Calls out of the Dark von -AkatsukiHime ================================================================================ Kapitel 10: Tränen ------------------ Die Gänge des Hotels lagen verlassen da, einer glich dem anderen und langsam breitete sich Unbehagen in ihm aus. Er wollte zurück zu ihrem Zimmer, wollte zu Deidara, machte sich tatsächlich etwas Sorgen um den Jungen, immerhin hatte er ihn jetzt bereits seit mindestens einer halben Stunde alleine gelassen. Er beschleunigte seinen Schritt, bog um die Ecke, nur um im gefühlt selben Gang zu stehen, wie zuvor. So ging das schon seit mindestens zehn Minuten, wenn nicht sogar länger. Auch konnte er keine Treppe finden, ebenso wenig den Aufzug. Es war zum Mäuse melken! Misstrauisch drehte er sich um, hatte er doch bereits schon die ganze Zeit über das Gefühl nicht alleine zu sein, verfolgt zu werden. Und Irgendetwas sagte ihm, dass sein Verfolger kein Freund war. Er hielt nichts von der Gleichen, das Ganze war etwas, womit man Deidara hätte erschrecken können, gewiss, wahrscheinlich hätte man dem Balg sogar eine Heidenangst damit einjagen können, aber doch nicht ihm... Und trotz alle dem... Spürte er eine Präsenz hinter sich. Er konnte spüren, wie sie sich bewegte, wenn er sich bewegte, wie sie stehen blieb, wenn er stehen blieb, wie sie ihn anstarrte. Doch was immer dieser Fremde wollte, bislang hatte er sich nicht gezeigt. Und vielleicht war das auch gut so. Sasori atmete tief ein, zwang sich nach vorne zu gucken, sich nicht um zu drehen, innerlich wusste er, dass dies keine gute Idee wäre. Wer oder was auch immer da war. Er wollte ihm nicht in die Augen sehen. Er schluckte, zwang sich ruhig zu bleiben, versuchte seine Finger zu entspannen, mit welchen er nervös an dem Saum des Ärmels seines Mantels herum spielte. Er war kein Freund von Gefühlen. Und Angst war ein Gefühl. Nervosität war ein Gefühl. Panik war ein Gefühl. Angst. Wieder bog er in einen der Korridore ein, wieder glich dieser ebenso jenem, durch welchen er zuvor gegangen war. Er hatte sich verlaufen. In diesem Gewirr aus Gängen. Wo war nur dieser vermaledeiter Fahrstuhl hin? Er ging schneller. Doch immer noch folgte es ihm, es war immer noch da. Es bewegte sich schneller, hielt seiner Geschwindigkeit Schritt, ließ ihn nicht eine Sekunde aus den Augen. Er versuchte nicht die Beherrschung zu verlieren, zwang sich ruhig zu atmen. Doch wer war dieser jemand, dass er Sasori dermaßen aus der Fassung brachte? Was war anders? Was war das? Er begann zu rennen. Instinktiv, es war eher ein Reflex, als eine rationale Handlung, doch er war ihm völlig unterlegen. Er wollte dieses Ding in seinem Rücken abhängen, konnte den eiskalten Blick in seinem Nacken nicht länger ertragen. Er rannte. Und es tat es ihm gleich. Es folgte ihm, wie auch immer, aber es folgte ihm. Er schielte nach hinten, das Gesicht nach wie vor nach vorne gerichtet, auf das Ende des Korridors, welches trotz seiner kleinen Sprinteinlage keinen Zentimeter näher zu kommen schien. Sasori wollte schreien, wusste nicht wieso, wollte was sagen, doch kein Ton verließ seinen Mund, als er mit einem Mal einen Umriss in seinem Augenwinkel wahr nahm. Er konnte nicht sagen ob Mann oder Frau, ob überhaupt ein Mensch. Er wollte rufen, dieses Ding anschreien, es solle verschwinden, ihn und seinen Partner in Frieden lassen, doch lediglich ein heiseres Schluchzen schaffte es über seine Lippen, er rannte schneller, rannte und rannte, bis er mit einem Mal gegen etwas prallte. Mit vor Entsetzen weit auf gerissenen Augen starrte er bebenden Atmens hinauf zu der Person, in welche er einfach hinein gelaufen war und erschrak, als er in seine, eigenen braunen Augen schaute. Sofort verließ ihn das Gefühl der Anspannung, sein Atem verlangsamte sich, seine Finger entspannten sich und er wurde ruhiger. Liebevoll blinzelten die ihm so vertrauten, rehbraunen Augen entgegen und ein Lächeln formte sich auf seinen schmalen Lippen. „Mama.