Barfuß im Regen von -Luna- (OS) ================================================================================ Kapitel 1: OS ------------- Das kleine Sommerfest vor dem Crown, dass Motoki eigens für uns veranstaltet hatte, war ein voller Erfolg gewesen und wir hatten alle ausgiebig gefeiert und die gemeinsame Zeit genossen, bevor es für einige von uns nun hieß, Abschied zu nehmen. Die unbeschwerte Zeit war vorüber, die Schule hatten wir erfolgreich abgeschlossen und nun starteten wir alle in einen neuen Lebensabschnitt. Einige von uns begannen eine Ausbildung, andere fingen ihr Studium an ... leider trennten sich damit unsere Wege vorübergehend, aber dennoch hatten wir uns geschworen, uns niemals aus den Augen zu verlieren und Kontakt zu halten. Unser letzter gemeinsamer Abend endete daher mit einem kleinen Schwur - wir würden uns jedes Jahr zur gleichen Zeit wieder für dieses kleine Sommerfest am Crown treffen und unsere Freundschaft und tiefe Verbundenheit feiern. Ich, meine Mädchen, Motoki und ja, eben auch Mamoru. * Ich blickte zu ihm hinüber, während wir stillschweigend nebeneinander herliefen. Er hatte Motoki versprochen, mich noch nach Hause zu bringen, nachdem es bereits leicht dämmerte und um diese Zeit kein Bus mehr in meine Richtung fuhr. Eigentlich hatte er mich erst mit seinem roten Sportwagen nach Hause fahren wollen, doch ich hatte dankend abgelehnt. Ich wollte einfach noch nicht so schnell nach Hause; ich wollte einfach noch ein wenig den frühen Morgen und die aufgehende Sonne genießen und so bat ich Mamoru, den 20 minütigen Weg zu Fuß zu gehen. Erst hatte er die Augen verdreht, doch nachdem ich ihn als unspontanen Baka bezeichnet und ihm in den Arm geknufft hatte, gab er schließlich nach. Und nun genoss ich diese letzten ruhigen Minuten, genoss die Zeit mit ihm. Kurz überlegte ich, ob Motoki ihn bewusst gebeten hatte, mich nach Hause zu begleiten und musste darüber schmunzeln. Natürlich hatte er! Er wusste, was ich für seinen besten Freund empfand und eben auch, dass ich bis heute nicht über meinen Schatten hatte springen können. Nicht nachdem ich immer wieder das Gefühl hatte, dass ich ihm lästig und peinlich sei. Aber irgendwie hatte sich dieses Gefühl gegeben und je älter wir alle wurden, umso mehr hatte er sich in unsere Clique integriert. Leider machte es die Tatsache nicht besser, dass ich unter meinen unausgesprochenen Gefühlen für ihn - mal mehr, mal weniger - litt. Ich konnte einfach nicht; nicht solange diese Selbstzweifel an mir nagten, dass ich nicht gut genug für ihn wäre. Daran konnten auch die aufmunternden und ermutigenden Worte der Mädchen nichts ändern. Selbst Motoki hatte es irgendwann aufgegeben, mir Mut zu zu sprechen... doch heute, heute war alles anders gewesen. Alles war unbeschwerter und ich fühlte mich gerade ein wenig melancholisch. Und so lief ich ein Stück näher neben ihm, ergriff seine Hand und blieb stehen, während mein Herz mir bis zum Hals schlug. Jetzt oder nie! "Mamoru? Warte! Bitte, ich möchte noch nicht nach Hause. Ich möchte gern noch ..." Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter, der dazu führte, dass ich anfing zu stammeln, nachdem er sich zu mir gedreht hatte und mich nun stirnrunzelnd ansah. "...naja, also, ich möchte gern noch ein wenig Zeit mit dir verbringen!" Puh, nun war es raus und doch wagte ich es nicht, ihn anzusehen. Jedenfalls nicht bis zu dem Moment, wo er seinen Arm um mich legte und wir langsam weiter liefen. Ich stutzte, als er mit mir jedoch in eine andere Richtung als zu meinem Elternhaus lief. Doch ich fragte nicht weiter nach, sondern genoss einfach sein Nähe und den Umstand, dass er noch immer seinen Arm um mich gelegt hatte. "War dir meine Anwesenheit nicht eigentlich immer zu wider?", fragte er plötzlich und ich blickte überrascht zu ihm empor. Unbeirrt setzte er seinen Weg fort und würdigte mich keines Blickes, obwohl ich wusste, dass er auf eine Antwort von mir wartete. "Wie kommst du denn darauf? Natürlich nicht!", antwortete ich hastig und erneut beschlichen mich Zweifel. "Ist dir nie aufgefallen, dass wir bisher nicht einmal wirklich normal miteinander gesprochen haben? Entweder wir haben uns ein hitziges Wortgefecht geliefert oder uns angeschwiegen; von unseren anfänglichen Streitereien