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All Hellows Eve

Ein zu perfektes Opfer
von

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Mumien, Monster und ein echter Vampir

In der Turnhalle ihrer Schule fand heute eine große Halloween Feier statt und Hikari Mori hatte beschlossen, zum ersten Mal in ihrem Leben einer Schulveranstaltung beizuwohnen. Die üblichen Schulfeste und Tanzveranstaltungen hatten sie noch nie begeistern können. Überhaupt begeisterte die siebzehnjährige mit dem silber-weißen Haar und den bernsteinfarbenen Augen sich eigentlich für gar nichts. Seit vor zwei Jahren ihre ganze Familie bei einem nächtlichen Hausbrand ums Leben kam, hatte sie sich vollkommen verändert.

Sie zog sich zurück, begann dunkle Kleidung zu tragen, erschien immer düstetrer und fing an, sich für Okultismus zu interessieren. Schnell wurde sie zum Einzelgänger, ständig darauf bedacht, niemanden an sich heran zu lassen und wurde auch bald von allen gemieden.

Ihre ehemahligen Freundinnen fanden sie sogar gruselig und sonderlich und selbst ihr Freund hatte sie fallen lassen, weil sie zu einem 'Eisklotz' geworden war, wie er so schön betonte, als sie ihn mit einer anderen beim Sex erwischt hatte.

"Jemanden nicht ran zu lassen oder ein Eisklotz sein, sind zwei völlig verschiedene Dinge", hatte sie nur erwidert und war gegangen.

Er war ihr sowieso genau so egal geworden, wie alles andere.

Wer brauchte schon Freunde oder eine Beziehung, wenn man sich zwischen irren Killern, blutrünstigen Monstern und Wesen aus der Hölle wohl fühlte und seine Zeit damit verbrachte, Horrorfilme zu schauen, finstere Comics zu zeichnen und sein Zimmer in eine Gruft umzuwandeln? All diese finsteren Dinge gaben ihr einfach mehr, als alberne Sommerfeste oder kitschige Schulbälle.

Das war auch der Grund gewesen, warum Hikari sich entschieden hatte, auf die Halloween Feier zu gehen. Sie war neugierig auf die Dekorationen und die Kostüme ihrer Mitschüler und sie wurde nicht enttäuscht. Die Schule hatte sich die Deko wirklich etwas kosten lassen. Nicht nur in der Turnhalle sah es aus, wie im Vorhof zur Hölle, auch draußen auf dem Schulgelände war alles schaurig hergerichtet.

Manche Kostüme fand sie etwas einfallslos, doch die meisten waren richtig gut und je später es wurde, desto mehr hatte es wirklich den Anschein, als befände man sich nicht mehr in der Welt der Menschen, sondern in einer voller Monster und anderer Gruselgestalten. Hikari genoß sogar die herrschende Stimmung, doch noch mehr genoß sie, dass niemand sie erkannte.

Sie hatte ihre weiten, schwarzen Klamotten gegen ein dunkelblaues Samtkleid getauscht, welches bis fast auf den Boden reichte und ihre Figur betonte. Zusätzlich hatte sie Schillerlocken in ihre, sonst glatten, Haare gedreht und sie zu einer aufwendigen Zopffrisur gebunden. Das Kleid war schulterfei, ihre Haut hell geschminkt und sie trug künstliche Reißzähne. Ihre Lippen waren blutrot und wirkten, als hätte sie gerade jemanden gebissen. Niemand erkannte in der hübschen Vampirin, die sonst so düstere Hikari. Genau so hatte sie sich diese besondere Nacht gewünscht. All Hallows Eve - der Abend vor Allerheiligen.

Sie stand etwas abseits und beobachtete die Werwölfe, Mumien, Frankensteins, Zauberer, Hexen und andere Schreckensgestalten, welche ihr in dieser Nacht wirklich überall das Gefühl geben würden, ein Teil des großen Ganzen zu sein. Nicht völlig allein auf weiter Flur zu stehen. Sie würde diese Nacht in vollen Zügen genießen und zu einem würdigen Ende bringen - diesen Entschluß hatte sie bereits vor Monaten gefasst und das würde sie auch einhalten.

Ganz plötzlich jedoch stand, wie aus dem Nichts, ein rothaariger Junge vor ihr und grinste sie frech an.

"Lust auf ein Tänzchen, schöne Maid?" fragte er und hielt ihr die Hand hin.

Hikari sah in seine stechend grünen Augen und ein kurzer Schauer lief ihr über den Rücken.

"Ich tanze nicht", entgegnete sie kühl, wie es ihre Art war und sah wieder in eine andere Richtung.

Der Typ ließ sich aber nicht so leicht abschütteln und stellt sich frech genau in ihr Blickfeld.

"Schenkt mir nur einen einzigen Tanz, holde Maid", seuselte er ihr entgegen und hielt ihr wieder die Hand entgegen.

"Ich sagte, ich tanze nicht", widerholte Hikari ärgerlich,

"Außerdem bin ich keine holde Maid, sondern eine Vampirprinzessin! Und jetzt hau ab!"

Dieses Mal drehte sie sich demonstrativ in eine andere Richtung und wollte gehen, doch auch er wurde deutlicher.

Er stemmt seinen Arm direkt vor ihrer Nase an die Wand und hinderte sie so daran, sich davon zu machen.

"Eine Vampirprinzessin also?" fragte er interessiert,

"Dann solltest du erst Recht mit mir tanzen. Ich bin zwar kein Prinz, aber dafür ein Vampir."

Sie wich etwas zurück und lehnte sich an die Wand, um ihn sich genauer anzusehen. Er trug edel aussehende, schwarz-rote Schuhe und eine dunkle Hose, von welcher er das rechte Bein bis zum Knie hochgeschlagen trug - was wesentlich weniger edel wirkte. Sein weißes Hemd, welches nicht einmal bis zur Hälfte zugeknöpft war, gewährte sehr viel Sicht auf seinen nackten Oberkörper. Darüber trug er eine dunkle Jacke. Eine rote Krawatte war einfach um seinen Hals geknotet, was darauf hinwies, dass er nicht fähig war, sie korrekt zu binden. Sein Gesicht war fein geschnitten und man konnte ihn als wirklich gut aussehend bezeichnen. Besonders diese giftgrünen Augen brachten ihm Punkte. Doch auch die rote Fransenfrisur stand ihm äußerst gut und nicht einmal sein freches Grinsen machte ihn weniger attraktiv. Selbst seine vorlaute, dreiste Art hatte irgendwie Etwas.

"Wie ein Vampir siehst du aber nicht aus", sagte Hikari, weit weniger abweisend, als sie sonst immer war,

"Eher wie ein Reicheleute-Kind das nicht weiß, wohin mit seinem Geld und seiner Zeit."

"Und wie muß ein Vampir deiner Meinung nach aussehen?" kam er ihr ganz nahe und sah ihr genau in die Augen.

Sie war zwar etwas überrascht, wie nahe er ihr kam, doch sie war keinesfalls eingeschüchtert und erwiderte seinen Blick beinahe keck.

"Keine Ahnung", gab sie ehrlich zu,

"Jedenfalls nicht wie du."

"Was an mir ist falsch?" wollte er in gurrendem Ton wissen,

"Ich gefalle dir doch..."

"Was bringt dich auf die blöde Idee?", fragte sie fest.

"Ich weiss es", klang er absolut überzeugt,

"Ich bin ein Vampir!"

"Soll heißen, Vampire können Gedanken lesen?" grinste Hikari.

"Nein", hauchte er und lehnte sich ganz dicht an ihr Ohr,

"Aber aus solcher Nähe sehen, riechen und spüren sie jede kleinste Körperreaktion eines Menschen. Dein Herz pocht, als würde es dir aus dem Leib springen wollen. Es treibt das Blut rasend schnell durch deine Adern und erhitzt deinen Körper. Dein Atem stockt, als erwartest du eine erlösende Berührung und deine Augen verzehren mich mit Haut und Haaren..."

Er wich etwas zurück und sah ihr genau in die Augen.

"Du bist gut", gab sie zu,

"Derlei Dinge stehen in keinem Buch der Welt und auch in keinem Hollywood Sript und dennoch klingen sie glaubwürdig. Als könnte es genau so sein - wenn es echte Vampire gäbe!"

"Du gibst also zu, dass du nur ein einfaches Mädchen bist und keine Vampirprinzessin?" schnurrte er ihr zu.

"Wenn du zugibst, dass du nur ein einfacher Junge mit Hang zum Größenwahn bist", gab sie lakonisch zurück.

"Das kann ich nicht", lächelte er entwaffnend,

"Denn das bin ich nicht!"

Hikari genoß dieses Spielchen mit ihm allmählich.

Er hatte einfach nur frontale Wirkung auf sie. Vor ihrer Wesenänderung in einen düsteren Sonderling, hatte sie einige solcher Typen gekannt. Diese Art 'böser' Jungs, vor denen Mütter ihre heran reifenden Teenie Töchter immer warnten. Hikari mochte diese Art Jungs, die keinen Hehl daraus machten, was sie wollten und es sich auch holten.

Ihr Gegenüber jedoch überragte jeden einzelnen dieser Jungs von damals. Bei ihm hatte Hikari das Gefühl, er war nicht nur einfach ein Casanova der auf Sex stand und das offen auslebte, sondern es gäbe weitaus 'bösere' Dinge, die sie bei ihm erleben könnte.

"Zeig mir deine Reißzähne", forderte sie ihn auf und er tat es.

Eine kurze Gänsehaut schoss über ihren Körper, als sie sie sah.

Sie waren länger als ihre Kunstzähne und sahen wirklich spitz aus. Auch sah man absolut nicht den kleinsten Hinweis darauf, dass es nicht seine eigenen Zähne waren und das gab sie auch annerkennend zu.

"Ich muss schon sagen, die sehen wirklich echt aus", lächelte sie beinahe,

"Waren sicher teuer."

"Sind ganz von selbst gewachsen", grinste er,

"Und sehr viel effektiver als deine Plastikzähne."

"Kannst du damit denn auch richtig zu beißen?" wollte sie herausfordernd wissen.

"Willst du es heraus finden?" klang seine Stimme lockend.

"Vielleicht will ich das", wurde sie nun ebenso verlockend,

"Ich fürchte die Kreaturen der Hölle nicht!"

Es schlang seine Arme um sie und zog sie fest an sich, was ihr einen wohligen Laut entlockte.

Danch biss sie sich auf die Unterlippe und sah zu ihm auf.

"Ich werde dich lehren, sie zu fürchten", wisperte er und lehnte sich zu ihr,

"Doch zuvor gebe ich dir die erlösende Berührung, nach der du dich so verzehrst..."

Er überbrückte auch das letzte Stück und holte sich einen verlangenden Kuss. Durch Hikari´s Körper schoss ein elektrisierendes Kribbeln und sie seufzte zufrieden in den Kuss hinein. Ihre Finger klammerten sich in seine Jacke, da alles sich zu drehen schien und sie konnte spüren, dass ihre Wangen glühten.

Was war das für ein irrer Typ? Wie konnte es einen Menschen geben, der von der ersten Sekunde an eine solch enorme Wirkung auf sie hatte? Er ließ sie einfach alles vergessen. Wie einsam und dunkel ihr Leben war und wie überflüssig und schuldig sie sich fühlte. Während sie sich Nachts aus dem Haus geschlichen hatte, um mit einem Jungen wie ihm Spaß zu haben, war ihre ganze Familie im Schlaf verbrannt. Sie war schuld am Tod ihrer Eltern und ihrer zwei kleinen Brüder.

Darum war vor zwei Jahren dieser düstere Sonderling aus ihr geworden. Sie hatte alles abgelegt, was sie bis dahin ausgemacht hatte, denn dieser Mensch war ein Mörder. Durch seinen enormen Lebenshunger, seine offene Leichtlebigkeit und Abenteuerlust waren vier Menschen verbrannt und dieser Mensch wollte Hikari nicht eine Minute länger sein.

Darum war sie vom Tussi - zum Grufti Image gewechselt, blieb lieber im Düsteren und fühlte sich zwischen Monstern wohl...weil sie selbst eines war.

Und darum hatte sie auch ihren Ex nie ran gelassen. Auch ihr freizügiges Sexleben gehörte zum Tussi Image und lag seitdem daher brach. Diesen rothaarigen Typen jedoch wollte sie. Wer auch immer er war und woher auch immer er gekommen war - es war ihr vollkommen egal. Er verdrehte ihr die Sinne und weckte ein so unglaubliches Verlangen in ihr. Ein Verlangen nach Leben und nach ihm. Nach seinen Küssen, seinen Berührungen und allem, was er noch zu geben hatte.

"Lass uns hier verschwinden", hauchte sie nach dem Kuss und befreite sich lächelnd aus seiner Umarmung.

Stattdessen ergriff sie seine Hand, lief los und zog ihn mit sich.

"Ich sagte doch, du willst mich", lachte er leise und sie sah ihn kurz über die Schulter hinweg an.

"Das sehen wir dann erst noch...", grinste sie und zog ihn weiter.

Nachdem sie die Turnhalle verlassen hatten und ein kurzes Stück durch die kühle Nachtluft gelaufen waren, zog Hikari ihn durch eine Tür in den Seitenflügel des Schulhauptgebäudes.

"Eigentlich dürfen wir hier nicht hinein", drehte sie sich dann zu ihm und sah ihn verschwörerisch an,

"Aber hier sind wir garantiert ungestört."

"Ungestört ist sehr gut", schnurrte er und legte die Hände auf ihre Hüften.

Mit deutlichem Nachdruck zog er sie zu sich und küsste sie wieder.

Und wieder wurde ihr schwindelig, der Boden unter ihren Füßen schien zu wanken und das elektrisierende Kribbeln baute langsam spürbare Spannung in ihr auf. Erneut klammerte sie sich an ihm fest und seufzte hörbar wohlig, als seine Lippen die ihren verließen und langsam auf ihren Hals hinab wanderten.

"Nicht direkt hier an der Eingangstür", drückte sie sich jedoch dann von ihm weg, was ihn wenig begeisterte.

Bevor er jedoch etwas dagegen tun konnte, zog sie ihn wieder an der Hand hinter sich her eine breite Treppe hinauf in den ersten Stock.

Sie bog um die Ecke und wollte weiter den Gang hinauf, doch da wurde sie ausgebremst, fand sich plötzlich mit dem Rücken an der Wand wieder und sah direkt in diese giftgrünen Augen.

"Weit genug vom Eingang!" schnurrte er ihr entgegen,

"Es wird Zeit für dich, die Wesen der Hölle fürchten zu lernen..."

Hikari schloß die Augen, weil sie glaubte er würde sie nun wieder küssen, doch er glitt millimeterschrarf an ihren Lippen vorbei und direkt auf ihren Hals.

Mit einem genußvollen Seufzen legte sie ihre Hand in seinen Nacken und drückte sich ihm leicht entgegen.

"Ich nehme mir jetzt dein Blut...", wisperte er nahe ihres Ohr´s und sowohl seine Stimme, alsauch seine Worte brachten eine enorme Gänsehaut, wodurch Hikari ein leises, williges Stöhnen entglitt.

Sie spürte seine Lippen an ihrem Hals und in der nächsten Sekunde einen stechenden Schmerz von unglaublicher Intensität.

Bevor sie jedoch aufschreien und ihn von sich weg drücken konnte, war der Schmerz bereits schon wieder verschwunden und einem unglaublich berauschenden Gefühl gewichen.

"Was...tust du...?", stöhnte sie leise und griff in sein Haar.

Er hob den Kopf und sah sie an.

"Ich sagte doch, ich bin ein Vampir...", grinste er,

"...und hole mir dein Blut..."

"Du...hast mich wirklich gebissen?" sah sie ihn leicht erschrocken an,

"Und...trinkst mein Blut...?"

Sein eisiges Grinsen war seine Antwort und sie konnte die beiden spitzen Zähne deutlich sehen. Er leckte demonstrativ das Blut von seinen Lippen und grinste dann fast schon teuflisch.

"Wirklich gut...", schnurrte er,

"Ich will mehr..."

Hikari wußte gar nicht, was sie denken oder tun sollte und noch bevor sie sich fangen konnte, hatte er ihre Handgelenke gepackt, drückte sie mit seinem Körper fest an die Wand und biss nochmals zu.

Sie stöhnte auf und biss sich auf die Lippe, um ein weiteres Stöhnen zu unterdrücken.

"Das ist...unglaublich...", legte sie ihren Kopf auf die Seite, so weit es möglich war.

"Was fällt dir ein, es wie ein gutes Gefühl aussehen zu lassen?" wisperte er atemlos,

"Du sollst mich fürchten!"

Sie fühlte einen weiteren, scharfen Biss, den sie mit einem wohligen Stöhnen beantwortete.

Das Gefühl dieses Bisses war so berauschend und seine genußvollen Laute, mit denen er ihr Blut trank, brachten Hikari fast um den Verstand. Sie leistete nicht die geringste Gegenwehr und genoß sogar, was er mit ihr tat.

Plötzlich jedoch riss er sich von ihrem Hals los und sah sie atemlos an.

"Warum bettelst du nicht um dein Leben?" kam er ihr mit seinen blutigen Lippen ganz nahe,

"Und warum fürchtest du dich nicht vor mir?"

Sie sah ihn verklärt an.

"Ich würde niemals um mein Leben betteln", flüsterte sie,

"Und ich sagte, ich fürchte die Wesen der Hölle nicht."

"Und ich sagte, ich lehre dich, sie zu fürchten", knurrte er.

Mit einem Ruck zerrte er sie herum und warf sie zu Boden.

Sofort war er über ihr und blitzte sie mit rot glühenden Pupillen an.

"Du gehörst jetzt für immer mir", raunte er gefährlich,

"All deine Wünsche und Träume existieren nicht mehr, nur noch ich. Du wirst mir dein Blut geben, wann immer ich danach verlange und nur noch leben, um mich zu ernähren. Jeden Augenblick deiner jämmerlichen, menschlichen Existenz wirst du nur noch an mich denken und wie du mich zufrieden stellen kannst!"

Hikari sah ihm in die Augen.

"Du wirst mich nicht töten?" fragte sie leise.

"Wenn du mir einen Grund gibst schon", knurrte er und strich mit der Zunge über ihr Schlüsselbein, um sie danach direkt in die Schulter zu beißen.

Sofort entwich ihr wieder ein leises Seufzen.

Es klang leicht gequält, was er wohlwollend aufnahm. Seine Hände schlossen sich noch fester um ihre Handgelenke und zum ersten Mal spürte er etwas Gegenwehr. Seine Lippen wanderten auf ihre Kehle, wo er sofort zubiss. Ein leichtes Zittern ihres Körpers verriet ihm, dass sie den Schmerz spürte, welchen er ihr bereiten wollte.

"Mein Bruder hätte wirklich Freude an dir", stöhnte er leise, während seine Lippen wieder zu ihrer Halsseite wanderten,

"Und du sicher an ihm..."

Er leckte über eine der Wunden und biss erneut zu, um direkt wieder ein kleines Stück von ihr ab zu lassen.

"Dein Blut ist unglaublich gut", keuchte er leise,

"Es bringt mich in die Versuchung, dich einfach mit mir zu nehmen..."

Nochmals biss er zu und Hikari bog sich ihm mit einem Seufzer entgegen.

"Nimm mich mit dir...", flehte sie stöhnend,

"Ich will für immer dir gehören..."

Er ließ ihre Handgelenke los um sich aufzustützen und so mehr Bewegungsfreiheit zu haben. Seine Lippen glitten abwärts bis zum Saum des schulterfreien Kleides, wo er sofort wieder zubiss. Hikari stöhnte auf und schlang ihre Arme um ihn. Ihre Finger glitten in sein Haar und klammerten sich verlangend in den roten Wuschelschopf. Er hob den Kopf und sah sie mit glühenden Augen an. Von seinem Kinn tropfte Blut auf ihr Dekollté und bei jedem Tropfen seufzte sie leise und biss sich schließlich sündig auf die Lippe.

"Noch nie hat ein Mädchen mich so sehr genossen", wisperte er und lehnte sich ganz dicht an ihr Ohr,

"Du bringst mich dazu, noch ganz andere Dinge mit dir tun zu wollen..."

Er bohrte ganz langsam seine Zähne in ihren Hals und sie drückte sich ihm mit einem willigen Stöhnen entgegen, wobei sie ihm ihren Hals noch mehr präsentierte. Ihre Finger wühlten durch sein Haar und ihr erregter Atem wurde immer geräuschvoller.

"Was für ein verdorbenes Mädchen du bist", stöhnte er leise,

"Jetzt kann ich Raito verstehen..."

Seine Lippen fanden ihre und sofort stöhnte Hikari erstickt.

Verlangend erwiderte sie seinen besitzergreifenden Kuss und klammerte sich an ihn. Das elektrisiernde Kribbeln war kurz davor, ihren Körper unter Hochspannung zu setzen und machte sie einfach nur noch willig. Sie war der Versuchung des Bösen mit Leib und Seele verfallen. Nichts hatte mehr Bedeutung für sie. Nicht ihre Familie, nicht ihr eigenes Leben und auch nicht die Zukunft. Alles was Bedeutung hatte war dieser Augenblick. Das Hier und Jetzt, sie, dieser rothaarige Vampir und was er mit ihr tat.

Der jedoch unterbrach plötzlich den Kuss und starrte ins Dunkel Richtung Treppe.

"Was hast du?" fragte Hikari etwas benommen.

Ihr Kopf war völlig überfordert damit, all die Empfindungen zu verarbeiten und selbst die Unterbrechung seiner gesamten Aufmerksamkeit für sie, gab ihrem Hirn nicht die Chance, diesem berauschten Zustand zu entkommen.

"Sei still", zischte er ihr zu und murrte dann Richtung der Treppe:

"Dieses Mal gibt es keine Reste. Verzieh dich, du Spanner!"

Ein belustigtes Lachen ertönte, dann Schritte.

"Warum gleich so abweisend, Ayato-kun?" vernahm Hikari eine seuselnde Stimme,

"Sonst interessiert es dich doch auch nicht, was ich mit den Mädchen tue, nachdem du mit ihnen fertig bist. Aber sie ist etwas Besonderes...das war dir in jeder Sekunde anzusehen..."

"Geh mir nicht auf die Nerven", murrte der Rothaarige,

"Sie gehört allein mir, also hau ab!"

"Nfu...", war die Reaktion und wieder Schritte.

"Es ist nicht nett gierig zu sein", wieder diese seuselnde Stimme und ein weiterer Junge erschien in Hikari´s Blickfeld.

Auch er hatte rote Haare, nur etwas heller und trug einen dunklen Hut.

Seine Haare waren länger und seine Augen ebenfalls grün. Wenn auch ein wenig anders als die von Ayato, aber dennoch ebenfalls ein Grün, dass einen in seinen Bann zog.

"Sie scheint sowieso eher etwas für mich zu sein, mein liebster Bruder", erklang wieder seine seuselnde Stimme und er fuhr sich erwartungsvoll mit der Zunge über seine Zähne, während er Hikari gierig ansah,

"Du interessierst dich doch nur für das Blut der Mädchen..."

Er leckte sich über die Lippen, machte ein Geräusch als könne er ihr Blut schon schmecken und lachte kalt.

Hikari schluckte, doch wirkliche Angst empfand sie nicht. Eigentlich nahm sie Raito nur am Rande wahr, wie durch Nebel oder einen Schleier. Alles von ihr stand noch immer im Bann dieser unglaublichen Anziehung, welche Ayato vom ersten Moment an auf sie gehabt hatte.

Dieser jedoch löste sich nun vollends von ihr und sprang auf die Füße. Drohend baute er sich vor Raito auf und nahm diesem die Sicht auf Hikari. Ein beinahe enttäuschtes Schnurren war die Antwort.

"Du bist so ein Spielverderber, Ayato-kun. Wir können doch beide unseren Spaß mit ihr haben. Sie erweckt den Eindruck, als würde ihr das gefallen..."

"Sie gehört allein meiner Wenigkeit", zischte Ayato bissig,

"Ich hoffe, du hast das jetzt verstanden!"

"Schon gut, schon gut", wehrte Raito ab,

"Du bist so ein Egoist, mein lieber Bruder, weisst du? Aber eigentlich bin ich sowieso nur gekommen um dir zu sagen, dass Reiji dich sucht. Und er ist nicht gerade bester Stimmung."

Raito drehte sich um und schlenderte langsam lachend Richtung Treppe.

"Reiji...", knurrte Ayato,

"Der stört auch immer in den ungünstigsten Momenten, dieser blöde Angeber."

Er warf einen Blick auf Hikari und wußte, sie würde ihm nicht davon laufen.

Er ging neben ihr in die Knie und lehnte sich dicht an ihr Ohr.

"Lauf nicht weg, böses Mädchen", schnurrte er herausfordernd, woraufhin Hikari wieder leicht von einer Gänsehaut geschüttelt wurde,

"Dein Meister wird gleich zurück sein und dich dann mit hinab in die Hölle nehmen..."

Hikari hollte nur hörbar Luft und nickte benommen.

Ein letzter Blick in diese giftgrünen Augen, auf das selbstgefällige Grinsen und diesen frechen Gesichtsausdruck, dann war sie plötzlich allein.

Sie kniff kurz die Augen zusammen und blinzelte.

»Was war das?« schoss der erste klare Gedanke in ihren Kopf und sie richtete sich auf,

»Ayato!«

Sie sah sich beinahe hektisch um.

Grüne Augen, rotes Haar

War das real gewesen? Sie befand sich wirklich im Hauptgebäude der Schule und nicht mehr in der Turnhalle. Und auch wenn ihre Erinnerungen wirkten, wie als wäre sie gerade aus einem Traum hochgeschreckt, so wußte sie doch, sie waren real. Sie musste ihren schmerzenden Hals nicht erst berühren um zu wissen, dass er blutig war und dennoch tat sie es. Kurz legte ihre Hand sich auf ihre Haut und strich vorsichtig über die pochenden Stellen.

Sie spürte das Blut bereits unter ihren Fingern und nahm die Hand langsam wieder zurück, um sie, leicht abwesend, anzustarren. Das war eine Menge Blut. Ayato war nicht zaghaft gewesen, in seinem Bestreben an ihr Blut zu gelangen. Auch sonst war er nicht gerade als zärtlich zu bezeichnen, wie ihre Handgelenke bewiesen, die sich leicht lila-blau verfärbt hatten, von seinen festen Umklammerungen.

"Ein echter Vampir", murmelte Hikari vor sich hin,

"Ich bin das Opfer eines echten Vampirs und das an All Hellos Eve! Hat das etwas zu bedeuten? Soll das ein Zeichen sein?"

Sie erhob sich vom Boden und bereute das bereits in der nächsten Sekunde.

Ein solcher Schwindel befiel sie, dass sie torkelnd Richtung Wand steuerte, um dort den Halt zu finden, um auf den Beinen bleiben zu können.

"Wow", pustete sie,

"Er hat mich ganz schön strapaziert..."

Wie viel von ihrem Blut er wohl getrunken hatte?

Bei diesem Gedanken bekam sie eine Gänsehaut. Ein wirklicher, echter Vampir, der wirklich Blut trank. Das war der absolute Wahnsinn. Das war genau das, was Ayato ihr versprochen hatte - eine einmalige Chance! Eine Chance, dieser Welt für immer zu entfliehen und sich eine gerechte Strafe für ihre Schuld aufzuerlegen. Eine ewig währende Strafe als Nahrungsquelle dieses Vampirs.

Bei diesem Gedanken war dieses elektrisierende Kribbeln in ihrer Körpermitte wieder da und sofort mußte sie grinsen und ihre Wangen färbten sich rot.

»Ob es am Ende wirklich eine Strafe ist, sei mal dahin gestellt«, dachte sie etwas beschämt.

Allein der Gedanke an Ayato brachte dieses kribbelnde Gefühl und Tatsache war, dass sie einen Jungen niemals so sehr gewollt hatte, wie diesen Ayato. Als wäre er allein nur für sie gemacht, entsprach er ihren kühnsten Träumen und Wünschen und das er ein Vampir war, machte das Gesamtpaket nur noch verlockender.

Ihre Knie hatten aufgehört zu zittern und sie hatte wieder Stabilität in ihren Beinen, also ging sie langsam zur Treppe, von der aus sie die Eingangstür im Blick hatte, wenn sie sich auf die obere Stufe setzte. Das tat sie und ließ die Tür nicht mehr aus den Augen. Sie konnte beinahe kaum erwarten, dass Ayato zurück kam, wodurch sich ihr die Frage aufwarf, warum er überhaupt verschwunden war.

Angestrengt dachte sie nach und dann erinnerte sie sich auch. Es war ein zweiter Junge aufgetaucht - Raito, Ayato´s Bruder und der hatte noch von einem Reiji gesprochen. Wenn dieser Reiji auch ein Vampir war, dann waren es bereits drei Vampire.

»Klar du dumme Nuss. Wenn es einen gibt, dann gibt es auch mehr von ihnen!«, schallt sie sich selbst

»Und was, wenn es nicht Ayato ist, der hierher zurück kommt?«

Was, wenn es sein Bruder Raito sein würde?

Er schien sich öfter an den Mädchen gütlich zu tun, mit denen Ayato fertig war. Aber mit ihr war er nicht fertig. Ganz und gar nicht fertig. Eigentlich hatte er gerade erst richtig angefangen.

"Er kommt ganz sicher zurück", sprach sie sich selbst die Sicherheit zu, denn wenn sie ehrlich war berfürchtete sie, dass er das nicht tat.

»Und dann?« fragte sie sich.

Kam Ayato nicht zurück, gab es keine Flucht aus dieser Welt und alles würde wieder auf sie herein stürzen.

Wenn Ayato nicht zurück kam und auch sein Bruder nicht, dann würde diese Nacht doch nach ihrem ursprünglichen Plan enden müssen. Hikari hatte keine Angest davor. Viel mehr fürchtete sie, am Ende doch alles nur geträumt zu haben und diesen unglaublichen Rotschopf nie wieder zu sehen. Allein das Gefühl seiner berauschenden Bisse nie wieder zu erleben hätte schon ausgereicht, ihr Leben noch um ein vielfaches unerträglicher zu machen, als es das schon war. Er musste einfach zurück kommen.

Als jedoch nach fast einer Stunde noch immer niemand auftauchte, sah Hikari ein, dass ihr Vampir nicht zurück kommen würde. Er war wirklich aus der Hölle gekommen. An All Hellos Eve war er den Abründen der Finsternis enstiegen, um ihr einen Blick in den Himmel zu gewähren und sie dann direkt in die Hölle zu stoßen. Eine weitere, kleine Bösartigkeit des ewig dauernden Kampfes, der sich Leben schimpfte. Gab es etwas, das den Seelenschmerz wirklich linderte dann nur, um ihn am Ende noch zu verschlimmern. So durfte es nicht weiter gehen!

Entschlossen erhob Hikari sich und zog ihr Kleid zurecht. Sie nahm die künstlichen Zähne heraus und löste ihre aufwendige Zopffrisur. Kurz schüttelte sie ihr Haar und ging dann die Treppe hinunter zur Eingangstür. Kurz darauf umfing sie die kühle Nachtluft und die schaurig düstere Halloween Atmosphäre der großflächigen Dekoration des Schulfestes. Ohne es zu wollen hob sie ihre Hand und befühlte wieder die Wunden an ihrem Hals.

"Wo bist du nur geblieben?" murmelte sie versonnen.

Ihre Augen suchten zwischen den Schauergestalten, welche sich auf dem Gelände aufhielten, doch nirgends entdeckte sie ihren rothaarigen Vampir.

Sogar in die Turnhalle ging sie nochmals, doch auch dort keine Spur von ihm.

"Sieh es ein, Hikari, er ist weg", mahnte sie sich selbst,

"Selbst die Wesen der Hölle wollen dich nicht!"

Ihr Blick richtete sich in Richtung Meer, dann zur großen Turmuhr.

Noch eine halbe Stunde bis Mitternach - genau die richtige Zeit für ihren Plan.

Zielstrebig verließ sie das Schulgelände. Hinter dem Schultor empfing sie eine völlig andere Welt. Ab hier begann wieder die Welt der Menschen. Nichts wirkte düster oder schaurig. Moderne Einfamilienhäuser reihten sich aneinander, mit winzigen, gepflegten Rasenstreifen davor und meist großen Blumentöpfen links und rechts der Türen in denen die buntesten und größten Blüten miteinander konkurierten.

Hier zu wohnen bedeutete bereits einen gewissen Wohlstand. Hikari sah Vororte wie diesen nur, weil die günstigsten Schulen nun einmal weit Außerhalb lagen und ihr langer Weg sie daher manchmal durch Gegenden führte, wo ein wirkliches Leben doch möglich zu sein schien. Wenn man genug Geld hatte natürlich. Schnell bog sie in eine kleine Gasse und verließ den Vorort Richtung Meer. Sie wollte nicht länger als nötig all die Fenster und Türen sehen, hinter denen glückliche Familien lebten, zusammen lachten und Spaß hatten.

Sie wollte diese schmerzhaften Erinnerungen nicht mehr und diese quälende Gewissheit. Mit einem Mal war das alles wieder da und schmerzte so unglaublich, dass es selbst das kurze Abenteuer mit dem rothaarigen Vampir verblassen - und sie vergessen ließ, wie gut es sich angefühlt hatte. Viel zu lange war dieser Schmerz schon da gewesen, war ein Teil von ihr geworden, sodass ein kurzer Moment des Glücks darin einfach unterging. Wie ein Streichholz in der Dunkelheit. Es entflammt, wird kurz gleißend hell und erleuchtet dann alles - doch egal wie lang es brennt - danach wird es wieder finster...

Hikari blieb kurz stehen, um durch zu atmen. Sie war beinahe schon eilig gelaufen und roch bereits die salzige Luft, doch der Blutverlust machte sich wieder deutlich bemerkbar. Es hatte sie mehr angestrengt als üblich, wenn sie diesen Weg ging. Nachdem sie zu Atem gekommen war ging sie langsam weiter und konnte ihn nach ein paar weiteren Schritten endlich sehen.

Der große, einsame Baum, welcher direkt an den Klippen stand, war schon immer ihr Lieblingsplatz gewesen. Er war auch das einzige, was aus ihrem früheren Leben geblieben war, was sie aber dennoch nicht traurig machte. Sie liebte diesen uralten Baum. So oft hatte sie im Sommer in seinem Schatten gesessen, in die Ferne aufs Meer geschaut und sich weit weg geträumt, dass er ein Freund geworden war. Der einzige Freund, der immer zu ihr gestanden - und sich als einziger ihre Sorgen angehört hatte. Auch wenn sie es in ihren Erinnerungen immer so darstellte, um sich selbst zu täuschen, sie waren keine glückliche Familie gewesen. Ihre Eltern hatten sich nie geliebt und nur der Vorteile wegen geheiratet. Sowohl sie, alsauch ihre kleinen Zwillingsbrüder waren nicht die Kinder ihres Vaters und so hatte er sie auch immer behandelt. Ihre Mutter tauschte einen Kerl mit Geld gegen den nächsten mit mehr Geld und zog dabei nur die Zwillinge mit. Ihre wilde und freizüge Teenie Tochter erwähnte sie bei den meisten nichtmal.

Hikari hatte früh gelernt, allein für sich zu sorgen und war auch früh erwachsen geworden. Eigentlich hatte sie nie wirklich eine Familie gehabt. Auch wenn sie ihre Brüder geliebt hatte und sie wirklich vermisste, ihre Mutter und ihren Pseudo Vater vermisste sie nicht. Wenn es um sie ging, war Hikari zu absolut keinem Gefühl fähig. Da war einfach nur Nichts und trotzdem waren sie in Hikari´s Erinnerungen immer eine glückliche Familie.

Endlich hatte sie den alten Baum erreicht und lehnte sich seitlich gegen ihn. Nur einen Meter weiter vor fielen die Klippen über 40 Meter steil ab und das Donnern der Wellen, die unten gegen den Fels schlugen, grollte bis hier herauf. Hikari holte hörbar Luft und sog den salzigen Duft tief in ihre Lungen. Hier hatte sie sich schon immer etwas wohler gefühlt, als sonst irgendwo. Auch jetzt bekam sie ein wenig besser Luft, hatte weniger quälende Erinnerungen und fühlte sich wenigstens ein bißchen frei.

Ohne jede Vorwarnung schlang sich von hinten ein Arm um ihren Körper und jemand lehnte sein Kinn auf ihre nackte Schulter. Noch bevor ihr ein erschreckter Aufschrei entweichen konnte, drang eine gefährlich verführerische Stimme seuselnd in ihre Ohren.

"Warum bist du weg gelaufen, schönes Kind?" war es ganz sicher nicht Ayato´s Stimme,

"Hast du denn keine Lust, auch mit mir ein wenig zu Spaß zu haben...?"

Der Druck von ihrer Schulter verschwand und stattdessen bohrten sich zwei scharfe Zähne in ihr Fleisch.

Hikari biss sich auf die Lippe, um ein Stöhnen zu unterdrücken und lehnte sich gegen den Körper hinter sich.

"Mein Bruder hat Recht", seufzte es begeistert an ihrem Ohr,

"Ich werde wirklich Freude an dir haben. Dein Blut ist erstklassig..."

Sie wurde herum gedreht und blickte erneut in grüne Augen, die sie gierig fixierten.

Es war Raito.

"Und nicht nur dein Blut ist es...", seine blutigen Lippen verzogen sich zu einem schmutzigen Grinsen,

"Du bist es auch..."

"Wo ist Ayato-kun?" fragte Hikari leise, woraufhin ihr Gegenüber ein schnurrendes Geräusch machte.

"Vermisst du ihn so sehr?" stichelte er deutlich,

"Er ist nicht zurück gekommen, oder? Heisst, er hat dich längst vergessen..."

Sofort erkannte er die Enttäuschung in ihren Augen und schnurrte wieder amüsiert.

"Armes Kind", streute er weiter Salz in die Wunde,

"Hat er dein Herz gebrochen, eh? Aber dafür bin ich doch jetzt hier und werde dich trösten. Ich bin sowieso viel besser als er. In allem!"

Er leckte demonstrativ über ihren Hals und sie konnte nicht verhindern, dass auch er ihr erneut eine Gänsehaut verursachte.

"Aber du bist du und nicht Ayato", schubste sie ihn von sich weg.

Er stolperte jedoch nur wenig nach hinten und blieb nicht einmal einen Meter vor ihr lachend stehen.

"Gegen ihn hast du dich nicht gewehrt", grinste er schief und stand sofort wieder direkt vor ihr,

"Aber ich mag das. Anders wäre es langweilig..."

Sekundenschnell drückte er sie an den Baum in ihrem Rücken und kam ihr so nahe, das ihre Nasenspitzen sich schon leicht berührten.

"Ich habe gesehen, wie viel Lust in dir lauert", schnurrte er gefährlich,

"Und ich will sie haben!"

Er leckte wieder über ihren Hals und biss dann zu.

"Bitte nicht, Raito", seufzte Hikari leise,

"Ayato..."

"Vergiss ihn! Du gehörst jetzt mir!" zischte der Rothaarige und biss, nahe ihrer Kehle, nochmals zu.

Dann fingen seine Lippen an nach unten zu wandern, während er langsam in die Knie ging.

Er zog das trägerlose Kleid einfach ein kleines Stück mit nach unten und grub seine Zähne dann langsam in den Ansatz ihrer linken Brust. Hikari stöhnte leise und biss sich erneut auf die Lippe.

"Bitte Raito-kun", presste sie hervor und drückte sich fest an den Baum hinter sich,

"Hör auf...bitte..."

"Aber ich fang doch grad erst an, kleine Bitch", raunte er atemlos und berauscht von ihrem Blut,

"Ich will, was mein Bruder hatte, also gib es mir..."

"Aber ich will das nicht", presste sie hervor,

"...bitte Raito-kun..."

"Du sagst nein, doch dein Körper sagt etwas anderes...", schnurrte er, hob ihr Bein an und schob ihr Kleid hoch,

"Er verzehrt sich beinahe nach meinen Fängen..."

Und während seine Lippen langsam von ihrem Knie, an der Innenseite ihres Schenkels aufwärts glitten, verlor Hikari fast ihren Verstand.

"Er verzehrt sich nach meinen Berührungen...", hauchte Raito und biss zu.

Hikari stöhnte auf, ihre zitternden Finger stießen ihm den Hut vom Kopf und klammerten sich in sein Haar.

Sie versuchte so zu verhindern, dass seine Lippen noch höher wanderten, doch das hatte er scheinbar gar nicht vor. Er richtete sich wieder auf und sah ihr lüstern in die Augen.

"Und er verzehrt sich nach mir..."

Ohne Vorwarnung küsste er sie heißblütig und sie hatte kaum eine andere Wahl, als es geschehen zu lassen.

»Was ist nur los mit mir?«, schoss es ihr siedendheiss durch den Kopf,

»Warum reagiere ich auch auf ihn so stark?"

Raito´s Hände wandetern an ihren Seiten abwärts, griffen in das weiche Samt ihres Kleides und zogen es immer weiter hoch, bis er mit den Händen darunter gleiten konnte.

Seine Finger glitten seitlich in ihren Slip und schoben ihn langsam hinunter. Hikari seufzte erstickt, da seine Lippen ihre noch immer versiegelten. Sie spürte, dass er kurz grinste und dann hatte er ihr Höschen so weit hinunter geschoben, dass es von selbst bis auf ihre Knöchel rutschte. Sie konnte wieder spüren, wie er grinste und dann löste er sich etwas von ihren Lippen.

"Sag das du mich willst", raunte er erregt,

"Sag mir, wie sehr dein Körper darauf wartet, dass ich ihn mir nehme..."

Er setzte seine Zunge genau zwischen ihren Brüsten an und ließ sie langsam aufwärts gleiten.

"Bitte...", brachte Hikari nur schwer atmend hervor,

"Ich halte es...nicht mehr aus..."

Wieder fühlte sie sich blitzschnell herum gedreht und dann leicht nach vorn gegen den Baum gedrückt.

Er war dicht hinter ihr, hielt sie mit seinem Körper gegen den Baum gedrückt und sie spürte seinen heißen Atem Richtung Nacken in ihrer Halsbeuge.

"Du hälst es nicht mehr aus?" gurrte er wieder so gefährlich lockend,

"Du bist wirklich eine Bitch-chan. So schön schmutzig."

Er lachte amüsiert.

"Bitte Raito-kun", seufzte Hikari leise,

"Hör auf...!"

Sein Lachen wurde kurz lauter.

"Aufhören?" gluckste er belustigt.

Er drückte sich noch fester an sie und berührte mit seinen Lippen schon beinahe ihr Ohr.

Sein Lachen war verstummt und seine Stimme ein Gänsehaut verursachendes, sündiges Wispern.

"Dein Verstand sagt nein, doch dein Körper schreit ja..."

Er küsste sie in die Halsbeuge und setzte leicht seine Zähne an ihre Haut.

Sie holte hörbar Luft und hielt angespannt den Atem an in Erwartung des folgenden Bisses.

"Streitest du noch immer ab?" raunte er siegessicher in ihr Ohr,

"Du sehnst dich nach meinem Biss und nach der Erregung, in welche er deinen Körper versetzt. Hör endlich auf, es zu leugnen!"

Wieder setzte er seine Zähne an, biss aber nicht zu.

Hikari seufzte gequält seinen Namen.

"Bitte tu es endlich", flehte sie und biss sich wieder auf die Lippe.

Mit einem Mal war Raito weg und Hikari frei.

Nur langsam wurde sie sich dessen bewusst und drehte sich umständlich, um sich mit dem Rücken gegen den Baum zu lehnen. Was sie dann sah, ließ sie kurz zusammen zucken.

"Ayato-kun...", murmelte sie.

Er war zurück gekommen.

Und er hatte seinen Bruder von ihr weg gezerrt. Wütend baute er sich vor ihm auf und knurrte ihn an. Seine Pupillen glühten und er wirkte wie ein wildes Tier direkt vor dem Angriff. Raito jedoch wirkte nicht weniger agressiv.

"Ihr Blut ist besonders", knurrte Letzterer,

"Du kannst sie nicht für dich allein haben! Wenn Reiji von ihr erfährt..."

"Ist mir vollkommen egal", unterbrach Ayato ihn wütend,

"Sie gehört mir und keiner von euch hat das Recht sie anzufassen!"

"Ich bin deinen Egoismus so leid", murrte Raito zurück,

"Du hast dich genauso an die Regeln zu halten, wie wir alle! Und darum nehme ich mir jetzt ihr Blut!"

Er drehte sich in Hikari´s Richtung, doch Ayato zerrte ihn zurück und hielt ihn fest.

Hikari zuckte zusammen und schluckte. Die beiden kämpften um sie. Zwei Vampire, die Brüder waren und sie gingen aufeinander los, weil beide sie für sich haben wollten. Sie fasste sich an den Hals und ließ gleich wieder los, denn jede Berührung schmerzte und langsam wurde ihr klar, es würde ganz sicher zu einer ewigen Strafe werden, wenn einer von beiden sie wirklich für sich beanspruchte. Jede Nacht würde er sie immer wieder beißen, sie schwächen und benutzen wie er es wollte, denn ihre Reaktion auf einen Biss war geradezu eine Einladung für ihn. Das war ihr nun klar, nach dem Zwischenfall mit Raito. Auch seine Bisse hatten gewirkt, wie die von Ayato und egal wie sehr sie sich auch dagegen gesträubt hatte, sie hatte ihn auch genauso gewollt.

»Und da ist noch ein dritter Vampir«, schoss es ihr durch den Kopf,

»Und wer weiss, wie viele es von denen noch gibt...«

Jedem einzelnen wäre sie ausgeliefert, denn sie würde sich niemals wehren können.

Ihr Blick wanderte nach rechts zur Klippe, dann wieder zu den kämpfenden Brüdern.

»Dein Meister kommt zurück und nimmt dich mit hinab in die Hölle«, hallten Ayato´s Worte in ihrem Kopf.

Ob es wirklich besser war ihm verfallen zu sein, als seinem Bruder Raito? Letzterer war definitiv gefährlich, dass strahlte er in jeder Sekunde aus, doch Ayato hatte das Gesicht eines Engels und die Gefahr, welche von ihm ausging, war gleichzeitig so unglaublich verlockend. Wahrscheinlich gerade weil er wie ein Engel aussah, denn seine Worte und Taten hatten immer betont, dass er ein Teufel war. Das machte ihn im Grunde noch gefährlicher als Raito, denn bei dem rechnete man direkt mit etwas Bösem - selbst wenn er lächelte. Wenn Ayato lächelte, sah er aus wie ein Engel - doch er war böse.

Ihr Blick wanderte wieder zu der Klippe. Wollte sie wirklich heraus finden, wie böse er war?

Nochmals sah sie zu den beiden Brüdern, die sich wie Raubtiere umkreisten, sich wüste Drohungen zuknurrten und immer wieder versuchten, den anderen zu erwischen.

Nein! Sie wollte nicht abwarten, bis einer von beiden gewann und es da weiter ging, vor er von seinem Bruder unterbrochen worden war. Stattdessen war sie es, die nun dort weitermachen würde, wo Ayato ihren Plan plötzlich zweitrangig gemacht hatte. Diese Nacht war schon lange geplant gewesen und Millionen mal durchdacht. Sie hatte ihre Entscheidung nicht leichtfertig getroffen und sie war hierher gekommen, um es zu vollenden.

An All Hellos Eve um Mitternacht wollte sie Abschied nehmen von ihrem einzigen Freund und sich unter seinen Ästen von der Klippe stürzen. Nie wieder Denken und Fühlen. Endlich frei sein...

Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen und näherte sich der Klippe. Das Gefauche der beiden Vampire nahm sie nicht mehr wahr und auch sonst nichts um sich herum. Nur noch den Wind und das Meer. Während der Wind sie umschmeichelte und sanft zur Klippe geleitete, rief das Meer ungeduldig nach ihr und wartete auf sie. Der knappe Meter bis an den Rand war schnell überbrückt und Hikari sah in die Tiefe. Trotz Dunkelheit sah sie ganz weit unten die weisse Gischt aufpeitschen, wenn die Wellen gegen die Felsen schlugen, so hell strahlte der Mond. Ihre Augen wurden glasig, ihr Blick immer abwesender und schließlich begann sie zu schwanken.

»Du hast es gleich geschafft...«, hörte sie das Rauschen des Meeres flüstern,

»Nur noch ein Schritt...«

Und sie machte ihn.

»Ich falle...ich hab es geschafft...«, kam ihr ein letzter, klarer Gedanke, als sie langsam vorn über kippte.

Sie schloss die Augen und spürte im nächsten Augenblick etwas kaltes an ihrem Handgelenk und einen schmerzhaften Ruck.

"Was...?" wurde sie zurück gerissen und landete fest an einen kühlen Körper gepresst.

"Ayato-kun...", kam es leise über ihre Lippen, noch bevor sie zu ihm aufsah.

Sie hatte seinen Duft sofort erkannt und als sie seinem Blick begegnete lief ihr ein Schauer den Rücken hinab.

Seine giftgrünen Augen funkelten und er sah irgendwie genervt aus.

"Hast du schon vergessen, dass du mir gehörst?" raunte er ihr entgegen,

"Sich einfach von der Klippe stürzen und sterben wollen...glaubst du, das lasse ich zu? Darum hat dein Duft schon auf solche Entfernung so sehr gelockt - du wünscht dir den Tod."

Hikari antwortete nicht, sah ihm nur weiter in die Augen und nickte leicht.

Er fing an zu grinsen, wobei er deutlich seine Zähne zeigte und lehnte sich ganz dicht an ihr Ohr.

"Damit gehörst du endgültig mir...", schnurrte er,

"Jetzt gibt es kein Zurück mehr, denn ich werde dich mit mir in die Hölle nehmen und du wirst leben..."

Er packte sie blitzschnell und warf sie über seine Schulter.

"Was fällt dir ein?" protestierte sie,

"Lass mich sofort runter!"

Ayato lachte amüsiert.

"Wehr dich ruhig. Es wird dir nichts nutzen", hörte sie ihn sagen,

"Du hast dein Leben weg geworfen und jetzt gehört es mir! Wollen doch mal sehen, ob du in einem Haus mit mir und meinen fünf Brüdern die Kreaturen der Hölle nicht zu fürchten lernst."

"Fünf??" rief Hikari entsetzt und er lachte wieder.

»Verdammt, sechs Vampire und er bringt mich mitten unter sie«, fing ihr Herz an zu rasen,

»Ich bin geliefert... Wenn alle so auf mich wirken wie Ayato und Raito, dann gute Nacht...«

"Hmhh...Angst...?", hörte sie ihn belustigt schnurren,

"Wird auch langsam Zeit."

"Warum machst du das?" fragte sie,

"Nimmst du immer einfach Mädchen mit zu dir heim und machst sie zu deinem Besitz? Sind Vampire so?"

"Eigentlich hole ich mir nur ihr Blut und verschwinde dann wieder", antwortete er und sie hörte beinahe, wie er dabei grinste,

"Sie überstehen den Biss gut und leben ihre Leben weiter. Aber du hast kein Leben mehr. Du bist über die Klippe gegangen."

"Aber du hast mich festgehalten", mukierte Hikari sich,

"Ich bin nicht gefallen und nicht gestorben!"

"Und genau darum gehörst du jetzt mir", lachte er,

"Für immer!"

"Weil du mein Leben gerettet hast?" schnappte sie nach Luft,

"Was ist das für eine Logik?"

"Meine Logik", lachte er,

"Und jetzt halt endlich still. Dieses Gezappel nervt und hilft dir kein bißchen weiter!"

"Es ist absolut entwürdigend, auf solche Weise getragen zu werden", piekte sie ihm mit dem Finger in die Seite,

"Und ich soll auch noch still halten?!"

"Entwürdigend?" lachte er und blieb stehen.

Er umfasste ihre Taille und setzte sie vor sich auf dem Boden ab um ihr direkt in die Augen zu sehen.

"So etwas wie Würde bestitzt du ab heute nicht mehr", hauchte er fast bedrohlich,

"Du bist nichts weiter als ein kleines, menschliches Spielzeug im Haus der Sakamaki. Ein Opfer für mich und meine fünf Brüder und alles, was dich noch zu interessieren hat, ist mein Wohl! Du hast keine Würde, kleines Mädchen, du hast nur mich!"

Hikari schluckte und konnte ihren Blick nicht von ihm abwenden.

»Ich sollte Angst vor ihm haben«, hatte sie keinerlei Zweifel,

»Warum verflucht klingt aus seinem Mund selbst die Hölle nach Paradies?«

"Bereit meine Brüder kennen zu lernen?" grinste ihr Gegenüber beinahe schadenfroh und sofort zuckte Hikari zusammen.

Sie folgte seinem Blick, drehte sich herum und sah sich vor einem riesigen Gebäude.

"Das ist ja fast schon ein Schloss", brachte sie fassungslos hervor,

"Hier lebst du?"

"Was man so Leben nennt", zuckte er lakonisch mit den Achseln,

"Das ist ab jetzt auch dein zu Hause. Du wirst dieses Haus nie wieder verlassen, solange du lebst!"

Er griff nach ihrem Arm und zog sie hinter sich her zur Eingangstür.

Nachdem er diese geöffnet hatte, blickte er Hikari nochmal kurz an und grinste teuflisch.

"Die, welche ihr durch dieses Tor schreitet, lasset alle Hoffnungen fahren...", schnurrte er gefährlich.

Er trat ins Haus, doch nach nur einem Schritt blieb er wieder stehen, da Hikari sich nicht mitziehen ließ.

Er drehte sich zu ihr um und sah sie kühl an.

"Diese Worte stehen über dem Tor zur Hölle", hauchte sie eingeschüchtert und er nickte,

"Wenn du über diese Schwelle trittst, ist dein Weg zu Ende, denn du bist in der Hölle angekommen..."

Hikari schluckte, sah kurz zurück, dann wieder Ayato an.

"Denk nicht, du hättest noch eine Wahl", lächelte er beinahe und wirkte dennoch gerade unglaublich gefährlich,

"Mit dem ersten Tropfen deines Blutes war dein Schicksal besiegelt!"

Mit einem Ruck zerrte er sie über die Türschwelle ins Haus, sodass Hikari erschreckt aufschrie, als sie in seinen Armen landete. Einen kurzen Augenblick lang versuchte sie beinahe, Schutz in dieser Umarmung zu finden, als rechnete sie damit, das augenblicklich die Hölle los ging. Erst als sie sein amüsiertes Lachen hörte, entspannte sie sich und sah ihn an.

"Du bist lustig", bekam er sich gar nicht ein,

"Erst sagst du, du fürchtest die Kreaturen der Hölle nicht und dann klammerst du dich an mich wie ein kleines Mädchen! Womit hast du gerechnet? Das alle meine Brüder dich direkt anspringen, wenn du das Haus betrittst? Glaubst du etwa, sie alle haben nur auf dich gewartet? Wie eingebildet von dir!"

Sie löste sich aus seinen Armen und trat einen Schritt zurück.

Der Blick, mit welchem sie ihn ansah, brachte Ayato erneut dazu amüsiert zu lachen.

"Endlich scheinst du zu begreifen", schnurrte er dann zufrieden, trat direkt vor sie und hielt ihr Kinn so fest, dass sie ihm in die Augen sehen musste,

"Die Angst, welche sich jetzt in deine Augen schleicht ist genau das, was ich sehen wollte. Ich werde sie ins Unendliche wachsen lassen..."

Er lehnte sich zu ihrem Hals, bis sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte und sofort bekam sie wieder eine Gänsehaut.

"Was stimmt mit dir nicht?" flüstetrte er leise,

"Ich weiss, du hast Angst und dennoch scheinst du meinen Biss beinahe zu ersehnen..."

Er strich langsam mit der Zunge über ihren Hals und Hikari biss sich sofort wieder auf die Lippe, um ein Seufzen zu unterdrücken.

Ganz gelang ihr das jedoch nicht, woraufhin er den Kopf wieder etwas hob und sie fragend ansah.

"Du willst es wirklich", stellte er fest,

"Du hast Angst davor, aber es macht dich an..."

Wieder schlich sich dieses dibolische Grinsen auf seine Lippen und seine Augen funkelten.

"Wir werden eine Menge Spaß zusammen haben", raunte er lauernd,

"Du bist mir absolut ausgeliefert!"

Er neigte den Kopf und Hikari schloss die Augen, noch bevor sie den Biss spürte und nur mit Mühe ein Stöhnen unterdrückte. Ihr Kopf schrie beinahe, dass sie ihn von sich stoßen sollte, doch ihre Arme gehorchten ihr nicht.

"Dein Blut wird mit jedem Biss besser", erklang seine atemlose Stimme völlig berauscht,

"Als wollte es mich verlocken immer wieder zu zu beißen..."

Die scharfen Fänge bohrten sich in ihre Schulter und Hikari seufzte leise Ayato´s Namen.

Seine Arme schlangen sich um ihren Körper und er zog sie so fest an sich, dass er sie damit bewegungsunfähig machte und es sogar schon schmerzte. Trotz des Schmerzes jedoch wollte sie um keinen Preis, dass er aufhörte.

"Du kannst unmöglich nur ein wertloser Mensch sein", keuchte er begeistert,

"In all den Jahren ist mir nie ein solches Blut begegnet."

Wieder biss er zu und drängte Hikari an gegen eine roße Säule.

Sein Blick machte ihr zum ersten Mal wirklich Angst und sein Gesicht wirkte plötzlich gar nicht mehr, wie das eines Engels. Jetzt erkannte sie den Teufel in ihm, sah deutlich das Böse, dass er so verheißungsvoll versprochen hatte und dem sie nun hilflos ausgeliefert war. Wie ein eiskalter Killer ohne jeden klaren Verstand sah er sie gierig an und grinste wölfisch. All das jedoch verschwand sofort, als eine, Hikari bereits bekannte, Stimme erklang.

