Das Schwert der Göttinnen von Kittykate ================================================================================ Kapitel 7: Trauma ----------------- Mitten in der Nacht weckte Link ein panischer Schrei. Er schreckte aus dem Schlaf, saß aufrecht im Bett und lauschte. Im Zimmer neben dem seinem polterte es und dann schlug die Türe zu. Alarmiert sprang auch Link aus dem Bett und stürmte ebenso aus dem Zimmer. Gerade noch sah er wie Boron im Zimmer der Zwillinge verschwand. Link folgte ebenso in die Kammer der Kinder. Eine Kerze war bereits entzündet. Tobin hielt seine weinende Schwester Xenia in den Armen, die Zwillinge saßen aufrecht im Bett. Pantas wischte sich müde mit seinem Ärmel über die Augen, während Qantas sorgenvoll auf seinem Bett kniete und die beiden Waisen beobachtete. Boron kniete sich eben zu den Geschwistern hinunter und strich behutsam über den zitternden Rücken des Mädchens. Link stand im Türrahmen und lehnte sich dagegen. Dabei hielt er die Arme vor der Brust verschränkt. „Sie hatte einen Albtraum“, erklärte Pantas gähnend. „Bei dem was sie erlebt hat ist das auch kein Wunder“, antwortete Boron. Annelie erschien hinter Link und bat ihn auf die Seite zu treten. In ihren Händen hielt sie ein Tablett mit vier Tonkrügen. Leichte Dampfschwaden stiegen aus den Krügen auf. Der blondhaarige Ziehsohn der Familie machte der korpulenten Frau Platz und so konnte sie in das Zimmer der Kinder eintreten. Sie stellte das Tablett auf einen Nachttisch ab und verteilte die Krüge an die Kinder. „Trinkt das. Dann werdet ihr den Rest Nacht ruhig schlafen.“ Tobin roch an dem dampfenden Inhalt und fragte dann nach: „Was ist das?“ „Lavendeltee“, erklärte Annelie. Xenia schniefte noch, jedoch beruhigte sie sich langsam. Allein der aufsteigende Dampf, den sie inhalierte ließ sie schon zur Ruhe kommen. Langsam tranken die Kinder den Tee. Annelie nahm die leeren Tonkrüge dann auch gleich wieder mit und begab sich in die Küche hinab. Dort würde sie diese noch ausspülen, ehe sie wieder ins Bett ging. Boron und Link blieben noch bei den Kindern. Diese fühlten die Wirkung der Lavendelblüte bereits, legten sich wieder hin und deckten sich zu. „Schlaft gut.“ Link lächelte: „Epona ist auf der Koppel. Ihr könnt mir nach Sonnenaufgang beim Striegeln und Putzen helfen.“ „Dürfen wir auch auf ihr reiten?“, setzte sich Pantas sofort neugierig nochmal im Bett auf. „Natürlich“, stimmte Link zu. Boron drückte seinen Sohn wieder in die Kissen zurück. „Aber erst morgen“, wies er an und lächelte dann liebevoll. „Gute Nacht.“ „Gute Nacht“, kam es vierstimmig zurück. Schon löschte Boron das Licht und er und Link verließen das Zimmer. Im dunklen Gang blieben sie stehen und tauschten einen sorgenvollen Blick. Dann aber flüsterte Boron: „Du hast Epona auf die Koppel geholt?“ „Hier ist sie in Sicherheit. Auch wenn ich weiß, das sie sich in der Not auch wehren kann.“ Link ging den schmalen Flur entlang und blieb vor seinem Zimmer stehen. „Gute Nacht.“ Er wollte soeben in seine Kammer verschwinden, da hielt Boron ihn nochmals zurück. Aufmerksam betrachtete Link seinen Ziehvater und wartete ab, was er noch zu sagen hat. „Nimm dir die Zeit morgen mit den Kindern. Epona wird sie auf andere Gedanken bringen.“ Link nickte, dann schloss er hinter sich die Türe und hörte nur wenige Augenblicke später auch, wie sich die andere Türe schloss. Er ging ins Bett zurück und schlief dann doch wieder recht schnell ein. Die Nacht verging ohne weitere Vorkommnisse. Am nächsten morgen fanden sich alle zum Essen ein. Erst verlief das Frühstück schweigend, doch dann durchbrach Tobin die Stille. „Vielen Dank, das ihr uns bei euch aufgenommen habt und auch für den Tee letzte Nacht.