Hello, Tokyo! von -AkatsukiHime ================================================================================ Kapitel 10: Vom Wesentlichen und Omuraisu ----------------------------------------- Ich weiß nicht warum ich gerade auf diesem Trichter bin, aber seit knapp einer halben Stunde schaue ich mir alte Opening-Songs auf youtube an... Kennt ihr noch Simsalabim Sabrina? ... oder Kim Possible? Oder "In einem Land vor unserer Zeit"? ;____; Ich will wieder Kind sein Q_Q Es war bereits Mittags, als sie die kleine Wohnung Miokos wieder erreichten und obwohl Deidara bis dahin bester Laune gewesen war, immerhin war seine Freundin mit ihm extra einen Umweg gefahren, damit er ein bisschen mehr von der Stadt sehen konnte, verschwand seine gute Stimmung doch sofort, sowie er Sasoris missgelaunte Miene auch nur registrierte. „Ihr habt lange gebraucht.“, sparte sich der Rothaarige eine Begrüßung, musterte beide abfällig und verschränkte dann beleidigt die Arme vor der Brust. Deidara schnaubte verächtlich, während Mioko unter Sasoris strengem Blick nur eine, dahin gestammelte, Entschuldigung fertig brachte. „Es war von zwei Stunden die Rede.“, bemerkte der Puppenspieler kühl, während sich Deidara schräg neben ihm, an dem flachen, niedrigen Tisch, auf den Hintern plumsen ließ. Mioko hingegen begann ein paar Ordner und Hefte zu sortieren und in eine Umhängetasche zu stopfen. Schüchtern hob sie den Kopf. „Ich dachte, ich nutze die Zeit bis zur nächsten Vorlesung und zeige Deidara noch ein wenig die Stadt. Immerhin hat er sich eine Belohnung verdient, er hat seine Sache wirklich gut gemacht.“ Kurz schaute sie zu ihm hinüber und Deidara spürte, wie seine Wangen begannen zu glühen und es um seinen Mundwinkel, kurz ,unkontrolliert zuckte. Stolz brachte er sich eine etwas aufrechtere Pose, blickte aufmüpferisch gen Sasori, welcher nur genervt mit den Augen rollte, des Blonden Verlangen nach weiterem Lob bloß stumm quittierte. „Hat er das, ja?“, murmelte der Puppenspieler tonlos, klang wenig überzeugt und sogar Mioko zog kurzzeitig eine Schnute und warf Deidara einen recht vielsagenden Blick zu. Dieser plusterte die Wangen auf. „Ja, habe ich, stell dir vor.“, knurrte er, beugte sich etwas zu seinem Partner hinüber um dessen Aufmerksamkeit zu erhaschen, hatte dieser doch bereits wieder den Blick auf seine Zeitung gelenkt und war offensichtlich in einen Artikel vertieft. Unbestimmt zuckte der Ältere, der beiden Akatsukis, mit den Schultern, schaute nicht einmal auf und sicher, ob er ihm denn eigentlich wirklich zugehört hatte, war Deidara sich nicht. „Er war wirklich großartig.“, versuchte Mioko die Wogen zu glätten, allerdings mit recht mäßigem Erfolg und gerade als Deidara sich zurück auf sein Sitzkissen sacken lassen wollte, packte Sasori ihn mit einem Mal am Kinn und zog dessen Kopf, näher an sein Gesicht. Im ersten Moment war der blonde Nuke-Nin viel zu perplex, als dass er hätte etwas auf diese sonderbare Reaktion zu erwidern gewusst, doch dann schalteten sich seine grauen Zellen erneut ein und reichlich unwirsch versuchte er sich aus dem eisernen Griff seinen Partners zu winden, doch dieser ließ nicht locker, schaute ihm nur tief in die Augen. Kurz hielt Deidara inne, hing in einer äußerst unbequemen Pose halb über dem Tisch, auf welchem er sich umständlich abstützte, das restliche Gewicht verlagerte er auf seine Knie, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis er das Gleichgewicht verlieren würde und zur Seite taumeln. Verwirrt blinzelte er seinem Danna entgegen, welcher nur kritisch die Brauen zusammenzog, sich dann Mioko zuwandte, die der recht merkwürdigen Szene, nur stumm, vom Rand aus beigewohnt hatte, sich wohl nicht ganz sicher war, ob es ratsam wäre, sich hier ein zumischen. „Was ist mit seinen Augen?“, wollte der Puppenspieler schließlich wissen und Deidaras Irden weiteten sich ein Stück. Seine Augen? Was sollte mit denen sein? Nichts war mit ihnen, natürlich nichts, außer, dass sie ein wenig brannten, aber ansonsten? „Seine Augen?“, auch Mioko schien nicht ganz zu wissen, worauf Sasori da hinaus wollte, kam jedoch ein Stück näher und ging dann in die Hocke um sich ebenfalls Deidara aus nächster Nähe zu betrachten. Eine paar Sekunden starrten beide den Blonden einfach nur an, als wäre er irgendein Tier, welches man zur Schau stellte, oder aber beobachtete, um sonst irgendwelche Verhaltensmuster zu studieren, bis es dem Pyromanen schließlich langte, er sich mit einer ruckartigen Bewegung aus Sasoris Griff löste, dabei automatisch das Gleichgewicht verlor und japsend zur Seite fiel. Sowohl Sasori, als auch Mioko schwiegen darüber, allerdings konnte der Blonde ein verstohlenes Grinsen auf den Lippen der jungen Frau erkennen und mürrisch richtete er sich wieder auf, während er sich mit der flachen Hand über den schmerzenden Arm fuhr. Er war genau auf dem Ellbogen gelandet. Das gab bestimmt einen blauen Fleck. Zähneknirschend setzte er sich wieder auf das weiche Sitzkissen, winkelte die Beine an, zum Schneidersitz und warf Sasori einen auffordernden Blick zu, welcher ihn allerdings komplett zu ignorieren schien, Mioko nur vorwurfsvoll musterte. „Das Augenweiß ist komplett gereizt.