"Du hast sie tatsächlich hergebracht?" hörten sie Raito´s Lachen,

"Alle Achtung. So viel Bruderliebe von dir hat niemand erwartet!"

Ayato fuhr zu ihm herum und blitzte ihn an.

"Ich habe das nicht euretwegen getan", murrte er,

"Aber ich kann nicht riskieren, dass ein anderer sie bekommt!"

Raito lachte kieksend und ging dann wieder in sein übliches Schnurren über.

"Dann sind wir also das kleinere Übel für dich", war er hörbar amüsiert,

"Lieber teilst du sie mit deinen Brüdern, als sie aus den Augen zu lassen. Deine Gier ist wirklich unübertrefflich. Aber mir soll es egal sein - solange du sie teilst..."

Er war direkt vor seinen Bruder getreten und sah ihm herausfordernd in die Augen.

»Bitte tu das nicht, Ayato-kun«, flehte alles in Hikari und zuerst machte es auch nicht den Eindruck, dass dieser seinen Bruder an sich vorbei lassen würde.

Sein Gesichtsausdruck war absolut eisig und sein Blick durchbohrte Raito regelrecht, als würde er ihn jeden Moment wieder anspringen.

Dann jedoch entspannte er sich und trat beiseite. Sofort grinste sein Bruder frech und schnurrte zufrieden.

"Siehst du Bitch-chan?" trat er grinsend an sie heran,

"Es gibt kein Entkommen für dich. Vor keinem von uns!"

Er wollte nach ihr greifen, doch sie wich aus und stolperte zur Seite, woraufhin er erst sehr erstaunt aussah und dann, schon fast irre, lachte.

Amüsiert sah er Hikari an.

"Komm mir nicht zu nahe!" drohte sie ihm.

Sie atmete schnell und zitterte leicht.

Ihre Haltung verriet, dass sie bereit war los zu laufen und sich eindeutig fühlte, wie eine Maus in der Falle.

Ein Haus voller Blutsauger

"Ich würde euch zwei bitten, solche Dinge in eure Zimmer zu verlegen. Dies hier ist eine Eingangshalle", ertönte eine weitere Männerstimme,

"Außerdem sollte das Vögelchen doch wohl zuerst allen vorgestellt werden, damit sie von Anfang an weiß, was sie in diesem Haus erwartet!"

"Reiji...", knurrte Ayato durch die Zähne und Raito verzog enttäuscht das Gesicht.

"Warum müsst ihr alle immer solche Spielverderber sein?" schwang er herum,

"Es wär doch ganz schnell gegangen."

Er machte ein paar Schritte, wodurch auch Hikari den Neuankömmling endlich sehen könnte. Er schien ein wenig älter als Ayato und Raito zu sein, hatte graublaues Haar und magentafarbende Augen. Er trug eine Brille und wirkte irgendwie steif. Wie ein snobistischer Butler aus einem alten Film. Dabei sah er wirklich gut aus.

"Würdest du bitte zu mir kommen?" sah er sie auffordernd an.

Hikari schluckte und sah zu Ayato.

Der sah nicht begeistert aus, hielt sich aber zurück und auch Raito stand still da. Ihr Blick wanderte wieder zu Reiji und der wiederholte sich, mit etwas mehr Nachdruck.

"Komm zu mir!" war es jetzt eindeutig keine Bitte mehr.

Nach kurzem Zögern setzte Hikari langsam einen Fuß vor den anderen.

Je näher sie ihm kam, desto größer wurde ihre Angst. Sie flehte alle Götter an die sie kannte, das Reiji sie nicht beißen würde. Als sie schließlich kurz vor ihm zum Stehen kam, sah sie ihm scheu in die Augen.

"Wie ist dein Name?" fragte er jedoch nur ganz ruhig.

"Ich heiße Mori Hikari", stellte sie sich höflich vor und brachte sogar ein kleines Lächeln zustande, so erleichtert war sie.

Das wich jedoch sofort dem nächsten Schreck, als Reiji ihr die Hand unters Kinn legte und sie genau begutachtete. Wie ein Nutztier, dass er im Begriff war zu kaufen.

"Wie alt bist du?" fragte er noch immer ganz ruhig.

"Ich...fast 18", stotterte sie verwirrt und er ließ sie wieder los.

Seine Augen schlossen sie, er schob seine Brille zurecht und wirkte nachdenklich.

Hikari sah kurz zu Ayato und Raito und dann wieder zu Reiji.

"Was hälst du von der Sache?" ertönte Reiji´s Stimme, ohne das er sich sonst irgendwie regte.

"Ihr Blut ist ganz besonders", ertönte eine weitere, sehr samtig klingende, Stimme und erschreckt sah Hikari sich um, konnte aber niemanden entdecken.

"Das ganze Haus riecht nach ihr", erklang noch eine andere Stimme direkt neben ihr.

Sie war kein bißchen samtig. Eher bedrohlich und äußerst übellaunig. Mit einem Aufschrei sprang Hikari zur Seite und starrte den, fast weißhaarigen Jungen mit den feurigen, roten Augen an.

Sein Gesichtsausdruck war eiskalt und flösste ihr eine gehörige Portion Angst ein. Als er sich mit der Zunge über einen seiner Eckzähne fuhr, wich Hikari fast automatisch zurück und stieß kurz darauf gegen etwas.

"Wie unhöflich sie ist, Teddy", ertönte eine weitere Stimme hinter ihr und mit einem Aufschrei fuhr sie erneut herum.

Vor ihr stand ein, krank aussehender, Junge mit lila Haaren, lila Pupillen und ziemlichen Schatten unter den Augen. Er hatte einen großen Teddy mit einer Augenklappe im Arm und war etwa genauso groß wie sie.

"Man entschuldigt sich, wenn man jemanden anrempelt", blickte er sie emotionslos an und Hikari bekam sofort eine Gänsehaut.

Dieses Mal vor Unbehagen.

"Es tut mir leid", verneigte sie sich schnell,

"Ich hoffe, ich habe dir nicht weh getan."

Sie war sich sicher, auch wenn er wie ein kranker, kleiner Junge aussah - er war nicht weniger gefährlich als Ayato, Raito oder alle anderen Vampire.

"Du kannst mir nicht weh tun", fing der Junge an zu lachen, was ganz abrupt abbracht und einem kalten Grinsen wich,

"Aber wir können dir weh tun und das wollen wir auch tun! Nicht wahr, Teddy?"

Er funkelte sie mit einem irren Glanz in den Augen an und lehnte sich zu ihr vor.

"Nicht", entwich es ihr und sie machte wieder einen Satz nach hinten.

"Jetzt klär sie schon auf, Reiji", setzte sich ein blonder Junge auf, der auf einem Sofa gelegen hatte und den Hikari daher nicht hatte sehen können..

Zu ihm also gehörte diese samtige Stimme. Er hatte Kopfhörer in den Ohren und wirkte irgendwie gelangweilt, wenn nicht sogar genervt. Als er sie kurz ansah, wurde ihr direkt flau im Magen, so wundervoll, blaue Augen hatte er.

"Sag ihr endlich, wozu sie hier ist", klang er dann auch irgendwie genervt,

"Dann können wir diese Versammlung hier auflösen und ich habe wieder meine Ruhe!"

Reiji warf ihm einen eisigen Blick zu, der Hikari erscheurn ließ und sah dann sie an. Die sah sich einfach nur umzingelt, sah sich unruhig um und war darauf bedacht, keinem der sechs zu nahe zu kommen.

"Mori Hikari", zog Reiji ihre Aufmerksamkeit auf sich,

"Du wirst dein Leben von nun an im Haus der Sakamaki verbringen. Solltest du daran denken zu fliehen, so sei dir darüber im Klaren, dass dich harte Strafen erwarten werden. In Haus und Garten darfst du dich frei bewegen und alles was du zum alltäglichen Leben brauchst, steht dir hier zur Verfügung. Ebenso wirst du ab jetzt diesselbe Schule besuchen, wie wir es tun. Hast du verstanden?"

Hikari sah ihn an und schluckte.

Er trat auf sie zu und fasste wieder ihr Kinn.

"Ich...habe verstanden", sagte sie schnell, denn ihre Angst wurde immer größer.

"Sehr gut", nickte Reiji und ließ sie wieder los,

"Aber auch wenn das für dich nach einem normalen Leben klingen mag, so mußt dir doch in jeder Sekunde darüber klar sein, dass du nichts als unsere Beute bist! Wir brauchen Blut und du wirst es uns geben. Jeder Zeit!"

Wieder schluckte Hikari und nickte schnell, um Reiji bloß nicht zu reizen.

"Dann musst du jetzt nur noch erfahren, mit wem du es zu tun hast", forderte dieser weiter ihre Aufmerksamkeit,

"Ayato und Raito kennst du ja bereits. Der Junge hinter dir ist Kanato."

Hikari drehte sich erschreckt um und wieder stand der Junge mit dem Teddy direkt vor ihr.

Das verursachte ihr eine weitere Gänsehaut und sie trat etwas von ihm weg.

"Das da ist Subaru", er deutete auf den jungen mit den feurigen Augen,

"Und ich bin Reiji."

Dann drehte er den Kopf und sah zu dem Blonden rüber.

"Das ist Shu", klang seine Stimme irgendwie abfällig,

"Der Älteste von uns. Merk dir unsere Namen!"

Hikari nickte wieder hektisch und sah langsam in die Runde.

»Einer sieht besser aus, als der andere«, dachte sie verzweifelt,

»Gegen diese Brüder stinkt jeder Leinwand-Vampir total ab, aber dafür wirken sie umso gefährlicher...«

Sie fühlte sich immer unwohler und mußte sich eingestehen, dass das hier sehr viel mehr Abenteuer war, als ihr je lieb gewesen wäre. Ein Teufel mit dem Gesicht eines Engels hatte sie mit der Erfüllung ihrer sehnlichsten Wünsche gelockt und sie hatte ihm blind ihre Seele verkauft. Jetzt stand sie hier, umringt von sechs Vampiren für die sie ab nun soetwas wie Nutzvieh war. Ihr Blick wanderte unruhig umher, wobei sie festestellte, dass der gruselige Junge mit dem Teddy bereits wieder verschwunden war. Ebenso der mit den feurigen Augen, was sie ein wenig aufatmen ließ.

"Ayato wird dir jetzt dein Zimmer zeigen", zog Reiji erneut ihre Aufmerksamkeit auf sich,

"Ich nehme an, du bist erschöpft."

Schnell nickte Hikari wieder, sah sie in seinen Worten doch die Chance, wenigstens eine kurze Atempause von den Vampiren zu haben.

Als Reiji dann jedoch ging und ihr Blick zu Ayato wanderte, sah sie diese Hoffnung schwinden. Er kam mit einem so eindeutigen Grinsen auf sie zu, dass kein Zweifel darüber blieb, dass er noch nicht mit ihr fertig war für diese Nacht.

"Na, dann komm mal schön mit mir", fasste er sie wieder am Handgelenk,

"Du bekommst das Zimmer direkt neben meinem."

Er zog sie die große Treppe hoch und obwohl sie sich zwar nicht wehrte, lief sie auch nicht einfach nur willig mit.

"Wieso das denn?" fragte sie entsetzt, räusperte sich dann schnell, um bei ihren weiteren Worten so entspannt wie möglich zu wirken,

"Ich meine..."

Weiter kam sie gar nicht mehr, da er sie mit einem Ruck zu sich zerrte und sofort wieder mit dem Rücken an die Wand nagelte.

Die Hände direkt neben ihrem Kopf abgestützt hielt er sie gefangen und kam ihr ganz nahe. Ihr Herz begann direkt zu rasen und sie hätte sich am liebsten augenblicklich in Luft aufgelöst. Allein seine Nähe ließ ihre Knie weich werden und sein Raubtierblick brachte sie beinahe zum Zerfließen.

"Ich kann meinen Brüdern nicht verbieten, dein Blut zu nehmen", flüsterte er mahnend,

"Aber ich kann versuchen, es so oft wie möglich zu verhindern. Darum neben meinem Zimmer."

Er ließ sie wieder frei und Hikari atmete auf.

»Ich bin sowas von geliefert«, wusste sie sicher, als er sie noch ein Stück weiter hinter sich her zog.

Dann schließlich erreichte er das gewünschte Zimmer, öffnete die Tür und zog Hikari hinein.

»Und jetzt bitte los lassen«, dachte sie, wurde aber natürlich nicht erhört.

Seine Hand unklammerte weiterhin ihren Unterarm und er zog sie zu sich heran.

Sofort war ihr wieder flau im Magen und sie hielt den Kopf gesenkt. Seinem Raubtierblick zu begegnen würde es nur noch schwerer machen, sich seinem Charme zu entziehen.

"Sieh mich an", befahl er jedoch schroff.

Nach kurzem Zögern hielt sie es für das Beste, seinem Befehl zu folgen und hob langsam den Kopf.

Er grinste zufrieden und zeigte dabei seine Zähne.

"Ich gebe dir jetzt etwas Zeit, dich frisch zu machen und angemessenere Kleider anzuziehen", sagte er nachdrücklich,

"Im Bad gegenüber und in diesem Zimmer hier findest du alles, was du brauchst. Lass mich nur nicht zu lange warten und halt dich von meinem Brüdern fern! Ich würde sie sofort an dir riechen - vergiss das nicht!"

Hikari schluckte und nickte.

Er ließ sie los und ging zur Tür.

"Denk dran", mahnte er,

"Strapazier meine Geduld nicht! Die Strafe dafür würde dir nicht gefallen..."

Er verschwand aus dem Zimmer und zum ersten Mal entspannte Hikari sich halbwegs.

Zwar war ihre Gesamtsituation mehr als beunruhigend, doch für den Moment war sie allein. Endlich! All diesen Vampiren so nahe zu sein löste Empfindungen in ihr aus, die sie lieber nicht gehabt hätte. Eine Mischung aus Angst und Faszination befiel sie und je näher sie ihr kamen, desto mehr kam es in ihrem Inneren zu einem Kampf der beiden Emotionen. Sie fühlte sich hin und her gerissen, hatte solche Angst das sie einerseits einfach nur fliehen wollte. Andererseits jedoch wollte sie dieser Anziehung, welche die Vampire auf sie hatten, einfach nur folgen. Dabei kam ihr in den Sinn, dass Ayato wohl recht ungeduldig war und sie ihn nicht warten lassen sollte. Ihr Blick schweifte durchs Zimmer und verweilte dann auf einem großen Schrank. Sie trat davor und öffnete ihn vorsichtig.

"Ok...", murmelte sie,

"Ich muß mich jetzt aber nicht fragen, wieso es hier so viel Mädchenkleidung gibt...?"

Sie fing an, nach etwas Passenden zu suchen und entschied, sich darüber besser nicht auch noch Gedanken zu machen.

Jedes Kleidungsstück war neu und ungetragen und wenn auch nicht auf Anhieb alles ihrer Größe entsprach, so fand sie doch etwas, dass ihr halbwegs zusagte. In einem Schubfach fand sie sogar Unterwäsche.

"Die sind echt auf alles vorbereitet", murmelte sie wieder vor sich hin,

"Die erste die hier gelandet ist, bin ich ganz sicher nicht. Fragt sich, was aus meinen Vorgängerinnen geworden ist..."

Sie schüttelte sich und rief sich selbst zur Ordnung.

"Solche Gedanken sind nicht hilfreich, Hikari", ermahnte sie sich.

Besser wäre es, sich Gedanken darüber zu machen, wie sie den Vampiren trotzen sollte, wenn diese ihr Blut wollten.

Auch wenn Hikari nie zuvor einem echten Vampir begegnet war, so hatten die Erfahrungen dieser Nacht jedoch ausgereicht, bereits in ihrem Blick deutlich zu erkennen, wenn ihr einziger Gedanke gerade Blut war. Erkannte sie den Blutdurst in ihren Augen früh genug, konnte sie vielleicht flüchten und dem Wirkungskreis dieser vampirischen Anziehung entgehen.

Mit einem leisen Seufzen schloß sie den Schrank und ging zur Tür. Ganz leise öffnete sie diese und spähte vorsichtig hinaus. Alles war ruhig und niemand war zu sehen. Dennoch zögerlich verließ sie das Zimmer und legte eilig die wenigen Schritte zur Tür gegenüber zurück. Dahinter war ein großes Bad und erst nachdem Hikari die Tür wieder hinter sich verschlossen hatte, atmete sie auf.

"Wow", entwich es ihr, als sie sich umsah.

Der Raum war groß und hell.

Links von ihr war ein großer Spiegel über einem edlen Waschbecken, mit breiten Mamorablagen links und rechts. Dort legte sie ihre Sachen hin. Dann ging sie zu der großen Badewanne schräg gegenüber und ließ sich Wasser einlaufen. In einem Schrank fand sie Handtücher und legte diese auf einen Hocker neben die Badewanne. Auch ihre Kleidung holte sie und legte sie auf einen zweiten Hocker. Sie drehte das Badewasser ab und ging wieder an den Spiegel, um sich ihr Haar zu kämmen. Während sie dabei so ihr Spiegelbild betrachtete, wurde sie sich erneut ihrer Situation bewusst.

"Ob das Gottes Strafe dafür ist, weil ich mein Leben beenden wollte?" fragte sie sich leise.

Eigentlich war sie kein gläubiger Mensch.

Wenn sie auch immer für alles offen gewesen war in ihrem Leben, so konnte sie an einen Gott niemals glauben. Dennoch kam sie nicht um den Gedanken herum, das Selbstmord für Gottesgläubige Sünde war und man dafür in die Hölle oder zumindest ins Fegefeuer kam. Und wenn es wirklich so war? Vielleicht war das hier ja doch alles gar nicht real? Vielleicht war sie gesprungen und gestorben...

Dann wäre dieser Ort hier ihre Strafe.

"Fegefeuer oder Hölle...", murmelte sie und fuhr im nächsten Moment mit einem Aufschrei herum, da es aus Richtung Badewanne laut plätscherte.

"Sei still!" erklang Shu´s Stimme,

"Du bist viel zu laut!"

Hikari zitterte am ganzen Leib, so sehr hatte sie sich erschrocken.

Sofort wanderte ihr Blick Richtung Tür und sie dachte daran, fort zu laufen, doch Shu hatte sich, mit all seinen Sachen in die Badewanne gelegt und sie wollte nur zu gerne wissen, wieso er das tat. Außerdem schien er der harmloseste der sechs Brüder zu sein. Sehr still und in sich gekehrt. Auch seine wundervoll blauen Augen und das struwelige, blonde Haar machten es ihr schwer, einen gefährlichen Vampir in ihm zu sehen.

"Shu-san?" fragte sie zaghaft, da er die Augen geschlossen hatte und offenbar Musik hörte,

"Dein Name ist doch Shu, oder?"

Sie ging langsam auf ihn zu und blieb schließlich neben der großen Wanne stehen.

Er lag tatsächlich mit all seinen Sachen im Wasser und genoß mit geschlossenen Augen seine Musik. Hikari betrachtete ihn genau. Empfand sie Ayato´s Gesicht schon als das eines Engels, so war Shu mindestens ein Erzengel. Wie er so ruhig dalag war er wohl der Grund vieler, schlafloser Nächte und der Traum aller Schwiegermütter. Sich vorzustellen, dass er ähnlich agierte wie Ayato oder Laito war ihr kaum möglich.

"Ich gefalle dir also?", riss seine samtige Stimme sie aus ihren Gedanken und geschockt starrte sie ihn an.

"Du wirst rot", stellte er emotionslos fest,

"Willst du also weiter da herum stehen und mich mit deinen Augen ausziehen?"

"Was...?!" brach es aus Hikari hervor, doch sofort biss sie sich auf die Zunge und riss sich zusammen, um ruhig weiter zu sprechen,

"Soetwas würde ich nie tun! Ich frage mich nur, wieso du komplett bekleidet in meinem Badewasser liegst."

Er öffnete kurz sein linkes Auge ein wenig, um sie zu mustern.

Dann hatte er wieder beide Augen geschlossen und klang üblich gelangweilt.

"Du kannst gerne mit mir baden", vernahm sie seine Worte,

"Solange du keinen Lärm machst."

Hikari schnappte nach Luft.

Bildete dieser Shu sich wirklich ein, dass sie zu ihm in die Wanne stieg? Außerdem trug er Kleidung und das war unhygienisch. Wozu war es nütze, sich mit Kleidung in die Wanne zu legen?

"Willst du nun baden oder nicht?" legten sich kalte Finger fest um ihr Handgelenk,

"Es nervt wenn du da so unschlüssig rum stehst!"

Seine samtige Stimme hatte etwas lauerndes bekommen und sofort sah sie ihm erschreckt in die Augen.

"Ich...also...ich...", stammelte sie hilflos und merkte, wie sein Griff fester wurde.

"Das ist wirklich nervtötend", seufzte er,

"Dann entscheide ich."

Mit einem Ruck zerrte er sie nach vorn und sie landete bei ihm in der Wanne.

"Spinnst du?" pustete sie und sah direkt in seine blauen Augen.

»Wow verdammt...«, begann sie gleich, darin zu versinken.

"Du riechst wirklich unglaublich gut", klang seine Stimme wieder samtig und so verlockend,

"Das Schicksal hat dich nicht grundlos hergeschickt..."

Er roch deutlich an ihr und Hikari begann wieder zu zittern.

»Viel zu nah!« hämmerte es in ihrem Kopf,

»Bitte nicht beißen! Ich muss hier weg!«

"Es fragt sich nur, aus welchem Grund du hier bist...", wisperte Shu und legte seine Hand in ihren Nacken,

"Was macht dein Blut so besonders?"

Er zog sie zu sich und Hikari entwich ein 'bitte nicht', welches ihm aber nur ein leises Lachen entlockte.

"Es steht dir nicht zu, dich zu verweigern", verursachte seine Stimme und sein Atem auf ihrer Halsbeuge die erste Gänsehaut,

"Du bist nichts weiter als ein Opfer!"

Sie spürte, wie er seine Zähne auf ihre Haut setzte und dann bohrten sie sich tief in ihr Fleisch.

»Verflucht, tut das weh!« biss sie die Zähne zusammen und klammerte sich in seine Jacke.

Es war wesentlich schmerzhafter, als bei Ayato oder Raito und der Schmerz hielt auch länger an. Zitternd ertrug sie es und wollte gerade sogar erleichtert sein, dass sie auf Shu´s Biss scheinbar nicht reagierte, wie auf die von Ayato und Raito, da ließ der Schmerz nach und an Seinerstatt trat wieder dieses wohlige Gefühl.

»Bitte nicht«, dachte sie gequält, schon kaum noch in der Lage ihre Gedanken beisammen zu halten,

»Das kann doch nicht normal sein!«

"Du bist wirklich ein erstklassiges Opfer", hörte sie sein leises Stöhnen,

"Dieses Blut ausgerechnet an Ayato zu verschwenden wäre eine Schande."

Erneut gruben seine Zähne sich in ihr Fleisch und Hikari entwich ein, mit Schmerz gepaartes, wohliges Seufzen.

Dieses Mal ließ der Schmerz schneller nach und dieses elektrisierende Kribbeln traf sie mit voller Wucht.

"Shu-kun", stöhnte sie leise und klammerte sich fester in seine Jacke,

"Bitte hör auf."

Der blonde Vampir löste sich von ihrem Hals und sah sie an.

"Jetzt verstehe ich...", wisperte er.

Seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen und seine Stimme klang zum ersten Mal wirklich interessiert.

"Du tätest gut daran, mir zukünftig aus dem Weg zu gehen", schnurrte er und es klang beinahe wie eine Drohung,

"Dein Blut wird eine Menge Unruhe verursachen!"

Er ließ sie frei und erhob sich, um aus der Wanne zu steigen.

Hikari hockte da wie ein begossener Pudel und sah zu ihm auf. Sein Gesicht war wieder so emotionslos wie immer und er verließ einfach in seinen triefend nassen Sachen das Bad. Nur langsam begriff sie, dass sie noch einmal davon gekommen war. Shu hatte wirklich aufgehört, bevor sie komplett die Kontrolle über sich verlor. Erleichtert atmete sie durch und sah zur Tür.

"Aber was hat er damit gemeint?" fragte sie sich,

"Was hat er verstanden? Und warum wird mein Blut Unruhe bringen?"

Sie wurde sich darüber bewusst, dass sie mit ihrem knöchellangen Samtkleid noch immer in der Badewanne hockte.

"Was für ein Verrückter", murmelte sie, während sie aus der Wanne stieg und sich aus dem nassen Kleid quälte.

Dabei fiel ihr auf, das sie absolut nichts mehr darunter trug.

Kurz erschrak sie fürchterlich, doch dann erinnerte sie sich. Raito war ihr an den Klippen auf die Pelle gerückt und da war ihr Slip auf der Strecke geblieben.

»Das ist doch echt krank«, dachte sie verzweifelt,

»In einem Haus voller Vampire sollte man sich davor fürchten gebissen oder getötet - und nicht mit Haut und Haaren vernascht zu werden!«

Baden würde heute ausfallen, hatte sie beschlossen.

Wer wußte schon, welcher der Brüder als nächster plötzlich neben ihr stehen würde? Einem von ihnen nackt gegenüber zu stehen und seinem Biss ausgesetzt zu sein, wollte sie auf keinen Fall riskieren. So griff sie sich ein Handtuch und trocknete sich ab. Als sie jedoch nach ihren Sachen greifen wollte, verdrehte sie genervt die Augen.

»Toll«, dachte sie sarkastisch,

»Dieser blöde Shu hat meine ganzen Sachen durchnässt.«

Ärgerlich suchte sie ein großes Badetuch heraus und wickelte sich darin ein.

So über den Flur zu müssen gefiel ihr gar nicht, doch sie hatte keine Wahl. Leise öffnete sie die Tür und lauschte zuerst. Als sie nichts hörte, streckte sie vorsichtig den Kopf hinaus. Niemand war zu sehen und in Höchstgeschwindigkeit schlüpfte sie durch die Tür, huschte über den Flur und verschwand in ihrem Zimmer. Sie schlug die Tür hinter sich zu und lehnte sich erleichtert dagegen.

"Geschafft", atmete sie auf,

"Dieses Haus ist der totale Horror!"

"Also fürchtest du die Wesen der Hölle nun doch endlich?" ertönte eine zufriedene Stimme, wodurch Hikari wieder ein erschreckter Aufschrei entwich.

In der nächsten Sekunde entdeckte sie Ayato, der frech auf ihrem Bett herum pflegelte und sie herausfordernd ansah.

"Was fällt dir ein, dich einfach in mein Bett zu legen?" murrte sie ihm entgegen,

"Ich bin noch nicht fertig, also warte gefälligst draußen!"

Lachend erhob Ayato sich und trat direkt vor sie.

Er lehnte sich leicht zu ihr und tippte mit einem Finger gegen ihre Schulter.

"Meine Wenigkeit nimmt keine Befehle von Beute entgegen, Chi-chi-na-shi!" unterstrich jedes Tippen mit dem Finger die letzten Silben,

"Merk dir das gefälligst!"

"Chichinashi??" schnappte Hikari nach Luft,

"Geht´s noch?"

"Na, viel is da nicht", grinste er mit einem kurzen Blick nach unten,

"Passt also bestens."

"Also ich bin zufrieden damit", brachte sie beleidigt hervor und drehte den Kopf weg,

"Das ist ein gutes B Körbchen. Wenn dir das nicht reicht, ist das dein Problem und nicht meines!"

Er lachte amüsiert, griff nach ihrem Kinn und zog ihr Gesicht wieder zu sich.

"Darauf kommt es doch gar nicht an, Chichinashi", grinste er wölfisch,

"Als wüßtest du nicht ganz genau, was ich von dir will..."

Sein Blick sprach Bände und Hikari schüttelte fast unmerklich den Kopf.

In der nächsten Sekunde schoß sie an ihm vorbei und suchte Schutz auf der anderen Seite des Bettes.

"Warum rennst du weg?" fragte Ayato und bewegte sich in ihre Richtung,

"Du weißt doch, das soetwas keinen Sinn hat!"

"Gib mir wenigstens vorher die Zeit mich anzuziehen", beschwerte Hikari sich,

"Dann kannst du so viel von meinem Blut haben, wie du willst."

Sie wich weiter um das Bett, stieß mit dem Fuß irgendwo an und schaute kurz hin.

Jedoch reichte diese Sekunde Ayato aus, direkt vor ihr zu stehen, als sie wieder hoch sah. Sofort schoß ein Blitz durch ihren Körper und ihr war wieder flau im Magen.

"Aber das bekomme ich doch sowieso...", seuselte er und fasste sie am Kinn,

"Warum also sollte ich warten?"

Er lehnte sich langsam zu ihrem Hals und Hikari wurde immer nervöser.

"Ich bin unter dem Handtuch nackt", piepste sie ergeben in einem letzten Versuch.

"Und?" wisperte es an ihrem Ohr und sie spürte seinen Atem.

"...Nichts...und...", brachte sie noch heraus, dann spürrte sie seine Lippen auf ihrem Hals und schloß mit einem leisen Seufzen die Augen.

"Siehst du...?" nahm sie seine Stimme kaum noch war und ergab sich seinem Biss, welcher direkt folgte.

"Ayato-kun", stöhnte sie leise seinen Namen und biss sich wohlig auf die Lippe.

Auf ihn reagierte sie unverkennbar am Heftigstens.

Am Ende war es diesselbe Reaktion, die bei ihr aufs Gleiche hinaus führte, doch Ayato´s Wirkung auf sie trat bereits deutlich vor seinem Biss ein. Ob das nun daran lag, dass er ihr auf Anhieb gefallen hatte oder es einen anderen Grund dafür gab, war dabei ziemlich egal. Tatsache war nur, bei ihm nicht die Beherrschung zu verlieren, war auf jeden Fall um einiges schwerer, als bei Raito oder aber auch bei Shu, dessen Bisse bisher die schmerzhaftesten waren.

"Wer hat dich zu mir geschickt?" klang Ayato´s atemlose Stimme an ihrem Ohr,

"Dieses Blut ist allein für mich gemacht..."

Wieder bohrten sich seine Zähne in ihren Hals und Hikari reagierte mit einem wohligen Laut, doch sie merkte gleichzeitig, dass ihr schwindelig wurde.

"Ayato-kun", griff sie atemlos in seine Kleidung,

"Ich glaube...mir wird..."

In dem Moment sackten ihr die Beine weg.

Ayato fing sie auf und sah sie an.

"Tch...ich hoffe, in Zukunft hälst du mehr aus!" murmelte er und legte sie ins Bett.

Überall Raubtier und kein Entkommen

Als Hikari erwachte, wußte sie zuerst gar nicht, wo sie war. Sie setzte sich auf und sah sich um. Durch ein großes Fenster fiel das Licht des fast vollen Mondes und so erkannte sie sehr schnell, wo sie sich befand. All das war kein Traum gewesen. Sie war in einem Haus gefangen, in dem sechs Vampire lebten, denen sie als lebende Blutbank diente.

Drei der sechs Brüder hatten ihr Blut bereits getrunken und wie sie alle darauf reagiert hatten, machte ihr wenig Hoffnung für die Zukunft. Mehr Sorge jedoch, machte ihr ihre eigene Reaktion. Diese Bisse lösten etwas in ihr aus, dass sie in ihrem Leben vorher niemals gespürt hatte. Es stimmte schon, dass sie sehr früh angefangen hatte, sich mit Jungs einzulassen, guten Sex bereits mit 15 zu schätzen wußte und in vollen Zügen genoß, doch ein solches Gefühl hatte sie, selbst dabei, niemals empfunden. Eine intensives, elektrisches Kribbeln, gepaart mit einem solchen Verlangen, dass es alles andere vergessen ließ.

Ihre Finger krampften sich in die Bettdecke. Es gab kein Entkommen von hier für sie, das hatten sie ihr klar gemacht und würde ihr, allen Widrigkeiten zum Trotz, doch eine Flucht gelingen, würden sie sie ganz sicher finden. Sie konnte den Brüdern nicht entkommen und das im doppelten Sinne. Für die Vampire schien von ihrem Blut eine besondere Anziehung aus zu gehen und ein Biss brachte dieses unglaubliche Verlangen trieb Hikari regelrecht dazu an, ihre Nähe zu suchen und das widerum schien den Vampiren so die Sinne zu verdrehen, dass sie einfach nur mehr wollten. Oder war es andersherum? Wer nun der eigentliche Ursprung dieses Umstandes war, spielte keine Rolle. Es war ein Teufelskreis, aus welchem es für das Mädchen kein Entkommen geben würde.

Sie fragte sich, wie lange sie wohl geschlafen hatte. Das letzte, woran sie sich erinnerte war, dass Ayato sie hier im Zimmer erwartet hatte, nach ihrem ungewollten Zusammentreffen mit Shu in der Badewanne. So oft sie in dieser Nacht schon gebissen worden war, wurde es einfach irgendwann zu viel. Jetzt aber fühlte sie sich erstaunlich ausgeruht und beinahe frisch. Draußen war es noch immer dunkel. Oder schon wieder? Sie mußte heraus finden, welcher Tag heute war. Oder welche Nacht, wie auch immer. Sie schlug die Bettdecke zurück und erstarrte.

"Hatte ich nicht nur ein Handtuch umgewickelt?" murmelte sie und starrte auf das kurze Nachthemd, welches sie trug,

"Hat er etwa...?"

Sie schluckte.

Der Gedanke, dass Ayato sie angezogen hatte, sagte ihr gar nicht zu. Auch wenn sie ganz sicher nicht prüde war, so hatte dadurch ja nicht gleich jeder automatisch das Recht, sie nackt zu sehen. Sie kroch aus dem riesigen Bett und sah nochmals an sich herab. Sofort schoss ihr die Röte ins Gesicht.

»Sogar ein Höschen hat er mir angezogen«, schloß sie resignierend die Augen,

»Dieser Mistkerl hat alles gesehen!«

Nicht wissend, ob sie sauer sein - oder sich einfach nur schämen sollte, suchte sie sich aus dem Kleiderschrank ein paar Sachen heraus und zog sich um.

Als sie fertig war sah sie unschlüssig zur Tür. Sollte sie das Zimmer wirklich verlassen? Wer wußte, wem sie wieder in die Arme lief? Wahrscheinlich Ayato. Sicher wartete dieser besitzergreifende Teufel in seinem Zimmer nur darauf, dass sie ihres verließ. Trotzdem entschied sie, es zu wagen und schlich sich auf den Gang hinaus. Er war nur in difuses Licht getaucht, doch es reichte aus um alles sehen zu können.

Vorischtig schlich sie an Ayato´s Zimmer vorbei und wurde direkt etwas entspannter, als sie dieses ein Stück hinter sich gelassen hatte. Ihre Schritte wurden etwas mutiger und sie passierte zwei weitere Türen. Als sie gerade an der dritten vorbei schlich jedoch, wurde diese geöffnet und sie mit so viel Kraft in das dahinter liegende Zimmer gezerrt, dass sie das Gleichgewicht verlor und auf dem Boden landete. Sie hörte, wie die Tür sich schloss und fuhr panisch herum.

»Bitte nicht der Typ«, dachte sie und sah in die feurigen Augen Subaru´s.

Bereits als sie alle ihr vorgestellt wurden, hatte dieser einen sehr übellaunigen, agressiven Eindruck auf sie gemacht und seine finstere Miene hatte sie bis aufs Mark eingeschüchtert.

Auch jetzt blickte er so finster drein und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.

"Was schleichst du hier so herum?" wollte er mürrisch wissen.

"Ich wollte dich ganz gewiss nicht stören, Subaru-san", stand Hikari umständlich auf und wich fast unmerklich zurück,

"Es ist nur..."

"Was?" unterbrach er sie barsch und stand in der nächsten Sekunde direkt vor ihr.

"Wie macht ihr das alle?" entwich es dem Mädchen erschrocken und sie fasste sich an die Brust.

Er lehnte sie zu ihr hinab, was sie noch nervöser machte.

"Du solltest nicht hier sein", murrte er leise und ihr rutschte das Herz sprichwörtlich in die Hose.

Jedoch versuchte sie, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen und ihre Nervosität zu überspielen.

"Ich...hatte nicht vor dieses Zimmer zu betreten", brachte sie erstaunlich fest hervor,

"Du hast mich herein gezerrt. Ich wollte dich ganz sicher nicht stören und rumschnüffeln wollte ich auch nicht. Weißt du, ich hab mich an Ayato´s Zimmer vorbei geschlichen, weil..."

"Halt den Mund", stoppte er ihren Redeschwall barsch, was das Mädchen deutlich zusammen zucken ließ.

Eingeschüchtert senkte sie den Kopf und murmelte nur noch ein kaum hörbares 'tut mir leid' .

"Du redest zu viel", vernahm sie seine kalten Worte und fing direkt an zu zittern, als er seine Finger unsanft um ihr Kinn schloß.

Als er ihren Kopf langsam anhob wünschte sie sich überall, nur nicht hier zu sein. Sie war regelrecht starr vor Angst und wollte ihn um keinen Preis ansehen, was sie jedoch letztendlich musste. Sofort lief ihr ein Schauer über den Rücken. Er sah unglaublich gut aus, hatte etwas verwegenes mit der breiten Ponysträhne, die immer eines seiner feurigen Augen verdeckte und seinen, in Fetzen endenden, Oberteilen. Leider machte er immer ein Gesicht, als würde er jeden Moment ausflippen und handgreiflich werden.

"Es interessiert mich nicht, was du mit Ayato hast", murrte er ihr leise entgegen und sie wollte gleich wieder demonstrieren, besann sich jedoch sehr schnell eines Besseren.

Ihm entging das nicht und er nickte zustimmend.

"Schön, dass du so schnell begreifst", raunte er,

"Ich hasse es, mich zu wiederholen!"

Er kam ihr noch näher und sie konnte schon seinen Atem auf ihren Lippen spüren, als seine weiteren Worte ihre Knie weich werden ließen.

"Dein Blut hinterlässt überall einen sanften Duft. Wie ein teures Parfum schwängert es die Luft und verdreht meine Sinne...", klang seine Stimme plötzlich gar nicht mehr kalt, sondern genauso anziehend und verlockend, wie die der anderen Vampire, die bisher ihr Blut gewollt hatten..

Hikari schluckte hörbar.

Seine Lippen glitten an ihren vorbei zu ihrem Hals und ihr entwich ein kurzer, ängstlicher Laut.

"Du bist mir ausgeliefert", jagte seine leise Stimme ihr den nächsten Schauer über den Rücken,

"Ich weiß immer, wo du bist oder was du tust..."

Entsetzt riss sie die Augen auf, hatte jedoch keine Zeit mehr, über seine Worte nach zu denken.

Schmerzhaft gruben seine Zähne sich in ihren Hals und sie stöhnte gequält auf. Haltsuchend klammerte sie sich an ihn, um es leichter ertragen zu können. In dem Moment löste er seine Zähne und biss direkt ein weiteres Mal zu. Dieses Mal konnte sie einen leisen Aufschrei nicht unterdrücken. Der Schmerz war einfach unerträglich und ein weiteres Mal konnte das befürchtete Wohlgefühl in Hikari nicht aufkommen, da Subaru sie fest an den Schultern packte und sie etwas von sich drückte, um sich mit Gewalt von ihr los zu reissen.

Seine feurigen Augen hatten einen gefährlichen Glanz, sein Atem ging schnell und er grinste teuflisch.

"Was ist mit deinem Blut?" keuchte er atemlos und eine gefährliche Faszination klang in seiner Stimme mit,

"Es ist so unglaublich heiss und süß..."

Er zerrte sie wieder an sich und biss erneut zu, noch bevor sie auch nur irgendwie reagieren konnte.

Wieder zuckte dieser irre Schmerz durch ihren Körper und ließ sie stark zittern. Gerade als Hikari dachte, ihr würden jeden Moment die Beine weg sacken, drängte Subaru sie nachdrücklich nach rückwärts und drückte sie schließlich in sein Bett.

"Bitte nicht...", bekam das Mädchen so gerade noch über die Lippen, da biss Subaru ein weiteres Mal zu.

Hikari schluchzte auf und biss sich fest auf die Lippe.

Tränen bahnten sich den Weg über ihre Wangen. Warum waren seine Bisse nur so verdammt schmerzhaft? Und warum quälte er sie so sehr und biss in so kurzen Abständen immer wieder zu?

"Subaru...-kun...hör...auf", schluchzte sie leise und versuchte, ihn weg zu drücken,

"Bitte...du tust mir weh!"

Ihrem ersten Versuch hielt er eisern entgegen, doch als sie schluchzend ein weiteres Mal versuchte, ihn von sich zu drücken, da riss er sich wieder von ihr los und wich erstaunlich weit zurück. Schweratmend starrte er sie an und langsam wich der unheilvolle Glanz aus seinen Augen. Hikari setzte sich auf und hielt sich die Hand an den Hals.

"Warum bist du so grob?" schluchzte sie,

"Ich habe sowieso nicht das Recht, euch mein Blut zu verweigern. Warum nehmt ihr es euch nicht einfach und gut? Es gibt keinen Grund, so oft zu zu beißen!"

Sie war sich sicher, dass ihr Gegenüber nun fürchterlich unangenehm werden würde, doch das war ihr jetzt völlig egal. Die Schmerzen waren einfach zu viel gewesen, um sie länger zu ertragen. Egal, welcher Schmerz folgen würde - Hauptsache der Gegenwärtige hörte endlich auf. Das er plötzlich wieder vor ihr stehen würde, damit hatte sie jedoch nicht gerechnet und zuckte erneut heftig zusammen. Mit angstgeweiteten Augen starrte sie ihn an, als er sich wieder zu ihr hinunter lehnte und sie mit seinen feurigen Augen durchbohrte.

"Du mußt sehr gut auf dich aufpassen", schenkte er ihr plötzlich ganz weiche, beinahe schon besorgt klingende Worte,

"In dem Augenblick, in dem du aufhörst dich zu wehren, wirst du in diesem Haus sterben."

Er richtete sich wieder auf und wollte gehen, doch Hikari´s verzweifelte Stimme hielt ihn zurück.

"Aber ich kann mich gegen sie nicht wehren", schluchzte sie,

"Wenn sie mich beißen, dann..."

Er drehte sich langsam wieder zu ihr herum.

"Was dann?" wollte er wissen und sie hatte plötzlich nicht mehr die geringste Angst vor ihm.

Trotzdem drehte sie beschämt den Blick zur Seite, wodurch er sie an den Handgelenken fasste und zu sich hoch zog.

"Was ist dann?" fragte er nachdrücklich,

"Was sollte dich hindern, dich zu wehren?"

Sie reagierte nicht, sah ihn weiterhin nicht an und wurde rot.

"Jetzt sag schon!" drehte er ihr Gesicht zu sich und zwang sie, ihn anzusehen,

"Was ist passiert, als meine Brüder dich gebissen haben?"

Hikari sah kurz wieder zur Seite und dann wieder scheu in seine Augen.

"Eschmachtmischan...", nuschelte sie geschlagen und Subaru zog die Augenbrauen hoch.

"Wie war das?" sah er sie forschend an und sie wurde immer nervöser.

Ihr war klar, er würde sie nicht gehen lassen, bevor er seine Antwort hatte und im Grunde hatte sie es ja schon ausgesprochen. Also versuchte sie, all ihren Mut zusammen zu nehmen und atmete nochmal tief durch.

"Es macht mich an!" sah sie ihm fest in die Augen,

"Nun zufrieden? Irgendetwas in meinem Kopf läuft falsch - oder mit meinem Körper. Statt vor ihnen flüchten zu wollen wenn sie mich beißen, erregt es mich, was sie mit mir tun. Und zwar so sehr, dass ich es zu sehr will, um mich zu wehren!"

Sie sah ihn an, als erwarte sie, dass er sie jetzt auslachen würde, doch das tat er nicht.

Er wirkte nachdenklich und schien ihre Worte auch so ernst zu nehmen, wie sie gemeint gewesen waren - auch wenn sie etwas sarkastisch klangen.

"Wer außer Ayato hat bisher von deinem Blut getrunken?" fragte er ernst und als die Antwort 'Raito und Shu' lautete, nickte er verstehend.

"Was ist los?" fragte nun Hikari, als er in Gedanken zu versinken schien und hatte dadurch wieder seine Aufmerksamkeit.

"Dann habe ich dir also nur weh getan", sagte er leise.

Hikari schluckte und wollte weder antworten noch nicken, so schuldbewusst hatte seine Stimme geklungen.

Er schien jedoch auch gar keine Antwort zu erwarten. Ganz plötzlich zog er sie in seinen Arm und drückte sie fest an sich.

"Subaru-kun...", stieß sie überrascht hervor, schwieg dann aber, als er seinen Kopf auf ihre Schulter legte und schloß vorsichtig die Arme um ihn.

"Es tut mir leid", hörte sie seine geflüsterten Worte, nachdem sie schon eine Weile einfach so dagestanden hatten und sich in den Armen hielten,

"Ich werde dir nie wieder so weh tun!"

Er löste sich von ihr und ging, ohne sie noch einmal anzusehen.

Als er sich herum drehte erwischte sie zwar noch einen kurzen Blick auf sein Gesicht, doch seine Augen waren unter den Haaren verborgen.

"Was war das jetzt?" murmelte Hikari verwirrt, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte.

Wie erwartet war Subaru tatsächlich derjenige, den sie am meisten fürchten mußte. Seine Bisse waren wirklich schmerzhaft und ihr Blut hatte eine gefährliche Gier in ihm geweckt, die sicher ihren Tod bedeutet hätte, hätte er selbst sich nicht besonnen. Und das war das Überraschende. Zwar hatte sie sich gewehrt, doch sie wäre einfach nur chancenlos gewesen, hätte Subaru nicht von selbst von ihr abgelassen. Er war ohne Frage ein übellauniger Zeitgenosse, dem sie lieber nicht so schnell wieder unter die Fänge geraten wollte, aber er war auch der erste, der wirklich nett zu ihr gewesen war. Diese Umarmung und die Sorge in seiner Stimme - das war echt gewesen.

Langsam erhob sie sich von seinem Bett. Es war immernoch Subaru´s Zimmer, in welchem sie sich befand und auch wenn er nett zu ihr gewesen war am Schluß, so wollte sie es dennoch nicht darauf ankommen lassen noch hier zu sein, wenn dieser zurück kam. Schnell verließ sie also das Zimmer und beschloß, nachdem sie sicher war, dass Niemand in der Nähe war, besser doch in ihr Zimmer zurück zu gehen, als weiter durchs Haus zu irren. Nun hatten bereits vier der sechs Brüder ihr Blut getrunken und jeder hatte auf seine Weise deutlich gemacht, wie besonders es war und das er es um jeden Preis für sich haben wollte. Da hatte sie keine Lust mehr, auch noch den beiden letzten Brüdern in die Finger zu geraten. Ihr Bedarf an Schmerz war mehr als gedeckt und sie wollte auch nicht riskieren, einem der beiden grünäugigen Teufel in die Arme zu laufen und ihm zu verfallen. Lieber verbrachte sie den Rest der Nacht in ihrem Zimmer und würde am Tage einen neuen Versuch wagen.

Gerade als sie Ayato´s Tür passieren wollte fiel ihr auf, dass diese offen stand. Das Zimmer lag im Dunkeln und zu hören war auch nichts. Irgendetwas in ihr sträubte sich, mahnte sie dazu, bloß nicht dieses Zimmer zu betreten, doch ihre Neugier war zumindest groß genug, im Türrahmen zu verharren. Es war schon äußerst seltsam. Eine offen stehende Tür hatte sie in diesem Haus bisher noch nicht gesehen. Hier lag alles hinter schweren Holztüren verborgen, wenn nicht sogar hinter Schloß und Riegel. Wieso also stand die Tür weit offen? Und wieso war Ayato gar nicht hier? Oder schlief er etwa mit geöffneter Tür? Schlief er Nachts überhaupt?

"Ayato-kun?" fragte sie leise in den dunklen Raum hinein,

"Bist du da?"

Keine Antwort.

Nervös sah Hikari sich kurz um. Sie war noch immer allein auf dem großen Flur, doch das Licht reichte leider nicht aus, dass Zimmer vor ihr ausreichend mit zu erhellen. Gerade mal die ersten ein oder zwei Meter fiel noch eine defuse Helligkeit in den Raum, danach lag alles im Schatten der Nacht.

"Ayato-kun?" versuchte das Mädchen es nochmals leise und trat einen Schritt ins Zimmer hinein,

"Wenn du da bist, sag was! Ich hab keine Lust mich von Reiji erwischen zu lassen!"

Wieder blieb es still und sie ging zwei weitere Schritte vorwärts.

Sie stand bereits im Dunkeln und versuchte krampfhaft, etwas zu erkennen. Ihre Augen gewöhnten sich jedoch nicht so schnell an die Dunkelheit und so rief sie noch einmal:

"Ayato-kun, bist du da?"

"Ich bin hier, Chichinashi...", schlangen sich in diesem Moment von hinten zwei Arme um sie und ließen sie leise aufreien.

Sie fühlte sein Kinn auf ihrer Schulter ruhen und hörte sein leises Lachen.

"Das ist nicht lustig", beschwerte sie sich,

"Du hast mich fast zu Tode erschreckt. Und jetzt lass mich los!"

Sie griff nach seinen Händen und befreite sich von ihm.

Überraschenderweise ließ er dies zu. Als sie sich jedoch zu ihm herum drehte und ihn ansah, war jede Selbstsicherheit zum Teufel. Sie sah diesen gefährlichen Glanz in seinen Augen und das bösartige, gierige Grinsen, bei welchem er seine Zähne regelrecht zur Schau stellte und wußte, sie war ihm in die Falle gegangen.

Mit einem simplen Trick hatte er sie in sein ganz persönliches Reich gelockt, hatte sie blind in seine Fänge laufen lassen, die er sie nun wieder schmerzhaft spüren lassen würde.

"Angst? Chi-chi-na-shi?" grinste er sie wölfisch an,

"Solltest du auch haben..."

Eine kurze Handbewegung von ihm und die schwere Zimmertür fiel ins Schloß. Und als hätte das nicht schon ausgereicht konnte Hikari hören, wie sie verriegelt wurde. Gleichzeitig flammten ein paar Kerzen auf und erhellten das undurchdringliche Dunkel, wodurch das Mädchen sich jedoch nicht im geringsten besser fühlte. Dieses Zimmer war der Horror. Es lagen Waffen und Folterinstrumente herum und statt eines Bettes war da ein riesiges, eisernes Ding, das Hikari entfernt an einen Sarg erinnerte.

"Gefällt dir meine eiserne Jungfrau...?" vernahm sie ein verheißungsvolles Wispern direkt an ihrem rechten Ohr.

"Eiserne Jungfrau??" sah sie ihn wieder an und blickte direkt in diese giftgrünen Augen.

Sein neckisches Grinsen verunsicherte sie genauso sehr, wie seine Nähe und sie wich langsam etwas zurück.

"Dein Bett ist ein Folterinstrument?" fragte sie dann vorsichtig.

"Ohne die Spitzen ist es kein Folterinstrument mehr", war die trockene Antwort,

"Willst du sie mal ausprobieren?"

Er wartete gar nicht auf ihr Einverständnis und ignorierte ebenfalls gekonnt das protestierende 'nein' , welches sie ausrief, als er sie auf seinen Arm hob und zu seinem 'Bett' trug.

Sie klammerte sich an ihm fest und vergrub das Gesicht an seiner Schulter.

"Bitte nicht", wimmerte sie,

"Ich will nicht!"

"Was willst du nicht?" fragte er verständnislos und setzte sie ab,

"Ich sagte doch, es sind keine Spitzen mehr drin!"

Langsam wurde sie sich bewusst, dass sie auf weichem Bettzeug saß und sie Ayato wohl völlig falsch verstanden hatte.

»Ayato-kun«, schoss es ihr siedendheiss in den Kopf und sie wurde rot.

Ihre Arme umschlangen noch immer seinen Hals und er war ihr so schrecklich nahe, dass sie die Kälte die von ihm ausging, deutlich spürte. Dieser gefährliche Glanz war zwar aus seinen Augen gewichen und doch sah sie ihm genau an, dass er sie nicht wieder gehen lassen würde.

"Gib mir dein Blut...", wisperte er und drückte sie ins Bettzeug zurück, um seine Lippen direkt an ihre Kehle zu setzen.

"Ayato-kun, bitte...", presste Hikari ängstlich hervor,

"Lass mich doch bitte gehen."

Er hob den Kopf und funkelte sie an.

"Du gibst Subaru dein Blut und willst dich mir verweigern?" knurrte er drohend,

"Wie oft muss ich dich daran erinnern, dass du allein Ore-sama gehörst? Verweigere dich meinen Brüdern - aber niemals mir!"

Er ließ seine Zunge über ihre Haut gleiten und sofort entwich ihr ein leises Seufzen.

Er sah sie kurz an und grinste zufrieden, um seine Prozedur dann nochmals zu wiederholen. Erneut quittierte Hikari mit einem wohligen Laut. Sie hatte die Augen geschlossen, biss sich auf die Unterlippe und erwartete den Biss. Der folgte jedoch nicht. Verwundert enspannte sie sich etwas und in genau dem Moment biss Ayato zu.

Quälend langsam versenkte er seine Zähne in ihrem Hals und sofort krallte sie sich mit einem hörbaren Schmerzlaut in sein Hemd.

"Warum...tust du das?" presste sie zwischen den Zähnen hervor.

"Das ist die Strafe dafür, dass du Subaru dein Blut hast trinken lassen", raunte er atemlos an ihrem Ohr,

"Spür den Schmerz und zeige mir, wie sehr du Ore-sama verehrst!"

Erneut bohrte er seine Zähne langsam in ihr Fleisch und sie bog sich ihm zitternd entgegen, unterdrückte jedoch dieses mal fast jeden Schmerzlaut. Sie wollte ihm die Genugtuung nicht geben, sich an ihrem Leid ergötzen zu können. Ayato jedoch biss ein weiteres Mal zu. Dieses Mal zwar normal, doch es schmerzte höllisch, da sie schon wieder mehrere, frische Wunden hatte. Als er atemlos den Kopf hob, spürte sie das Blut aus der Wunde quellen und ihren Hals hinab laufen.

"Dieses Blut gehört für immer mir", raunte er nochmals nachdrücklich,

"Wie alles von dir!"

Er zerrte das Shirt über ihrer Schulter weg und bohrte seine Zähne hinein.

Sie hörte, wie er ihr Blut schluckte, zwischendurch leise stöhnte und sie spürte, wie wieder dieses unglaubliche Gefühl in ihr hoch kroch. Ihre Finger lösten sich aus seiner Kleidung und langsam schlang sie die Arme um seinen Körper.

»Er ist so kalt...«, dachte sie, konnte aber dennoch nicht anders, als sich ihm wieder leicht entgegen zu drücken.

"Ayato...-kun...", stöhnte sie leise und schob ihre Hand in seinen Nacken,

"Bitte hör auf..."

Ihre letzte Gegenwehr klang alles andere als überzeugend und als er den Kopf hob und sie mit seinem blutverschmierten Gesicht wild ansah, verfiel sie ihm vollends.

"Den Teufel werd ich tun!" knurrte er und zeriss ihr Shirt.

Als seine blutigen Lippen sie genau zwischen den Brüsten berührten, griff sie seufzend in sein Haar, bog sich ihm verlangend entgegen und stöhnte abermals seinen Namen. Auch als seine Zähne sich direkt in ihre Brust bohrten, versuchte sie nicht ihn weg zu drücken und seufzte ergeben. Wieder fühlte sie das Blut über ihre Haut laufen und wie Ayato es genüsslich aufleckte.

Hikari konnte kaum mehr an sich halten. Ihr geräuschvoller Atem war nicht mehr unter Kontrolle zu bringen und jede Faser ihres Körpers schrie nach seiner Berührung. Beinahe lüstern stöhnte sie wieder seinen Namen, als seine Lippen langsam weiter abwärts wanderten.

"Du gibst ganz schön Töne von dir", wisperte der Vampir deutlich angetan,

"Lauter Chichinashi! Lass sie alle hören, wie sehr du Ore-sama genießt!"

Seine Worte ließen ein kräftiges Rot auf ihren Wangen erscheinen, doch es beenden konnte sie nicht.

Verlangend glitten ihre Finger durch sein Haar und ihre Bauchdecke zuckte nervös, durch die Berührung seiner Zunge und seiner Lippen.

"Was...hast du vor...?" keuchte sie leise, ihre zitternden Finger kurz in sein Haar krallend.

Sie wollte ihn davon abhalten, weiter nach unten zu gleiten und ihrer intimsten Stelle zu nahe zu kommen, doch als er sich nicht aufhalten ließ, gaben ihre Finger ihn widerstandslos frei. Schließlich kniete er zwischen ihren Beinen, richtete sich auf und sah sie grinsend an.

"Das ist das erste Mal für mich...", wisperte er, strich mit der Hand über ihr Bein und hob es langsam an,

"Du allein hast es heraus gefordert..."

Hikari riss geschockt die Augen auf, doch er hatte nicht das vor, womit sie rechnete.

Seine Lippen strichen die Innenseite ihres Schenkels hinauf und ihr Zittern wurde immer heftiger. Gute fünfzehn Zentimeter bevor er ihre süßeste Stelle erreicht hatte, bohrten seine Zähne sich in ihren Oberschenkel, dort, wo Raito es mit Vorliebe tat.

"Ayato-kun", stöhnte Hikari auf und fühlte sein Grinsen an ihrer Haut.

In ihrem Kopf drehte sich alles.

Als Raito sie an dieser Stelle gebissen hatte, war sie schon beinahe durchgedreht, doch nun bei Ayato brachte es ihren Körper regelrecht zum Beben. Ihr Verlangen nach ihm wuchs ins Unermeßliche und brachte sie schier um den Verstand. Sie wollte ihn spüren, wollte mehr von diesem elektisierenden Kribbeln, wollte ihm einfach nur komplett gehören. Wieder stöhnte sie seinen Namen und sah ihn an verklärt an.