“ Xenia schluckte. „Entschuldigt bitte die Störung in der Nacht.“ „Dafür brauchst du dich doch nicht entschuldigen“, widersprach Annelie. „Ich denke, ich werde euch schon heute Abend nach dem Essen einen Kochen. Dieser wird euch bestimmt wieder helfen einen ruhigen Schlaf zu finden.“ Tobin nickte unangenehm berührt, auch Xenia schämte sich die Familie nachts aus dem Schlaf gerissen zu haben. „Nach dem Essen gehen wir zu Epona“, lenkte Link die Kinder ab und wechselte somit auch das Thema. „Au ja ... und dann dürfen wir auf ihr reiten“, freute sich Pantas und Qantas nickte zustimmend. „Das ist toll!“ Schnell aßen sie auf und halfen noch beim Tisch abräumen. Dann verließen Link und die Kinder das Haus. Gemeinsam traten sie in den sonnigen Tag hinaus. Die Zwillinge, die in der Hufschmiede zur Welt kamen, zeigten ihren neuen Freunden sofort das Dorf. Auf ihrem Weg zur Koppel standen vereinzelt Bauernhäuser herum. Eben kamen sie an einem Bauernhof vorbei. Die Tore zum Kuhstall standen offen und das Muhen der Kühe drang heraus. Sie blieben stehen und sahen hinein. Die Familie des Hofs saß zum Melken verteilt. Jeder bei einer der vielen Kühe und sie zogen abwechselnd an den Zitzen um die Milch in Bottichen zu sammeln. Während Link, Zoe, Tobin und Xenia einfach nur zusahen, wie die Milch ihren Weg in den darunter gestellten Eimer fand, riefen die Zwillinge: „Guten Morgen!“ „Morgen“, winkte ein Junge mit platinblondem Haar in ihrem Alter zurück. „Ich komme nach dem Melken raus. Dann können wir spielen.“ „Astrein“, freute sich Qantas. „Bis später“, winkte Pantas. Gemeinsam gingen sie weiter und passierten einen Bäcker. Aus der Stube drang der Duft von frischgebackenem Brot heraus. Ihr Weg führte weiter und sie kamen zu der großen Statue des Königs. Plötzlich flatterten ganz viele Hühner auf den Platz. „Kusch, kusch“, rief ein Mädchen in Zoes Alter und jagte die Hühner über den Platz. „Guten Morgen, Alinia“, riefen die Kinder der Hufschmiede. Das Mädchen mit dem kupferfarbenem Haar blieb stehen. Ihre geflochtenen Zöpfe wippten lustig umher. „Guten Morgen. Heute morgen sind unsere Hühner ausgerissen. Nun muss ich sie wieder einfangen“, erzählte das Mädchen. Zoe blickte zu Link auf: „Ich helfe ihr und komme später zur Pferdekoppel.“ Schon stellte sich die Fünfjährige zu ihrer Freundin und gemeinsam trieben sie die Hühner zum Stall zurück. Der Rest folgte Link zur Koppel, die sich etwas außerhalb des Dorfes befand. Sukki stand bereits dort und beobachtete die Weide. Noch war Epona das einzige Pferd, aber nicht mehr lange dann kämen die anderen Stuten aus dem Stall ebenfalls hierher. „Guten Morgen, Sukki“, begrüßte Link seine Freundin und stellte sich zu ihr. „Guten Morgen, Link“, strahlte sie ihn an. Sie wollte ihm schon einen Kuss geben, da entdeckte sie die Kinder und wich sofort zurück. Die Zwillinge bemerkten davon nichts. Sie kletterten schnell das Gatter hinauf und setzten sich hin, die Füße baumelnd. „Epona!“, riefen sie begeistert und winkten der Stute zu. Deren Ohren zuckten aufmerksam, dann hob sie den Kopf. Aufmerksam sah sie sich um und blickte dann mit ihren großen dunklen Augen zu den Hylianern. Tobin und Xenia hielten sich zurück, waren nicht so übermütig wie die Zwillinge und standen vor den Holzverstrebungen des Zaunes und blickten hindurch. Dennoch leuchteten die Augen der beiden Kinder, als Epona endlich näher kam. „Zeit für die Fellpflege“, grinste Link und tätschelte der Stute den Hals. Sukki lächelte geheimnisvoll. „Ich zeig dir, wo das Putzset ist.