Remember von April_Jones ================================================================================ Kapitel 7: Fall & Hingabe ------------------------- "Sometimes you fall down because there is something down there that you are supposed to find." Unknown   Ich sah die Engel fallen. (1) Der Engel, der mich aus den Tiefen der Hölle gerettet hatte, war nun in jeder erdenklichen Weise gefallen. Und es war meine Schuld, das wurde mir in diesem Moment klar. Ich war der Auslöser für seine Rebellion gegen den Himmel gewesen, mit mir hatte alles angefangen. Uriel hatte einst zu mir gesagt, dass es Cas Schwäche sei mich zu mögen. Laut Hester war Cas verloren sobald er seine Hand auf mich in der Hölle gelegt hatte. Nun wusste ich, dass sie recht gehabt hatten. >Schock< Meine Umgebung nahm ich gedämpft wie durch eine Wattewand war, so unwirklich. Ich funktionierte wie eine Maschine. Als würde mein Körper auf Autopilot handeln, schaltete ich die Bedrohung aus. Sam ging zu Boden, ich reagierte nicht, registrierte es bloß am Rande. Nur noch der Anblick vor mir und das Rauschen in meinen Ohren. Ich stand einfach nur da, unfähig mich zu bewegen. Dann folgte die Panik. Er durfte nicht von mir gehen! Ich konnte ihn nicht verlieren, nicht schon wieder! Ich hatte ihm doch noch so vieles zu sagen… Klaffende Wunden auf seinem Körper, sein Gesicht in meinen Händen… Cas starb. Ich sah alles Leben in ihm verlöschen... und ich musste tatenlos zusehen, ich konnte nichts tun... >Hilflos< Es war als hätte ich sämtlichen Halt verloren, als hätte sich unter mir ein Abgrund aufgetan, und ich fiel unaufhörlich. (2) - Unwillkürlich und noch immer gebannt von den Erinnerungen umfing Castiel behutsam den hemmungslos zitternden Körper in seinen Armen. Er drückte ihn an sich, als ob er ihn nie wieder loslassen wollte. Und der Mensch hielt sich an dem Engel fest, als wäre er das einzige, das ihn noch halten konnte. - >verzweifelte Hoffnung< Unter der Hand des Engels in Sam schlossen sich seine Wunden. Er öffnete seine Augen, Cas kam zurück zu mir. >befreiende Erleichterung< Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Ich wollte ihn an mich ziehen und nie wieder loslassen… aber ich kratzte das letzte Bisschen Kontrolle zusammen und hatte mich im Griff. Stattdessen sah ich ihn nur an, prägte mir jedes noch so kleine Detail ein… jede Facette seines Gesichts, jede Strähne seiner zerzausten Haare, jede Schattierung des Blaus seiner Augen… Sein erstes Wort nachdem er erwachte war mein Name, damals wusste ich noch nicht, was das bedeutete. Aber an der Klarheit in seinem Blick sah ich, dass etwas anders war als zuvor. Ein seltsamer Schmerz breitete sich in meiner Brust aus. Was war das für ein Gefühl als Cas erzählte, dass er mit April geschlafen hatte? Am liebsten hätte ich sie nochmal getötet. >Eifersucht< Nein, das konnte nicht sein. Ich sollte so nicht fühlen… Aber wieso tat ich es? Absurd… Völlig absurd! >Freude< >Schon besser.< Ich war beflügelt von dem Gedanken, dass er nun zu uns, zu mir, in den Bunker einziehen würde, als mein Wolkenschloss abrupt niedergerissen wurde. Der Engel, der in Sam steckte um ihn zu heilen, drohte mir zu verschwinden, wenn Cas es nicht tat. Sammy wäre gestorben, hätte ich Cas nicht abgewiesen… fortgeschickt… aus dem Bunker geworfen…, aber das machte es nicht besser. Ich ließ ihn im Stich als er mich am meisten brauchte. Ich musste mitansehen, wie etwas in ihm zerbrach. Nein, nicht nur mitansehen, ich war der Grund dafür, ich musste ihn brechen. Als ich gefallen war, ein Mensch war, schwach ohne meine Gnade, nutzlos, kam er in den kleinen Laden, in dem ich arbeitete, und wollte, dass ich mit kam, mit ihm kam, bei ihm blieb - egal ob Mensch oder Engel, egal ob Kräfte oder nicht, egal ob nützlich oder schutzlos. Das war der Moment in dem ich realisierte, dass Dean mich all die Jahre nicht bloß gerufen hatte, weil er meine Hilfe benötigte. Dean brauchte mich - nicht bloß weil ich für ihn von Nutzen war. Ein warmes