Auf geheimer Mission von UrrSharrador (Klassenfahrt nach New York) ================================================================================ Prolog: Klasse, durchzählen! ---------------------------- „So, endlich … War das ein Flug …“ Usami-sensei wirkte noch gestresster als üblich, als die Klasse endlich all ihre Gepäckstücke vom Förderband aufgelesen und sich in der stickig-heißen Abendluft vor dem Flughafen versammelt hatte. „Sind alle da?“ Fünfzehn Augenpaare musterten sich prüfend gegenseitig. Ibuki, deren außergewöhnliche Haarpracht unordentlich in ihren Reisemantel gestopft war, fiel es zuerst auf. „Sensei! Nagito-chan ist nicht da.“ „Ha-wa-wa-was?“, rief ihre Lehrerin aus und zählte rasch ihre Schützlinge durch. „Aber wie kann er nicht da sein?“ „Wir waren so ziemlich die Letzten, die sich die Koffer geholt haben“, meinte Hajime. „Ich glaube kaum, dass er noch in der Ankunftshalle ist.“ „Nagito ist ein Unhold sondergleichen. Er scheint die geheime magische Beschwörung erlernt zu haben, mit der er seine Präsenz verschleiern kann“, stellte Gundham fest. „Neben wem ist Nagito denn im Flugzeug gesessen?“, fragte Usami und klang mit jeder Silbe panischer. Erwartungsvolles Schweigen. Neben niemandem, wie es aussah. Byakuya hatte nämlich zwei Plätze im Flugzeug beansprucht. Einerseits, weil er nur erste Klasse gewohnt war und etwas Freiraum nicht missen wollte. Andererseits, weil sich auch niemand neben ihn hatte zwängen wollen. Nagito war somit der Platz hinter ihm zugefallen. „Was für ein Glück“, hatte er noch gesagt, als er seine Bordkarte gemustert hatte. „Vielleicht sitzt niemand neben mir, dann kann ich mich auch ausbreiten.“ „War er überhaupt im Flugzeug?“, fragte Kazuichi. „Ich kann mich nicht erinnern, ihn gesehen zu haben.“ „Also, ich hab ihn gar nicht vermisst“, erklärte Hiyoko mit einem hämischen Grinsen. Fuyuhiko schnalzte genervt mit der Zunge. „Also wirklich, mit dem hat man nichts als Ärger.“ „Ga-ga-ga-ganz ruhig“, stammelte Usami und wirkte dabei am unruhigsten von allen. „Wir werden der Sache auf den Grund gehen. Wer hat Nagito zuletzt gesehen?“ „In Los Angeles war er noch da“, berichtete Chiaki. „Glaube ich.“ „Da hab ich ihn auch zuletzt gesehen“, sagt Hajime. Sie hatten in LA drei Stunden auf ihren Anschlussflug warten müssen, und im Duty-Free-Shop hatte er Nagito noch gesehen. „H-h-heißt das, der arme Junge ist immer noch auf der anderen Seite des Kontinents?“, rief Usami verzweifelt. „Ich könnte ihn durch ein Wurmloch sofort hierher befördern“, verkündete Gundham mit einem listigen Grinsen. „Doch etwas scheint meine Kräfte heute einzudämmen. Es ist dieses Land, in dem Tag und Nacht nicht das sind, was sie zu sein vorgeben.“ Bei diesen Worten fühlte auch Hajime sein Jetlag und gähnte. Zumindest er war so müde, dass er sich keine großen Sorgen um Nagito machen konnte. Anders als ihre Lehrerin. „Das ist eine Katastrophe!“, rief sie und eilte vor der Gruppe auf und ab. „Der Schulausflug hat gerade erst angefangen und ich habe schon einen Schüler verloren!“ „Rufen wir ihn doch einfach an“, sagte Fuyuhiko. „Hat denn jemand von euch seine Nummer?“, fragte Mahiru. Die Jungs sahen einander verdutzt an. Nagitos verschrobene Art ließ ihn ein wenig in die Außenseiterrolle der Klasse abdriften. Das und seine Überzeugung, die Gesellschaft der anderen nicht wert zu sein, ihnen nur die Luft zum Atmen wegzunehmen und überhaupt im Vergleich zu ihren strahlenden Talenten nur ein kümmerlicher Wurm ohne Zukunft zu sein, et cetera, et cetera. Jedenfalls schien er nie jemandem seine Handynummer gegeben zu haben, und es hatte sie auch nie jemand verlangt. „Jungs“, murmelte Mahiru abfällig, als nach und nach herauskam, dass sich offenbar niemand genug um Nagito geschert hatte. „Vielleicht ist er ja einem Organhändler in die Finger gefallen und liegt jetzt mit einer Niere weniger in einer dunklen Seitengasse“, kicherte Hiyoko. „So ein Stuss!“, brüllte Nekomaru. „Wir werden Nagito sicher wiedersehen! Wir müssen nur quer durch die Vereinigten Staaten marschieren, und schon haben wir ihn wieder!“ „Können wir das auch morgen machen?“, fragte Akane. „Ich hab Hunger.“ „Hawawawa …“, murmelte Usami und trottete weiterhin auf dem Bürgersteig hin und her, als wollte sie sich schon für diese fragwürdige Unternehmung aufwärmen. „Ich bringe euch erst mal ins Hotel“, beschloss sie. „Und dann fliege ich zurück nach Los Angeles. Vertraut mir, eure Lehrerin wird Nagito ganz sicher finden!“ Die Begeisterung sowie die Zuversicht der Schüler hielten sich in Grenzen, bis ein paar von ihnen unverhohlen zu grinsen anfingen. Kazuichi klemmte Hajimes Kopf in seinen Ellbogen und zog ihn zu sich. „Ist dir klar, was das heißt?“, flüsterte er ihm ins Ohr. „Wir sind gleich auf einem Schulausflug in New York, in einem schicken Hotel, und ganz ohne Aufpasserin!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)