“ Sie verschränkte ihre Finger mit seinen und zog ihn zu einer nicht weit entfernten Scheune. Die Kinder waren zu beschäftigt Epona zu streicheln, als das sie davon etwas mitbekamen. An der Scheune angekommen, grinste Sukki herausfordernd, schob die Türe auf, stellte sich aber Link in den Weg. „Ich erwarte von dir das du ohne Gegenwehr mein Geschenk annimmst“, verlangte sie. „Sukki“, wollte er ihr widersprechen, da trat sie auf die Seite und zeigte einen hochwertigen und glänzenden Sattel. Dieser sah alles andere als alt und gebraucht aus. „Ich möchte ihn dir schenken.“ „Das kann ich nicht annehmen.“ Seine Augen hingen an dem neuwertigen Sattel. Sukki strich mit ihren Fingerspitzen über das Leder und zuckte mit den Schultern. „Mein Vater wollte mir eine Freude bereiten, aber mein alter Sattel ist noch vollkommen in Ordnung. Ich brauche diesen hier nicht.“ Der unerkannte Held der Zeit wusste ihr Geschenk sehr zu schätzen. Aus diesem Grund trat er auf sie zu, umschlang ihre schmale Taille und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. „Danke“, sagte er schließlich. Sukki lächelte verliebt zu ihm auf und nickte. „Ist schon gut.“ Sie deutete auf die verschiedenen Bürsten und kicherte. „Wir sollten endlich Epona herausputzen.“ Er nickte, hauchte Sukki erneut einen Kuss auf die Lippen und ging mit ihr zusammen und dem Putzzeug in seiner Hand zurück zu den Kindern. Die ersten Stuten wurden aus dem Stall geführt und zur Koppel gebracht. Es war an der Zeit Epona rauszuholen. Schon öffnete Link das Gatter und sein kluges Pferd ging heraus. Nahe der Koppel deutete er ihr stehen zu bleiben. Auch die Kinder traten näher heran. Sukki und Link verteilten die Striegel und Fellbürsten und gemeinsam begannen sie Eponas verstaubtes und schmutziges Fell zu putzen. „Und wer seid ihr?“, hakte die Tochter des Bürgermeisters neugierig nach. „Tobin und Xenia“, stellte Qantas vor. „Sie wohnen bei uns.“ Sukki nickte. „Ihr müsst schreckliches erlebt haben.“ Tobin nickte nur stumm, blickte kurz zu seiner Schwester, dann konzentrierte er sich wieder auf das Striegeln des Fells. Keiner sagte nun mehr ein Wort, doch dann erhob Xenia die Stimme: „Es war ein ganz normaler Abend. Mama und Papa brachten uns ins Bett und Fibus, unser Hund, verließ mit ihnen unser Zimmer. Wir schliefen schnell ein. Doch dann, es war schon ganz dunkel draußen, begann Fibus zu bellen. Er schläft immer in der Stube und Papa sagt, das er über uns und das Haus wacht.“ Xenia starrte während sie erzählte auf das braune Pferdefell vor sich. Sie schien nicht mehr in dieser Welt zu sein, sondern in schrecklichen Erinnerungen festzusitzen. Alle hörten ihr aufmerksam zu, keiner unterbrach das Mädchen. „Tobin und ich sind aus unserem Zimmer geschlichen und sahen wie Vater und auch unsere Mutter in die Stube eilten. Da wurde die Türe aufgebrochen und das Dach stand plötzlich in Flammen. Überall war nur noch Feuer und dicker Rauch.“ Sie schluckte, dann fügte sie zögerlich hinzu: „Tobin zog mich zurück in unser Zimmer und schloss die Türe. Wir hörten noch Fibus bellen und knurren. Das Feuer breitete sich ganz schnell aus und wir wurden von den Flammen und dem Rauch zurückgedrängt. Tobin öffnete dann das Fenster und wir sprangen hinaus.