Aber du bist da von Yoon ================================================================================ Wieder müssen wir kämpfen. Wieder einmal stehen wir vor einem Gegner, der die Welt in ein Bad End stürzen will. Der Akanbe basiert diesmal auf einem Feuerlöscher; wäre die Situation nicht so ernst, würde ich vermutlich über die Ironie lachen: Ausgerechnet ein Gegenstand, der Leben retten soll, wird nun dazu missbraucht, Angst und Schrecken zu verbreiten. Und nur wir, meine vier besten Freundinnen und ich, können es verhindern. Gemeinsam heben wir unsere Smile Pacts. „Precure, Smile Charge!“ Bevor das Licht unserer Verwandlung uns umhüllt, schaffe ich es, noch einen unbemerkten Blick auf dich zu werfen.   Sofort nach der Verwandlung greifen wir gemeinsam an. Aber der Akanbe hat es geahnt und verschwindet in einer Rauchwolke, die auch uns bald eingehüllt hat. Völlig orientierungslos bleibe ich stehen. Niemand ist in den Schwaden zu sehen, aber gelegentlich höre ich, wie eine von den anderen unseren für mich unsichtbaren Gegner angreift, der sich den Geräuschen zufolge jedoch immer wieder verstecken kann. Plötzlich nehme ich vor mir ein Bewegung wahr, und nur eine halbe Sekunde später blicke ich direkt in die gruselige Clownsfratze. Dem Schlag der riesigen Faust kann ich gerade so ausweichen, indem ich in die Luft springe, aber der nachfolgende Feuerball trifft mich völlig unerwartet. Ich fliege. Ich falle. Ich sehe den Boden auf mich zukommen, schnell, zu schnell, aber ich bin noch zu benommen, um etwas zu unternehmen.   Aber du bist da. Ich spüre, wie mein Fall gebremst wird, als deine Arme sich um mich schließen. Sofort weiß ich, dass du es bist, denn wer sonst könnte mich so halten; stark genug, um meinen Sturz zu bremsen, doch gleichzeitig sanft, als hättest du Angst mich zu verletzen. In deinem Blick liegt Besorgnis, als du mich ansiehst.   Ich sehe an meinem Körper herab. Mein Precure Dress, verstärkt durch starke Schutzmagie, hat mich vor dem Schlimmsten bewahrt, aber es musste einen harten Preis bezahlen: durch den Angriff wurde es fast völlig zerstört, nur noch Fetzen sind übrig. Die wichtigsten Stellen sind zwar noch verdeckt, aber ansonsten ist nicht mehr viel übrig. Mit einem leisen erschrockenen Aufschrei schiebe ich dich weg – und bereue es sofort. Der Ausdruck in deinen Augen hat sich verändert: Überraschung, Schock, aber auch etwas anderes. Etwas, das ich nicht einordnen kann. Als du dich wegdrehst, um dich wieder dem Kampf zuzuwenden, strecke ich meine Hand nach dir aus, um dich aufzuhalten, um es zu erklären. Aber du bist schon weg.   Ein leises Geräusch riss Yayoi aus ihren Gedanken. Es hatte an der Tür geklingelt. Einen Moment lang überlegte sie aufzustehen, doch dann hörte sie bereits, wie ihre Mutter zur Tür ging, um den unbekannten Gast zu begrüßen. Sie wandte sich wieder ihrem Manga zu, der unfertig vor ihr lag. Seit einigen Tagen versuchte sie schon, die Geschichte fertigzustellen, aber sie konnte sich nicht konzentrieren. Immer wieder wanderten ihre Gedanken zurück zu diesem Moment vor einigen Wochen. Dieser Moment, dieser Blick... Schon der Gedanke daran, auf diese Weise angesehen zu werden, bereitete ihr Schmerzen, wie ein Stechen im Herzen.   