"Bitte...", kam es atemlos über ihre Lippen,

"Ich..."

Ayato hob den Kopf und grinste zufrieden.

"Ich könnte gerade wirklich alles mit dir tun, wonach mir der Sinn steht, weißt du?", schnurrte er lauernd und kroch wieder über sie,

"Du würdest nicht einmal versuchen, dich zu wehren, so verfallen bist du meinen Reißzähnen..."

Sie sah ihm direkt in die Augen, ihren Atem noch immer nicht unter Kontrolle und die Wangen nach wie vor hochrot, doch kein Wort kam über ihre Lippen.

Als er sich zu ihr lehnte, schloss sie erwartungsvoll die Augen und biss sich auf die Lippe, was ihm ein erneutes Grinsen entlockte, denn wieder hatte er nicht vor, womit sie rechnete. Dicht an ihrem Ohr verweilte er.

"Sei froh, dass ich nicht wie Raito bin", flüsterte er und sie bekam wieder Gänsehaut,

"Allerdings...wird jeder der dich hören konnte sowieso denken, dass wir es miteinander getrieben haben. Warum es also nicht tun...?"

Er hörte wie sie die Luft anhielt und hob den Kopf wieder, um sie anzusehen.

Er sah ihre Anspannung, die Scham und die leichte Angst in ihren Augen und er genoß es. Dann grinste er breit.

"Zu deinem Glück bin ich nicht Raito", schnurrte er,

"Ich will nur dein wundervolles Blut..."

Er sank zu ihrem Hals und biss zu.

Wieder bog Hikari sich ihm mit einem wohligen Laut entgegen. Ihre Arme umschlangen seinen kalten Körper und sie genoß hörbar, wie er ihr Blut trank und es mit, ebenfalls wohligen, Lauten genußvoll schluckte. Es war einfach ein unglaubliches Gefühl. Nur warum schmerzten seine letzten Worte so sehr?

Ein Psychopath, ein Perverser und ein besitzergreifender Freak

Als Hikari die Augen aufschlug, erschrak sie beinahe zu Tode. Sie blickte direkt in ein paar große, lila Augen die sie ausdruckslos ansahen.

"Kanato-san", kroch sie direkt etwas nach hinten,

"W...wo ist Ayato-kun? Und wieso bist du..."

Erst jetzt wurde sie sich bewußt, dass sie sich in ihrem eigenen Zimmer befand und nicht mehr in dem des rothaarigen Vampirs.

Kanato kniete vor ihr auf dem Bett und von Ayato keine Spur. Was war passiert? Sie war doch bei ihm gewesen.

"Schau Teddy", riss Kanato´s Stimme sie aus ihren Gedanken,

"Sie spricht kein Wort. Ist stumm wie eine Puppe. Vielleicht möchte sie eine sein..."

Seine Stimme klang irgendwie gefährlich und jagte Hikari einen gehörigen Schauer über den Rücken.

Als er dann auch noch auf sie zu kroch, wich sie wieder nach hinten, bis das Kopfteil des Bettes sie aufhielt.

»Warum hab ich solche Angst vor ihm?« fragte sie sich,

»Er ist noch ein halbes Kind. Wenn ich mich gegen einen von ihnen wehren kannst, dann gegen ihn!«

"Kanato-san, ich...", fing sie an, wurde jedoch von ihm unterbrochen, als hätte er ihre Worte gar nicht wahrgenommen.

"Möchtest du eine Puppe werden?" fragte er sie,

"Zwischen all den anderen stehen? Du wärst die schönste von ihnen und ich würde dich jede Nacht mit Teddy besuchen kommen..."

Er hatte sie erreicht, kniete direkt über ihr und war ihrem Gesicht so schrecklich nahe.

"Augen wie Bernsteine...", murmelte er,

"Eine wie dich habe ich noch nicht..."

»Der Kleine is völlig irre«, dachte Hikari,

»Dann doch lieber die anderen!«

"Ich muß leider gehen", brachte sie daher schnell hervor,

"Ayato-kun..."

"Du sollst nicht an einen anderen denken, wenn ich bei dir bin!" schrie Kanato sie da plötzlich zornig an und sie fuhr ängstlich zusammen,

"Wofür hälst du dich, du wertloser Mensch?"

"Ich...ich...", stammelte sie geschockt.

"Du riechst so gut...", klang seine Stimme plötzlich wieder ganz sanft,

"Nicht wahr Teddy? Ihr Blut duftet stärker, als Subaru-kuns Rosen. Ob es auch so gut schmeckt, wie es riecht?"

Starr vor Angst hatte Hikari sein Gespräch mit dem Teddybären verfolgt und zuckte merklich zusammen, als Kanato sie wieder ansah.

"Gib es uns", grinste er breit,

"Teddy will wissen, wonach dein Blut schmeckt!"

Er öffnete den Mund und näherte sich ihrem Hals.

"Bitte nicht!" presste sie ängstlich hervor und drückte sich fest an das Kopfteil des Bettes in ihrem Rücken.

"Hast du etwa Angst vor mir?" fragte der Vampir unschuldig,

"Aber das musst du doch nicht. Ich liebe nur dich, weißt du?"

Hikari riss geschockt die Augen auf, doch in diesem Moment stand plötzlich Raito direkt bei ihnen am Bett.

"Oi Kanato-kun", erklang seine melodische Stimme,

"Mach mal Platz! Bitch-chan wartet schon sehnsüchtig auf mich."

Er schubste seinen Bruder beiseite und Hikari war frei.

"Was soll das Raito-kun?" fuhr der kleinere Bruder den Größeren giftig an,

"Sie gehört uns allen!"

Hikari nutzte den Moment, um schnell aus dem Bett zu springen und zur Zimmertür zu laufen.

"Ich glaube, Reiji will mich sehen!" rief sie den beiden verdutzten Brüdern noch zu und verschwand aus dem Zimmer.

Ohne nach zu denken lief sie den Gang entlang bis sie die große Treppe zur Eingangshalle erreicht hatte und auch diese gehetzten Schrittes hinter sich brachte. Am Fuß der Treppe sah sie sich kurz hektisch um, bevor sie sich für die rechte Seite entschied. Dort hinten ging es irgendwo in den Garten hinaus und das war alles, was sie in diesem Moment wollte - raus aus diesem Horrorhaus, in dem sadistische Vampire sie ihres Blutes beraubten, sie zum Spaß quälten oder eine Puppe aus ihr machen wollten.

Schnell lief sie wieder los, bog um eine Ecke und landete der Länge nach auf dem Fußboden.

»Was war das, verflucht?«, schoss es ihr, zusammen mit einem stechenden Schmerz im Handgelenk, in den Kopf.

Noch bevor sie sich aufrappeln und umsehen konnte, hatte sie ihre Antwort.

"Warum machst du so fürchterlichen Lärm?", drang Shu´s samtige Stimme genervt an ihre Ohren,

"Sei still und komm her zu mir!"

"Tut mir leid, Shu-kun, keine Zeit", presste Hikari gehetzt hervor während sie sich aufrappelte,

"Ich muss weg. Kanato...Raito...tut mir leid!"

Sie fragte sich gerade, ob es so klug gewesen war, dem ältesten Bruder zu widersprechen, doch da erreichte sie dir Tür zum Garten und lief hinaus in die Nacht. In einer dunklen Ecke blieb sie endlich stehen und schnappte nach Luft. Ihre Augen suchten die Umgebung ab und langsam wurde sie ruhiger.

Shu schien ihr nicht gefolgt zu sein. Wahrscheinlich war es ihm zu viel Aufwand. So langsam hatte Hikari den Eindruck, eine Schildkröte war aktiver als er. Ständig lag er irgendwo herum und döste vor sich hin. Wenn er wirklich immer so gemütlich war, konnte sie zumindest ihm auch auf Dauer entkommen.

Bei den anderen sah das schon anders aus. Die fanden das Katz und Maus Spiel mit ihr sogar noch anregend. Dennoch konnte sie auch von Kanato und Raito nichts entdecken. Alles blieb still. Hikari schien ihnen wirklich entkommen zu sein. Für den Moment zumindest. Dauerhaft würde sie das sicher nicht schaffen, doch jedes mal wenn es ihr gelang, war wertvoll und so genoß sie sogar ein klein wenig ihren augenblicklichen Sieg.

Sie traute sich aus ihrem Versteck und ging vorsichtig voran. Alles war hier so riesig und so verwinkelt. Im Haus ebenso, wie draußen. Am liebsten wäre sie direkt in den Garten gelaufen, so weit weg vom Haus wie nur möglich, aber sie wollte nicht riskieren, entdeckt zu werden. Im Schatten des Hauses fühlte sie sich zumindest ein bißchen sicherer und so schlich sie weiter, bis sie an eine Tür kam. Etwas verwundert sah sie sich um. Hier war die Gebäudemauer völlig mit Efeu überwuchert. Alles war so zugewachsen, dass Hikari nicht einmal sagen konnte, ob dieser Teil hier überhaupt noch zur Villa gehörte oder ob es nicht vielleicht irgendein Nebengebäude war. Sie hielt letzteres für wahrscheinlicher, denn sie endeckte weder ein Fenster, noch eine andere Tür.

Nochmals sah sie sich prüfend um. Nichts regte sich und alles war still. Sie holte einmal tief Luft und griff nach der Klinke. Irgendwo in sich war sie sich sicher, dass die Tür sowieso verschlossen war, doch entgegen ihrer Erwartungen schang sie mit einem leisen Quietschen nach innen. Vorsichtig lugte sie hinein und verdrehte entnervt die Augen.

»Und wieder ewig lange, verwinkelte Gänge«, dachte sie mürrisch,

»Wer hätte das gedacht?«

Vorsichtig betrat sie den Gang.

Er war in ähnlich difuses Licht getaucht, wie auch die langen Flure der Villa. Hell genug um sehen zu können, doch irgendwie unheimlich. Hier noch viel schlimmer als im Haus. Trotzdem wurden ihre Schritte nach einer Weile sicherer und schneller. Als der Flur endlich sein Ende fand, hatte sie wieder die Wahl zwischen Rechts und Links. Dieses Mal entschied sie sich für die linke Seite. Nach einigen Metern kam sie erneut an eine Tür. Diese schwang von selbst zurück, als Hikari gerade nach der Klinke greifen wollte. Erschrocken sprang sie ein Stück nach hinten.

Alles blieb jedoch still und so traute sie sich, den Raum zu betreten. Direkt an der Tür fand sie sogar einen Schalter und im nächsten Moment erhellte sich alles.

"Was...ist das...?!" entwich es Hikari fassungslos.

Langsam schritt sie voran in das riesige Mausoleum und näherte sich der ersten, menschengroßen Puppe.

"Ist...das Wachs?" murmelte sie und sah sich weiter um.

Hier standen unzählige dieser Puppen. Alles junge Frauen und Mädchen. Alle in edlen Kleidern, wie Bräute her gerichtet. Je weiter sie voran ging und je mehr dieser Figuren sie sich genauer betrachtete, desto mulmiger wurde ihr. Als sie vor der letzten stehen blieb war sie sich sicher, dass mit diesen Puppen etwas nicht stimmte.

"Sie sehen wirklich echt aus", hob Hikari langsam ihre Hand, um die Puppe zu berühren,

"Als ob sie wirklich Menschen wären..."

Millimeter bevor ihre Finger die Frauenfigur vor sich erreicht hatten, hielt sie abrupt inne.

»Willst du eine Puppe werden?«, hallten plötzlich Kanato´s Worte in ihrem Kopf und ihre Augen weiteten sich.

»Hat er etwa wirklich...?«

Sie traute sich nicht einmal, den Gedanken zu Ende zu denken.

Zu schrecklich war diese Vorstellung. Wenn all diese Frauen und Mädchen hier wirklich einmal Menschen waren, dann waren sie der Grund dafür, dass die sechs Brüder so gut auf den längeren Aufenthalt eines Mädchens vorbereitet waren. Sie waren ihre Vorgängerinnen. Blutopfer und Gefangene in diesem Haus.

"Schau Teddy, sie hat ganz allein her gefunden", erklang da Kanato´s Stimme direkt hinter ihr und mit einem erschreckten Aufschrei sprang Hikari herum.

Sie starrte direkt in seine lila Augen, in denen ein unheilvoller Glanz lag.

"Kanato-san", entwich es ihr ängstlich,

"Bitte tu mir nichts!"

"Bitte tu mir nichts", ahmte er sie verhöhnend nach und lachte dann,

"Hast du gehört Teddy? Das Menschenmädchen glaubt, betteln würde ihr helfen..."

Hikari schluckte.

Hilfesuchend sah sie sich um, doch außer den Wachsfiguren, ihr selbst und diesem völlig wahnsinnigen Jungvampir gab es hier Niemanden. Als Kanato nach ihrem Arm griff, wich sie zurück und stolperte. Sofort war er über ihr und saß auf ihrer Hüfte.

"Kanato-kun bitte", versuchte sie ihn weg zu drücken, woraufhin er ihre Handgelenke packte und fest auf den Boden schlug.

Schmerzlich schrie Hikari auf, hatte sie sich ihr Handgelenk doch bei ihrem Zuammenprall mit Shu bereits verletzt.

"Hast du Angst?" hörte sie Kanato´s schrilles Lachen,

"Mehr davon! Mehr! Mehr!"

Seine Hände schlossen sich immer fester und aus ihrem Schmerzschrei wurde ein klägliches Wimmern.

"Ka...nato...kun, bitte..." schluchzte sie flehend.

"Puppen sprechen nicht", funkelte dieser sie jedoch eisig an,

"Also sei schön still, kleines Menschenmädchen."

Er ließ ihre Handgelenke los und strich grob über ihre Arme um seine Finger in den dünnen Stoff ihres Nachthemds zu krallen.

Mit einem unschönen Gräusch gab der feine Stoff der Kraft des Vampirs nach und sofort wurde Hikari rot.

"Wie schön weiss deine Haut ist...", seuselte Kanato fasziniert,

"Du wirst wirklich die schönste Puppe in meiner Sammlung sein..."

Er lehnte sich zu ihr, um ihren Duft einzuatmen.

"Ich kann deine Angst riechen", schnurrte er gefährlich,

"Und dein kleines Menschenherz...es schlägt so schnell..."

Sein Tonfall steigerte Hikari´s Angst immer weiter.

Dieser kleine Wahnsinnige würde hier wer weiß was mit ihr anstellen und niemand würde sie hören. Keiner wußte, wohin sie gelaufen war und würde sie finden, bevor Kanato seinen Irrsinn an ihr ausließ. Als er dann plötzlich ein Messer in der Hand hielt, sah sie ihre Überlebenschance schwinden. Mit einem irren Grinsen setzte er das Messer auf ihre Brust und sah ihr dann in die Augen.

"Wie lange dein Herz wohl noch schlägt, wenn ich es dir aus der Brust schneide", war seine Stimme ein einziges Versprechen vom Tod,

"Puppen haben doch kein Herz..."

Er drückte leicht zu und Hikari spürte, wie Blut aus der Wunde rann.

"Bitte...", flehte sie schluchzend, was Kanato wieder sehr zornig machte.

Mit einem markerschütternden Schrei schleuderte er das Messer weg und brachte das Mädchen dazu, stark zusammen zu zucken. Zum einen wegen des unerwarteten Schrei´s und desweiteren hatte er bei seiner Aktion einen großen Schnitt auf ihrem Oberkörper hinterlassen, der sofort zu bluten begann.

"Bitte", wimmerte Hikari,

"Nimm dir doch endlich einfach mein Blut!"

Sie hielt es nicht mehr aus.

Zwar fürchtete sie die Bisse, weil sie nie wußte, wie stark sie Schmerzen würden und was sie am Ende bei ihr auslösten, doch das hier war um Längen schlimmer. Das war nicht einfach nur Qual, das grenzte schon an Folter. Kanato war absolut nicht einzuschätzen. In der einen Sekunde glaubte sie, er würde ihr gleich weinend um den Hals fallen und in der nächsten schlitzte er mit einem Messer an ihr herum und wollte ihr Herz heraus schneiden. Er schürte ihre Angst, mit jedem seiner Worte, mit allem was er tat, mit jeder noch so kleinen Regung. Alles an ihm kippte von einer auf die andere Sekunde und zwar in jede Richtung.

"Puppen bluten nicht...", murmelte Kanato wie hypnotisiert, wodurch Hikari ihn ansah.

Er sah wie gefesselt auf ihren nackten Oberkörper, über welchen sich ihr Blut noch immer in dünnen Bahnen verteilte.

"Es ist zu gut, um es zu verlieren...", wisperte er fasziniert und legte seine Finger zwischen ihre Brüste, wo sich das Blut zu einer kleinen Pfütze gesammelt hatte.

Hikari zuckte unter der Berührung heftig zusammen, doch der Vampir hatte nur Augen für ihr Blut.

Langsam hob er seine Hand und leckte sich das Blut von den Fingerspitzen. Sie konnte sehen, wie sein Ausdruck sich veränderte und der gefährliche Glanz in seinen Augen sich mit dem Wahnsinn vermischte, der ebenfalls in ihnen loderte. Langsam wanderten seine Pupillen in ihre Richtung und als sein Blick sie traf, schüttelte sie ängstlich den Kopf.

"Bitte Kanato-kun", kam es kaum hörbar über ihre Lippen.

Der jedoch kroch böse grinsend wieder komplett über sie und fixierte ihre Handgelenke erneut schmerzhaft neben ihrem Kopf auf den Boden.

"Es gehört nur mir", raunte er gefährlich,

"Ich werde es mir nehmen bis auf den letzten Tropfen!"

Er riss den Mund auf und Hikari sah noch die gefährlichen Zähne aufblitzen, bevor diese sich schmerzhaft in ihren Hals bohrten.

"Ngh...", unterdrückte sie mit aller Gewalt einen Aufschrei.

"So unglaublich", riss der Vampir atemlos den Kopf hoch, wodurch das Blut von seinem Mund auf sie herab tropfte.

Gierig funkelte er sie an und grinste diabolisch.

"Du bist besser viel als eine Puppe!" schnurrte er und leckte über das Blut zwischen ihren Brüsten.

"Hör auf!" schrie sie beinahe und versuchte in einem letzten Kraftakt, sich zu befreien, wodurch sie ihn jedoch nur zum Lachen brachte.

Er lehnte sich wieder ganz dicht zu ihr und sah sie beinahe unschuldig an.

"Ach ja richtig", seuselte er,

"Ihr Menschenmädchen möchtest zuerst geküsst werden, bevor man euch Vergnügen bereitet..."

Noch ehe Hikari verstand was geschah, hatte er seine Lippen auf ihren Mund gedrückt und zwang ihr einen blutigen Kuss auf.

Es schmeckte metallisch und ihr wurde beinahe übel, so intensiv war der Geschmack. Gerade als sie glaubte, es nicht mehr aus zu halten, verschwand Kanato´s Gewicht plötzlich von ihr und sie hörte Raito´s Stimme.

"Oi, du Zwerg, das reicht!" hielt er den Kleineren am Kragen,

"Bitch-chan wird hier nur von einem geküsst und das bin ich, ist das klar? Außerdem sucht Reiji dich!"

"Immer wenns grad lustig wird", murrte Kanato und packte seinen Teddy.

Dann sah er nochmal zu Hikari, welche sich mittlerweile aufgesetzt hatte und sich schützend den Arm vor ihren nackten Oberkörper hielt.

"Wir machen bald weiter", versprach er grinsend, worauf blankes Entsetzen sich in ihren Augen ausbreitete.

Dann drehte er sich einfach um und ging.

Langsam wanderte Hikari´s Blick zu Raito, welcher sie breit angrinste.

"Da bin ich ja gerade noch rechtzeitig gekommen, Bitch-chan", beugte er sich zu ihr hinab, woraufhin sie direkt ein Stück nach hinten rutschte.

Das entlockte ihm ein kurzes, amüsiertes Lachen.

"Hat man denn Angst vor seinem Retter?" fragte er und es klang wirklich beleidigt,

"Nun komm schon her, ich tu dir nichts!"

Er rückte nach und dieses Mal verharrte Hikari.

Als er die Arme nach ihr ausstreckte fing sie merklich an zu zittern, doch er hob sie nur vom Boden und richtete sich, mit ihr auf den Armen, wieder auf.

"Du musst keine Angst mehr haben", sah er sie an,

"Kanato übertreibt manchmal ein wenig, aber er ist gar nicht so schlimm."

Er grinste nochmal kurz und setzte sich dann in Bewegung.

»Gar nicht so schlimm«, dachte Hikari sarkastisch,

»Der ist total wahnsinnig!«

Ihr Blick wanderte aufwärts und verstohlen sah sie den rothaarigen Vampir mit dem dunklen Hut an.

»Er sieht genauso gut aus, wie Ayato«, kam sie nicht umhin, sich einzugestehen,

»Auch wenn er ein sexistischer Perversling ist...er ist mir immernoch lieber als der Verrückte mit dem Teddy...«

Erschöpft lehnte sie ihren Kopf gegen seine Schulter, woraufhin er sie kurz ansah.

"Du fühlst dich ja richtig wohl in meinen Armen, Bitch-chan", grinste er triumphierend,

"Ich wußte doch, du liebst mich!"

»Wieso reden sie alle immer von Liebe?«, schlich es durch Hikari´s Gedanken,

»Keiner von ihnen erweckt den Eindruck, dass er auch nur annähernd wüßte, was Liebe überhaupt ist...«

Doch sie war zu erschöpft, sich weitere Gedanken zu machen.

Der Schock steckte noch immer in ihren Gliedern und zudem war es beinahe angenehm, so in Raito´s Arm zu liegen. Er roch genauso gut wie Ayato und im Moment fühlte sie sich bei ihm so sicher, das sie sogar ihre Augen schloß und sie erst wieder öffnete, als eine Tür sich hinter ihnen geräuschvoll schloß. Irritiert blinzelte Hikari und sofort wurde ihr wieder mulmig. Das war nicht ihr Zimmer. In diesem Raum überwog die Farbe grün und auch wenn alles sehr geschmackvoll aussah, sie war sich sicher es war nicht gut für sie, hier zu sein. Scheu suchte sie Raito´s Blick und so wohl sie sich auch gerade noch auf seinen Armen gefühlt hatte, so sehr wünschte sie sich nun, Kanato hätte sie vorhin getötet.

Sein Blick sprach Bände und sein Grinsen war von einer solchen Vorfreude gezeichnet, dass Hikari hart schlucken mußte.

"Ein drittes Mal wird uns niemand unterbrechen", schnurrte er und es klang wie ein Versprechen,

"Jetzt gehörst du mir..."

Er ging mit ihr zum Bett und setzte sie dort ab.

Erneut war sie starr vor Angst, saß auf der Bettkante, überkreuzte schützend die Arme vor ihrem blutigen, nackten Oberkörper und ließ ihr Gegenüber nicht eine Sekunde aus den Augen. Als er vor ihr auf die Knie ging, weiteten ihre Augen sich vor lauter Angst, doch bewegen konnte sie sich selbst in dem Moment nicht, in welchem er nach ihren Handgelenken griff. Sie begann heftig zu zittern und starrte Raito flehend an.

"Du wirst mich jetzt für deine Rettung belohnen, nicht wahr Bitch-chan?" war seine melodische Stimme in ein ebenso melodisches Schnurren über gegangen,

"Wir beide werden eine Menge Spaß miteinander haben..."

Mit sanftem Druck wollte er ihre Arme vor ihrem Körper weg ziehen, doch sie hielt dagegen.

Sofort suchte er ihren Blick und allein der Ausdruck in seinen Augen brachte Hikari dazu, locker zu lassen. Raito grinste zufrieden.

"So ist es brav, Bitch-chan", seuselte er schon fast verführerisch.

Ganz langsam öffnete er ihre überkreuzten Arme, wobei sie schon leicht errötete.

Als er dann zufrieden grinsend auf ihren nackten Oberkörper starrte und sich gierig mit der Zunge über einen seiner Eckzähne fuhr, schoss ihr die Scham frontal ins Gesicht.

"Wunderschön...", wisperte er zufrieden, bevor er sich zu ihr vor lehnte.

Mit einem ängstlichen Laut schloß Hikari die Augen, als seine Zunge sich genau zwischen ihren Brüsten mit ihrer nackten Haut traf und langsam genüßlich den langen Schnitt nachfuhr, welchen Kanato´s Messer hinterlassen hatte. Es brannte höllisch und sie versuchte, von ihm weg zu kommen. Bereits bei ihrem ersten, leichten Zerren jedoch, drückte er sie auf´s Bett zurück und hielt ihre Handgelenke stahlhart fest.

"Hast du Angst?" blitzte er sie mit seinen traumhaft grünen Augen an und Hikari brachte nur ein kurzes Nicken zustande.

"Mehr als vor Kanato?" wurde seine Stimme lauernd und wieder bekam er nur ein Nicken und einen Blick, wie von einem verängstigen Reh.

"So muß es sein", wisperte er zufrieden, nachdem er sich so nahe zu ihren Lippen gelehnt hatte, dass seine die ihren schon leicht berührten,

"Bald schon wirst du nichts auf der Welt mehr fürchten, als mich..."

Seine Lippen legten sich entgültig auf ihre und seine Zunge schob sich auffordernd in ihren Mund. Als sie ihre berührte, schossen tausende kleiner Blitze durch Hikari´s Körper und verursachten direkt einen Kurzschluß in ihrem Nervensytem. Mit einem leisen Seufzen schloß sie die Augen und erwiderte zaghaft Raito´s Kuss.

Der grinste merklich und machte den Kuss intensiver. Sie blieb zaghaft, entzog sich seiner Führung jedoch nicht. Ihre Gedanken erschlugen sie beinahe, huschten vorbei wie Schatten, waren kaum mehr klar greifbar für sie. Das alles überstieg einfach ihr Fassungsvermögen. Kurz sah sie sich im Geist an der Klippe stehen, konnte sogar fühlen, wie sie langsam vorn über kippte und dann der Gedanke "ich wollte sterben".

Sie hatte es schon beinahe geschafft. Ihr Fall hatte bereits begonnen und sie wäre gestorben, doch nun war sie hier. In einem Haus voller sadistischer, blutrünstiger, wahnsinniger Vampire und alles nur, weil einer von ihnen ihren Fall verhindert hatte.

»Ayato«, schoss es ihr durch den Kopf und ebenso direkt ein leichtes, elektrisierendes Kribbeln durch ihren Körper.

Es war nichts im Vergelich zu sonst, doch es reichte aus, sie leise in den sinnlichen Kuss stöhnen zu lassen, der immernoch anhielt.

Raito sah dies entweder als Einverständnis oder als Einladung. Er glitt von ihren Lippen auf ihren Hals und weiter abwärts, wobei seine Lippen ihre Haut durchweg leicht streichelten.

»Was...ist nur...los?«, genoß sie seine Berührungen und war sich gleichzeitig bewußt, dass sie es nicht zulassen durfte.

Als seine Lippen den Schnitt erreichten und Unterstützung von seiner Zunge bekamen, spürte Hikari wieder dieses scharfe Brennen und sog zischend Luft ein, bevor sie die Zähne zusammen biss.

Raito lachte leise, ließ seine Zunge genüßlich langsam über die frische Wunde streichen und brachte seine linke Hand federleich direkt unterhalb ihrer rechten Brust zum Ruhen. Hikari zuckte kurz und biss sich auf die Lippe, doch ganz gelang es ihr dadurch nicht, einen wohligen Laut zu unterdrücken. Wieder spürte sie sein Grinsen an ihrer nackten Haut.

"Ich habe euch beobachtet...", schnurrte er unangenehm überheblich und leckte kurz über die Wunde, womit er Hikari erschauern ließ,

"Dich und Ayato-kun... Sag mir, wieso du so auf einen Biss reagierst..."

Sie hörte sein erregtes Wispern, in welches seine Stimme abgesunken war, fühlte wie er anfing, kurze, zarte Küsse auf ihrer Haut zu verteilen und wie eine unglaubliche Hitze sie durchflutete.

Zudem schien er gar keine Antwort zu erwarten, denn zusammen mit seinen Lippen wanderte auch seine Hand ein kleiner Stück nach oben und strich sanft über ihre Brust.

"Raito-kun...", brachte sie endlich wieder Worte über ihre Lippen,

"Bitte nicht..."

Er kicherte leise und lehnte sich ganz dicht an ihr Ohr.

"Was denkst du geschieht, wenn ich jetzt meine Fangzähne in deinen weißen Hals grabe...", schnurrte er und ließ dabei seine Fingerspitze über die höchste Stelle ihrer Brust streichen.

Hikari´s Wangen färbten sich noch dunkler, nachdem ihr wieder ein wohliger Laut entglitt und sie sich seiner Berührung fast unmerklich entgegen bog.

"Du willst es, nicht wahr, Bitch-chan", raunte er lüstern und ließ seinen Atem ihren Hals streicheln, wodurch ihrer sich deutlich beschleunigte,

"Du willst meine Fänge in deinem Fleisch und du willst mich. Sag es!"

Hikari holte hörbar Luft, doch zitterte nur weiter heftig.

"Sag es!" befahl er schnurrend und glitt mit der Zunge gierig über ihren Hals,

"Ich will hören, wie du es sagst, Bitch-chan und dich mir mit Leib und Seele auslieferst..."

"Ich...kann nicht...", brachte das Mädchen bebend hervor,

"Ich..."

Seine intensive Nähe, seine intimen Berührungen, die verheißungsvollen und lockenden Worte gewispert von dieser melodischen Stimme, alles das nahm Hikari derart gefangen, dass es eigentlich keines Bisses mehr bedurfte, sie gefügig zu machen. Raito hatte ihr kleines Libido Problem in Bezug auf einem Biss entdeckt und sie einfach nur Schachmatt gesetzt. Auch ohne selbst zu zu beißen hatte er ihren Körper in Flammen aufgehen lassen, hatte sein Wissen genutzt, sie in eine solch erwartungsvolle Erregung zu treiben, dass sie seinen Biss einfach nur noch ersehnte und kurz davor war, darum zu betteln, damit sie sich endlich vollends vergessen - und diesem unglaublichen Gefühl ergeben konnte.

Ja, sie wollte es. Oder etwas in ihr wollte es. Etwas, das schon immer da gewesen war. Klein, unauffällig, schlummernd, aber ein Teil von ihr. Ein Teil der erwacht war, als ihre Augen zum ersten Mal auf Ayato´s getroffen waren, die giftgrünen Augen eines leibhaftigen Vampirs. Ein Teil, der gewachsen war, mit jedem Biss, mit jedem verheißungsvollen Versprechen, mit jeder Minute in welcher sie einem von ihnen zu nahe war. Ein Teil der im Augenblick dabei war, sie komplett zu übernehmen, denn ein letztes "ich muss mich dagegen wehren" huschte durch ihren Kopf, als Raito´s Blick sie traf.

Die Gänsehaut welche sein wölfisches Grinsen brachte, schwemmte diesen letzten klaren Gedanken fort wie eine Welle und Hikari legte ihre Hand in Raito´s Nacken. Mit sanftem Druck zog sie ihn Richtung ihres Halses.

"Bitte...", hauchte sie, noch immer in seinen Augen gefangen,

"Ich will deine Fänge in meinem Fleisch und spüren, wie du deinen Blutdurst an mir stillst..."

Der Vampir grinste zufrieden und ließ seine Augen auf das pulsierende Stück Hals direkt unter seinen Fängen wandern. Hikari´s Hand zog ihn auch das letzte Stück heran und als er begehrlich seine Zähne in ihre Halsbeuge bohrte, entwich ihr direkt ein leises, dafür umso erregteres, Stöhnen. Ihre Finger fuhren in sein Haar, sein Hut rutschte ihm vom Kopf, welchen er gleich darauf ein winziges Stück hob.

"Dein Blut ändert seinen Geschmack noch während es meine Kehle hinabrinnt...", presste er berauscht hervor,

"Als hätte es mich erwählt, dich zu besitzen..."

Seine Zähne gruben sich in ihre Schulter und gleichzeitig kam seine linke Hand wieder in Bewegung, was Hikari erneut aufstöhnen ließ. Dieses mal jedoch lauter und mit einem so deutlichen Entgegendrücken ihres Körpers, dass Raito ebenfalls ein wohliges Seufzen entwich. Seine Hand schloß sich um ihre Brust und massierte sie verlangend, während seine Lippen auf ihre glitten und so ihr, immer häufiger werdendes, Stöhnen dämpften. So verlangend wie es der Kuss war, so verlangend glitten Hikari´s Finger durch das rote Haar, griffen immer wieder leicht hinein und heizten den Vampir weiter an.

Seine Lippen verließen ihre wieder und strichen nun auf der anderen Seite zu ihrem Hals. Sie seufzte wohlig seinen Namen und präsentierte willig was er suchte, um sich mit einem lüsternen Stöhnen auf die Lippe zu beißen, als seine Zähne sich ein weiteres Mal in ihr Fleisch bohrten. Seine Hand verließ ihre Brust und wanderte langsam, aber zielsicher abwärts. Wieder fing ihre Bauchdecke an zu zucken unter den leichten Berührungen der kühlen, schlanken Finger und ihr Stöhnen wurde regelmäßiger, je weiter hinab seine Finger glitten. Als sie sich langsam in ihren Slip schoben, öffnete sie ihre Beine ein Stück in angespannter Erwartung auf seine Berührung.

"Was fällt dir ein? Geh runter von ihr! Sie gehört allein Ore-sama, du perverser Spinner!"

Die Tür war aufgeflogen und wutentbrannt stand Ayato im Zimmer.

Sekundenschnell stand er am Bett und stieß Raito grob zur Seite. Hikari reagierte gar nicht. Völlig benommen blinzelte sie nur verwirrt.

"Bleib locker", gluckste Raito und fuhr sich durch die Haare,

"Ich wollte doch nur bei etwas ihr Erster sein. Du hattest schließlich schon den ersten Biss!"

"All ihre ersten Male gehören mir!" fuhr Ayato ihn an,

"Also fass nie wieder auf solche Weise an, was Ore-sama gehört!"

Er lehnte sich zu Hikari und hob sie auf seine Arme.

Sie seufzte leise und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.

"Ayato-kun", murmelte sie kaum hörbar.

Er sah sie an und noch immer schien sie nicht wirklich bei sich zu sein.

"Ich sagte doch, halt dich von meinen Brüdern fern!" murrte er, während er sie aus Raito´s Zimmer trug und sie in ihr eigenes brachte.

Die Schule ist kein sicherer Ort

In ihrem Zimmer angekommen blickte er sie erneut an.

"Oi Chichinashi! Jetzt ist nicht die Zeit um zu schlafen", rüttelte er sie unsanft",

"Reiji ist schon angepisst, weil niemand für die Schule fertig ist!"

Hikari jedoch murmelte nur etwas absolut unverständliches vor sich hin. Vielleicht war es auch einfach nur ein Protestgeräusch, auf sein Rütteln hin, denn ihre Augen blieben geschlossen und eine andere Reaktion gab es nicht.

"Tch!" entwich es ihm genervt,

"Wenn du glaubst ich mach mir deinetwegen Streß mit Reiji, dann hast du dich getäuscht, Miss ich-fürchte-die-Kreaturen-der-Hölle-nicht!"

Er trat die Tür zum Bad mit dem Fuß auf und trug das völlig weggetretene Mädchen hinein.

Zielstrebig ging er zur Dusche, drehte das kalte Wasser auf und stellte sich kurzer Hand zusammen mit ihr auf dem Arm unter den eisigen Strahl. Mit einem lauten Quiecken riss Hikari die Augen auf, krallte sich an ihm fest und sah sich panisch um. Als sie nach ein paar Sekunden begriff was los war, sah sie in Ayato´s grinsendes Gesicht. Sofort zuckte wieder ein kurzer Blitz durch ihren Körper, als ihre Augen sich an seine hefteten.

"Ayato-kun", murmelte sie,

"Was ist passiert?"

Er zog irritiert die Augenbrauen hoch, doch sehr schnell verfinsterte sein Blick sich wieder.

"Was passiert ist?" knurrte er kalt,

"Ich muss dich aus dem Bett des Perversen zerren und du willst mir ernsthaft sagen, du erinnerst dich nicht? Tch!"

Er ließ sie unsanft von seinem Arm gleiten, hielt sie aber weiterhin fest.

"Ich sollte dich hier anketten und einfach das kalte Wasser laufen lassen, bis wir aus der Schule zurück sind", kam er ihr bedrohlich nahe und auch seine Griffe um ihre Oberarme begannen deutlich zu schmerzen,

"Vielleicht weißt du dann endlich, wem du gehörst!"

In seinen Augen loderte ein wildes Feuer aus blindem Zorn und Hikari verschluckte sofort, was sie hatte sagen wollen.

Ängstlich sah sie ihn an, zitternd vor Kälte. Ihre nassen Haare klebten an ihrem Oberkörper, welchen das kalte Wasser vom Blut gereinigt hatte und eine starke Gänsehaut zog sich über ihren gesamten Leib. Auch ihr Gegenüber war völlig durchnässt, doch von frieren keine Spur. Hikari fragte sich gerade, was im Moment wohl kälter war - das Wasser oder Ayato´s Blick - als dieser sie überraschenderweise los ließ und aus der Duschkabine trat.

"Mach dich für die Schule fertig", murrte er und wollte gehen, wurde aber von ihrer Reaktion zurück gehalten.

"Schule?" klang leichter Protest in ihrer Stimme mit,

"Ich kann kaum stehen, so viel von meinem Blut habt ihr mir schon genommen! Und jetzt soll ich auch noch zur Schule gehen in diesem Zustand?"

In der nächsten Sekunde bereute sie ihre, immer forscher werdenden Worte. Ayato stand wieder direkt vor ihr und drückte sie an der Kehle fest gegen die kalten Kacheln der Duschkabine. Sofort wurde ihr die Luft knapp und sie versuchte verzweifelt, seinen stahlharten Griff zu lösen. Ihre Angst wuchs zu ausgewachsener Panik, denn sein Griff lockerte sich kein Stück und seine grünen Pupillen durchbohrten sie förmlich.

"Hättest du dich nicht Raito an den Hals geschmissen und ihm so bereitwillig dein Blut gegeben, gäbe es diese unnötige Diskussion jetzt nicht", knurrte er,

"Du gehörst allein Ore-sama, merk dir das endlich! Dein Blut, dein Herz, dein Körper, deine Seele! Alles von dir gehört allein mir!"

Seine Hand lockerte sich, ließ sie aber nicht frei.

Zumindest bekam sie wieder Luft, doch sehr lange währte ihre Freude darüber nicht. Er kam ihr etwas näher und lehnte sich zu ihr vor.

"Ich will nicht, dass dieser Perverse dich noch mal so anfasst", raunte er drohend,

"Denk daran...ich habe dein Leben gerettet - ich kann es auch jederzeit beenden und...es wäre weder ein angenehmer, noch ein schneller Tod..."

Er ließ sie los und ging dieses Mal wirklich.

Hikari´s Hand legte sich auf ihren Hals und sie schnappte noch immer leicht nach Luft.

»Ich muss hier weg!« hämmerte es in ihrem Kopf.

Das alles hier war so viel schlimmer, als der Tod.

So sehr sie vom ersten Moment an von Ayato fasziniert gewesen war, so sehr fürchtete sie ihn in diesem Moment. Er war schon öfter grob geworden, seit sie hier war und auch abfällige Worte von ihm hatte sie bereits öfter bekommen. Ebenso das Gefühl, wirklich absolut Nichts außer Beute für ihn zu sein und dennoch hatte all das ihre Faszination für ihn am Ende nicht schmälern können. Auch wenn sie ihn zwischendurch wirklich fürchtete, sofern er nur einen kurzen Moment lang wieder so war, wie in der Nacht an All Hellos Eve, bevor er sie hierher gebracht hatte, besiegte diese Faszination ihre Angst und ließ sie ihm ein weiteres Stück verfallen.

Jetzt gerade aber war jegliche Faszination verschwunden. Noch nie hatte sie ihn so erlebt, so deutlich gespürt, wie tödlich gefährlich er war. Nicht nur, weil er ein blutsaugendes Monster war, sondern weil sein Ego es absolut nicht zuließ, bei irgendetwas nicht die Nr. 1 zu sein. Zum einen war er zum Kotzen arrogant, so von sich selbst eingenommen und überzeugt, dass alles an ihm abprallte, worauf er keine Lust hatte, doch andererseits benahm er sich zwischenzeitlich wie ein eifersüchtiger, kleiner Junge. Er selbst hatte ihr gesagt, dass auch seine Brüder ein Recht auf ihr Blut hatten, er jedoch so oft wie möglich verhindern wollte, dass es dazu kam. Doch jedesmal wenn einer seiner Brüder sie dennoch erwischt hatte, hatte Ayato ihr die Schuld dafür gegeben und es so hingestellt, als hätte Hikari genau dies gewollt.

Das kalte Wasser prasselte noch immer auf ihren Körper und langsam begannen ihre Gliedmaßen zu schmerzen von der Kälte. Noch immer zitternd drehte sie das Wasser ab und verließ die Duschkabine, um sich abzutrocknen. Sie trieb sich voran, denn ihre Angst, Ayato könnte zurück kommen und noch wütender sein, war enorm. Das Erlebnis unter der Dusche hatte ihr deutlich vor Augen gehalten, dass der rothaarige Vampir auf seine Weise mindestens genauso verrückt war, wie sein Bruder Kanato.

So schnell ihr geschwächter Zustand es zuließ, zog sie die Schuluniform an, welche sie im Schrank gefunden hatte. Als sie schon beinahe aus der Tür war, blieb sie dann aber doch nochmals stehen und sah mit wehmütigem Blick zurück ins Zimmer.

»Alles könnte so perfekt sein«, waren ihre Gedanken schwer wie Blei,

»Wenn sie alle nur keine Vampire wären...«

Sie schüttelte sich.

Ayato hatte Recht. So ungern sie dies zugab. Sie hatte ihre Flucht in die finstersten Abgründe menschlicher Phantasie für etwas Gutes gehalten und nun musste sie am eigenen Leib erfahren, wie dumm sie gewesen war. Dämonen waren Dämonen - egal wie sexy oder liebend Bücher und Filme sie auch zum Teil darstellen mochten - sie waren es nicht. Naja gut - sexy stimmte hier wohl schon, aber das machte nur wieder einmal mehr deutlich, dass man ein Buch nicht nach seinem Einband bemessen durfte. Auch wenn die sechs Brüder sich durchaus in die Top Ten der begehrtesten Männermodels einreihen hätten können - sie kamen direkt aus der Hölle und waren alles andere als liebenswert. Jeder von ihnen. Je weiter man von ihnen weg war, desto besser.

Während Hikari den Weg zur Eingangshalle zurück legte fragte sie sich, wie all die blind verliebten, weiblichen Fans von Twilight und Vampire Diaries wohl reagieren würden, wenn sie plötzlich in diesem Haus hier gefangen wären. Nein, Vampire waren ganz sicher nichts, dem man in seinem Leben begegnen wollte. Sie waren nichts Romantisches, sondern nur eiskalt und tödlich und sie nutzten die Faszination für sie, welche Hollywood gestreut hatte, gnadenlos aus.

»So viele willige Opfer«, ging es ihr durch den Kopf,

»Kein Wunder das sie völlig unentdeckt unter den Menschen leben können.«

"Lässt du dich also endlich auch dazu herab zu erscheinen?" riss eine eisige Stimme sie da aus ihren Gedanken.

Es war Reiki, welcher ungeduldig an der geöffneten Haustür stand und sie strafend anblickte.

Hikari blieb auf der letzten Stufe stehen und traute sich kaum, ihn anzusehen.

"Ich bitte um Entschuldigung", murmelte sie,

"Es kommt sicher nicht mehr vor, dass ich mich verspäte."

Der Vampir zog überrascht die Augenbrauen hoch.

Sehr schnell jedoch nahm sein Gesicht wieder die üblich emotionslosen Züge an und auch seine Stimme war gewohnt abfällig.

"Das erwarte ich!" raunte er,

"Sonst wird es bestraft! Und jetzt beweg dich gefälligst. Alle anderen sitzen schon in der Limousine. Sollten wir deinetwegen zu spät in die Schule kommen, wirst du nach dem Unterricht dementsprechend wieder Gutmachung leisten!"

Hikari nickte eilig und hastete an Reiji vorbei hinaus zum Wagen.

Ihre Angst war stärker, als die Erschöpfung und verlieh ihr beinahe die sprichwörtlichen Flügel. Als sie in die Limousine stieg jedoch wünschte sie sich, ihre Erschöpfung ließe sie in eine erlösende Ohnmacht fallen. Nicht nur das alle fünf Augenpaare sich sofort auf sie richteten bereitete ihr Unbehagen - auch das sie genauu zwischen Ayato und Raito sitzen musste, tat einen großen Teil dazu. Ganz sicher würde nicht Reiji dort Platz nehmen und da, außer diesem, nur noch ein weiterer Platz wirklich frei war, gab es gar keine andere Möglichkeit.

Hikari atmete im Geist einmal tief durch und sprach sich selbst allen Mut zu, den sie noch irgendwie aufbringen konnte. Während in Raito´s Augen nicht allein der Schalk blitzte und sein schmutziges Grinsen Bände sprach, drehte Ayato demonstrativ den Kopf zur Seite und würdigte sie keines Blickes mehr. Er war noch immer wütend auf sie und das machte ihr gerade wesentlich mehr Angst, als Raito´s anzüglicher Gesichtsausdruck.

"Setz dich endlich!" bekam sie einen leichten Stoß Richtung Raito,

"Muss ich dir wirklich für alles eine Anweisung geben?"

Reiji setzte sich auf seinen Platz, Hikari verlor den Halt und landete direkt in Raito´s Armen.

"Doch nicht hier, Bitch-chan", grinste dieser breit und seine Stimme war das Gänsehaut verursachendeste Schnurren, welches Hikari je gehört hatte,

"Aber nach der Schule kannst du gern wieder zu mir aufs Zimmer kommen..."

Hikari wurde knallrot und befreite sich hektisch von Raito, um neben ihm auf die Sitzbank zu rutschen.

Der mürrische Blick aus dem Augenwinkel von Ayato war ihr nicht entgangen und sofort sank sie in sich zusammen.

»Das wird er mich garantiert auch wieder spüren lassen«, dachte sie verzweifelt,

»Vom Regen in die Traufe... Und jetzt auch noch Schule. Ich mag gar nicht daran denken, was mich da noch alles erwartet."

Die ganze Fahrt über behielt Hikari ihre zusammen gesunkene Haltung bei. Nur kurz ließ sie einmal verstohlen ihren Blick schweifen. Keiner beachtete den anderen, jeder befasste sich mit sich selbst und eine bedrückende Stille herrschte. Nur manchmal wurde diese von Kanato unterbrochen, der mit seinem Teddy sprach aber das war noch unheimlicher, als diese seltsame Stille. Als die Limousine endlich hielt und alle ausgestiegen waren, atmete das Mädchen erleichtert auf, doch schon in der nächsten Sekunde stand sie stocksteif da. Reiji sah sie streng an und alle anderen Blicke folgten.

»Was hab ich jetzt wieder falsch gemacht?«, fragte sie sich erschrocken und leichte Übelkeit stieg in ihr auf.

"Du gehst mit Subaru in eine Klasse", kam es dann aber nur von Reiji,

"Und denk dran - du repräsentierst hier die Sakamaki Familie, also erwarte ich bestes Benehmen!"

Hikari nickte eingeschüchter, doch der Vampir hatte sich bereits abgewandt und ging.

Ebenso Shu, Kanato und Raito.

"Vergiß nicht, wem du gehörst!" knurrte Ayato ihr noch zu und verschwand dann ebenfalls.

Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken und das wiederholte sich direkt, als ihr Blick zu Subaru wanderte. Der war ganz offensichtlich alles andere als begeistert, dass sie beide nun in eine Klasse gehen würden und sah aus, als würde er sie am liebsten umbringen, nur um sie wieder los zu werden. Sie wusste gar nicht, was sie nun sagen oder wo sie hinsehen sollte und wurde jede Sekunde nervöser.

"Komm schon", murrte er ihr entgegen,

"Bleib in meiner Nähe. Ich werd ganz sicher keine Rücksicht nehmen, wenn du verloren gehst!"

Er ging los und achtete auch nicht darauf, ob sie ihm nun folgte oder nicht.

Schnell lief sie ihm nach und blieb ihm dann, mit einem angemessenen Sicherheitsabstand, auf den Fersen.

»Ausgerechnet Subaru«, dachte sie bei sich,

»Ich bin aber auch ein Pechvogel.«
 

Nachdem Hikari sich der Klasse vorgestellt - und sie das Pult neben Subaru zugewiesen bekommen hatte, wurde sie zum ersten Mal etwas ruhiger. Hingegen ihrer Befürchtung schien das eine ganz normale Schule zu sein. Obwohl 'normal' wohl auch nicht wirklich zutraf. Es war eine Schule für Idole und super Reiche. Der Unterricht fand Nachts statt und das Schulgebäude glich eher einem Schloß, als wirklich einer Schule, aber es war eine Schule für Menschen. Bis auf die sechs Sakamaki Brüder halt, aber Hikari bezweifelte, dass irgend jemand in dieser Schule wusste, dass sie Vampire waren. Es war wohl eher deren unverschämter Reichtum und ihre Vorliebe für das Nachtleben, was die sechs Brüder auf diese Schule gebracht hatte. Zumindest bedeutete das, dass sie wenigstens während der Schulzeit nicht mit irgendwelchen Übergriffen einer der sechs rechnen mußte. Hier mussten auch sie sich benehmen, wenn sie nicht auffliegen wollten.

Ihr Blick wanderte zu Subaru. Der starrte aus dem Fenster und machte nicht den Eindruck, als würde ihn der Unterricht interessieren. Warum gingen sie überhaupt zur Schule? Sie waren Vampire und stinkreich. Warum also taten sie sich soetwas banal menschliches wie Schule an, wenn der Unterricht sie sowieso nicht interessierte? Sollte das so eine Art Tarnung sein oder gab es andere Gründe?

Plötzlich drehte Subaru den Kopf und sah sie an. Sofort senkte Hikari beschämt den Blick und wurde rot. Im Gesicht des Vampirs zuckte kein Muskel. Ausdruckslos betrachtete er das Mädchen einen Moment und sah dann wieder aus dem Fenster. Als es kurz darauf zur Pause läutete stand er einfach auf und war weg.

"Subaru-kun warte", rief Hikari und versuchte ihm nach zu laufen.

Nachdem sie sich endlich durch ihre Mitschüler hindurch gekämpft hatte jedoch, war von ihm nichts mehr zu sehen.

»Dann sollte ich besser im Klassenzimmer bleiben«, dachte sie und betrat selbiges wieder,

»Bevor ich den Weg hierher am Ende nicht zurück finde...«

Sie setzte sich auf die Fensterbank und sah hinaus.

Außer ihr waren alle Schüler draußen oder in der goßen Halle und die Stille im Raum tat ihr gut. Fast fühlte sich alles normal an. Obwohl Hikari eigentlich gar nicht wirklich wußte, was normal war, gestand sie sich ein. Ihr Leben war niemals normal gewesen. Seien es die Eltern, die sich und sie nicht liebten, sei es sie selbst mit ihrem Lebenswandel gewesen, die Umstände, in welchen sie aufgewachsen war - völlig egal - nichts war je wirklich normal verlaufen. Irgendetwas gab es immer, das gravierend anders war, als bei allen anderen um sie herum. Was ihr Leben nun aber ausmachte, war ohne Frage das Andersartigste, was es geben konnte.

"Warum wehr ich mich eigentlich immernoch?", murmelte sie vor sich hin,

"Ich sollte es einfach hinnehmen wie es ist. Vielleicht habe ich ja Glück und einer von ihnen tötet mich im Blutrausch. Wahrscheinlich Ayato..."

Sie hörte wie die Klassenzimmertür sich schloß und sah erschreckt in jene Richtung.

Da stand ein blonder Junge mit blauen Augen und strahlte sie übers ganze Gesicht an.

"Du bist also eine Freundin von Ayato, huh?" klang seine Stimme einerseits erfreut, andererseits aber auch irgendwie bedrohlich.

"Wir sind keine Freunde", gab Hikari daher etwas scheu zurück,

"Und das werden wir auch ganz sicher niemals sein!"

"Umso besser", grinste er und stand plötzlich vor ihr.

»Bitte nicht noch einer«, schoss es ihr sofort in den Kopf, als ihr Gegenüber auch schon deutlich an ihr schnupperte.

"Du riechst wirklich gut", schnurrte er,

"Viel zu schade für diesen arroganten Sakamki Heini!"

Er packte ihr Handgelenk und zerrte sie von der Fensterbank, noch bevor sie richtig den Schmerz registrieren konnte, welchen sein Griff verursachte.

"Bitte lass mich los", versuchte sie sich zu wehren und fand sich in der nächsten Sekunde eng an seinen Körper gepresst wieder.

»Bitte nicht beissen«, flehte alles in ihr, als sie in seine Augen sah,

»Nicht noch einer dem ich ausgeliefert bin.«

"Es wäre besser für dich, du kommst brav mit mir", raunte er ihr jedoch nur mahnend zu,

"Erfährt jemand durch dich was ich bin, stirbst nicht nur du einen grausamen Tod!"

Hikari schluckte.

Und noch einer der wie ein leibhaftiger Engel aussah, doch ein bösartiger Teufel war. Wer wusste, was für ein Blutbad er hier anrichten würde, wenn Hikari nicht tat, was er verlangte. Für die Vampire war ein Menschenleben nichts wert und hier gab es so viele junge Menschen, welche ihr ganzes Leben noch vor sich hatten. Nicht auszudenken, wenn dieser Junge ihretwegen andere Schüler töten würde. Andererseits fürchtete sie seinen Biss und noch viel mehr, was Ayato ihr antun würde, wenn er davon erfuhr.

"Bitte geh doch einfach wieder", flehte sie ihn daher an, wissend, dass es sowieso nichts bringen würde,

"Vergiss einfach, das ich den Namen Ayato erwähnt habe und..."

"Hör endlich auf zu reden", fuhr er sie an, sodass sie deutlich zusammen zuckte und direkt wieder kleiner wurde,

"Kein Mucks mehr! Und jetzt komm mit!"

Er öffnete die Tür und zog sie aus dem Klassenzimmer.

Ihre Augen suchten verzweifelt einen Ausweg, obwohl ihr klar war, den gab es nicht. Als der Junge eine Tür aufriss und sie in den dahinter liegenden Raum stieß, befiel sie wieder Panik. Im Licht, welches vom Gang herein fiel sah sie noch, dass es nur ein kleiner, fensterloser Abstellraum war und dann war alles stockfinster. Der fremde Vampir hatte die Tür geschlossen und Hikari saß in der Falle. Was auch immer dieser Junge mit ihr vor hatte - hier konnte er es ungestört tun. Zittern wich sie mit winzigen Schritten zurück und versuchte mit den Händen mögliche Hindernisse zu ertasten, doch da ging das Licht an und sie blinzelte erschrocken.

Der blonde Junge lachte amüsiert und sah sie dann grinsend an.

"Ich habe dir ganz schön Angst gemacht, kleines Kätzchen, hm?" klang seine Stimme plötzlich gar nicht mehr bedrohlich,

"Es ist so süß, wenn ein Menschenmädchen Angst hat. Bei dir sogar besonders süß."

Mit einem großen Schritt war er direkt vor ihr und sofort zuckte Hikari wieder leicht zusammen.

Ihr Kopf war geneigt und ihr Blick starr auf den Boden gerichtet. Ihre Schultern hatte sie Richtung Kopf hochgezogen, als erwarte sie gleich einen Schlag oder ähnliches. Stattdessen jedoch spürte sie kalte Finger, welche sich sanft unter ihr Kinn legten.

"Er hat dir ganz schön zugesetzt, hm?" vernahm sie sein weiches Flüstern, während er vorsichtig ihren Kopf nach oben zog,

"Die Sakamakis sind ein übles Gewürm. Und besonders Ayato hätte es verdient, niemals wieder ein Mädchen in seine Finger zu bekommen!"

Hikari sah in seine blauen Augen und traute nicht, sich irgendwie zu regen.

Zwar hatten seine sanften Worte und sein beinahe unschuldiger Gesichtsausdruck sie wirklich etwas beruhigt, hatten dadurch aber nur wieder Platz geschaffen, für die nächste Angst. Selbst wenn seine Worte und auch alles andere ehrlich waren - am Ende würde er sich doch auch nur ihr Blut holen. Und tat er das, was würde das bei ihr auslösen? Wäre es dasselbe wie bei Ayato und den anderen? Oder würde sich noch ein weiterer, ganz neuer Abgrund öffnen?

"Hast du immernoch Angst vor mir, m-Neko-chan?", erklang wieder seine Stimme, die Hikari gerade an einen enttäuschten, kleinen Jungen erinnerte,

"Ich hab dich doch gar nicht so erschrecken wollen, aber irgendwie musste ich dich doch aus Ayato´s Reichweite holen. Es war keine Zeit für Diskussionen, sonst hätte er uns erwischt. Er war schon fast am Klassenzimmer."

"Er war auf dem Weg zu mir?" hob Hikari jetzt den Kopf und sah ihr Gegenüber geschockt an,

"Aber dann wird er nach mir suchen und wenn er mich bei dir erwischt, dann..."

"Ssschht, m-Neko-chan", zog er sie an sich und streichelte ihr übers Haar,

"Er kann dir nichts mehr tun. Ich bin jetzt bei dir!"

Hikari erstarrte förmlich.