“, analysierte er und die hübsche Frau schaute sorgenvoll in Deidaras Richtung. „Ich denke es sind die Abgase, er ist sie nicht gewohnt.“, überlegte sie kleinlaut und blinzelte dem Blonden dann entschuldigend zu, welcher allerdings nur mit den Schultern zuckte. „Mir geht’s gut.“, mischte er sich ein, doch Sasori schüttelte nur den Kopf. „Offensichtlich ja nicht.“, murrte er, klang dabei schon wieder genervt und am liebsten hätte Deidara sich einfach aus dem Verkehr gezogen, immerhin hatte er keine Lust sich schon wieder mit seinem Partner zu streiten, zumal dieser heute, wie so oft, mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden zu sein schien. Allerdings wollte der junge Akatsuki auch nicht unhöflich gegenüber Mioko sein, sie schon gar nicht mit Sasori alleine lassen, immerhin reichte es, wenn Einer von ihnen, offenbar gar keine Ahnung hatte, wie man mit Frauen sprach. „Ich kann aus der Apotheke später eine Salbe mitbringen, oder Augentropfen, das sollte die Rötung zumindest etwas lindern.“, überlegte die Braunhaarige, erhob sich dann und griff nach ihrer Tasche. „Aber jetzt muss ich los, sonst komme ich zu spät zur Vorlesung und das jetzige Thema ist klausurrelevant.“ Deidara und Sasori tauschten verwirrte Blicke, ehe der Blonde fragend eine Braue hochzog. „Was?“ Mioko lächelte kopfschüttelnd. „Es ist wichtig, dass ich pünktlich bin.“, beharrte sie dann dennoch und musterte die beiden Abtrünnigen. „Ich werde allerdings wohl erst gegen Abend zurück sein können, denn danach sind zwei meiner Zusatzkurse...“, nachdenklich tippte sie sich mit der Spitze ihres Zeigefingers gegen ihr Kinn, während Sasori kritisch gen Deidara schaute. Der Blonde konnte lediglich aus den Augenwinkeln erkennen, wie die Lippen des Rotschopfes das Wort „Zusatzkurse“ formten und er zuckte daraufhin mit den Schultern. Auch er hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon seine Freundin da nun schon wieder sprach, das ganze Thema „Uni“ verwirrte ihn nach wie vor. Was war das nur für ein sonderbarer Ort? Auf jeden Fall schien er von immenser Bedeutung zu sein, so oft wie Mioko davon redete und soviel Zeit, wie sie dort verbrachte. Auch das, wollte er gerne einmal sehen. Doch für heute hatte er wahrscheinlich bereits genug Großstadtluft geschnuppert und tatsächlich brannten seine Augen ein bisschen sehr, zumindest jetzt wo er drüber nachdachte und sich genauer drauf konzentrierte. „Und ich hab kaum noch was im Kühlschrank...“, überlegte Mioko währenddessen weiter laut, seufzte dann gedehnt und begann erneut in ihrer Tasche zu wühlen, bis sie gefunden zu haben schien, wonach sie suchte und zwei knisternde Geldscheine aus ihrem Portemonnaie zog. Aufmunternd nickend reichte sie diese an Sasori weiter, welcher das Geld mit spitzen Fingern entgegen nahm, ihr dann einen kritischen Blick zuwarf. „Die Straße runter und dann an der Ecke links ist ein Seven Eleven, da könnt ihr euch etwas zu essen und etwas zu trinken holen, das Geld sollte auf jeden Fall, für euch beide, reichen.“, erklärte sie und der Rothaarige nickte verstehend. Auch Deidara wurde hellhörig und begann aufgeregt auf seiner Unterlippe herum zu nagen. Sie würden raus gehen. Nochmal! Auch wenn der Ausflug nicht lang werden würde, denn er hatte den Laden auf dem Rückweg, von der U-Bahn, gesehen und er war tatsächlich, Fußweg, allerhöchstens fünf Minuten entfernt, so reichte ihm das bereits. Vielleicht konnte er Sasori überreden ebenfalls mit ihm einen kleinen Umweg zu gehen, solange sie den grauen, großen Donnerweg, auf dem die seltsamen Auto-Monster fuhren, nicht aus den Augen verloren konnte ja nicht all zu viel schief gehen. [Anm.: Bitte verklagen sie mich nicht, Herr Hunter.] Neugierig schielte er zu seinem Teampartner hinüber, welcher sich jedoch nur interessiert die Geldscheine betrachtete, was wieder typisch war, für alles hatte Sasori Augen, nur nicht für das Wesentliche. Genervt seufzte der Blonde, stützte dann gedankenverloren den Kopf auf der Hand ab, hob jedoch erneut den Blick, sowie Mioko zwei Schlüssel, vor seiner Nase, auf der Tischplatte ablegte. „Nicht verlieren, sonst kommt ihr am Ende nicht mehr rein. Der Kleinere ist für oben, der Eckige für unten.“ Deidara nickte und Mioko lächelte warm, schaute ihn dann jedoch besorgt an. „Ich bring dir was aus der Apotheke mit, deine Augen sehen wirklich nicht gut aus.“, murmelte sie dann, doch Deidara schüttelte den Kopf. „Mir geht es gut.“, log er, denn er wollte nicht, dass sie sich seinetwegen schlecht fühlte. Mioko lächelte erneut. „Tapfer, kleiner Deidara.“, entgegnete sie dann und kurz schnaubte Sasori, was sie jedoch unkommentiert ließ. „Tragt beide den Mundschutz, einmal wegen der Luft, aber auch im Laden, immerhin seid ihr auch in Zivilkleidung noch auffällig genug.