Wieder schreckte sie hoch. Ihre Mutter klopfte an die Tür ihres Zimmers. „Yayoi-chan?“ „Was...was ist?“ „Du hast Besuch. Soll ich sie hereinlassen?“ Besuch? Um diese Uhrzeit? Sie dachte einen Moment nach. Sicherlich war es Miyuki, die sich Sorgen um sie machte. Immerhin hatte sie sich in letzter Zeit ein wenig von ihren Freundinnen distanziert. Und Miyuki-san hatte es bemerkt, das sah sie an den besorgten Blicken, die ihre beste Freundin ihr immer wieder zuwarf. Sie seufzte, leise genug, dass ihre Mutter auf der anderen Seite der Tür es nicht hören konnte. In der Schule konnte sie den anderen aus dem Weg gehen, aber wenn sie sie jetzt wegschickte, würde sie damit nur bestätigen, dass etwas nicht in Ordnung war. „Lass sie rein.“ Die Tür wurde geöffnet, eine einzelne Person trat ein und schloss die Tür wieder hinter sich. Und Yayois Herz setzte einen Schlag aus. Die Person, die vor ihr stand, war nicht Miyuki. „Reika-san...“   Einen Moment lang sahen sie sich nur an. Dann brach Reika das Schweigen. „Yayoi-san...“ Für einen kleinen Moment schien sie unsicher, doch dann wurde ihr Blick entschlossener. „Wir müssen reden.“ Eingeschüchtert versuchte Yayoi zurückzuweichen, ihrem Fluchtinstinkt nachzugehen, doch als sie gegen ihren Schreibtisch stieß, wurde ihr klar, dass sie in der Falle saß; hier gab es kein Entrinnen. Sie schluckte und zwang sich, ihrer Freundin in die Augen zu sehen. „Wa-was meinst du?“ Reika trat einen Schritt näher und sah ihr fest in die Augen, was sie wieder zurückweichen und erneut gegen ihren Schreibtisch stoßen ließ. „Ich will wissen, warum du mir ausweichst.“ Ihr Blick wurde etwas sanfter, „ Wir alle sind deine Freunde, wir merken doch, dass etwas nicht stimmt. Und ich merke, dass es mit mir zu tun hat. Deswegen bin ich hier...“ Eine leichte Unsicherheit schlich sich zum Ende in ihre Stimme.   Erneut musste Yayoi schlucken. Das war es also. Das Gespräch, dem sie so lange ausgewichen war. Und sie wusste nicht, wie sie es erklären sollte. Doch noch bevor sie antworten konnte, ergriff Reika erneut das Wort. „Ist wegen...dem, was neulich passiert ist?“ „Sie weiß es!“ durchfuhr es Yayoi, „Sie weiß was los ist, oder sie ahnt es zumindest.“ Wenn sie genau nachdachte, war sie nicht überrascht. Reika war immerhin die klügste und aufmerksamste in ihrer Freundesgruppe, natürlich ahnte sie etwas.   Und Yayoi konnte nicht anders, als den Blick abzuwenden, wegzuschauen von Reikas fragendem Gesichtsausdruck. „N-nein...“ mehr ein Murmeln als eine wirkliche Antwort, mehr konnte sie nicht hervorbringen. Und natürlich konnte sie Reika damit nicht täuschen. „Was ist es sonst?“ Reika klang unsicher, aber auch etwas verärgert. Doch dies währte nur einen Moment, bevor sie sich wieder sammelte und ihre Stimme den gewohnten sanften Klang wieder annahm, den Yayoi so beruhigend fand. „Bitte versteh doch, dass ich mir Sorgen um dich mache. Wir alle tun das. Immerhin sind wir doch Freunde.