All of me von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 12: Don´t know what hit me, but I´ll be allright – Teil 2, Sehnsucht, Fieber und Verzweiflung ----------------------------------------------------------------------------------------------------- Scott hatte Stiles am Ärmel gepackt, hinter sich her, zurück zum Jeep gezogen und sie waren losgesaust, als sei der Teufel hinter ihnen her: „Verdammt! Was war denn das?“ hatte Scott atemlos gefragt: „Das ist doch gar nicht möglich!“ Stiles hatte mit den Achseln gezuckt und sachlich festgestellt: „Klang wie ein Wolf, oder nicht?“ Doch während sie beide heimwärts flohen, war da plötzlich diese unerklärliche Unruhe in ihm, die ihn im Grunde in die genau entgegengesetzte Richtung zog, hin zu dem Geheul. Als Stiles am kommenden Morgen seinem Vater beim Frühstück gegenüber saß, bemerkte dieser: „Gott Junge, was ist denn los mit dir? Hast du denn gar nicht geschlafen? Du siehst ja furchtbar aus!“ Tatsächlich hatte Stiles eigentlich das Gefühl gehabt, nachdem er Scott zuhause abgesetzt und dann in sein eigenes Bett gesunken war, dass er geschlafen habe, wie ein Bewusstloser. Er hatte wohl geträumt, doch er konnte sich im Grunde an nichts erinnern: „Weiß nicht, Dad? Vielleicht werde ich ja krank?“ Ohne groß darüber nachzudenken, langte der Sheriff über den Tisch und legte seinem Sohn die Hand auf die Stirn: „Du fühlst dich wirklich ziemlich warm an, Junge!“ stellte er fest: „Bleib heute besser im Bett! Ich bringe dir in der Mitteagspause eine Hühnersuppe mit.“ Stiles rührte diese väterliche Geste und er fühlte sich beinahe wieder wie ein Zehnjähriger: „Aber Dad! Ich werde mich total langweilen! Ich kann doch ein wenig am Schreibtisch arbeiten und wenn ich wirklich zu schlapp bin, dann kann ich mich immer noch hinlegen.“ Stilinski Senior schüttelte genervt den Kopf: „Das ist mein Sohn! Stur wie eh und je! Schon als du klein warst, war es fast unmöglich, dich im Bett zu halten, wenn du krank warst.“ Stiles grinste: „Mach´ dir keine Sorgen, Dad! Mir geht’s gut. Scott und ich waren letzte Nacht noch draußen, haben auf die alten Zeiten angestoßen und sind dabei ein wenig über die Stränge geschlagen.“ „Ihr seid doch nicht etwa betrunken Auto gefahren?“ fragte der Sheriff entsetzt. „Öhm!“ machte der ehemalige Kapitän des Beacon-Hills-High-Debattierteams ganz plötzlich wenig wortgewandt: „Verdammt, Stiles! Du weißt, dass ich hier in der Stadt für Recht und Gesetz verantwortlich bin, richtig? Und was dabei alles hätte passieren können! Ich könnte dich umbringen, du Idiot! Und ja, Du WIRST dich nachher ins Bett legen!“ knurrte Noah Stilinski: „Ich bin vierundzwanzig Jahre alt.“ erinnerte ihn Stiles: „Und ich bin dein Vater, also was genau ist dein Punkt?“ bellte der Ältere: „Ich liebe dich, Dad!“ versicherte sein Sohn grinsend: „Ach ja? Und ich hasse dich, du kleiner Blödmann! Du wirst mich noch in ein frühes Grab befördern!“ Noah verwuschelte seiner ungezogenen Brut zärtlich das Haar, stellte dann seine Tasse und seinen Teller in die Spülmaschine und machte sich dann zum Aufbruch bereit: „Ist es für ein FRÜHES Grab in deinem Fall nicht schon ein wenig spät?