“ „Ihr seid aus dem Fenster gesprungen?“, hakte nun doch Sukki besorgt nach. „Ja, es war nicht hoch, daher auch nicht so gefährlich“, antwortete Tobin plötzlich. „Wir rannten weg und trafen dann auf andere flüchtenden Dorfbewohner, denen wir uns anschlossen.“ „Wisst ihr denn wer euch angegriffen hat?“ „Das glaubt ihr uns eh nicht“, wies der Junge die Frage zurück. Link und Sukki tauschten einen irritierten Blick. Pantas fragte neugierig nach: „Habt ihr denn was gesehen?“ Tobin blickte zu Pantas, dann zurück auf den Striegel in seiner Hand. Er zögerte. Xenia sah unsicher zu ihrem Bruder auf, dann fragend zu den anderen. „Wenn ich es euch erzähle, glaubt ihr das auch?“ „Ja“, bekräftigte Link überzeugt. Es gab nichts was er noch nicht gesehen hat und selbst wenn es etwas geben sollte, so war er sich sicher, das es existieren konnte. Dafür kämpfte er schon zu lange gegen Dämonen. „Wir“, begann Xenia unsicher, doch dann schluckte sie und sprach weiter: „Wir versteckten uns in den Büschen. Die wachsen um unser Haus herum. Ein lauter Schrei kam aus dem Haus. Die Stimme unseres Vaters. Auch Mutter schrie und plötzlich wurde es ganz still.“ Tobin ballte seine Hand zur Faust, kämpfte mit den Tränen. „Fibus bellte, doch dann fing er zu winseln an und wurde plötzlich auch ganz still“, flüsterte Xenia. Sie sprach als würde es sie nicht betreffen, als erzähle sie eine Geschichte, dennoch wusste sie tief in sich drin was in dieser Nacht im Haus geschehen war. „Es wurde ganz kalt und als wir zwischen den Ästen durchsahen, stand ein großer Schatten vor uns. Drei leuchtend rote Punkte schwebten in der schwarzen Wolke, sahen uns direkt an. Aber dann lief es weiter. Wir krochen aus dem Busch hervor und rannten so schnell wir konnten in den Wald. Dort trafen wir auf einige andere Dorfbewohner und gemeinsam liefen wir weiter, weg von diesen Kreaturen und dieser eisigen Kälte.“ Tobin mischte sich verbissen ein. „Erst als wir fühlten, das die kalte Finsternis nachließ, wagten wir einen Pause. Jemand schlug vor in Equipagus Schutz zu suchen. Dann liefen wir weiter und erreichten schließlich euer Dorf.“ Sukki schluckte. Link hingegen überlegte: „Kalte Finsternis sagst du?“ Tobin blickte wütend auf. „Ich hab doch gleich gesagt, dass du mir nicht glaubst.“ „Nein, ich glaube euch, Tobin. Ich habe das auch schon gespürt.“ Sukki blickte erstaunt auf, auch die Zwillinge und Xenia stutzten. Der vergessene Held blickte in die vielen Kinderaugen. Da aber lenkte er von dem ernsthaften Thema ab und betrachtete die wieder in ihrem schönsten Braun glänzende Pferdedame. „Wer möchte alles reiten?“ Die Kinder jubelten begeistert und auch Tobin und Xenia konnten wieder für einige Momente Kinder sein, denn durch das Schicksal mussten sie nun früher erwachsen werden, als die gleichaltrigen Zwillinge. Der Vormittag schritt voran und die Kinder des Dorfes fanden sich zum Spielen zusammen. Pantas, Qantas, Tobin und Xenia schlossen sich auch den Kindern an und verschwanden. Link holte den neuen Sattel aus der Scheune und legte ihn Epona auf den Rücken. Ohne ihn festzubinden, denn sie sollte sich erst einmal an die neue Last gewöhnen. Da Epona aber von Natur aus ein ruhiges Wesen hat, würde sie sich schnell einfinden. Sukki blickte ihn an. „Du hast dasselbe gespürt wie diese Kinder?