“, hauchte er heiser, schloss wohlig aufseufzend die Lider, als seine Mutter mit der Hand seine Wange umschloss, schmiegte sich gegen ihre Handfläche und genoss die so vertraute Wärme seiner Mutter. „Sasori.“ Ein warmer Schauder fuhr über seinen Rücken, beim Klang ihrer Stimme. So sehr, hatte er sie vermisst. So sehr, hatte er sich gewünscht, sie noch einmal hören zu dürfen. Seine über alles geliebte Mutter. Er öffnete die Augen, blinzelte ein paar mal um seiner verschwommene Sicht zu entkommen, lachte leise auf, als seine Mutter ihm mit den Fingerrücken sanft die Tränen aus den Augenwinkeln strich. „Sasori.“, wiederholte sie, musterte ihn besorgt und lächelte dann traurig. „Ja?“, flüsterte er, schmiegte sich nach vor gegen ihre Hand, lächelte zurück. „Was ist, was hast du, Mama?“ Mit einem mal alarmiert, ihres traurigen Gesichtsausdruckes wegen, blickte er auf. Nach wie vor lächelnd schüttelte sie leicht den Kopf, atmete dann tief ein und strich ihm sanft durch das strubbelige, feuerrote Haar. „Ihr müsst nach Hause. Bring Deidara hier weg, ihr müsst nach Hause.“ Sie warf ihm einen ernsten, gleichzeitig flehenden Blick zu, ehe sie weiter sprach: „Das ist kein Ort für euch beide, schon gar nicht für Deidara.“ Mit einem Mal schreckte sie auf, verstummte, starrte mit weit aufgerissenen Augen in den Gang hinter ihm. Entsetzt schaute er sie an, wollte sich umdrehen, doch sein Körper schien wie fest gefroren. „Mama?“, fragte er unsicher, versuchte mit Leibeskräften seinen Kopf zu drehen, doch vergebens. Er war wie paralysiert. Und mit einem Mal spürte er wieder diese unangenehme Präsenz hinter sich. Sie kam näher. Und näher. Er spürte es. „Nimm Deidara und verschwinde!“, ordnete seine Mutter ihm während dessen an, blickte wieder zu ihm, ihre Stimme überschlug sich beinah. „Was?“, nuschelte der Puppenspieler verwirrt, konnte nicht einmal seine Hände oder Finger bewegen, geschweige denn seine Füße. „Versprich mir, dass ihr zusammen bleibt, alleine überlebt ihr hier nicht. Holt euch Hilfe!“, erklärte sie ihm weiter aufgebracht, schaute immer wieder hinter ihn, ihm dann wieder in die Augen. „Hilfe?“, wiederholte er verständnislos, doch sie schüttelte nur verzweifelt den Kopf, schrie auf und im selben Moment sah er aus den Augenwinkeln, wie jemand den Arm nach ihnen aus streckte. Kerzengerade saß mit einem Mal im Bett, sein Herz raste, schlug so schnell, dass es drohte ihm gleich aus der Brust zu springen. Mit weit aufgerissenen Augen, starrte er auf die Frau, die ihm direkt gegenüber stand, am Fuße des Bettes, ihn anlachte, mit ihrem riesigen Mund, das Gesicht zu einer seltsam, großen Fratze verzogen. Ihn anstarrte mit ihren toten, leeren Augen, sich nicht rührend, nichts sagend ja nicht mal zu atmen schien, einfach nur am Fußteil des Bettes stand, nur lachte, ihn auslachte. Panisch aufschreiend sprang er nach hinten, knallte mit dem Hinterkopf gegen die Wand, den Blick nach wie vor auf die ihm fremde und doch so vertraute Person gerichtet. Ein weiteres Mal schoss er aus dem Schlaf