Bird On A Wire von yezz ================================================================================ Kapitel 81: Eine wirklich schöne Bescherung ------------------------------------------- Yūri atmete auf, als sie zurück in Victors Wohnung waren und von Yurio weiterhin keine Spur gewesen war. Es war nicht so, dass er sich sonderlich Sorgen machte, dass Yurio sie hören würde, immerhin war die Wohnung nicht hellhörig und Yurios und Victors Schlafzimmer teilten sich keine Wand. Es waren vielmehr zwei andere Gründe: Zum einen mussten sie nicht noch Small Talk mit ihm führen und zum anderen – und das fiel viel mehr ins Gewicht – brauchte sich Yūri nicht zurückhalten, bis sie in Victors Schlafzimmer kamen. Genau aus diesem Grund wartete Yūri auch gerade nur so lange, bis Victor seine Jacke an den Haken der Garderobe gehangen und seine Schuhe ausgezogen hatte, um von hinten an ihn heranzutreten und seine kalten Finger unter Victors taubenblauen Pullover. So sehr er am Anfang für Victor in seinen meist maßgeschneiderten Anzügen geschwärmt hatte, hatte er doch mittlerweile den legerer gekleideten Victor noch mehr zu lieben gelernt. Was aber vor allem daran lag, dass er in Jeans und Pullover oder Shirt einfach diesen häuslichen, heimischen Touch hatte. Gerade das ließ Yūris Herz höher schlagen. Immerhin war er es, der ihn so sehen und erleben durfte. Yūri konnte nicht nur spüren, sondern auch sehen, wie ein Schauder Victor durchfuhr. Doch er hatte sich schnell erholt und drehte sich zu Yūri um. Yūri spürte Victors Hände auf seinen Schultern. Langsam, ganz langsam strichen sie über die Wolle seines Pullovers und fuhren die Arme entlang, zogen sie von Victors Körper, bis sich ihre Finger ineinander verschränkten. Sanft schob ihn Victor nach hinten, sodass Yūri vorsichtige Schritte rückwärts machen musste. Er kannte Victors Wohnung mittlerweile sehr gut, aber hatte dennoch Angst, gegen etwas zu stolpern. „Glaubst du etwa, ich würde zulassen, dass du über irgendetwas fällst und dir wehtust, Любимый?“, lachte Victor leise an seinem Ohr. Natürlich hatte er seine Gedanken erraten. Victors Finger verstärkten den Griff um Yūris. Er spürte, wie Victor die Arme anhob und hatte keine andere Wahl, als seine Arme auch langsam nach oben zu führen. Fast gleichzeitig spürte er die Wand gegen seinen Rücken. Im nächsten Moment hielt Victor Yūris Hände über dessen Kopf fest und küsste ihn leidenschaftlich. Sein Körper presste sich gegen Yūris und er merkte, dass nicht nur er noch auf eine ganz andere Art von Bescherung aus war. Yūri hob seine Hüfte ein wenig an, um mehr Reibung zu erzeugen, was mit einem Keuchen von Victor quittiert wurde. Sicher, nun wieder etwas mehr Oberhand zu bekommen, hakte er ein Bein hinter Victors Beine ein und zog ihn noch enger an sich. „Ist dir überhaupt klar, was du mit mir anstellst, Любимый?“, stöhnte Victor in Yūris Mund. Selbstsicher bewegte er weiter seine Hüfte, bis Victors Körper mit einem Mal nach vorne schoss und ihn vollständig an die Wand drückte. „Wenn du so weitermachst, ist der Abend schneller zu Ende, als wir beide wollen.“ Victors Stimme war heiser vor Verlangen. Ein wohliger Schauer durchfuhr Yūri. Für ihn war es immer noch ein Wunder, dass Victor so sehr auf ihn reagierte. Yūri haderte mit sich, ob er den Spieß herumdrehen sollte oder ob er sich einfach fallen lassen sollte. Es war für ihn nur allzu leicht, Victors Berührungen und den Druck seines Körpers zu genießen. Er wurde einfach viel zu schnell zu Pudding in Victors Fingern. Halbherzig versuchte er, Victor von sich zu schieben, was aber ohne die Hilfe seiner Arme schon fast unmöglich schien. Kurz unterbrach Victor ihren Kuss und brachte etwas Abstand zwischen ihre Gesichter, während er missbilligend mit der Zunge schnalzte. „Любимый, was glaubst du, was du da tust? Ich dachte, ich dürfte heute noch mehr Geschenke auspacken?