieder zu verlassen. Nachdem ich den ersten Schritt rausgewagt hatte, begann ich, kaum noch einen Schritt wieder hineinzuwagen. Ich mied das Haus, das so viele Erinnerungen beherbergte. Es zerriss mich, jedes Mal, wenn ich es doch wagte, über die Schwelle zu treten. Mein Zimmer, das immer ein Rückzugsort für mich war, wurde nun zum Schauplatz meiner Sünde. Keinen Schritt konnte ich mehr dort reintun. Meine Habseligkeiten, meine geliebten Bücher, sogar das Bild meiner Schwester, nichts hab ich dort mehr herausgenommen. Ich schaffte es einfach nicht. Stattdessen trieb ich mich viel in der Menschenwelt rum, in der Hauptfestung oder ging auf Patrouille, um mich mit irgendwelchen Kämpfen abzulenken. So oft hatte ich gehofft, dass ich dabei drauf gehe, endlich verrecke. Doch offenbar bestand meine Strafe darin, mit dieser Schande und diesem Gefühl für Beniko, das mit keinem Tag weniger wurde, zu leben. Und das Leben eines Vampirs war eine grässlich lange Zeit. So kam es, dass ich nach Monaten wieder zu einer Veranstaltung ging, in der mir eingeschärft wurde von Ichiro, dass ich gefälligst erscheinen sollte. In der Hoffnung, dort ein wenig Ablenkung zu finden, ging ich sogar hin. Erst sah ich ihn, der mich hierher genötigt hatte, dann fiel mein Blick sofort auf sie, die dicht neben ihm stand. Mit aufgerissenen Augen und offenen Mund wankte ich einige Schritte zurück, rempelte andere Gäste an, die mir wütende oder verwunderte Blicke zuwarfen. Erst dann drehte ich mich auf dem Absatz um und stürmte aus dem Saal. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, meine Lungen schmerzten und ich rang nach Luft, als ich endlich stehen blieb. Noch immer bekam ich das Bild nicht aus meinem Kopf. Wie sie dort stand, bei dem Mann, den sie so angehimmelt hatte. Dem Mann, weswegen ich den Verstand verloren hatte und das alles erst passiert war. Was hatte er vor? Was machte sie bei ihm? Kraftlos hockte ich mich auf den Boden, versuchte das Zittern meines Körpers zu unterdrücken. Ich fühlte mich wie ein schwacher Mensch, der auf Entzug war und nun seine heiß begehrte Droge direkt vor die Augen geführt bekommen hatte. Meine Finger zuckten, ich wollte sie holen, sie von ihm wegzerrten. Dabei vielleicht noch sein perfektes Gesicht zerfetzen. Ich wollte sie an mich drücken, sie küssen und ihr endlich sagen, was ich für sie empfand. Woher ich die Kraft nahm, das alles nicht zu tun, weiß ich nicht mehr. Stattdessen stand ich auf und ging einfach. Ich überließ sie ihm und auch wenn es Jahre dauern sollte, als ich ihr endlich das Glück wünschte an seiner Seite, das sie so verdient hatte, so schmerzte mir dennoch das Herz dabei. Sie sollte glücklich werden, das war mein einziger Wunsch, den ich in meinem ganzen Leben von tiefsten Herzen hegte. Erst viele Jahre später sollte ich sie dann wirklich wieder treffen, ihre Stimme hören, ihr Geruch wahrnehmen. Und alles begann mit einem unscheinbaren Menschenmädchen, dass achtlos in mich hineingelaufen war. "Alles in Ordnung, Fräulein?", ich streckte meine Hand nach dem schusseligen Menschenmädchen aus, das vor mir auf den Boden gestolpert war. Ich wusste nicht, ob mich ihre Tollpatschigkeit belustigen oder verärgern sollte. Als sie aber ihren Kopf hob, holte mich fast der Schlag. Dieselben blauen Augen sahen mich fast schon bewundernd an. Langes, blondes Haar umrahmte ihr Gesicht und für den Bruchteil einer Sekunde wäre mir fast ihr Name über die Lippen gekommen. Sie schenkte mir ein schüchternes Lächeln, was meinen Herzen einen Stich versetzte. Fast schon liebevoll zog ich sie auf die Beine. Hätte ich gewusst, was mit dieser Begegnung alles noch auf mich zukommen sollte, was ich alles noch erleben sollte und vor allem, dass ich sie dadurch wiedersehen würde, ich hätte mir zweimal überlegt, ob ich ihr an diesem Tag geholfen hätte. Und doch tat ich es und lief so meinem Schicksal entgegen, das mich sowohl mit ihr wieder vereinen sollte, nur um uns erneut zu trennen. Die Sonne schien unermüdlich an diesem Tag, als das Menschenmädchen vergnügt neben mir lief und dabei mitten in mein Gesicht fiel. Ein warmes Gefühl machte sich in mir breit und ich genoss die Strahlen, obwohl sie auf meiner empfindlichen Haut fast schon brannten. Das Licht erinnerte mich an Beniko. So warm, dass ich alles vergessen konnte, aber auch so schmerzhaft, dass ich am liebsten sofort Schutz davor gesucht hätte. Ja, Beniko war wie das Licht, sie war mein Licht. Und auch wenn ich nun verdammt war, in der Dunkelheit zu wandeln, so würde ich diese Erinnerungen mit in mein Grab nehmen. "Sayonara, my Light...", murmelte ich vor mich hin, erntete einen verwirrten Blick von dem Menschenmädchen, den ich aber ignorierte. Ich folgte ihr leicht lächelnd, wandelnd in dem Licht der Sonne, dass sowohl guttat, als mich auch anfing zu verbrennen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)