“   Plötzlich war Reika ganz nah. Yayoi hatte nicht einmal bemerkt, wie ihre Freundin die kurze Distanz, die sie zu wahren versucht hatte, überbrückt hatte. Sie schreckte erst auf, als Reikas Hände sanft ihre Schultern griffen. Sie blickte auf. Und sah in Reikas Augen, die sie forschend ansahen. Plötzlich spürte sie, wie ihre Wangen warm wurden, und versuchte sich wieder etwas zurückzuziehen. Reika spürte ihr Unwohlsein und trat einen Schritt zurück, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. Yayoi sah wieder zu Boden und atmete tief durch, während sie eine Entscheidung traf. Ohne den Blick zu heben, begann sie vorsichtig zu antworten. „Ja...“ Sie schluckte, „Ja, es ist wegen...dem, was an dem Tag passiert ist....“ Sie sah auf. Reika hörte ihr aufmerksam zu, also fuhr sie unsicher fort. „Weil...Als ich getroffen wurde...“ „Weil es dir peinlich war, so gesehen zu werden?“ Yayoi nickte, doch dann schüttelte sie den Kopf. „Ja...nein...vielleicht...Ich wollte nicht, dass du mich so siehst...“   Da war er wieder, dieser Ausdruck auf Reikas Gesicht. Der Gesichtsausdruck, der sie seit jenem Tag verfolgte. Und diesmal erkannte Yayoi, was es war. Schmerz. Sie hatte Reika verletzt. Doch wieder gewann Reika , zumindest zum Teil, die Fassung zurück. „Willst du damit sagen...Es liegt an mir? Bei den anderen... hättest du kein Problem gehabt?“ Yayoi musste einen Moment überlegen, bevor sie zögerlich antwortete. „Vermutlich ja...“ „Ich verstehe...“ Jetzt war direkt an Reikas Stimme zu hören, wie sehr sie diese Aussage getroffen hatte. „Ich wusste nicht, dass du mich so wenig leiden kannst.“ Sie erhob sich und wandte sich zur Tür.   Und Yayoi fühlte sich wieder an jenen Tag zurückversetzt. Wieder wandte Reika ihr den Rücken zu, im Begriff zu gehen. Wie an jenem Tag erhob sie die Hand, um ihre Freundin aufzuhalten. Und wieder wuchs die Distanz mit jedem Augenblick. Reikas Hand lag schon auf der Türklinke, als Yayoi sich dazu durchrang, ihr nachzulaufen und ihre andere Hand zu greifen. „Warte...Bitte, warte!“   Reika sah sie überrascht an. In ihrem Augenwinkel bemerkte Yayoi eine einzelne Träne. Einen Moment lang standen sie nur so da, Reikas Hand immer noch auf der Türklinke. Dann brach Yayoi die plötzliche Stille. „Das..das ist es nicht...“ Reika drehte sich wieder zu ihr herum und sah sie verwundert an. „Wie meinst du das?“ Yayoi spürte, wie die Hitze in ihre Wangen stieg. Aber sie wusste, jetzt gab es kein Zurück mehr. „Es ist nicht so, dass ich dich nicht leiden kann...im Gegenteil“ Sie sah ihrem Gegenüber in die Augen. „Ich wollte nicht, dass du mich so...so schwach und verletzlich siehst, weil ich dich...dich mag.“ Ein tiefes Durchatmen, dann sprach sie weiter. „Reika-chan, ich...ich bin in dich verliebt.“   Wieder Stille. Reika sah sie nur erstaunt an, während sie versuchte, das eben Gehörte zu verarbeiten. Langsam hob sie ihre Hände, um die plötzlich aufsteigende Röte in ihrem Gesicht zu verbergen. „Reika-chan?“ Yayoi sah sie fragend an. Diese Reaktion hatte sie nicht erwartet. Für eine Weile kam keine Reaktion. Dann ließ Reika ihre Hände ein Stück sinken, gerade genug, um Yayoi über ihre Fingerspitzen hinweg anzusehen. Entschuldige...könntest du dich für einen Moment umdrehen?“   Verwirrt kam Yayoi der Aufforderung nach, auch wenn sie sich ein kurzes „Warum?“ nicht verkneifen konnte. Hinter sich hörte sie nur ein leises Rascheln, das sie nicht genau einordnen konnte, dann sprach Reika wieder, zögerlich, mit leiser Stimme. „Ehrlich gesagt... Ich mag dich auch sehr...Aber ich hatte nie den Mut, es dir zu sagen...