hoch, spürte, dass er dieses Mal richtig wach war. Das Herz pochte ihm immer noch bis zum Halse. Er blickte sich um, rutschte instinktiv nach hinten, fuhr mit der Hand neben den Nachttisch und knipste schließlich das Licht an. Mit einem leisen „Pling“-Geräusch erhellte sich der Raum, ängstlich schaute er sich um, unfähig sein Zittern, oder aber seine Schnapsatmung unter Kontrolle zu bringen, obgleich ihm langsam bewusst wurde, dass er nur geträumt hatte. Ein heiseres Schluchzen entwich ihm, ein letztes Mal ließ er prüfend den Blick schweifen, doch erkannte nichts Ungewöhnliches und langsam beruhigte er sich. Erschöpft vergrub er das Gesicht in den Händen, zwang sich runter zu kommen, es war nur ein Traum. Nur ein Traum. Alles nur geträumt. Er blickte auf, neben ihm regte sich etwas. Verschlafen hob Deidara den Kopf, blinzelte ihm mit trüben Blick entgegen und öffnete den Mund ein kleines Stück. Ein leiser Fiepton drang über die Lippen des Blonden und für einen kurzen Moment starrten sich die beiden Nuke-Nins einfach nur an, bis Sasori schließlich zur Besinnung kam und es schaffte sich zu sammeln. „Alles gut...“, log er, immer noch leicht keuchend, schaute sich ein letztes Mal um, konnte weder verdächtiges sehen, noch spüren. Sie waren allein. Verdutzt schüttelte er schließlich den Kopf, jetzt fing er auch noch mit solchem Unsinn an, na so weit kam es aber noch. In seinen Träumen vielleicht, aber keineswegs im wachen Zustand. Er atmete tief ein, dann aus, zwang sich zur Ruhe und setzte seine undurchdringbare Maske, des emotionslosen Puppenspielers, auf, welche so viel Schutz und Halt versprach. „Schlecht geträumt.“, erklärte er seinem jungen Partner schließlich, lachte dann trocken und ließ sich zurück in die Kissen sinken. Deidara blickte ihn nach wie vor völlig verdutzt an, die großen, blauen Irden fixierten ihn misstrauisch, ehe er sich ebenfalls wieder in seine Decke kuschelte. „Du träumst?“, war alles was er hervor brachte, hatte irgendwie immer geglaubt, dass Sasori so etwas nicht tat, obgleich es eigentlich keinen Sinn machte. Doch der Puppenspieler schlief ja ohnehin bereits kaum. Gut möglich, wäre es also gewesen, dass er eher in eine Art Dämmerzustand verfiel um Kraft zu tanken, ohne Träumerei. Ehrlich gesagt, hatte sich Deidara nie wirklich Gedanken darüber gemacht. „Natürlich.“, antwortete Sasori knapp, hob dann den Blick und schaute den Blonden direkt an, welcher bereits wieder zu zittern begonnen hatte. „Du doch auch.“, murrte er, als wäre das ein Argument. „Ich bin ja auch keine Puppe.“, wusste Deidara, schmuste sich tiefer in die Bettdecke, ihm war kalt und sein Kopf schmerzte, ebenso sein restlicher Körper. Stille legte sich über sie. „Schlimm?“, brach der Jüngere nach einer Weile das Schweigen, hatte er seinen Meister doch noch nie so entsetzt drein schauen sehen, wie in den vergangenen Minuten. Eigentlich war der Rothaarige ja immer die Ruhe selbst, das musste schon ein ordentlicher Alptraum gewesen sein, Sasori so zu schocken. Der Puppenspieler nickte schwach, schaute ihn nicht an, hatte den Blick gedankenverloren gegen die Decke gerichtet. „Ja, ziemlich.“, gestand er nach einer Weile, drehte das Gesicht dann dennoch zu Deidara. Kurz schauten sie sich schweigend an, ehe Sasori sich schließlich auf die Seite rollte und ihm sanft eine Strähne aus dem Gesicht strich. „Und wie geht es dir?