“ Deidara nickte, beobachtete dann aufmerksam, wie Mioko in ihren Mantel schlüpfte, sich den schönen, roten Schal um den Hals wickelte und dann einen letzten Blick auf die beiden Nuke-Nins warf, welche dort, wie selbstverständlich, an ihrem Esstisch hockten. „Und noch was...“, fiel ihr dann mit einem Mal ein und kurz schaute sie beide eindringlich an, „Für den Fall das euch jemand fragen sollte, aus welchem Grund auch immer, verratet nicht eure echten Namen, keiner darf erfahren, wer ihr seid, habt ihr mich verstanden?“ Deidara nickte hastig unter den eigenartig autoritär gesprochenen Worten, welche aus Miokos Mund irgendwie befremdlich klangen, schielte zu Sasori hinüber, welcher weniger beeindruckt schien. „Soweit war ich auch schon.“, war alles, was er dazu zu sagen hatte, legte dann das Geld beiseite, zum Schlüsselbund und wand sich wieder seinem Zeitungsartikel zu. „Gut.“, hauchte Mioko, ließ den Blick kurz auf dem Puppenspieler verweilen, ehe sie zu Deidara wechselte und ihn lieb anlächelte. „Dann macht's mal gut, ihr beiden, bis später dann.“ „Geht es dir gut?“, brach Sasori mit einem Mal das Schweigen. Seit sie die Haustür verlassen hatten, hatte keiner von ihnen auch nur einen Mucks gesagt, auch zuvor hatten sich ihre Unterhaltungen aufs Wesentliche beschränkt, was Deidara jedoch von seinen Reisen mit Sasori bereits gewohnt war, weswegen ihn die Frage überraschte. „Ja.“, murmelte er, riss sich dann vom Anblick der hohen Bauten, rings um sie herum, endlich los und drehte das Gesicht zu seinem Danna. „Ja, alles bestens.“, bestätigte er dann, ehe er den Blick wieder nach vorne richtete und sich verträumt die Umgebung betrachtete. Selbst hier, in einem der Außenbezirke, wie Mioko es nannte, schienen sich die Häuser bis hoch in den Himmel zu strecken, zwar waren sie noch lange nicht so prunkvoll und riesig, vor allem aber nicht so sauber, wie in den Stadtteilen Shibuya, Shinjuku oder Akihabara, welche er bereits kennen gelernt hatte, dennoch beeindruckend. „Wieso fragst du?“, fühlte er dann seinem Partner auf den Zahn, welcher ebenfalls von seiner Umwelt im Bann gehalten zu werden schien. [Anm.: :) … was diese deutsche Sprache, was das?] Unbestimmt zuckte der Rotschopf mit den Schultern, schaute ihn nicht an, seine Augen huschten nur flink über die Dächer der Häuser, zu den kleinen Buden und Lädchen, die sich sowohl zu ihrer Linken, als auch zu ihrer Rechten, zum grauen, befahrenen Donnerweg hinneigten. Hier ein Bücherladen, dort Einer, der offensichtlich alte Kleidung verkaufte, doch diese würde Deidara nie im Leben anziehen, ja, geschweige denn Geld dafür ausgeben, denn die meisten Stücke schienen noch älter zu sein, als er selbst, zumindest auf den ersten Blick. Trotzdem roch es gut, vom Ende der Straße wehte der Duft von paniertem Fisch und Meeresfrüchten in ihre Richtung und selbst das Wetter hatte sie bislang in Ruhe gelassen, zwar war der Himmel wolkenverhangen und grau, zudem war es ziemlich schwül und mit Sicherheit würde sie bald ein Gewitter heimsuchen, zumindest den aufgetürmten Wattebauschen am Horizont nach zu urteilen. Kurz betrachtete sich Deidara die Wolken gedankenverloren, versuchte abzuschätzen, wie lange ihnen noch bis zum Donnersturm blieb, immerhin war er ein Meister was die Wetterbestimmung anbelangte, das musste er auch, so oft wie er bereits geflogen war, auf seinen Reisen, denn plötzliche Stürme, oder Regenschauer konnten ein gefährliches Unterfangen darstellen, je nachdem, wie weit oben man sich in dem Moment befand. Was das anging, machte ihm also niemand etwas vor. „Nur so.“, kam es murrend von Sasori und kurz zuckte Deidara zusammen, hatte ganz vergessen, dass er sich ja noch in einem Gespräch befand. Irritiert hob er den Blick. „Du bist so still, das bin ich von dir nicht gewohnt.“, brummte der Puppenspieler, schielte aus den Augenwinkeln heraus, in des Blonden Richtung, schaute dann jedoch wieder direkt gerade aus. Deidara zuckte mit den Schultern. „Ich mag diese Stadt.“, gab er zu und ließ erneut den Blick schweifen, „Sie fasziniert mich.“ Sasori lachte trocken und kurz schwiegen sie erneut. „Das habe ich mir fast gedacht.“, meinte er dann, was etwas bitter klang. Inzwischen hatten sie den Laden fast erreicht, Deidara konnte von hier aus bereits das weiße Schild, mit den grünen, orangenen und roten Streifen drauf erkennen. „Wieso?“, fragend schaute er seinen Danna an. „Die Stadt ist wild und laut, genau wie du.“, brummte dieser desinteressiert. „Ich dachte schon, dass du dich hier wohlfühlen würdest. Dieser Ort passt zu dir.