Momentaufnahmen von -Kiara ================================================================================ Kapitel 1: Alkohol ------------------ Okay, vielleicht hatte er einen oder zwei über den Durst getrunken. Aber wenn es etwas zu feiern gab, dann konnte sowas schon mal passieren. Immerhin hatte Judai dabei sein dürfen, als Yusei sein erstes Rennen gewann. Da hatten sie im Three Harpies dann halt noch gut Party gemacht. Da vergaß man eben, das wievielte Glas man gerade trank, wenn einem immer wieder nachgeschenkt wurde. Man wollte schließlich nicht unhöflich sein und es stehen lassen. „Trink noch einen! Trink noch einen!“, war es immer wieder von allen Seiten gekommen. Die typische japanische Trinkkultur. Yusei hatte sich gut rausreden können. Der musste immerhin noch fahren. Für jedes Bier der anderen trank er eben einen Softdrink oder etwas anderes nicht-alkoholisches. Amüsiert hatte er sich trotzdem gut. Inzwischen war es an der Zeit die Heimreise anzutreten. Judai leerte sein letztes Glas und stellte es mit einem lauten Klonk auf dem Tisch ab. „So! Schluss für heute!“, lallte er grinsend, aber bestimmt. Beim Aufstehen spürte er, wie seine Beine etwas nachgaben. Hoppla. Wann war das mit dem Gleichgewicht so schwer geworden? Wenn man so dasaß merkte man gar nicht, dass die Welt dezent angefangen hatte, sich zu drehen. Naja, das sollte noch funktionieren. So weit war der Weg ja nicht. Er schob seinen Stuhl heran, wünschte dem Rest eine gute Nacht und wankte Richtung Ausgang. Es tat gut die kühle Nachtluft einzuatmen und so verweilte er eine Weile im Türrahmen. Wie kam er von hier nochmal am besten nach Hause? Wo er so darüber nachdachte fiel ihm auf, dass er noch nie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von hier aus Heim gefahren war. Schon gar nicht um diese Uhrzeit. Fuhr überhaupt noch etwas? Zu seinem Glück tauchte Yusei neben ihm auf und legte behutsam die Hand auf seine Schulter. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er ruhig. Judai nickte. „Jah. Ich… weiß gerade nur nicht, wie ich fahren soll.“ „Wenn du magst, kannst du heute wieder mit zu mir“, bot Yusei an. Stimmt, das war definitiv näher und leichter zu erreichen. „Oh, wenn ich darf gerne“, lächelte Judai und versuchte seine Zunge im Zaum zu behalten. Deutlich zu sprechen wurde definitiv zu anstrengend. Da musste man sich ja konzentrieren. Aber er wollte auch nicht hoffnungslos betrunken wirken. Es ging ja noch. Er war nur… ziemlich beschwippst. Wie sich Motorradfahren im Moment auf seinen Magen auswirken würde? Ihm war immerhin noch nicht schlecht geworden. Eigentlich fühlte er sich noch ziemlich fit. Also abgesehen davon, dass er langsam richtig müde wurde. Die wohlige Wärme in ihm war Schuld. Die Fahrt zu Yuseis Wohnung war gut zu überstehen. Bedacht hatte Yusei Rücksicht auf seinen Zustand genommen und war im gemäßigten Tempo gefahren. Gerast war er an diesem Abend eh schon genug. Er wollte nicht provozieren, dass Judai sich in seinen Helm oder sonst wohin übergab. Einen Arm um seinen Freund geschlungen stiegen sie die Treppen hinauf. Im Laufe der Fahrt hatte sich der letzte Rest Alkohol in Judais Blutkreislauf reingeschleust und er wurde noch unsicherer auf den Beinen als er vorher schon war. Außerdem nörgelte er, dass er zu müde war um Treppen zu steigen. Tragen konnte Yusei ihn nicht, also bot er ihm eben an, dass er ihn stützte. In der Wohnung angekommen stolperte Judai aus seinen Schuhen und torkelte ins Wohnzimmer. Die Couch sah bequem aus. Sitzen tat jetzt bestimmt gut. Oder liegen - liegen war besser. Bei näherer Betrachtung… nein, liegen war schlecht. Da drehte sich alles nur umso mehr. Er lag doch nur waagerecht, wieso wollte die Welt plötzlich über Kopf stehen? So elegant er es konnte - was in diesem Zustand auf einer Skala von 1 bis 10 eine -5 darstelle…. - richtete er sich wieder auf und schnaufte. Zu warm war ihm auch noch. Judai spürte, wie seine Ohren förmlich glühten. Von seinem Gesicht mal ganz abgesehen. Und sein Hemd roch auch noch nach Schweiß, Bier und Zigarettenqualm. Unangenehm. Ungeschickt versuchte er es über seinen Kopf zu ziehen. Nein, das wäre einfacher, wenn er die Knöpfe vorher öffnete. Aber die wehrten sich auch noch. „Soll ich dir helfen?