Wenn der Wind sich dreht von Tsuki_no_Hime ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Sakura blinzelte. Einmal. Zweimal. Dreimal. Die Verwirrung stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben, während die zweite Person diesem Raum sie ziemlich finster anstarrte. Sie hatte ja schon viele Dinge in ihrem jungen Leben erlebt, aber das war selbst für sie eine vollkommen neue Erfahrung, zumal sie mit solch einem Notfall, der ihr ganzes Können erforderte – so Konans Erklärung – nun wirklich nicht gerechnet hatte. Nicht im Entferntesten. Sie würde nicht nachfragen. Sie wollte es auch eigentlich gar nicht wissen, auch wenn sie sich durchaus bewusst war, dass sie sich gerade selber belog. Natürlich wollte sie es wissen. So etwas erlebt man ja auch nicht jeden Tag. Außerdem fiel es ihr immer schwerer, das hysterische Kichern, welches stetig aufstieg, zu unterdrücken. Immer schön professionell bleiben. Bloß nichts anmerken lassen. Zur Beruhigung atmete sie einmal ganz tief durch und ließ ihren Blick schließlich noch einmal über ihren Patienten gleiten, der sich alles andere als wohl zu fühlen schien in seiner Haut. Allerdings musste sie eins zweifelsfrei zugeben: Das Kleid stand ihm vorzüglich und die hohen High-Heels waren ebenso ein Blickfang, auch wenn sie sich fragte, wie er es mit diesen Mörderteilen überhaupt zu ihr geschafft hatte.  „Okay, Deidara“ – Ob sie ihn jemals an einem anderen Ort als ihrem Behandlungszimmer treffen würde? – „darf ich nachfragen, oder wollen wir uns gleich deinem Problem zuwenden?“ Sein Blick wurde, wenn möglich, noch finsterer, die Hände in seinem Schoß spannten sich noch mehr, genauso wie seine komplette Haltung. Hatte er denn gar keine Schmerzen. Innerlich schüttelte sie den Kopf. Sie vergaß. Diese Typen litten ja alle unter Analgesie, wobei leiden sicherlich der falsche Begriff dafür war. Seufzend streifte sie sich ein Paar Einweghandschuhe über und trat etwas näher an die Untersuchungsliege heran. „Kannst du deine Hände bitte da weg nehmen und denn Rock etwas anheben?“ Sie musste sich echt bemühen nicht zu lachen. Er mochte zwar wirklich gut aussehen in diesem Fummel, aber er schien nicht so, als würde ihn dieses Wissen besonders glücklich machen, geschweige denn dass er es freiwillig trug. Nur die Jeans – die Wurzel allen Übels – die er darunter trug, störte ein wenig das Gesamtbild. Eine verlorene Wette vielleicht?  Mit einem kurzen, prüfenden Blick in ihr Gesicht kam er ihrer Aufforderung schließlich nach, sodass sie sich das ganze Ausmaß der Katastrophe besehen konnte. Autsch. Das war der erste Gedanke, der ihr in den Sinn kam, bevor sie ihre Hand langsam an den Reißverschluss führte. Langsam hielt sie es echt nicht nicht mehr aus. Sie wollte es unbedingt wissen. Nicht nur, warum er Frauenklamotten trug, sondern auch wie er es geschafft hatte, sein bestes Stück so ungeschickt einzuklemmen.  „Ich muss wohl amputieren.“ Ein kleiner Chirurgen-Witz. Schien er wohl nicht besonders lustig zu finden. Auch wenn sie seinen Blick nicht sah, lag ihre ganze Konzentration doch in intimeren Gefilden, so könnte sich dennoch spüren, wie er sich in seine Kopfhaut brannte. Eindeutig humorresistent.   „Ich werde die Zähne aufbrechen müssen, es könnte etwas drücken und ziehen. Schaffst du es so, oder soll ich dir etwas zur Beruhigung geben?“ Sie ging wieder etwas auf Abstand und wandte ihm den Rücken zu, um nach dem passenden Werkzeug für dieses Unterfangen zu suchen. Schere und Pinzette waren schnell gefunden, fehlte nur noch eine Zange. Die kleine, dünne Schere war allerdings nur eine Vorsichtsmaßnahme. Wer wusste schon, ob sie eventuell doch irgendwo schneiden musste. Einige Männer hielten nun mal nicht unbedingt viel von Rasuren und verklemmte Haare konnten wirklich unangenehm werden. Als sie sich wieder zu ihm umdrehte, nahm sie seinen skeptischen Blick, den er auf die medizinischen Instrumente gelegt hatte, durchaus mit Belustigung zu Kenntnis. In Momenten wusste sie wieder, warum sie ihren Job so liebte. Und da er noch immer nicht auf ihre Frage zwecks des Beruhigungsmittels reagiert hatte, musste er nun eben ohne welches auskommen.  