Der Gedanke an Ayato war wie weg geblasen, stattdessen befiel sie eine andere Art Panik. Zum einen fühlte es sich seltsam an, in der Umarmung dieses Jungen und wie er ihr Haar streichelte. Sie wusste nicht inwiefern - oder auch nur, warum ihr dies sofort aufgefallen war, aber es fühlte sich ganz anders an, als wenn einer der Sakamaki Brüder sie an sich zog und festhielt. Und zum anderen war dieser Junge einfach viel zu bemüht, nett zu sein. Er kannte sie gar nicht, hatte sie nie zuvor gesehen, war einzig und allein wegen Ayato so interessiert an ihr und stellte sich dennoch als den Ritter in goldener Rüstung dar, welcher sie vor dem bösen Vampir, dem sie gehörte, beschützen und erretten wollte.

Das er aber selbst ein Vampir war und somit für Hikari keinesfalls die Rettung bedeutete, schien er dabei gekonnt zu ignorieren. Sie aber konnte das nicht ignorieren. So süß dieser Typ auch aussah und so niedlich seine Stimme klingen konnte - er war ganz sicher der Dämon, welchen er in sich trug. Und ihre bisherige Erfahrung hatte Hikari gelehrt, je unschuldiger oder harmloser sie aussahen und wirkten, desto gefährlicher waren sie.

"Dein Blut duftet herrlich", ließ sein Flüstern sie zusammen zucken,

"Würdest du mir etwas davon geben, wenn ich dich darum bitte?"

"Ich...", fing sie an zu reden, brach aber ab, da ihre Gedanken gerade Achterbahn fuhren und dabei reihenweise aus den Waggons purzelten.

»Er bittet mich? Ernsthaft?«

Nur warum stieg dann diese Panik in ihr auf?

War er wirklich ein netter Vampir? Gab es soetwas überhaupt? Vielleicht waren ja nur die Sakamaki´s so, wie sie eben waren.

Der Blonde drückte sie etwas von sich weg und suchte ihren Blick. Nervös sah sie in seine blauen Augen, während ihr Herz immer schneller schlug und sie versuchte, ihr Gegenüber nicht als blutrünstige Bestie zu sehen.

"Und?" wisperte er mit einem sanften Lächeln auf den Lippen,

"Gibst du mir von deinem Blut?"

"Ich...", wieder brach sie ab, doch dann schaffte sie es, sich etwas zu sammeln und das panische Gefühl, welches er bei ihr auslöste, zu ignorieren.

"Ich würde es dir schon geben", sagte sie leise,

"Aber bitte nicht heute Nacht. Sie haben mir schon so viel genommen und ich bin froh, dass ich noch die Kraft hab..."

In dieser Sekunde machte ihr Hinterkopf Bekanntschaft mit der Betonwand in ihrem Rücken.

Der Blonde hatte sie mit so viel Schwung gegen die Wand gestoßen, dass sie einen Moment lang drohte, ihr Bewusstsein zu verlieren - so hart war sie mit dem Kopf angeschlagen. Als seine Hände jedoch fast noch in derselben Sekunde rechts und links neben ihrem Kopf hart gegen die Wand schlugen, war sie sofort wieder voll da, schrie kurz auf und sah ihm entsetzt in die Augen.

"Du hast echt Nerven, weisst du das?" raunte er ihr eisig entgegen,

"Ich war so nett zu dir! Ich habe dich vor Ayato beschützt und sogar darum gebeten, dein Blut trinken zu dürfen, aber du weisst das absolut nicht zu schätzen. Du nimmst von mir, aber willst nichts zurück geben."

"Aber ich...", fing Hikari an, doch er schlug erneut fest seine Hände gegen die Wand und sofort verstummte sie.

Fest kniff sie die Augen zu und zog wieder schützend ihre Schultern nach oben. Sie wusste, was sie nun erwartete und das sie es nicht verhindern konnte.

"Bitte tu mir nicht weh", brachte sie kaum hörbar hervor.

Seine kalten Finger griffen am Hinterkopf in ihr Haar und er zerrte sie wieder zu sich. Schmerzhaft zog er ihren Kopf nach hinten, um ihr kalt entgegen zu funkeln. Sein rechtes Auge leuchtete blutrot, das konnte man selbst unter der dicken, blonden Strähne sehen, welche dieses Auge verdeckte. Was Hikari daran so schockierte war, dass sein linkes Auge nach wie vor blau war. Doch auch in diesem traumhaften Blau spiegelte sich dieser gefährliche Glanz, welchen sie schon von den anderen Vampiren, nur zu gut, kannte.

"Du hast meine Bitte nicht erfüllt, also erfülle ich dir deine auch nicht", schnurrte er gefährlich,

"Das ist nur fair!"

Blitzschnell schlug er seine Zähne in ihren Hals und verschloß gleichzeitig ihre Lippen mit seiner Hand, um den Schrei zu ersticken, der ihr augenblicklich entwichen wäre.

»Warum tut es so weh? Warum tut es, verdammt nochmal, so entsetzlich weh?«

Als der Höhepunkt des Schmerzes erreicht war und er langsam begann, schwächer zu werden, biss der Vampir erneut zu und Hikari begann, nach einem weiteren erstickten Schrei, zu schluchzen. Als dieses Schluchzen in ein leises Wimmern überging nahm er seine Hand von ihrem Mund, ließ sie aber nicht frei.

"Was für außergewöhnliches Blut durch deine Adern fliesst", drangen seine leisen Worte an ihr Ohr,

"Ich werde dich mit mir nehmen und dich meinen Brüdern zum Geschenk machen..."

Sie hörte seine Worte zwar, konnte sie aber nicht mehr verarbeiten.

Ihr Körper versagte ihr jegliche Dienste, verweigerte ihr aber noch die erlösende Bewusstlosigkeit und hätte der blonde Vampir sie nicht fest gehalten, wäre sie längst in sich zusammen gesackt, so kraftlos war sie. Als der Griff um ihre Taille sich löste, geschah genau das. Wie ein nasser Sack ging sie zu Boden und blieb reglos liegen. Selbst zu atmen fiel unglaublich schwer und wurde beinahe zur Qual. Sie hatte noch einen dumpfen Knall vernommen direkt vor ihrem Fall, doch jetzt verblasste selbst schon dieses Bewusstsein bereits. Immer heftiger zerrte die Schwärze der Bewusstlosigkeit an ihr und gab ihrem vollkommen geschwächten Körper nicht einmal mehr die Chance, zu denken. Und dann hatte diese erlösende Schwärze sie endlich verschlungen.

Dr. Jekyll und Mr. Hyde

Lange hielt die erlösende Bewusstlosigkeit jedoch nicht an. Auch wenn Hikari sich weder regte, noch ihre Augen öffnete, ihre Sinne arbeiteten wieder und ihr Vestand war zwar ein wenig träge, aber dennoch klar. Sie fühlte einen kalten Körper direkt an ihrem, starke Arme, die sie trugen und es war nicht dieser fremde Vampir, sondern Ayato. Sie hatte seinen Duft sofort erkannt. Auch waren sie nicht mehr in der Schule, sondern eindeutig daheim.

Was war geschehen? Hatte Ayato sie gefunden oder hatte er sie tatsächlich vor dem anderen Vampir gerettet? Schon während dieses Gedanken wusste Hikari, wie dumm dieser war. Wenn Ayato sie dem fremden Vampir wirklich entrissen hatte dann nur, weil er sich nicht einfach so etwas weg nehmen ließ, was ihm gehörte. Und sie gehörte ihm. Das hatte er schon so oft mit deutlichen Worten ausgesprochen. In diesem Moment war Hikari so weit, sich genau das zu wünschen. Würde sie ihm gehören, so wie er es wollte, dann würde sie ihm allein gehören und kein Vampir, außer ihm, würde mehr ihr Blut fordern dürfen. So paradox es klang - was Ayato wollte, war wirklich das Beste, was ihr hier widerfahren konnte. Nur ein einziger Vampir, der ihr Leben absolut nicht achtete, sie quälte und behandelte, wie eine wertlose Hülle für das, was er am meisten begehrte - Blut.

Doch sie war nicht wirklich sein Eigentum. Sie gehörte allen der sechs Brüder. Jeder von ihnen sah sie als Etwas, dass er besaß und nahm sich von ihr, wonach ihm gerade verlangte. Und nicht nur die sechs Brüder taten dies, wie sie heute schmerzhaft hatte erfahren müssen. Da waren noch andere Vampire und auch die würden keine Gelegenheit verschwenden, an ihr Blut zu gelangen. Dieses Haus, die Schule - egal wo Hikari sich aufhielt, sie war nirgendwo sicher und würde es niemals sein. Dieser fremde Vampir hatte geschafft, was keinem der Brüder bisher wirklich gelungen war. Er hatte sie gebrochen.

Ohne weiter darüber nach zu denken schmiegte sie sich fester gegen Ayato´s Brust und griff kraftlos in den Stoff seines Hemdes.

"Ayato-kun...", murmelte sie schwach.,

"Es war...nicht meine Schuld...er war plötzlich da...."

Sie spürte, dass er stehen blieb und wusste, dass er sie ansah, doch sie regte sich weiterhin nicht.

Dazu fehlten ihr sowohl die Kraft, alsauch der Wille.

"Bestraf mich...bitte nicht...", brachte sie so gerade eben noch hervor.

"Tch", machte er direkt seinen Unmut deutlich und ließ das Mädchen auf seinem Arm dadurch leicht zusammen zucken,

"Würde ich dich in diesem Zustand auch noch bestrafen, würdest du sterben und ich damit für immer dein Blut verlieren! Glaubst du ernsthaft, dieses Risiko würde ich eingehen? Bestrafen kann ich dich auch später noch!"

Er setzte sich wieder in Bewegung und hatte bald Hikari´s Zimmer erreicht.

Nachdem er mit ihr hinein getreten war, gab der Tür einen kleinen Kick mit dem Fuß, damit diese ins Schloß fiel und brachte sie dann zum Bett hinüber. Überraschenderweise warf er sie nicht einfach hinein, sondern legte sie beinahe schon vorsichtig ab. Außer einem ganz leisen, erleichterten Seufzer zeigte sie wieder keinerlei Reaktion und der Vampir betrachtete sie eindringlich.

Eigentlich konnte es ihm egal sein, wie schwach sie war. Er wußte, wie weit er gehen konnte, ohne ihr Leben zu gefährden und selbst wenn er Anzeichen übersehen sollte - was kümmerte es ihn, wenn sie starb? Da draußen gab es genug Mädchen, deren Blut er sich holen konnte.

»Aber keines wie ihres«, wusste er sicher,

»Sie zu töten wäre wirklich dumm!«

Dennoch kniete er sich auf´s Bett und kroch langsam zu ihr.

Sie nahm die Bewegung wahr und begann leicht zu zittern, blieb aber weiterhin, mit dem Rücken zu ihm gedreht, liegen. Er spürte ihre Angst, konnte sie förmlich riechen, ebenso wie er ihr Blut roch. Ein Duft so verlockend, wie der Gesang einer Sirene und er folgte dieser Verlockung nur zu gerne.

Hikari fühlte, wie er sich dicht hinter sie legte, spürte, wie seine Hand sich auf ihre Taille schob und vernahm seinen beschleunigten Atem. Nur eine Sekunde später spürte sie diesen auch in ihrem Nacken.

"Bitte nicht...", brachte sie kaum hörbar hervor und versuchte, sich zusammen zu kauern, was sie jedoch nicht einmal im Ansatz schaffte.

Sie war einfach zu erschöpft und zu schwach für jede wirkliche Bewegung und erst Recht, für eine ernsthafte Gegenwehr.

"Sei doch einfach still!" murrte Ayato gegen ihren Nacken und sein Arm schlang sich vollends um ihren Körper.

Voller Angst erwartete Hikari den scharfen Schmerz, doch er kam nicht.

Stattdessen spürte sie, wie er sein Gesicht in ihren Haaren vergrub und sie fester an sich zog.

"Ayato...-kun...", entwich es ihr leise.

"Halt den Mund und schlaf", murrte er erneut,

"Ich bin müde und will dein Blut, wenn ich aufwache! Also schlaf gefälligst und erhol dich."

Das Mädchen glaubte, zu träumen.

Niemals würde Ayato auf ihr Blut verzichten, nur weil es ihr schlecht ging oder sie ihn darum bat. Es konnte nur ein Traum sein. Wenn sie jetzt so einschlief, wäre sie bei ihrem Erwachen sicher bei diesem fremden, blonden Vampir und den Brüdern, von welchen dieser gesprochen hatte. Und wenn es ein Traum war, was sprach dagegen, diesen einfach zu genießen? Sie würde früh genug erwachen und wieder mitten in der Hölle sein.

Vorsichtig tasteten ihre zitternden Finger nach Ayato´s Hand. Es kostete sie unglaubliche Anstrengung, doch sie wurde belohnt und erreichte seine kalten Finger.

"Übertreib es nicht, Chichinashi", knurrte es mahnend in ihr Ohr und kein Hauch der Müdigkeit von gerade war mehr zu vernehmen,

"Greif niemals nach der Hand eines Vampirs..."

Sofort beendete Hikari ihre Anstrengung und ihre Hand sankt kraftlos wieder auf´s Bett.

»Kein Traum«, war sie sich jetzt sicher.

Es war real und diese Realität verwirrte sie vollkommen.

Warum tat Ayato das? Er hatte sie ganz sicher beissen wollen und dennoch lag er nun ruhig hinter ihr und hielt sie einfach nur fest. Oder besser, er klammerte sich an sie, wie ein kleiner Junge an seine Mutter, nachdem er aus einem schlimmen Albtraum erwacht war.

Allzu gern hätte sie ihn gerfagt, was los war, doch er hatte ihr zum einen, mit seinen letzten Worten deutlich gemacht, dass das Tier in ihm nur darauf wartete,, dass er es frei ließ und zum anderen war sie einfach viel zu erschöpft, sich weiterhin wach zu halten. Als sie schon beinahe eingeschlafen war, legten sich seine kalten Finger sanft um ihre Hand und hielten sie fest. Ein leichtes Lächeln umschlich ihre blassen Lippen und sie war endgültig eingeschlafen.
 

Als Hikari erwachte bemerkte sie zuerst, das sie nicht mehr fest gehalten wurde. Dann kamen die Erinnerungen und sie schoss förmlich hoch. Ihre Augen suchten die andere Bettseite ab, doch sie war allein.

"Suchst du Ayato-kun?" ließ eine Stimme in ihrem Rücken sie mit einem leisen Aufschrei herum fahren.

Auf dem Lesesessel am Fenster saß Reiji, schob mal wieder an seiner Brille herum und blickte sie missbilligend an.

"Du hast ganze 3 Tage und Nächte geschlafen", seufzte er entnervt,

"Sollte er etwa die ganze Zeit bei dir liegen?"

Er erhob sich und trat bedrohlich zu ihr, sodass sie hektisch den Kopf schüttelte, als Antwort auf seine Frage und in der Hoffnung, er würde ihr dann nicht noch näher kommen.

Das tat er jedoch trotzdem und lehnte sich sogar, noch bedrohlicher, über sie.

"Du machst eine Witzfigur aus ihm", knurrte er ihr entgegen,

"Wie ein braves Hündchen hat er bei dir gelegen, bis vor wenigen Stunden noch und hat aufgepasst, dass niemand dir zu nahe kommt. Bettelt er auch schon um dein Blut, statt es sich zu nehmen, wenn er es will, huh?"

Seine Hand krallte sich in das T-Shirt, welches Ayato ihr scheinbar statt der Schuluniform angezogen hatte, drehte seine schlanken Finger in den Stoff ein und zog ihn damit enger um Hikari´s Körper.

Dann zerrte er sie das letzte kleine Stück zu sich und funkelte ihr genau in die Augen.

"All meine Brüder sind regelrecht verrückt nach deinem Blut", knurrte er gefährlich,

"Wenn es wirklich so besonders ist, will ich es haben und ich werde nicht darum betteln wie dieser armselige Freak, der sich selbst Ore-sama nennt! Ich nehme, was immer ich will und das wann und wie ich es will! Ich habe mich schon viel zu lange zurück gehalten!"

Mit einem Ruck zerrte er sie noch näher und sofort spürte sie den scharfen Schmerz in ihrer linken Halsbeuge.

»Damit sind es jetzt alle sechs...«, war ihr schmerzlich bewusst,

»Die Hölle ist ein Spießroutenlauf.«

Sie spürte, wie Reiji das Blut aus ihrem Körper sog, wie seine Arme sie umschlangen und ganz fest an ihn zogen, bevor seine Zähne sich ein weiteres Mal in ihren Hals bohrten und sie sein zufriedenes Seufzen vernahm.

Hikari´s Herz krampfte sich zusammen und mit aller Kraft wehrte sie sich gegen das Gefühl, welches langsam in ihr aufstieg.

»Ich will das nicht!«, schrie sie innerlich,

»Das ist mein Körper und ich lasse das einfach nicht zu, verdammt!«

Ihre Hände stemmten sich gegen Reiji´s Schultern und sie versuchte mit aller Kraft, ihn von sich zu drücken.

Das jedoch hatte lediglich zur Folge, dass seine Zähne sie deutlich mehr verletzten und somit auch deutlich mehr Schmerz bereiteten. So viel Schmerz, dass sie laut aufschrie und dann schluchzend in seiner Umklammerung erschlaffte.

"So ist es brav", vernahm sie seine höhnenden Worte,

"Sei ein gutes Mädchen und ergib dich mir. Dann bist du für immer mein!"

Er biss erneut zu und abermals schrie Hikari auf.

Doch es war ein Wutschrei, welcher gleichzeitig den Schmerz erträglicher machen sollte, da sie direkt erneut versuchte, sich energisch von ihm fort zu drücken.

»In dem Moment in dem du aufhörst, dich zu wehren, wirst du in diesem Haus sterben«, hallten Subaru´s Worte plötzlich in ihrem Kopf.

Genau so war es.

Sich den Vampiren und diesem Schicksal einfach zu ergeben würde am Ende nichts als einen qualvollen Tod bringen. Jeder der Brüder wollte sie besitzen und würde sie sich jedem von ihnen ergeben, konnte sie daran nur zugrunde gehen. Wenn sie ihnen auch nicht wirklich entkommen konnte, so musste sie doch dagegen kämpfen, von ihnen einfach nur benutzt zu werden, wie ihnen gerade der Sinn danach stand.

Immer kräftiger stemmte sie sich gegen Reiji, presste ihre Kiefer fest aufeinander um ihre Schreie wenigstens etwas zu dämpfen und den immer stärker werdenden Schmerz zu ertragen. Wenigstens verhinderte dieser Schmerz das gefährliche Verlangen ihres Körpers, welches diese verfluchten Bisse immer wieder auslösten. Dennoch würde sie diesem Schmerz auch nicht mehr sehr lange standhalten können, wenn sein Limit nicht endlich erreicht war.

Dann ganz plötzlich ließ er nach und für den Bruchteil einer Sekunde fühlte sie sich frei. Dann jedoch hatte sie das Gefühl, ihre Handgelenke würden jeden Moment einfach zersplittern. Sie fühlte das Gewicht auf ihrer Hüfte und die eiskalten Finger, welche ihre Handgelenke mit der Gewalt eines Schraubstocks umklammerten. Reiji hockte auf ihr und hatte sie absolut bewegungsunfähig gemacht. Mit einem diabolischen Grinsen lehnte er sich ganz dicht zu ihrem Gesicht und verzog spöttisch den Mundwinkel.

"Weißt du, du wertloser Mensch, mir persönlich ist es egal, wie sehr meine Zähne dein Fleisch aufreissen und welche Narben dadurch zurück bleiben", schnurrte er gefährlich,

"Wenn du aber versuchst, mich gänzlich von dir weg zu drücken und mir dein Blut zu verweigern, dann muss ich dir leider zeigen, wo dein Platz ist..."

Seine Finger schlossen sich noch härter um ihre Handgelenke und Hikari schrie schmerzlich auf.

"Ich könnte sie dir mit Leichtigkeit brechen...", klang seine Stimme in einem bedrohlichen Hauch direkt an ihr Ohr,

"Ich könnte jeden einzelnen deiner Knochen brechen und dich dann einfach zum Sterben liegen lassen. Oder ich könnte weiterhin jede Blutzufuhr zu deinen Händen unterbrechen bis sie anfangen abzusterben und zu faulen und wenn ich dich dann wieder freigebe wird das abgestorbene Blut aus deinen Händen sich in deinem ganzen Körper verteilen, dich langsam aber sicher vergiften und qualvoll sterben lassen..."

Hirkari sog hörbar Luft ein und zitterte heftig vor Angst und Schmerz.

Dieser Vampir war definitiv der gefährlichste der sechs Brüder. Hinter Reiji´s perfektem Erscheinungsbild und dem großen Wert auf Sitte und Anstand, verbarg sich ein, von blindem Zorn zerfressener, Sadist wie er im Buche stand. Von diesem Vampir konnte sicher selbst der Marquis de Sade noch vieles lernen.

Sein leises, amüsiertes Lachen unterstrich dies nur noch.

"Ich könnte mir auch einfach nur dein, wirklich unglaublich wohlschmeckendes, Blut nehmen...", spürte sie zuerst seinen Atem über ihren Hals gleiten und direkt danach seine kalte Zunge,

"Bis auf den letzten Tropfen...."

Hikari´s Augen weiteten sich und sein erneutes, leises Lachen ließ einen unangenehmen Schauer über ihren Rücken rollen. Beinahe panisch sah sie ihm in die Augen, als er den Kopf anhob, um ihr Gesicht sehen zu können.

"Was also wünscht du dir von mir, Menschlein?" wisperte er herausfordernd,

"Schmerz...?"

Er ließ seine Zunge nochmals über ihren Hals streichen, wodurch ihr ein ängstlicher Laut entwich und ihr Zittern heftiger wurde.

"...den Tod...?"

Seine Stimme war ein verheißungsvolles Flüstern und seine Zähne kratzen spürbar über ihre Haut.

"...oder Liebe...?"

Quälend langsam bohrten seine Zähne sich in ihre Kehle und mit einem schmerzvollen Seufzen bog ihr Körper sich ihm entgegen.

"Als wüsste auch nur einer von euch, was Liebe ist", presste sie abfällig hervor.

Die körperliche Gegenwehr hatte sie aufgegeben.

Das brachte lediglich Schmerz und ihr Leid würde den Vampir nur noch mehr anstacheln. Also wehrte sie sich mit dem Einzigen, was ihr in ihrer Situation noch blieb - mit Worten.

"Ihr seid allesamt schlimmer als wilde Tiere", spieh sie hervor, während Reiji sie weiterhin ihres Blutes beraubte,

"Die quälen ihre Beute nicht zum Spass oder ergötzen sich an deren Leid. Bestien seid ihr! Das ihr euch überhaupt wagt, ein Wort wie 'Liebe' auszusprechen, ist absoluter Hohn!"

Sie konnte fühlen, wie seine Lippen sich zu einem Grinsen verzogen und er gleich darauf von ihr abließ, um sie erneut anzusehen. Seine Griffe lockerten sich bis zu einem erträglichen Grad und in seinem Gesicht erkannte sie deutliches Interesse.

"Du hast Recht", lächelte er beinahe,

"Keiner von uns weiß wirklich, was Liebe ist. Wir sind Vampire und waren es schon immer. Menschliche Gefühle sind uns fremd! Liebe hätten wir nur von anderen erfahren können, doch wir alle kennen nicht einmal Mutterliebe..."

Seine Stimme senkte sich immer weiter ab und er lehnte sich so dicht zu ihren Lippen, dass er sie schon hauchzart berührte.

"Und Mädchen die zur Beute werden, bringen ihrem Jäger keine Liebe entgegen...nicht wahr...?"

Er drängte ihr zielstrebig einen Kuss auf, war dabei aber so erschreckend zärtlich, dass Hikari´s Körper direkt mit einem leichten Kribbeln antwortete. Ihre, vor Entsetzen, geweiteten Augen musterten Reiji genau. Er hatte die Augen geschlossen und wirkte wirklich, als würde er diesen Kuss genießen. Als er dann auch noch ihre Handgelenke frei gab, war ihre Verwirrung vollkommen. Im nächsten Moment schmiegte seine Hand sich an ihren Hals und Nacken und sein Daumen streichelte sanft über ihre Wange. Sie bekam sofort eine Gänsehaut und das Kribbeln in ihr wurde stärker. Noch konnte sie es kontrollieren, aber dies konnte sich von einer auf die andere Sekunde ändern. Es hing ganz davon ab, was Reiji tat oder noch tun würde.

Der unterbrach den Kuss, öffnete die Augen und zog sich nur wenig zurück. Auf seinen Lippen lag ein Lächeln, dass ihn viel weniger kalt aussehen ließ und sein Daumen strich noch immer federleicht über ihre Wange.

"Du sehnst dich so verzweifelt nach Liebe, kleines Menschenmädchen...", flüsterte er und sogar seine Stimme klang viel weicher als sonst,

"...so verzweifelt, dass du sie sogar bei Wesen wie uns suchst..."

Er schloß erneut seine Augen, um sie abermals zu einem unglaublich berauschenden Kuss zu verführen.

Dieses Mal erlag Hikari seinem Charme und ihre Lider schlossen sich ebenfalls.

»Seine Abgründe sind die tiefsten von allen«, war da ein kurzer Gedanke,

»Aber noch niemals bin ich so unglaublich zärtlich geküsst worden... Dr. Jekyll und Mr. Hyde...«

Als Reiji sie frei gab und plötzlich neben dem Bett stand, blinzelte sie kurz irritiert.

Sie fühlte sich, als hätte man sie aus einem wunderschönen Traum gerissen und brauchte einige Augenaufschläge lang um zu begreifen, was geschehen war. Dann blickte sie den hochgewachsenen Vampir ungläubig an.

"Erwarte nicht, dass ich oder irgendeiner meiner Brüder dir soetwas wie Liebe entgegen bringt", sagte er nun in seinem üblich, abfälligen Ton und seine magentafarbenen Pupillen blitzten so kalt wie eh und je,

"Das einzige, das Vampire wie wir wirklich lieben, ist Blut! Und selbst wenn es nicht schon lange zu spät dafür wäre...wie will ein jämmerliches, kleines Menschlein wie du uns zeigen, was Liebe ist? Wo du es doch selbst nicht weisst..."

Er drehte sich um und ging.

Wie versteinert saß Hikari da und starrte ihm nach, sah zu, wie er ganz langsam die Tür hinter sich schloß, während in ihrem Kopf ganz großes Kino stattfand.

Was ging hier verdammt nochmal vor sich? War sie wirklich derart leicht zu durchschauen für sie alle? Wie war es möglich, dass sie immer genau ins Schwarze trafen, wenn sie es wirklich darauf anlegten? Verriet sie sich derart deutlich selbst oder waren Vampire so empathisch, dass sie jederzeit erfühlen konnten, was in ihr war? Und was für ein Spiel spielte Reiji mit ihr? Was hatte er ihr mit seinen Küssen beweisen wollen? Hatte er ihr damit überhaupt etwas beweisen wollen? Oder hatte er sie einfach nur getestet?

Das leise Klicken der Tür riss sie sowohl aus ihren Gedanken, alsauch aus ihrer Starre.

"Reiji-kun, bitte warte", sprang sie hektisch vom Bett hoch und lief zur Tür.

Mit Schwung riss sie diese auf und wäre beinahe in den zweitältesten Bruder hinein gerannt, weil dieser noch direkt vor der Tür stand und sie grinsend von oben herab ansah.

Sofort sank sie wieder etwas in sich zusammen, blieb aber standhaft und sah ihm genau in die Augen. Auch als dieser sich wieder dicht an ihr Ohr hinab lehnte, wich sie weder zurüch, noch ließ sie ein Zittern ihres Körpers zu.

"Wenn ich dich besitzen will, dann wirst du schneller darum betteln mein werden zu dürfen, als du für die Entscheidung gebraucht hast, mir nach zu laufen", hauchte er beinahe arrogant,

"Wähle deine Wünsche weise, kleines Menschenmädchen, denn jeder von uns könnte sich dazu entscheiden, sie dir zu erfüllen..."

Dieses Mal ging er wirklich und ließ Hikarie noch unschlüssiger zurück, als zuvor in ihrem Zimmer.

Reiji hatte genau gewusst, dass sie ihm nachlaufen würde und direkt vor der Tür auf sie gewartet, um ihr noch deutlicher zu machen, dass sie ihm absolut ausgeliefert war. Egal was auch immer er wollte, konnte er auch mit Leichtigkeit bekommen und sie sogar noch dazu bringen, es ihm mit Freude zu geben.

Oh ja, Reiji war ganz sicher der gefährlichste der Brüder. Bei ihm in Ungnade zu fallen mußte sie tunlichst vermeiden, wenn sie einem grausamen Tod durch eiskalte Folter entgehen wollte. Glücklicherweise war er nicht so ein versessener Jäger wie die beiden grünäugigen Teufel und präsentierte seine Überlegenheit lieber stilvoll. Mit ihm eine halbwegs tragbare Co-Existenz aufzubauen, dürfte für sie ebenso im Bereich des Möglichen liegen, wie bei dem Faultier Shu. Auch für Subaru würde sie sicherlich eine annehmbare Lösung finden, so selten nur möglich mit ihm konfrontiert zu werden. Der kleine Irre mit dem Teddy würde allerdings wohl dauerhaft ein ernstes Problem darstellen. Mit ihm auf irgendeine Weise co-existieren zu können, erschien Hikari derart unmöglich, dass sie sogar fürchtete, dass er zu einem größeren Problem für sie werden könnte, als die beiden besitzergreifenden Rotschöpfe.

Langsam schloß sie die Tür und ging zurück zum Bett. Völlig in Gedanken ließ sie sich auf die Bettkante sinken und starrte ins Leere. Sie brauchte einen Plan. Einfach nur von diesem auf den nächsten Tag zu überleben reichte nicht aus. Sie konnte sich nicht dauerhaft von den Brüdern umher scheuchen lassen wie ein verängstigtes Reh und hoffen, dass irgendwann etwas besser werden würde.

Schokoladenplätzchen und ein zerbrochenes Glas

Nachdem Hikari eine Weile gegrübelt hatte, war sie duschen gegangen um sich das Blut und Reiji´s Geruch vom Körper zu waschen. Sie mußte einfach aufmerksamer werden. Weder hatte sie körperlich eine Chance, sich gegen einen der Vampire ernsthaft aufzulehnen, noch konnte sie etwas vor ihnen verbergen, wenn diese etwas wirklich wissen wollten. Ihr Plan war also nicht wirklich einer. Es waren eher einige kleine Dinge die sie tun konnte, um keinen der Brüder unnötig zu verärgern und ihnen vielleicht so auch etwas weniger Angriffsfläche zu bieten. Das erste auf ihrer kurzen Liste der Möglichkeiten war, Ayato stets so milde nur möglich zu stimmen. Sein Ego zu streicheln dürfte ihr nicht allzu schwer fallen. Schmierte sie ihm genug Honig ums Maul, wäre ein großer Teil ihres Problems mit ihm bereits gelöst. Als nächstes hieß es weitgehend zu vermeiden, dass er einen seiner Brüder an ihr roch oder sie sogar mit einem von ihnen erwischte. Das konnte sie ganz sicher nicht jedes Mal verhindern, doch auch da gab es kleine Chancen für sie, einer Bestrafung des besitzergreifenden Vampirs, der sie als sein Eigentum sah, hin und wieder zu entgehen.

Als sie aus dem Bad zurück in ihr Schlafzimmer ging begann sie langsam sich zu fragen, wo Ayato überhaupt war. Normalerweise bekam er beinahe alles mit, wenn es um sie ging. Doch auch von den anderen hatte sie bisher weder etwas gehört, noch gesehen. Einzig Reiji war ihr seit dem Aufwachen begegnet. Es war schon irgendwie seltsam, dass sie vollkommen unbehellig hatte duschen können, wie sie im Nach hinein nun fest stellte. Irgendeiner der sechs tauchte sonst doch immer genau dann auf, wenn Hikari es so absolut gar nicht brauchen konnte - warum also hatte sie einzig Reiji zu Gesicht bekommen in den letzten ein einhalb Stunden? Irgendetwas ging vor sich. Diese Ruhe konnte einfach nichts Gutes verheissen. Nicht in diesem Haus.

Sie beschloß, sich aus dem Zimmer zu wagen und heraus zu finden, wo sie alle hin waren. Außerdem wollte sie sich einen Cranberry Saft holen, denn damit war sie bisher recht nachlässig umgegangen und vielleicht half es ihr wirklich etwas, den Saft regelmässig zu sich zu nehmen. Sie konnte jedes bißchen Kraft und vor allen Dingen, jeden Tropfen Blut, gebrauchen.

Als sie in der Küche ankam, wäre sie an Ort und Stelle am liebsten tot umgefallen. Sie hatte wirklich damit gerechnet irgendwo auf dem Weg einem der Brüder doch noch in die Arme zu laufen, aber beim öffnen der Küchentür, hatte sie sich bereits in Sicherheit gewähnt.

Nun aber stand sie direkt vor dem Stuhl auf welchem Kanato stand, seinen Teddy hoch hielt und diesen dazu antrieb, ihm die Plätzchen vom Schrank zu holen, die sein blöder Bruder wieder vor ihm da oben versteckt hatte. Eine Sekunde lang hatte Hikari den Drang, sich einfach ganz schnell wieder aus der Küche hinaus zu stehlen, doch da sah der kindliche Vampir sie auch schon an. Sofort jagte ihr ein kalter Schauer über den Rücken und sie musste hart gegen den Fluchtinstinkt ankämpfen.

"Warum starrst du uns so an, Mensch?" zischte er ihr gleich entgegen,

"Mach dich gefälligst nützlich und hol uns die Plätzchen von da oben herunter. Teddy und ich sind zu klein, um da heran zu reichen."

"Ich bin auch nicht größer als du", rutschte es Hikari dummerweise heraus und sofort hielt sie sich den Mund zu.

"Du sollst uns nicht widersprechen!" fuhr der lilahaarige Vampir sie an und stand in der nächsten Sekunde direkt vor ihr.

Hikari´s Knie wurden weich und zu verhindern, dass sie zu zittern begann, fiel ihr sekündlich schwerer.

"Entweder du holst jetzt die Plätzchen da herunter oder du gehst zu Raito-kun und sagst ihm, dass er das tun soll", knurrte er sie finster an,

"Such dir aus, was du tun willst, aber mach gefälligst schnell!"

"Ra...Raito-kun?" stammelte Hikari entsetzt,

"Hat er deine Plätzchen da hinauf gelegt? Warum tut er das?"

Sie wusste selbst nicht, wieso sie gefragt hatte, würde sie doch sowieso keine vernünftige Antwort bekommen.

Andererseits, was hatte sie nun schon zu verlieren? Augenblicklich gab es zwei Möglichkeiten für sie. Entweder sie stellte Kanato zufrieden - was ziemlich aussichtslos war, da auch sie nicht an die Plätzchen würde heran reichen können - oder aber sie musste sich in Raito´s Hände begeben und wie das enden würde, war relativ klar. Zudem würde danach auch noch Ayato´s Zorn sie wieder treffen, wenn er auch nur das geringste davon erfuhr. Was da am Ende dann wirklich das kleinere Übel war, war unmöglich abzuwägen.

In der nächsten Sekunde hatte Kanato ihr die Entscheidung allerdings bereits abgenommen. Ganz plötzlich packte er sie, riss sie herum und schubste sie auf den Stuhl, auf welchem er gerade gestanden hatte. Geschockt blickte Hikari zu ihm auf und erkannte sofort diesen gefährlichen Glanz in seinen Augen.

"Ich...kann dir Plätzchen backen", presste sie in einem verzweifelten Versuch hervor, als seine Zähne sich ihr bereits näherten.

Hingegen jeder Erwartung richtete Kanato sich wieder auf und sah sie beinahe erstaunt an.

"Du würdest mir meine eigenen Plätzchen backen?" fragte er und seine Stimme klang, als könne er dies wirklich nicht glauben,

"Nur für mich? So, wie ich sie mag? Süß wie dein Blut?"

Ok, das mit dem Blut hätte er sich jetzt sparen können, war Blut doch ganz sicher nicht süß, wusste Hikari, dennoch nickte sie und brachte sogar ein Lächeln zustande.

"Nur für dich allein", sagte sie,

"Für dich und Teddy und genau so, wie du sie haben willst."

Er sah sie abschätzend an und schien wirklich darüber nach zu denken.

"Was meinst du Teddy?" sah er sein Plüschtier an,

"Wollen wir wissen, wie ihre Plätzchen schmecken?"

Hikari schluckte.

Wenn der Vampir sich auf diesen Deal einließ, hatte sie vielleicht doch etwas gefunden, womit sie selbst ihn etwas ruhiger stellen konnte. Wenn er mit ihrer Backkunst zufrieden war, würde sich dies vielleicht vorteilhaft für sie auswirken.

"Also gut", sah er sie dann an,

"Teddy und ich wollen Schokoladen Cookies. Mit einem flüssigen Schokoladenkern und wehe, du versuchst uns zu hintergehen!"

"Das würde ich niemals", sprang Hikari auf.

Die Erleichterung, dass sie Kanato davon abgebracht hatte, sie zu beißen gab ihr regelrecht Schwung und beinahe freute sie sich sogar auf´s Plätzchen backen.

Ohne jede Scheu suchte sie zusammen, was sie benötigte, fragte sogar einige Male Kanato danach, wo sie etwas fand und hatte bald alles vorbereitet. Sie entspannte sich mit jeder Handlung etwas mehr, war plötzlich voll in ihrem Element und störte sich nicht einmal mehr daran, dass der psychopathische Vampir ihr die ganze Zeit aufmerksam auf die Finger schaute.

Sie erlebte gerade ein kleines Stück Normalität, ein unscheinbares Sück Alltag, welches sie früher niemals für bedeutungsvoll - und eher lästig - gehalten hätte. Nach allem, was aber in den letzten Tagen oder gar Wochen für sie das normale Leben geworden war, schätzte sie nun jede Sekunde die nichts mit Blut, Folter oder Flucht zu tun hatte und genoss die Möglichkeit Plätzchen backen zu können, einfach nur in vollen Zügen.

Zum ersten Mal fühlte sie sich nicht wie eine Maus umzingelt von sechs ausgehungerten Katzen, seit sie von Ayato in dieses Haus verschleppt worden war. Zum ersten Mal war sie nicht gehetzt und auf der Flucht. Zum ersten Mal hatte sie keine Angst und fühlte sich...

"Zu Hause...", murmelte sie und erschrak fürchterlich, als Kanato wissen wollte, was sie gesagt hatte.

Sie war bereits genug erschrocken, über ihre eigenen Gedanken und das Kanato jetzt auch noch neugierig wurde, verunsicherte sie wieder vollkommen.

"Nichts, nichts", gluckste sie verlegen,

"Ich rede nur manchmal mit mir selbst."

Sie wurde rot und fühlte sich deutlich unwohl unter seinen prüfenden Blicken.

"Du bist ein seltsames Mädchen", kam es schließlich von ihm,

"Selbst für einen Menschen."

Damit war diese Sache scheinbar erledigt und Hikari fiel ein Fels in der Größe des Mount Everest vom Herzen.

»Die zweite Eskalation abgewendet«, dachte sie erleichtert und auch ein bißchen stolz.

Scheinbar war es wirklich möglich, Kanato daran zu hindern, die Grenze zu seinem ganz persönlichen Wahnsinn zu überschreiten. Die Freude darüber wich jedoch schnell wieder dem vorherigen Gedanken. War es wirklich möglich, dass sie sich hier zu Hause fühlen konnte? Hier in diesem Haus? Umgeben von sechs, emotional völlig gestörten, blutrünstigen Vampiren?

»Vielleicht verliere ich allmählich den Verstand«, kam ihr in den Sinn,

»Der ständige Bluverlust, die nie endende Angst wieder einem von ihnen in die Arme zu laufen, rund um die Uhr auf der Flucht...das hält niemand auf Dauer aus, ohne Schaden zu nehmen...«

Dabei wurde sie sich abermals bewusst, dass sie nicht einmal wusste, wie lange sie schon hier - oder welches Datum heute war. Jegliches Zeitgefühl war ihr abhanden gekommen und durch Bewusstlosigkeit und tagelange Schlafphasen war es ihr unmöglich, überhaupt noch annähernd ein Empfinden dafür zu haben, wie lange sie nun schon eine Gefangene in diesem Haus war.

So in ihre Gedanken vertieft vergaß sie wieder, dass Kanato sie genau beobachtete und hatte bald das erste Blech mit Cookies im Ofen. Während sie den restlichen Teig verarbeitete und noch ein zweites Blech beinahe komplett füllte, schwängerte bereits ein dezenter Gebäckduft die Luft im Raum. Nur wenig später schnappte Hikari sich die Ofenhandschuhe, um die erste Ladung aus der Hitze zu holen. Allerdings zog sie die Schutzhandschuhe nicht an, sondern faltete sie nur um das heiße Blech, um es dort halten zu können. Sie stellte es auf die Arbeitsfläche, damit es auskühlen konnte.

Jetzt trat auch Kanato zu ihr und sah neugierig auf die fertigen Plätzchen.

"Die sehen schon ganz gut aus...", warf er ihr einen undeutbaren Blick zu.

"Danke", lächelte Hikari, denn dieses Kompliment freute sie wirklich.

Sie nahm das andere Blech - natürlich ohne die Ofenhandschuhe, denn es war ja noch kalt - und schob es schnell in den Ofen..

In der nächsten Sekunde sprang sie mit einem Aufschrei zurück und hielt sich die Hand.

"Verdammter Mist", fluchte sie und Kanato sah sie an.

"Hast du dich verbrannt, du Arme?" fragte er beinahe mitleidig und griff nach ihrer Hand,

"Das muss fürchterlich weh tun..."

Er pustete leicht über die knallrote Stelle und sofort glitt ein Schauer ihren Rücken hinab.

Der Vampir war völlig entspannt, wirklich freundlich und beinahe schon hilfsbereit, doch genau das beunruhigte Hikari gerade ungemein. Sorge? Mitgefühl? Von einem Wahnsinnigen, der obendrein noch ein Vampir war? Das passte so überhaupt nicht und auch wenn es Kanato scheinbar wirklich milde stimmte, dass sie extra für ihn Plätzchen gebacken hatte - dieses Verhalten jetzt war doch einfach nur zu viel des Guten für so etwas Winziges, wie ein paar selbstgemachte Kekse. Besonders da es hier um Kanato ging. Und bevor sie noch weiter darüber nachdenken konnte, bohrten seine Zähne sich in ihren Zeigefinger, genau in die Stelle, an welcher sie sich verbrannt hatte.

Reflexartig presste sie die Kiefer aufeinander, konnte das schmerzliche Aufstöhnen jedoch trotzdem nicht unterdrücken. Auch die Tränen, welche ihr sofort in die Augen schossen, waren unmöglich zurück zu halten. Allein die Verbrennung schmerzte schon höllisch, doch seine Fänge vervielfachten den Schmerz auf ein unsagbares Mass.

"Wieso...tust du das...Kanato-kun...?" presste sie zwischen den Zähnen hindurch, als er seine Zähne, ebenso schmerzhaft, aus ihrem Finger löste.

Sofort rann Blut aus den frischen Wunden und tropfte zu Boden.

"Warum?" seuselte Kanato und zog sie leicht etwas zu sich,

"Du hast versprochen, sie genau so zu machen, wie ich es will...süß...wie dein Blut..."

Er dirigierte ihre Hand über das Backblech mit den fertigen Plätzchen und ließ grinsend ihr Blut auf diese tropfen.

»Er hatte genau das von Anfang an vor«, schoss es Hikari durch den Kopf,

»Es ging nicht um die Plätzchen, sondern um mein Blut darauf.«

Mit einem zufriedenen Schnurren nahm Kanato ein Plätzchen und drehte sich zu dem Mädchen.

"Du darfst zuerst probieren", blitzte deutlich wieder der Wahnsinn in seinen Augen,

"Dann sagst du mir, ob du mit deinem Werk zufrieden bist."

Er führte den Keks zu ihren Lippen, doch Hikari drehte angewidert den Kopf beiseite.

"Du wagst es...!?" brauste Kanato sofort auf,

"Hattest also doch vor, mich zu vergiften, du wertloser Mensch!"

Sein Griff um ihre Hand wurde stahlhart und sofort schossen weitere Tränen in ihre Augen.

"Nein", schluchzte sie, denn es fühlte sich an, als bräche er ihr gleich die Hand,

"Sie sind nicht...vergiftet! Gib mir eines ohne Blut, dann...esse ich es auch."

"Dein eigenes Blut und du willst es nicht?"

Seine Stimme klang, als könne er das wirklich absolut nicht glauben.

Kurz lockerte sich sein Griff, doch gerade als Hikari erleichtert seufzte, zogen seine Finger sich wieder zu und sofort verließen ihre Lippen wieder deutliche Schmerzlaute.

"Du wirst das jetzt essen!" fuhr er sie beinahe von Sinnen an,

"Mach schon!"

Er drückte das Gebäck gegen ihre Lippen, doch sie weigerte sich unter Schluchzen, diese zu öffnen.

"Mach schon!" schrie der Vampir nun und sie zuckte heftig zusammen.

Er ließ ihre Hand los und packte stattdessen ihren Kiefer.

Mit schmerzhaften Druck zwang er sie, ihren Mund zu öffnen, wobei er schallend lachte.

»Wäre ich doch besser zu Raito gegangen«, liefen Tränen ihre Wangen hinab,

»Wie konnte ich mir nur einbilden, ausgerechnet mit diesem Irren umgehen zu können?«

"Los iss!" gluckste Kanato und schob ihr den blutigen Keks in dem Mund.

Dann verschloss er ihre Kiefer und hielt ihr den Mund zu.

"Selbst wenn du dich weigerst, zu kauen...", schnurrte er und lehnte sich dicht zu ihrem Ohr,

"Dein Speichel wird ihn auflösen und er wird dir, zusammen mit deinem Blut, auf der Zunge zergehen. Und ich werde in der ganzen Zeit dein süßes Blut saugen und heraus finden, ob es dadurch noch süßer wird..."

Hikari schluchzte und versuchte verzweifelt, sich zu befreien, doch sofort drückte der Vampir sie mit dem Rücken auf die Arbeitsfläche und lehnte über ihr.

Schmerzhaft drückte sich das Blech mit den Plätzchen in ihren Rücken. Es war noch warm, doch zum Glück nicht mehr heiss und so war ihr größtest Problem gerade, dass ausgerechnet der kleine Verrückte sie wieder in die Finger bekommen hatte. Er würde sie beißen und Gott weiss, was noch mit ihr machen. Grenzen in irgendeine Richtung gab es für ihn ganz sicher nicht. Sie war ihm ausgeliefert und wartete ergeben auf den Schmerz.

Der schoß kaum eine Sekunde später durch ihren Körper. Reißend, von unglaublicher Intensität, so unerträglich, dass Hikari beinahe in Versuchung kam, sich zukünftig lieber in Nähe der Brüder aufzuhalten, dessen Bisse zwar ein übles Libido Problem brachten, dafür aber nicht von solch unglaublicher Schmerzintensität waren. Sie hatte das Gefühl, jede Sekunde nicht mehr atmen zu können vor lauter Schmerz und wünschte sich nur noch eines:

»Wäre ich doch nur gestorben, damals an der Klippe...«

Plötzlich ein lautes Klirren und Kanato ließ augenblicklich von ihr ab.

Sofort legte sie die Hand auf ihren Hals und rutschte umständlich von der Arbeitsfläche.

"Shu!" hörte sie ihren Peiniger knurren,

"Was soll das?"

Hikari hatte kurz zu kämpfen, auf den Beinen zu bleiben und musste sich abstützen, dann jedoch wich das Schwindelgefühl von ihr und sie erlangte die Kontrolle über ihre Muskeln zurück.

"Rede schon!" keifte Kanato ungeduldig, da er bisher noch keine Antwort bekommen hatte.

Hikari hob den Kopf und sah den blonden Vampir direkt an der Tür stehen.

Er hatte, wie üblich, seine Stöpsel in den Ohren, die Augen geschlossen und wirkte völlig entspannt. Kanatao machte es eher wütend, das sein ältester Bruder absolut gar nicht reagierte.

"Sag was oder hau ab!" zischte er.

Jetzt öffnete Shu die Augen und seufzte genervt.

"Mir ist einfach nur das blöde Glas aus der Hand gerutscht", murmelte er ziemlich gleichgültig,

"Konnte ja nicht ahnen, dass du - hingegen Reiji´s strikten Anweisungen - solche Dinge außerhalb deines Zimmers tust..."

Er zuckte leicht mit den Schultern.

"Das war doch Absicht", fuhr Kanato ihn an,

"Die anderen kannst du vielleicht täuschen, aber mich nicht! Du versuchst, ihr zu helfen."

Hikari nutzte gerade die Chance, von Kanato weg zu kommen und aus der Küche zu fliehen.

Sie wollte einfach an der blonden Schlaftablette vorbei laufen und verschwinden. Die Worte des Lilahaarigen jedoch schossen beinahe wie Pfeile in ihren Kopf und sofort suchte ihr Blick diese traumhaft blauen Augen.

"Sie könnte mir nicht egaler sein", vernahm sie seine kalten Worte und sein Gesichtsausdruck jagte ihr einen Schauer über den Rücken,

"Von mir aus töte sie - dann ist endlich wieder Ruhe in diesem Haus!"

Sofort wich Hikari seinem Blick aus und zögerte auch, nun einfach an ihm vorbei zu laufen.

Natürlich hatte er ihr nicht helfen wollen. Wie konnte sie das auch nur eine Sekunde lang glauben? Auch wenn einer seiner Brüder es war, der diese Behauptung aufstellte - welchen Wert hatte das schon? Sie alle waren keine wirklichen Brüder. Ihr Blut verband sie zwar, aber eine Familie waren sie nicht. Sie akzeptierten sich, teilweise tolerierten sie sich auch nur, doch ganz sicher würde keiner von ihnen einen seiner Brüder retten, sollte soetwas jemals notwendig sein. Jeder von ihnen dachte nur an sich selbst und den eigenen Vorteil.

Hikari nahm all ihren Mut zusammen und hetzte nun doch an Shu vorbei. Die Hoffnung, dass er zu träge war, sie aufzuhalten trieb sie voran und nachdem sie aus seiner Reichweite entkommen war, atmete sie erleichtert auf. Die Mühe sie zu verfolgen würde er sich ganz sicher nicht machen. Das er in weniger als einem Augenaufschlag direkt vor ihr erscheinen konnte, wenn er wollte, hatte sie in diesem Moment völlig vergessen. Sie lief einfach nur so schnell sie konnte nach oben und Richtung ihres Zimmers.

Erst Reiji, der zwar noch annähernd gesittet vorgegangen war, ihr aber nichts desto Trotz absolut klar gemacht hatte, dass sie ihm ausgeliefert war und dann noch Kanato, dieser kleine Psycho mit dem Erscheinungsbild eines kränklichen, schwachen Jungen, der er jedoch ganz sicher nicht war. Er war genauso stark, wie alle seiner Brüder, kein bisschen weniger tödlich und einfach nur brandgefährlich, weil sein Irrsinn es unmöglich machte, ihn auch nur ansatzweise einzuschätzen.

Das war bereits wieder mehr Höllenqual, als Hikari an einem Tag ertragen konnte. Zudem schmerzte ihre Hand quälend heftig. Sie wollte sich einfach nur noch in ihrem Zimmer verstecken und am besten niemals wieder heraus kommen.. Schluchzend hastete sie den schumrigen Flur entlang, den Blick verschleiert durch die Tränen, welche noch immer nicht versiegen wollten und stieß gegen Jemanden.

»Shu«, stieg direkt Panik in ihr auf, doch dann erkannte sie den Duft.

»Natürlich«, fühlte sie ihre Kraft direkt schwinden,

»Jetzt auch noch Bestrafung für die Folter, die sein Bruder mir angetan hat...«

Sie spürte, wie ihre Knie nachgaben und auch, wie Ayato sie festhielt.

"Oi Chichinashi", hörte sie seine leicht überraschten Worte,

"Werd nicht schon wieder ohnmächtig!"

Er hob sie auf seine Arme und langsam hob Hikari den Kopf.

Sie bekam kein Wort heraus, sah ihn einfach nur beinahe flehend an, während aus ihren verweinten Augen noch immer unaufhörlich Tränen über ihre Wangen rollten. Sie hatte heute einfach keine Kraft mehr, sich auch ihm noch stellen zu müssen. Sie wusste, er war nicht weniger sadistisch als seine Brüder und soetwas wie Mitleid konnte sie auch von ihm nicht erwarten. Dennoch hatte sie gerade ein derartiges Bedürfnis nach Schutz und etwas Trost, dass sie all das einfach ignorierte und wirklich hoffte, Ayato würde sie verstehen.

Das er das natürlich nicht tat, wurde direkt bei seinen nächsten Worten deutlich.

"Du hast mich wieder betrogen", murrte er eisig,

"Und dann auch noch mit dem Singvögelchen. Hast du denn überhaupt keine Grenzen, dummes Mädchen?"

Er drehte sich um und trug sie n ihr Zimmer.

Hikari zitterte am ganzen Leib. Der pochende Schmerz der Brandverletzung raubte ihr fast den Verstand und die Angst vor dem, was Ayato nun mit ihr tun würde, gab ihr einfach nur den Rest.

"Bitte Ayato-kun", krampften sich ihre Finger in sein Hemd während sie ihr Gesicht an seiner Brust vergrub,

"Tu mir nicht auch noch weh, bitte. Ich halte das nicht mehr aus! Ständig erwischt Raito mich und als wäre das nicht schlimm genug, scheint Kanato-kun mich wirklich unbedingt tot sehen zu wollen."

Sie schluchzte immer lauter, presste sich immer fester an ihn und weinte ohne Unterlass.

Der Vampir war sichtlich irritiert, denn er blieb stehen und sah das völlig aufgelöste Mädchen auf seinem Arm unschlüssig an.

"Bitte Ayato-kun, du musst mich vor ihnen allen beschützen", bettelte die weinerliche Stimme brüchig,

"Reiji hat mich jetzt auch gebissen und ich habe so schreckliche Angst vor ihm. Er und Kanato sind...sind...sie sind..."

"Ich weiss, was sie sind", war Ayato´s Stimme erstaunlich ruhig, jedoch eisig und er setzte sich wieder in Bewegung.

Dieses mal warf er sie wieder auf´s Bett, jedoch nicht so, wie er es üblicherweise tat.

Eher, als wäre es eben einfach Gewohnheit und sogar mit einer gewissen Behutsamkeit ausgeführt. Als Hikari sich etwas drehte und zu ihm aufsah, schluckte sie leicht. Er stand da, ohne jede Regung, sah sie an und hatte einen Ausdruck in den Augen, den das Mädchen bei ihm noch niemals gesehen hatte.

War es wirklich möglich, dass ihre Worte ihn erreicht hatten? Das er ihre Angst verstand? Das er...?

"Reiji ist ein Bastard", ließen seine gezischten Worte Hikari direkt zusammen zucken,

"Er tut immer so edel und anständig, dabei hätte er jeden von uns längst getötet, wenn er nicht die Strafe unseres Vaters fürchten würde. Wir Brüder lieben einander nicht, jedoch haben wir zumindest noch eine gewisse Achtung voreinander. Reiji achtet Nichts und Niemanden! Für ihn heiligen seine Zwecke absolut jedes Mittel. Immer und überall, also halte dich von ihm fern!"

Er lehnte sich zu ihr hinab und sah ihr genau in die Augen, was Hikari verunsicherte, denn sein Blick war absolut nicht zu deuten für sie.

Zwar wirkte er gefasst, beinahe schon ruhig, doch es fiel ihr schwer zu glauben, dass er sie wirklich trösten oder beschützen wollte. Auch als seine kalten Finger sanft über ihre Wange strichen und einige Tränen fort wischten, erwartete sie jede Sekunde das abrupte Ende der minimal aufkeimenden Hoffnung in sich.

"Und Kanato muss niemand fürchten", sprach er, noch immer ruhig, weiter,

"Er ist nur ein kleiner Junge der spielen will, nichts weiter."

"Spielen?" rutschte es Hikari heraus und sie entzog sich Ayato´s Berührung, indem sie den Kopf weg drehte,

"Für euch alle ist das hier scheinbar nichts, als ein Spiel! Ihr spielt mit mir und meinem Leben und ich bin ganz allein und hilflos. Ich bin zu schwach, mich gegen irgendetwas zu wehren und niemand ist da, den ich um Schutz bitten kann oder der mich einfach nur ein wenig versteht..."

Sie drehte mit einem Ruck ihr Gesicht wieder zu ihm und sah ihn verbittert an.

"Nein Ayato", brachte sie, erstaunlich fest hervor,

"Für mich ist das alles hier kein Spiel und mit jedem weiteren Mal, wenn einer von euch sich einfach mein Blut nimmt wünsche ich mir mehr, dass ihr mich endlich tötet!"

Einen Moment lang regte der Vampir sich nicht, dann jedoch schlich sich ein Grinsen auf seine Lippen und er lehnte sich ganz dicht zu ihr.

"Bittest du mich darum, dich zu erlösen?" schnurrte er, ähnlich anzüglich wie Raito es so oft war,

"Finde dich damit ab - du gehörst mir und ich habe entschieden, dich niemals gehen zu lassen!"

Seine Zunge glitt langsam über ihre Kehle und er seufzte wohlig.

"Du bist mein!"

Seine Worte und sein Biss waren rasiermesserscharf, schnitten in ihr Fleisch und ihre Seele, nahmen ihr die letzte Hoffnung und besiegelten ihr Schicksal. Hikari würde ihm und der Hölle in diesem Haus niemals entkommen. Nicht durch Flucht und selbst nicht durch den Tod.