“, er grinste, doch seine Augen waren dunkel vor Verlangen. Für einen kurzen Moment verschlug es Yūri die Sprache. Er schluckte, um sich zu sammeln und grinste dann zurück. „Ich dachte, ich lasse dich vorher noch ein bisschen dafür arbeiten. Es ist doch langweilig, immer alles umsonst zu bekommen, oder Vitya?“, gab er zurück. Victor schnaubte. Dann kam er mit seinem Gesicht wieder näher und fing an, Yūris Kiefer entlang zum Ohr zu küssen. Dabei lockerte er den Griff um Yūris Handgelenke nicht. Als er an Yūris Ohr angekommen ist, flüsterte er heiser: „Pass auf, Любимый. Wenn du weiter so unartig bist, muss ich die Handschellen aus dem Adventskalender verwenden, den Alan uns geschenkt hat.“ „Da sind Handschellen drin gewesen?“, fragte Yūri mit brüchiger Stimme und hörte Victors dunkles Glucksen daraufhin. „Keine Ahnung, wir haben ihn nie komplett geöffnet. Aber in solchen Kalendern sind doch immer Handschellen, oder?“ „Gut möglich“, begann Yūri, doch dann kam ihm ein Einfall: „Ansonsten kannst du ja eine deiner Krawatten nehmen.“ Er wusste, dass er Victor damit nur ärgern würde. Er war sich sicher, dass seine Anzüge ihm hoch und heilig waren. Doch mit dem Zögern von Victor hatte er nicht gerechnet. „Vitya? Wägst du jetzt etwa tatsächlich zwischen mir und deinen Krawatten ab?“, neckte er daher in gespielter Empörung. Sofort spürte er wieder Victors Lippen auf seinen. Er küsste ihn fordernd, spielte mit seiner Zunge und presste wieder seinen Körper gegen Yūris. „Vielleicht solltest du mich einfach nicht in Versuchung führen, Любимый. Und jetzt haben wir genug geredet.“ Doch Yūri konnte es heute einfach nicht lassen. „Schade, ich hatte gehofft mit dir die Zeitstränge und Verbindungen der Charaktere von Cloud Atlas mit dir zu diskutieren.“ Victor brachte ein paar Zentimeter Abstand zwischen ihnen und musterte Yūri kritisch. „Du bist heute verdammt frech. Aber wenn du es drauf anlegst, gucken wir erst den Film zusammen. Ich nehme an, du hast das Buch gelesen?“ Das irritierte Yūri ein wenig. Noch mehr, als Victor sich umdrehte und auf das Sofa zusteuerte. Meinte Victor das wirklich ernst? Wollte er ihn jetzt so in der Luft hängen lassen? Anfüttern und dann hinhalten? Aber war er es im Prinzip nicht selbst schuld? „Was stehst du denn noch da rum, Любимый? Ist etwas?“, riss Victors Stimme ihn aus seinen Gedanken. Doch ein Blick ins Victors Gesicht, auf das kleine Grinsen, das seine Mundwinkel umspielte und die hochgezogene Augenbraue verrieten ihn. Nun, zwei konnten dieses Spiel spielen, beschloss Yūri und ging langsam auf Victor zu. Er versuchte betont lässig an Victor vorbei zu gehen, um sich auf das Sofa fallen zu lassen. Doch Victors Lachen ließ ihn innehalten. „Wir müssen wirklich noch an deinem Pokerface arbeiten“, lachte er und verschränkte seine Hand in Yūris. Yūri spürte den Zug in seinem Arm, während Victor ihn nun an seiner Hand Richtung Schlafzimmer zog. Er unternahm nichts, um sein erleichtertes Seufzen zu unterdrücken. Victor konnte sich an diesem Anblick einfach nicht satt sehen. Im Halbdunkeln seines Schlafzimmers lag Yūri mit deutlichem Rotschimmer auf den Wangen auf seinem Bett. Die Haare durcheinander, die Brille ein wenig schief. Victor liebte die zwei Seiten seines Partners. Manchmal war er verführerisch wie die Sünde höchstpersönlich und ein andermal einfach nur süß und fast schon schüchtern. Nach seinem Geschmack könnten sie beide zwar bereits wesentlich weniger ihrer Kleidung am Körper