“ Irritiert blieb Deidara stehen, inzwischen hatten sie das Geschäft erreicht und direkt vor ihrer Nase, öffneten sich, wie durch Geisterhand, unter leisem Schlieren, die Glastüren und schoben sich von ganz alleine zur Seite. Noch immer blickte Deidara bei dieser Technik nicht durch, egal, wie oft Mioko ihm versucht hatte diese Mechanismen näher zu bringen. Zwar wusste er inzwischen, dass er es hier nicht mit Zauberei zu tun hatte, allerdings konnte er sich unter einem „automatischen Bewegungserkenner“ immer noch nicht all zu viel vorstellen. Und an Fantasie und Kreativität mangelte es ihm für gewöhnlich eigentlich nicht. Ein letztes Mal lugte er über die Schulter zurück, betrachtete sich die umher rollende Autos, wie sie mit einer Mordgeschwindigkeit an ihm vorbei und über die Kreuzung sausten, bis sie in der Ferne verschwanden, erkannte die einzelnen Wohnung, in den riesigen Häusern, die Wäscheleinen mit Kleidungsstücken, welche an manchen Balkonen befestigt waren und das, obwohl Winter war. „Ich bin wie die Stadt?“, hauchte er gedankenverloren, bekam nicht einmal mit, dass er die Worte laut ausgesprochen hatte. Wie diese Stadt, sollte er sein? Kritisch zog er die Brauen zusammen. Wie kam Sasori bitte auf die Idee ihn mit einer Stadt zu vergleichen, was für eigenartige Gedankengänge musste man bitte haben, damit so etwas dabei rum' kam? „Hey!“, rief der Puppenspieler mit einem Mal aus dem Inneren des Ladens heraus und Deidara wirbelte augenblicklich herum, schaute zu seinem Meister, welcher ihn mit recht genervter Miene musterte. „Schlag keine Wurzeln.“, murrte er dann und bedeutete dem Blonden, mit einem Kopfrucken, ihm zu folgen. Ein Schmunzeln konnte sich Deidara nicht verkneifen, obwohl ihm Sasori tatsächlich ein bisschen leid tat, wie er da so komplett planlos, vor den Gefrierschränken stand, durch die Glasscheibe hindurch, jedes einzelne Gericht musterte, als wartete er darauf, dass sich eine der Packungen selbst dazu entscheiden würde, sein Mittagessen zu werden. Obwohl sie inzwischen mindestens halb zwei haben mussten, solange, wie sie hier schon standen. Deidara hingehen hatte direkt gefunden, wonach er gesucht hatte, hatte sich sofort seine Bambussprossen geschnappt, ebenso zwei Packungen Pocky-Sticks. Als Getränk hatte er sich für die süße, bräunliche Flüssigkeit entschieden, welche er direkt am ersten Tag von Mioko vor die Nase gesetzt bekommen hatte und welche mehr als gut geschmeckt hatte. So leckere Limonaden hatten sie zu Hause nicht, da machten die Menschen hier wirklich keine halben Sachen und hatten ihnen einiges voraus. Gedankenverloren drehte er die große Flasche in seinen Armen, so, dass das rote Etikett mit dem weißen Schriftzug nach oben zeigte und ihn förmlich anlächelte. „Coca-Cola“ Ein bescheuerte Name, wie Deidara fand, allerdings schmeckte das Zeug wirklich gut, obwohl er, laut Sasori, noch hibbeliger wurde, je mehr er davon trank, obwohl er selbst das jetzt nicht behaupten würde, musste sich allerdings eingestehen, dass er, nachdem er zwei Flaschen des Zeugs geleert und somit Miokos kompletten „Vorrat fürs Lernen“ versoffen hatte, tatsächlich irgendwann leicht zu zittern begonnen hatte. Aber das ließ er den alten Holzkopf am besten gar nicht erst wissen, nachher kam der noch auf den Trichter ihm das Gesöff ab zunehmen und das wollte der Deidara nun gar nicht. Ungeduldig wog sich Deidara von einem Fuß, auf den Anderen, warf immer wieder verstohlene Blicke zum Kassenbereich, denn sowohl der Kassierer, als auch die Dame an der Theke für Frischspeißen, hatten zu tuscheln begonnen, sowie sie die Schwelle passiert hatten. Kurz hatte Deidara Sorge gehabt, man hätte sie enttarnt, doch dann rief er sich Miokos Worte in Erinnerung, dass sie mit ihren, für hiesige Verhältnisse, doch recht auffälligen Haarfarben, wohl einfach aus der Masse hervor stachen. Und es stimmte. Die meisten der Leute hatten dunkle, schwarze, oder eben braune Haare, das höchste der Gefühle waren meist ein paar hellere Strähnen, da fielen sie beide, vor allem aber er, mit seinem langen, blonden Haar, schon ziemlich aus dem Raster. „Dara.“, murrte Sasori unglücklich, warf Deidara dann einen flehenden Blick zu und kurz wurde der Blonde bei seinem neuen Spitznamen stutzig, bis ihm wieder einfiel, dass sie sich ja öffentlich nicht mit ihren richtigen Namen ansprechen durften. „Ja?“ Brummend gesellte der Blonde sich zu seinem Partner, lugte ihm dann interessiert über die Schulter und hätte beinah gelacht, wie dieser unschlüssig zwei Ramen-Packungen in den Händen hin und her wog. Unglücklich drehte der Rothaarige sich um. „Wie schmeckt Schweinefleisch nochmal?“, fragte er dann etwas gedämpft und Deidara wusste nicht warum, doch Sasori schien tatsächlich etwas beschämt, angesichts seiner Unwissenheit zu sein. Unschlüssig zuckte der Blonde mit den Schultern, steckte sich dann seine Cola unter den Arm und griff selbst nach den beiden Packungen. Interessiert betrachtete er sich die Bilder vorne drauf, ließ den Blick über die Schriftzeichen wandern und konnte sich ein schiefes Grinsen nicht verkneifen. Beleidigt rümpfte Sasori die Nase. „Shrimps oder Tonkatsu, ich weiß es nicht, Danna, sag du es mir.“, lächelte er dann und drückte seinem Partner die Fertiggerichte zurück in die Finger. „Beides lecker.