Eine harmlose Tasse Tee

Mal kurz zwischendurch - ich kenne, wie gesagt, nur die beiden Anime Staffeln von DL. Die Spiele kenne ich leider überhaupt noch nicht und dementsprechend richtet die Darstellung meiner Charas sich vorrangig nach dem Anime. Natürlich fliessen ab und zu auch Charakterzüge aus den Spielen mit ein, wenn ich neues Hintergrundwissen erlange. Wen das also nicht stört, der ist hier genau richtig. Viel Spaß mit Kapile 9. :)
 

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Als Hikari die Augen aufschlug erinnerte sie sich zuerst an gar nichts. Es war, wie jedes normale Erwachen nach dem Schlaf. Sehr schnell jedoch schlich ihr in den Kopf, dass sie gar nicht wirklich geschlafen hatte. Zuletzt war Ayato hier bei ihr gewesen, nachdem sie so gerade eben noch Kanato entkommen war.

"Also war ich schon wieder ohnmächtig", murmelte sie und setzte sich langsam auf.

Sofort verspürte sie einen leichten Kopfschmerz, der aber kaum der Rede wert war.

Ihre Hand schmerzte wesentlich mehr. Es war ein unangenehmes Pochen und Reißen. Die verbrannte Haut hatte sich bereits von ihrem Fleisch geschält - wahrscheinlich als Ayato sie ins Bett gedrückt und ihr Blut getrunken hatte - und ein feuchter, klebriger Film bedeckte die große Wunde. Deutlich sah man auch die beiden Löcher, welche Kanato´s Zähne hinterlassen hatten, mitten in dieser Brandwunde. Dort heilten sie offenbar nicht so schnell, wie auf gesunder Haut und bereiteten Hikari sogar noch zusätzliche Schmerzen.

Umständlich kroch sie aus dem Bett und blieb auf der Kante sitzen. Sie mußte die Verbrennung irgendwie versorgen, denn die Wunde war jetzt bereits schon leicht entzündet. Nur wie sollte sie das anstellen? Auf keinen Fall wollte sie zu Reiji gehen und diesen um Hilfe bitten. Sie erinnerte sich nicht daran, im Bad einen Erstehilfe Kasten gesehen zu haben, entschied sich aber dazu, diesen Umstand nochmals zu überprüfen. Vielleicht hatte sie Glück und es gab doch einen.

Sie verließ ihr Zimmer und schlich ins gegenüber liegende Badezimmer. Zuerst versicherte sie sich, dass der Raum auch wirklich leer war und nicht wieder Shu in der Badewanne lag oder irgendeiner der anderen sich hier irgendwie herum trieb. Zu ihrer Erleichterung war wirklich niemand hier und so sah sie sich genau um. Einen Erstehilfkasten gab es jedoch tatsächlich nicht. Dieser Umstand stellte Hikari vor ein wirkliches Problem. Sie musste ihre Wunde in jedem Fall versorgen, denn sonst würde die Entzündung schlimmer werden, sich ausbreiten und irgendwann sogar wirklich gefährlich werden. Da sie schlecht das ganze Haus auf den Kopf stellen konnte auf der Suche nach Medizin und Verbandszeug, würde sie einen der Brüder fragen müssen. Diese Vorstellung gefiel ihr so absolut gar nicht, denn es würde wohl auf Reiji hinaus laufen und mit ihm wollte Hikari nur noch so wenig Konfrontation wie nur irgendwie möglich. Je mehr Abstand sie zu ihm hatte, umso weniger konnte ihr Blut ihn verlocken und je seltener er davon trank, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass er sie irgendwann einfach nur besitzen wollte. Von Ayato als sein Eigentum angesehen zu werden brachte schon mehr als genug Schwierigkeiten, Angst und Schmerz. Sie brauchte keinen weiteren Vampir, der ernsthafte Besitzansprüche auf sie stellte. Zumal dieser Stalkie Raito sie eh bereits auch längst als sein Eigentum ansah - wenn er dies auch nicht ganz so klar aussprach wie sein Bruder und darum wesentlich weniges Aufsehen machte.

Ein schweres Seuzfen kam über ihre Lippen. Sie hatte keine Wahl. Nicht nur, dass die Wunde wirklich nicht gut aussah, sie bereitete auch ernsthafte Schmerzen und so setzte sie sich schließlich langsam in Bewegung. Sie verließ das Bad und schritt durch die, dezent beleuchteten, Korridore des riesigen Anwesens und ihre, beinahe zaghaften, Schritte brachten sie immer näher zu dem Vampir, der zwar wie ein perfekter Gentlemen erschien, in dem aber der gefährlichste Dämon aller Vampirbrüder lauerte.

Als sie sein Zimmer erreicht hatte holte sie nochmals tief Luft und hob langsam den Arm. Gleich würden ihre Fingerknöchel gegen das edle Holz klopfen und Reiji verraten, dass sie hier stand und zu ihm wollte. Das sie freiwillig sein Zimmer betrat und zu ihm kam, um ihn um etwas zu bitten, seine Hilfe zu wollen...

Je länger sie darüber nachdachte, desto weniger gefiel ihr die Situation. Im Grunde begab sie sich direkt in die Höhle des Löwen. Keiner der Vampire hatte je etwas für sie getan, ohne dadür eine Gegenleistung zu erwarten oder sich diese einfach zu nehmen. Würde Reiji ihr also einfach so behilflich sein, ihre Wunde versorgen und sie dann wieder unbehellig gehen lassen? Das würde er ganz sicher nicht.

"Wenn nur Mr. Hyde nicht wäre...", murmelte sie vor sich hin.

Dr. Jekyll war wirklich beinahe ein angenehmer Zeitgenosse, gegen diesen. Ein 'gut gelaunter' Reiji - sofern es diesen überhaupt gab - gab sich rundherum beinahe anständig, war sehr diszipliniert und kontrolliert. Selbst seinen Blutdurst konnte er scheinbar sehr viel besser kontrollieren, als jeder seiner Brüder. Selbst der träge Shu hatte sich recht schnell ihres Blutes bedient, bei erstbester Gelegenheit. Reiji hingegen hatte keines ihrer Aufeinandertreffen genutzt oder ihr irgendwo aufgelauert, wie alle anderen es getan hatten und leider auch immernoch taten. Er hatte sich von ihr fern gehalten und war einfach zu ihr ins Zimmer gekommen, als es ihn letztendlich nach ihrem Blut verlangte. Keine dummen Spielchen wie bei Ayato oder Raito, kein wie zufällig ganz unschuldig auftauchen und dann doch blitzschnell zubeißen, wie Shu oder Subaru und auch kein psychopathischer Irrer, mit dem wirklich jede Begegnung tödlich enden konnte. 'Dr. Jekyll unterschied sich deutlich von seinen Brüdern und wenn man mit einen von ihnen durchaus auch ein Gespräch ohne jedwede, böse Folge führen konnte, dann mit ihm. Das Schlimmste an dem gesitteten und beherrschten Reiji war seine abfällige Art zu reden und mit jedem seiner Worte deutlich zu machen, für wie wertlos er sein Gegenüber empfand. Damit konnte man allerdings noch irgendwie umgehen oder einfach drüber stehen. Das gefährliche an Reiji war, dass Mr. Hyde es perfekt beherrschte, Dr. Jekyll zu imitieren und sich seinem Opfer immer erst dann erkennen zu geben, wenn es für jede Flucht zu spät war.

Der pochende Schmerz ihrer Hand brachte ihre Gedanken zum erliegen. Es wurde schlimmer. Ob sie es nun wollte oder nicht - sie hatte keine andere Wahl, als Reiji um Hilfe zu bitten. Nachdem sie noch einmal tief durchgeatmet und sich innerlich Mut zugesprochen hatte, klopfte sie schließlich zaghaft gegen die Tür. Unterbewusst war ihr klar, dass sie absichtlich nur ganz sachte geklopft hatte, weil sie hoffte Reiji würde es überhören und sie müsste sich nicht in sein Zimmer begeben. Genauso klar jedoch war ihr, wie dumm dieser Versuch ihm auszuweichen war. Sie brauchte Hilfe und außer Reiji fiel ihr gerade mal noch Shu ein, an welchen sie sich mit ihrem Problem vielleicht noch wenden konnte. Dieser aber hatte ihr deutlich gesagt, dass sie sich von ihm fern halten sollte.

Noch bevor sie sich resignierend eingestehen konnte, dass sie würde nochmals klopfen müssen, wurde die Tür plötzlich geöffnet und Hikari entwich ein kurzer Aufschrei. Stocksteif stand sie da und starrte in die magentafarbenen Pupillen des zweitältesten Bruders. Sein Gesicht wirkte, wie immer, total emotionslos und seine erschreckend schönen Augen durchbohrten sie förmlich.

"Du lungerst jetzt bereits seit zehn Minuten vor meiner Tür herum", murrte er gefährlich und Hikari versteifte sich direkt etwas mehr,

"Was willst du?"

»Verdammt, Mr. Hyde«, schoss es ihr durch sämtliche Glieder.

Oder doch Dr. Jekyll? Freundlich war Reiji ja nie. Ob sie ihn gestört hatte? Wer wusste schon, was er in seinem Zimmer für finstere Geheimnisse verborgen hielt?

Reiji´s entnervtes Seufzen unterbrach ihre Gedanke.

Als er wieder an seiner Brille herum rückte fragte Hikari sich, warum er das ständig tat. Das Ding ruhte absolut perfekt auf seiner perfekten Nase, betonte seine perfekten Augen und...

Ein Schauer fuhr durch ihren Körper, schüttelte sie leicht und löste ihre Starre. Was verflucht dachte sie denn da? Sie stand direkt vor Reiji, der sie finster wie immer anblickte, eindeutig nicht erfreut war, sie vor seiner Tür zu finden und ihr in seiner ganzen Erscheinung nur ein einziges Gefühl vermittelte - ihm hilflos ausgeliefert zu sein! Und hatte nichts besseres zu tun, als in seinen Augen zu versiken, wie ein liebestoller Teenager.

Irgendetwas stimmte ganz gewaltig nicht mit ihr. Sie hätte vor Angst Sterben, vor Schmerz Schreien und vor Verzweiflung hemmungslos Heulen können, doch stattdessen starrte sie ihn an und stellte einfach nur fest, wie makellos perfekt er war.

"Würdest du mir jetzt endlich erklären, was du von mir willst?" wurde der Vampir sichtlich ungehaltener,

"Jeder in diesem Hause weiß, dass man mich nicht stören darf, wenn ich mich in mein Zimmer zurück ziehe. Was also denkst du dir dabei, hier einfach aufzutauchen und mir dann nicht einmal zu antworten? Hast du wirklich gar kein Benehmen?"

Das war eindeutig nicht Mr. Hyde gewesen, war Hikari sich nun sicher. Das war Dr. Jekyll, also die ungefährlichere Ausgabe von Reiji und bevor er noch ungeduldiger - und damit wieder zu Mr. Hyde werden konnte, nahm Hikari all ihren Mut zusammen und hielt ihm seine Hand unter die Nase.

"Ich habe mich verbrannt, als ich Plätzchen gebacken habe", erklärte sie ihm,

"Kannst du irgendetwas tun?"

Reiji zog die Augenbrauen hoch und griff nach ihren Fingern.

Er besah sich die Wunde genau, drehte ihre Hand in sämtliche Richtungen und verharrte schließlich regungslos. Nur seine Augen richteten sich auf sie, als versuche er, ihre Gedanken zu lesen. Unter diesem Blick schüttelte sie sich erneut leicht. Keine schöne Vorstellung.

"Das war Kanato", jagte seine lauernde Stimme ihr einen Schauer den Rücken hinunter,

"Du hast ihm Plätzchen gebacken und er dankt dir das so!"

Er ließ ihre Hand los und richtete sich wieder gerade auf.

Hikari nickte, obwohl Reiji sowieso voll ins Schwarze getroffen hatte. Mal wieder!

»Sollte er wirklich Gedanken lesen können?«, wurde ihr erneut sehr unwohl zumute.

Und wenn es wirklich so war? Wussten seine Brüder davon? Oder konnten das am Ende alle Vampire? Der Gedanke hier vom ersten Tage an eigentlich schon komplett durchschaut zu sein, gefiel ihr gar nicht. Ihre Gedanken hielten sie auf solch unangenehme Weise gefangen, dass sie nicht einmal registrierte, dass Reiji zurück ins Zimmer ging und sie allein dort stehen blieb. Erst als seine Stimme ein weiteres Mal ihre Gedanken unterbrach wurde ihr klar, dass sie vor seiner geöffneten Tür stand, wie bestellt und nicht abgeholt.

"Soll ich nun deine Wunde versorgen oder nicht?" klang er wieder vollkommen genervt,

"Komm endlich rein und mach die Tür zu!"

»Tür zu?« hämmerte es in Hikari´s Kopf, während sie zögerlich sein Zimmer betrat,

»Nicht gut...«

Noch zögerlicher als sie herein getreten war, schloss sie die Tür und blieb dann unschlüssig direkt davor stehen.

Ihre Gedanken überschlugen sich förmlich, während sie Reiji nicht aus den Augen ließ, welcher ihr den Rücken zudrehte und an irgendetwas herum hantierte.

»Greif niemals nach der Hand eines Vampirs«, konnte sie Ayatos warnenden Worte in ihrem Kopf hören,

»Wenn ich es will, wirst du schneller darum betteln mein sein zu dürfen, als du...«

Reiji´s Worte.

Wie ein Tonband spielte ihr Kopf jede Warnung, jede Drohung und jedes Versprechen ab, welches die sechs Brüder ihr gegenüber je hatten verlauten lassen und ließen ihr Herz spürbar schneller schlagen. Ein so ungutes Gefühl beschlich sie, wie sie es noch nie zuvor in diesem Haus verspürt hatte und augenblicklich hätte sie sich selbst in Raito´s Bett sicherer gefühlt, als hier in diesem Zimmer. Ganz allein mit Reiji.

Dabei hatte es doch so harmlos angefangen. Sie wollte sich lediglich nur einen Saft aus der Küche holen und dabei vielleicht herausfinden, warum es so ruhig war im Haus. Doch wieder hatte, mit dem Verlassen ihres Zimmers, einfach nur eines zum anderen geführt. Wieder war sie von einem Übel zum nächsten gestolpert und nun stand sie hier und rechnete mit absolut allem.

Was sie dann jedoch erwartete, damit hatte sie mal absolut nicht gerechnet. Reiji winkte sie zu sich und wurde nicht einmal ungeduldig, weil Hikari ihre Schritte erneut nur zögerlich setzte. Als sie dann schließlich bei ihm stand und sah, das er irgendetwas in kleinen Glasfiolen mischte, war ihr nicht wirklich weniger unbehaglich zumute. Schließlich drehte er sich direkt zu ihr und reichte ihr eine Fiole.

"Trink das", sagte er knapp,

"Gegen die Entzündung."

Hikari nahm das winzige Fläschen, sah es skeptisch an, leerte es dann aber doch.

Und wieder blieb eine Ermahnung von Reiji, wegen ihres kurzen Zögerns, aus. Stattdessen nahm er ihre Hand und kippte, aus einem weiteren Fläschen, etwas über die Verbrennung.

"Scheiße Mann!" fluchte Hikari los und entriss ihm ihre Hand,

"Was war das für Zeug? Fühlt sich an wie Säure!"

"Ist auch etwas in dieser Art", kam die gleichgültige Antwort und das Mädchen riss geschockt die Augen auf.

Sie starrte auf ihre Hand und wartete darauf, dass sie anfing, sich aufzulösen.

Was für ein schrecklicher Tod. Zerfressen von Säure, langsam, Stück für Stück. Sie hätte nicht herkommen sollen. Nun war es zu spät.

Hingegen ihrer Erwartung geschah nichts dergleichen und sogar der brennende Schmerz ließ nach. Nicht nur das, sondern auch der pochende Verbrennungschmerz war verschwunden. Ebenso sah die Bisswunde, welche Kanato ihr dort zugefügt hatte, kaum mehr halb so schlimm aus wie noch vor ein paar Minuten.

"Er ist wirklich Dr. Jekyll", murmelte sie zu sich selbst und erschrak beinahe zu Tode, als Reiji sich mit Schwung wieder zu ihr drehte, aus Angst, er hätte sie gehört.

Jedoch hielt er nur ein weiteres Fläschen in der Hand und sah ihr, beinahe gelassen, ins Gesicht.

"Meine Mittel sind weitaus effektiver als die jedes Arztes", sagte er ganz ruhig und hielt ihr das andere Fläschchen hin.

Als Hikari zögerte, entwich ihm ein kurzes, amüsiertes Lachen, was das Mädchen nun restlos aus der Bahn warf.

Reiji konnte lachen? Überhaupt erschien er ihr viel zu entspannt dafür, dass er doch so ungern gestört wurde in seinem Schlafzimmer.

»Schlafzimmer«, schoss es ihr durch den Kopf und kurz huschte ihr Blick durch den Raum.

Er hatte ein relativ kleines Fenster und einen Kamin. Außer einem Sofa gab es noch einen kleinen, runden Tisch, zwei Stühle und natürlich ein Bett. Was es in diesem Zimmer im Übermaß gab, waren Bücher. In drei großen Regalen nahmen sie beinahe eine komplette Wand ein. Ein dunkler Teppich zierte den Fußbden und das war es schon. Ein ganz normales Schlafzimmer eigentlich. Jedenfalls nichts, was auf finstere Geheimnisse oder andere vampirische Dinge hinwies.

"Dachtest du, mein Zimmer wäre eine Folterkammer?" huschte nun sogar ein kurzes Grinsen über Reiji´s Lippen und Hikari fühlte sich ertappt.

Warum wußte er nur immer genau, worüber sie gerade nach dachte?. Kein Wunder, dass er von Anfang an einfach nur unheimlich auf sie gewirkt hatte.

Wieder hielt er ihr die kleine Fiole unter die Nase und dieses Mal nahm Hikari sie. Auch wenn sie immernoch mißtrauisch war, führte sie sie langsam zu ihren Lippen. Dann jedoch hielt sie inne und roch an dem Fläschen. Absolut neutral. Die Flüssigkeit darin hatte keinerlei Eigenduft.

"Warum plötzlich so mißtrauisch?" zierte nach wie vor ein winziges, amüsiertes Grinsen Reiji´s Lippen,

"Hätte ich dich vergiften wollen, hätte ich das mit der ersten Fiole bereits getan, oder nicht?"

Klang ziemlich logisch für Hikari.

Warum sollte er sich die Mühe machen, sie zu heilen um sie in der nächsten Minute zu vergiften? Das könnte er einfacher haben.

"Und wofür genau ist das?" fragte sie aber dennoch, bevor sie das kleine Glasfläschen leerte.

Als sie diese dann Reiji reichte, hatte sein Grinsen sich verändert. Welcher Natur diese Veränderung war jedoch, sich darüber Gedanken zu machen, dazu kam sie vorerst nicht mehr.

"Sieh es, als eine Art Verhütungsmittel", klang die Stimme des Vampirs seltsam belustigt, während er das Fläschen zurück stellte und ihr den Rücken zudrehte.

"Bitte was?" platzte es ungebremst aus dem Mädchen hervor,

"Ver...Verhütungsmittel? Geht´s noch? Was hast du vor mit mir?"

Beinahe wie von selbst machten ihre Beine ein paar Schritte rückwärts, Richtung Tür.

Es war doch ein Fehler gewesen, dieses Zimmer zu betreten. Warum nur war sie immer wieder so dumm zu glauben, irgendetwas würde für sie in diesem Haus einfach nur mal normal verlaufen? Die Vampire sahen nichts wertvolles in einem Menschen. Eine lebende Blutkonserve war sie und sonst nichts. Sie selbst hatte nicht die geringste Bedeutung für einen der Brüder. Sie nicht, ihre Gefühle nicht, ihre Wünsche, Träume oder Hoffnungen nicht, gar nichts von ihr - außer ihrem Blut.

Wieder beschleunigte sich ihr Herzschlag, ihre Kehle fühlte sich an, wie zugeschnürt und sie wollte einfach nur noch weg. Weg aus diesem Zimmer, weg von Reiji, weg von allen anderen Vampiren, weg von diesem Haus. Nur wohin sollte sie gehen? Sie hatte Niemanden. Aber hier konnte sie nicht bleiben.

Nicht, weil hier ihr Leben dauerhaft auf dem Spiel stand. Im Gegenteil - ihr käme es nur Recht, würde einer der Brüder sie einfach töten. Dann hatte das alles endlich ein Ende. Was viel schlimmer für sie war als der Tod, der sie hier jederzeit erwarten könnte, war diese verfluchte Leere. Die Gewissheit, vollkommen allein auf der Welt zu sein, niemanden zu haben, der sie wenigstens ein bißchen verstand, bei dem sie ab und an durchatmen und einfach nur sie selbst sein konnte. Auch wenn sie immer gedacht hatte, ihr Leben konnte nicht schlimmer werden, als es das in ihrer lieblosen Familie von je her gewesen war - schlimmer ging eben immer.

Und wenn die Möglichkeiten alles menschenmöglichen ausgeschöpft waren, dann geriet man halt an blutrünstige Vampire, von denen jeder einzelne einem immer wieder vor Augen hielt, wie unwichtig und wertlos man war. Sie wollte nicht mehr wertlos sein. Sie wollte den Schmerz nicht mehr, den die kalten Worte und rücksichtslosen Taten der Vampire immer und immer wieder in ihr verursachten und der ihre Seele jedes Mal ein weiteres Stück brechen ließ.

Noch bevor sie ihre Gedanken beenden konnte oder die Tür erreicht hatte, stand Reiji plötzlich direkt vor ihr und hielt sie, zwar nicht grob, aber dennoch bestimmmt, am Kinn fest.

"Du denkst da in eine völlig falsche Richtung, dummes, kleines Menschlein", schnurrte er ihr entgegen,

"Ich bin nicht Raito und habe meine Libido sehrwohl unter Kontrolle. Außerdem wäre es unterhalb meines Niveau`s dir irgendwelche Mittelchen einzuflößen, um Sex mit dir haben zu können."

Er näherte sich ihr so weit, das sie seinen Atem auf ihren Lippen spüren konnte und leicht zu zittern begann.

"Ich sagte dir bereits, du würdest darum betteln, mir gehören zu dürfen...wenn ich es nur wollte..."

Seine Stimme war ein Gänsehaut erzeugendes Wispern und irgendetwas an ihr, klang plötzlich unglaublich anziehend. Hikari biss sich leicht auf die Unterlippe und wurde direkt rot, als Reiji sich wieder ein wenig zurück zog, um sie ansehen zu können.

"Dieses Mittel sichert dein Leben", sagte er dann ganz ruhig,

"Es wird verhindern, dass du eine Woche lang jeden von uns in den Wahnsinn treibst mit dem Geruch deines Blutes."

Er ließ sie los und erkannte sofort, dass sie ihn nicht verstanden hatte.

Resignierend verdrehte er die Augen, schüttelste leicht den Kopf und seufzte üblich genervt, während er sich von ihr wegdrehte und zurück an den Tisch trat.

"Es unterbindet deinen Zyklus", sagte er, als wäre es das normalste der Welt,

"Jetzt komm her und lass mich deine Hand zu Ende versorgen!"

»Es unterbindet...«

Augenblicklich schoss sowohl die Hitze, alsauch Schamesröte in Hikari´s Kopf.

"Du pfuscht an meiner Periode herum?" murmelte sie geschockt,

"Woher weisst du überhaupt, dass...?"

Sofort wurde ihr noch wärmer.

Ihr Schädel glühte förmlich. Das war einfach nur noch peinlich. Genau genommen peinlicher als alles, was ihr je zuvor passiert war, aber er hatte es wohl, im wahresten Sinne des Wortes, gerochen. Am liebsten wäre Hikari gerade im Boden versunken. Für Angst und verzweifelte Gedanken blieb im Moment kein Platz mehr. Erstaunlicherweise machte diese Scham es ihr noch viel schwerer, sich Reiji wieder zu nähern. Ihm jetzt in die Augen sehen zu müssen wäre so ziemlich die größte Schmach, welche sie sich im Moment vorstellen konnte.

Erstaunlicherweise wurde der Vampir erneut nicht böse, weil sie seinen Worten nicht folge leistete und einfach nur dumm herum stand. Stattdessen kam er wieder zu ihr und griff nach ihrer verletzten Hand.

"Ich will ausnahmsweise Nachsicht walten lassen", sagte er,

"Es war wahrscheinlich alles ein wenig zu viel auf einmal für so ein schwaches, dummes Mädchen wie dich. Ab morgen erwarte ich aber, das du meinen Anweisungen wieder folge leistest. Und zwar ohne jedes Zögern. Alles andere werde ich zukünftig hart bestrafen!"

Hikari schluckte hart und nickte hektisch.

Die Schamesröte war gewichen und die üblichen Ängste krochen langsam wieder in ihr hoch.

"Gut", schnurrte Reiji und zog ihre Hand zu sich.

Langsam ließ er seine Zunge über die, von Säure ausgebrannte, Wunde gleiten.

Sofort biss Hikari die Zähne zusammen und gab einen zischenden Laut von sich. Es brannte höllisch und trieb den Schmerz in Lichtgeschwindigkeit an die Grenze des Erträglichen. Als Reiji die qualvolle Prozedur endlich unterbrach schnappte Hikari hektisch nach Luft, da sie diese die ganze Zeit über angehalten hatte, um nicht die Kontrolle zu verlieren und einfach laut los zu schreien.

"Warum...hast du das gemacht?" brachte sie erschöpft hervor,

"Macht es dir wirklich so viel Spaß, mich zu quälen?"

Diesen Schmerz zu ertragen hatte sie wirklich einiges an Kraft gekostet.

"Du weisst auch wirklich überhaupt nichts", seufzte Reiji resignierend,

"Was denkst du wohl, warum unsere Bisse so schnell heilen? Das funktioniert auch bei anderen Wunden. Also fühl dich gefälligst geehrt, dass ich mich dazu herab lasse, eine ordinäre Verbrennung zu heilen!"

Erneut ließ er seine Zunge über die Wunde streichen und dieses Mal tat es weit weniger weh.

Mit abermals geröteten Wangen starrte Hikari Reiji an und konnte ihre Angst, er würde jeden Moment zubeißen, nicht völlig verdrängen. Das ausgerechnet er einfach nur hilfsbereit sein sollte, passte so gar nicht in das Bild, welches das Mädchen bisher von ihm hatte. Wieder jedoch ließ Reiji sie irgendwann einfach los und ging zum Tisch zurück. Scheinbar hatte sie heute wirklich nichts Schlimmeres von ihm zu befürchten.

"Nachdem ich dir nun dein Anliegen erfüllt - und dafür meine wertvolle Zeit geopfert habe", fing der Vampir da an zu reden und sah sie an,

"Da könntest du mir doch als kleine Gegenleistung eigentlich bei einer Tasse Tee Gesellschaft leisten."

Hikari fiel ein Stein vom Herzen.

Als Reiji zu sprechen begonnen hatte, hatte sie sich direkt wieder versteift, weil sie sicher war, nun doch den Haken an seiner Hilfsbereitsschaft zu spüren zu bekommen. Eine Tasse Tee mit ihm zu trinken, empfand sie aber nun wirklich nicht als problematisch. Sie trank gern Tee und Reiji war scheinbar ein wahrer Liebhaber der Teekultur. Vielleicht enstand bei einer gemeinsamen Tasse Tee ein halbwegs normales Gespräch zwischen ihnen beiden und sie konnten sich etwas besser kennen lernen.

Als Hikari zustimmend nickte blitzten Reiji´s Augen kurz auf und er kam wieder zu ihr.

"Dann setz dich bitte", wirkte er seltsamerweise wieder nicht gewohnt emotionslos,

"Ich koche den Tee."

Es machte zwar den Eindruck, als wäre alles geklärt und Reiji jetzt das Zimmer verlassen, doch er verharrte und sah Hikari weiter einfach nur in die Augen.

Die wurde sofort wieder etwas unsicher und fragte sich, ob sie etwas übersehen oder vergessen hatte. Oder ob sie sogar etwas falsch gemacht hatte. Der Gesichtsausdruck des Vampirs jedoch wirkte beinahe schon entspannt auf das Mädchen und sie hatte nicht das Gefühl, dass er irgendwie verärgert oder anderweitig schlechter Stimmung war. Dennoch machte dieser stille Blickkontakt sie immer nervöser. Sie hatte das Gefühl, irgendetwas sagen oder tun zu müssen, hatte jedoch nicht die geringste Ahnung was.

"Ist...noch irgendetwas?" brachte sie schließlich zaghaft hervor.

Einen Augenblick noch, bekam sie keine Reaktion, dann jedoch wich Reiji wieder von ihr zurück und schenkte ihr ein höfliches - und ganz sicher antrainiertes - kurzes Lächeln.

"Wusstest du, das deine Augen im richtigen Licht golden leuchten?" fragte er, erwartete aber keine Antwort, denn gleich daraufhin drehte er sich um und verschwand.

Hikari blinzelte ihm irritiert nach.

"Was hatte das denn nun bitteschön wieder zu bedeuten?" murmelte sie und ging langsam an den Tisch hinüber.

Auf einem der beiden Stühle nahm sie Platz und sah sich um.

Dieses Zimmer war viel zu normal für den Vampir mit den zwei Gesichtern. Dr. Jekyll mochte sich hier wohl fühlen, aber Mr. Hyde hatte sicherlich ganz andere Vorlieben. Wahrscheinlich gab es hier irgendwo einen Geheimgang oder soetwas in der Art. Einen gruseligen Tunnel, der direkt in das Labor eines verrückten Wissenschaftlers führte oder in einen Folterkeller. Letzteres behagte ihr so gar nicht und sie schüttelte sich leicht, um sich danach direkt selbst zur Ordnung zu rufen.

»Warum pflanz ich mir nur immer selbst so blöde Ideen in den Kopf, verdammt«, fluchte sie innerlich,

»Ich seh eindeutig zu viele Horrorfilme. Reiji kommt gleich mit Tee zurück, wir trinken gemeinsam eine Tasse und dann verzieh ich mich in mein Zimmer und schlaf. Alles ist gut...«

Ganz so ruhig würde es wohl am Ende nicht ablaufen, gestand sie sich jedoch direkt auch ein. Wahrscheinlich würde irgendwo zwischen ihren Gedanken wieder Ayato auftauchen und alles über den Haufen werfen, aber erstaunlicherweise störte sie dieser Gedanke gerade nicht sonderlich. Klar konnte sie auf seine verletzenden Sprüche gut verzichten und auch seine nachdrücklichen Vorderungen nach ihrem Blut waren nicht unbedingt das, was Hikari sich gewünscht hätte, aber Ayato war nach wie vor derjenige, den sie glaubte am besten einschätzen und beeinflussen zu können. Und seine besitzergreifende Art empfand sie sogar als ein klein wenig schmeichelhaft. Nie zuvor hatte jemand Anspruch auf sie erhoben und diesen auch immer wieder versucht, geltend zu machen. Ihr war zwar bewusst, dass der Rothaarige wohl auf jedes Mädchen Anspruch erhob, welches in diesem Haus landete, doch aus irgendeinem Grund neigte sie immer wieder dazu, solche Tatsachen auszublenden, wenn es um Ayato ging. Es war schon beinahe so, als hätte sie sich ein bestimmtes Bild von ihm zurecht geschneidert und tat nun alles dafür, den echten Vampir ihrer 'Wunschversion' von ihm entsprechen zu lassen.

Zum Glück erschien Reiji in diesem Moment mit einem Tablett und hinderte Hikari so daran, noch weiter in Gedanken abzuschweifen. Ihr war nämlich gerade klar geworden, dass sie Ayato scheinbar idealisierte. Und den Grund, warum Menschen soetwas taten, den wollte sie nicht einmal in ihren Gedanken zulassen.

Als Reiji vor sie trat und ihr eine Tasse wunderbar duftenden Tees reichte, nahm sie diese dankbar an. Der dunkelhaarige Vampir setzte sich auf den anderen Stuhl, nahm seine Tasse ebenfalls in die Hand und sah Hikari auffordernd an. Diese hatte sofort wieder das Gefühl, etwas tun oder sagen zu müssen, begann also das Gespräch.

"Du findest meine Augen leuchten golden?", fragte sie,

"Das hat bisher noch niemand gesagt."

"Und doch ist es so", erwiderte Reiji und nippte an seiner Tasse,

"Auch jetzt wieder..."

Hikari blinzelte unsicher.

Wollte er sie verunsichern? Oder flirtete er etwa mit ihr? Ihre Augen waren bernsteinfarben - nicht golden. Zwar mochten diese Farben sich ähneln, doch niemals hatte jemand ihre Augen mit Gold verglichen. Auch sie selbst hatte sie nie anders empfunden als bersteinfarben.

Verwirrt blickte sie den Vampir an, der nur minimal amüsiert lächelte und seinen Tee trank. Und wieder fiel Hikari dabei auf, wie perfekt er doch wirkte. Einfach alles an ihm passte. Einen sichtbaren Makel an ihm zu finden, erschien ihr schier unmöglich. Ungefähr so stellte sie sich Jack the Ripper vor. Makelslos, gutaussehend, beinahe majestätisch würdevoll. Ein Mann eben, dem ein Mädchen ohne Angst folgte, wenn er ihr ein paar romantsiche Versprechen machte, um sie so in eine dunkle Gasse zu locken und sie dort eiskalt zu töten. Ja, das beschrieb ihr Bild von Reiji ziemlich gut. Grausam, gefährlich und absolut tödlich - jedoch leider in einer, recht unwiderstehlichen Verpackung.

Als ihr klar wurde, dass Reiji sie die ganze Zeit beobachtete, wurde sie direkt wieder rot und hob ertappt die Tasse an ihre Lippen. Wenn er wirklich Gedanken lesen konnte, war sie sowas von geliefert...

Nach dem ersten Schluck Tee aber, hatte Hikari ganz andere Probleme. Direkt nach dem Schlucken schnürte sich ihre Kehle zu und eine unglaubliche Hitze schoss durch ihren Körper. So schnell sie kam, so schnell verschwand sie auch wieder und nahm dabei jegliche Kontrolle über ihren Körper mit sich. Die Tasse rutschte ihr aus der Hand und mit, vor Entsetzen, aufgerissen Augen starrte sie Reiji an.

Der grinste zufrieden, stellte gemütlich seine Tasse ab und erhob sich. Direkt vor ihr blieb er stehen und sah auf sie nieder.

"Was...hast du mir...?"

"In den Tee getan?" vervollständigte er ihren Satz, denn sie brachte kein Wort mehr heraus,

"Das ist nicht von Belang. Es wird dich nicht töten, aber es gibt mir die Möglichkeit, dich deiner angemessenen Strafe zu zu führen..."

Er legte einen Arm um ihre Schultern und schob den anderen unter ihren Kniekehlen durch, um sie auf seinen Arme zu heben.

Die Angst in ihren Augen war unverkennbar, doch ihr Kopf sank kraftlos an seine Brust.

"Strafe...?" presste sie kaum hörbar hervor,

"Wofür...?"

"Für Dr. Jekyll..." hörte sie seine kalten Worte, bevor er sich mit ihr in Bewegung setzte.

Odyssee von Bruder zu Bruder

Hallöchen. Der Korrektheit halber wird es ab diesem Kapitel Laito heissen und nicht Raito, da letzteres definitiv nicht richtig ist. Bei Gelegenheit werde ich in den voran gegangen Kapiteln ebenfalls eine Änderung des Namens vornehmen. Danke das ihr wieder rein schaut und mit lest. Viel Spaß beim neuen Kapitel. :)
 

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Haltslose Panik stieg in Hikari auf. Ihr Kopf war völlig frei, ihre Gedanken messerscharf, doch ihr Körper gehorchte ich nicht mehr. Was auch immer Reiji nun mit ihr vor hatte, sie würde nicht die geringste Gegenwehr leisten können.

Nicht einmal zittern konnte sie mehr. Das er sie ausgerechnet auf das Bett legte, ließ ihre Panik immer weiter wachsen. In ihrem Kopf überschlug sich alles regelrecht, suchte verzweifelt einen Ausweg aus dieser ausweglosen Lage und wusste doch eigentlich sicher, dass es diesen nicht gab. Sie konnte sich ja nicht einmal mehr mit Worten wehren, da auch das Sprechen sich fast unmöglich gestaltete. Es wunderte sie beinahe, dass sie überhaupt noch atmen konnte, obwohl auch das mit gewissen Schwierigkeiten verbunden war.

»Was hast du vor?«, starrte sie den Vampir flehendlich an und erntete dafür ein amüsiertes, eisiges Lachen.

"Du müsstest dich sehen, kleines Menschenmädchen", nahm er eine Strähne ihres langen, silbrig-weißen Haares in die Hand und ließ sie langsam durch seine Finger gleiten,

"All diese Gefühle, die ich in deinen Augen sehe. Von so viel Angst geprägt..."

Er lehnte sich etwas zu ihr hinab und sah ihr genau in die Augen.

"Du fragst dich, wie all das hier nur passieren konnte", senkte seine Stimme sich in ein raunendes Flüstern, mit einem deutlich überlegenen Unterton,

"Du denkst daran, dass du all das hier doch gar nicht verdient hast und das du einfach nur etwas Geborgenheit wolltest in deinem Leben, nur eine einzige Person für die du etwas Besonderes bist, die dich einfach nur liebt... Und nun stehe ich vor dir. Deine größte Angst und deine schlimmsten Befürchtungen werden wahr. Nie hast du etwas so sehr gefürchtet in deinem Leben, wie mich in diesem Augenblick..."

Nun lehnte er sich bis direkt an ihr Ohr.

"Du fürchtest mich zu Recht, Mensch...", klang seine Stimme wie ein Versprechen von Tod und er richtete sich wieder auf.

"Die Wirkung wird gleich etwas nach lassen. Ich mußte dein Gewicht schätzen", fuhr er vollkommen gelassen fort, als wäre das alles hier gerade die normalste Sache der Welt,

"Dann kannst du wieder uneingeschränkt Atmen und auch ein wenig Sprechen. Weglaufen allerdings...kannst du nicht..."

Er drehte ihr den Rücken zu und verschwand aus ihrem Blickfeld.

Verzweifelt versuchte Hikari, sich irgendwie zu bewegen, doch es war einfach nur sinnlos. Nicht einmal einen Finger zu krümmen, war sie in der Lage. Selbst zusammen zucken konnte sie nicht, als der Vampir ganz plötzlich, wie aus dem Nichts, über ihr war.

"Und was wünscht du dir heute von mir, kleines Menschenmädchen?" schnurrte er ihr herausfordernd ins Ohr, um seine Lippen dann federleicht die Haut ihres Halses streifen zu lassen.

"Schmerz...?"

Er biss ganz leicht in ihre Kehle und ließ sofort wieder von ihr ab.

"Oder Liebe...?"

Die Erregung seiner Stimme war nicht zu überhören. Die Vorfreude, auf ihr Blut und ihr Leid. Die absolute Überlegenheit und Sicherheit, dass sie ihm in diesem Moment restlos ausgeliefert war. All das erkannte sie in dem erregten Beben seiner Stimme und noch so vieles mehr, dass sie einfach nur noch ihren sofortigen Tod herbei sehnen ließ.

"Der Tod steht heute nicht zur Auswahl", grinste er sie überlegen an, als wüsste er wieder ganz genau, was in ihrem Kopf vorging,

"Also womit kann ich dir dienlich sein...?"

Er setzte sich auf ihre Hüfte und sah sie auffordernd an.

Als von ihr weiterhin keine Reaktion kam, lehnte er sich wieder vor und stahl ihr einen kurzen, aber intensiven Kuss, um ihr danach wieder direkt in die Augen zu sehen.

"Ich weiss, dass du bereits wieder sprechen kannst", grinste er,

"Es ist mein Mittel, vergiss das nicht. Zudem atmest du wieder normal. Da du also nichts sagst gehe ich davon aus, du überlässt mir die Entscheidung..."

Er griff nach ihren Handgelenken und band sie, direkt vor ihren Augen mit der Krawatte seiner Schuluniform zusammen. Wahrscheinlich hatte er sie gerade geholt, als er kurz aus ihrem Sichtfeld verschwunden war. Dann dückte er ihre Arme hoch und über ihrem Kopf auf´s Bett.

"Was hast du vor?" zischte sie ihm leise entgegen.

Ihre Stimme war kratzig, brach immer wieder leicht weg und die Anstrengung, welche das Sprechen ihr bereitete, war deutlich zu erkennen.

"Ich werde deinen Willen brechen", raunte er gefährlich,

"Dieser unbeugsame Ausdruck in deinen Augen, der sie so wundervoll golden leuchten lässt...er soll mein sein! Ich werde dich lehren, den Schmerz zu genießen, welchen ich dir bereite..."

Hikari´s Augen weiteten sich und sie schluckte hart.

Nun würde sie erfahren, welche Abgründe Mr. Hyde hinter der Fassade Dr. Jekyll´s verbarg. Die Hölle, welche Ayato ihr versprochen hatte und die Furcht vor deren Kreaturen würde sie hier und jetzt erfahren.

Als Reiji sich erneut ganz dicht zu ihrem Ohr lehnte, sog Hikari hörbar Luft ein und hielt den Atem an. Dies hatte ein leises Lachen Reiji´s zur Folge, welches ihr eine solche Gänsehaut bereitete, wie es selbst ein Sprung in Eiswasser nie geschafft hätte. Gleichzeitig jedoch spürte sie eine unglaubliche Hitze in sich aufsteigen und mit einem Schlag war ihr klar, wie dies hier enden würde, wenn sie nichts unternahm.

"Schmerz!" presste sie beinahe panisch hervor, als sie die Zunge des Vampirs auf ihrer Haut fühlte und brachte ihn so vorerst von seinem Vorhaben ab. Welches genau das auch immer war.

"Schmerz?" hob er ein wenig den Kopf und sah sie an,

"Du willst also wirklich, dass ich dir Schmerzen bereite, statt dir die Liebe zu geben, nach der du dich so verzweifelt sehnst? Ihr Menschen seid so sonderbare Kreaturen."

Er lachte etwas abfällig.

"Es ist mir egal, für wie sonderbar du mich hälst", murrte Hikari leise,

"Ich habe gewählt und ich weiss, meine Wahl erfüllt auch deine Wünsche! Also tu´s einfach, ok?!"

Sie sah ihm fest in die Augen und wankte nicht eine Sekunde.

"Und da ist er wieder, dieser unbeugsame Ausdruck in deinen goldenen Augen...", schnurrte Reiji,

"Warum nur habe ich das Gefühl, du versuchst krampfhaft, etwas dahinter zu verbergen...?"

Er lehnte sich wieder ein kleines Stück näher zu ihr, sodass ihre Nasenspitzen sich bereits sanft berührten.

"Was also könnte für dich noch schlimmer sein, als der Schmerz, den ich dir zufügen werde?"

Seine Stimme klang lauernd und Hikari biss leicht die Zähne zusammen.

Mit aller Macht versuchte sie, ihren Kopf leer zu halten, blos nicht zu denken und erst Recht nicht, sich irgendwie anders zu verraten und Reiji´s Verdacht damit zu bestätigen.

"Ich werde es schon heraus bekommen", huschte ein kurzes, spöttisches Lächeln über seine Lippen,

"Außerdem hast du dich zu spät entschieden, kleines Menschenmädchen..."

Er sank wieder hinab zu ihrem Hals und ließ langsam, beinahe mit Hochgenuß, seine Zunge über ihre warme Haut gleiten.

"Bitte nicht", sog sie erneut hörbar Luft in ihre Lungen, um direkt wieder den Atem anzuhalten.

"Genau da waren wir gerade bereits", wisperte der Vampir lauernd gegen ihren Hals,

"Finden wir heraus, wie es nun weiter geht..."

Er ließ seine Lippen abermals federleicht über ihren Hals streichen, bot aber gleichzeit den krassen Kontrast dazu, indem er dabei seine Zähne spürbar über ihre Haut kratzen ließ. Bereits bevor er die, ihm am verlockendsten erscheinende, Stelle erreichte, entwich Hikari ein leises Seufzen und als seine Zähne sich nahe der Halsbeuge in ihre Schulter bohrten, konnte sie ein Aufstöhnen so gerade noch unterdücken.

"Dein Blut ist wahrhaft eine Offenbarung", hörte sie sein zufriedenes Seufzen,

"Es an meine unzulänglichen Brüder zu verschwenden, ist eine wahre Schande!"

Erneut gruben seine Zähne sich, begleitet von einem wohligen Laut Reiji´s, verlangend in ihr Fleisch.

Immer wieder drang sein leises Stöhnen an Hikari´s Ohren, unterbrochen von gierigen Schlucklauten und wandelten die quälende Hitze in ihrem Körper in ein, noch quälenderes, elektrisches Kribbeln um.

"Reiji-kun", keuchte Hikari und versuchte verzweifelt, ihre Arme zu befreien.

Aber auch wenn ihre Muskeln ihr mittlerweile wieder ein wenig gehorchten, es war längst nicht genug für eine echte Gegenwehr.

Der Vampir ließ sich auch in keinster Weise beirren, wollte einfach nur das Blut, welches sich ihm hier auf einem Silbertablett präsentierte. Ein weiteres Mal bohrten seine Zähne sich in ihren Hals und über Hikari´s Lippen huschte ein kurzes, wohliges Stöhnen. Nur ein sofortiger, fester Biss auf ihre Unterlippe hatte ihren verräterrischen Laut so kurz gehalten. Beim nächsten Mal würde ihr das sicher nicht mehr gelingen. Das elektrisierende Kribbeln wurde immer stärker, flutete jede ihrer Zellen und entzog ihr die Kontrolle über ihren Körper auf einer weiteren Ebene.

"Reiji-kun...", huschte es ihr erneut leise über die Lippen.

Er hörte die Qual in ihrer Stimme, was ihn Grinsen ließ, sprach ihr Körper doch ganz andere Worte.

"Das also wolltest du vor mir verbergen...", schnurrte er, als hätten sich für ihn gerade ungeahnte Möglichkeiten aufgetan,

"Du bist ein geborenes Opfer..."

Er lachte leise und Hikari schloss ergeben die Augen.

Schlimm genug, dass Laito ihre Reaktion auf seinen Biss genau kannte und auch Ayato schon aufgefallen war, wie extrem sie auf ihn reagierte, dass jetzt aber ausgerechnet Reiji diese Reaktion derart stark hervor rief und diesem sadistischen Monster einfach nur in die Hände spielte, das war sie, die Hölle, welche Ayato ihr versprochen hatte.

"Ich muss dir also gar nicht mehr beibringen, Schmerz zu genießen", rissen Reiji´s lauernde Worte sie aus ihren Gedanken,

"Ich muss dich lediglich genug peinigen, dass du auch jeden anderen Schmerz geniesst..."

Er richtete sich auf, blieb aber auf ihrer Hüfte sitzen.

Sein Blick und der Ausdruck in seinem Gesicht erinnerten Hikari beinahe schon an Kanato und ließen ähnliche Panik in ihr aufsteigen. Wieso nur verdammt, hatte sie diesen Tee getrunken? Zwar hätte Reiji sie auch ohne sein Gift jetzt an dieser Stelle, in dieser Situation, aber sie hätte zumindest eine Chance, ihm zu entkommen. Auch wenn weglaufen eine ziemlich vergebliche Art zu fliehen war, da die Vampire sich teleportieren konnten. Dennoch war weglaufen ihre einzige Möglichkeit, genug Abstand zwischen sich und Reiji zu bringen.

Noch wusste er nur, dass sie seine Bisse genoß und ihr Körper sich beinahe nach seinen Fängen sehnte, doch wie lange würde es noch dauern, bis er auch ihre Erregung wahrnahm und wenn er sie wahrnahm - wie würde er darauf reagieren?

Auch diese Gedanken fanden ein jähes Ende, als Hikari sah, wie Reiji rechts neben ihnen nach etwas griff und sie direkt darauf erkannte, was er da in den Händen hielt. Ihre Augen weiteten sich, was Reiji zufrieden grinsen ließ. Dann jedoch kam ihr in den Sinn, das genau das ihre Rettung sein konnte. Der Gedanke an den Schmerz, welchen er ihr mit diesem, eigentlich unscheinbaren, Gegenstand zufügen würde, war sicherlich nichts, was man sich wünschen sollte. Besonders nicht, wenn ein sadistischer Mr. Hyde ihn führte, doch andererseits würde dieser Schmerz wahrscheinlich alles andere in ihr verdrängen.

"Wurdest du schon einmal mit einer Peitsche geschlagen?" schnurrte Reiji und ließ keine Zweifel darüber, dass genau dies wohl seine Obsession war,

"Ich werde zu Beginn auch ganz sanft mit dir sein..."

»Sanft???«

Nein, das durfte Hikari auf keinen Fall riskieren.

Bei dem was in ihrem Körper vor sich ging, wirkte das am Ende ähnlich, wie die Bisse der Vampire und würde ihr momentanes Problem um ein vielfaches verschlimmern. Gar nicht auszudenken, wenn auch dieser Schmerz von ihrem Körper als erregend empfunden würde. Es musste auf jeden Fall wirklich schmerzen. Am besten er legte all seine Kraft in die Schläge, damit sie so schnell nur möglich das Bewußtsein verlor.

"Das soll eine Peitsche sein?" forderte sie den Vampir also in ihrer Verzweiflung heraus,

"Das ist eine Reitgerte und keine Peitsche! Wem willst du damit weh tun?"

Sie versuchte spöttisch zu klingen, sich die Angst vor dem höllischen Schmerz, welchen Reiji ihr, ohne Zweifel, mit dieser Gerte zufügen würde, nicht anmerken zu lassen und hatte mit ihrem Plan Erfolg.

"Du denkst also, ich kann dir mit einer Gerte nicht genug weh tun?" zog er amüsiert die Augenbrauen hoch,

"Oh, dummes, kleines Menschenmädchen...ich werde dich schreien lassen, wie du noch niemals geschrien hast..."

Mit einer schnellen Bewegung und einem festen Ruck beraubte er Hikari´s Oberteil seiner Existenz.

Die Fetzen, die davon übrig blieben, waren nichteinmal mehr als Putzlappen geeignet und Hikari entwich ein kurzer, erschreckter Aufschrei.

»Ich werde es so bitter bereuen«, erkannte sie, als sie sah, wie er ihren nackten Oberkörper gierig musterte und anfing, mit seiner Gerte herausfordernd darüber zu streichen.

Ganz plötzlich riss er den Arm nach oben und Hikari schloß zitternd ihre Augen, jedoch folgte kein Schmerz. Stattdessen flog die Tür mit einem lauten Knall auf und ließ sowohl Reiji inne halten, alauch Hikari die Augen wieder aufreissen.

Im Türrahmen stand ein finster drein blickender, äußerst übellauniger, schnaufender Ayato und dennoch sah Hikari ihn gerade eher als einen Engel. Sie war gerettet.

Der rothaarige Vampir war gekommen, um sich sein Eigentum zurück zu holen und sie aus Reiji´s Klauen zu befreien. Wenn es auch aus den falschen Gründen war - er war ihre Rettung.

"Was fällt dir ein Ore-sama´s Eigentum brechen zu wollen?" knurrte er seinem Bruder entgegen,

"Gib sie mir sofort zurück oder ich werde unangenehm!"

"Tch", spieh Reiji ziemlich genervt hervor,

"Als wäre dieser jämmerliche Mensch es wert, mich auf dein Niveau hinab zu lassen."

Er erhob sich, packte Hikari mit einer Hand an der Kehle und zerrte sie vom Bett hoch.

Seine Augen glühten sie gefährlich an und sie spürte seinen Atem direkt auf ihren Lippen, so nahe hatte er sie zu sich gezogen.

"Dieses Mal hat dein Schoßvampir dich vielleicht gerettet", murrte er ihr leise entgegen,

"Doch er wird nicht immer da sein..."

Beinahe angewiedert schleuerte er sie seinem Bruder entgegen, welcher sie so gerade eben noch auffing, bevor sie unsanft auf dem Boden landen konnte.

"Ayato-kun...", murmelte sie erleichtert, als er sie auf seine Arme hob und sich mit ihr direkt in sein Zimmer teleportierte.

Erschöpft lehnte ihr Kopf an seiner Brust und sie konnte kaum glauben, Reiji wirklich noch entkommen zu sein.

Lange hielt diese Erleichterung jedoch nicht an.

"Was hast du wieder getan, du wertloser Mensch?" drang Ayato´s wütende Stimme an ihre Ohren,

"Du bist wirklich so unglaublich naiv und dumm! Reiji teilt seinen Tee niemals. Jeder weiß das und keiner von uns wäre dumm genug, eine Tasse Tee von ihm anzunehmen!"

"Aber ich...", sah Hikari ihn an.

Langsam gehorchte ihr Körper ihr wieder, auch wenn es sie erhebliche Kraft kostete, sich zu bewegen.

Ayato´s finsterer Blick ließ sie jedoch jedes weitere Wort sowieso verschlucken. Er würde ihr nicht zuhören. In seinen Augen funkelte unbändiger Zorn darüber, dass wieder jemand sein Eigentum beschmutzt hatte und wie immer gab er ihr allein die Schuld daran.

"Bitte ich...", erhob sie dennoch ihre Stimme in einem letzten, verzweifelten Versuch, wurde aber harsch unterbrochen.

"Sei still verdammt!" fuhr er sie an und ließ sie zusammen damit zucken, als wäre jedes seiner Worte ein harter Schlag,

"Du gehörst mir allein und wenn du es einfach nicht schaffst, dich von meinen gierigen Brüdern fern zu halten, dann werde ich das tun!"

Ohne jede Vorwarnung schlug er seine Zähne in ihre Kehle und entlockte ihr ein klägliches Wimmern.

"Allein meine Wenigkeit wird es sein, der dich bricht", knurrte er gefährlich,

"Ich werde dich ein für alle Mal lehren, wem du gehörst!"

Erneut biss er schmerzhaft zu und Hikari wusste, dass diese Bisse allein ihrer Strafe dienen sollten und nicht seinem Durst.

Er wollte ihr weh tun, wollte sie verletzen und ihr absolut deutlich machen, wen sie in diesem Haus als einzigen zu fürchten hatte - nämlich ihn, ihren Herrn und Meister.

Als er mit ihr in die eiserne Jungfrau stieg und sie darin mit seinem Körper nieder drückte, schluchzte sie.

"Bitte Ayato-kun", flehte sie leise,

"Ich will das doch alles gar nicht, aber irgendetwas in meinem Blut scheint sie unglaublich an zu ziehen und manchmal da..."

"Sei still!" fuhr er sie an,

"Ich will deine Lügen nicht hören! Du bist Ore-sama´s Besitz und hast alles von dir allein mir zu geben, verstanden?"

Grob fasste er ihr Kinn und drückte ihren Kopf auf die Seite.

Seine Augen glühten rot auf, als er die frischen Bisswunden seines Bruders auf ihrem Hals sah und ein gefährliches Knurren entwich seiner Kehle.

"Ich werde sie zerstören", raunte er und lehnte sich dicht an ihren Hals,

"Jeden einzelnen dieser Schandflecke meines Bruders auf deiner weißen Haut werde ich restlos vernichten!"

Wie glühende Dolche bohrten seine Zähne sich genau in eine von Reiji´s Bisswunden und Hikari schrie ihren Schmerz hinaus. Sofort legte sich die kühle Hand des Vampirs auf ihren Mund, um jeden weiteren Schrei zu ersticken.

"Nie wieder soll ein anderer dieses Blut bekommen", keuchte der Vampir atemlos,

"Eher töte ich dich, als dich einem anderen zu überlassen!"

Wieder bohrten seine Zähne sich in eines der, so verhassten, Male seines Bruders an Hals und Schulter seines Eigentums.

Der erstickte Schrei des Mädchens trieb ihn voran, weckte all seine animalischen Triebe, ließ ihn an der Wunde reissen, nur, um sie erneut zum Schreien zu bringen und ihre Qual zu genießen. Er geriet in einen regelrechten Rauschzustand, trank gierig ihr Blut, wurde immer fordernder in seinem ganzen Bestreben und bewies Hikari gerade wieder einmal mehr, das sie nichts war, als sein Opfer und er ein grausamer, blutrünstiger Vampir ohne Herz und jedes Gefühl.

Sie konnte fühlen, wie sie immer schwächer wurde, der Blutverlust immer näher an ein gefährliches Maß heran schritt und konnte nur noch Wimmern, als Ayato´s Reißzähne sich auch in die letzte von Reiji´s Bisswunden bohrten. Nur Sekunden später merkte sie, dass ihr Bewußtsein langsam schwand, doch Ayato machte nicht die geringsten Anstalten, von ihr ab zu lassen. Sie fragte sich noch, ob das nun das Ende war, ob er sie jetzt einfach all ihres Blutes berauben und sie töten würde, dann wurde es schwarz um sie.
 

Als Hikari die Augen aufschlug wurde ihr als erstes bewusst, dass es absolut Schwarz um sie herum war. Nicht der kleinste Lichtfunke kam irgendwoher. Dann wurde sie sich bewusst, dass sie tatsächlich noch lebte. Ayato hatte sie, wider Erwarten, nicht getötet.

"Ayato-kun!" entwich es ihr.

Wo war er?

Und wo war sie? Wohin hatte er sie gebracht? Erst allmählich klarte ihr Bewusstsein genug auf, sie sich an Einzelheiten erinnern zu lassen.

Die eiserne Jungfrau! Sie lag in der eisernen Jungfrau und die war verschlossen. Das sie allein war, war in diesem Moment ebenfalls vollkommen klar, denn ein weiterer Körper in diesem Folterinstrument wäre ihrem in diesem Falle spürbar nahe gewesen. Und dann stieg panische Erkenntnis in ihr auf. Hatte er sie wirklich in diesen Metallsarg gesperrt, um sie vor dem Zugriff seiner Brüder zu bewahren?