Schmunzelnd ging sie vor ihm in die Hocke, in eine Position, die aus einem anderen Blickwinkel sicherlich falsch verstanden werden konnte. Glücklicherweise waren sie allerdings alleine in diesem Raum und bis auf Konan und Kakuzu schien auch Niemand etwas hiervon zu wissen. Hoffte sie zumindest. Wer wusste schon auf welche Ideen Hidan kommen würde, sollte er in Erfahrung bringen, wie schnell sie vor einem relativ unbekannten Mann in die Knie ging.  Kopfschütteln vertrieb sie diesen Gedanken wieder und setzte die Pinzette an, um die Zähne des Reißverschlusses versuchsweise etwas von dem empfindlichen Stück Fleisch etwas anzuheben und somit einen besseren Zugang für die Zange zu gewähren. „Dann mal los...“  Eine Stunde später – sie war aber auch wirklich behutsam vorgegangen – hatte sie es endlich geschafft, wenngleich das befreite Glied auch leicht angeschwollen und gerötet war. In den nächsten Tagen sollte er es wohl etwas schonen, allerdings hatte er sonst keinerlei Schäden davon getragen.  Erledigt erhob sie sich wieder und legte die Werkzeuge beiseite, ehe sie sich ebenso ihre Handschuhe abstreifte und diese in den nahestehenden Mülleimer schmiss. Den genuschelten Dank nahm sie nur am Rande wahr. Von dieser Geschichte würde sie definitiv noch ihren Ur-Enkeln erzählen. Grinsend drehte sie sich wieder zu ihm um. Der Hose hatte er sich entledigt und stand nun nur noch in einem knielangen schwarzen Kleid und roten Schuhen vor ihr, die fast dieselbe Farbe wie seine Wangen hatten. Ihm war die ganze Sache wohl wirklich unangenehm. Wer konnte es ihm denn auch verdenken? „Jetzt, da ich schon zwischen deinen Beinen herum spielen durfte, kannst du mich ja auch mal zum Essen einladen.“ Er schwieg, schaute sie durchdringend an und ging schließlich relativ langsam in Richtung der Tür. Kurz bevor er daraus verschwand, drehte er sich allerdings noch einmal kurz ihr um.  „Freitag, 16 Uhr vor dem großen Brunnen in der Altstadt.“ Damit war er auch schon aus dem Zimmer und ihren Blickwinkel verschwunden. Sakura blinzelte – einmal, zweimal, dreimal – während sie ihm verdutzt hinterher sah. Hatte sie sich soeben ein Date  klar gemacht? Eigentlich wollte sie sich nur einen Scherz erlauben.  Schulterzuckend machte sie sich daran wieder etwas Ordnung in das herrschende Chaos zu bringen. Außerdem mussten die Instrumente wieder sterilisiert werden und die Hose… Was zum Teufel sollte sie mit der Hose machen? Reparieren? Wegwerfen? Spenden? Seufzend hob sie diese erst mal auf und legte sich vorerst notdürftig in den Schrank. Vielleicht wollte sie Deidara ja irgendwann wieder haben, als Erinnerungsstück, oder so.  Ich hätte da mal eine Frage. Schieß los. Werden wir verfolgt? Nein. Rennen wir vor irgendwas weg? Nein. Was zum Teufel machen wir dann hier?  So, oder so ähnlich, spielte sich die Konversation zwischen ihrem Hirn und ihr ab, während sie sich nach langer Zeit mal wieder dazu aufraffen konnte etwas für ihre Gesundheit zu tun. Was bot sich dabei besser an als eine Strecke durch den Park zu joggen. Allmählich befand sie diese Vorhaben jedoch für eine schlechte Idee. Ihre Lunge brannte, ihre Seiten stachen und ihre Beine fühlten sich immer mehr wie Wackelpudding.  Keuchend blieb Sakura schließlich stehen und warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr. Immerhin eine viertel Stunde durchgehalten. Sie war stolz auf ihre Leistung,...nicht. Ihre Kondition war wirklich miserabel. Zukünftig beschloss sie die Regelmäßigkeit dieser Unternehmung und den Verzicht auf Fastfood.  Als wenn sie das lange schaffen würde… Seufzend ließ sie sich auf eine alte Holzbank fallen und legte hektisch atmend den Kopf in den Nacken. Wie war sie gleich noch auf diese schwachsinnige Idee gekommen? Ach ja, Temari meinte, dass etwas Fitness ihr nicht schaden könnte und das sie in den letzten Monaten wohl ziemlich zugenommen hatte. Auch faselte sie irgendwas davon, dass Männer im Bezug auf Frauen nicht auf schwabbelnde Fettmasse standen.  