“ Link sah sie nicht an, dennoch nickte er. „Du bestimmt auch“, bemerkte er. Sukki schien zu überlegen, denn ihre Stirn lag in Falten. Der blonde ehemalige Held blickte sie nun an. „Vor zwei Nächten saßen wir im Wald und ich erzählte dir von Zoes Visionen“, erklärte er ihr nun. „Spürtest du da nicht auch diese plötzliche Kälte?“ Die braunhaarige junge Frau runzelte die Stirn, dachte angestrengt nach. Dann aber schien sie sich erinnern zu können und nickte letztendlich. „Ja, das war der Abend an dem du plötzlich so ernst wurdest.“ Links Mimik wurde sehr ernst. „Das war die Nacht des Angriffs. Sicherlich sind diese...“, er pausierte, prüfte ob sie auch wirklich keine Zuhörer hatten, und ergänzte: „...Wesen auf dem Hauptweg unterwegs gewesen.“ „Das hattest du in dieser Nacht bereits vermutet?“ Erst sah sie ihn ungläubig an, doch dann leuchtete ihr seine Reaktion aus dieser Nacht ein. „Deswegen wolltest du ins Dorf zurück.“ Sie blickte ihn neugierig, aber auch irritiert an. „Woher wusstest du davon?“ Link zuckte mit seinen Schultern, widmete sich wieder Epona und schloss den Sattelgurt um ihren Bauch. Auch das ließ die Stute ohne Protest mit sich machen. „Ich wusste es nicht.“ Er würde nicht mehr dazu sagen. Seine Haltung zeigte ihr das ganz deutlich und sie ahnte, das er ihr etwas wichtiges verschwieg. Sukki beobachtete ihn und überlegte wie sie ihn zum Reden bringen könnte und was er ihr alles eigentlich verheimlichte. Der Bürgermeister trat zu ihnen. „Link, Sukki, wie schön euch zu sehen.“ „Vater“, begrüßte Sukki den älteren Mann. Sein bronzefarbenes Haar war von gräulichen Strähnen durchzogen. „Bürgermeister Emden“, grüßte auch Link. Falls Sukkis Vater bemerkt hatte, das Epona Sukkis neuen Sattel auf dem Rücken trug, so sagte er nichts dazu. Stattdessen betrachtete er den kräftigen Körperbau der Stute. „Welch wunderbare, kräftige und gesunde Stute. Sie wäre eine perfekte Zuchtstute. Sie mit unserem besten Hengst zu paaren würde die Pferdezucht um Weiten vorantreiben. Du möchtest sie uns nicht zur Züchtung überlassen, Link?“, zwinkerte der Bürgermeister im Versuch den jungen Mann dazu zu überreden. Auch mit dem Wissen, das Link nie zustimmen würde. „Es tut mir leid, Bürgermeister Emden“, lehnte Link dieses Angebot ab. „Ich weiß schon, Junge. Zu schade. Vielleicht überlegst du dir das Angebot ja nochmal“, scherzte der Bürgermeister und verschränkte nun die Hände vor der Brust. Sein Gesichtsausdruck wurde plötzlich ganz ernst. „Wir brauchen jede Hilfe beim Bau des neuen Hauses. Ich kann doch auf eure Unterstützung hoffen?“ Sukki und Link stimmten zu: „Natürlich.“ „Das ist doch erfreulich.“ Er sah zu seiner Tochter: „Ich brauche deine Hilfe bei der Planung, Sukki. Auf Wiedersehen, Link!“ „Auf Wiedersehen, Bürgermeister Emden“, verabschiedete sich auch Link und lächelte Sukki verhalten zu. Boron wusste um sein Verhältnis mit Sukki, aber den Bürgermeister wollte er nicht so schnell einweihen. „Wir sehen uns, Link“, lächelte auch Sukki und folgte ihrem Vater dann. Link blieb bei Epona und verbrachte den Nachmittag über damit die Stute im Sattel einzureiten. Abends brachte er Epona dann auf die Koppel, nachdem die anderen Stuten wieder in den Ställen untergebracht. ***~~~***~~~*** In den letzten drei Tagen wiederholte sich die Vision und Prinzessin Zelda wusste nun, das eine Gefahr unmittelbar bevorstand. In der alternativen Zukunft verstärkten sich die Visionen auch, je näher das Grauen kam. Sie ging durch einen breiten Gang, an dessen Ende sich das Arbeitszimmer des Königs befand. Ihre Schritte wurden durch den großen roten Teppich mit seinen goldenen