“, fragte Yusei, der sich nicht weiter ansehen konnte, wie hilflos Judai mit dem Hemd rang. Soweit er wusste war es auch noch Johans. Der würde es bestimmt nicht gutheißen, wenn Judai aus Frust einfach das Hemd aufriss und alle Knöpfe dabei abfallen würden. Matt nickte Judai. Das war schon ein bisschen peinlich. Yusei trat an ihn heran und kniete sich vor ihm hin, um besser an das Hemd zu kommen. Irgendwie… war das heiß. Also, Judai war heiß… aber… moment. Weitaus geschickter als er selbst knöpfte Yusei ihm das Hemd auf. Irgendwas lief da falsch in ihm. Sein Körper reagierte völlig unangemessen. Ihm wurde in einer Region heiß, die gerade überhaupt nicht anspringen sollte! Oh bitte nicht. Nein. Gott. Von allen unpassenden Situationen. Warum jetzt. Er sollte schleunigst die Toilette aufsuchen. Judai saß ziemlich apathisch da, und war zu sehr damit beschäftigt zu realisieren, was da gerade in und mit seinem Körper passierte. Yusei musste es als eine Art betrunkene Trance oder so etwas gedeutet haben, als er seufzte und ihm kurzerhand einfach selbst das Hemd von den Schultern, die Arme hinunter zog. Fuck. Sein Körper reagierte definitiv über. Bitte lass es Yusei nicht bemerken, dachte Judai inständig. Ihn so nah zu spüren, wie seine Hände den Stoff hinunterzogen. Das war zu viel. Judai biss sich auf die Lippen und unterdrückte so gut er konnte ein Stöhnen, als ein Beben seinen Körper durchfuhr. Oh. Gott. Nein. Judais Gesicht glühte noch mehr. Falls das überhaupt möglich war. Am liebsten wollte er, dass ihn das Sofa verschlang und nie wieder ausspuckte. Oh Gott, war das peinlich. Hatte Yusei es bemerkt? Bestimmt. Wie konnte man das auch nicht bemerken. Fuck. Er hatte keine Worte dafür, wie unangenehm ihm das war. „Ich… muss kurz ins Bad“, entschuldigte er sich und stieß sich von der Couch ab. Plötzlich fiel es ihm viel leichter geradewegs auf ein Ziel zuzulaufen. Vielleicht hatte ihn die Beschämung ernüchtert. Eilig schloss er die Badezimmertür hinter sich und spritzte sich am Waschbecken kaltes Wasser ins Gesicht. Wie bekam er jetzt die Sauerei aus seiner Shorts? Judai rollte sich Klopapier von der Rolle und begann die Innenseite seiner Unterwäsche abzutupfen. Es klopfte sanft an der Tür. „Ich habe dir frische Schlafklamotten rausgesucht. Soll ich sie dir reinreichen?“, fragte Yusei ruhig. Judai schmiss das gebrauchte Papier ins Klo und öffnete die Türe einen Spalt breit, um die Sachen entgegen zu nehmen. Keiner sah dabei den anderen an. Der eine aus Höflichkeit, der andere aus Scham. Neben einer bequemen Jogginghose und einem, ihm zu großen, T-Shirt fand er auch eine frische Boxershorts in dem Stapel. Yusei war so lieb und diskret. Und dafür war Judai ihm unglaublich dankbar. Er verlor kein Wort aber half ihm in seiner Not. Als Freund war Yusei einfach unersetzlich. Judai schätzte ihn so sehr. Er zog sich die Wechselkleidung an und wusch seine Hose im Waschbecken aus. Warum stand er andauernd hier und musste dafür sorgen, dass seine Klamotten wieder einigermaßen annehmbar aussahen? Glücklicherweise hatte Judai sogar inzwischen eine Zahnbürste hier, für solche spontanen Übernachtungen. Es tat gut den Alkoholgeschmack loszuwerden. Erschöpft aber sauber - und sich wieder halbwegs menschlich fühlend - verließ er das Bad und torkelte zurück zu Yusei ins Wohnzimmer. Dieser hatte sich bereits ebenfalls bettfertig gemacht. „Besser?“, fragte er ohne dabei spezifisch darauf einzugehen, was er meinte. Judai nickte einfach stumpf. „Na komm, dann legen wir uns schlafen.“ Erneutes Nicken. „Hältst du mich wieder fest, damit die Welt sich nicht so krass dreht?“, bat Judai leise. Yusei lächelte. „Natürlich.“ Er schlang einen Arm um Judais Tallie und dort blieb sie auch und ließ ihn die ganze Nacht nicht mehr los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)