Sofort hob sie ihre Arme und stemmte die Hände mit aller Kraft gegen die schweren Metallflügel des mittelalterlichen Folterinstruments. Doch auch, wenn die Wirkung von Reiji´s Gift scheinbar völlig verschwunden war und sie all ihre Kraft aufbrachte, sie konnte ihr Gefängnis nicht öffnen.

"Bitte nicht", schluchzte sie verzweifelt,

"Lass mich bitte nicht allein in diesem Monstrum und dieser schrecklichen Finsternis, Ayato-kun..."

Ihr Hals schnürte sich zu und sie fing an, nach Luft zu schnappen. Die zwei Dinge, welche sie am meisten fürchtete. Eingesperrt sein auf engstem Raum und absolute Finsternis. Auch wenn es paradox war, da Hikari die letzten Jahre freiwillig auf der 'dunklen Seite' des Lebens verbracht hatte - absolute Finsternis gab ihr immer das Gefühl, aus der Schwärze heraus beobachtet zu werden von etwas unglaublich Gefährlichen. Einem Wesen, stärker und mächtiger als alles andere auf der Welt mit einer Seele so schwarz, wie eben jene undurchdringliche Finsternis.

"Ayato-kun bitte!" rief sie ängstlich und rüttelte am Metall ihres Kerkers,

"Bitte lass mich hier raus. Ich ertage das nicht! Bitte!"

Nichts geschah, nur ihre Panik wurde immer schlimmer.

Da war es wieder. Es war hier. Hier drinnen bei ihr. Deutlich fühlte sie seine Präsenz, die durchbohrenden Blicke und die tödliche Gefahr, die es ausstrahlte.

"Ayato!" schrie sie jetzt,

"Lass mich raus es ist hier!"

Ihre Stimme war schon beinahe ein Kreischen und wie von Sinnen schlug sie gegen das Metall.

Sie bekam immer weniger Luft, war kurz davor zu hyperventilieren und ihrer Angst zu erliegen.

"Ayato-kun!" schrie sie nochmal verzweifelt,

"Lass mich raus, es wird mich töten!"

In dem Moment spürte sie eine Berührung und schrie nur noch panisch.

Dann hob sich der Deckel und sie wurde aus der eisernen Jungfrau gezogen. Starke Arme drückten sie an einen kühlen Körper und eine Hand strich beruhigend über ihr Haar.

"Wer wir dich töten?" drang eine leise Stimme an ihre Ohren,

"Es ist doch niemand hier."

Verwirrt drückte Hikari sich etwas von dem Körper ihres Retters weg und blinzelte überrascht in ein rotes Augenpaar.

"Subaru-kun?" brachte sie leise hervor,

"Was machst du in Ayato-kun´s Zimmer?"

"Ich habe nachsehen wollen, ob er dich von Reiji weg geholt hat", antwortete er,

"Weil es ihn nicht ziemlich zu interessieren schien, als ich davon erzählt habe."

"Du hast ihm gesagt, dass ich bei Reiji bin?" war Hikari fassungslos,

"Also hast im Grunde du mich vor Mr. Hyde gerettet?!"

Sofort verfinsterte Subaru´s Gesicht sich.

"Ich habe es nur gesagt, weil Laito schon wieder überall nach dir gesucht hat und Ayato hat es eben mitbekommen", knurrte er missmutig.

Dann jedoch zog er die Augenbrauen hoch und sah sie ungläubig an.

"Mr. Hyde?" forschte er, konnte sich aber sehr genau denken, wen oder was das Mädchen damit meinte.

Ein kurzes, amüsiertes Grinsen huschte über seine Lippen, was nun widerum Hikari die Augenbrauen erstaunt hoch ziehen ließ. Ein ganz leichter Rotschimmer legte sich daraufhin auf die Wangen des, sonst so übellaunigen, Vampirs und Hikari kam in Versuchung, das einfach wirklich süß zu finden.

"Jedenfalls hab ich dein Geschrei und das Poltern gehört, als ich vor der Tür stand", fiel Subaru direkt in seine, für ihn übliche, übellaunige Haltung zurück und ließ Hikari los,

"Bild dir also nichts ein, was da nicht ist, Mensch."

Er erhob sich und drehte ihr den Rücken zu.

"Beim nächsten Mal weiß ich, dass du nur unnötig Lärm veranstaltest und helfe dir sicher nicht wieder."

Er wollte gehen, doch Hikari griff nach seiner Hand und hielt ihn fest.

"Subaru-kun", presste sie hervor und zuckte gleichzeitig zusammen, weil ihr klar wurde, sie hatte erneut einen Fehler begangen.

Wieder hatte sie nach der Hand eines Vampirs gegriffen und dann auch noch ausgerechnet Subaru. Der Vampir, dem sie am liebsten niemals wieder gegenüber gestanden hätte, weil er einfach nur wie ein wildes Tier erschien, das jede Sekunde angreifen konnte. Unkontrolliert seinen Instinkten und Trieben ausgeliefert.

Als der weißhaarige Vampir jedoch einfach nur stehenblieb und keinerlei Regung zeigte, wurde Hikari wieder etwas mutiger.

"Danke", sagte sie und es klang hoffnungslos ehrlich,

"Du bist längst nicht so kalt, wie es den Anschein hat und du bist..."

"Ich bin ein verfluchter Vampir", fuhr er urplötzlich herum und hatte Hikari so schnell an der Kehle gepackt, dass diese nicht einmal aufschreien konnte.

Ängstlich starrte sie in die roten Pupillen ihres Gegenübers und bereute jedes Wort, das sie an ihn gerichtet hatte.

"Alles, wozu Menschen wie du für mich von Nutzen sind ist, mir als Nahrung zu dienen und das ist der einzige Grund, warum ich dich noch nicht getötet habe, denn deine Anwesenheit in diesem Haus gefällt mir gar nicht!" knurrte er gefährlich und zog sie zu sich.

Sein Daumen drückte schmerzhaft gegen ihren Unterkiefer und drückte ihren Kopf seitlich nach hinten.

"Der Geruch deines Blutes belästigt mich in jedem Raum", flüsterte er gefährlich,

"Verwirrt meinen Geist und weckt das Verlangen, es mir einfach bis auf den letzten Tropfen zu nehmen..."

"Subaru-kun", ächzte Hikari,

"Du...tust mir weh...!"

"Ich werde dir noch viel mehr weh tun, wenn du dich nicht von mir weg hälst", zischte er gegen die Haut ihres Halses,

"Ich bin gefährlich und schlecht. Also halt dich fern von mir!"

Sein letzter Satz klang anders.

Er war, ganz klar, eine Warnung, aber keinesfalls eine Drohung. Dennoch bohrten sich in der nächsten Sekunde seine Zähne in ihren Hals. Hikari kniff die Augen zu. Es schmerzte, aber bei weitem nicht so sehr, wie beim ersten Mal, als Subaru sie gebissen hatte und sehr schnell wich der Schmerz dem, vor dem das Mädchen sich noch viel mehr fürchtete, als vor jedem Schmerz und jeder Demütigung, welche sie durch die Vampire erfahren musste.

Als Subaru ihre Kehle los ließ und sie an den Schultern umklammerte, um dann ein weiteres Mal zu zu beißen, griff sie mit einem leisen Seufzer in seine Jacke und drückte sich leicht an ihn. Ihr geschwächter Körper war einfach nicht mehr in der Lage, sich gegen dieses elektrisierende Kribbeln zu wehren, dass einfach nur noch immer intensiver wurde, bei jedem Biss, welchen sie erfuhr. Ihr Verstand wußte, dass es falsch war, doch er hatte den Kampf gegen dieses überirdische Verlangen nach seinen Reißzähnen soeben verloren.

"Subaru-kun", wisperte sie den Namen des jüngsten Bruders,

"Bitte hör nicht auf..."

Gefährliches Verlangen

Immer fester klammerten Hikari´s Finger in die Jacke des Vampirs. Alles was sie noch wahr nahm, waren seine wohligen Laute während er ihr Blut trank, seine groben Umklammerungen an den Schultern und diese unglaubliche Hitze in sich. Ihr ganzer Körper brannte, Armeen von Ameisen schienen über ihre Haut zu laufen und nur ein einziges Ziel zu haben. Ihr den letzten Rest klaren Menschenverstandes zu rauben.

"Du wirst sterben, wenn ich nicht aufhöre", hörte sie Subaru´s atemloses Flüstern, gefolgt von einem leisen, wohligen Seufzen, während er genüsslich das Blut von ihrem Hals leckte, welches aus den frischen Wunden hervor trat.

Hikari stöhnte hörbar und drückte sich ihm noch mehr entgegen, sofern dies überhaupt möglich war. Seine kalte Zunge ließ sie kurz erschauern, doch es wahr ein angenehmer Schauer.

"Bitte Subaru-kun", stöhnte sie leise,

"Ich will dein sein. Für immer..."

Ihre rechte Hand griff in sein Haar und dirigierte ihn, beinahe nachdrücklich direkt zu ihrer Halsvene, während ihr anderer Arm sich um ihn schlang.

"Beiss endlich zu Vampir", flehte sie ihn an,

"Nimm mein Blut und mach mich für immer zu deinem Besitz..."

Subaru´s Zähne senkten sich erneut in ihr Fleisch und Hikari seufzte zufrieden. Obwohl ihr Körper immer schwächer wurde, drängte er immer deutlicher in den Bann des Vampirs, verzerrte sich so sehr nach seinen Zähnen und seinen Berührungen, dass selbst dieses gefährliche Maß an Blutverlust ihn nicht versagen ließ.

Subaru widerum reagierte äußerst empflindlich auf jedes noch so kleine Signal ihres Körpers und noch sensibler auf den Geschmack ihres Blutes, der ihn dazu anhielt seinen Trieben zu folgen und einfach nur noch zu sein, was er eben war.

Wenig sanft drängte er das, regelrecht willenlose, Mädchen gegen eine Wand und hielt sie mit seinem Körper gefangen.

"Subaru-kun", keuchte sie atemlos und griff mit beiden Händen in sein weißes Haar.

Er knurrte kurz und biss wieder zu.

Sofort aber löste er seine Zähne wieder aus ihrem Fleisch und leckte kurz über die Wunde.

"Du bist mein!" raunte er gegen ihren Hals und leckte erneut das Blut von ihrer Haut.

Sie stöhnte leise und zog ihn mit dem Gesicht zu sich hoch. So unglaublich kalt und siedendheiss zugleich glitten seine Lippen dabei die Haut ihres Halses hinauf, hinterließen eine blutige Spur und fanden schließlich die ihren. Hikari stöhnte erstickt und schloss ergeben die Augen.

Das war der Augenblick, in dem Subaru völlig überraschend von ihr abließ und zurück wich. So überraschend, dass sie gar nicht begriff, wie ihr geschah. Mit verschleiertem Blick lehnte sie an der Wand, ihr Herz raste und sie schnappte nach Luft. Subaru sah, wie sie langsam an der Wand hinunter sank und kraftlos am Boden hocken blieb.

"Halt dich fern von mir, verfluchtes Weib", zischte er dann,

"Sonst töte ich dich beim nächsten Mal!"

Die Tür knallte zu und unterstrich die drohenden Worte, die er ihr zugedacht hatte.

Dieses Mal war es keine Warnung. Dieses Mal war es ein eisiges Versprechen. Er würde sie ohne jedes Zögern töten, wenn sie ihm je nochmals so nahe kommen würde, das wusste Hikari in diesem Moment sicher. Doch noch immer verzehrte jede Faser ihres Körpers sich so sehr nach seiner Nähe, dass sie dafür sogar bereit war, zu sterben.

"Subaru-kun", schluchzte sie leise,

"Was...ist nur los mit mir?"
 

Langsam ließ diese Macht in Hikari nach.

Ja, es war eine Macht, musste sie sich nun eingestehen, eine Macht so stark, dass sie selbst einen körperlichen Zusammenbruch verhindert hatte nur, um zu bekommen, wonach sie verlangte, was sie so unglaublich anzog, was sie brauchte, wenn sie nicht für immer vergehen wollte...

Hikari schluckte.

Sie fühlte sich unglaublich schwach, jede Zelle ihres Körpers schien zu schmerzen und wieder gehorchten ihre Glieder ihr nicht mehr. Was das in ihr auch immer war, es würde sehr bald ihren Tod bedeuten, wenn es ihr nicht gelang, von hier zu fliehen.

Von Anfang an hatte ihr Blut die Brüder beinahe magisch angezogen, hatte all ihre Instinkte nach Außen gekehrt, sie so faziniert, dass sie sich mehr oder weniger willig vergaßen. Nun jedoch schienen selbst die Brüder sich besser gegen diese sonderbare Macht in ihr wehren zu können, als sie selbst es konnte.

Sie hatte Subaru beinahe schon heraus gefordert. Ausgerechnet ihn, der sich am allerwenigsten unter Kontrolle hatte von den sechs Brüdern. Sie hatte ihn heraus gefordert und immer weiter versucht zu locken, hatte gezielt das Tier in ihm wecken wollen, ohne auch nur eine Sekunde darüber nach zu denken, was die Folgen davon waren.

Sie hatte ihn einfach nur gewollt, denn einzig er hätte das alles verzehrende Verlangen ihres Körpers stillen können, wusste sie. Ihre Augen weiteten sich.

»Ist es das?« fragte sie sich,

»Ist es am Ende...normal...?«

Dieser Gedanke ließ sie erschauern.

Niemals zuvor hatte sie dieses brennende Verlangen verspürt, welches zuerst Ayato - und nach ihm auch einige seiner Brüder ausgelöst hatten. Sie war allerdings auch niemals zuvor von einem Vampir gebissen worden. Vielleicht war es ja eine völlig normale Reaktion auf die Vampire. Vielleicht konnten wirklich nur sie dieses Verlangen stillen, weil auch nur sie es erweckten.

Laut Literatur und Filmen waren Vampire Wesen, denen man verfiel. Deren Charme einen gefangen nahm und die Gefahr, welche von ihnen ausging immer nichtiger erscheinen ließ.

War es das? Verfiel sie den Brüdern, ähnlich wie Mina Harker Graf Dracula verfallen war?

Mit beinahe jedem Biss war dieses brennende Verlangen in ihr stärker geworden, wuchs stetig an, seit sie in diesem Haus lebte und ließ sie nun einen Biss bereits regelrecht herausfordern. Sie suchte nach diesem brennenden Verlangen, wollte es befreien, es erleben, es ausleben...

Müde ließ sie den Kopf sinken.

»Einer von ihnen wird sich vergessen und mich töten«, war sie sich bewusst,

»Und das wird schon sehr bald passieren...«

Sie schloss die Augen, um dem Brennen entgegen zu wirken, mit welchem Tränen sich in ihre Augen drängten. Ayato hatte sie belogen. Dies hier war nicht die Hölle. Die Hölle war das, was sie schon immer als solche empfunden hatte. Das leben war die Hölle.

Als sie hatte sterben wollen, da war sie gezwungen zu leben - so viele einsame, schmerzvolle Jahre lang - und jetzt, wo sie doch leben wollte, da würde sie sterben. Das war die Hölle! Sie nahm einem den Wunsch nach Leben oder gab ihn, doch immer zu Zeiten, in denen es unerfüllbar war.

Ihre Gedanken wurden immer schwerer, wurden immer deutlicher in die Tiefe gezogen, welche ihren Körper bereits vollkommen befallen hatte und sie kämpfte hart dagegen an, weil sie sich nicht sicher war, ob sie je wieder aufwachen würde, wenn sie sich der erlösenden Dunkelheit ergab.

Immer erbarmungsloser zog die Erschöpfung sie zu sich, versprach ihr Frieden, wenn sie nur endlich die Augen schloß und sich in Morpheus Arme begab. Und doch kämpfte sie dagegen an, wollte nicht einschlafen und sich nicht der versprochenen Erlösung ergeben. Diese Erlösung konnte nur eine Falle sein, war sie doch wie ein helles Licht in der Dunkelheit dieser Hölle.

Mit jeder Minute fiel es ihr schwerer, nicht einzuschlafen. Der Schmerz, welcher ihren ganzen Körper gefangen hielt schwoll an, immer wieder fielen ihr die Augen zu und sie hatte die Grenze zu Morpheus Reich bereits überschritten, als sie sich in letzter Sekunde zurück riss und die Augen aufschlug.

Als sie das zum widerholten Male tat bemerkte sie, dass plötzlich etwas anders war und hielt sofort ängstlich den Atem an. Nicht Etwas war anders, sondern Alles.

Sie hockte nicht mehr an der Wand in Ayato´s Zimmer, sondern lag. Doch es war nicht der Fußboden, auf welchen sie vielleicht gesunken war, ihrer absoluten Erschöpfung wegen. Sie lag weich und...sie konnte es nicht beschreiben. Es fühlte sich eigenartig an. Einerseits vollkommen vertraut und andererseits absolut fremdartig. Und noch etwas war da. Wieder diese absolute, beängstigende Finsternis.

Ihr Herz begann zu rasen und Panik befiel sie.

Was war passiert? Wo war sie?

Gerade wollte sie sich aufrichten, als zwei starke Arme sich um sie schlangen und sie festhielten.

"Ich bin hier", hörte sie Ayato murmeln,

"Und jetzt schlaf. Dein Herz schlägt so laut, dass ich kein Auge zu bekomm."

Zuerst fuhr Hikari erschreckt zusammen, doch bereits Ayato´s erste Worte ließen sie entspannen.

Er war bei ihr. Sie war nicht allein und nun wußte sie auch, was sich so seltsam angefühlt hatte. Sie lag beinahe komplett auf ihm und obwohl er so kalt war, war es einfach nur angenehm und ließ sie nicht im geringsten Frösteln. Im Gegenteil.

Eine angenehme Wärme stieg in ihr auf, denn sie fühlte sich beschützt und geborgen in diesem Moment. Zum ersten mal in ihrem Leben fühlte sie sich wirklich sicher, auch wenn es paradox war.

Vertrauensvoll legte sie ihren Kopf auf Ayato´s Brust. Seine nackte Haut an ihrer Wange fühlte sich gut an und ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen. Sie legte ihre Hand ganz sanft, direkt vor ihrem Gesicht, auf seine Brust und schloß zufrieden die Augen.

»Es ist so seltsam. Sein Herz schlägt nicht und doch lebt er...irgendwie...«

Kein Herzschlag, doch er atmete. Dies musste er zwar nicht zwingend, aber er tat es. Ruhig und gleichmäßig hob und senkte sich sein Brustkorb und verriet Hikari, dass er wohl schlief. Ein kurzes Grinsen huschte über ihre Lippen. Vorsichtig hob sie den Kopf und rutschte ein kleines Stück nach oben.

Auch wenn es absolut finster war, verriet sein Atem ihr, dass sie ihr Ziel nicht verfehlen würde. Sie wußte auch nicht, was da plötzlich in sie gefahren war. Es war ganz klar verrückt, das zu tun, doch aus irgend einem Grund war es ihr jetzt gerade ein so starkes Bedürfnis, dass sie es einfach tat.

Ganz sanft legte sie ihre Lippen auf Ayato´s. Auf die Gefahr hin, wieder dieses gefährliche Verlangen in sich zu wecken - was aber nicht geschah - tat sie es und schloss kurz die Augen, um die sanfte Berührung zu genießen.

Dann bettete sie sich wieder auf seine Brust und lächelte zufrieden vor sich hin. Heute würde sie zum ersten Mal in diesem Haus ruhig und ohne jede Angst schlafen.

Als Ayato´s Arm sich bewegte und seine Hand sich auf ihren Haarschopf legte, um sie etwas gegen seine Brust zu drücken, wurde ihr Lächeln breiter und sie schloß ihre Augen.

"Du bist ganz schön mutig", ließen die leise geschnurrten Worte des Vampirs sie da jedoch erschreckt zusammen zucken,

"Mich so zu überfallen während ich schlafe...Chichinashi..."

Hikari fühlte sich ertappt und konnte spüren, wie rot sie wurde.

Zumal seine Stimme ähnlich gelassen und schläfrig klang, wie die von Shu es immer tat und sie glaubte, einen leicht amüsierten Unterton heraus zu hören. Hingegen ihrer Erwartung jedoch kam nichts weiter mehr von ihm. Er schien wirklich müde zu sein und mit dieser Feststellung, wurde sie sich auch ihrer eigenen Müdigkeit wieder bewusst. Ohne sich weitere Gedanken zu machen, schlief auch sie schließlich ein.
 

Als sie die Augen aufschlug, stahl sich direkt ein kleines Grinsen auf ihre Lippen und auch die leichte Röte legte sich erneut wieder auf ihre Wangen.

Lange hatte sie sich nicht mehr so ausgeruht und zufrieden gefühlt, was ohne Zweifel an Ayato lag. Er war da gewesen für sie. Zum ersten Mal hatte er etwas für sie getan, ohne ihr Blut zu wollen. Auch wenn es von Außen betrachtet wirkte, als hatte er einfach nur in Ruhe schlafen wollen, sie wusste, das allein war es nicht. Er hatte ihre Angst erkannt und sie beruhigt. Sie schützend in den Arm genommen und war genau so mit ihr auch eingeschlafen.

Bei Menschen hatte soetwas bereits eine Menge Bedeutung. Es bewies Vertrauen. Und auch wenn Hikari ganz sicher nie zu einer Gefahr für den Vampir hätte werden können, so glaubte sie auch auf seiner Seite, eine Art Vertrauensbeweis daraus ersehen zu können.

Und dann war da ja auch noch der Kuss. Es war ein unschuldiger Kuss, ohne Leidenschaft und erst Recht ohne Verlangen, doch er war nicht gefühllos gewesen.

Ein einziges Mal hatte sie wissen wollen, wie es sich anfühlte, seine Lippen zu küssen. Wirklich zu küssen und nicht als Teil eines blutigen Bissrituals oder als demonstrativer Besitzanspruch von ihnen berührt zu werden.

Das Ayato gar nicht geschlafen - und diesen Kuss einfach hingenommen hatte, steuerte einen großen Teil dazu bei, wie wunderbar sie geschlafen hatte und wie gut sie sich jetzt fühlte.

Vielleicht maß er diesem unschuldigen, harmlosen Kuss gar nicht genug Bedeutung zu, vielleicht hatte er ihn nicht einmal als solchen wahr genommen, aber er hatte auch nichts negatives daraus gemacht. Ihn nicht ins Lächerliche gezogen, oder ihn als Möglichkeit genutzt, sie wieder einmal zu demütigen. Zudem fiel ihr nun beim Aufstehen auf, dass er auch den Deckel der eisenern Jungfrau nicht verschlossen hatte. Ob er gemerkt hatte, wie sehr absolute Finsternis sie ängstigte? War er wirklich aufmerksamer geworden? Oder rücksichtsvoller?

Sie konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, während sie ins angrenzende Bad verschwand, um sich frisch zu machen.

Irgendwie war das schwer vorstellbar. Ein rücksichtsvoller Ayato.

Eigentlich hätte dieser Name im Duden mit der Bedeutung "Naturkatastrophe" stehen müssen. Im Grunde war er nichts, als ein bockiger, kleiner Junge, der nur dann nichts zu meckern hatte, wenn die ganze Welt sich nach seinen Vorstellungen richtete und ihm gefälligst zu Füßen lag, weil er ach so unwiderlich und ach so unantastbar war.

Er hielt sich für Mr. Perfect und das Schlimme daran war, er hatte damit leider auch noch Recht.

Nicht, dass er perfekt war, aber wenn er mal gerade nicht zum Kotzen arrogant war, nicht der sadistische, kleine Junge mit einer Lupe in der Hand über einem Ameisenhaufen und nicht seinen Drang lebte, Macht auszuüben. Wenn man all seine Schikanen und Übergriffe außer Acht ließ, ignorierte, was er war, dann...

Sie brach ihre Gedanken ab. Keinesfalls durfte sie Kleinigkeiten wie diesem harmlosen Kuss oder das sie aneinander gekuschelt geschlafen hatten, zu viel Bedeutung zumessen. Ja, Ayato konnte unglaublich süß sein, wenn er es wollte, er konnte charmant sein, wußte genau, welche Worte bei einem Mädchen wirkten und wie es zu Wachs in seinen Händen wurde. Leider aber tat er all dies nur aus einem Zweck. Blut.

Damit war es eigentlich auf dem Punkt gebracht. Egal was Ayato war, egal was er sagte, was er tat - es hatte alles keinerlei Bedeutung. Sein ganzes Denken und Handeln drehte sich nur um diese eine Sache, Blut, und alles andere war für ihn nichts weiter als ein ganz großes Spiel, in welchem er am Ende immer nur gewinnen konnte.

Ein leises Seufzen entwich Hikari. Es war sinnlos, über solche Dinge nach zu denken. Ayato war nun einmal, was er war und würde es immer sein. Er und seine Brüder waren Vampire und sie war ihr Opfer. Nichts würde daran je etwas ändern, außer ihrem Tod vielleicht. Und trotzdem war da dieses leichte Kribbeln in ihrer Magengegend, wenn sie an gestern dachte. Keines wie dass, welches sie überfiel obwohl sie es nicht wollte, keines, wie das nach einem Biss. Ein leichtes, hauchzartes Kribbeln.

Wieder errötete sie und wieder rief sie sich selbst zur Ordnung. Egal was für ein Kribbeln das nun genau war, jetzt mußte sie erst einmal fertig werden. Nicht auszudenken, wenn sie wieder zu spät war für die Schule und Reiji ihr eine Strafe dafür zukommen ließ.

Das wollte sie auf keinen Fall riskieren. Ebenso würde sie niemals wieder etwas Ess - oder Trinkbares von ihm annehmen, nahm sie sich in diesem Moment fest vor.

Da sie sich in Ayato´s Bad befand und natürlich keine saubere Kleidung hier hatte, wickelte sie sich einfach ein großes Handtuch um und ging zurück in Ayato´s Zimmer. Beinahe zeitgleich kam dieser ebenfalls ins herein und Hikari zuckte kurz zusammen, da es direkt wieder kribbelte in ihrer Magengegend.

Dann jedoch blinzelte sie verwirrt. Er hatte ihre Schuluniform bei sich. Die Hoffnung jedoch, dass er tatsächlich aufmerksamer geworden war und ihr die Uniform aus Nettigkeit brachte, zerschlug sich sofort wieder.

"Du sollst dich umziehen, sagt Reiji", warf Ayato die Uniform auf´s Sofa,

"Und mach schnell! Ich bin hungrig und will dein Blut bevor wir los fahren."

Hikari nickte, direkt nachdem sie den Schreck überwunden hatte, den allein Reiji´s Name in ihre Glieder fahren ließ. Sie ging zum Sofa und sah nachdenklich auf die Uniform.

In diesem Moment landete ein weiteres Stück Stoff auf dieser und als Hikari erkannte was es war, wurde sie direkt wieder rot und sah Ayato geschockt an.

"Was denn?" grinste der,

"Oder willst du lieber ohne Höschen gehen? Mir solls Recht sein."

Hikari wusste gar nicht, wo sie hinsehen sollte, so peinlich war ihr die Situation.. Er wühlte allen Ernstes in ihrer Unterwäsche herum!

Sie war unbestritten wirklich alles andere als verklemmt oder prüde, aber seit sie in diesem Haus lebte hatte sie gelernt, was Scham bedeuten konnte. Ganz besonders, wenn es um Ayato ging. Irgendwie schienen seine Anzüglichkeiten eher gezielte Botschaften zu sein, deren hervorgerufene Reaktion er einfach kennen wollte. Wenn sie dafür auch wesentlich seltener vorkamen, als bei Laito.

So auch jetzt wieder. Er stand einfach nur da und beobachtete sie, sagte kein Wort, verzog keine Miene und wirkte einerseits vollkommen gelangweilt, doch andererseits absolut interessiert.

Erwartete er irgendetwas von ihr? Und wenn ja, was?

"Gibt es sonst noch irgendetwas?" fragte sie ihn schließlich zaghaft, noch immer leicht rot im Gesicht.

"Ich warte darauf, dass du dich umziehst", kam die prompte Antwort.

Und sofort war sie wieder knallrot.

"Bitte...was...?" stammelte sie geschockt,

"Willst du mir etwa dabei zusehen? Aber..."

"Was heisst hier aber?" pustete Ayato genervt,

"Ich hab dich bereits mehrmals umgezogen. Da gibt es nichts, was ich nicht schon gesehen hätte. Also hör auf dich anzustellen und mach endlich!"

Der Ausdruck auf Hikari´s Gesicht ließ ihn mit einem lauerndes Grinsen noch einen Satz nachschieben, wobei seine Augen kurz bedrohlich aufleuchteten.

"Oder soll ich dir helfen...?"

Hektisch schüttelte Hikari den Kopf und klammerte sich in das Badetuch, welches lediglich ihren nackten Körper vor Ayato´s Blicken schützte, als wolle sie es auf keinen Fall jemals los lassen.

"Dann mach endlich!" fuhr der Vampir sie an,

"Ich bin hungrig, verdammt. Oder soll ich mir lieber jetzt sofort dein Blut nehmen?"

"Nein!" machte Hikari einen kleinen Satz nach hinten und entlockte Ayato damit ein amüsiertes Lachen.

"Du stellst dich an, wie ein Kleinkind", grinste er und stand in der nächsten Sekunde direkt vor ihr.

Sie schrie erschreckt auf und wollte reflexartig weiter zurück, doch der Rothaarige war schneller als ihr Reflex. Eisenhart umklammerten seine kalten Hände ihre Schultern und hielten sie dicht bei ihm. Zu dicht für Hikari´s Geschmack.

"Bitte lass mich los, Ayato-kun", versuchte sie zaghaft, sich zu befreien,

"Ich werde mich beeilen und dann bekommst du sofort mein Blut, versprochen."

"Baka!" schüttelte er sie,

"Das hatten wir schon Mal und ich habe dir da bereits gesagt, ich habe absolut keinen Grund auch nur eine Sekunde auf dein Blut zu warten, wenn ich es will! Also halt gefälligst still!"

Er öffnete den Mund und seine Reißzähne näherten sich ihrem Hals.

Zitternd schloß Hikari ihre Augen. Es war nicht so, dass sie ihm ihr Blut nicht geben wollte. Wenn sie es einem der Brüder freiwillig gab, dann ihm. Was sie fürchtete war auch nicht der Schmerz, welchen jeder Biss bedeutete, denn es war ein süßer Schmerz - ganz besonders bei Ayato.

Und genau das war es, was ihr gerade solche Angst machte. Dieser süße Schmerz, den sie fast schon ersehnte, welchen sie mittlerweile so sehr genoss, dass es ihr egal war, mit welch unbändigem Verlangen er ihren Körper anfüllte und das sie dieses Verlangen kaum mehr bändigen konnte.

Doch auch wenn Ayato bereits vor dem Biss diese starke Wirkung auf sie hatte, so war ihr Verstand noch klar genug ihr ganz sicher zu signalisieren, dass es keine gute Idee war, sich ausgerechnet Ayato beinahe nackt auszuliefern.

Das Handtuch war nicht der geringste Schutz, wenn sie die Kontrolle über sich verlor und würde schneller nicht mehr vorhanden sein, als eine Sternschnuppe verglühte. Egal, ob nun Ayato es war, der dies wollte, oder aber sie selbst.

Sie wollte gerade nochmal zu einem leisen Flehen ansetzen, als sie zuerst seinen Atem und dann seine Zähne auf ihrem Hals spürte.

Sofort biss sie sich auf die Lippe, um ein leises Seufzen zu unterdrücken. Die Gänsehaut konnte sie jedoch nicht unterdrücken und somit auch nicht vor dem Vampir verbergen. Der jedoch erlag völlig dem Geschmack ihres Blutes.

"Drei Tage", raunte er atemlos,

"Drei ganze Tage habe ich mich zurück halten müssen und nun will ich einfach nur mehr..."

Genüsslich senkte er seine Zähne erneut in ihren Hals und sog gierig das Blut aus ihren Adern.

"So heiss...", keuchte er und eine gefährliche Faszination belegte seine Stimme,

"Es rinnt so heiss meine Kehle hinab, dass ich immer nur noch mehr will..."

Bei seinem folgenden Biss in die Halsbeuge, war es um Hikar´s Beherrschung geschehen.

Ergeben ließ sie einem wohligen Seufzen freien Lauf, griff beinahe fordernd in den Stoff seines Hemdes und drückte sich ihm entgegen.

Während er gierig ihr Blut trank, erlag sie immer schneller diesem überirdischen Verlangen, welches von seiner besitzergreifenden Art nur noch mehr gesteigert steigert, als seine Bisse und wohligen Laute es sowieso schon taten.

Sie trieben sich gegenseitig immer weiter an, reagierten auf die Reaktion des Anderen so intensiv und nahtlos, dass sehr schnell keiner von ihnen auch nur jegliche Zurückhaltung mehr zeigte.

Nicht der geringste klare Gedanke hatte mehr Raum in Hikari´s Kopf. Körper, Geist und Seele hatten nur noch ein einziges, gemeinsames Ziel, welches mit jeder Sekunde, jedem erregtem Atemzug, jedem gierigen Biss und jedem Tropfen Blut, welcher ihren Körper verließ, sicherer wurde.

Beinahe flehendlich seufzend huschte sein Name über ihre Lippen, als die Seinen weiter abwärts glitten, ihre Kehle küssten und weiter hinab zu der Stelle strichen, in welche er erneut seine Zähne eindringen ließ.

Der süße Schmerz in ihrem Dekollté ließ Hikari wohlig aufstöhnen und ihre Finger verlangend in den roten Haarschopf greifen, während Ayato´s Finger den Knoten des Handtuchs lösten und es zu Boden rutschte. Fordernd schlangen seine Arme sich um ihren Körper, um sie fest an den seinen zu ziehen.

"Du gehörst mir", raunte er, in fanatischer Begeisterung ihrem Blut völlig erlegen,

"Mir allein! Verstehst du?!"

Er sackte auf die Knie und grub seine Reißzähne linksseitig in ihre Taille. Ihre Finger krallten sich fester in sein Haar und sie ließ seufzend den Kopf in den Nacken sinken.

"Ayato...-kun...", stöhnte sie schwer atmend,

"Bitte...ich..."

Sie zerrte an den roten Strähnen und zog ihn zu sich hoch.

Ohne jeden Widerstand folgte er ihrem Wunsch, packte dann jedoch ihre Handgelenke und nagelte sie grob an die Wand, während er gleichzeitig ihre Lippen fand und sie ebenso gierig küsste, wie es seine Bisse waren.

Zufrieden stöhnte Hikari in den Kuss hinein, seiner nachdrücklich, besitzergreifenden Art absolut ausgeliefert. Seine intime Nähe brachte auch die letzte Schranke in ihr zu Fall und als er sich atemlos aus dem blutigen Kuss riss um ihr mit dem Ausdruck eines wildes Tieres in die Augen zu starren, erwiderte sie jenen Blick auf ähnliche Weise.

Ihre Augen strahlten wie pures Gold und ihre blutigen Lippen formten ein paar lasziv gehauchte Worte, doch Ayato hörte sie nicht.

Wie hypnotisiert starrte er in ihre goldenen Pupillen, als hätte er in ihnen etwas erkannt, dass er niemals erwartet hatte.

Er verhaarte noch kurz, und stieß sich dann, ohne jede Vorwarnung, von ihr weg, nachdem seine Augen etwas abwärts gewandert waren und er ihren vollkommen blutverschmierten Körper erblickten. Irritiert blinzelte Hikari ihn an.

Noch bevor sie begriff was überhaupt geschehen war, packte Ayato ihr Handgelenk und zerrte sie ins Bad. Er drehte die Dusche an und stieß sie unter das kalte Wasser. Sie qiekte und wollte vor der eisigen Kälte fliehen, prallte aber direkt vor seinen Körper, der sie wie eine Mauer zurückhielt.

Verwirrt und ein wenig verzweifelt sah sie ihn an.

"Bist du wieder klar?" fragte er forschend und sie nickte zögerlich.

Hatte es es bemerkt?

Dieses brennende Verlangen, dass jeden klaren Gedanke ausknipste und Hikari immer stärker dazu trieb, sich den Vampiren geradezu anzubieten?! Seiner vorsichtigen Frage und seinem Blick nach zu urteilen hatte er das.

Er wirkte beinahe besorgt, doch schon in der nächsten Sekunde änderte sein Ausdruck sich wieder völlig.

Sein Blick verfinsterte sich, machte Hikari beinahe schon Angst und seine Stimme war eine, absolut abwertend klingende, Drohung.

"Trockne dich ab und zieh dich an!" befahl er eisig und sein Ton ließ nicht den geringsten Widerspruch zu,

"Bist du nicht fertig, wenn ich dich holen komme, schleife ich dich, wie du bist, durchs ganze Haus!"

Hikari schluckte und die Angst vor ihm wich selbst nicht, als er sich umdrehte und das Bad veließ ohne sie noch eines weiteren Wortes oder Blickes zu würdigen.

Zitternd stieg sie aus der Dusche und trocknete sich ab, um sich so schnell nur möglich anzukleiden.

Was auch immer gerade zwischen ihnen beiden vorgegangen war, welche Macht - oder was auch immer sie in diesen Rausch getrieben hatte - dem Vampir gefiel es offenbar absolut gar nicht und Hikari war sich beinahe sicher, nun eine weitere Seite an Ayato kennen zu lernen, die sie zukünftig für immer fürchten würde.

Überschrittene Grenzen

So kurz die Zeit auch war, die sie damit verbrachte auf den rothaarigen Vampir zu warten, es ertrug sich schlimmer, als eine Ewigkeit. Sie wußte wie Ayato sein konnte, wenn er zornig war.

Bis hin zu ihrem Tod nahm er wirklich alles in Kauf, um sich selbst - und damit auch jedem anderen - zu beweisen, dass allein er der Größte war.

Der Unantastbare, den niemand hinters Licht führen oder übertrumpfen konnte und den man schon gar nicht hinterging. Er allein bestimmte die Regeln.

Er allein bestimmte über sie...

Hikari schluckte. Es war so schön gewesen gestern. Alles hatte sich so richtig angefühlt. So nahe bei ihm zu liegen und in seinen Armen einzuschlafen.

Wie ein kleines Stück Himmel in dieser Hölle. Eine kleine, eigene Welt in der es nur sie und Ayato gab, der sie zufrieden im Arm hielt und sanft an sich drückte. Als gehörten sie zusammen und nichts von außen könnte das ändern.

Doch leider konnte in diesem Haus alles das ändern. Allem voran Ayato selbst.

Das hatte er ihr bereits mehr als einmal deutlich gezeigt und auch heute bewies er es ihr ein weiteres Mal.

Immer wenn sie dachte, ihm würde doch ein wenig mehr an ihr liegen und nicht allein ihr Blut sei für ihn von Wert; wenn er sie im letzten Moment vor Laito bewahrte oder tagelang nicht aus den Augen ließ, damit sie sich von den Bissen seiner Brüder erholen konnte, wenn er sie schon beinahe pflegte oder sogar, wie dieses Mal, fest im Arm hielt.

Immer dann schlug er um wie auf einen unsichtbaren Befehl hin und er machte sie für alles verantwortlich, was nicht so gelaufen war, wie er es wollte.

Hikari fühlte sich immer unwohler.

Dieses Mal schien er besonders übler Laune zu sein und wenn er wirklich drei Tage bei ihr gewacht hatte, dann war er gefährlich durstig.

Am liebsten wäre sie einfach davon gelaufen, nur wohin sollte sie? Selbst wenn sie einen der Brüder dazu bekäme, sie zu beschützen, so wäre sie dadurch diesem Bruder ausgeliefert und am Ende würde Ayato sie doch erwischen und seine Strafe für sie wäre umso grausamer.

Und selbst, wenn sie aus diesem Haus entkommen konnte, der rothaarige Vampir würde sie überall finden und hierher zurück holen; in ihre ganz persönliche Hölle, welche sie allmählich so viel mehr fürchtete, als sie all die Jahre zuvor das Leben gefürchtet hatte.

"Er hatte einfach nur Recht", murmelte sie geschlagen vor sich hin,

"Von der ersten Sekunde an wußte er genau, wie ich ticke und hat..."

"Ich habe mir genommen, was du nicht mehr wolltest...", wisperte es direkt an ihrem Ohr und mit einem erschreckten Aufschrei fuhr Hikari herum und sprang ein Stück rückwärts.

"Ayato-kun", entwich es ihr und sie kämpfte um Stabilität in ihren Knien.

"Es gibt für dich kein Morgen mehr", flüsterte er, ein eisiges Grinsen auf den Lippen,

"Dein Leben unter den Menschen ist für immer vorbei. Du brauchst mich und das weisst du!"

Er war bei seinen Worten direkt vor sie getreten und hatte sanft ihre Hand ergriffen.

Zitternd sah sie zu, wie er sie langsam an seine Lippen führte und einen angedeuteten Kuss auf ihren Handrücken hauchte.

Sein Grinsen war zu einem betörenden Lächeln geworden und seine grünen Augen strahlten, wie reine Smaragte, in der Sonne.

"Bin ich nicht alles, was du dir so sehr gewünscht hast?" schnurrte er lockend,

"Gebe dir, wonach du dich immer gesehnt hast? Willst du leugnen, dass du dich vollkommen freiwillig in meine Hände begeben hast und das du an der Klippe sterben wolltest, weil du geglaubt hast, ich käme nicht zurück...?"

Hikari schluckte.

Darum also hatte er gesagt, ihr Leben gehöre ihm, nachdem er sie gerettet hatte. Er wusste, wie verzweifelt sie ihn zurück gesehnt hatte an All Hellows Eve, wusste, dass sie sogar nach ihm gesucht hatte und das sie sich ihn gewünscht hatte, als Laito sie unter dem alten Baum verführen wollte. Er wusste einfach alles und er hatte Recht.

Sofort bei ihrer ersten Begegnung hatte dieser rothaarige Vampir sie ihren Plan zu Sterben vergessen lassen, hatte den Lebenswillen in ihr geweckt, welchen sie zuvor niemals gehabt hatte.

"Du gehörst für alle Zeiten mir, Hikari Mori...", ging sein weiteres Schnurren Hikari durch Mark und Bein,

"Denn es ist das, wozu du bestimmt bist und was du dir so sehr wünscht..."

»Hat er wirklich Recht?« schoss es ihr durch die Glieder.

Doch der Schmerz, als Ayato seine Zähne quälend langsam in ihren Handrücken bohrte, verhinderte jeden weiteren Gedanken.

Sofort schossen ihr Tränen in die Augen und sie schluchzte leise. Sie nahm den Schmerz jedoch einfach nur noch an, denn er war, was sie verdiente, von was sie leichtsinnigerweise immer geträumt und wonach sie sich naiverweise immer gesehnt hatte.

Sie selbst hatte sich für den Vampir und seine Hölle entschieden, dass hatten seine Worte ihr gerade klar vor Augen gehalten. Ob nun bewusst oder unbewusst, es war ihre eigene Entscheidung gewesen.

Er löste seine Zähne schmerzhaft aus ihrer Hand, wobei sie nur kurz das Gesicht etwas verzog.

Die ganze Zeit über sah Ayato ihr fest in die Augen und auch sie wandte ihren Blick nicht von seinem ab.

Das Gefühl, er würde direkt in ihre Seele blicken wurde unerträglich stark, tat gleichzeitig so gut wie es Angst machte und hielt sie einfach nur gefangen.

Auch als seine Finger sich um ihr Handgelenk schlossen und er anfing sie aus dem Zimmer und weiter hinter sich her zu zerren, heftete ihr Blick weiterhin, beinahe abwesend, auf ihm und sie ließ sich einfach nur mitziehen.

Nicht das geringste Anzeichen von Gegenwehr waren, sowohl ihr Geist alsauch ihr Körper in der Lage aufzubringen. Nicht einmal die Angst vor dem, was Ayato nun mit ihr vor hatte war sie in der Lage, aufkommen zu lassen.

Er zerrte sie durchs ganze Haus, jedoch nicht zum Eingang, vor dem die Limousine zur Schule wartete, sondern in einen Gang unterhalb der großen Treppe in der Eingangshalle. Natürlich gab er einen Dreck auf Reiji´s Anweisungen wegen der Schule.

Auch wenn es zuweilen den Anschein hatte, in diesem Haus würde alles nach Reiji´s Regeln laufen, so gaben am Ende doch alle Brüder herzlich wenig auf die Worte des Zweitältesten. Sie alle taten was sie wollten, erst Recht, wenn es um Blut ging, welches sie wollten und auch bekommen konnten.

Wohin der Vampir sie jedoch brachte, realisierte Hikari erst, als sie bereits angekommen waren und sie spürte, wie er sie, mit dem Rücken an eine kalte Wand gedrückt, an eben jener mit einem unangenehm scharfkantigen Seil aus dickem Sisal festband.

"Was hast du vor?" presste sie geschockt hervor, sich darüber bewusst geworden, das es sich hier um eine echte Folterkammer handelte.

Keine Frage des wohnlichen Geschmacks, wie Ayato´s eiserne Jungfrau ohne Spikes, nein, eine wirkliche, echte Folterkammer mit Wänden aus kaltem Stein; Ketten und schweren Metallringen um an jenen Wänden fixiert zu werden und wirklichen, echten Folterinstrumenten im ganzen Raum.

Panik überrollte Hikari und sie versuchte verzweifelt, ihre Hände zu befreien, was jedoch zwecklos war. Ihre Linke war bereits fest an einen Metallring gebunden und Ayato verschnürte gerade ihre Rechte.

"Tu das nicht!" jammerte sie ängstlich und zerrte dennoch weiter an den Fesseln, welche sofort anfingen, ihre Handgelenke aufzuscheuern.

Als der Vampir sein Werk vollendet hatte trat er ein winziges Stück zurück, um ihr wieder in die Augen zu sehen.

Das überlegene, zufriedene Grinsen auf seinen Lippen, jagte weitere Angst in ihre Glieder.

"Bitte Ayato-kun", schluchzte sie,

"Tu das bitte nicht!"

"Keine Angst", legte er ihr den Zeigefinger auf die Lippen, um sie zum Schweigen zu bringen,

"Du bleibst hier, bis ich aus der Schule zurück bin. So weiß ich sicher, dass du zu keinem meiner Brüder läufst und vor ihren gierigen Fängen sicher bist!"

Obwohl er lächelte und beinahe schon ernsthaft besorgt wirkte, seine Stimme ließ jede Hoffnung in ihr schwinden. Niemals würde sie ihm entkommen.

Er wusste das von Anfang an und jetzt wusste er auch sicher, dass sie das wusste.

Wortlos ergab sie sich ihm und ihrem Schicksal, gab ihm damit ihr stilles Einverständnis, allein ihm ihr komplettes Dasein zu widmen., mit Leib und Seele und allen Konsequenzen, welche dies mit sich brachte.

"Nutz die Zeit hier, dir darüber Gedanken zu machen, wie du mich milde stimmen kannst", seuselte er nahe ihres Ohrs und ließ kurz seine Zunge über ihren Hals gleiten,

"Du wirst einiges aufbringen müssen, mich von all den schön schmerzhaften Spielzeugen hier abzulenken..."

Das Entsetzen in ihren Augen entlockte ihm ein lautes, amüsiertes Lachen.

Da war sie, die Seite von Ayato, welche Hikari bisher noch nicht gekannt hatte, die sie aber von nun an für immer fürchten würde.

Ohne noch irgendeine Reaktion hervor bringen zu können, sah sie verängstigt zu, wie der Rothaarige lachend verschwand und sie allein zurück ließ, in diesem stinkenden Keller voller Folterinstrumente, von denen die meisten deutlich benutzt aussahen.

Nein, sie würde ihrem Schicksal auf keinen Fall mehr entgehen. Aus dieser Folterkammer gab es kein Entkommen und wenn Ayato aus der Schule zurück sein würde, dann würde er ihr, schmerzhaft wie nie, seine Besitzansprüche eintrichtern.

Als sich in der nächsten Sekunde langsam die Tür öffnete, kam sie in ihrer Verzweiflung beinahe in Versuchung, sich Kanato zu wünschen, der ihr das Herz heraus schnitt und ihr damit einen recht schnellen Tod bescheren würde. Im Vergleich zu den Qualen, die Ayato ihr vermutlich antun würde.

Leider war es nicht der kleine Verrückte und auch ein, unbewusst herbei gehoffter, Subaru war es nicht, der Sekunden später im Raum stand und die Tür grinsend ins Schloß schnappen ließ.

Hikari erschauerte.

»War klar, dass ausgerechnet der Stalker mich hier finden muss«, dachte sie sarkastisch und zerrte erneut sinnloser Weise an ihren Fesseln.

Das Grinsen, welches Laito zur Schau trug, während er sich genüßlich langsam auf sie zu bewegte, verhieß nichts Gutes. Sie konnte ihm seinen Triumpf selbst an seiner Haltug und seiner Art zu gehen ansehen.

Sie war ihm einfach nur ausgeliefert.

Er wusste das und sie wusste das.

Jede Sekunde seines Sieges kostete er aus, genoss es, den verzweifelten Ausdruck in ihren Augen immer stärker werden zu lassen, setzte federleicht einen Fuß vor den anderen, bis er sie nach quälend endlosen Sekunden erreicht hatte.

"Bitch-chan war unartig, nfu", war selbst seiner Stimme, deutlicher als sonst, anzuhören wie sehr er eine solche Gelegenheit herbei gesehnt hatte.

Hikari starrte ihm gebannt in die Augen.

Ihr war klar, dieses Mal würde sie ihm nicht in letzter Sekunde noch entgehen können. Sie alle waren auf dem Weg zur Schule, wo auch Laito eigentlich sein sollte, doch er war hier.

In diesem verfluchten Folterkeller, in welchem Ayato sie einfach an die Wand gefesselt und zurück gelassen hatte; nur, weil es ihn verrückt machte, dass er seine Brüder nicht daran hindern konnte, Hikari´s Blut zu trinken. Er hatte sie hierher gebracht, um sie vor ihnen zu verbergen, zu verhindern, dass während seiner Abwesenheit ein anderer ihr Blut trank.

Doch leider hatte der werte Ore-sama die Rechnung eindeutig ohne seinen Stalkerbruder gemacht, der nun hier direkt vor ihr stand, während ihre Handgelenke mit einem simplen Seil an zwei schweren Metallringen an der Wand festgebunden waren.

"Nfu, solche Angst, dass du nichtmal mit mir redest, Bitch-chan...?" spielte der Vampir den Enttäuschten und brachte damit ihre Gedanken zum erliegen.

"Bind mich los!" schoss es beinahe von selbst über Hikari´s Lippen.

Laito kicherte amüsiert, denn dass sie über sich selbst erschrocken war, war ihm nicht entgangen.

"Ich soll dich also los binden?" gurrte er melodisch, lehnte seine Stirn gegen ihre und sah ihr tief in die Augen,

"Was bekomme ich dafür?"

Allein seine Stimme ließ Hikari erschauern und seine extreme Nähe war gleichzeitig beängstigend und irgendwie aufregend.

So sehr sie auch dagegen ankämpfte, der Wunsch nach seinem Biss war bereits da. Direkt mit seinen ersten, geschnurrten Worten hatte er sie erfasst, der Gedanke an das unglaubliche Gefühl seiner Zähne in ihrem Fleisch.

"Mein...Blut?" brachte sie zögerlich hervor, noch immer gefangen in seinen gefährlich grünen Augen, wissend, dass dieser Deal sie nicht ein Stück weiter bringen würde.

Selbst dann nicht, wenn Laito ihn annahm.

Was nutzte es, wenn er sie los band und es dann danach zu einem Biss kam? Ihm konnte sie genau so wenig entgehen, wie den Fesseln, die Ayato ihr angelegt hatte.

"Dein Blut?" seuselte der Rothaarige, legte seine rechte Hand auf ihre Wange und strich mit dem Daumen sanft über ihre Lippen,

"Das bekomme ich doch sowieso..."

Da war er wieder, dieser spielerische Unterton in seiner Stimme, so eine Art neckisches Antesten. Einerseits absolut unschuldig, doch andererseits so verdammt...

»Heiss!« pulsierte es in ihren Schlefen,

»Mir ist so verdammt heiss!«

"Nfu...es wirkt schon...", war alles Spielerische aus seiner Stimme verschwunden.

Ebenso befiel langsam dieser gefährliche Glanz seine Augen und Hikari fühlte sich endgültig ausgeliefert.

Kein Antesten mehr seinerseits.

Er wusste, was er wissen wollte und würde sein Wissen eiskalt benutzen.

Als er seine Hand zurück nahm, sich aber stattdessen so dicht an ihr Ohr lehnte, dass seine Lippen es leicht berührten, brachte eine massive Gänsehaut sie dazu, genußvoll ihre Augen zu schließen und sich angespannt auf die Unterlippe zu beißen.

Sein kurzes Kichern und das anschließende Schnurren brachten eine weitere Gänsehaut und ein starkes Kribbeln die Wirbelsäule entlang, dass wie ein Feuerwerk in ihrem Kopf explodierte.

"Ich will einen Kuss!"

Dieses wispernde Schnurren, so unglaublich verlockend.

Seine Stimme kroch ihr in Mark und Gebein, verstärkte das Kribbeln in der Wirbelsäule, ließ sie einfach nicht mehr los und machte ihr nur zu bewusst, dass auch Laito´s Wirkung auf sie der Ayato´s in Nichts nach stand.

»Einen Kuss?« schlich ein schemenhafter Gedanke durch ihr benebeltes Unterbewußtsein.

Sie fühlte sich so seltsam, beinahe, als hätte sie all das schon einmal erlebt, würde es schon kennen oder nie anders gekannt haben. Als wäre es normal oder einfach nur...richtig...

"Einen...Kuss...", wiederholte sie leise seine Worte, klang seltsam berauscht, als wäre sie sich ihrer eigenen Worte gar nicht bewusst.

"Einen Kuss", bestätigte der Vampir grinsend und presentierte deutlich seine Reißzähne, nachdem er sich etwas zurück gezogen hatte und ihr erneut tief in die Augen blickte,

"Aber es muss ein echter Kuss sein. Einer, der von dir kommt und nicht von der kleinen Vampirkonkurbine, die in dir ist! Nur dann werde ich vielleicht deine Fesseln lösen..."

Wieder dieses spielerische Locken in seiner Stimme, ein Hauch von Erregung und ein Versprechen absoluter Sünde., wenn sie sich nur darauf einließ.

Hikari´s Körper reagierte auf jede einzelne Silbe, jede noch so kleine Veränderung seiner Stimme und ließ sie wohlig Seufzen, als er seine Zunge genüßlich langsam über ihre Kehle gleiten ließ.

"Vielleicht...?" stöhnte sie leise, wissend, er würde sie nicht befreien, auch wenn sie ihn küsste.

Seine gefährlich glänzenden Augen bestätigten dies, als sie wieder ihren Blick suchten und auch, dass er genau wusste, sie wollte sich ihm eigentlich gar nicht mehr entziehen.

Mit erschreckender Leichtigkeit hatte er dieses brennende Verlangen in ihr geweckt und würde von ihr bekommen, was er auch immer wollte, denn er hielt den Joker, nach wie vor, noch auf der Hand.

"Und?" blitzte es in seinen Augen auf,

"Möchtest du frei sein oder mir lieber so ausgeliefert sein, wie du jetzt bist...?"

Er drängte sich eng an sie, stützte seine Hände neben ihrem Kopf an die Wand und drückte ein Bein zwischen ihre.

Nun war sie noch wehrloser als sie dies ohnehin schon war und das glühende Verlangen in ihr wuchs immer weiter an.

Verzweifelt klammerte sie sich an den letzten Rest Beherrschung, welcher sie einzig noch davon abhielt, sich ihm willig anzubieten. Die Versuchung eines Kusses wie Laito ihn verlangte brannte ebenso in ihr, wie der Wunsch, sich ihm einfach auszuliefern.

"Dein Geist ist sehr stark und wehrt sich noch immer", seufzte er wohlig, wobei seine Stimme beinahe versagte,

"Doch dein Fleisch ist so willig, wie es das bereits bei unserem ersten Mal schon war und ich kann einfach nicht mehr länger warten!"

Gierige Vorfreude ließ seine Stimme vibrieren und brachte eine weitere Gänsehaut auf Hikari´s Körper, welche sich enorm verstärkte und ihr ein absolut schmutziges Aufstöhnen entlockte.

Als Laito´s Zähne sich ohne weitere Vorwarnung in ihren Hals gruben, war es um jede Beherrschung geschehen für Hikari geschehen und als er seine Zähne sofort wieder löste und über den Biss leckte, zeigten ihre erregte Atmung und ihr leises, wohliges Seufzen ihm genau, dass sie bereit dazu war, ihm alles von sich zu geben.

"Nfufu...", hörte sie ihn wieder an ihrem Ohr,

"Dein Blut ist wirklich unglaublich. Zum ersten Mal in Jahrhunderten ist da etwas, dass ich wirklich haben will. Nicht nur dieses Blutes wegen..."

Seine Stimme war ein erregtes Wispern, welches überdeutlich zeigte, er war kurz davor sich zu vergessen, doch brachte dies eine weitere Gänsehaut auf Hikari´s Körper.

Ihm gefiel dieses Spiel deutlich mehr, als es das sowieso immer schon tat und sie hatte das Gefühl, er suchte beinahe schon verzweifelt den Auslöser, der ihn sich endgültig vergessen ließ.

"Laito-kun...", brachte sie leicht gequält hervor,

"Ich...ertrage das...nicht länger...bitte..."

Er kicherte und schnupperte dann mit einem wohligen Schnurren an ihrem Hals.

"Was willst du, dass ich tue...Bitch-chan...", gurrte er ihr ins Ohr und rieb sich leicht an ihr,

"Willst du meine Reißzähne...oder mich...?"

Hikari musste sich auf die Lippe beißen um nicht aufzustöhnen, eine solche Spannung jagten seine lasziven Worte in ihren Körper.