Fransen, welche diesen an den Längsseiten verzierten, gedämpft. Nur wenige Türen führten in kleinere Salons und vor jeder dieser Türen stand ein Diener, der diese auf Wunsch öffnete. Zwei Soldaten sicherten zusätzlich den Flur. Ihre Gedanken beschäftigten sich mit ihren Visionen. Sie musste ihren Vater aufsuchen und mit ihm weitere Schritte besprechen. Sie legte sich bereits die Worte zurecht, als ein anderer Gedanke sich einschlich. Link... Sie verstand noch immer nicht, weshalb er ihre Kontaktaufnahme abwies. Und erst recht nicht konnte sie sich erklären wie das Seelenband, das sie beide schon seit langer Zeit miteinander verband, reißen konnte. Ein großer, stämmiger Ritter mit breitem Kreuz kam ihr entgegen. Er trug ein rotes Gewand, darüber ein Kettenhemd und graue Schärpen mit dem Symbol des Königshaus. Um seine Schultern hing ihm ein großer, schwerer schwarzer Umhang. Das braune Haar des Mannes fiel ihm bis zum Kinn hinab. Der Waffengurt um seine Hüfte gebunden. Die Stiefel untermalten mit jedem schweren Schritt, welch Gewicht die Schutzkleidung mit sich brachte. Es war Ritter Strongfield, einer der treugesinnten Ritter im Dienste des Königshaus. Als dieser der Prinzessin gegenüber stand, verbeugte er sich tief vor ihr und begrüßte sie ehrfurchtsvoll. „Prinzessin Zelda, seid gegrüßt.“ Er blickte auf und ein ernster Ausdruck lag um seine Augen. „Wie gut das ich Euch antreffe. Euer Vater befindet sich in einem wichtigen Gespräch, aber ich habe Meldungen von der Grenze erhalten.“ Zelda spannte sich an, deutete auf eine Türe nicht weit von sich und deutete den Ritter ihr zu folgen. Der Diener öffnete die Flügeltüre und Zelda trat mit dem Ritter in einen kleinen Salon ein. Dieser war für seine geringe Größe immer noch geräumig. Inmitten des Raumes stand eine gemütliche Sitzbank mit einem runden Tisch davor und von drei Stühlen gesäumt. Zelda setzte sich auf die Bank, deutete dem Ritter mit einer Handbewegung sich ebenfalls hinzusetzen. „Was ist geschehen?“ Dieser folgte der Anweisung und nahm auf einem der Stühle platz. „Es erfolgte wieder ein Angriff. Dieses Mal war es wahrlich ein Überfall. Diese Schattenwesen kamen zu hunderten und überrannten uns regelrecht. Die Grenze wurde durchbrochen und sie konnten in Alnayru eindringen.“ Zelda's Anspannung nahm sichtlich zu. „Wie viele Tote und Verletzte haben wir zu verzeichnen?“ „Das Dorf an der Grenze gibt es nicht mehr, Prinzessin. Die Schattenwesen setzten alles in Brand.“ Tief betroffen sackten ihre Schultern ab und sie senkte den Blick zum Boden. Auch in diesem Raum war Teppich verlegt. Allerdings war dieser Königsblau mit goldenen Sternen. „Einige Dorfbewohner konnten entkommen, aber wie viele überlebt haben wissen wir nicht. Die überlebenden Soldaten konnten nur noch die Toten bergen, darunter auch sehr viele Kinder.“ „Wie schrecklich“, antwortete Zelda. Sie spürte die Tränen in sich aufsteigen, fühlte sich an die alternative Zukunft erinnert. Aber sie war auch so erzogen worden, das sie ihre Gefühle nicht nach außen trug. Sie fasste sich und ihre Gedanken zusammen. Die Gefahr war nun näher als erhofft. Sie blickte auf. „Konnten wenigstens einige der Schatten besiegt werden?“ „Jeder Schwerthieb ging durch diese wabernden Körper durch. Wir standen dem Feind machtlos gegenüber.“ Zelda nickte. „Ich muss mit meinem Vater sprechen.“ Sie stand auf. Auch Ritter Strongfield stand auf. „Ich erwarte Euren Befehl.