“, wollte er dann wissen, während er ihn mit undurchdringbarer Miene musterte. Unschlüssig zuckte der Blonde mit den Schultern, schüttelte dann den Kopf. Sasori hatte ihm einen Heidenschrecken eingejagt, sein Herz schlug immer noch schnell und leicht schwindelig war es ihm auch geworden. Und er fühlte sich immer noch hundeelend. Ängstlich blickte er seinen Partner an. „Danna?“, flüsterte er dann leise und merkte mit einem Mal, wie ein dicker Klos sich in seinem Hals gebildet hatte. Für gewöhnlich war er nicht so emotional, allerdings konnte er sich nicht erinnern, sich jemals über einen solch langen Zeitraum dermaßen schlecht gefühlt zu haben. Er wollte einfach nicht mehr. Er schluckte, zog dann die Nase hoch, blinzelte ein paar Mal, doch konnte die Tränen aus seinen Augen einfach nicht vertreiben. Irritiert hob sein Danna den Kopf, stemmte den Oberkörper schließlich hoch und stützte sich auf dem Unterarm ab, musterte ihn argwöhnisch. „Was ist?“, wollte er wissen, so kühl und unbeeindruckt wie eh und je, doch sein Blick verriet eine Spur von Sorge. Deidara schüttelte nur den Kopf, versuchte sich zu beruhigen, wusste, dass er möglicherweise weitere Hustenanfälle provozieren würde, würde er nun anfangen zu weinen, doch mit einem Mal hatte er schreckliches Heimweh. „Heimweh“ Auch wenn das Hauptquartier kein richtiges zu Hause war, vermisste er sein Bett, sein Zimmer, welches er sich mit Sasori teilte, die vertrauten Gerüche, die alten Dielen, die unter den Fußsohlen knarzten, wenn man nachts mal zur Toilette huschte. Er vermisste es morgens wach zu werden, runter in die Küche zu schlurfen und von der Uchiha-Fresse frisch gemachtes Frühstück vorgesetzt zu bekommen. Er vermisste es wie Hidan und Kakuzu sich bis spät in die Nacht anschrien, vermisste Konan, die ihm jedes Mal ein warmes Lächeln schenkte, wenn er ihr auf dem Flur begegnete und vermisste Kisame, wie er immer mit der Hand durch seinen Zopf wuselte, im Vorbeigehen, ihn frech angrinste und „Na, Kleiner?“, sagte. Es war kein zu Hause, nein. Aber irgendwo war es das doch. Immerhin war es seine einzige Anlaufstelle. Und er wusste, dass er jetzt sehr viel lieber dort so krank liegen würde, als hier in diesem seltsamen Dorf. Beim Gedanken an die restlichen Mitglieder zog sich seine Brust zusammen. Noch nie hatte er irgendwen dieser Schwachmaten und Kunstbanausen ansatzweise vermisst. Doch jetzt, mit einem mal, tat er es. Aus welchem Grund auch immer. „Deidara.“, riss Sasori ihn schließlich barsch aus den Gedanken. Der Jüngere blickte verwundert auf, schaute in die kalten Augen seines Partners, welcher ihn strengen Blickes musterte. „Was ist los mit dir?“, wollte Sasori wissen, klang schon wieder leicht genervt, was dem Blonden noch mehr die Tränen in die Augen trieb. Einen kurzen Moment betrachtete er sich seinen Meister traurig, ehe er mit heiserer Stimme hauchte: „Ich will nach Hause, Danna...“ Sasori blickte ihn überrascht an, schien mit solch einer Antwort nicht gerechnet zu haben. „So?“, war alles was er darauf von sich zu geben wusste, schüttelte dann den Kopf:“ Wir kehren zurück ins Quartier, sobald es dir besser geht und die Mission beendet ist.“ Deidara nickte schwach, hatte schon beinah ganz vergessen, dass sie ja immer noch den Fürsten von … wie hieß die Stadt noch gleich? Na, Sasori würde schon wissen, wo sie denn hin müssten. Trotzdem verschaffte ihm das Gespräch keine Befriedigung. „Ich mag es hier nicht...