“ „Was heißt lecker?“ Deidara überlegte. „Weiß ich nicht.“, wiederholte er dann, „Woher soll ich denn auch wissen, ob mein Lecker mit deinem Lecker übereinstimmt, deine Definition von schön ist ja auch völlig daneben.“, erinnerte er sich. Sasori schnaubte verächtlich und warf ihm dann einen vernichtenden Blick zu. „Sagt der, der mir versucht Ästhetik anhand seiner kleinen Feuerwerkskörper nahe zu bringen.“ „Es ist Kunst.“, knurrte Deidara und merkte sofort, wie es in ihm zu brodeln begann. Konnte Sasori nicht einmal die Klappe halten? Konnte er seine Idiotie angesichts Kunstverständnis nicht einfach für sich behalten? Musste er jedem damit auf die Nerven gehen und so tun, als hätte er Ahnung? „Es ist bescheuert.“, kommentierte Sasori gelangweilt, wand sich dann wieder seinen Nudeln zu, so, als würden sie über etwas Belangloses, wie das Wetter reden. „Vorsichtig.“, zischte Deidara scharf und packte seinen Partner instinktiv am Oberarm. Dieser wirbelte herum, warf ihm einen warnenden Blick zu und schielte dann vorsichtig nach vorne, zum Kassenbereich, doch die Leute dort, schienen abgelenkt und achteten nicht auf sie. „Deidara.“, knurrte der Puppenspieler dunkel und seine Augen sprühten Funken, „Nicht hier, hab dich im Griff.“ „Nicht, bevor du das nicht zurück nimmst.“, beharrte der Blonde und seine Finger bohrten sich tiefer in den Stoff, des Oberteils Sasoris. Doch dieser schenkte dem nicht die geringste Beachtung, schaute Deidara nur eindringlich an, während der Bomber dem Blick tapfer stand hielt. „Lass es sein.“, verlangte Sasori schließlich scharf, riss sich mit einer ruckartigen Bewegung von dem Jüngeren los und machte im nächsten Moment einen großen Schritt auf ihn zu, so, dass er direkt vor ihm stand. Erst jetzt, wurde Deidara erneut der Größenunterschied, der zwischen ihnen beiden herrschte bewusst, denn Sasori musste tatsächlich nach unten schauen, um weiterhin Blickkontakt halten zu können. „Du willst erwachsen sein, also benimm dich auch so.“, knurrte er ein letztes Mal und nur wenige Zentimeter trennten sein Gesicht von dem Deidaras. Der Blonde konnte den warmen Atem seines Partners deutlich auf seiner Haut spüren und kurz jagte es ihm einen Schauer über den Rücken. Dann verengte er die Augen zu Schlitzen und zog missmutig die Brauen zusammen. „Sag du mir nicht, was ich zu tun, oder zu lassen habe.“, verlangte er und augenblicklich kräuselten sich Sasoris Lippen zu einem fiesen Lächeln. Einen Moment herrschte Stille, nur die leise Musik aus den Lautsprechern und die Fahrgeräusche von draußen drangen durch das schier endlose Schweigen. In der Ferne war Donnergrollen aus zu machen. Deidara schluckte stumm, versuchte nicht zu blinzeln, doch durch das grelle Licht der Kühlschränke und das penetrante, gegenseitige Anstarren begannen seine, ohnehin schon beanspruchten Augen, nach einer Weile zu tränen. Noch eine Moment starrten sie sich, einfach nur, hasserfüllt an, wobei keiner von beiden bereit schien, auch nur das kleinste bisschen Einsicht zu zeigen, bis sich Sasori schließlich kopfschüttelnd ab wand und seufzend beide Nudelpackungen zurück ins Regal stellte. Endlich konnte Deidara blinzeln, rieb sich auch sogleich mit dem Handrücken über die schmerzenden Augen, die dadurch allerdings nur noch mehr tränten und brannten. „Wie schlimm?“, kam es tonlos von Sasori, nachdem der Blondeschopf die Hände wieder hatte sinken lassen. Deidara zuckte mit den Schultern. „Es tut weh.“, gab er dann kleinlaut zu und Sasori nickte, schaute über die einzelnen Regale hinweg, nach draußen, auf die Straße. „Ich verstehe nicht, wieso diese Menschen ihre Welt dermaßen verpesten.“, überlegte er laut und Deidara nickte, folgte Sasoris Blick. Draußen hatte es bereits leicht zu regnen begonnen, sie müssten sich beeilen, wenn sie nicht komplett durchnässt bei Mioko zu Hause ankommen wollten. „Sie scheinen uns in vielem voraus zu sein, wenn ich mir das hier so anschaue.“, murmelte Sasori, schaute sich im Laden um, ehe er zu Deidara guckte und kurz wurde sein Blick etwas sanfter, sowie er die roten, tränenden Augen des Blonden registrierte. „Aber von den wesentlichen Dingen, scheinen sie keine Ahnung zu haben.“ Deidara nickte, wusste, dass Sasori damit ausnahmsweise einmal nicht auf seine Kunst anspielte, sondern es tatsächlich ernst meinte. „Nun, vielleicht ist das den Preis, den du für solche Technik und Mechanik zahlen musst.“, überlegte Deidara, blinzelte ein letztes Mal stark und versuchte sich dann einfach nicht weiter auf das unangenehme Gefühl, welches von seinen Augen ausging, zu konzentrieren. „Diese Menschen haben die ganze Welt verbunden, mit ihren Techniken und trotzdem wirkt sie auf mich gebrochener, als die Unsere.“ Sasori nickte und für den Bruchteil einer Sekunde huschte ein Lächeln über seine Lippen. „Klappt doch.“, sagte er dann leise, während er sich an Deidara vorbei schob um in den nächsten Gang zu schlendern. Der Bomber schaute auf. „Was meinst du?