haben, aber dieses Geschenk würde er zu würdigen wissen. Nur langsam wollte er sich der Verpackung entledigen und jeden Zentimeter freigelegte Haut küssen und so würdigen, wie sie es verdient hatte. Alles an Yūri war für Victor berauschend. Ohne jemals einen Vergleich gehabt zu haben, stellte sich Victor so einen Drogenrausch vor. Er war süchtig nach Yūri und das Gute war, dass er sich dieser Art von Sucht ohne Sorge hingeben konnte. Als sich sein Mund um eine Brustwarze schloss, hörte er eine Mischung aus Stöhnen und Keuchen von Yūri. Auch von den Geräuschen, die er von sich gab, konnte Victor nicht genug bekommen. Er wollte alle Laute aus Yūri herauskitzeln. Leicht pustete er gegen Yūris Brustwarze und sah sofort, wie sich Gänsehaut bei diesem ausbreitete. Er könnte das stundenlang machen, doch gleichzeitig spürte er, wie er langsam an seine Grenzen kam. Yūris Neckereien waren nicht spurlos an ihm vorüber gegangen. Er mochte es, wenn Yūri seine verspielte Seite zeigte. Wenn er flirtete und plötzlich selbstsicher wirkt und so unglaublich sexy. Wenn seine Augen vor Belustigung funkelten. Aber auch, wenn er nichts weiter mehr als Pudding in seinen Händen war. Wenn er zusehen konnte, wie er Stück für Stück die Fassung verlor, bis er sich nur noch stöhnend und keuchend unter ihm windete. Oder über ihm. Das war ihm eigentlich völlig egal. Hauptsache er war es, der das mit ihm anstellte. Nachdem Victor Yūri den Pullover über den Kopf gezogen hatte, kümmerte er sich nun um Yūris Boxer. Jetzt lag Yūri nackt vor ihm und Victor musste unwillkürlich seufzen. „Любимый, du hast keine Ahnung wie schön, einzigartig und sexy du bist“, sagte er, während er sich seinen Weg nach oben küsste, bis er seine Lippen auf Yūris legen konnte. So küssten sie sich eine Weile, spürten ihre Körper aneinander, fuhren mit ihren Händen über ihre empfindliche und erhitzte Haut. Als Victor kurz darauf endlich in Yūri versank, musste er kurz die Augen schließen, um nicht sofort zu kommen. Alles mit Yūri fühlte sich intensiver an. Er fühlte einfach mehr. Doch als sich Yūris Körper gegen seinen drängte und er ein lustvoll gestöhntes „Vitya“ hörte, waren alle Gedanken aus seinem Kopf verschwunden. Er war nur noch im Hier und Jetzt. Konzentrierte sich auf das Stöhnen, das Atem, das Keuchen von Yūri, wie sein Körper auf seine Stöße reagierte und wie sie beide einfach zusammenpassten, als wären sie füreinander geschaffen. Doch als Yūris Hände an seiner Brust leichten Druck ausübten, hielt Victor mit zusammengezogenen Augenbrauen inne. Doch seine Miene wurde augenblicklich weicher, als er das Feuer in Yūris Augen sah. Yūri drückte Victor weiter von sich und er verstand. Er legte sich auf den Rücken und sofort setzte sich Yūri rittlings auf ihn und nahm ihn wieder in sich auf. Ein kehliges Stöhnen entfuhr Victor. Seine Finger vergruben sich in Yūris Hüften, während dieser sich auf und ab bewegte, sofort ein schnelles, fast schon schonungsloses Tempo anschlug. Innerhalb kurzer Zeit war es Victor, der sich stöhnend unter Yūri wandte. „Oh Gott, Любимый. Ich kann nicht länger…“, brauch Victor keuchend und atemlos ab. Er griff nach Yūris Glied und pumpte ihn im Takt von Yūris Bewegungen. Als er spürte, wie sich Yūri stöhnend über seinen Bauch ergoss, kam Victor tief in ihm. Ihr Atem hatte sich wieder einigermaßen beruhigt. Victor hatte ihnen feuchte Waschlappen geholt, um sich eher schlecht als recht sauber zu machen. Noch zu sehr steckte der Orgasmus in ihren Knochen und machte sie, zusätzlich zu dem reichhaltigen Essen, schläfrig. Yūri hatte seinen Kopf an Victors Brust gebettet und so konnte er noch die schnellen und kräftigen Schläge des Herzens hören. Es war ein beruhigendes Geräusch. „Weißt du, was ein bisschen verrückt ist, Любимый?