Aquatic Memories von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: meeting with you --------------------------- Er liebt den Ozean. Die Weite. Den Geruch des Salzes in der Luft. Er hat sich schon immer dort wohl gefühlt. Doch nachdem er vor Jahren eine ihm wichtige Person irgendwo da draußen auf den Ozean verlor zog es ihn plötzlich in die Stadt. Er wollte plötzlich nicht mehr an das sanfte Geräusch der Wellen erinnert werden. Er wollte nicht mehr in diese unendliche Weite starren und schmerzhaft feststellen müssen, die Person zu der er sich so sehr hingezogen fühlt kehrt nie wieder zurück zu ihm. Deswegen lebt er nun 20 Meilen entfernt vom nächsten Küstenabschnitt in einer kleinen, aber geschäftigen Kleinstadt. Dort geht er nicht nur aufs College um Literatur zu studieren, gleichzeitig arbeitet er vorerst in einem Geschäft für Autoersatzteile. Mit einem tiefen Seufzen lehnt er am Geländer beim Ententeich im nahe gelegenen Park und starrt ausdruckslos den Horizont an. Der einst so energiegeladene, stets gut gelaunte junge Mann mit den kupferroten Haaren der er einst war blieb zurück und ein mehr als nachdenklicher, ernster, abweisender Mann ist nun geblieben. Auch wenn er hier gute Freunde gefunden hat, bevorzugt er plötzlich verstärkt die Isolation. Er kann einfach nicht aufhören nachzudenken was damals passiert war und ob es etwas verändert hätte, wäre er kurzerhand mitgekommen. „Lavi“ vernimmt er nun eine bekannte Stimme nach ihm rufen und als er nun aufblickt bemerkt er einen vertrauten weißen Haarschopf sich ihm nähern. Allen Walker ist zwar drei Jahre jünger als er selbst, doch er kommt wunderbar mit diesem aus und die Anwesenheit des Jüngeren hilft wahrlich oft ihn aus diesem erdrückenden Sumpf zu ziehen. Neben Allen ist eine zierliche, aber auch wunderschöne junge Frau, welche er ebenfalls zu seinen Freunden zählt: Lenalee Lee. Sie ist die Vernunft, wenn Allen wieder einmal versucht einen Blödsinn zu verzapfen und er ist darin involviert. „Allen-kun will unbedingt erneut ins Zentrum für Meereskunde. Dabei war sein Vorschlag dich kurzerhand mitzunehmen“ vernimmt er Lenalee gerade sagen, worauf der Weißhaarige nur rasch den Kopf nickt und nach kurzem Überlegen stimmt er rasch zu diese zu begleiten. Auch wenn er nun hier lebte, so war er noch nie in dem von Lenalee genanntem Gebäude bisher gewesen. Wer weiß, es könnte sogar interessant für ihn werden. „Sag, Lenalee, warum sagtest du vorhin er will erneut dorthin?“ „Weil er plötzlich jeden Tag dort verbringt“ „Es gibt aber einen wahrlich guten Grund dazu“ entkommt es rasch aus Allen, welcher rasch den Blick nun abwendet und eine leichte Röte auf den Wangen des Weißhaarigen ruht. Kurz schaut er den Jüngeren eingehend an, dann wuschelt er ihm durchs Haar und weist eines jener Lächeln auf, welches wahrlich schwer zu deuten ist. ‚Vielleicht ist es ja einer der dortigen Angestellten, welcher Allen offensichtlich den Kopf verdreht‘ denkt er sich gerade als er sich mit seinen beiden Freunden dem riesigen Gebäude nähert und ja, seine Interesse ist auf jeden Fall geweckt. Kaum den Eintritt bezahlt ist seine Faszination für die Meereswelt schlagartig wieder erwacht. Eingehend beobachtet er jedes einzelne Aquarium bis ins kleinste Detail, dabei wundert er sich wieso er bisher noch nicht ein einziges Mal hier gewesen war. „Komm, Lavi, das Beste ist etwas abgelegen von hier“ vernimmt er Allen nun sagen, dessen Augen sichtlich aufleuchten und mit einem Nicken folgt er nun dem Jüngeren. „Also was genau ist es, das dich hier wie magnetisch anzieht?“ „Du wirst ihn gleich sehen, Lavi, denn Allen-kun kommt nur wegen ihm hier her“ vernimmt er Lenalee mit einem Seufzen nun sagen, sieht fragend zwischen seinen Freunden hin und her und erst da bemerkt er wie die Röte auf den Wangen des Jüngeren doch um eine Spur mehr wird. ‚Wenn es kein Mensch aus Fleisch und Blut ist, was dann?‘ fragt er sich gerade geistig als sie sich nun einem Bereich nähern, der von der Beleuchtung her nun etwas dunkler wirkt. Nur gerade als Allen munter weiter spazieren will, wird dieser von einem Mitarbeiter des Zentrums mit einem strengen Blick gestoppt und er ist ehrlich gesagt nun neugierig, was sich da wohl im angrenzenden Raum befinden mag. „Tut mir leid, junger Mann, aber Zutritt ist für dich in diesen Teil der Aquarienwelt verboten. Wegen dir müssen wir ständig die Scheiben ersetzen lassen, also wirst du auch kurzerhand für den Schaden aufkommen“ fängt der Mitarbeiter seine Predigt an Allen gerichtet an, welcher gerade sich nicht sonderlich wohl in seiner Haut fühlt und nur dank Lenalees Zurede ist er wenigstens in der Lage samt ihr diesen für ihn geheimnisvollen Bereich zu betreten. Einerseits