“ „Na, mit dem erwachsen sein.“, entgegnete der Puppenspieler, ohne ihn dabei anzuschauen, doch trotzdem meinte Deidara das Lächeln in Sasoris Stimme nicht überhört zu haben. „Und du bist dir sicher, dass das eine gute Idee ist?“, fragte Sasori ihn nun zum wiederholten Male und langsam nervte es Deidara. Seufzend drehte er sich um, zog sich zeitgleich seine Kapuze über den Kopf, welche ihm ein wenig zu groß war, so, dass sie bei jeder zweiten Bewegung, ihm vorne über die Augen rutschte. „Ja, doch.“, murrte er gedehnt, griff sich dann eine, der zwei, bis zum Rand gefüllten Einkaufstüten und lief einfach los, hatte er doch nun wirklich keinen Nerv sich noch einmal mit Sasori anlegen zu müssen. Denn nachdem dieser auch nach weiteren 15 Minuten nicht zu einer Entscheidung gekommen war, ob er denn nun lieber Nudeln mit Schweinegeschmack, mit Shrimpsgeschmack, oder doch lieber welche mit Tintenfisch nehmen sollte, hatte Deidara sein Veto eingelegt und beschlossen, dass sie einfach selbst etwas kochen würden. Doch auch davon schien Sasori nur mäßig begeistert gewesen zu sein, kaufte er dem Blonden doch nicht ganz ab, dass dieser überhaupt so etwas wie Kochen beherrschte, was einen weiteren, mittelschweren Wutausbruch seitens Deidara zur Folge hatte und danach hatte er es letztendlich aufgegeben, schien sichtlich genervt, angesichts seiner eigenen Warterei. Nachdem beide nun, nach knapp einer Stunde, die kleine Eck-Filiale SevenElevens endlich hinter sich gelassen hatten, machten sie sich auf den Weg zurück, zu Miokos Apartment. Inzwischen war es nachmittags und es begegneten ihnen nur wenige Leute auf dem Gehweg, denn es schüttete wie aus Eimern, doch die kühle Luft schien das, bis dahin andauernde, Brennen in Deidaras Augen etwas zu lindern, weswegen der Künstler sich nicht beschweren wollte. Nach weiteren fünf Minuten des andächtigen Schweigens hatten sie schließlich die Haustür erreicht, beide, bis auf die Knochen durchnässt, Deidara zitterte sogar leicht. „Na komm.“, murmelte Sasori gedankenverloren, ließ dem Toner sogar den Vortritt, welcher auch sogleich in den dunklen, befließten Eingangsbereich des Hochhauses huschte, sich kurz schüttelte, wie ein Hund, der gerade aus einem Teich oder See hinaus gestiegen war. Sasori rollte genervt mit den Augen, ließ es dennoch unkommentiert und scheuchte den Jüngeren dann schnurstracks die Treppen hoch, bis sie endlich Miokos kleines Apartment erreicht hatten. Es fühlte sie an, als wären sie eine Ewigkeit weg gewesen und aus irgendeinem Grund ließ Deidara Sasori und sein, kurzes Gespräch, im Seven Eleven nicht mehr los. Nicht das über Kunst, denn diese Diskussionen führten sie alle Nase lang und egal wie sehr sie sich auch gegenseitig provozierten, meist, war der Ärger genau so schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war, vor allem dann, wenn es nachher um ein anderes Thema ging. Was Deidara beschäftigte, war Sasoris Bemerkung hinsichtlich der Menschen in dieser Welt und während der Rotschopf begann alle Einkäufe aus zu sortieren, sie gegebenenfalls im Kühlschrank zu verstauen, schlich sich Deidara unbemerkt zum Küchenfenster, welches hinter der kleinen Spüle und der Arbeitsplatte lag und ließ gedankenverloren den Blick draußen umher gleiten. Diese Welt schien grau und das hatte nicht unbedingt etwas mit dem Wetter zu tun, wie er fand, obwohl es in Strömen regnete und am Himmel die Blitze zuckten. Das Zentrum des Unwetters musste sich direkt über ihnen befinden, doch in einer so fortgeschrittenen Gesellschaft sollten die Leute wohl über etwas wie Blitzableiter verfügen, überlegte der Blonde, weswegen ihn das nur mäßig sorgte. Was ihn viel mehr interessierte, war die Frage, ob Sasori mit seiner Aussage vielleicht Recht behalten sollte. Ob die Menschen an diesem Ort den Blick für das Wesentliche verloren hatten, zwischen all den Handys und Autos und Türen, die sich von selbst öffnen und schließen konnten. Auf der anderen Seite, wer war er schon, zu beurteilen, was wahre Werte waren, er, als Abtrünniger, der sein Dorf verraten hatte und verband worden war? Deidara seufzte gedehnt, begutachtete sich ein letztes Mal die Menschen unten auf den Straßen, wie sie durch den starken Regen hetzten, im letzten Moment über die gestreiften Abschnitte der Straße huschten, nur um dann weiter zu rennen, wohin auch immer sie denn rennen mochten. Mit seltsamer Melancholie in den Augen schaute er Zweien von ihnen nach, bis sie am Ende der Straße, in der Ferne nur noch kleine Punkte waren, durch den stetigen Regen kaum zu erkennen. Erneut donnerte es, direkt über ihren Köpfen, und inständig zuckte der Blonde zusammen, sogar das Licht flackerte kurz, ehe der Spuk vorbei war. „Komm her.