gar nicht zu reden..." Nun blieb er doch stehen, nahm den Arm von meinen Schultern und blickte mit starrem Blick auf mich hinunter. "Versteh mich nicht falsch, Usagi, aber was hat dein plötzlicher Sinneswandel zu bedeuten?" Die Zweifel verstärkten sich und ich biss mir, unsicher geworden, auf die Unterlippe. Was sollte ich ihm denn jetzt nur antworten? Dass ich trotz unter fortlaufenden Streitereien total in ihn verschossen war? Dass er mich schon vom ersten Augenblick an mit seinen tiefblauen Augen gefesselt hatte? Nein, ich konnte mir nicht die Blöße geben, nicht nach seiner Reaktion gerade. "Hattest du nie den Wunsch, dass sich das mal ändert? Dass wir einfach wie normale Freunde miteinander umgehen können?", fragte ich gerade heraus und wandte mich ihm direkt zu. Er hatte seine Hände unterdessen in die Taschen seiner schwarzen Anzughose gesteckt und ich schluckte bei seinem Anblick, wie er so dastand und mich aufmerksam musterte. "Freunde? Siehst du mich wirklich als Freund?" Seine Gegenfrage brachte mich völlig aus der Fassung und ich musste mich abwenden. "Weißt du Mamoru, auch wenn es nie den Anschein hatte, aber ich mochte dich von Anfang an. Ich mochte es, wenn wir uns unsere hitzigen Wortgefechte geliefert haben, denn dann hatte ich deine volle Aufmerksamkeit, während du mich sonst keines Blickes gewürdigt hast", brachte ich leise hervor und zuckte zusammen, als mich die ersten Regentropfen trafen. Minutenlang standen wir so da, mitten auf der Straße, völlig regungslos und stumm. Keiner sagte etwas, während der Regen allmählich zunahm. Ich verspürte einfach nicht den Drang, mich von hier fortzubewegen, weg von ihm, dem Regen entfliehend... nicht solange er kein Wort gesagt und damit auf mein Geständnis reagiert hatte. Und obwohl meine Füße allmählich weh taten, blieb ich weiter stehen, bis ich einfach meine Schuhe auszog. Das angenehm kühle und feuchte Boden unter meinen nackten Füßen tat gut und ich seufzte kurz über diese Wohltat, bis Mamorus Stimme mich aufhorchen ließ. "Du hattest immer meine Aufmerksamkeit!" Überrascht blickte ich zu ihm und verfolgte, wie er sich durch sein schwarzes, mittlerweile nasses Haar fuhr, ehe er kurz die Augen schloss, um dann seinen Blick direkt auf mich zu richten. Oh Herr im Himmel, konnte dieser Kerl überhaupt noch hinreißender sein? Konnte sein Blick noch durchdringender sein, als in diesem Moment? Völlig erstarrt stand ich ihm gegenüber, beinahe völlig durchnässt und Barfuß, während mein Herz aus meiner Brust zu springen drohte und ich kein Wort über die Lippen brachte. "Immer...!", raunte er mit immer leiser werdender Stimme und legte den Kopf schief. "Aber wie ist das bei dir? Ist es nicht eher so gewesen, dass du allen möglichen Leuten um dich herum deine Aufmerksamkeit geschenkt hast? Denn sonst hättest du gemerkt, dass ich immer nur Augen für dich hatte, Usagi." "Aber... aber..." Mehr brachte ich einfach nicht hervor, denn ich war völlig perplex und überrascht von seinen Worten; von seinem Geständnis; von der Tatsache, dass er scheinbar doch mehr für mich empfand. War das hier etwa das klassische "Wir leben neben einander her, reden aneinander vorbei und lieben einander doch so sehr"!? Ich schüttelte leicht den Kopf und wollte mich abwenden, als Mamoru nach meinem Handgelenk griff und mich damit am weitergehen hinderte. "Willst du jetzt einfach davon laufen?", fragte er und ich konnte den missbilligenden Unterton deutlich heraus hören. "Mein Gott Usagi, weißt du wie oft ich mich schon gefragt habe, was in dir vorgeht? Aber jetzt... jetzt möchte ich darauf endlich eine Antwort!" "Es macht mich einfach schier wahnsinnig!", entfuhr es mir schließlich und ich ballte unbewusst meine Hände. "Es macht mich wahnsinnig, wenn du in meiner Nähe bist, ich mir aber in jeder Sekunde darüber im Klaren bin, dass ich dich niemals haben kann. Ich meine, was will jemand wie du mit einer wie mir? Und weißt du, was mich noch wahnsinnig macht? Dass ich ohne nachzudenken, trotzdem immer an dich denken muss..." Augenblicklich ließ ich den Kopf und die Schultern hängen, während ich verzweifelt gegen die aufsteigenden Tränen kämpfte. Mein ganzer Körper zitterte, bebte ... ich hatte keine Ahnung, ob es gut oder schlecht war, dass ich mich ihm nun