“   Überrascht von diesem Geständnis drehte sich Yayoi wieder zu ihrer Freundin herum...und erstarrte in der Bewegung. Reika stand immer noch dort, mitten in ihrem Zimmer. Allerdings hatte sie sich eines Großteils ihrer Kleidung entledigt, sodass sie sich Yayoi nun nur in ihrer schlichten weißen Unterwäsche präsentierte. Und diesmal war es Yayoi, die ihr Gesicht verbarg. „R-Reika-chan? Was machst du...?“ Noch während sie diese Frage stellte, konnte sie es sich doch nicht verkneifen, heimlich zwischen ihren Fingern hindurchzuschauen, um jedes kleine Detail des Anblicks zu studieren. Reikas Gesicht sah man an, dass es ihr ebenfalls peinlich war, sich so zu zeigen, doch sie blieb standhaft und blickte Yayoi ins Gesicht. „Jetzt...sind wir quitt. Ich hab dich fast nackt gesehen, du siehst mich fast nackt. Einverstanden?“   Yayoi ließ die Hände sinken und nickte vorsichtig. Noch war sie sich nicht sicher, ob sie gerade träumte oder das alles real war. Doch dann trat sie einen Schritt näher und streckte die Hand nach Reika aus. „Darf ich...?“ Als Reika nickte, ließ sie ihre Hand die letzten paar Zentimeter zurücklegen und strich sanft über Reikas Haut. Während sie dies tat, nahm ihr Gehirn jede Kleinigkeit in sich auf: die schneeweiße Haut, die sich so weich und etwas kühl anfühlte; die leichte Wölbung von Reikas jungen Brüsten, die sich im Takt ihrer Atmung langsam hoben und senkten; die langen blauen Haare, die immer so gut dufteten. Langsam wanderte ihre Hand Reikas Hals hinauf, bis sie sich auf ihre leicht gerötete Wange legte. Und wie in Trance zog sie Reika näher zu sich, während sie selbst sich auf die Zehenspitzen stellte, um die Lücke zwischen ihren Lippen zu schließen- Es klopfte an der Tür. Das plötzliche Geräusch ließ die beiden Mädchen aufschrecken. Mit hochroten Köpfen rutschen sie schnell einige Zentimeter voneinander weg. „Yayoi-chan?“ Yayois Mutter stand vor der Tür. Und zu Yayois und Reikas Glück machte sie auch keine Anstalten, selbige zu öffnen. „W-was ist?“ „Möchte Reika-chan zum Essen bleiben?“ Yayoi warf einen fragenden Blick zu Reika, die bereits dabei war, sich wieder anzukleiden, und bekam ein leichtes Nicken als Antwort „Ja, möchte sie.“ „Alles klar. Das Essen ist gleich fertig, also kommt zu Tisch.“ Die Schritte ihrer Mutter entfernten sich wieder.   Yayoi drehte sich wieder zu Reika, auf deren Gesicht sich immer noch eine leichte Röte abzeichnete. „Das war knapp. Fast hätten wir...“ Auch sie lief wieder rot an, als ihre Fantasie ihr zeigte, was hätte passieren können. Reika lächelte sie an. „Ja... Aber eine Sache wäre da noch...“ Und damit beugte sie sich vor und küsste eine völlig perplexe Yayoi auf die Lippen.   Wieder müssen wir kämpfen. Wieder einmal stehen wir vor einem Gegner, der die Welt in ein Bad End stürzen will. Und nur wir, meine vier besten Freundinnen und ich, können es verhindern. Gemeinsam heben wir unsere Smile Pacts. „Precure, Smile Charge!“ Bevor das Licht unserer Verwandlung uns umhüllt, schaffe ich es, noch einen Blick auf dich zu werfen. Und du lächelst mir zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)