Nett, wirklich nett.  Warum machte sie sich überhaupt Gedanken darüber, wie sie auf das männliche Geschlecht wirkte. Es war ihr egal. Sie brauchte keinen Kerl, sie wollte keinen Kerl und sie musste auch keinem Kerl gefallen. Hauptsache sie passte noch durch den Türrahmen. Und mal ehrlich, so viel konnte sie gar nicht zugenommen haben, immerhin passt sie noch immer problemlos in ihre alten Kleidungsstücke der Größe 36. Nur ihr roter Lieblingsrock machte ihr etwas zu schaffen und die weiße Bluse, die sie sich erst kürzlich gekauft hatte und... Verdammt! Temari hatte Recht. Sie hatte wirklich Speck angesetzt. „Sakura?“ Überrascht blickte sie auf in die strahlenden Augen ihrer besten Freundin. Mit ihr hatte sie gerade überhaupt nicht gerechnet. Nicht, dass sie sich nicht über deren Anwesenheit freuen würde. Sie bekamen sich in letzter Zeit nur noch selten zu Gesicht. „Hinata, hey. Was verschlägt dich denn hier her?“ Lächelnd ließ sie sich von der Schwarzhaarigen umarmen, bevor sie sich direkt neben ihr niederließ.  „Ich war mir Neji shoppen.“ „Shoppen? Mit deinem Cousin Neji?“ Verstört blickte Sakura ihre beste Freundin an. Die Beiden waren zwar ein Herz und eine Seele, obgleich es auch des öfteren einige Differenzen zwischen ihnen gab und sie öffentlich eher den Anschein erweckten, als ob sie sich bald gegenseitig an die Gurgel gehen würden, aber eins konnte Sakura mit Gewissheit über Neji sagen – wenn sie auch so nicht sonderlich viel mit ihm zu tun hatte – er hasste diesen ganzen Weiberkram abgrundtief. Fand er zu anstrengend. Damit konnte er sich im übrigen mit Sasuke die Hand reichen, obwohl die Beiden sich ebenso wenig mochten. In dieser Beziehung waren sie wie Hund und Katze. – Und Neji hatte eindeutig die schärferen Krallen, vor allem wenn es um Hinata ging…  „Er will TenTen – seine langjährige Freundin, falls du dich erinnerst – zu ihrem baldigen Geburtstag in ein schickes Restaurant ausführen und ihr dort einen Antrag machen. Den Ring hatte er bereits und der Smoking ist ihm nun auch sicher. Und was machst du hier?“ „Ich suche Ablenkung.“ „Wovon? Ist der neue Job so anstrengend? Du hast mir bisher noch gar nichts darüber erzählt. Temari weiß auch nichts Genaueres.“  Sakura seufzte. Sie würde ihrer Freundin gerne alles berichten, schon alleine weil sie diese ungern anlog, aber was sollte sie sonst tun? Außerdem war es nicht ihre neue Arbeitsstelle, die sie momentan so fertig zu machen schien, sondern auch noch andere Dinge. Zum Teil Dinge, die sie selber nicht verstand. So etwas wie Gefühle. Mitleid. Sehnsucht. Einsamkeit. Nur ein paar Beispiele der Plagen, die sie in letzter Zeit vermehrt quälten.  „Es gibt eigentlich nicht viel zu erzählen. Ich arbeite in einer privaten Einrichtung als Chefärztin“ – Streng genommen war sie ja auch die einzige Ärztin dort. – „und sorge eben dafür, dass dort keiner stirbt. Alles so wie immer...“ – ...nur viel schlimmer. „Oh. Und wie heißt die Einrichtung?“ Wie sie hieß? Gute Frage. Sehr gute Frage.  Warum stellte ihr Hinata, in Kamis Namen, nur solch eine schwere Frage?  Nachdenklich kräuselte sie ihre Stirn und richtete ihren Blick geradeaus. Jetzt musste ihr ganz schnell etwas einfallen. Hinata hatte Internet, also würde sie zu Hause sicherlich googlen, sobald sie ihr einen Namen nennen würde. Ablenkung. Sie brauchte ganz dringend eine verdammt gute Ausrede, oder wenigstens einen gelungenen Themawechsel.  „Die Klinik … sie heißt … als ihr Name ist … –  Hey! Ist das da hinten nicht Naruto?“ Erleichtert atmete Sakura aus. Katastrophe geschickt abgewandt. Sie war noch nie so froh gewesen diesen blonden Chaoten zu sehen, wie in diesem Augenblick. Auch Hinatas Augenmerk legte sich nun gänzlich auf ihren Freund, der ein paar Meter weiter telefonierend vor einem großen Ahornbaum stehen geblieben war.  „Er hat eine Affäre.“ Überrascht blinzelte Sakura ihre beste Freundin an. Und die nächste Katastrophe folgte sofort... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)