schlussendlich doch offenbart hatte. "Usagi..." Seine Stimme war plötzlich sanft; die Art, wie er meinen Namen aussprach, einfühlsam; und es jagte mir einen Schauer über den Körper, als er seinen Arm erneut um meine Schultern legte und unsere Körper näher aneinander drängte. "...du machst mich doch genauso wahnsinnig, meine kleine Weichbirne!" Und dann zog er mich ohne ein weiteres Wort, und ohne meine Reaktion abzuwarten, weiter. Alles in mir kribbelte vor Anspannung und ich fühlte mich aufgrund seiner Worte plötzlich wie beflügelt, während ich neben ihm Barfuß im Regen lief. * Irgendwann hatte ich meinen Orientierungssinn und auch mein Zeitgefühl verloren und war still neben ihm her gelaufen, mit seinem Arm um meine Schulter und seinem durchtrainierter Körper derart nahe, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte; bis wir plötzlich an der Rainbow Bridge angelangt waren, die zu Odaiba hinüber führte. Ich war immer wieder erstaunt, wie schön diese kleine aufgeschüttete künstliche Insel in der Bucht von Tokio doch war und ich liebte die schöne Promenade. Wir liefen weiter bis an die Brüstung der Brücke, bis wir einen perfekten Blick auf den einzigen Sandstrand in ganz Tokio hatten, an dem sich zu dieser frühen Morgenstunde nur ein paar Jogger verirrt hatten. Ansonsten war dieser Bereich noch recht ruhig gelegen und verlassen, doch es würde nicht mehr lange dauern, bis der alltägliche Ansturm und Lärm wieder von vorn losging und der Bereich von Familien und Touristen überlaufen war. Kurz lehnte ich mich ein Stück über die Brüstung und reckte mein Gesicht gen Himmel, um ein paar Sonnenstrahlen der aufgehenden Sonne zu erhaschen, die diesen Ort gerade in ein herrlich sattes rot-orange tauchte und alles ein wenig idyllischer erscheinen ließ. Es war einfach herrlich, denn trotz der aufgehenden Sonne spürte ich noch immer die Regentropfen in meinem Gesicht und Mamoru neben mir. Er hatte sich ebenfalls über die Brüstung gelehnt, dabei aber sein Gesicht mir zugewandt. "Was ist?", fragte ich ihn und strich mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ist es dir angenehm, wenn ich dich anschaue? Vorhin meintest du noch, ich hatte dir zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Jetzt schaue ich dich an, nehme wahr, wie du die Sonnenstrahlen als auch die Regentropfen genießt, während du seit geraumer Zeit Barfuß im Regen neben mir stehst; und es ist dir nicht recht?" Ich errötete unter seinen Worten und seinem durchdringenden Blick. Ja, er hatte mich tatsächlich aufmerksam beobachtet, aber es war mir nicht direkt unangenehm. Nein, es war eher ungewohnt, was aber nicht hieß, dass ich es nicht genoss, wie er mich gerade ansah. "Wie kommst du darauf, dass es mir nicht recht ist? Es ist immerhin deine Entscheidung, wen du anschaust und auch, wem du deine Aufmerksamkeit schenkst, Mamoru." "Du machst es dir gerade ganz schön einfach. Es geht hier doch nicht allein um meine Entscheidung!", erwiderte er und wandte sich mir nun gänzlich zu, wobei seine Hand nun meine Arm berührte und es mir erneut eine Gänsehaut bescherte. "Es geht hier darum, was du willst und ich ebenso..." Seine tiefe Stimme hallte in mir nach; sein Blick hielt mich gefangen und katapultierte mein Herzschlag in ungeahnt Sphären. "Was willst du denn?", hauchte ich ihm entgegen und verfolgte, wie er sich langsam zu mir hinunter beugte. Himmel, was geschah hier gerade? Ich war kurz davor, vor Verlangen nach ihm zu zergehen, hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper, meine Gefühle und meine Gedanken. Ich wollte einfach nur noch eins... dass er das tat, woran ich gerade nur noch denken konnte und wonach sich alles in mir sehnte. "Was ich will?", fragte er im Gegenzug und ich hielt automatisch den Atem an, als er mich näher an sich zog und ich seinen Atem auf meinen Lippen spürte. "Etwas, was ich schon so lange tun will...... dich küssen!" Und dann tat er es einfach. Er küsste mich ... er küsste mit einer Intensität und Leidenschaft, die keine Zweifel mehr daran ließ, was er für mich empfand. ___________________________________ "Der schönste Moment ist, wenn du mitten im Kuss anfängst zu lächeln, weil du dein Glück kaum fassen kannst." (Unbekannt) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)