Momentaufnahmen von -Kiara ================================================================================ Kapitel 3: Geständnis --------------------- Mit zittrigen Knien stand Judai vor der Haustüre zu Yuseis Wohnung. Noch hatte er die Möglichkeit die Sache abzublasen und wieder Heim zu fahren. Nein, dafür war er so weit gekommen. Den Weg hätte er nicht auf sich nehmen müssen, nur um jetzt den Schwanz einzuziehen. Er hatte in der Bahn so gut wie möglich versucht, sich seine Worte zurecht zu legen. Aber sie wollten und wollten nicht richtig klingen. Und jetzt entfielen sie ihm alle. Gott, warum war das alles so schwer?! So etwas dämliches. Warum konnte nicht einfach alles so bleiben, wie es war? Aber irgendetwas in seinem Inneren schrie jedes Mal, wenn er mit Yusei unterwegs war und er nicht das tat, was er so sehnlich wünschte. Tu es! Tu es! Tu es! Ich kann nicht! Ich kann nicht! Ich kann nicht! Es war zermürbend! Und früher oder später würde ihre Freundschaft sowieso darunter leiden. Er musste es ihm sagen! Auch wenn er es nicht erwiderte. Dann wusste er es zumindest. Und dann? Tja, wer konnte das schon sagen. Judai hatte Angst darüber nachzudenken. Was, wenn es ihm unangenehm war und er ihren Kontakt abbräche? Was, wenn für immer diese merkwürdige Verlegenheit über ihnen hängen würde? Es würde nichts mehr so sein wie früher! Aber das war es jetzt ohnehin auch nicht mehr. Judai atmete tief durch und rang mit sich. Los, drück die Klingel. Drück sie. Steh deinen Mann! Doch kein Muskel bewegte sich. Er stand weiterhin regungslos vor der Türe. Konnte er etwas in der Wohnung hören? Vielleicht war er gar nicht Zuhause? Dann könnte er wirklich einfach wieder heimfahren. Wozu die Mühe. Er sammelte mit Sicherheit gerade seinen ganzen Mut, nur um in einer leeren Wohnung zu schellen. In diesem Moment drang ein dumpfes Lachen an seine Ohren. Mist. Er war da. Und Bruno war bestimmt bei ihm. Doppel-Mist. Sein Innerstes schrie erneut auf. Nun mach schon!! Judai kniff die Augen zu, hielt den Atmen an und betätigte die Klingel. Das Geräusch ließ ihn erschüttern. Er hatte es getan. Nun gab es kein zurück mehr. Sein Herz pochte, als wollte es ihm auf der Brust springen. Komm schon, beruhig dich. Es ist doch nichts. Du gestehst ihm nur deine Gefühle. Du hast ihm doch so oft gesagt, wie super du ihn findest. Es war doch beinahe offensichtlich— war es das? Vielleicht ahnte Yusei es ja schon? Machte es das einfacher? Schwer zu sagen. Vielleicht hoffte er auch nur inständig, dass dem nicht so war. Judai hörte Schritte, die sich der Tür näherten. Oh shit, oh shit! Er spürte, wie seine Knie nachgeben wollten. Reiß dich zusammen, Mann! Die Tür öffnete sich und ein überraschter Yusei blickte ihn an. „Judai! Ich hab gar nicht mit dir gerechnet. Möchtest du reinkommen? Bruno ist auch da.“ Natürlich war er das. Judai verzog keine Miene. Er starrte Yusei an und rang mit sich einen Ton von seinen Lippen zu bekommen. Aber er biss seine Zähne zusammen. Seine Brust hob und senkte sich mit jedem Atemzug. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Yusei besorgt. Los! Jetzt oder nie! Mach dich nicht noch lächerlicher als du dich eh machen wirst! Er ballte die Hände zu Fäusten. Wahrscheinlich zitterte er gerade am ganzen Leib, aber darauf konnte er nicht mehr achten. „Ich- … ich mag dich wirklich gerne! Sehr-sehr gerne!