“ fragte Stiles frech zurück. Sein Vater drehte sich um, blickte ihn wenig belustigt an und zog eine Augenbraue hoch. Stiles antwortete mit einem sonnigen, arglosen, bezaubernden Grinsen. Als Noah Stilinski weg war gehorchte Stiles tatsächlich ein einziges Mal und legte sich wieder ins Bett, denn er fror mit einem Mal erbärmlich und war vollkommen erschöpft. Das konnte doch nicht bloß ein Kater sein? Er machte die Augen zu und war bald darauf eingeschlafen. *** Stiles befand sich im Beacon Hills Resevat und es wurde bereits dunkel. Er war an der Stelle, wo sich die Ruine des Hale-Hauses befinden sollte, nur war es keine Ruine, sondern es sah aus, wie in seiner Kindheit; ein wunderschönes, weiß angestrichenes, großes Wohnhaus, mit einem hübschen, gepflegten Garten drumherum, Blumenbeeten und einer sorgfältig gestutzten, mannshohen Hecke; mit einer Schaukel für Kinder, die zwischen zwei Bäumen aufgehängt war, einer Sandkiste und einer selbstgebauten Wippe. Aus den Fenstern des Hauses fiel warmes Kerzenlicht nach draußen. Es wirkte einladend und freundlich. Es zog Stiles beinahe magisch hin zu diesem Ort hin. Er war aufgeregt und erfüllt von Vorfreude. Er trat durch die unverschlossene Tür ein und strebte direkt auf das Esszimmer zu, wo die ganze Familie bereits an der gedeckten Dinner-Tafel zusammensaß. Als Stiles hinzukam, blickten sie auf, lächelten und winkten ihn heran. Sie hatten ihn bereits erwartet. Ein wahnsinnig attraktiver, junger Mann schob den Stuhl für ihn vor, damit er sich neben ihn setzte. Stiles nahm das Angebot mit klopfendem Herzen an. Das war tatsächlich Derek Hale! Er war nur wenige Jahre älter als er selbst. Wie hatte Stiles ihn damals als zwölfjähriger Junge vergöttert! Er war damals bloß ein Bursche an der Grenze zu seiner Pubertät gewesen und Derek hatte in seinen ersten, verwirrenden, feuchten Träumen regelmäßig die Hauptrolle gespielt. Und nun saß Derek einfach so neben ihm und lächelte ihn an, als sei er das einzig sehenswerte auf der Welt. Da wurde Stiles mit einem Mal klar warum er hier war. Unter dem Tisch griff er nach Dereks Hand und dieser murmelte in sein Ohr: „Da bist du ja endlich, Liebling! Ich hatte schon Angst du kneifst.“ Dereks Mutter saß am Kopf der Tafel. Sie musterte Stiles aufmerksam an und ihr Blick ging ihm durch und durch. Er atmete erst auf, als sie freundlich sagte: „Du bist also dieser Junge, von dem mein Sohn immerzu redet? Willkommen in unserem Haus und in unserer Familie!“ Er hatte die Prüfung bestanden. *** Stiles schlug die Augen auf und als ihm klar wurde, dass er nur geträumt hatte überkam ihn eine tiefe Traurigkeit. Ihm war so, als sei etwas Wichtiges und Wertvolles ein für alle Male verloren. Er hatte Durst, doch als er aufstehen und in die Küche gehen wollte, stellte er fest dass er vollkommen kraftlos war und seine Glieder ihm schmerzten. Er hatte sich scheinbar tatsächlich eine Grippe eingefangen. Es kostete Stiles mehrere Minuten und drei Anläufe, ehe es ihm endlich gelang aufzustehen, um pinkeln zu gehen und sich anschließend in der Küche einen Tee zu kochen. Danach fiel er ins Bett wie ein gefällter Baum und fühlte sich, als habe er soebenden New York-Marathon hinter sich gebracht. Er schafft es gerade noch, den ersten Becher Tee zu leeren, als ihm auch schon wieder die Augen zu fielen. *** Der Vollmond schien hell durch das Fenster. Sein Licht war silbern, kühl und voller Verheißungen. Es war so einladend und verführerisch, dass Stiles es einfach nicht im Haus aushielt. Er musste da hinaus, musste mit dem Mond laufen, ihm sein Lied singen. Er stieg aus dem Fenster und rannte los. Schnell erreichte er den Wald, wo er sich die Kleider vom Leib riss und auf alle Viere niederging. Kaum hatte er dies getan, spürte er auch schon, wie die Verwandlung einsetzte. Seine Hände und Füße würden zu Pfoten, es spross schwarzes Fell an seinem ganzen Körper, sein gesamtes Skelett und sein Schädel veränderten ihre Form. Er war ein Wolf. Zukunftsängste, kleinliche, egoistische Impulse, der Zwang alles zu planen und im Voraus zu bedenken, das alles fiel schlagartig von ihm ab. Er war frei! Er hob den Kopf und heulte den Mond an. *** „Stiles?