kann er mit Allen mitfühlen, denn dieser hat sich offensichtlich sehr gefreut hier her zu kommen. Andererseits wächst die Neugier in ihm an was den Jüngeren an diesen Ort so fesselt. Obendrein will er auch noch herausfinden, weshalb sein Freund plötzlich damit belangt wird für eine Reparatur aufzukommen für die der Jüngere eventuell nichts kann. Augenblicklich ist er sprachlos als er ein riesiges Aquarium nun sieht, in dem sich seltene als auch bedrohte Fischarten munter herum tummeln. Doch inmitten der gesamten Szenerie entdeckt er auf einmal etwas, dass er zuerst für einen Streich seines Geistes hält. Beim genaueren Hinsehen erkennt er aber einen jungen Mann mit langen schwarzen Haaren, wobei die dunkelgrauen Augen wachsam in Richtung der Glasscheibe gerichtet sind. Das Auffälligste ist aber neben dem Tatoo der schwarze Unterleib, der einem glatt an einen Meeressäuger erinnert. Nein. Das konnte nur ein illusionärer Trick sein. Soweit er wusste existierten Meermenschen doch nicht wirklich. „Anfangs dachte ich auch, es ist vielleicht nur ein Mitarbeiter des Zentrums oder ein einfacher Schauspieler“ sagt Lenalee mit einem Lächeln zu ihm, nähert sich etwas dem Aquarium und winkt gerade dem jungen Mann zu, der sich der Scheibe nun zu nähern beginnt. „Warte mal, Lenalee, er ist echt?“ kommt es aus ihm hervor und sie nickt nur. „Ich gehe nach draußen und sehe nach Allen-kun“ fügt sie noch an, dann dreht sie um und geht, während er selbst nun knapp vor der Scheibe steht. So dieses Wesen verzaubert also seinen Freund. In kurzen Worten muss er sich eingestehen, dass dieser Meermann wahrlich eine Schönheit ist. Daher kann er auch verstehen, weshalb Allen lieber täglich hier anwesend ist als am College Vorlesungen zu verfolgen. Ehrlich gesagt würde er ebenso handeln, wäre er nicht noch immer an eine Person aus seiner Vergangenheit gebunden. „Was für ein Glück, Moyashi ist nicht anwesend“ vernimmt er nun eine Stimme als er das Glas berührt und mehr als erstaunt den jungen Mann direkt vor sich in die Augen sieht. Erst da bemerkt er, dass die Hand des Meermenschen genau an der gleichen Stelle am Glas ruht wie seine eigene. Nebenbei bekommt er das Gefühl eingehend betrachtet zu werden. ‚Warte mal, Moyashi? Meint er etwa damit Allen?‘ schießt die Frage nun durch seinen Kopf, dabei kann er den Blick einfach nicht von diesem wunderschönen Meermenschen losreißen. Doch gleichzeitig während er länger dieses wunderschöne Wesen betrachtet, kann er den tiefen Schmerz in seinem Inneren wieder aufkeimen spüren. Denn ihm kommt es gerade so vor, dass ein gewisser Teil das Aussehen der ihm so geliebten Person so eben auf diesen Meermenschen überträgt. „Laut Personal darf er nicht mehr in diesen Bereich“ bringt er nun die Worte hervor, dabei hat er wohl aus reiner Gewohnheit wieder jene Maske angelegt die seinem Umfeld andeuten soll er ist in Ordnung. Das der Meermensch aber in der Lage ist zu fühlen, was so eben in seinem Inneren vorgeht ist ihm nicht bewusst. „Allen wollte wohl, dass ich dich zu Gesicht bekomme so aufgeregt wie er am Weg hierher war“ sagt er noch, seine Stimme immer mehr ein fahler Abglanz von dem was sie eigentlich sein sollte. „Doch wenn ich ehrlich bin tut es weh jemanden wie dich eingesperrt in einem Aquarium zu sehen“ sagt er noch im leisen Ton, lächelt kurz, dann dreht er sich um und geht, dabei fühlt er deutlich wie ihm nun ein paar Tränen herabrinnen. Nein. Er kann nicht länger hier bleiben. Denn das Aussehen des Meermannes erinnert ihn zu sehr an die ihm geliebte Person welche er vor Jahren verlor. Rasch sich die Tränen zur Seite wischend geht er nun auf Lenalee und Allen zu, welche im Atrium offensichtlich auf ihn gewartet haben. Das Leuchten ist immer noch in den Augen seines Freundes zu sehen als er sich direkt neben diesen setzt und eingehend den Boden anstarrt. „Und, Lavi, wie findest du ihn?“ „Es schmerzt ihn anzusehen“ gibt er nun als ehrliche Antwort von sich, hat beide Hände nun direkt vor seinem Gesicht verschränkt und weiterhin diese Maske aufrecht die verhindert, dass seine Freunde auch nur ansatzweise bemerken wie kaputt er doch in seinem Inneren ist. Nur einer war in der Lage trotz seines schroffen und abweisenden Wesens auf ihn einzugehen und ihn zu verstehen. Doch an genau diese Person konnte er sich leider nicht mehr wenden. „Lasst uns gehen“ bringt er kurzerhand nun hervor, steht auf und steuert auf den Ausgang des Gebäudes zu. In seinen Augen war es doch ein gewaltiger Fehler gewesen zu zustimmen hierher zu kommen. Denn mit dem Ozean verbindet er nicht nur die Freiheit, sondern auch den Verlust den er auf so schmerzvolle Weise zu erleiden hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)