“ Schon zog er sich zurück und Zelda blieb allein im Salon stehen. Ihre rechte Hand ballte sich zur Faust. „Bei Nayru, wenn ich doch nur wüsste was mit Link geschehen ist“, murmelte Zelda hilflos. „Göttin Farore, Schöpferin jeglichen Daseins der Welt und Schutzgöttin des Triforceträger des Mutes, ich bitte Euch! Gebt mir ein Zeichen das es ihm gut geht“, sprach sie, während ihre Augen zur Decke blickten. Es geschah nichts und die Traurigkeit breitete sich in ihrem Herzen aus. Seufzend schüttelte sie ihren Kopf. Langsam spürte sie wie ihr alles über den Kopf wuchs. Und dieses Mal stand sie der neuen Bedrohung allein gegenüber. Zelda sammelte sich und verließ den Salon. Wenige Schritte später stand sie vor dem Arbeitszimmer ihres Vaters. Ehe sie hineingehen konnte, traf sie auf Lord Siams Gehilfen. Dieser kam aus einem anderen Gang auf sie zu, schien sie aber gar nicht richtig wahrzunehmen. „Mika“, begrüßte sie ihn überrascht, denn so abwesend hatte sie den wohlgenährten Mann mittleren Alters noch nie erlebt. „Oh, Prinzessin Zelda“, errötete der Gehilfe mit dem roten Haarschopf und verbeugte sich vor ihr. Er wirkte zerstreut. „Fühlt Ihr euch nicht wohl?“ „Ja“, antwortete dieser sofort, aber dann griff er sich an die Stirn, fuhr sich ein paar Haarsträhnen über den Kopf und raufte sich das Haar. „Nein“, korrigierte er sich dann. Die Prinzessin betrachtete ihn besorgt. Plötzlich sah er sich auf dem Flur um, wirkte fast gehetzt und schon verbeugte er sich wieder. „Lord Siam beauftragte mich mit den Nachforschungen dieser Schattenwesen. Ich mache mich gleich ans Werk.“ Im nächsten Moment trat er sich zur ihr verbeugend an ihr vorbei, stieß mit seinem Hintern gegen die Wand, hätte dabei fast einen kleinen Beistelltisch mit Blumen umgestoßen, und verschwand schleunigst. Die Thronfolgerin Hyrules trat verwirrt einen Schritt vor und deutete einem Diener die Türe zu öffnen. Sie konnte sich jetzt nicht auf Lord Siams Gehilfen konzentrieren, denn es gab wichtigeres in Hyrule zu regeln. Sie wusste, das ihr Vater sich eben in einem wichtigen Gespräch befand, aufgrund der neuesten Erkenntnisse konnte sie aber auch nicht länger warten. Die Türe wurde ihr geöffnet und sie trat ein. Das geräumige und große Arbeitszimmer war unterteilt in eine gemütliche Sitzecke, oft saßen sie hier zusammen und beratschlagten sich über Regierungsangelegenheiten und auch privates, und der große Schreibtisch an dem alle offiziellen Beratungen stattfanden. Ihre Augen blieben kurz an dem Wandbild hängen, das ihr geliebtes Hyrule zeigte. Es würde einmal ihr Land werden, sollte ihr Vater einst nicht mehr sein. Sie mussten die Entscheidungen mit den Gedanken an die Zukunft fällen, besonders in dieser ungewissen Zeit. „Zelda!“ Haltung bewahrend sah sie zum Schreibtisch, an dem ihr Vater mit dem Rücken zum Wandbild saß. Seine graues schütteres Haar fiel ihm in Strähnen herab. Seine Stirn von Falten durchzogen, die Augen eingefallen und die Haut blass. Zelda sah ihm an, wie sehr die Angriffe auf Alnayru an ihm zerrten. Sie sorgte sich um seine Gesundheit. Ein Stuhl rutschte, dann hörte sie: „Prinzessin Zelda.“ Sie blickte zur Seite und erkannte Lord Siam, der vor dem Schreibtisch stand und sich verbeugte. Der erste königliche Berater schien sich bis jetzt mit ihrem Vater beratschlagt zu haben wie sie weiter vorzugehen haben. „Was führt dich zu mir?“ Ihr Vater blickte sie aufmerksam an. In Zeldas Augen spiegelte sich Sorge. „Es gibt schlechte Nachrichten.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)