“, nuschelte er traurig, drückte die Nase schüchtern in sein Kissen, wollte Sasori nicht weiter angucken, obgleich dieser mit Sicherheit längst gemerkt hatte, dass er weinte. Er konnte sich nicht einmal erklären, warum er mit einem Mal so traurig war, vielleicht weil er sich durchgehend so schwach und zerbrechlich fühlte, wie ein rohes Ei und anhängig von seinem Partner, auf der anderen Seite machte ihm dieser Ort tatsächlich Angst und er wollte einfach nur verschwinden, was nicht ging, weil er so schwach war. Es war zum verrückt werden. Seufzend betrachtete sich Sasori seinen Partner, wie dieser beschämt das Gesicht abwendete und leise in sein Kissen schluchzte. Er hielt inne, verstand nicht ganz, warum der Blonde mit einem Mal anfing zu weinen, konnte er doch schon generell mit den Gefühlen Anderer nicht all zu viel anfangen. Ungeduldig biss er sich auf die Unterlippe. Er hatte Deidara vielleicht einmal, höchstens zweimal weinen sehen und das war schon lange her, zu dessen Anfangszeit bei Akatsuki musste das gewesen sein. Und er hatte es schon damals nicht ausstehen können. Er mochte es nicht, denn er war gerne Herr über die Situationen, in welchen er sich befand, doch mit den Gefühlsregungen anderer Leute, wusste er nun mal rein gar nicht um zu gehen. Damals war er einfach nur genervt gewesen, erinnerte er sich, hatte sich auch gar nicht groß dazu geäußert, dem blonden Jungen, dem blonden Kind, damals noch, einfach nur ein paar strafende Blicke zu geworfen, gesagt es solle das Plärren aufgeben. Wenn er sich recht entsann, dann wusste er nicht einmal mehr, war das Gör damals eigentlich geheult hatte. Hatte er nach gefragt? Vermutlich nicht. Wozu auch? Nachher hätte der Blonde ihm noch irgendetwas Persönliches erzählt und mit so wollte Sasori eigentlich nichts zu tun haben. Verzweifelt richtete der Puppenspieler seinen Blick wieder nach vorne auf seinen wimmernden Partner, welcher sich unter der dicken Decke zu einem zitternden Bündel zusammen gerollte hatte. Vorsichtig rutschte er ein paar Zentimeter näher zu seinem Schüler, strich ihm unsicher ein paar verklebte Strähnen von der Wange, was den Jüngeren schließlich dazu brachte auf zu blicken. Sasori zwang sich zu einem Lächeln. „Sobald es dir besser geht verschwinden wir hier, in Ordnung?“, versuchte er seinen Gefährten zu beruhigen. Deidara nickte schwach. „Und wenn es mir nicht besser geht?“, fragte er dann mit einem Mal leise, „Was ist, wenn ich...“ Die Stimme des Blonden brach ab und es war Sasori, als würde ihm jemand eine kalte, dicke Nadel durch seine Brust rammen. Wehleidig blickte er auf den blonden Toner vor seiner Nase, knabberte unschlüssig auf der Innenseite seiner Lippe herum, ließ ihn die ganze Situation doch etwas ratlos erscheinen. Und wieder verfluchte er sich, dass er nicht einfach für die Nacht hatte ein Zimmer irgendwo ihnen mieten können. Wären sie doch einfach zurück zum Gasthaus in den Bergen gegangen. Wieso hatte er nicht über seinen Schatten springen können? Unterbewusst, war es ihm klar gewesen, dass es zu kalt war, draußen zu übernachten, doch es war ihm schlicht und ergreifend darum gegangen seinen Dickkopf durch zu setzten. Er hatte Deidara diesen Gefallen nicht tun wollen, einfach nur deshalb, weil er seine Position innerhalb ihres Zweierteam beweisen wollte. Einfach nur um den Blonden und vermutlich auch, um sich selbst, zu beweisen, dass er die Hand oben hatte. Und dafür hatte er Deidaras Gesundheit so aufs Spiel gesetzt. Sehr reif, Sasori. Der Puppenspieler seufzte verzweifelt auf, legte dann einen Arm um denn zitternden Jungen und zog ihn behutsam näher an sich heran. „Tut mir leid, Deidara.