Auf keinen Fall durfte sie dem Verlangen, das der Vampir auslöste, erliegen. Ihm auch nur die kleinste, deutliche Reaktion auf seine Frage zu zeigen würde ihr entgültiges Aus bedeuten, erst Recht, eine klare Antwort auf diese eindeutig zweideutige Frage.

Wieder hörte sie sein leises Kichern und fühlte, wie er seine Zähne über ihre Haut kratzen ließ.

"Nun sag schon", vibrierte seine belegte Stimmung in ungeduldiger Erregung,

"Ich weiss, du begehrst beides, doch ich will es aus deinem Mund hören, Bitch-chan..."

Sein erregter Atem und das, fast schon drängende, Locken seiner Stimme, fachten das Verlangen in ihr immer weiter an und trieben es in ein so gefährliches Maß, dass sie es am liebsten heraus geschrien hätte.

Sie wollte ihn. Warum auch immer das so war.

Was auch der Grund dafür war, dass die Bisse der Vampire sie regelrecht süchtig machten und ein immer stärker werdendes, sexuelles Verlangen in ihr auslösten. Selbst, warum scheinbar fast jeder der Brüder all das in ihr weckte, war ihr in diesem Augenblick schon vollkommen egal.

Sie wusste nur, würde dieses brennende Verlangen nicht endlich bald gestillt, würde sie den Verstand verlieren und dennoch sie durfte es einfach nicht zulassen.

Wurde sie jetzt schwach, wäre sie Laito restlos ausgeliefert, solange sie in diesem Haus lebte. Sie würde ihm nie wieder entgehen können und ebenso wenig dem Zorn Ayato´s, welcher darauf jedes einzelne Mal folgen würde.

Wenn sie diesem Schicksal entgehen wollte, durfte sie ihrem Gegenüber jetzt nicht erliegen.

"Nfu, armes Ding", brachte seine Stimme einen weiteren Schauer über ihre Haut,

"Es beginnt langsam, dich wirklich zu quälen, nicht wahr?"

Hikari biss sich mit einem kurzen Stöhnen auf die Lippe und schloss die Augen, als seine Lippen sich sanft in der Halsbeuge auf ihre Haut legten.

"Dein Blut ist so gefährlich...", stöhnte der Vampir leise,

"Es bringt jeden einzelnen von uns dazu, dich einfach nur komplett besitzen zu wollen um jeden Preis."

Seine Worte klangen ungewohnt ernst, auch wenn ein kleiner Rest des spielerischen Untertons geblieben war.

"Noch wissen sie es vielleicht nicht, doch jeder einzelne wäre bereit dafür zu töten, was sich ihm dabei auch immer in den Weg stellt. Du bist ein wirklich gefährliches Mädchen..."

Ein herausforderndes Schnurren war seine Stimme nun wieder und ebenso herausfordernd ließ er seine Zunge ihren Hals hinauf streichen.

"Und wenn es meinen Tod bedeutet", kehrte auch seine erregte Vorfreude zurück,

"Ich will endlich wissen, warum du mich dazu treibst, meine eigenen Grenzen zu überschreiten und mich selbst zu verraten..."

Er sank auf die Knie und versenkte so überraschend schnell seine Reißzähne in ihrem Oberschenkel, dass Hikari ein peinlich lautes Aufstöhnen gar nicht mehr verhindern konnte.

Doch ebenso konnte sie auch nicht verhindern, dass dieser, wieder einmal viel zu intime, Biss sie endgültig den Kampf gegen das brennende Verlangen in sich verlieren ließ.

Was auch immer in ihr schlummerte und so unglaublich ansprach auf die Vampire, es war nun endgültig erwacht und würde nie wieder wirklich ruhen. Nicht, bevor es fand, was es voran trieb und was es so unbedingt wollte.

"Laito-kun...", stöhnte Hikari wohlig.

"Du wirst mein sein", war seine erregte Stimme so voller unbändiger Vorfreude, als würde er gleich den Verstand verlieren,

"Für alle Zeit gehören du und dein Blut nur mir!"

Er richtete sich wieder auf, befreite ihre Bluse mit einem kurzen Ruck von allen Knöpfen und biss in ihren linken Brustansatz.

Seine linke Hand schob sich zwischen ihre Beine.

Der dünne Stoff ihres Slips nahm nicht das geringste von seiner Berührung und Hikari keuchte willig seinen Namen.

"Böses Mädchen...", schnurrte Laito,

"Bringst mich dazu, dich genau so sehr wie dein Blut zu wollen..."

Seine kühlen Finger fuhren geschickt unter den feinen Stoff und direkt in sie.

Ihr zufriedenes Aufstöhnen ließ auch ihm ein lustvolles Stöhnen entwischen und verlangend verbiss er sich in ihrer Schulter.

Seine geschickten Finger entlockten dem Mädchen immer häufiger immer wohligere Laute und ihr Körper spannte sich merklich an. Ihr Atem beschleunigte sich und trieb auch in den Körper des Vampirs immer deutlicheres Verlangen; in seinem Bestreben, sie in einen berauschenden Höhepunkt zu treiben.

Immer härter drückten sich seine Kiefer zusammen, trieben die gefährlichen Reißzähne noch tiefer in ihre Schulter und letzten Endes war es sein genußvolles Stöhnen, welches das Gefühl

explodierender Galaxien in Hikari´s Unterleib auslöste und sich in einem unanständig lüsternen Stöhnen Freiheit verschaffte.

Schier endlose Sekunden lang schossen immer wieder kurze Blitze durch ihren Körper und selbst als diese langsam nachließen, zog ihr Unterleib sich noch immer wieder leicht zusammen, um eine weitere, wohlige Welle durch ihren Körper zu scheuchen.

Schweratmend ließ sie den Kopf an seine Schulter sinken.

"Dich!" keuchte sie noch immer atmelos,

"Ich will dich! Und deine Zähne!"

Flehend sah sie in seine gefährlich grünen Augen, als er sich etwas zurück zog und sie zufrieden angrinste.

"Das ist es, was ich hören wollte", seuselte er,

"Ich werde dir alles geben, was ich, außer ihr, noch keiner gegeben habe..."

Und schon war er wieder überdeutlich da, der gefährliche Glanz in seinen Augen, der eines Raubtiers, welches seine Beute gestellt hatte und sie nun erbarmungslos verschlingen würde.

Und selbst diesem tödlichen Blick war Hikari einfach nur noch absolut verfallen.

Während er langsam wieder vor ihr auf die Knie sank und seine Hände dabei über ihren Körper gleiten ließ, erwartete sie bebend seinen Biss in die, von ihm bevorzugte Stelle, so nahe jener Stelle, welche seine Finger gerade noch so heissblütig berührt hatten.

Dieses Mal jedoch wanderten seine Lippen ein ganzes Stück weiter aufwärts, bevor sie sich verlangend in ihren Schenkel bohrten. Hikari stöhnte zufrieden und genoß jede Sekunde dieses unglaublich süßen Schmerzes.

Auch als Ayato plötzlich hinter Laito stand, blieb sie diesem berauschenden Gefühl erlegen und erschrak ebenso wenig wie Laito, der seinen Bruder scheinbar regelrecht erwartet hatte, denn Hikari spürte sein Grinsen an ihrer Haut.

"Willst du dir auch noch einen kleinen Snack vor der Schule gönnen, Bruderherz?" gurrte er, ohne sich groß von Hikari´s Haut zu entfernen,

"Leiste mir Gesellschaft. Ich wette, Bitch-chan wird es gefallen. Sie liebt dich, weisst du..."

Er versenkte seine Zähne erneut in ihrem Oberschenkel und genoss das Zittern, welches durch ihren Körper schoss, als Reaktion auf seine Worte. Er wusste, sein Bruder kochte vor Wut und er wusste auch, allein Hikari würde diese Wut zu spüren bekommen.

"Nun werden wir sehen, wie viel Verlangen in dir ist", flüsterte er, nur für sich selbst hörbar, gegen ihre Haut, leckte über die Bissstelle und brachte sie erneut dazu, wohlig zu Stöhnen.

"Tch", hörte er Ayato noch in seinem Rücken, dann war er neben ihm und Laito konnte hören, wie er den oberen Teil von Hikari´s Schuluniform einfach zeriss.

Als die Fetzen neben ihm zu Boden fielen schloss er zufrieden die Augen und biss grinsend ein weiteres Mal zu.

Beinahe zeitgleich biss auch Ayato zu und ließ ein heftiges Zittern durch Hikari´s Körper schiessen.

Während Ayato beinahe gierig ihr Blut trank, genoß Laito grinsend jeden Tropfen.

Selbst als Ayato ihn irgendwann plötzlich zurück zerrte blieb der zufriedene Ausdruck auf seinem Gesicht bestehen.

"Das reicht", murrte Ayato,

"Mach das du weg kommst!"

"Nfu", erklang es noch einmal und Laito war weg.

Benommen sah Hikari den Bruder an, der noch vor ihr stand.

"Heute Nacht werde ich dich lehren was es heisst, mich zu betrügen", knurrte er eisig und war dann ebenfalls verschwunden.

Sie hatte seine Worte zwar gehört, seinen Zorn deutlich wahr genommen, doch verinnerlichen konnte sie nichts davon.

Qual lässt sich immer noch steigern

Bereits eine gefühlte Ewigkeit hing Hikari nun bereits an der kalten Steinwand. Die Fesseln an ihren Handgelenken schnitten unangenehm in ihr Fleisch, da ihre Beine immer wieder Mal kurzzeitig den Dienst versagten und ihr ganzes Gewicht dann an ihren Handgelenken hing.

Zudem begann sie fürchterlich zu frieren.

Dieser Keller war eisig, ebenso die Wand in ihrem Rücken und sie trug nichts weiter mehr, als den Rock ihrer Schuluniform am Leib. Auch das Blut, welches Laito und Ayato ihr zuvor noch gestohlen hatten, trug sicherlich dazu bei, dass ihr von Minute zu Minute kälter wurde.

Erschöpfung und Müdigkeit taten ihr Übriges dazu und noch niemals zuvor hatte sie sich Ayato´s Rückkehr gleichzeitig so sehr gewünscht und sie gefürchtet. Seine Strafe würde, ohne Zweifel, die Härteste sein, welche sie von ihm bisher ertragen musste. Warum auch immer es so war, er fühlte sich von ihr betrogen, gewissermaßen hintergangen und dies kratzte an seinem Stolz.

Andererseits hatte er sie niemals seinen Strafen ausgesetzt, solange sie verletzt und schwach war. Vielleicht würde er ihr auch dieses Mal erst die Zeit geben sich zu erholen, bevor er sie dann direkt wieder an die Schwelle zum Tod trieb. Sie hoffte es inständig.

Wenn sie wenigstens gewusst hätte, wie lange sie schon in diesem Keller war. Jedes Zeitgefühl war verloren gegangen und sie konnte absolut nicht sagen, ob nun erst eine einzige - oder bereits mehrere Stunden vergangen waren.

Angestrengt lauschte sie, ob Irgendetwas zu hören war, doch alles war Totenstill. Wieso musste Ayato auch ausgerechnet heute mal Reiji´s Anweisungen Folge leisten?

Sonst gab er auch etwas auf die Schule und wenn es bei ihm darum ging, Hikari auf irgendeine Weise seine Macht über sie zu demonstrieren, dann am liebsten sofort. Doch ausgerechnet heute entschied er sich, folgsam zur Schule zu gehen und sie hier in diesem stinkenden Gewölbe hängen zu lassen.

Beinahe kam sie schon in Versuchung, sich

irgendeinen der Brüder her zu wünschen, ganz gleich welchen, Hauptsache irgendwer befreite sie endlich.

Vollkommen gleich, dass sie danach der Überfall eben jenes Bruders erwarten würde.

Ein letztes, verzweifeltes Mal versuchte sie, ihre Arme frei zu bekommen, doch der Schmerz fuhr ihr direkt in die Glieder und ließ sie gequält aufschreien.

"Wird denn wirklich alles immer schlimmer?" schluchzte sie leise und ließ erschöpft den Kopf nach vorn sinken,

"Hat Qual tatsächlich immer noch eine Steigerung, dass nicht einmal mehr der Tod eine Erlösung ist?"

"Der Tod ist durchaus eine Erlösung", drangen die, beinahe hämischen Worte ihr durch Mark und Gebein,

"Doch nicht für dich!"

"Reiji-san", entfloh es ihr, als sie erschrocken den Kopf hoch riss, um direkt in seine magentafarbenen Augen zu blicken.

Das kalte, überhebliche Grinsen auf seinen Lippen ließ sie, selbst ihren Ansatz des Wunsches irgendeiner der Brüder würde endlich auftauchen, sofort bereuen.

"Sind wir also wieder zu einer förmlichen Anrede zurück gekehrt, hm?" schnurrte er ihr entgegen und ein so ungutes Gefühl schlich daraufhin in ihr hoch, wie sie es bis zu diesem Augenblick niemals gespürt hatte.

Wie eine dunkle Vorahnung kroch seine Stimme durch ihren Körper, versetzte ihn in absolute Alarmbereitschaft und verhieß ihr den Einblick, in eine weitere Hölle.

Selbst als sein Grinsen weicher wurde und seine ganze Haltung einen weniger gefährlichen Eindruck machte, klingelten weiterhin alle Alarmglocken in ihr.

So entwich ihr ein kurzer, ängstlicher Laut, als Reiji sich zu ihr vor lehnte, und sie seinen Atem auf der Haut ihres Halses spüren ließ.

"Sollte das kleine Menschenmädchen tatsächlich doch lernfähig sein und mir nun etwas mehr Respekt entgegen bringen?" hauchte er, sogar ein wenig angetan,

"Dann ist jetzt wohl der richtige Zeitpunkt, für eine weitere Lektion..."

Ängstlich hielt Hikari den Atem an und starrte Reiji geschockt an, als dieser sich wieder ein wenig von ihr entfernte. Sein Blick wanderte abwärts und seine Lippen verzogen sich zu einem zufriedenen Grinsen. Ihr Blick folgte seinem und schmerzlich wurde sie sich wieder ihres nackten Oberkörpers bewusst.

»Er will doch nicht etwa...?«

Wenn Reiji auch nur halb so aufmerksam war, wie Laito, dann hatte auch er ihr Libido Problem längst erkannt und wahrscheinlich sogar schon genauestens analysiert, um es jetzt eiskalt gegen sie zu benutzen.

Wieder fing sie an, an ihren Fesseln zu zerren, den Schmerz so gut es ging ignorierend und sie konnte Reiji´s kaltes Lachen hören.

Dann plötzlich hatte er sie grob am Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.

"Dieses Mal wird dein Schoßvampir dich nicht retten", raunte er bedrohlich,

"Und auch kein anderer wird zufällig hier auftauchen und mir ein weiteres Mal meinen Spaß verderben."

"Was hast du vor?" presste Hikari ängstlich über die Lippen, wissend, Reiji war wohl mit Abstand der größte Sadist von allen,

"Bitte Reiji-san, ich..."

Sein amüsiertes Lachen brachte sie zum Schweigen.

"Keine Angst", hauchte er dann in beruhigendem Tonfall, doch gleichzeitig lauerte etwas Brandgefährliches in seiner Stimme,

"Es wäre unter meiner Würde dich anzufassen, wie Laito es getan hat!"

Er hob langsam den Arm und damit die Gerte in Hikari´s Blickfeld, welche er in der Hand hielt.

"Ich ergebe mich gern anderen Freuden...", schnurrte er verheißungsvoll und ließ die Lederschlaufe am oberen Ende des Schlaginstrumentes zwischen ihren Brüsten ihre Haut hinab streichen.

Mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen starrte Hikari ihn an. Da war die entsetzliche Scham darüber, dass er um die Sache mit Laito wusste, was wohl gleichzeitig bedeutete, dass er alles wußte, was in diesem Keller bisher vorgefallen war. Und vor allem anderen war da die Angst vor dem, was sie nun erwartete.

Er würde sie schlagen.

Sie war halbnackt in einer wirklichen, funktionstüchtigen Folterkammer an die Wand fixiert. Ohne jede Chance, sich irgendwie zu befreien und vor ihr stand ein echter Vampir, für den Menschen nichts als eine niedere Lebensform waren, die allenfalls als Blutopfer eine minimale Bedeutung für ihn hatten.

Ein Horrorszenario, wie selbst Hollywood es nicht hätte besser konstruieren können und doch waren es weder die Reißzähne ihres Gegenübers, welche sie fürchten musste, noch seinen Blutdurst.

Nicht einmal ihr Blut war gut genug für ihn.

Er wollte sie nicht beißen, sondern sie ganz einfach nur schlagen.

Mit dieser Gerte würde er auf ihren nackten Körper einschlagen, während sie wehrlos an die Wand gebunden war und sich nicht einmal schützend zusammen rollen konnte.

"Reiji-san, ich...", bäumte die Verzweiflung sich nochmals in ihr auf, doch ein schmerzgeplagter Schrei unterbrach ihre Worte und beendete ihre Hoffnung.

Der Länge nach hatte das Leder sie an ihrem linken Bein getroffen und es fühlte sich an, als wäre ihre Haut einfach aufgerissen an jedem Millimeter, welcher Berührung mit der Gerte hatte.

Sofort schossen ihr Tränen in die Augen, ihr Puls und ihr Atem beschleunigten sich und sie wimmerte leise.

"Tu das nicht", schluchzte sie kaum hörbar,

"Bitte Reiji-kun..."

Irgendwo hatte sie mal gehört, man müsse eine persönliche Basis mit seinem Peiniger schaffen; da es diesem dann schwerer fallen würde, ernsthaft Verletzungen zu verursachen, wenn er auch die Person vor sich sah und nicht nur ein Opfer.

In ihrem Fall jedoch hatte das einen weiteren, reissenden Schmerz zur Folge.

Mit einem markerschütternden Schrei riss sie den Kopf nach hinten, schnappte nach Luft und sackte dann nach vorn zusammen. Sie zitterte heftig und der brennende Schmerz quer über ihren Bauch übertraf sogar den der schneidenen Fesseln, in welchen sie nun mehr oder weniger hing.

"Warum...tust du das?" presste sie gequält hervor,

"Warum hasst du mich so sehr?"

Sie fühlte wieder seinen Atem auf ihrer nackten Haut und die Kälte, welche sein Körper ausstrahlte, so nahe war er ihr plötzlich.

"Du und dein Blut verseuchen mein Haus", knurrte er drohend,

"Seit du hergekommen bist, liegt überall dieser süße Hauch von Versuchung in der Luft. All meine Brüder sind ihm erlegen, doch mich wirst du nicht täuschen!"

"Täuschen?" echote Hikari,

"Womit sollte ich dich täuschen wollen? Ich wusste doch gar nicht, dass es Vampire überhaupt gibt, bis Ayato mich hierher entführt hat!"

Wieder ein sehr grober Griff um ihr Kinn und der Zwang, ihm in die Augen zu sehen.

"Ich weiss genau, was du bist", murrte er kalt,

"Ich weiss alles von dir! Das einzige, was ich nicht weiß ist, warum mein minderwertiger Bruder dir so standhaft aus dem Weg geht, obwohl er dein Blut genauso sehr begehrt, wie jeder von uns..."

"Shu?" fragte Hikari unsicher,

"Er weicht mir aus? Warum??"

"Sag du es mir", entgegnete der Vampir kalt,

"Warum kann ausgerechnet dieser Nichtsnutz dem Locken deines Blutes widerstehen?"

Hikari war vollkommen verwirrt.

Der Älteste Sakamaki ging ihr tatsächlich gezielt aus dem Weg? Er wollte ihr Blut nicht? Nur warum, wenn es ihn doch genau so sehr lockte, wie seine Brüder? Was war mit ihrem Blut? Oder lag es am Ende an ihr selbst?

"Denkst du darüber nach, ob Shu dich mag?" riss Reiji´s amüsierte Stimme sie aus ihren Gedanken,

"Du bist wirklich hochmütig, Mensch! Auch wenn Shu leider eine gewisse Sympathie für euch minderwertigen Wesen hat, er ist dennoch ein Vampir! Für Wesen wie uns ist eure Spezies nichts weiter als leichte Beute. Ihr seid ein Nichts gegen uns, seid schwach und zerbrechlich, eine primitive Lebensform, absolut minderwärtig, dumm, langsam und blind..."

Er kam ihrem Gesicht ganz nahe und senkte seine Stimme in ein gefährliches Flüstern.

"Ich sagte dir bereits, keiner in diesem Haus wird dir je soetwas wie Liebe entgegen bringen. Und es wird dich auch keiner retten."

Er glitt an ihren Lippen vorbei zu ihrem Ohr und sofort hielt sie wieder angespannt den Atem an.

"Heute Nacht gehörst du mir!" verursachte seine Stimme eine, schon fast bösartige, Gänsehaut.

Hikari kniff die Augen zusammen, in Erwartung eines schmerzhaften Bisses, doch dieser blieb aus.

Stattdessen entfernte Reiji sich wieder etwas von ihr und noch bevor sie wusste wie ihr geschah, hatte er ihr den Rock regelrecht vom Leib gerissen.

Sie schrie auf, wandt sich in ihren Fesseln und schluchzte heftig vor lauter Angst. Beinahe zeitgleich hörte sie Reiji´s Lachen und spürte seine Gerte schmerzhaft quer auf ihre Oberschenkel treffen, wo sie wieder jeden Millimeter getroffener Haut aufriss.

Ein, fast schon irrsinniger Schrei fuhr über ihre Lippen, noch bevor sie Zeit hatte Atem zu holen und ging schließlich in ein leises Weinen über.

»Diese unglaubliche Kraft in seinen Schlägen...so entsetzliche Schmerzen...«

Sie biss die Zähne zusammen, versuchte angestrengt, den Schmerz zurück zu drängen und nicht den Verstand zu verlieren, doch schon traf sie der nächste, harte Schlag. Noch während ihres schmerzerfüllten Aufschrei´s traf sie ein weiterer und danach noch ein Schlag und noch einer...

Sie fühlte ihre Haut reissen, immer und immer wieder. Auf den Oberschenkeln, dem Bauch, ihren Seiten, dem Oberkörper, den Armen; Reiji kannte keine Gnade, verschonte auch die schmerzempfindlichsten Stellen nicht und ergötzte sich auf widerliche Weise an ihrem Weinen und Schreien.

Erst als sie nur noch Wimmerte und Schluchzte, stellte er seine Schläge ein, fasste sie erneut am Kinn und hob ihren Kopf an.

Ihre Augen waren matt und gerötet vom Weinen, ihr Atem war flach und unkontrolliert.

Noch immer liefen Tränen über ihre Wangen und ihr Bewusstsein war kurz davor zu schwinden, dennoch erwiderte sie seinen Blick.

"Dein Blut lockt mich so sehr, wie ich es nie zuvor erlebt habe", flüsterte er mit belegter Stimme,

"Einzig das Verderben kann so verlockend sein, dieses brennende Verlangen zu erschaffen, welches noch niemals existent war. Du wirst mich nicht verhexen, wie du meine Brüder verhext hast. Deinem Blut zu widerstehen ist kaum mehr Herausforderung für mich, als einem Vogel die Flügel zu brechen..."

Überdeutlich sog er ihren Duft ein und leckte genußvoll über ihre Wange, was sie ängstlich zucken ließ.

"Deine Tränen schmecken beinahe so süß, wie dein Blut", schnurrte er und roch nochmals überdeutlich an ihr.

Obwohl Hikari bereits recht benommen war, bemerkte sie doch die leichte Veränderung an ihm.

Angestrengt versuchte sie, ihre Sinne beisammen zu halten, welche allesamt vom Schmerz überrollt zu werden drohten. Sie wusste nicht, was plötzlich anders war bei Reiji oder woher sie es wusste, doch irgendetwas in ihr sagte ihr ganz deutlich, jetzt das Bewusstsein zu verlieren, würde ihr nur noch eine weitere Hölle bescheren.

Und dann erkannte sie, welcher Natur seine Veränderung war. Deutlich sah sie diesen gefährlichen Glanz in seinen Augen, jenen, welcher in den Augen jedes einzelnen der Brüder lag, immer wenn der Drang nach Blut jeden kleinsten Fetzen Menschlichkeit in ihnen korrumpierte und sie zu blutrünstigen Tieren machte.

Sie musste nicht an sich hinab schauen um zu wissen, dass die meisten der Striemen, welche Reiji ihr mit seiner Gerte zugefügt hatte, nicht unerheblich bluteten.

Sie konnte fühlen, wie das warme Blut über ihre unterkühlte Haut lief. Für Reiji´s Geruchssinn, der Blut selbst durch unverletzte Haut wahrnahm, konnte der Blutgeruch unmöglich zu ignorieren sein. Und doch tat er es.

"Bereits in der Sekunde, in welcher ich dir zum ersten Mal in die Augen sah wusste ich, er hat seine Hand im Spiel", knurrte er ihr voller Hass entgegen,

"Und ich wette dieser Verräter Shu weiss genau, was hier läuft! Doch ich werde mich von euch nicht an die Wand spielen lassen."

"Was...?" brachte Hikari gequält hervor,

"Wovon sprichst du? Wer hat seine Hand im Spiel? Und was weiss Shu darüber?"

"Als ob du das nicht wüsstest", schrie der Vampir sie an und traf gleichzeitig hart mit der Gerte quer über ihren Brustkorb.

Es erzeugte ein unschönes Geräusch und Hikari schrie wie von Sinnen.

Mit einem Lachen, welches wohl sogar den Teufel selbst vor Neid hätte erblassen lassen, sah Reiji zu, wie das Blut aus der langen Wunde quoll, langsam über ihre Brüste lief, von wo aus es an manchen Stellen zu Boden tropfte.

"Ich...weiss...nichts...", schluchzte Hikari, die nur noch hemmungslos weinte,

"Bitte...hör auf..."

Wieder vernahm sie sein diabolisches Lachen und spürte in der nächsten Sekunde den Schlag auf Bauch und Unterleib. Die lederne Schnalle klaschte hart auf ihren Beckenknochen, riss die dünne Haut darüber auf und ließ sie ein letztes Mal markerschütternd aufschreien, bevor ihr Körper versagte und sie schweratmend in den Fesseln hängen blieb.

Noch einige weitere Mal schlug Reiji wie von Sinnen zu, doch Hikari zuckte nur noch und wimmerte kaum mehr hörbar. Ein heftiges Zittern schüttelte ihren Körper, als Reiji kalte Finger sich abermals um ihr Kinn legten und ihren Kopf anhoben.

Sie hatte nicht einmal mehr die Kraft, ihre Augen zu öffnen. Alles brannte wie Feuer, ihr ganzer Körper schmerzte so sehr, das sie einfach nur noch schreien wollte - doch kein Laut über ihre Lippen kam; dass sie weinen wollte - doch keine Träne mehr ihre Augen verließ. Jede nicht lebensnotwendige Funktion hatte ihr Körper einfach eingestellt.

"Sag meinem Bruder, er wird mich niemals besiegen", drang Reiji´s Stimme, wie durch Watte, warnend an ihre Ohren,

"Ich habe deinem Blut widerstanden. Ich bin besser als er! Und ich finde heraus, welches Spiel ihr spielt!"

Sie hörte, wie dumpf die Tür ins Schloß fiel. Er hielt es nicht einmal für nötig, sich einfach weg zu teleportieren. Auf absolut menschliche Weise ließ er sie hier zurück, nachdem er wie ein Irrer auf sie eingeschlagen hatte, weil er sicher wusste.

Er hatte alle Zeit der Welt.

Keiner der Brüder war daheim und würde merken, dass Reiji bei ihr gewesen war. Und wenn dieser seine Brüder auch noch davon abhielt hierher zu kommen, wenn sie von der Schule zurück waren, dann würde sie hier unten vielleicht doch noch sterben und endlich erlöst sein.

So weit jedoch sollte es wohl abermals nicht kommen, denn noch während ihr Bewusstsein nun doch endlich schwand nahm sie wahr, wie sie befreit, hochgehoben und weggetragen wurde.

Dann wurde es schwarz.
 

Das letzte, was Hikari noch wahrgenommen hatte war, das jemand ihre Fesseln durchschnitt und sie auffing, als ihre Beine direkt versagten. Sie wurde hoch gehoben und aus der Folterkammer getragen.

Welcher der Brüder es war, wusste sie nicht und sie wollte es auch gar nicht mehr wissen. Ihr ganzer Körper brannte höllisch. Überall wo Reiji´s Gerte sie getroffen hatte fühlte es sich an, als hätte ihr jemand Angelhaken durch die Haut gebohrt und sie dann gewaltsam heraus gerissen. Der Schmerz war einfach so übermächtig gewesen, dass ihr Bewußtsein dem nicht mehr länger hatte standhalten können.

Nun war sie wieder zu sich gekommen und das erste was sie fühlte war, dass sie in einem Bett lag und in starke Arme gekuschelt eng an einem unbekleideten Körper lag und dieser Körper war...

»Warm...?«, erschrak sie beinahe ein wenig.

Wie konnte das sein?

War sie nicht mehr im Haus der Vampire?

Deren Körper waren alle sehr kühl, was dieser hier nun wirklich nicht war, aber neben wem lag sie? Was war passiert machdem sie ihr Bewußtsein verloren hatte? Und wieso lang sie neben einem halbnackten Mann?

Vorsichtig versuchte Hikari sich aus der, recht engen, Umarmung zu lösen, brachte so jedoch direkt Unruhe in den Körper neben sich. Erschreckt hielt sie sofort inne und kniff die Augen zu, als könne sie so verhindern, als wach entdeckt zu werden.

Durch die Bewegung fiel irgendetwas direkt vor ihre Nase und berührte sie leicht. Im letzten Moment biss sie sich auf die Lippe, um einen leisen, erschreckten Aufschrei zu unterdrücken.

Ihr 'Retter', wer auch immer er war, schien jedoch nicht aufgewacht zu sein und so getraute sie sich ganz vorsichtig wieder zu atmen und langsam ihre Augen zu öffnen.

Sie spähte nach dem kleinen, harten Gegenstand, welcher sie getroffen hatte und ihre Augen weiteten sich. Es handelte sich um eine Kette, oder ein Halsband an dem etwas hing, dass Hikari kannte.

»Ein Schlüssel?!«

"Subaru-kun?" richtete sie sich überrascht auf und blinzelte den weißhaarigen Vampir vollkommen verwirrt an.

Der schlug die Augen auf und setzte sich direkt aufrecht.

"Bist du endlich aufgewacht?" fragte er und es klang irgendwie beinahe etwas erleichtert,

"Wie fühlst du dich?"

Hikari blinzelte ihn nur ungläubig an und bekam kein Wort heraus.

Wieso war sein Körper so warm?

Subaru schien etwas verunsichert, zog eine Augenbraue hoch und fragte dann nochmals:

"Wie fühlst du dich? Hast du noch Schmerzen?"

Erst jetzt reagierte Hikari auf seine Frage, allerdings zuerst nur mit einem leichten Nicken.

Sie hatte tatsächlich keine Schmerzen mehr und fühlte sich sogar halbwegs normal. Auch das verwirrte sie nun zusätzlich.

Nach einigen weiteren, endlosen Sekunden hatte sie sich endlich genug gefasst, um ihre Verwirrung in Worte zu fassen. Sie hatte bereits bemerkt, dass es ihr Zimmer war, in welchem sie sich befanden und somit ihr Bett, in welchem sie gelegen hatten.

"Hast...du mich etwa...?" sie brach ab, da Subaru nickte.

"Ich habe dein Blut gerochen und dich gefunden", erklärte er,

"Hätte ich das nicht, wärst du wohl höchst wahrscheinlich schon tot."

"Tot?" wiederholte Hikari kratzig,

"War es so schlimm?"

Wieder nickte der Vampir.

"Dieser Penner Reiji hat dich übel zugerichtet", erklärte er und in seiner Stimme klang nun wieder deutlicher Zorn, wie es bei ihm eigentlich üblich war,

"Und das Ayato und Laito dich vorher auch in den Fängen hatten, hat es umso schlimmer gemacht."

"Du weisst...?" setzte Hikari an, befürchtend, Subaru hatte alles mit angesehen, doch dieser schüttelte bereits den Kopf, wobei sein seidiges Haar Hikari zum ersten Mal einen Blick in beide seiner Augen gewährte, für einen kurzen Moment lang.

"Ich habe sie an dir gerochen und ihre Bissmarken gesehen", nahmen seine Worte den Schreck aus ihren Gliedern,

"Sie haben viel zu viel von deinem Blut getrunken. Und dann auch noch Reiji."

"Er wollte nicht einmal mein Blut", senkte Hikari den Blick,

"Alles was er wollte war..."

Sie schluchzte, als die Erinnerungen sie überkamen.

Im nächsten Moment fühlte sie sich wieder in Subaru´s Arme gezogen und sanft an seinen Körper gedrückt.

Sofort weiteten sich erneut überrascht ihre Augen, doch diese Geborgenheit tat so unglaublich gut nach all dem erlebten Horror, dass sie sich nur Sekunden später, beinahe Schutz suchend, an ihn schmiegte.

Und noch immer war seine nackte Haut warm, wenn auch nicht mehr ganz so sehr wie noch vor einigen Minuten, als sie zusammen unter einer Decke aneinander gekuschelt gelegen hatten.

"Du hast es überstanden", strich er ihr leicht übers Haar,

"Ich habe deine Wunden versorgt und mich zu dir gelegt, weil dein Fieber so hoch war."

"Fieber?" sah Hikari zu ihm auf,

"Ich hatte Fieber?"

"Das war die Folge von Reiji´s Schlägen", erwiderte Subaru ihren Blick,

"Wie gesagt, du wärst wahrscheinlich tot, hätte ich dich nicht gefunden."

"Du hast also versucht, mich abzukühlen?" fragte sie ihn ungläubig,

"Darum bist du so warm."

Er nickte.

"Ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun sollen."

"Mich sterben lassen...", murmelte Hikari gegen seine Brust,

"Dann hätte diese Hölle endlich ein Ende."

"Das konnte ich nicht", flüsterte er,

"Frag nicht warum, aber der Duft deines Blutes, er... Selbst meine Rosen sind dagegen bestenfalls Gestrüpp."

Seine Hand strich nochmals über ihr Haar, griff beinahe sanft hinein und zog es dann leicht von ihrem Nacken weg.

"Es war so schwer...", nahm Hikari direkt die leichte Erregung seiner Stimme wahr,

"Dieser Duft war überall..."

Selbst die Erinnerung an den Geruch ihres Blutes schien den Vampir in einen leichten Rausch verfallen zu lassen. Ein Rausch jedoch, welcher sich schnell steigern würde, wenn Hikari nicht sofort handelte.

Sie befreite sich also sanft aus seiner Umarmung und rutschte auf die Bettkante, wo sie, mit dem Rücken zu ihm, sitzen blieb.

"Wie lange haben wir hier gelegen?" fragte sie.

"Vier Tage", war die Antwort.

"Vier Tage", wiederholte Hikari leise, wobei sie einige der, beinahe komplett verheilten, Striemen auf ihren Armen und Beinen betrachtete.

»In nur vier Tagen? Wie können solche Wunden in nur vier Tagen verheilen?«

In der nächsten Sekunde schoss ihr die Schamesröte ins Gesicht.

"Du hast...?" fuhr sie zu Subaru herum, der sich gerade wieder angezogen hatte und sein zerfetztes Shirt zurecht zog.

"Jeden einzelnen Striemen", bestätigte er gewohnt mürisch, was sie nicht mehr über die Lippen bekam,

"Doch einige Narben werden zurück bleiben. Ich bin kein Magier."

Ihr Blick glitt an sich hinab, über das dünne Nachthemd, welches demnach auch er ihr angezogen hatte und ihre Wangen fingen an zu glühen.

»Jede einzelne«, hallte es in ihrem Kopf.

Der Gedanke verursachte eine Gänsehaut und auch Subaru schien diese Tatsache jetzt unangenehm zu sein, denn auch auf seine Wangen legte sich ein leichter Rotschimmer.

"Ich seh später wieder nach dir", brummte er dann hervor und drehte sich weg,

"Bleib hier im Zimmer. So entgehst du meinen Brüdern am ehesten!"

Und noch bevor Hikari irgendetwas sagen konnte, war er verschwunden.

Einen Augenblick lang blinzelte sie nachdenklich ins Leere, dann jedoch warf sie sich auf´s Bett und vergrub beschämt ihr Gesicht in den Kissen.

Kaum eine Stelle ihres Körpers war von Reiji´s Gerte verschont geblieben und kaum eine Stelle ihres Körpers, welche Subaru´s Zunge nicht berührt hatte...

Und plötzlich ist alles anders...

Gefühlte Ewigkeiten hatte Hikari nun schon in ihrem Zimmer verbracht. Nachdem Subaru verschwunden war, hatte es noch Stunden bis zum Tagesanbruch gedauert. Irgendwann war sie eingeschlafen und zur Abenddämmerung wieder aufgewacht.

Seitdem hockte sie mit angezogenen Beinen auf dem Bett und hing in Gedanken. Weder war Subaru bisher wieder aufgetaucht, noch hatte ein anderer der Brüder sich blicken lassen. Dies war mehr als seltsam und beunruhigte sie auf eigenartige Weise. Üblicher Weise tauchte immer einer von ihnen auf, wenn sie sich lange genug wach am selben Ort aufhielt. Und wenn es nur Laito war, welcher sie sowieso, mehr oder weniger, stalkte.

Warum also tauchte er heute nicht auf? Sie hockte schon seit Ewigkeiten so hier und einfach nichts geschah. Zwar hatte Subaru ihr gesagt, sie solle das Zimmer nicht verlassen, doch langsam bekam sie Durst.

Als sie sich gerade dazu durchgerungen hatte, sich etwas anzuziehen und dabei war, sich vom Bett zu erheben, klopfte es. Erschreckt fuhr sie zusammen und starrte zur Tür.

»Reiji«, war sie sich sofort sicher,

»Keiner sonst würde anklopfen.«

Sofort waren die Erinnerungen an ihre Begegnung im Folterkeller mit ihm wieder da und ihre Stimme versagte fast, als sie den Besucher herein bat. Beinahe augenblicklich sank sie etwas in sich zusammen und ihr Herz fing an zu rasen, denn es war wirklich Reiji. Emotionslos und kühl wie immer sah er sie an und steigerte ihre Angst mit jeder Sekunde.

"Du hattest genug Ruhe", murrte er ihr entgegen,

"Mach dich für die Schule fertig und komm runter!"

"Ja Reiji-san", stand Hikari förmlich still, doch der Vampir hatte sich bereits wieder umgedreht und verließ das Zimmer.

Selbst nachdem er die Tür längst verschlossen hatte, brauchte sie noch einige Momente, bis sie sich langsam wieder aus ihrer Angststarre löste.

Auch wenn Reiji üblich genervt und desinteressiert gewirkt hatte, Hikari würde ihn nun dennoch für immer fürchten.

Nie wieder wollte sie in seine schmerzhafte Hölle gezogen werden und schon gar nicht heraus finden, welche Abgründe er vielleicht noch verbarg. Auch wenn dies bedeutete, dass sie von nun an absolut alles tun musste, um Reiji so milde nur möglich zu stimmen.

Folglich hatte sie es sehr eilig sich frisch zu machen und für die Schule umzuziehen. Sie schaffte es tatsächlich sogar beinahe, die Erste an bei der Limousine zu sein. Obwohl sie noch einen kurzen Abstecher in die Küche gemacht hatte, um sich dort zwei Saftpäkchen zu holen, saß nur Shu im Wagen, als sie eilig einstig.

Der hatte, wie üblich, seine Musik im Ohr und die Augen geschlossen. Sie dachte kurz daran, ihn zu grüßen und ein Gespräch anzufangen, entschied sich dann aber dagegen. Der blonde Vampir hatte ihr deutlich gesagt, sie solle sich von ihm fern halten und zudem würden die Anderen sicher auch bald erscheinen, was einem Gespräch unter vier Augen wenig dienlich war.

Sie musste ihn allein irgendwo abpassen und ihm die Fragen stellen, welche Reiji´s Worte in ihr aufgeworfen hatten, also setzte sie sich still auf ihren Platz.

Ein oder zwei Mal konnte sie es nicht unterdrücken, zu dem Blonden rüber zu schielen, wofür sie sich hätte selbst ohrfeigen können denn ihr war klar, dass er jeden Blick und jede Regung von ihr Augenblicklich wahr nahm.

So war sie sogar halbwegs erleichtert, als Kanato, Subaru und Laito sich zu ihnen gesellten.

Nicht das sie es genoß, wie der sexistische Hutträger sich neben sie schmiss und dabei auf so viel Körperkontakt wie möglich bedacht war, doch zumindest brachten seine dreisten Sprüche ihre Gedanken von Shu fort, womit sie sich diesem nicht weiter mit jedem Atemzug verriet.

"Oya oya Bitch-chan", schnurrte Laito,

"Endlich gehen wir wieder zusammen zur Schule. Hast du mich vermisst?"

Hikari rutschte ein Stück von ihm weg, was ein sinnloses Unterfangen war, da er sofort nach rückte.

"Nfu...warum so schüchtern?" grinste er und legte seine Hand auf ihr Knie,

"Die anderen sollen ruhig wissen, dass du mich liebst!"

"Was??" rutschte es Hikari geschockt heraus, bevor sie sich so fest auf die Lippe biss, dass es schmerzte.

Sie musste sich nicht umsehen um zu wissen, dass nun alle Blicke auf ihr ruhten.

Dummerweise war auch Reiji gerade eingestiegen, was die Situation kein Bißchen angenehmer machte. Hikari spürte, wie sie rot wurde und wusste, sie musste etwas erwidern, denn Laito´s Worte einfach so im Raum stehen zu lassen, wäre mehr als unklug.

Sie konnte die Spannung in der Luft förmlich spüren, wie sie die Blicke der Vampire spürte. In jeder weiteren Sekunde die verging, fühlte sie sich mehr wie eine Maus in der Falle, als würden sie allesamt jeden Moment über sie herfallen.

»Sag verflucht noch mal nichts Falsches«, mahnte sie sich selbst eindringlich und doch kamen die Worte wie von selbst über ihre Lippen.

"Ich bin nichts weiter als ein Blutopfer", sagte sie leise, wobei sie die Hände in ihren Schoß legte und ihren Blick darauf senkte,

"Zu klein und nichtig, um mir anmassen zu können, Wesen wie euch lieben zu dürfen."

Einen Augenblick lang herrschte vollkommene Stille in der Limousine.

Während Kanato anfing sich auf seinen Teddy zu konzentrieren, schloss Shu nach einem kurzen Grinsen wieder die Augen, welche er einen Spalt breit geöffnet hatte. Subaru senkte den Kopf und verbarg das Gesicht unter seinen Haaren und Reiji deutete ein Nicken an und lehnte sich zufrieden in seinen Sitz.

Laito jedoch machte ein so verdutztes Gesicht, wie es an ihm vermutlich nie zuvor jemand gesehen hatte. Einige Sekunden lang schien er völlig perplex zu sein, bis er schließlich in schallendes Gelächter verfiel.

"Du bist einfach unglaublich Bitch-chan, weisst du das?" gluckste er angetan,

"Jetzt hast du es doch tatsächlich geschafft, mich zu überraschen. Dabei dachte ich, ich wüsste genau, wie mein kleiner Blutbeutel tickt."

Er rückte noch dichter zu ihr und roch an ihrem Hals.

"Lass uns in der Pause heimlich zusammen verschwinden und etwas Spaß haben", seuselte er in ihr Ohr,

"Vielleicht hast du ja noch mehr Überraschungen für mich..."

Hikari wollte schon wieder verzweifeln, da ein Entkommen aus der Situation für sie unmöglich schien, doch Reiji´s, beinahe gebieterische, Stimme rettete sie unverhofft.

"Niemand verschwindet hier heimlich irgendwohin", duldeten seine Worte ganz klar keinerlei Widerspruch,

"Wer auch nur fünf Minuten vom Unterricht versäumt, wird bestraft! Das gilt auch für dich, Laito!"

"Das du immer so eine Spaßbremse sein musst", pflegelte Laito sich beleidigt in den Sitz zurück,

"Ich hatte seit Tagen nichts mehr von ihrem Blut und bin am verdursten."

Er legte sich seinen Hut auf´s Gesicht und Hikari atmete erleichtert auf.

Sie war noch einmal davon gekommen.

Als im nächsten Moment von außen die Tür geschlossen wurde jedoch, fiel ihr Blick sofort auf den Platz rechts neben sich und als der Wagen sich kurz darauf in Bewegung setzte, konnte sie einfach nicht schweigen.

"Kommt Ayato-kun nicht mit zur Schule?" sprudelte es beinahe aus ihr hervor,

"Wo ist er?"

Plötzlich scheute Hikari sich gar nicht mehr, in die Runde zu sehen und letzten Endes war es Laito, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.

"Hat es dir denn noch keiner gesagt, du ahnungsloses Ding?" seufzte er fast mitleidig, während er den Hut ein wenig anhob, um sie ansehen zu können,

"Ayato-kun ist seit Tagen nicht mehr zu Hause gewesen. Genauer gesagt seit dem Tag, als du von da verschwunden bist, wo er dich für sicher hielt..."

Sein Tonfall sprach Bände und Hikari´s Blick heftete sich sofort auf Subaru.

Dessen Gesicht wurde zu einer eisigen Maske und er drehte den Kopf weg.

»Was war da los?«

Sie war sich sicher, da gab es noch etwas anderes.

Laito´s Tonfall, Subaru´s Reaktion und auch die von Ayato waren mehr als seltsam. Letzterer verschwand doch nicht einfach und überließ sein Eigentum einem Anderen. Das war so überhaupt nicht sein Stil.

Nochmals blickte sie in die Richtung des weißhaarigen Vampirs, doch dieser schenkte ihr nicht die geringste Beachtung. Auch alle anderen schien das Thema Ayato nicht wirklich zu interessieren.

Dafür aber hatte sie noch immer Laito´s volle Aufmerksamkeit.

"Dieses Gesicht ist einfach so süß Bitch-chan, nfu", lehnte der sich ganz nah zu ihr,

"Ayato-kun war unglaublich wütend, als man ihm sein gefordertes Eigentum verweigert hat..."

Seine melodische Stimme hatte sich in ein leicht erregtes Flüstern gesenkt und Hikari fühlte sich schlagartig unwohl in ihrer Haut.

"Nicht einmal mich hat er in deine Nähe gelassen", wisperte er ihr mit belegter Stimme ins Ohr,

"Du liebst ihn am Ende doch nicht etwa mehr als mich?"

"Halt´s Maul, Perversling!" polterte Subaru und war sichtlich um Fassung bemüht.

Hikari zuckte erschrocken zusammen und wurde direkt wieder etwas kleiner in ihrem Sitz, während Laito nur amüsiert lachte.

"Ich darf euch doch bitten", unterbrach Reiji mürrisch die Situation,

"Ayato´s Verschwinden bedarf keinerlei Diskussion. Der taucht schon wieder auf. Was den Rest betrifft, so konzentriert euch bitte auf die Schule. Wir sind jeden Moment da."

Beinahe wie auf´s Stichwort hielt die Limousine.

"Spaßbremse", verdrehte Laito kurz die Augen und lehnte sich nochmal ganz dicht zu Hikari, nachdem er schon aufgestanden war.

"Wir zwei sehen uns später noch", grinste er sie überheblich an,

"Du hast heute offiziell ein Date mit mir!"

Hikari entglitt das Gesicht, doch noch bevor sie irgendetwas sagen konnte, war Laito schon weg.

»Ein Date?« hallte es in ihrem Kopf.

Das meinte er doch wohl nicht ernst?

Ein Date, bei dem er sie beißen und ihr Blut trinken würde, aber doch sicherlich kein Date im menschlichen Sinne.

Verunsichert und unterbewusst vielleicht auch auf Hilfe hoffend, sah sie wieder in die Runde, doch keiner interessierte sich für sie. Selbst Subaru benahm sich ganz genau wie beim letzten Mal, als Hikari mit in der Schule war. Wieder hatte sie Mühe, dicht genug an ihm dran zu bleiben, um sich in dem riesigen Schulgebäude nicht zu verlaufen.

Zusätzlich befürchtete sie auch, diesem blonden Vampir vom letzten Mal in die Arme zu laufen und das ließ vorerst keinen Raum mehr, sich Gedanken über Laito´s Worte zu machen. Gehetzt hatte sie ihre Augen einfach überall und wurde erst wieder ein wenig ruhiger, als sie den Klassenraum betrat. Subaru sass bereits an seinem Pult und starrte, ebenfalls wie beim letzten Mal, aus dem Fenster.

Schnell setzte Hikari sich an ihren Platz und sah verstohlen zu ihm hinüber. Er benahm sich absolut genau wie an ihrem ersten Schultag. Nicht nur sein deutliches Desinteresse am Unterricht war dasselbe, auch sein Verhalten ihr gegenüber.

Er würdigte sie keines Blickes, als hätte es nichts von dem gegeben, was in der letzten Zeit zwischen ihnen vorgefallen war. Beinahe sogar hatte sie ein genauso ungutes Gefühl ihm gegenüber, wie sie es am ersten Tag auch gehabt hatte. Allein sein Gesichtsausdruck machte es ihr schwer sich daran zu erinnern, wie sanft und beinahe besorgt er manchmal war.

Auch wenn Hikari sich alle Mühe gab dem Matheunterricht zu folgen, so entging ihr dennoch nicht, dass Subaru die ganze Zeit tatsächlich stur aus dem Fenster sah und sie genauso ignorierte, wie er den Rest der Klasse ignorierte.

Was war nur vorgefallen zwischen ihm und Ayato? Hatte Subaru sich tatsächlich vor sie gestellt, als der Rothaarige Vampir sie sich hatte holen wollen, so, wie Laito es auf der Fahrt angedeutet hatte? Waren die Zwei am Ende ihretwegen aneinander geraten und Ayato deshalb verschwunden?

Sie war in Subaru´s Armen aufgewacht nach der Tortour im Folterkeller durch Reiji und seine Worte hatten so geklungen, als wäre er bei ihr gewesen, seit er sie befreit hatte.

Wieder wanderte ihr Blick zu dem weißhaarigen Vampir.

»Hast du mich Ayato wirklich nicht heraus geben wollen? Warum? Wolltest du mich schützen? War er so wütend auf mich?«

Als hätte er ihre gedachten Worte genau verstanden, sah Subaru ganz plötzlich zu ihr rüber. Viel zu schnell, alsdass sie den Blick noch hätte abwenden können. Als sein Gesicht sich direkt verfinsterte, wich aus ihrem sämtliche Farbe, ihr wurde flau im Magen und sie sah schnell nach vorn zum Lehrer.

Subaru´s Blick war genauso kalt und angsteinflössend, wie bei ihrem allerersten Aufeinandertreffen und schon begannen die Erinnerungen an kurze, friedliche Momente mit ihm wieder zu verblassen.

Im Grunde war es genau wie bei Ayato. Immer wenn Hikari dachte, es wäre wenigstens ein kleines Bißchen mehr Vertrautheit zwischen ihnen entstanden, wurde sie frontal eines Besseren belehrt. Bestenfalls sprang alles auf Anfang, wie jetzt scheinbar bei Subaru, doch Ayato war zusätzlich auch ein Meister darin ihr deutlich zu zeigen, für wie Klein und Nichtig er sie hielt. Noch immer.

Als wäre es wirklich unmöglich, auf irgendeine Weise näher an einen der Brüder heran zu kommen. Sie funktionierten wie ein Uhrwerk nach ihrem Schema und das schon so lang sie lebten.

Doch wenn die Brüder sich nicht ändern konnten, würde für Hikari auch niemals etwas anders werden. Sie würde, so lange sie lebte, eine lebende Blutkonserve im Haus der Sakamaki Brüder sein, von ihnen benutzt, erniedrig und gequält werden so oft ihnen der Sinn danach stand. Ihre Hölle würde ewig währen.

Und diese würde ständig schlimmer werden, denn sie mochte den Einen oder Anderen mittlerweile sogar wirklich irgendwie. Sie war schließlich ein Mensch, hatte Gefühle und gewöhnte sich an Umstände. Doch niemals würde etwas von ihrer Sympathie Erwiderung finden. Egal wie klein und winzig. Sie alle waren schon immer Vampire, hatten niemals ein schlagendes Herz und kannten keine menschlichen Gefühle, völlig gleich welcher Art.

So in ihren Gedanken versunken verging die Doppelstunde schnell und kurz bevor es zur Pause läutete entschied Hikari sich dazu, Subaru einfach anzusprechen. Was sollte ihr hier in der Schule schon großartig passieren? Schlimmsten Falles ließ er sie stehen und sie bekam, wie üblich, keine Antworten auf ihre Fragen.

Als die Schulglocke dann jedoch endlich erklang, war der Vampir wieder derart schnell, dass ihr gar nichts anderes übrig blieb, als ihm laut nach zu rufen, während dieser schon durch die Tür huschte. Gerade wollte sie enttäuscht wieder auf ihren Stuhl sinken, als der Ehrgeiz sie packte.

»Nein! Dieses Mal hängt er mich nicht einfach ab!« trieb sie sich selbst voran und nachdem sie sich durch die restlichen Schüler gekämpft hatte, welche recht gemütlich in die Pause starteten, erspähte sie den Weißhaarigen tatsächlich noch auf dem Gang.

Schnellen Schrittes lief sie ihm nach, kam ihm sogar trotz der vielen anderen Schüler, stätig näher und hatte ihn dann fast erreicht, als sie plötzlich am Arm gepackt und in irgendein Klassenzimmer gezerrt wurde.

Ihre Hoffnung Subaru noch zu erreichen schwand und ohne sich wirklich umzusehen, tat sie ihren Unmut kund.

"Was soll der Mist?" schimpfte sie,

"Ich hatte ihn fast eingeholt! Warum...?"

Weiter kam sie nicht.

Sie sah genau in ein graublaues Augenpaar und wurde sich erst jetzt bewusst, dass sie vor einem, ihr völlig, Fremden stand.

"Du läufst einem Sakamaki nach wie ein folgsames Haustier", drang eine angenehm tiefe Stimme an ihre Ohren,

"Ist dein Leben dir wirklich so wenig wert?"

Hikari schluckte und als sie im nächsten Moment auch den blonden Vampir von damals erblickte, wich sie sofort mit einen kurzen Angstlaut zurück. Bis sie gegen etwas stieß, wobei es sich keinesfalls um eine Wand handelte.

Obwohl mit einer Mauer war dieses Hindernis beinahe schon zu vergleichen. Als Hikari nämlich herumschwang stand sie direkt vor einem, wirklich großgewachsenen, braunhaarigen Jungen mit Pferdeschwanz. Sie starrte zu ihm hoch und fühlte sich so klein wie nie zuvor.

"Ich hab dir doch gesagt, ich rette dich vor diesem nervigen Sakamaki Typ, M...neko-chan", erklang in diesem Moment eine, ihr bereits bekannte, Stimme direkt an ihrem Ohr.

Mit einem erneuten, kurzen Aufschrei sprang Hikari abermals ein Stück herum und sah nun direkt in die Augen des blonden Vampirs, der sie bei ihrem ersten Schulbesuch gebissen hatte.

"Vielleicht will sie gar nicht gerettet werden", erklang die brummige Stimme des braunhaarigen Riesen,

"Sie sieht auf jeden Fall nicht wirklich begeistert aus."

"Was weisst du schon", streckte der Blonde ihm kurz die Zunge heraus,

"Das masochistische Kätzchen hat nur nicht geglaubt, dass ich mein Wort auch halten würde, nicht wahr m...Neko-chan?"

Er strahlte sie übers ganze Gesicht hinweg an und wirkte wie ein kleiner Junge, der gerade fürchterlich stolz auf etwas war.

"Ich...also...", fing Hikari an zu stammeln, wobei sie auch versuchte, etwas Abstand zwischen sich und ihn zu bringen.

Der Junge mit den graublauen Augen, einer ähnlichen Haarfarbe und dieser tiefen, weichen Stimme kam ihr unverhofft zu Hilfe.

"Nun lasst ihr doch etwas Freiraum", sagte er zu den anderen,

"Wir sind völlig Fremde für sie zuerst einmal, sollten wir uns ihr vorstellen."

Hikari sah ihn skeptisch an, doch er war unbeirrbar in seiner ruhigen, höflichen Art und deutete mit dem Kopf eine leichte Verneigung an.

"Ich bin Mukami Ruki", sah er ihr kurz genau in die Augen, was einen leichten Schauer bei ihr verursachte,

"Das sind meine Brüder Yuma, Kou und Azusa."

»Hm?«, schoss es Hikari noch irritiert in den Sinn, als sie plötzlich zwei kalte Arme spürte, welche sich von hinten um sie legten und ein Kinn, welches gleichzeitig auf ihrer Schulter zu ruhen kam.

"Sie riecht...gut...Ruki...", sprach der grünhaarige Junge, welchen sie bisher gar nicht gesehen hatte, seltsam abgehackt und träge,

"Genau so sehr...nach Schmerz...wie ich..."

Er roch an ihr und Hikari gab einen ängstlichen Laut von sich.

"Nehm die Finger von m...Neko-chan, Azusa-kun", klang der Blonde irgendwie leicht eingeschnappt,

"Siehst du nicht, dass du ihr Angst machst?"

Er packte sie am Arm und zog sie zu sich, um sie fest in seine Arme zu schließen.

"Du musst wirklich keine Angst haben", strahlte er sie wieder an,

"Wir sind nicht solche miesen Typen wie diese Adeligen. Wir sind anständige Leute."

»Anständig?« dachte Hikari und wieder war es Ruki, der die ganze Situation unterbrach.

"Es ist nicht sehr anständig, Hikari-chan so zu überfordern", sagte er,

"Der vorlaute Blondschopf, der dich da so fest hält ist Kou, der Große da ist Yuma und wer Azusa ist, weisst du ja bereits."

Hikari sah kurz in die Runde.