“, hörte er Victor wie durch Watte und kam nur langsam wieder zur Besinnung. „Hmm? Was Meinst du?“, fragte Yūri schlaftrunken. „Als wir uns nach dem Streit im Hotel wieder versöhnt hatten, habe ich mir geschworen, dass ich unsere Beziehung wegen so einem Mist nicht noch einmal gefährden werde. Heute Abend hatte ich wirklich Angst, dass du genug von mir hast“, Victors Stimme war voller Emotionen. Yūri richtete sich auf, um ihm ins Gesicht schauen zu können. Denn er wusste, dass er ehrlich zu Victor sein musste. „Ich war im ersten Moment geschockt, ja. Auch sauer, das muss ich zugeben. Aber nach deiner Erklärung wurde mir klar, wie viel wir einfach noch nicht voneinander wissen. Doch das kommt noch. Auch wenn ich mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen kann, kennen wir uns noch nicht so lange. Es kommt mir nur manchmal vor, als würden wir so ziemlich jedes Fettnäpfchen mitnehmen, das uns unterkommt.“ „Sag das noch mal.“ Victors Worte waren nur ein Flüstern, seine Augen waren weit, als hätte Yūri ihm gerade etwas völlig Neues und Unglaubliches erzählt. „Wir nehmen so ziemlich jedes Fettnäpfchen mit, das wir finden?“, wiederholte Yūri im vollen Wissen, dass es nicht das war, was Victor hören wollte. Aber so einfach würde er es ihm nicht machen. „Nein, das andere“, bat Victor und irgendetwas in seinem Blick ließ Yūri weich werden. Er schaute Victor fest in die Augen und wiederholte: „Ich kann und will mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen, Vitya.“ Victor fühlte sich wie auf Wolke Sieben, als er die Worte noch einmal aus Yūris Mund hörte. Es war keine wirkliche Überraschung, oder etwa doch? Manchmal wunderte sich Victor, wie so ein wundervolles Geschöpf wie Yūri es überhaupt mit ihm aushielt oder womit er ihn verdient hatte. Wenn es Karma wirklich gab, musste er wohl 10 Leben hintereinander Menschen gerettet haben oder sonstige Wundertaten vollbracht haben. Niemals hatte er damit gerechnet, dass ein Mensch wie Yūri überhaupt existierte. Er war einfach zu gut, um wahr zu sein. Am liebsten hätte sich Victor gekniffen. Dann realisierte er, dass er Yūri noch eine Antwort schuldig war. Er richtete sich ebenfalls ein wenig auf, um Yūri lang und innig zu küssen. „Любимый, du bist das Licht in meinem Leben. Wenn ich morgens aufwache, gucke ich sofort, ob du mir geschrieben hast. In jeder freien Minute auf der Arbeit denke ich an dich und ich freue mich schon auf den Feierabend, wenn ich den Rest des Tages mit dir verbringen kann. Es ist beängstigend, wie schnell du zu dem geworden bist, worauf ich mich an jedem einzelnen Tag am meisten freue. Du machst jede Sekunde meines Tages besser. Mir geht es also genauso. Ich will mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen und ich freue mich sehr darauf, mit dir in deine Heimat zu reisen und mehr über dich zu erfahren. Vielleicht lasse ich auch diesmal das ein oder andere Fettnäpfchen aus.“ Ein glückliches Grinsen umspielte Yūris Mundwinkel. „Natürlich musstest du den Moment noch kitschiger machen“, neckte er dann. „Hey, was kann ich dafür? Du bringst eben den Romantiker in mir zum Vorschein!“, echauffierte sich Victor gespielt, musste aber auch über beide Ohren grinsen. „Steht eigentlich das Angebot noch? Ich würde wirklich gerne Cloud Atlas gucken. Ist zwar kein Trash-Film, aber ich bin gerade definitiv zu aufgekratzt, um einzuschlafen“, gestand Yūri. „Dann sollten wir uns etwas anziehen. Ich glaube, Yurio würde es nicht gutheißen, uns so auf dem Sofa vorzufinden“, lachte Victor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)