“, flüsterte er, konnte das leichte Zittern in seiner Stimme einfach nicht unter Kontrolle bringen. Leise stöhnend ließ er sich zurück in die Kissen sinken, zog den Blonden dabei mit sich sachte gegen seine Brust, schlang beide Arme um den zierlichen Körper des Toners und drückte diesen an sich. Wimmernd schmiegte sich der Bomber an ihn, krallte sich mit den Hände an seinem T-Shirt feste und drückte das Gesicht Schutz suchend an seine Brust. „Ich bring dich hier raus, okay?“, murmelte Sasori gequält, ließ die Lippen auf den Haaransatz des Blonden sinken, atmete tief den süßlichen Geruch seines Partners ein. Deidara nickte schwach, zitterte immer noch und schmiegte sich noch näher an ihn. Sasori seufzte erneut, kraulte dem Jüngeren beruhigend mit der einen Hand über den Rücken und über den Hinterkopf und stellte erleichtert fest, dass dieser sich langsam zu beruhigen schien. Eine Weile schwiegen sie, Stille kehrte schließlich ein, nachdem Deidara aufgehört hatte zu Weinen und nur das leise Ticken der Wanduhr erfüllte den Raum mit Klang. Sanft drückte sich der Puppenspieler ein Stückchen von seinem Partner ab, um ihn besser an schauen zu können. Aus verquollenen, großen, blauen Augen blickte Deidara zu ihm auf und Sasori wurde es augenblicklich übel, wenn er den gequälten Ausdruck in den azurfarbenen Irden sah. Beschämt schüttelte er den Kopf und kniff entschuldigend die Augen zusammen, ehe er leise zum Sprechen ansetzte: „Tut mir leid, Kleiner.“ Behutsam strich er dem Toner mit den Fingerspitzen über die vom Fieber geröteten Wangen, bis hoch zum Haaransatz, wo er durch die lange, goldblonde Mähne strich. „Es tut mir so leid.“ Deidara sagte nichts blickte ihn einfach nur aus diesen großen, eigentlich, für ein Mitglied von Akatsuki viel zu unschuldigen und freundlichen Augen an und schwieg. Wieder drückte Sasori den Jüngeren sachte gegen seine Brust, zog ihm die Decke etwas höher und schmuste sich dann mit seinem Partner zusammen in die Kissen. „Das tut mir so unendlich leid.“, nuschelte er ein letztes Mal entschuldigend. „Schon gut.“, fiepste Deidara leise, er klang erschöpft. Leicht lächelnd blickte der Puppenspieler hinab auf seinen Partner, fuhr ihm erneut mit der Hand über die Wange und strich ihm vorsichtig die letzten Tränen unter den Augen weg. „Sei nicht so gut zu mir.“, mahnte er ihn, traurig lächelnd, verstand einfach nicht, wie Deidara ihn nach allem, was er getan hatte, nicht hassen konnte. Verstand auch immer noch nicht ganz, warum er den Blonden eigentlich nicht hasste. Immerhin hasste er jeden. Doch Deidara war anders und vielleicht war es ja genau das, dieses unschuldige, leicht Naive, was ihn einfach davon abhielt zu herzlos zu dem Blonden zu sein. „Es wird alles gut, in Ordnung?“, versuchte er seinen Partner schließlich auf zu muntern, zwang sich zu einem Lächeln, hoffte einfach, der Junge würde es ihm abkaufen, „Ich pass auf dich auf, es kann dir rein gar nichts passieren.“ Ungläubig blinzelte Deidara ihn an, sagte aber nichts. „Guck,...“, begann Sasori schließlich, legte sich wieder hin und drückte mit der Spitze des Mittel – und Zeigefinger sanft gegen Deidaras Brust, „Daher verlaufen mehrere Triggerpunkte, morgen kann ich anhand von Akupunktur diese behandeln und dadurch können sich deine Bronchien entspannen und du kannst besser atmen.“ Interessiert blickte der Blonde auf seine Brust. Leicht lächelnd fuhr der Ältere schließlich fort:“ Und wenn ich ein Antibiotikum entwickelt habe, dann werden auch die Bakterien in deinem Lungengewebe und die im restlichen Hals-Rachenbereich abgetötet.