“, murmelte Sasori, angesichts Deidaras Reaktion, winkte ihn zu sich, war er doch gerade dabei die Zutaten für ihre Mahlzeit zu sortieren. Das der Kerl aber auch immer alles so durchorganisieren musste. Verständnislos schüttelte Deidara den Kopf, gesellte sich dann zu seinem Partner, welcher kurz den Blick hob, ihn musterte und dann nach einer etwas dickeren, feuchten, blonden Strähne griff. Misstrauisch zog Deidara die Brauen zusammen, wollte bereits Sasoris Hand wegschlagen, immerhin konnte er es nicht haben, wenn man ihm meinte in die Haare grapschen zu müssen, die Länge war kein Freifahrtschein. „Du solltest sie trocknen.“, kam der Rothaarige ihm jedoch zuvor, noch bevor Deidara auch nur den Mund hatte öffnen können und nachdenklich wickelte er sich nun selbst eine Strähne um den Finger. „Das du dich erkältest können wir jetzt beim besten Willen nicht gebrauchen.“, brummte Sasori, ließ dann von Deidaras Haaren ab und wand sich wieder den Lebensmitteln vor ihm zu. Deidara nickte zaghaft, schob sich an seinem Partner vorbei, nach draußen, in den schmalen Flur um sich im Badezimmer auf die Suche nach einem Föhn zu machen. Sasori hatte Recht, das würde sie nur behindern, würde er jetzt auch noch einen Schnupfen kriegen, immerhin mussten sie langsam mal gucken, wie sie hier denn wieder wegkämen. Obwohl sich der Bomber eingestehen musste, dass er es so eilig damit gar nicht hatte. Eher wollte er noch mehr über diese fremde Welt in Erfahrung bringen. Wollte verstehen, warum die Menschen waren, wie sie waren, woran sie glaubten, wovor sie sich fürchteten und warum sie die Dinge nicht so zu hinterfragen zu schienen, wie er dies tat. Und das obwohl sie in diese verrückte Welt hinein geboren worden waren. Und das völlig willkürlich. Nachdenklich präparierte der Blonde den Stecker des Heißluftgerätes in der Steckdose und begann sich die lange Haarpracht zu trocknen. „Was machst du denn?!“ Vor Schreck hätte Deidara beinah den kompletten Salzstreuer in die Pfanne fallen lassen und grummelnd hob er den Blick, schaute seinem Danna auch direkt in die gold-braunen Augen. „Salzen?“, beschrieb er seine, doch relativ offensichtliche, Tätigkeit und seufzte dann gedehnt. „Oder wonach sieht es für dich aus?“ „Das wird salzig genug, wenn wir die Bouillon dazu geben.“, wusste Sasori, hatte ihm im nächsten Moment den kleinen Salzstreuer auch bereits aus den Finger gezogen, griff mit der anderen, freien Hand, nach einer Gabel und pickte sich ein Stückchen Möhre aus der Pfanne. „Aber da fehlt Pfeffer.“, wusste er dann, während er gedankenverloren eine Weile herum kaute. „Und etwas mehr Knoblauch.“, fügte er hinzu, ehe er schluckte. Misstrauisch hob Deidara eine Braue. „Dafür dass du bis eben nicht mal wusstest, wo der Unterschied zwischen Schwein und Krabbe ist, gibt’s du ja ziemlich konkrete Angaben.“, murrte er genervt, griff dann allerdings nach der Pfeffermühle und streue ein wenige über das bereits angebratene Gemüse, die glasigen Zwiebeln, die Erbsen, Möhren und die zerschnipselte Knoblauchzehe. Seit gut einer halben Stunde versuchten sie sich an Omu-Reis, beziehungsweise er versuchte sich die Reste des Rezeptes, welches er doch gemeint hatte zu beherrschen, zusammen zu kratzen, während Sasori dem Ganzen „nach Geschmack“, wie er es definierte, entsprechende Würze gab. Buchstäblich. Nachdem der Puppenspieler sich einmal quer durch alle Zutaten durch probiert hatte, ja sogar von dem Salz und Pfeffer hatte er jeweils eine Fingerspitze genuckelt, schien er eine relativ konkrete Vorstellung davon zu besitzen, wie das Gericht ungefähr aus zu sehen hatte. Ein wenig misstrauisch stand Deidara der ganzen Sache allerdings dennoch gegenüber, immerhin hatte Sasori jahrelang weder Geruchs-noch Geschmackssinn besessen, zumindest war dieser, laut eigenen Angaben, des Sunaninjas, dermaßen verkümmert, dass es kaum erwähnenswert gewesen wäre. Das er jetzt mit einem Mal mit solch einem Elan beim Kochen war, überraschte den Jüngeren ziemlich, tatsächlich war es das erste Mal, dass Sasori für etwas Anderes, als für seine Puppen und Gifte, ehrliches Interesse aufbrachte. Mehr noch, als das. Es schien ihm Spaß zu machen. Darüber schmunzelnd gab sich der blonde Künstler stumm geschlagen, begann eine weitere Zehe zu zerschneiden, während Sasori sich bereits mit den Vorbereitungen, für das Omlett, befasste. Eine Weile schwiegen sie, bis das Zischen des rohen, verquirlten Eies, auf der heißen Bratpfanne Deidara aufschauen ließ. Gedankenverloren gab er die Knoblauchstückchen zu dem restlichen Gemüse, in die Pfanne, betrachtete sich dabei seinen Partner genau, wie er mit hoch konzentrierter Miene die entsprechende Gewürze zum, inzwischen teilweise, bereits gestockten, Ei hin zu gab, immer wieder mit der Gabel abschmeckte, an den einzelnen Mischungen roch, nur um dann weiteres Pulver hin zuzugeben. Kopfschüttelnd stellte Deidara die Temperatur des Herdes hinunter, begann dann schon einmal damit, den Tisch zu decken, zwar traute er dem Braten, beziehungsweise dem Omelett, in diesem Fall, nach wie vor nicht, doch wollte er sich auch nicht unbedingt sofort zwischen Sasori und seine neuen Leidenschaft stellen. Außerdem gab es ja auch Leute, die behaupteten, dass