Gefühl erfasste meinen ganzen Körper. Dass er mich abgewiesen hatte, spielte keine Rolle mehr. Castiel war in Stücke gerissen und wieder zurück gebracht worden. Er hatte ein Jahr getrennt von mir verbracht. Ein Jahr hatte er einen Bürgerkrieg gekämpft, während er mich jedes Mal gerettet hatte, wenn ich versagt hatte . Ein Jahr war er Gott, Leviathane, Emanuel und verrückt gewesen. Ein Jahr im Fegefeuer. Ein Jahr außerhalb des Fegefeuers. Dann war er gefallen und hatte seine gesamte Kleidung im Waschsalon gelassen. Aber jetzt besaß er noch immer die FBI-Marke, die ich ihm vor Jahren gegeben hatte. Castiel war menschlich, angreifbar, verletzlich. Er musste geschützt werden, er brauchte dieses Tattoo gegen Dämonenbesessenheit. Es musste nun mal sein. Da mussten wir alle durch, das konnte ich ihm nicht abnehmen. Als die Nadel immer wieder seine Haut durchstach, zuckte er schmerzhaft zusammen. „Dean…“ Er griff nach meinem Hemdärmel und hielt sich daran fest. Mit meiner freien Hand strich ich über seinen Arm und versuchte ihn zu beruhigen… oder mich? Ihn leiden zu sehen bereitete mir Übelkeit... Aber ich konnte ihn jetzt nicht allein lassen, nicht im Stich lassen, nicht noch einmal… Der Tätowierer lächelte in seinen Bart: „Wie lange seid ihr zwei schon zusammen?“ „Lange… Nach fünf Jahren habe ich aufgehört zu zählen“, antwortete Cas. Ich musste grinsen. Ich saß einfach nur da, sah ihn an und grinste. Wieso hatte ich bloß dämlich gegrinst?! Ich hätte das doch sofort richtig stellen sollen! Cas musste auch alles und jeden falsch verstehen… Er hatte die Frage doch falsch verstanden, oder? Mitten in einem Bürgerkrieg gab Cas eine ganze Armee von Engeln auf, für einen Menschen …für mich. In diesem Augenblick begriff ich, er hatte all die Jahre nicht nur zu mir gehalten, weil ich das höhere Wohl darstellte, weil es „richtig“ war. Denn Hannah hatte ihn vor die Wahl gestellt, entweder das Richtige zu tun oder mich zu retten. Und Cas wählte mich… Er wählte mich, das hatte er schon immer getan. (3) - Sie fanden sich beide kniend auf dem Boden wieder. Castiel musste ihn aufgefangen haben während er unter Schmerzen zusammengebrochen war. Und doch erklärte das nicht, warum sie sich schwer atmend so verzweifelt aneinander festhielten, dass ihre Finger deutlich sichtbare Spuren in der Haut des jeweils anderen hinterließen. Deans erster Impuls hätte sein müssen sich aus der Umarmung des Engels zu befreien und zurück zu weichen, aber er tat nichts dergleichen. Stattdessen hob er nur mühsam den Kopf, der zuvor auf Castiels Schulter gelegen hatte. Ihnen beiden war klar, dass Dean eine weitere Tortur wie beim letzten Mal nicht durchstehen würde, und doch gab es keinen Weg für sie zurück. Kurz schloss der Jäger die Augen. Und so blieb die Träne, die sich aus dem Augenwinkel des Engels stahl, unbemerkt. Langsam rann sie seine Wange hinab und versickerte in seinem Hemdkragen. Deans Stimme brach als er sprach: „Cas… mach weiter… bitte!“ Er wollte diese Leere nicht spüren, nie wieder. Castiel sah ihm in die Augen, er verstand. Sanft strich er Deans Arm hinauf. Knapp vor dem Mal hielt er kurz inne, gewährte ihnen eine Atempause und ihre Atemzüge fanden den selben Rhythmus. Dean hatte keine Angst mehr vor dem, was auf ihn zukommen würde. Denn er wusste, was auch geschah, er wurde gehalten. Als die Hand wieder die Haut an seiner Schulter berührte, explodierten tausend Sterne vor ihren Augen. Es tat nicht mehr weh, Dean hatte sich ihm geöffnet, vollständig. Eine Energie und Wärme, wie er sie noch nie gespürt hatte, erfasste ihn, breitete sich in ihm aus und trug ihn zurück in die Erinnerungen.   "The best and most beautiful things in the world cannot be seen or even touched - they must be felt with the heart." Helen Keller Quellen: 1) Szene 8x23 Die Engel fallen - Telefonat Fall 2) Szene 9x03 Cas Tod - Verlust - Grenzüberschreitung 3) Hannahs Ultimatum - „gave up an entire army“ - the right choise Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)