“, versprach er schließlich, wanderte mit den Finger ein Stück weiter nach oben, bis in Deidaras Halsbeuge, was diesen leise fiepend zusammen fahren ließ und leise kichern. „Mh...“, ,mosernd fuhr sich der Blonde über die kitzelige Stelle, warf Sasori dann einen dankbaren Blick zu und nickte schwach. „Und dann ist schon alles wieder viel besser, du wirst sehen.“, zuversichtlich zwinkerte der Puppenspieler ihm zu, „Ich kenn' mich doch gut aus in der Medizin. Du glaubst doch nicht, ich lasse zu, dass dir etwas zustößt, oder?“ Deidara zuckte unschlüssig mit den Schultern, rutschte dann erneut näher an Sasoris Brust und schmiegte sich leise seufzend an ihn. Sasori ließ zischend die Luft zwischen den Lippen entweichen, legte dann beschützend den Arm um seinen Partner, ließ ihn einfach gewähren, entschied sich dem Blonden die Nähe und Zuneigung die er in seiner Situation scheinbar brauchte, einfach zu geben. „Alles wird gut.“, murmelte er ein letztes Mal gedankenverloren, spürte wie sich der Blonde in seinen Armen langsam entspannte, bis der Körper schließlich leicht erschlaffte und das rasselnde Pfeifen in ein gleichmäßiges Atmen überging. Kopfschüttelnd zog er die Decke der beiden etwas höher, spürte die Wärme seines Partners und roch den süßlichen, leicht nach Vanille riechenden, Duft, der von dessen Haaren ausging. Gedankenverloren ließ er den Blick schweifen, schaute zu den verstreuten Reagenzien, die nach wie vor auf dem Boden verteilt lagen, zu den Teelichtern und den Streichhölzern auf dem Nachttisch Deidaras und betet insgeheim, das es wirklich so einfach war, ein geeignetes Mittel zu finden, wie er dem Balg versucht hatte weiß zu machen. Wieder schaute er auf den ruhig schlafenden Blonden in seinen Armen, die immer noch feuchten, verklebten, dunklen Wimpern, des Jüngeren, die blasse Haut, die warmen Wangen. Sasori schluckte, fuhr Deidara sanft mit dem Zipfel der Bettdecke über den Mundwinkel und das Kinn, entfernte den schmalen Sabberfaden und seufzte dann gedehnt. Er würde schon irgendein Möglichkeit finden. Es war gewiss einfacher Menschen zu vergiften, als sie zu heilen, doch in jedem Gift, steckte auch ein Gegengift, obgleich die Möglichkeit dieses an zu mischen, sehr viel geringer war. Und trotzdem würde er es versuchten. Er war es dem Jungen schuldig. Entschlossen strich er dem Bomber die langen Haare aus dem Gesicht, worauf dieser nur leise murrend den Kopf schüttelte, sich dann wieder an Sasoris Brust schmiegte und weiter schlief. Er würde dafür sorgen, dass Deidara durch kam. Und wenn es das Letzte wäre, was er täte. Die Wärme, das leise Atmen und die schwachen Bewegungen Deidaras, in seinen Armen ließen ihn selber langsam weg dösen, doch lange war ihm diese Ruhe nicht vergönnt. Es war ein Knall, welcher ihn aufschrecken ließ, ein ohrenbetäubender Knall. Instinktiv packte der den Blonden unter den Schultern, zog ihn mit sich hoch und an sich. Ängstlich wimmernd schlang Deidara seine Arme um Sasoris Hals, schockiert hielten sie den Atem an, starrten zur Tür, blinzelten. Mit einem Mal war es so hell, Sasoris Augen brauchten einen Moment, bis sie sich an das grelle Licht, welches vom Flur zu ihnen hinein schien, gewöhnt hatten. Jemand hatte die Tür zu ihrem Zimmer aufgerissen. Und das nicht gerade sanft. Und wer auch immer das war, er war just in diesem Moment, im Begriff, sich Zutritt zu ihrem Zimmer zu verschaffen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)