Kochen so etwas wie Kunst sein sollte, was totaler Blödsinn schien, seiner Ansicht nach, doch da Sasori ja ohnehin nicht die geringste Ahnung hatte, was so was betraf, konnte es also durchaus möglich sein, dass er dumm genug war, so etwas zu glauben. Leise seufzend, ließ er sich also auf dem Kissen, am Tisch nieder, während der Rothaarige ihm eine Portion des Reis-Ei-Gerichtes vor die Nase schob, ihm den Ketchup reichte, ehe er den Herd ausstellte und sich selbst mit seinem Teller an den Tisch bequemte. Kurz tauschten sie ein paar vielsagende Blicke, ehe Deidara, nun doch reichlich misstrauisch, begann das Omelett mit den Stäbchen in der Mitte zu zerteilen und betrachte sich seine Mahlzeit genaustens. Riechen tat es schon mal nicht schlecht, das musste der Neid ja lassen und von außen konnte er bislang auch nichts erkennen, was in irgendeiner Form „falsch“ ausgesehen hätte. Soweit es hierbei etwas gab, was falsch ausschauen konnte, dennoch war er sich unsicher. Er hatte Sasori einfach machen lassen, möglicherweise auch, um seine eigene Unwissenheit zu überspielen, immerhin war er derjenige gewesen, der im SevenEleven die großen Töne gespuckt und stur behauptet hatte, er wüsste genau, wie man Omuraisu brät. Und hatte nach gut zwei Minuten in der Küche feststellen müssen, dass er grundlegend keine Ahnung hatte, außer davon, dass man die Eier aufschlagen und dann in eine Pfanne geben musste. Und das war, das musste selbst er sich eingestehen, nicht gerade viel, schon gar nicht aber hilfreich, so, dass man hätte etwas damit anfangen können. Doch Sasori war nun seit mehr als 15 Jahren eine Puppe gewesen, hatte weder Flüssigkeit, noch Nahrung benötigt und konnte somit doch keine Ahnung haben, was gut schmeckte und was eben nicht. „Was ist?“, wollte der Rothaarige schließlich wissen und erst jetzt bemerkte Deidara, dass dieser bereits zu essen begonnen hatte, während er nur, mit beinah apathischem Ausdruck in den Augen, auf sein Omelett gestarrt hatte. Stumm schüttelte Deidara den Kopf, hob dann den Blick und schaute seinem Partner unsicher entgegen, welcher augenblicklich die Stirn kraus zog. „Ich habe keines meiner Gifte untergemischt, falls es das ist, was dir Sorgen bereitet.“, murrte er monoton und seine Miene verfinsterte sich. „Aber es schmeckt nicht unbedingt besser, wenn es kalt ist.“, bemerkte er streng und Deidara nickte. Was tat man nicht alles für den Teamfrieden und selbst wenn es seine Schleimhäute wegätzen sollte, soviel Pfeffer, Paprika und Currypaste, wie der Rotschopf hinzu gegeben hatte, schlimmer als der Alkohol konnte es nun wirklich nicht sein. Vorsichtig schob sich Deidara ein Stück zwischen die Zähne, erwartete tatsächlich das Schlimmste, doch nein… Überrascht blickte er auf, starrte seinen Partner fassungslos an, beinah so, als sähe er ihn das erste Mal, friemelte sich dann ein weiteres, größeres Stückchen ab und begann hastig zu kauen. Das war ja… Konnte das denn sein…? Ganz offensichtlich. „Das ist großartig!“, gab er zu, schluckte dann, während Sasori nur angewidert das Gesicht verzog. „Deidara, erst essen, dann reden, wie oft noch?“, knurrte er pikiert und schloss dann entnervt die Augen. Doch Deidara schüttelte nur fassungslos den Kopf. „Sasori, seit wann kannst du so gut kochen?“, wollte er wissen, während er das letzte Bisschen seines Omelettes runter schlang, im nächste Moment bereits traurig drum war, doch selten hatte er ein dermaßen gutes Omuraisu gegessen. Sasori lächelte leicht und kurzzeitig meinte Deidara einen hauchzarten Rotschimmer auf den Wangen des Älteren erkannt zu haben, doch vielleicht bildete er sich das auch nur ein… „Ich hab ja gesagt, es fehlte Pfeffer und Knoblauch.“, brummte er dann und wand sich wieder seinem Teller zu. Deidara nickte erneut, registrierte mit einem Mal, dass sein Mund nach wie vor, halb offen stand, doch immer noch, war er völlig perplex. Wer hätte denn auch damit rechnen können? Das Sasori no Akasuna offensichtlich ein derart guter Koch war. „Kanntest du das Rezept noch?“, wollte Deidara wissen, doch sein Partner schüttelte nur den Kopf, stellte seinen leeren Teller dann ebenfalls zur Seite. „Und wie hast du dann...“ „Nach Gefühl.“ „Nach Gefühl?“ Sasori nickte. „Du hast nach Gefühl… gekocht?“, wiederholte Deidara noch einmal, für den Fall, dass er sich vielleicht doch verhört hatte. „Bist du taub?“, knurrte Sasori genervt und der Blonde rollte sofort mit den Augen, wusste er doch, wie sehr es sein Danna hasste, sich zu wiederholen. Eine Weile schwiegen sie, hingen beide ihren eigenen Gedanken nach, ehe Deidara fragend den Blick hoch. „Kochst du morgen wieder?“, fragte er dann kleinlaut. Immerhin wollte er mehr von dem Zeug. Es schmeckte zu gut… Sasori zuckte nur mit den Schultern. „Ja.“ entschied er dann, ehe er verträumt auf seinen leeren Teller starrte. „Ja, es hat Spaß gemacht.“, überlegte er und klang dabei selbst überrascht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)