“, platzte er schließlich hervor. Judai konnte Yusei nicht ansehen. Er wusste nicht, ob er seine Reaktion ertragen könnte. Stattdessen starrte er auf den Boden. „Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt!“ Es war raus. Verdammt. Oh Gott. Er hatte es gesagt. Fuck. „Es tut mir Leid!!“ Er drehte sich um und nahm die Beine in die Hand. Er brauchte Yuseis Antwort nicht sofort. Er wollte sie gerade überhaupt nicht wissen. Die Flucht ergreifend nahm er zwei Stufen auf einmal. „Judai!“, hörte er Yusei noch hinter ihm her rufen. „Warte!“ --- Niedergeschlagen saß Judai auf seinem Bett. Er hatte es vermasselt, nicht wahr? Ohne stehen zu bleiben war er nach Hause gerannt. Er hatte Yuseis Rufen einfach ignoriert. Er hätte warten sollen. Oder? Selbst an Johan war er schnurstracks vorbei gerauscht. Als er die Tür aufschloss hatte er nur ein erwartungsvolles „Wie lief’s?“ von ihm mitbekommen. Jetzt saß er hier. Allein. Von der Stille eingehüllt. Und doch war es in seinem Kopf unglaublich laut. Was hatte er getan? Blödmann. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Vollidiot! Zu welchem Preis?! Es war eine dämliche Idee gewesen. Jetzt hatte er sich endgültig alles kaputt gemacht. Selbst der Motorradhelm auf der Kommode wirkte, als würde er ihn enttäuscht und missmutig ansehen. Judai fuhr sich durch die Haare. So ein Scheiß. Das Licht seines Handys blinkte wie verrückt. Er wusste, dass es ihn über verpasste Anrufe und eingegangene Nachrichten informieren wollte. Natürlich hatte es den ganzen Weg nach Hause immer wieder geklingelt. Und er Idiot ging nicht ran. Würde er wenigstens aufhören, dumme Sachen zu machen! Es klopfte vorsichtig an seiner Zimmertüre. Mit Sicherheit Johan, der nach dem Rechten sehen wollte. „Herein“, murmelte er. Langsam öffnete sich die Türe und ein Schopf schwarzer Haare schob sich durch den Spalt. Sie öffnete sich weiter und Judai blickte auf. Ohne ein Wort zu sagen trat Yusei in sein Zimmer. Dieses Mal war es an Judai überrascht zu schauen. War Yusei ihm gefolgt? Hatte er extra— Judai schluckte den Kloß in seinem Hals runter. Für eine Weile sahen sich beide schweigend an. „Ich mag dich auch sehr gern“, sagte Yusei schließlich ruhig. Judai wartete auf das Aber. Aber lass uns einfach Freunde bleiben? Aber ich bin mit Bruno zusammen? Aber ich habe eine Verlobte, von der du nichts weißt?
Doch es kam nichts. Seine Aussage schwebte stand im Raum. Ohne Wenn und ohne Aber. Allmählich realisierte Judai, was er gesagt hatte. Was es bedeutete. Und mit einem Mal fiel ihm ein gigantischer Stein vom Herzen. Ein Lächeln zog an seinen Lippen. Erst war es ein zittriges Schmunzeln und dann ein erleichtertes, glückliches Lachen. Judai sprang von seinem Bett, durchquerte den Raum mit einem Satz und warf seine Arme um Yuseis Hals. In diesem Moment zerschellten all seine schrecklichen Gedanken und lösten sich in Luft auf. Er war einfach nur froh und glücklich und umarmte Yusei mit all den Gefühlen, die er so lange unter Verschluss gehalten hatte. Er murmelte ein „Danke“ in seine Schulter und machte keinerlei Anstalten die Umarmung so früh schon zu lösen. Es war ein wundervolles Gefühl. Yuseis Arme um ihn geschlungen. Seine Wärme. Und das Klopfen ihrer beider Herzen. Nach einer halben Ewigkeit lösten sie sich langsam voneinander. Judai grinste Yusei mit seinen strahlenden Augen an. Er hob seine Hand und tippte sanft mit Zeige- und Mittelfinger auf Yuseis Brust. „Gotcha.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)