“ Stiles wurde geweckt durch die sorgenvolle Stimme seines Vaters: „Bist du in Ordnung, Stiles? Du hast im Schlaf seltsame Töne von dir gegeben und... meine Güte du kochst ja! Lass´ mich deine Temperatur messen!“ Ehe Stiles auch nur wach genug war, um seinem Dad zu antworten hatte dieser ihm auch schon ein Thermometer ins Ohr gesteckt und stellte wenig später beunruhigt fest: „Fast neununddreißig! Ich sollte wohl mal einen Arzt kommen lassen. Oder noch besser, ich fahre dich gleich ins Krankenhaus.“ „Nein, Dad. So schlimm ist es nicht. Ist doch bloß ´ne Erkältung und ich habe einen Haufen merkwürdiger Träume.“ erwiderte Stiles beschwichtigend: „Wo ist meine Hühnersuppe? Die esse ich jetzt und dann ist es auch bald schon wieder besser.“ Noah blickte seinen Nachwuchs zweifelnd an, doch dann half er ihm beim Aufsetzen, stopfte ihm ein paar Kissen in den Rücken, damit er es bequemer hatte und reichte ihm dann den Take-Out-Behälter mit seiner Suppe und einen Löffel. Stiles begann zu essen, kapitulierte jedoch bereits nach der Hälfte der Portion, versprach aber, den Rest zum Abendessen einzunehmen: „Ich rufe jetzt im Revier an und sage denen, dass ich heute nicht mehr reinschaue. Ich werde besser bei dir bleiben!“ verkündete Stilinski Senior, doch Stiles versprach: „Ich komme schon allein klar, ehrlich Dad. Ich brauche einfach nur Schlaf und weiter nichts.“ Der Sheriff gab einen unzufriedenen Laut von sich und legte Stiles dann sein Handy auf den Nachttisch: „Dann ruf´ mich wenigstens an, falls du mich brauchst. In zehn Minuten bin ich dann da.“ „Danke Dad.“ erwiderte Stiles mit einem erschöpften Grinsen: „Und nun verschwinde schon. Ich komme klar.“ Noah Stilinski strubbelte seinem Sohn noch einmal durch das Haar, versprach spätestens um sechs wieder daheim zu sein und machte sich auf den Weg. Kaum war sein Vater weg, fielen Stiles auch schon wieder die Augen zu. *** Die Türen waren verschlossen und die Fenster vergittert. Es gab kein entkommen und Rauch und Flammen waren längst überall. Alle liefen panisch durcheinander, hustend, stolpernd, weil sich nichts sehen konnten, denn der Rauch brannte in den Augen und nahm ihnen die Sicht. Die Flammen kamen näher, züngelten nach allem, was sie verschlingen könnten; Holz, Textilien... Fleisch. Endlich fand er einen Ausgang. Es gelang ihm, die schwere schmiedeeiserne Tür aufzustoßen. Der neue Sauerstoff, der in den Raum gelang, fütterte die gierigen Flammen aufs Neue und alles wird noch viel, viel schlimmer! Er brüllte den anderen zu, ihm in die Freiheit zu folgen, suchte nach ihnen, solange er noch die Kraft dazu hatte, doch da ist niemand mehr. Er war der letzte, der einzige. Er hat sie alle verloren. Der Wolf stürzte ins Freie, wo Kugeln und Pfeile ihn bereits begrüßten. Gegen alle Wahrscheinlichkeiten gelang es ihm dennoch am Ende zu entkommen. Er rannte, rannte, rannte... und blickte sich niemals wieder um. *** Stiles erwachte schreiend vor Entsetzen. Sein Gesicht war tränenüberströmt. Trauer und Verzweiflung überwältigten ihn ganz einfach. „Hey Sohn. Shh! Alles wird gut, mein Kleiner. Es war nur ein Traum!“ versprach Noah Stilinski und barg seinen Jungen sicher in seinem Arm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)