Da standen vier weitere Vampire. Sie gingen ebenfalls auf diese Schule, trugen die dementsprechende Uniform, unterschieden sich nicht wirklich wesentlich von den anderen sechs und doch wirkten sie so komplett anders.

Nicht so steif und verkrampft, so gefährlich und unberechenbar. Kou lachte sogar erstaunlich viel und das laut und aus vollem Herzen - konnte man beinahe in Versuchung kommen, zu glauben.

Sie waren wirklich so ganz anders als die Sakamaki Brüder und das bereits auf den ersten, intensiveren Blick in ihre Richtung. Wenn man davon absah, dass Yuma einschüchternd groß war und Azusa ähnlich schräg wie Kanato wirkte; allerdings auf eine wirklich ruhige Art. Sonst gab es eigentlich nichts Einschüchterndes an ihnen.

Das einzige, was sie noch zu bemängeln hatte war, dass Kou sie weiterhin im Arm hielt und keinerlei Anstalten machte, sie los zu lassen. Sie war wirklich neugierig, was die vier Brüder von ihr wollten, doch wie sollte man so ein Gespräch führen? Fest an einen, fast fremden, Vampir gedrückt, der sie jederzeit beißen konnte?

Andererseits, was war für sie so neu an dieser Situation? Ständig hielt einer der Brüder sie dicht bei sich gefangen. Allen voran natürlich Ayato, doch auch die anderen kannten soetwas wie einen Höflichkeitsabstand zu ihr nicht. Also fand sie sich vorerst mit ihrer Position ab und versuchte, ihre Neugier zu befriedigen.

"Und was genau wollt ihr vier jetzt von mir?" fragte sie,

"Ihr habt mich doch nicht grundlos abgefangen."

Ruki schmunzelte.

Es imponierte ihm, dass sie scheinbar keine Angst hatte und er wollte unbedingt auf Augenhöhe mit ihr reden.

"Lass sie doch bitte mal los, Kou-kun", bat er seinen Bruder,

"So kann man sich doch nicht unterhalten."

"Mo...Ausnahmsweise", murrte dieser enttäuscht und ließ Hikari frei,

"Aber später bekomm ich sie wieder."

Hikari blinzelte irritiert, als Kou zufrieden lachte und selbst Ruki konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken.

Als Hikari ihm dann aber direkt gegenüber stand, wurde er wieder ernst.

"Wir möchten gerne, dass du mit uns gehst und bei uns lebst, Hikari-chan", sagte er frei heraus,

"Du bist doch sicher nicht freiwillig bei diesen Adeligen?"

"Also zuerst einmal wüsste ich gerne, woher ihr meinen Namen kennt", stellte sie direkt eine Gegenfrage,

"Und ich hör immer Adelig. Soll das etwas heißen, Ayato-kun und die anderen sind...?"

"Verfluchte Adelige, ja", unterbrach Ruki sie,

"Und genau so benehmen sie sich auch. Denken, alles gehört ihnen und sie hätten jedes Recht. Und deinen Namen heraus zu finden war ein Kinderspiel. Ebenso alles andere, was es über dich zu wissen gibt. Menschen sind leicht zu durchleuchten. Erst Recht, wenn sie von einem der Unseren entführt wurden. Oder bist du am Ende doch freiwillig bei ihnen?"

Er sah sie prüfend an und ihr wurde leicht unwohl unter seinem Blick, weshalb sie kurz in eine andere Richtung sah. Ihr Gewissen drückte, lag es doch erst ein paar Tage zurück, dass Ayato ihr deutlich gemacht hatte, dass sie sich ihm im Grunde freiwillig ergeben hatte.

"Du bist also wirklich aus freiem Willen bei ihnen?", deutete Ruki ihr Zögern im Grunde irgendwie richtig, doch sie sah ihn direkt an und wehrte ab.

"Nein! So ist das nicht!" presste sie hervor,

"Nicht direkt. Ich...es ist kompliziert. Ayato...er hat..."

Sie wurde leicht rot und sah beschämt zu Boden, wusste sie doch aller vier neugierige Blicke auf sich ruhend.

"Es war an Hellows Eve", murmelte sie,

"Ich wusste doch nicht, dass er ein echter Vampir ist und als ich es dann wusste, da..."

Sie hob den Blick wieder und sah Ruki entschuldigend an.

"Ich wusste doch nicht, wohin er mich bringen würde", war ihre Stimme kratzig,

"Und was mich dort alles erwartet..."

"Dann komm mit uns", hielt Ruki ihr die Hand entgegen,

"Wir sind keine Adeligen und werden dich besser behandeln, als sie."

"Aber ihr seid auch Vampire", widersprach sie direkt,

"Was also sollte für mich besser werden, nur, weil ihr keine Adeligen seid? Für mich macht es keinen Unterschied, wer mich beisst und mein Blut trinkt. Adelig oder nicht!"

Sofort als sie geendet hatte, sank sie etwas in sich zusammen, denn Ruki gefiel offensichtlich überhaupt nicht, was er gehört hatte und sein Gesicht verfinsterte sich leicht.

Auch Yuma stieß einen säuerlichen Ton aus und Kou beschwerte sich lautstark, wie ein enttäuschter, kleiner Junge.

"Das ist aber nicht nett, dass du uns mit den Sakamaki-Typen auf eine Stufe stellst, m...Neko-chan", zog er schon beinahe eine Schnute,

"Wir sind anders, weisst du? Wir waren auch mal Menschen und wissen, wie das ist!"

"Ihr wart...Menschen?" war Hikari überrascht,

"Ganz normal, so wie ich einer bin? Aber ich dachte...also...wie? Ich meine, sie haben mich schon so oft gebissen, aber ich bin immernoch ein Mensch!"

"Das wird nicht ewig so bleiben", sah Ruki sie wieder etwas entspannter an,

"Irgendwann wirst du anfangen, dich zu verwandeln. Wenn sie zu oft und zu viel von deinem Blut trinken über zu lange Zeit. Oder wenn sie dich verwandeln wollen. Nur so schafft man nämlich neue Vampire. Man muss es wollen."

Hikari schluckte.

Also würde es irgendwann für sie bedeuten, dass sie auch ein Vampir wurde. Ayato würde sie niemals gehen lassen und demnach würde sie sich irgendwann verwandeln oder sterben. Und wieder wurde ihr schmerzlich klar, wie Recht Ayato gehabt hatte. Sie hatte ihr Leben weg geworfen, als sie über die Klippe gegangen war, denn auch wenn sie noch immer lebte und nicht gestürzt war, so war der Tod doch ihr ständiger Begleiter geworden und wartete geduldig auf sie.

"Was ist nun?" wollte Ruki wissen,

"Wir oder die Sakamaki? Du hast jetzt die Wahl."

Hikari´s Gedanken überschlugen sich förmlich.

Wie sollte sie sich so schnell entscheiden? Sie kannte die vier Mukami Brüder nicht, was, wenn ihre Worte eben nur Worte waren? Wenn sie sich nicht im Geringsten von den anderen Vampirbrüdern unterschieden? Dann würde sie bei ihnen eine ebenso verlorene, wertlose Stellung einnehmen, wie sie diese auch jetzt hatte.

Allerdings waren die Sakamaki zu sechst, während die Mukami nur zu viert waren, also zwei weniger, die ihr Blut wollen würden.

Andererseits war Ayato seit Tagen verschwunden, wodurch es zu Hause auch nur noch fünf zu fürchten gab, von denen einige allerdings ganz von selbst Hikari´s Nähe mieden.

Im Grunde hatte sie nicht wirklich etwas zu verlieren. Es war eine Chance, auf Verbesserung, egal wie gering. Immerhin würde Ayato sicher bald wieder auftauchen und welche Strafen er sich in all der Zeit für sie ausgedacht hatte, wollte sie lieber nicht erfahren müssen.

»Versuch macht klug«, sagte sie sich, bevor sie dann schließlich nickte.

"Also gut", sah sie Ruki fest an,

"Ich komme mit euch."

...doch es macht keinen Unterschied

Hikari saß im Garten auf einer Bank und genoss die ruhige Vollmondnacht. Vorletzte Nacht war sie freiwillig mit den Mukami Vampiren gegangen und bisher hatte sie das noch nicht eine Sekunde lang bereut.

Nach ihrer Ankunft hatten sie ihr die Zeit gegeben, welche sie benötigt hatte, sich von aller Aufregung zu erholen und selbst nachdem sie heute beim Abendessen gewesen war, war sie noch immer verschont.

Keiner der vier Brüder hatte sie bisher gebissen oder war ihr anderswie zu nahe getreten. Das Abendessen mit ihnen war sogar richtig erfrischend gewesen.

Diese Brüder ignorierten sich nicht, wie die Sakamaki Jungs, sie unterhielten sich und hatten sogar richtig Spaß miteinander. Sie standen füreinander ein und passten auf sich auf. Yuma hatte dafür gesorgt, dass der stille Azusa genug aß und Kou ihm nicht alles weg futterte. Aus der Situation konnte Hikari sogar entnehmen, dass dies wohl eine häufigere Szene am Esstisch war, doch alle blieben entspannt und freundlich, beinahe schon menschlich...

Nach dem Essen hatte Hikari ein ausgiebiges Bad genommen und selbst das war so ganz anders verlaufen, als es das zu Hause immer der Fall war. Warum sie die Sakamaki Villa zu Hause nannte seit sie hier war, wusste sie nicht und hielt sich auch davon ab, darüber nachzudenken. Hier war es bisher einfach um so vieles Besser als dort.

Niemand war einfach ins Bad herein geplatzt oder hatte sie erwartet, als sie es verließ. Auch hier auf dieser Bank saß sie nun schon sicherlich eine halbe Stunde lang und niemand hatte sie gestört.

Langsam begann sie zu frieren. Auch wenn es erstaunlich mild für diese Jahreszeit war, es war dennoch Winter und Hikari saß schon viel zu lange still da.

Also erhob sie sich von der Bank und schlenderte langsam Richtung Haus. Sie war kaum ein paar Schritte gegangen, da merkte sie, dass etwas anders war.

Noch bevor sie sich darauf konzentrieren und heraus finden konnte, was sich verändert hatte, wurde ihr der Mund zu gehalten und sie wurde rückwärts gezerrt.

Panik stieg in ihr auf und sie wehrte sich verzweifelt, obwohl sie wusste, dass sie chancenlos war. Auch wenn sie nicht wusste um welchen von ihnen es sich handelte, aber ihr 'Entführer' war ganz sicher ein Vampir. Dies verrieten allein schon die kühlen Finger, welche jeden ihrer Angstlaute erstickten.

Nur wenig später erwartete sie die, bereits Gewohnheit gewordene, Behandlung. Sie wurde herum geschleudert, knallte mit dem Rücken unsanft an ein Hindernis, an welches auch ihre Handgelenke, beinahe zeitgleich, mit unbändiger Kraft festgenagelt wurden.

Nun konnte sie ihrem Gegenüber endlich ins Gesicht sehen und war, wie auch schon beinahe Gewohnheit, völlig überrumpelt.

"Subaru...-kun...?" murmelte sie und erntete ein genervtes 'Tch' als Reaktion.

"Was...tust du hier?" brachte sie fassungslos und etwas eingeschüchtert hervor,

"Wie hast du...?"

"Dich gefunden?" brummte er ihr entgegen,

"Ich sagte dir doch, ich weiss immer wo du bist und was du tust. Der Geruch deines Blutes ist so unglaublich stark und allgegenwärtig."

Hikari schluckte.

Hieß das nun, alle Vampire rochen ihr Blut so stark oder nur Subaru?

Das ihr Blut wirklich jeder Vampir so überdeutlich wahrnahm, daran wollte sie lieber gar nicht erst denken.

"Und...warum bist du hier?" fragte sie daher vorsichtig,

"Willst du mich zurück bringen?"

"Tch, als ob es mich interessiert, welchen Vampir du dein Blut trinken lässt", murrte er gefährlich,

"Du bist einfach weg gelaufen und das auch noch zu solchen Hunden. Du hast uns verraten, du wertloser, dummer Mensch!"

Langsam kroch eine Angst in Hikari hoch, die sie in Subaru´s Nähe so noch nie gehabt hatte.

Sie übertraf sogar bei weitem jene Angst, welche sie am ersten Tag vor ihm gehabt hatte oder als er sie zum ersten Mal gebissen hatte.

Es fühlte sich fast an, als wäre er die letzten Wochen eigentlich immer recht ruhig und beherrscht gewesen und erst jetzt in diesem Augenblick, erlebte sie ihn zum ersten Mal wirklich wütend. Ganz plötzlich war sie sich sicher, er würde ihr gleich schrecklich weh tun, wenn nicht sogar, sie töten, solch eisiger Zorn loderte in seinen Augen.

"Subaru-kun ich...du verstehst das nicht...", fing sie darum verzweifelt an zu reden, doch er fiel ihr harsch ins Wort.

"Ich verstehe sehr gut", zischte er,

"Du bist eine Dirne, die von Einem zum Anderen geht und der es egal ist, wessen Reißzähne sie spürt und wer ihr Blut saugt!"

"Nein, Subaru-kun", wehrte sie verzweifelt ab,

"Das ist nicht wahr! Ich hasse es, gebissen zu werden! Egal von wem!"

Kurz trafen sich ihre Blicke und noch viel kürzer hatte Hikari den Eindruck, er hätte sie verstanden, doch da verfinsterte sein Gesicht sich bereits schon wieder bedrohlich.

"Das schert mich nicht!" knurrte er,

"Opfer haben sich zu fügen!"

Er biss so schnell und fest zu, das sie glaubte, direkt ohnmächtig zu werden, so weh tat es.

Da war kein Wohlgefühl, keine Hitze im Inneren, kein Kribbeln und keine elektrische Spannung, nur Schmerz. Ein entsetzlicher, glühend - reissender Schmerz und er hielt an.

"Subaru...-kun bitte...", presste sie gequält hervor, doch dieser reagierte nicht im geringsten auf sie.

Als sie zu schluchzen anfing, biss er ein weiteres Mal zu, bohrte seine Zähne auf schrecklich schmerzhafte Weise in ihren Hals, drückte sie mit seinem Körper fest gegen den Baum in ihrem Rücken und erstickte ihren qualvollen Schrei mit seiner Hand.

Selbst wenn Hikari es gekonnt hätte, wenn Subaru sie nicht komplett bewegungsunfähig gemacht hätte, dieser Schmerz war so enorm, dass ihr keinerlei Kraft mehr zur Gegenwehr blieb. Schluchzend ertrug sie ihr Schicksal, bis Subaru von ihr abließ, sie wimmernd auf den Boden sank und sich die Hand auf die frischen Wunden legte.

"Warum?" schluchzte sie leise, den Blick gesenkt,

"Ich dachte..."

"Sei froh, dass ich dich nicht umbringe", fiel er ihr ins Wort,

"Aber selbst diese Mühe bist du nicht wert! Bleib bei deinen Hunden. Hier gehörst du her!"

Und schon war er weg.

Vollkommen verstört hockte Hikari da, hielt sich die schmerzende Wunde und weinte. Sie weinte so bitterlich, wie sie es in all den Wochen bei den Vampiren kein einziges Mal getan hatte.

Als wäre ein Knoten in ihr geplatzt der alles frei ließ, was sie verdrängt oder tief ins sich eingeschlossen hatte, in diesen Wochen. All die Schmerzen, die Angst, die Grausamkeiten, welche einfach nur noch ihr Leben bestimmten. Welche ihr Leben waren.

Egal wie sehr sie es auch versuchte, sie konnte nicht mehr aufhören zu Weinen. Das Alles war einfach nur noch absoluter Wahnsinn. Allein die Tatsache, dass es echte Vampire gab, war schon haarsträubend genug, aber all das hier?

Wie konnte ein Mensch in so eine Welt hinein geraten? Und wie konnte man sich an all das auch noch so sehr gewöhnen, dass man sich zu Hause fühlte? Das man verletzt war, weil ein aggressiver Vampir einen als Verräter bezeichnete und nicht verstand, dass es Flucht war und kein Verrat?

Und genau das war es, was diesen Schmerz jetzt so unerträglich machte. Sie mochte Subaru. Auch wenn er ihr wirklich Angst machte, mochte sie ihn.

Ebenso wie sie Ayato und Laito mochte. Auf irgendeine verquere Art waren sie ihr, zumindest so weit, ans Herz gewachsen, dass sie nicht wollte, dass sie sich von ihr verraten fühlten.

Obwohl von den Vampiren keinerlei echtes Gefühl oder Verständnis für sie da war, sie selbst hatte Gefühle für sie.

Auch wenn sie es die ganze Zeit über vor sich selbst standhaft geleugnet hatte, die Enttäuschung Subaru´s und seine offensichtliche Wut auf sie, zeigten es nur zu klar.

Diese sechs sadistischen Vampirbrüder waren in den letzten Wochen wirklich soetwas wie eine Familie für sie geworden. Auch wenn sie sich untereinander alle nicht wirklich einig waren, so lebten sie doch alle miteinander unter diesem Dach, gingen zusammen zur Schule und 'lebten' ein 'gemeinsames' Leben, von dem auch Hikari ein fester Bestandteil geworden war. Sie fühlte sich zumindest als Teil dieser sonderbaren 'Familie' und das war mehr, als sie je zuvor im Bezug auf Familie gefühlt hatte.

Und genau darum schmerzten Subaru´s Worte und seine Wut so sehr, denn sie hatten ihr wieder einmal deutlich gemacht, sie war eben doch kein Teil von ihnen, gehörte nicht dazu, war und blieb nur ein Opfer, welches man töten oder eben an andere Vampire verlieren konnte. Für sie machte es keinen Unterschied, ob Hikari nun bei ihnen war oder nicht.

Als sich plötzlich eine Hand auf ihre Schulter legte erschrak sie zwar leicht, weinte aber einfach weiter. Es war ihr gleich, wer sie nun wieder gefunden hatte. Sie konnte einfach nicht mehr stark sein. Jeder körperliche Schmerz, welchen die Vampire ihr angetan hatten verblasste gerade im Schatten des seelischen Schmerzes.

"Na komm schon", vernahm sie Ruki´s Stimme und wurde gleich darauf von ihm hoch und in seine Arme gezogen,

"Diese Adeligen sind das Letzte!. Er hat nicht einmal eine Heilung angeregt."

Erst jetzt, als Ruki ihr Haar über ihre Schulter zurück strich, hob sie den Kopf und sah ihn, noch immer schluchzend, an.

"Das ist es gar nicht", murmelte sie erstickt,

"Es war...was er gesagt hat und...wie..."

"Und was hat er gesagt?" wollte Ruki wissen, wobei sein Finger leicht über eine der Bissstellen strich und Hikari, kaum merklich, zusammen zucken ließ,

"Wieso ist es überhaupt von Wert für dich, was er gesagt hat? Du bist jetzt hier...bei uns..."

Eine Antwort kam Hikari nicht mehr in den Sinn.

Ab dem Augenblick, als sein Finger über die Wunde am Hals gestrichen war, sah sie immer deutlicher diesen gefährlichen Glanz in seine Augen steigen und seine, immer zögerlicheren Worte, bestätigten ihre Befürchtung nur noch weiter.

Hatte er sich, wie auch seine Brüder, bisher zurück gehalten, so hatte der direkte Kontakt zu ihrem Blut ihn nun eindeutig korrumpiert.

Ihr Herz fing an schneller zu schlagen und vergessen war ihre Begegnung mit Subaru. Wie würde Ruki nun reagieren? Würde er sich zusammen reissen? Oder sie um ihr Blut bitten? Oder würde er der Verlockung des Blutes ebenso erliegen, wie auch die sechs Sakamaki Brüder?

"Ruki-san, ich..."

Der jedoch reagierte gar nicht auf ihre Worte.

Seine Hand legte sich kurz auf ihre Wange und er strich sanft über ihre Haut. Dabei sog er ihren Duft ein und sah ihr schließlich fasziniert in die Augen.

"Ich könnte schwören, dich schon einmal irgendwo gesehen zu haben...", murmelte er versonnen,

"Wüsste ich nur wann und wo..."

Er lehnte sich etwas zu ihr und sog noch deutlicher ihren Duft ein, was ihr einen kurzen, ängstlichen Laut entlockte.

"Das ist...kaum möglich...", brachte sie unsicher hervor, als er seine Wange an ihre schmiegte.

Ohne es verhindern zu können spannte ihr ganzer Körper sich an und sie hielt die Luft an.

Gerade rechtzeitig, denn so unterdrückte sie den nächsten, ängstlichen Laut, als Ruki´s Zunge über ihre Haut glitt.

"Ich kann nicht mehr warten", hörte sie sein aufgeregtes Wispern gleich danach.

Die Worte dienten nicht dazu, sie auf den folgenden Biss vorzubereiten.

Wie unter Trance hatten sie seine Lippen verlassen und waren eigentlich nur eines:

Seine Rechtfertigung vor sich selbst dafür, sich gehen zu lassen und dem Ruf des Blutes folgen zu können. Dies tat er dann auch augenblicklich. Schmerzhaft gruben seine Zähne sich in ihr Fleisch und sie kniff gequält die Augen zu.

Weniger schmerzhaft als es bisher immer der Fall war, war auch Ruki´s Biss nicht. Ebenso wenig hatte er auch nur die geringste Rücksicht darauf genommen, ob Hikari dies nun wollte oder nicht. Jetzt blieb nur noch die Frage, wie sie selbst auf den Biss reagieren würde.

Zitternd wartete sie darauf, dass dieses elektrisierende Kribbeln eintrat, doch alles was sie befiel war unglaubliche Schwäche. Scheinbar hatte bereits Subaru sie an die Grenze des verträglichen gebracht und bereits Ruki´s erste, gierige Schlucke ließen leichten Schwindel aufkommen.

»Sei froh das ich dich nicht umbringe«, hallten plötzlich Subaru´s Worte in ihrem Kopf.

War das möglich?

Hatte er sie mit Absicht so nah an eine kritische Grenze gebracht, um sie dann den Mukami zu überlassen? Damit sie Hikari töteten, wenn sie ihr Blut rochen und sich nicht zurück halten konnten?

"Ru...ki...-kun...", versuchte sie sich von ihm weg zu drücken, doch er drückte sie nur fester an sich, hob kurz schweratmend den Kopf und biss dann direkt ein weiteres Mal zu..

Ein kurzer Schmerzlaut entwich ihr und ihre Augen füllten sich mit Tränen, doch sie versuchte nicht mehr, von ihm weg zu kommen. Zitternd ertrug sie, wie er weiterhin gierig ihr Blut trank und sie immer schwächer wurde.

Als er endlich von ihr abließ, versagten beinahe augenblicklich ihre Knie und selbst die Augen offen zu halten, fiel ihr unendlich schwer.

"Ruki-kun...", flüsterte sie, als der sie auf seine Arme hob und mit sich nahm.

Ruhigen Schrittes trug er sie zurück ins Haus und sie lehnte sich einfach nur noch erschöpft an ihn.

»Hat Subaru Recht?« fragte sie sich,

»Ich habe das eine gegen das andere Übel getauscht. Ich wusste, auch hier muss ich mein Blut geben und bin dennoch mit ihnen gegangen...«

Ihre Finger krampften sich leicht in Ruki´s Hemd und sie musste hart kämpfen, nicht wieder los zu schluchzen.

Auch wenn Ruki´s Biss nicht schmerzhafter war, als der aller anderen Vampire, so war er auch nicht weniger schmerzhaft. Einzig dieses brennende Verlangen war ausgeblieben und obwohl genau das es war, was Hikari im Grunde am meisten fürchtete, konnte sie darüber weder Freude, noch Erleichterung empfinden.

Wer sagte ihr, dass es so blieb? Oder das es bei den anderen Mukami Brüdern genau so war? Ja, auch bei Kou in der Schule damals hatte sie nichts davon verspürt, aber da waren immernoch Yuma und Azusa und vor den beiden hatte sie sogar besonders Angst. Vor Yuma, weil er einem, schon allein durch seine Größe, das Gefühl gab winzig klein zu sein und vor Azusa, weil er eben einfach total schräg war. Ein Vampir, der sich selbst verletzte - wer hatte denn soetwas schon mal gehört?

Sie fühlte, wie Ruki sie ins Bett legte und öffnete langsam ihre Augen. Schweigend sah sie ihn an und er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Ruh dich etwas aus", sagte er,

"Ich werde später nochmals zu dir kommen."

Irgendetwas an seinem Ton wollte ihr nicht gefallen.

War Ruki wirklich so freundlich, wie er tat?

Seine Reaktion auf Subaru´s Tat, zeugte zumindest nicht wirklich von Verständnis oder Mitleid. Er hatte sich ihr Blut ebenso genommen, wie Subaru es getan hatte und keine Rücksicht darauf genommen, wie schlecht es ihr ging. Im Gegenteil, er hatte sich zwar erkundigt, aber im Grunde gar keine Antwort hören wollen.

"Kannst du nicht noch ein paar Minuten bleiben, Ruki-kun?" fragte sie zaghaft,

"Ich mag jetzt nicht allein sein. Wir könnten uns etwas unterhalten und besser kennen lernen."

Der Vampir lächelte und einen Moment lang glaubte Hikari, er würde einwilligen, dann jedoch veränderte sein Lächeln sich und gefiel ihr plötzlich genau so wenig, wie sein Ton zuvor schon.

"Warum sollte ich soetwas tun, Kachiku?" bestätigte gleich sein nächster Satz ihre Befürchtung,

"Oder freundest du dich mit deinem Essen an?"

Er blickte kurz fast erhaben auf sie nieder, dann drehte er sich um und ging.

Mit aufgerissenen Augen starrte Hikari ihm nach. Das durfte nicht wahr sein.

"Kachiku...", wiederholte sie leise.

Dagegen war Chichinashi ja schon fast harmlos und selbst Bitch-chan empfand sie als weniger verletzend.

Waren die Mukami Brüder also am Ende doch kein bißchen anders als die Sakamaki´s ? Ruki erschien so edel und ruhig. Beinahe ähnlich wie Reiji machte er den Eindruck, dass Anstand - und Benimmregeln für ihn ganz sicher kein Fremdwort waren. Aber anständige Menschen nannten einen nicht Vieh.

»Sie sind ja auch keine Menschen!« schimpfte sie sich selbst,

»Warum erwartetst du immer wieder eine menschliche Reaktion? Sie sind Vampire und wie die sind, hast du doch in den letzten Wochen mehr als reichlich zu spüren bekommen!«

Wie hatte sie nur glauben können, das bei diesen Vampirbrüdern für sie irgenetwas besser wurde, als bei den anderen Brüdern? Vampire wollten nur eines und das war Blut. Für nichts anderes waren Menschen für sie gut. Als Nahrung. Vielleicht noch als Spielzeug für ihre kranken Perversionen, aber niemals sahen sie ein Lebewesen in ihr, welches irgendeiner Art positiver Aufmerksamkeit bedurfte oder auch nur eine Daseinsberechtigung besaß.

Jetzt bereute sie ihre Entscheidung. Auch wenn, außer nun Ruki, sie noch keiner gebissen hatte, seit sie hier war, so konnte sie sich nach der Konfrontation mit ihm absolut nicht mehr vorstellen, dass irgendetwas sich wirklich bessern würde für sie.

Wieder lag sie geschwächt in einem Bett und wieder würde sie kaum die Zeit haben, sich richtig zu erholen, bevor sich jemand erneut ihr Blut nahm.

»Wäre ich doch nur geblieben, wo ich war«, stiegen ihr wieder Tränen in die Augen,

»Hätte ich mir mehr Mühe gegeben, Ayato nicht zu verärgern, wäre er vielleicht so zu mir gewesen wie an Hellows Eve...«

Sie umklammerte ihr Kissen, als hinge ihr Leben davon ab und verbarg ihr Gesicht darin.

Subaru war zwischenzeitlich sogar richtig nett zu ihr gewesen. Die einzige, kleine Geborgenheit, welche sie bekommen hatte, war von ihm gewesen. Und auch Laito war eigentlich kein Übler. Er konnte zwar genau so grob, kalt und gefährlich sein, wie alle anderen auch, aber im Grunde war er es nie.

Keiner der drei hatte ihr je solche Angst gemacht oder sie so sehr gequält, wie Reiji oder Kanato. Auch wenn es natürlich nicht so war, so gab es Augenblicke, in denen Hikari zumindest hätte glauben können, dass sie diesen Dreien wenigstens nicht vollkommen gleichgültig war.

Und jetzt hassten sie sie. Fühlten sich von ihr verraten und waren vermutlich froh, sie los zu sein. Wenn schon Subaru so böse auf sie war, wie würde dann erst Ayato reagieren, wenn er erfuhr, dass sie freiwillig mit den Mukami gegangen war?

Er ertrug ja schon nicht, dass seine eigenen Brüder ihr Blut tranken und wie übel er ihr Kou´s Biss in der Schule genommen hatte, wusste sie nur zu gut. Jetzt würde er sicher denken, dass er doch Recht hatte und sie Kou damals verführt hatte ihr Blut zu trinken.

Je länger sie darüber nach dachte, desto schlechter fühlte sie sich. Ayato war so extrem impulsiv, besonders, wenn er sich in seiner Ehre angekratzt fühlte. Am Ende würde er Kou in der Schule auflauern und ihn töten. Oder schlimmer noch - Kou würde ihn töten...

Beinahe aufgeschreckt fuhr sie hoch, so deutlich stieg das Szenario eines Kampfes in ihr auf. Ein Kampf zwischen Vampiren, die sich gegenseitig hassten und bei dem sie sterben konnten. Und das Alles nur, weil sie fortgelaufen war.

Ihre Finger krampften sich in die Bettdecke.

Warum nur, war ihr das nicht egal? Sollten sie sich doch gegenseitig töten. Am besten gleich alle, denn dann wäre sie frei. Keiner mehr, der sie quälte, sich über sie lustig machte, ihr Blut trank oder sie auf Nutzvieh reduzierte. Keiner mehr, der sie umher schubste, mit ihr spielte oder ihre Gefühle verletzte.

Aus irgendeinem Grund jedoch wollte Hikari nicht, dass sie sterben. Keiner von ihnen. Nicht ihretwegen. Nicht schon wieder!

Und da wusste sie es plötzlich.

Ihre Finger krampfen sich noch fester in die Decke, bis ihre Knöchel sich weiss hervor hoben und ihre Hände zu zittern begannen. Ob nun Hölle oder Fegefeuer, Strafe oder Chance - es hing ganz allein von ihr ab. Sie war der Schlüssel zu allem..

Vier Menschen waren im Schlaf verbrannt, weil sie Nachts heimlich davon gelaufen war. Vier Menschen waren gestorben, weil sie nur an sich gedacht hatte und nicht dort war, wo sie hatte sein sollen.

Und auch wenn das hier etwas völlig anderes war, wenn es um Dämonen und nicht um Menschen ging, wenn sie sich wirklich in der Hölle oder im Fegefeuer befand - es würde nicht wieder jemand sterben, weil sie davon gelaufen war. Vollkommen gleich, wie schlecht Ayato und die anderen Sakamaki sie behandelten - sie waren ihre Familie und keiner von ihnen würde sterben. Nicht dieses Mal!

Beinahe eilig erhob sie sich aus dem Bett und zu ihrer Freude, trugen ihre Beine sie. Zwar war sie etwas wackelig, doch ihr wurde weder schwarz vor Augen, noch schwindelig. Noch etwas vorsichtig ging sie zur Tür und blieb direkt davor stehen. Ihre Hand ruhte auf der Klinke, drückte sie jedoch noch nicht herunter.

»Es tut mir leid, Ruki«, waren ihre Gedanken,

»Ich kann nicht hier bleiben.«

Sie drückte die Klinke hinunter und verließ ihr Zimmer, um sich wieder hinaus in den Garten zu schleichen. Von dort aus würde sie dieses Anwesen verlassen und die vier Mukami Vampire hinter sich lassen.

Die letzten 48 Stunden hatte sie sich frei in diesem Haus bewegen können und so war sie sich sicher, dass niemand sie aufhalten würde.

Tatsächlich erreichte sie den Garten und auch die Bank, auf welcher sie vorhin gesessen hatte, ohne jeden Zwischenfall. Auch das Ende des Grundstückes erreichte sie problemlos.

Als sie es gerade verlassen wollte jedoch, schloss sich ein Schraubstock aus kühlen Fingern um ihr Handgelenk und mit einem Aufschrei fuhr sie herum.

"Willst du uns etwa schon wieder verlassen, Kachiku?" blitzte Ruki sie fast schon lauernd an,

"Ich glaube, wohl eher nicht..."

Mukami oder Sakamaki

Ängstlich starrte Hikari ihr Gegenüber an. Es bedurfte keiner weiteren Erklärung oder irgendwelcher anderen Beweise ihr klar zu sagen, das da vor ihr war ein Vampir. Egal, wie edel Ruki auch wirkte, ganz gleich, wie nett er bisher auch die meiste Zeit gewesen war - er war, was er war.

Auch das er und seine Brüder selbst einst Menschen waren, war absolut bedeutungslos.

Ob nun die Sakamaki Brüder oder die Mukami Brüder, sie alle waren Vampire und für die hatten Menschen nur eine Funktion. Sie waren Nahrung.

Ruki würde sie ganz sicher nicht wieder gehen lassen. Sie hatte sich freiwillig in seine Hände begeben, wie sie es auch bei Ayato getan hatte und genau wie dieser, sah Ruki sie damit als seinen Besitz an.

"Hast du wirklich geglaubt, du könntest einfach so wieder verschwinden?" schüttelte dieser tadelnd den Kopf,

"Wir sind zwar nicht wie diese Adeligen, doch wir mögen es ebenso wenig, verraten zu werden!"

Er zerrte sie an sich und sah ihr genau in die erschrockenen Augen.

"Dein Blut gehört jetzt mir und meinen Brüdern", schnurrte er gefährlich,

"Vergiss diesen Sakamaki! Sie alle. Du wirst keinen von ihnen je wiedersehen!"

Irgendetwas in Hikari zerbrach.

Sie dachte an Ayato und Laito. Der Gedanke an Subaru und Ruki´s Worte über Verräter brachten weiteren Schmerz. Auch Shu kam ihr in den Sinn und wie er wohl von ihrer Flucht dachte. Sogar Reiji und der gemeingefährliche Kanato huschten durch ihre Gedanken.

Sie hatte sie verraten. Sie alle sechs. Auch wenn sie sich eingeredet hatte, nur fliehen zu wollen vor ihren Grausamkeiten, die Wahrheit war eine andere. Hikari hatte die sechs Jungs an andere Vampire verraten, von denen sie rein gar nichts wusste und die sie ganz genauso als reines Nutzvieh sahen, wie die Sakamaki Brüder es taten.

Und nun würde sie keinen von ihnen je wiedersehen, würde keine Chance mehr bekommen, ihre Beweggründe zu erklären und ihnen zu sagen, dass es ihr leid tat oder sich auch nur zu verabschieden.

So plötzlich sie alle zu ihrem Leben gehört hatten, so plötzlich verschwanden sie auch wieder daraus, so, als hätte es sie nie gegeben.

Zum zweiten Mal hatte sie ihre Familie verloren und erneut durch ihr eigenes, dummes Handeln. Weil sie wieder einmal davon gelaufen war, so, wie sie es immer tat, wenn sie nicht mit ihren eigenen Gefühlen klar kam.

Sie fühlte, wie Ruki sie grob zum Haus zurück zerrte und ließ es einfach geschehen. Sein Griff um ihr Hangelenk schmerzte furchtbar, doch auch das nahm sie nur unterbewußt wahr. Selbst als sie beinahe stürzte, weil Ruki sie so erbarmungslos mit sich zerrte, ließen ihre Gedanken sie nicht frei.

Warum nur konnte sie nie etwas richtig machen? Egal wie sie sich entschied, alles endete immer in einem Desaster.

"Nun lass dich nicht so ziehen!" drang Ruki´s genervtes Knurren an ihre Ohren und holte sie endlich in die Gegenwart zurück.

Mit einem groben Ruck wollte er sie dazu bringen schneller zu laufen, riss sie aber komplett von den Füßen und sie landete hart auf den Knien.

"Au verdammt", fluchte sie leise,

"Warum tust du das, Ruki-kun? Du hast gesagt, ihr seid besser als sie, doch das seid ihr nicht!"

Schneller als es Hikari auch nur bewusst werden konnte, zerrte er sie vom Boden hoch direkt in seine Arme. Sie spürte nur, wie sie gegen seine Bust prallte und da sah sie ihm schon direkt in die Augen.

"Du erdreistest dich nicht wirklich, über Wesen wie uns zu urteilen, Kachiku?" knurrte er eisig,

"Haben wir dir nicht zwei volle Tage Schonfrist gewährt, damit du dich von dem erholen konntest, was diese adeligen Hunde dir angetan haben? Denkst du etwa, sie hätten andersherum das selbe für dich getan? Das glaubst du doch nicht etwa?"

"Doch das hätten sie!" platzte es ungebremst aus ihr heraus,

"Vielleicht nicht jeder von ihnen, aber Ayato und Subaru haben es sogar schon getan und Laito-kun..."

Weiter kam sie nicht.

Ruki hatte sie fest am Kiefer gepackt und seine Finger übten so viel Druck aus, dass sofort wieder Tränen in Hikari´s Augen schossen.

"Dann hättest du bei ihnen bleiben sollen", zischte er gefährlich,

"Es war deine freie Entscheidung mit uns zu gehen und jetzt leb damit. Ein Zurück gibt es nicht!"

Er drehte sich um und zog sie weiter hinter sich her, doch dieses Mal wehrte sie sich.

Mit aller Kraft, die sie aufbrachte, stemmte sie sich gegen seine Richtung und damit gegen ihn.

"Nein!" wagte sie sogar einen verbalen Protest,

"Lass mich los!"

Sofort blieb der Vampir stehen und hatte sie wieder an sich gezerrt.

Als sie ihm in die Augen sah, wich jegliche Farbe aus ihrem Gesicht, denn so sehr wie in diesem Moment, hatte sie sich noch nie als hilfloses Opfer gefühlt. Sein Blick war eisig, sein Gesichtsausdruck eine gefühlloses Maske und seine Stimme raubte ihr den letzten Rest Hoffnung, denn schon ihr Klang zeigte deutlich, wie wertlos ihr Leben für ihr Gegenüber war.

"Hör zu Mensch!" knurrte er gefährlich,

"Gib uns dein Blut wann immer wir es wollen und du wirst hier ein relativ angenehmes Leben führen und sogar Freiheiten haben, doch weigere dich oder versuche zu fliehen, wie du es gerade getan hast, dann wirst du dich in jede Hölle dieser Adeligen zurück sehnen!"

Erneut zerrte er sie mit sich und dieses Mal wehrte sie sich nicht.

Willenlos ließ sie sich ins Haus ziehen, wo Ruki sie direkt zu ihrem Zimmer zog. Was brachte es noch, sich zu wehren? Absolut nichts hatte sich geändert für sie. Einzig die Vampire, deren Besitz sie nun war, waren andere.

Als Ruki sie in ihr Zimmer zerrte, saß Kou dort auf ihrem Bett und sprang erfreut auf, als er die beiden sah.

"Na endlich m...Neko-chan", kam er strahlend auf sie zu,

"Ich dachte schon, ich komme gar nicht mehr in den Genuß deines Blutes. Du hast Ruki doch nicht zu viel trinken lassen, hm?"

Hikari schluckte nur und sank ein wenig in sich zusammen, als Kou seinen Bruder grinsend ansah.

"Keine Angst", stieß der sie leicht in Kou´s Richtung und damit in dessen Arme,

"Sie verträgt schon was. Schließlich haben wir sie ganze zwei Nächte verschont!"

Sein Blick traf, nur für den Bruchteil einer Sekunde, den Hikari´s als er sich zum gehen umwandt und allein das reichte aus, sie noch kleiner werden zu lassen.

Sie war fast starr vor Angst, denn Ruki war ein ähnlich verbissener Hausherr, wie Reiji. Auch wenn er sehr viel netter sein konnte als der zweitälteste Sakamaki, er war ebenso skupellos, wenn es um das Erreichen seiner Ziele ging, wie dieser es war.

Kaum fiel die Tür ins Schloß, traf sie gleich die nächste Angst. Mit einem groben Ruck zerrte Kou an ihr und warf sie auf´s Bett um nur Sekundenbruchteile später über ihr zu sein und sie böse anzufunkeln.

"Du wolltest also vor mir weg laufen?" knurrte er lauernd,

"Schon wieder willst du mir dein Blut nicht geben für deine Rettung von diesem Sakamaki. Willst du also lieber ihm gehören statt mir, huh?"

Ängstlich schüttelte Hikari den Kopf.

"Rede!" fuhr er sie an,

"Ich will es aus deinem Mund hören, wem von uns du gehören willst!"

"Ich will...", fing sie leise an, brach aber ab, weil die Worte einfach nicht ihren Mund verlassen wollten.

"Was?" schrie Kou sie nun an, ließ sie dadurch heftig zusammen zucken und ihr Tränen in die Augen steigen,

"Was willst du Mensch? Sag es!"

"Ich will keinem gehören!" platzte es nun förmlich aus Hikari hervor,

"Ich will nicht länger ein wertloses Opfer sein, nicht mehr ständig gebissen und gequält werden und endlich wieder mein eigener Herr sein!"

Kaum hatte sie geendet, wurde ihr klar, was sie gerade getan hatte und das auch noch ausgerechnet bei Kou. Dieser engelsgleiche, süße Junge, der zu einer brutalen Bestie wurde, wenn man sich seinem Gerechtigkeitssinn widersetzte.

Als könne sie ihre Worte damit ungeschehen machen, biss sie sich auf die Lippe und suchte scheu seinen Blick. Hingegen ihrer Erwartung erweckte er nicht den Eindruck, sie nun töten zu wollen. Sein Zorn über ihren Fluchtversuch schien sogar verraucht zu sein.

"Du gehörst mir aber", grinste er schließlich wölfisch,

"Für alle Zeit."

Er lehnte sich zu ihrem Hals und ließ langsam seine Zunge über ihre Haut streichen.

Mit einem kaum hörbaren, kurzen Angstlaut schloss Hikari die Augen und getraute sich nicht, auch nur die geringste Gegenwehr zu leisten.

"M...Neko-chan...", verursachten seine geschnurrten Worte eine Gänsehaut.

Gleich darauf krallten ihre Finger sich in seine Kleidung, während er seine Reißzähne schmerzhaft langsam in ihren Hals grub.

So gerade eben konnte sie noch einen Aufschrei unterdrücken, begann aber heftig zu zittern unter diesem Schmerz.

»Wäre ich nur geblieben, wo ich war«, pulsierte es schmerzlich in ihren Kopf und als Kou ein weiteres Mal auf so grausame Art zubiss, wurde ihr schwarz vor Augen.
 

Als Hikari wieder zu sich kam war es Tag. Allerdings bereits sehr spät am Tag, denn die Sonne begann bereits wieder unter zu gehen. Das sie dennoch nicht allein war bemerkte sie erst, als sie sich aufsetzte. Erschrocken schrie sie auf, denn am Fußende ihres Bettes saß Azusa.

"Warum schreist du...kleines Mädchen...?" fragte er gewohnt langsam,

"Sehe ich...so furchterregend...aus?"

Er rückte etwas näher zu ihr und sofort presste Hikari die Bettdecke vor ihren Körper und schüttelte hektisch den Kopf.

"Bitte komm nicht näher", flehte sie,

"Tu mir nicht auch noch weh."

"Aber der Schmerz...ist unser Freund...", rückte er noch näher und griff nach ihrem Arm,

"Ich kann ihn...ganz deutlich...riechen...an dir..."

"Nicht", schluchzte Hikari, als seine Finger ihren Arm umschlossen und sie in seine Richtung zogen.

"Du...musst keine...Angst haben...", zog er sie in seine Arme und hielt sie fest,

"Ich gebe dir...von meinem...Schmerz...und du mir...von deinem..."

Er griff in ihr langes Haar und zog daran ihren Kopf nach hinten.

"Bitte Azusa-kun", schluchzte sie,

"Ich will das nicht!"

"Du musst", hörte sie seine leisen Worte, während seine Lippen bereits leicht über ihre Kehle strichen.

Nur Sekunden später biss er zu und sie seufzte gequält, um danach nur noch leise zu weinen.

"Dein Blut ist...so unglaublich...", flüsterte er, als er von ihr abließ,

"Willst du...für immer mein sein?"

"Ich...", blickte sie ihn scheu an und rückte direkt wieder weg von ihm, als er sie gänzlich los ließ, um sich in der hintersten Ecke des Bettes zusammen zu kauern.

"Du musst...nicht sofort...entscheiden", blieb Azusa weiterhin ganz ruhig,

"Beim nächsten...Mal..."

Er stand auf und ging, ohne sie noch ein weiteres Mal anzusehen.

Minutenlang noch starrte Hikari auf die geschlossene Tür, bis sie sich schließlich weinend in die Kissen warf.

"Subaru-kun", schluchzte sie,

"Warum hast du mich hier gelassen?"

Einen Augenblick lang hatte sie wirklich gedacht, er war hergekommen, um sie zurück zu holen, einen Moment lang hatte sie gehofft, sie wäre ihnen wichtig genug dafür. Doch das war sie nicht.

Alles was er gewollt hatte war, ein letztes Mal ihr Blut zu trinken, dann war er verschwunden und hatte sie ihrem Schicksal überlassen.

Plötzlich versiegte ihr schluchzen und ruckartig richtete sie sich auf. Hatte er das?

Es war ihre Entscheidung gewesen, Subaru und seine Brüder hinter sich zu lassen und zu den Mukami Brüdern zu gehen. Nun war es auch ihre Entscheidung hier zu bleiben oder wieder zu den Sakamaki Brüdern zurück zu kehren.

Kurz fiel ihr Blick Richtung Fenster. Nicht mehr sehr lange und die Sonne würde unter gegangen sein. Wenn sie es bis dahin schaffte, dieses Haus und das Grundstück weit genug hinter sich zu lassen, dann würde die Flucht ihr vielleicht wirklich gelingen.

Noch sollten die meisten der Brüder schlafen oder gerade erst am Erwachen sein und Azusa zu umgehen sollte keine allzu große Herausforderung sein.

»Jetzt oder nie«, hämmerte es plötzlich in ihrem Kopf und sie sprang auf, wie von der Tarantel gestochen.

Ohne weiter nachzudenken oder sich auch nur etwas über zu ziehen verließ sie schnellen Schrittes ihr Zimmer und schlich durchs Haus in den Garten.

Dort empfing sie ein kalter Wind und sie fragte sich kurz, wie weit sie im Nachthemd kommen würde, doch dann lief sie einfach los. Sie achtete nicht mehr darauf, sich verborgen zu halten, sondern lief einfach nur noch so schnell sie konnte.

Vorbei an den großen Blumenbeeten, welche im Sommer sicherlich prächtig aussahen, vorbei an der Bank, auf welcher sie vor kurzem noch so zufrieden den Vollmond betrachtet hatte und vorbei an den kleinen Bäumen, zu denen Subaru sie verschleppt hatte. Sie ließ alles hinter sich und hatte bald die Grundstücksgrenze erreicht und überschritten.

Kaum berührten ihre Füße das erste Stück wilder Wiese wurde sie schneller. Der Gedanke entkommen zu sein manifestierte sich immer deutlicher und ließ ein solch euphorisches Gefühl in ihr aufsteigen, dass sie sich plötzlich so Energie geladen wie lange nicht mehr fühlte.

Immer schneller wurden ihre Schritte und schon bald sah sie vor sich die ersten Bäume des großen Waldes auftauchen. Gerade versank die Sonne hinter dem Horizont, als sie zum ersten Mal stehen blieb, um zu Atem zu kommen.

Sie wusste nicht, ob das vor ihr der Wald war, welchen sie auch vom oberen Stock der Sakamaki Villa aus sehen konnte, doch sie hoffte, dass er es war. Dann würde sie ihn nur noch durchqueren müssen und wäre fast am Ziel.

Von der richtigen Seite des Waldes aus sollte es kein Problem mehr darstellen, das riesige Gebäude zu finden. Selbst bei Nacht nicht.

Viel mehr Sorgen bereitete ihr, dass Ruki und die anderen ihr Verschwinden mittlerweile bemerkt hatten und ihr auf den Fersen waren. Wenn sie Hikari erwischten bevor sie das Sakamaki Grundstück erreichte, würde sie ihren erneuten Fluchtversuch schmerzhaft büßen müssen. Um also am Ende nicht doch noch erwischt zu werden, lief sie wieder los und hatte den Waldrand bald erreicht.

Erneut blieb sie stehen und zögerte.

Mittlerweile war es restlos dunkel geworden und der Gedanke allein Nachts durch einen fremden Wald zu laufen behagte ihr gar nicht.

Die freudige Euphorie über ihre geglückte Flucht hatte nachgelassen und sie nahm die Warnsignale ihres Körpers wieder deutlich wahr. Es war schätzungsweise um die Null Grad und sie trug nur ein Nachthemd und Socken.

Ihre Fußsohlen schmerzten von Stöcken und Steinen, auf die sie beim Laufen getreten war und bis hinauf an die Knie hatte sie feine, brennende Schnitte auf den Beinen, von den scharfen Kanten der wilden Gräser. Sie waren kaum zu sehen und juckten mehr alsdass sie schmerzten, doch hinzu kam noch die eisige Kälte, welche ihren kaum geschützten Körper mittlerweile befallen hatte und sie immer schneller auskühlen ließ.

Wenn Hikari nicht erfrieren wollte hatte sie keine Wahl, sie musste durch den Wald. Tief holte sie Luft und sprach sich selbst Mut zu, dann lief sie los.

Einige Meter kam sie gut voran, doch je tiefer sie in den Wald lief, desto dunkler wurde er und schon bald sah sie kaum noch die Hand vor Augen. Gezwungenermaßen wurde sie langsamer, doch immer öfter stieß sie hart gegen irgendetwas, stolperte oder blieb an dornigem Gestrüpp hängen. Sie hatte Angst, fror entsetzlich und ihr Körper drohte, ihr den Dienst zu versagen.

Das Nachthemd, welches sie zuvor schon nicht wirklich hatte wärmen können, war von Ästen und Dornen zerfetzt und überall spürte sie den pochenden Schmerz aufgerissener Stellen auf ihrer Haut. Mit aller Kraft trieb sie sich voran, als ihr plötzlich der Boden unter den Füßen schwand und sie fiel.

Eine Böschung, ein Abhang, sie wusste es nicht und auch, wenn der Fall nicht lange dauerte, so brachte er weitere, kleinere Verletzungen mit sich und schaffte es für einen kurzen Augenblick, ihr jede Hoffnung zu nehmen. Schweratmend und erschöpft blieb sie auf dem Bauch liegen und grub ihre Finger in das verdorrte Laub auf dem Waldboden, das langsam zu gefrieren begann.

Dann jedoch siegte wieder ihr Kampfgeist, sie rappelte sich mühsam auf und sah sich um. Scheinbar befand sie sich in soetwas wie einem großen Loch oder einer Senke, denn um sie herum ging es, so weit sie sehen konnte, nur aufwärts.

Mühsam begann sie, mit Hilfe von Wurzeln und Sträuchern, den steilen Hang hinauf zu klettern. Die gefrorenen Blätter und der eisige Waldboden ließen sie immer weiter auskühlen und sie konnte bereits ihre Finger nur noch unter Schmerz bewegen, so kalt waren sie. Es kostete sie unglaubliche Kraft und gefährlich viel Zeit, sich aus dieser seltsamen Mulde im Waldboden zu befreien und als sie endlich oben über den Rand, wieder auf ebenen Boden kroch, blieb sie vollkommen erschöpft liegen.

»Mir ist so kalt...«, waren ihre letzten Gedanken,

»Warum bin ich nur fort gelaufen?«

Dann forderte die Erschöpfung ihren Tribut und eine tiefe Ohnmacht umfing sie.
 

Als sie wieder zu sich kam wurde sie sich sofort bewusst, dass sie nicht mehr auf dem kalten Boden lag. Sie wurde getragen und lehnte an einem Körper, welcher nicht viel weniger Kälte ausstrahlte als der Waldboden und ihr sofort klar sagte, wer sie da trug. Sogar, dass es keiner der Mukami Brüder war wusste sie sofort, denn trotz all der Kälte breitete sich gerade unglaubliche Hitze in ihr aus. Und dann wusste sie auch, welcher der Sakamaki Brüder sie gefunden hatte.

Schwach griffen ihre Finger in den Stoff seiner Jacke.

"Ich danke dir...", flüsterte sie kaum hörbar,

"...Laito-kun..."

Selbiger blieb stehen und sah sie an.

"Eigentlich hätte ich dich erfrieren lassen sollen, nfu", gluckste er,

"Nach allem was du getan hast, hättest du das sogar verdient, Bitch-chan. Aber du hast Glück, dass dein Blut so gut ist. Nur darum wollte ich dich zurück holen und nur wegen seines Duftes habe ich dich überhaupt gefunden."

"Du...wolltest mich holen...?" presste sie ungläubig hervor,

"Du warst...?"

"Auf dem Weg zu diesen Mukami Bastarden, ja", bestätigte er irgendwie etwas genervt und setzte sich wieder in Bewegung,

"Es ist eine Sache, dein Blut Ayato-kun zu überlassen, aber wenn der Idiot es nicht mehr will, dann gehört es mir und keinem sonst!"

Er würdigte sie keines Blickes mehr, ging einfach nur weiter mit ihr durch den Wald und brachte sie immer näher dahin zurück, von wo sie so unüberlegt geflohen war.

Verstohlen sah sie ihn an und obwohl Laito so ungewohnt ernst wirkte, nicht ein bisschen seiner, sonst so spielerischen, leichtlebigen Art an ihm zu erkennen war, schlich sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen.

»Er wollte mich wirklich zurück holen«, war alles, was in ihren Gedanken noch Platz hatte.

Beinahe vertrauensvoll schmiegte sie sich an ihn und schloss ihre Augen. Selbst die Hitze in sich, die nun scheinbar auch Laito, bereits durch seine Nähe allein schon, bei ihr auslöste, empfand sie jetzt gerade nicht als unangenehm.

Ihre Finger klammerten sich etwas fester in den Stoff seiner Jacke und ein leises, beinahe zufriedenes Seufzen entwich ihr.

Natürlich entging es den scharfen Ohren des Vampirs nicht und kurz sah er auf das Mädchen in seinen Armen hinab.

"Und du leugnest noch immer, dass du mich willst, Bitch-chan", schlich nun das üblich schelmische Grinsen auf seine Lippen,

"Vor fünf Minuten warst du noch halb erfroren, doch nun glühen nicht nur deine Wangen..."

Ertappt sah sie zu ihm auf, traf jedoch seinen Blick nicht, da er nach vorn sah.

Und obwohl er nun wieder grinste wie üblich, seine melodische Stimme wieder klang, als würde er sich über sie lustig machen, wurde sie das Gefühl nicht los, dass er sie nicht necken wollte.

Natürlich konnte ihm die Hitze ihres Körpers nicht entgangen sein und natürlich wusste er genau, womit diese zusammen hing und trotz seines dummen Spruches hatte es den Anschein, als würde er diese Hitze gerade genau so sehr geniessen, wie selbst es tat.

»Ob er mich doch ein wenig mag?« fragte sie sich und schmiegte sich wieder an ihn,

»Er, Ayato und Subaru...bin ich ihnen wirklich nicht egal?«

Wieder seufzte sie leise und hörte gleich darauf Laito´s amüsiertes Kichern.

"Bedeutet, du bist damit einverstanden ab jetzt mir und nicht mehr Ayato-kun zu gehören, nfu?"

"Ayato-kun", hob Hikari ruckartig den Kopf und sah Laito wieder an.,

"Ist er...?"

"Mo~ Bitch-chan", waren seine geschnurrten Worte wieder scharf wie Rasierklingen,

"Ayato-kun ist noch immer nicht nach Hause gekommen. Du siehst also, du bist ganz umsonst davon gelaufen. Er hat dein Verschwinden nicht einmal bemerkt."

»Dann bin ich ihm wohl doch egal«, wurde ihr bewusst, was wieder einen eigenartigen Schmerz verursachte.

"Kein Grund traurig zu sein", höhnte der Vampir,

"Wir beide passen sowieso viel besser zueinander und du weisst doch, wie sehr ich dich liebe, nfufu!"

Er sah wieder nach vorn und Hikari sank zurück in seine Arme.

Ayato war noch immer nicht zurück und Subaru hasste sie. War sie letzten Endes nun doch bei dem kleinen Hentai gelandet, der ihr vom ersten Tag an nachgestellt hatte. Und obwohl sie bisher eigentlich ständig auf der Flucht vor ihm gewesen war und es auch wirklich weh tat, dass Ayato und Subaru sich von ihr abgewandt hatten, so fand sie den Gedanken daran, von nun an Laito´s persönliches Spielzeug zu sein, plötzlich gar nicht mehr so schlimm, wie es bisher immer der Fall gewesen war.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Tarilixx
2021-05-29T04:44:33+00:00 29.05.2021 06:44
Schreibst du noch weiter 😍😍😍?
Von:  Stevy
2018-01-07T21:47:44+00:00 07.01.2018 22:47
Wuhu, was für ein schönes Ding.. .
Ich hab den anime erst vor kurzem für mich entdeckt und hab danach gleich hier nach ff's gesucht. Und tadaa da hab ich gleich son feines geschichtchen an der angel.
Toll gemacht wirklich ne super ff super flüssig zu lesen und wort-technisch sehr abwechslungsreich. 🖒❤😉
Antwort von:  Laito-Sakamaki
08.01.2018 10:20
danke für die lieben worte. bin selbst erst seit 3 monaten fan. ^^
die anderen ff waren noch versuche. diese hier ist die erste, bei der ich auch genug hintergrundwissen besitze. ^^
also nochmals danke. ^^


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